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Here comes Napstablook.
AT 5 DF 4
This monster doesn't seem to have a sense of humor.
AT 5 DF 4
This monster doesn't seem to have a sense of humor.
Hallo, Reisender! Ich, der Inhaber dieses Profils, heiße dich herzlich willkommen. Ruh dich aus und sieh dich etwas um, fass aber bitte nichts an. Ich habe hart gearbeitet, um alles so verkommen, vergilbt und vermodert aussehen zu lassen.
Diese Zeilen erwarten dich auf der Fußmatte. Im Gegensatz zu ihrer Umgebung sieht die Fußmatte aus wie neu, fast unbenutzt, während jeder andere Gegenstand mit grauen Schlieren bedeckt ist. Die Asche, denkst du, das muss von der Asche aus dem Kamin kommen. Der Kamin ist eine offene Feuerstelle, ein Kachelofen, wie man ihn sonst nur von alten Märchenomas kennt. Im gesamten Zimmer riecht es nach Rauch und Gänsebraten. Es müsste dringend mal abgestaubt werden. Nur die Fußmatte, die ist vollkommen rein, kein bisschen Schmutz ist zu sehen. Dich beschleicht das Gefühl, dass Napstablook selten Besuch erwartet.
Obwohl du nur wenige Meter vom Kachelofen, in dem ein fröhliches Feuerchen vor sich hin brennt, zitterst du. Du kannst das Toben des Sturms draußen hören, das prasseln von dicken, schweren Regentropfen auf das Dach. Du kannst den Sturm förmlich spüren, als würde er direkt durch die Wände hindurch fegen. An einigen Stellen tropft Wasser herein, es wird von großen Eimern aufgefangen. Du riskierst einen Blick in einen dieser Eimer. Es schwimmen Goldfische darin.
Du weißt, dass es unhöflich ist, zu spionieren, aber die Neugier treibt dich weiter: Am anderen Ende des Raumes entdeckst du eine Tür. Sie ist weiß, hölzern, und an einigen Stellen blättert die Farbe ab und gibt den Blick auf das Billigholz, aus dem sie erbaut ist, frei. Mit zielsicheren Schritten durchquerst du das Zimmer, unter deinen Füßen stieben kleine Aschewölkchen aus dem grauen Teppich- zumindest ist er jetzt grau, doch wer weiß, was seine ursprüngliche Farbe gewesen sein mag.
Du öffnest die Tür und trittst in den nächsten Raum. Es ist sehr düster. Die Tür fällt hinter dir ins Schloss und nimmt das letze bisschen Wärme vom Kachelofen. Auch der wohlige Gänsebratengeruch ist wie weggeblasen. Es ist eisig kalt.
Als deine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, versuchst du dich, zu orientieren. Du befindest dich in einem Treppenhaus. Die Wände sind dunkelgrün und aus irgendeinem Grund feucht, du möchtest nicht wissen warum. Der Boden ist übersäht von Schleifspuren. Du näherst dich den Treppen und wirfst einen zögerlichen Blick in jede Richtung. Die Treppen verlieren sich in Schwärze. Ein beklemmendes Gefühl befällt dich.
Ein jäher Luftstoß aus den unteren Eingeweiden des Treppenhauses versetzt dir einen gewaltigen Schrecken. Es riecht nach moderndem Holz, alten Büchern und Benzin, aber da ist noch eine andere Note in dem Duftgemisch, etwas exotisches, wie Feuer, die in der Ferne brennen, aber mit einem Hauch Zimt darin. Ein Knall ertönt.
Das reicht jetzt aber, keine Zehn Pferde könnten dich da herunter kriegen! Du drehst dich auf dem Absatz um und schlägst den Weg nach oben ein. Die Treppen erwecken den Eindruck eines Wohnungskomplexes in dem Teil der Stadt, über den Mann sehr oft in der Zeitung liest, allerdings nicht in der Rubrik „gute Nachricht des Tages“. Du kommst an einigen Türen vorbei, hinter jeder steckt eine Geschichte, das kannst du spüren. Drei Paar Schuhe stehen vor der Wohnung eines „Dr. Carl Anderlecht“: Pinke Einhornpantoffeln, graue, edle Herrenschuhe und zwei nicht zusammenpassende Sneaker. Hinter einer blauen Tür mit einem Bullauge darin foltert jemand anscheinend ein Klavier. Von einer futuristisch aussehenden, aber von Schrammen und Graffiti in Mitleidenschaft gezogenen Tür dringen Schüsse und wummernde Dubstep-Bässe an deine Ohren. Eine vollkommen gläserne Tür gibt den Blick frei auf eine unmöglich dünne, papierweiße junge Frau mit einer beeindruckend spitzen Nase. Sie scheint leise vor sich hin zu singen, und dreht sich dabei um sich selbst, so übermenschlich anmutig und elegant, dass es unangenehm ist, zuzusehen. Du hastest weiter, und weiter, und weiter, aber du öffnest keine Tür. Es ist schließlich ein bisschen unhöflich, in die privaten Kammern eines Fremden einzutreten.
Du findest jedoch nicht, was du gesucht hast. Wo ist Napstablook?
Die Antwortet lautet: Nicht hier. In diesem Haus war schon lange niemand mehr. Napstablook ist sich selbst suchen gegangen, und alles in diesem Haus wartet auf eine Rückkehr, die vielleicht nie stattfinden wird.
Napstablook hat das Fenster offen gelassen, und manchmal, von Zeit zu Zeit, bringt ein Windstoß eine Botschaft aus fernen Gefilden mit sich: Den Geruch von Feuern, die in der Ferne brennen, und eine Spur Zimt darin.
heh