Tutorial: Wie verfasse ich eine aussagekräftige Kurzbeschreibung?
- Allgemeines
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Eine Kurzbeschreibung soll vor allem dazu dienen, potentiellen Lesern die Geschichte schmackhaft zu machen. Sie weckt Neugier, läd zum Lesen ein und kann Informationen zu Handlung, Charakteren, vorherrschenden Genres und weiteren Details der Geschichte verraten. Diese Funktion ist in etwa dieselbe von Rücken- oder Klappentexten realer Bücher, die probeweise in die Hand nehmen und nach einem kurzen Überfliegen dieses Textes entscheiden, ob wir dem Buch eine Chance geben wollen oder nicht. So kommen diesen wenigen Zeilen immense Bedeutung zu, denn jeder möchte schließlich, dass sein Werk gelesen (und damit geschätzt) wird.
Wie auch bei vielen anderen Themen gibt es kein allgemeingültiges Schema, mit dem man eine perfekte Kurzbeschreibung erstellen kann. Eine als „perfekt“ definierte Kurzbeschreibung variiert nicht nur von Autor zu Autor, sondern auch aufgrund des Genres der Geschichte, der Länge, des Plots und auch des Fandoms. Was bei einer Freien Geschichte vielleicht wunderbar wirkt, kann bei einer Fanfiktion deplatziert wirken oder Leser sogar abschrecken. Bevor ich also ins Detail mit Ratschlägen für verschiedene Arten von Kurzbeschreibungen gehen möchte, ist dies mein erster Rat: Allgemein perfekt gibt es nicht, was für Autor A wunderbar funktioniert muss noch lange nicht für Autor B gelten.
Allerdings gibt es dennoch ein paar allgemeine Kriterien, die man beim Schreiben einer guten Kurzbeschreibung beachten sollte. Natürlich jedem bekannt (und gewiss auch einleuchtend) sollten die Beachtung von einer guten Länge (nicht zu viel, nicht zu wenig) sowie korrekter Rechtschreibung und Grammatik sein.
Drei Arten von Kurzbeschreibungen möchte ich nun im Folgenden mit Vorzügen und Nachteilen vorstellen. Bei allen diesen Tipps rate ich allerdings jedem Autor, ob nun Frischling im Schreiben oder alter Hase: Hört auf eurer Bauchgefühl. Wenn ihr euch nicht sicher seid ob es so passt, lasst den Text einfach ein paar Tage liegen, bis ihr mit etwas Abstand noch einmal darauf blicken könnt. Oder lasst einen Unbeteiligten darüber lesen, den ihr fragt: „Machen diese Zeilen Lust auf mehr? Würdest du diese Geschichte lesen wollen? Wenn nein – warum nicht?“ Betriebsblindheit kennt jeder Autor, und so ist eine Betrachtung mit etwas Abstand oder durch eine zweite Person oftmals ein sehr guter Weg, um Fehlern auf die Schliche zu kommen und sie zu beheben, ohne sich schlecht fühlen müssen. Auch die Klappentexte von Bestsellern werden schließlich gründlich lektoriert.
- Typ 1: Die Kurzbeschreibung fasst die Handlung der Geschichte zusammen
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Der erste Typ der Kurzbeschreibung umreißt die Handlung der Geschichte in Grundzügen, deutete dabei vielleicht auf einen interessanten Konflikt hin, der eine zentrale Rolle spielt oder auch eine interessante Charakterkonstellation.
„Lisa Müller ist ein ganz normales Mädchen – bis sie eines Tages in der Stadtbibliothek ein seltsames Buch entdeckt, es aufschlägt und sich plötzlich mitten in Hogwarts wiederfindet! Dort begegnet sie nicht nur anderen Zauberschülern, sondern auch magischen Wesen und muss sich gemeinsam mit ihren neuen Freunden einer großen Bedrohung stellen! Wie wird ihre Reise verlaufen? Und wird sie irgendwann den Mut finden, ihrem heimlichen Schwarm Harry näher zu kommen?“Ein typischer Abriss der Story, der durchaus mit gezielt eingesetzten Klischees arbeitet, die aber nicht immer nur negativ zu Verstehen sind. Die Leser wissen genau, was sie erwartet, kennen mindestens einen zentralen Schauplatz der Geschichte und ebenso einige zentrale Konflikte, die sich anbahnen werden. Auch die Genres werden deutlich, sodass Fans des Harry-Potter Universums sich unter anderem auf eine Romanze freuen können, aber damit leben müssen, dass eben ein OC in der allseits bekannten Welt agiert. Dies lässt Manches noch im Ungewissen, kann aber sehr wohl neugierig machen.
Eine solche Kurzbeschreibung kann zahlreiche Leser gewinnen, die eben genau solches gern lesen und von Beginn an gern wissen, was in etwa sie erwartet. Die Fragen am Ende wecken ebenso Neugierde, das „ganz normale Mädchen“ rückt den Leser - der ja an sich eben auch „ganz normal ist“ (im Vergleich zu den anderen Schülern von Hogwarts jedenfalls) - in Nähe der Hauptfigur und erleichtert es, sich mit ihr zu identifizieren.
Eine Kurzbeschreibung soll neugierig machen – aber nicht die komplette Handlung erzählen. Die meisten Leser freuen sich auf Überraschungen, und wenn sie auch noch so klein sind. Ein netter Twist, ein plötzlich auftauchender Charakter, plötzliche Spannung oder Drama. Das rechte Maß zu finden ist hierbei die Schwierigkeit, da man aufgrund von zu wenig Informationen durchaus daran scheitern kann, die Leser nicht neugierig genug gemacht zu haben. Zu viele Informationen können allerdings auch erschlagend wirken, oder der Leser entdeckt wohl möglich darin ein Thema, das er nicht mag oder das ihn nicht interessiert, und gibt der Geschichte dann leider keine Chance.
Problematisch ist es auch, die Handlung beim Beginn des Schreibens zu sehr vorzugeben – denn oftmals entwickelt diese während des Schreibens weiterer Kapitel eine eigene Dynamik und läuft durchaus am Ende in eine ganz andere Richtung, als man zu Beginn dachte. Daher ist es durchaus von Vorteil, eine Kurzbeschreibung eher vage zu lassen, aber dennoch anzudeuten, wo man im Laufe der Story ankommen will. Vielleicht verliebt sich Lisa Müller ja irgendwann in Ron, anstatt in Harry? Eine Romanze findet sich dann aber am Ende trotzdem, und zumindest jene Leser, die gern Romanzen in Hogwarts lesen, sind zufrieden.
Bei Freien Arbeiten sieht das Ganze etwas anders aus. Der Schauplatz und die Charaktere sind noch unbekannt, oft macht es mehr Mühe hierfür Leser zu gewinnen, vor allem wenn die Geschichten länger werden. Hierbei arbeitet es sich gut mit allgemeinen Klischees oder Themen, die viele Leser ansprechen. Eine Romanze unter widrigen Umständen, der ewige Kampf gut gegen Böse, eine schwierige Reise – in die richtigen Worte verpackt, sodass es nicht abgedroschen klingt und sich von den anderen Geschichten der Kategorie abhebt, können auch wenige Zeilen zu vielversprechender Lektüre einladen. Dabei ist es jeden selbst überlassen auf welche dieser Methoden zurückgegriffen wird. Viele Leser mögen es gern einfach und schütteln eher den Kopf, wenn schon die Kurzbeschreibung schwer verständlich und so kompliziert wie der komplette Plot der Geschichte ist. Wenige, gut platzierte Worte locken daher gut in eine Geschichte, deren Tiefe erst nach und nach ersichtlich wird, und den Leser in ihren Bann zieht, als ihn gleich von Beginn ab abzuschrecken.
- Typ 2: Die Kurzbeschreibung ist ein Ausschnitt aus der Geschichte
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„...Lisas Atem stockte, als sie auf den zerbrochenen Zauberstab in ihrer Hand blickte. Wie sollte sie Hermine das nur erklären, ohne dass ihre Mitschülerin sie für verlogen oder verrückt hielt? Vermutlich würde sie ihr nicht glauben, und das wäre das Ende ihrer Freundschaft! Nervös kaute die Blonde auf ihrer Unterlippe und versteckte die beiden Bruchstücke in ihrem Umhang. Vielleicht konnte einer der Lehrer helfen? Es war riskant... wohl die einzige Möglichkeit... „Frau Müller, was treiben Sie denn so spät noch hier draußen?“ Die Stimme von Professor Snape riss sie aus ihren Gedanken. Ängstlich zuckte sie zusammen und bemerkte, dass es ihr kalt den Rücken herunterlief. Dann drehte sie sich langsam zu dem hageren, schwarzhaarigen Mann um und schluckte, als sich dessen forschender Blick geradezu in den ihren bohrte...“
Der Leser ist sofort drin im Geschehen, was eine absolute Stärke dieser Art der Kurzbeschreibung ist – die ja damit eigentlich keine Zusammenfassung ist, sondern mehr ein kurzer Trailer. Sie lockt zum Weiterlesen und kann auch dann noch neue Leser gewinnen, wenn die Geschichte schon einige Kapitel zählt. Man möchte durchaus wissen wie Lisa den Zauberstab von Hermine zerbrochen hat und was Snape nun mit ihr anstellt, oder nicht? Wählt man eine gute Stelle, die nicht zu lang ist und auch ohne Kenntnis des vorangegangenen Textes der Geschichte verständlich ist, ist einem durchaus ein Kunststück gelungen. Dabei kann man die Kurzbeschreibung für jedes Kapitel ändern, nur aus dem ersten Kapitel oder Prolog zitieren oder in unregelmäßigen Abständen etwas Neues einfügen. Alles dies hat seine Vor- und Nachteile, und nicht jedem liegt das ständige Updaten dieser wenigen Zeilen.
- Typ 3: Die Kurzbeschreibung ist eine allgemeine, eher vage und weiter gefasste Beschreibung
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Dieser Typ ist (meiner Ansicht nach) am Schwersten umzusetzen, hat aber ebenso wie die anderen beiden seine Vor- und Nachteile. Vielen Autoren fällt es schwer, ihre Geschichte zu beschreiben – und sich dabei kurz zu fassen. Denn man selbst steckt ja vollkommen drin in der Handlung, den Charakteren, dem Drama und all den Ideen, die irgendwie verarbeitet werden wollen. Der Schritt zurück und das Fokussieren aufs Wesentliche fällt dabei oft schwer, wenn man es nicht zu nüchtern halten will.
Realität und Fiktion vermischt sich, reale Personen begegnen ihren Helden und werden Teil der Welt, die sie bisher nur als Fan verfolgten. Das Eintauchen in eine Welt der Magie, die unserer so fremd scheint, mitten drin sein im Kampf Gut gegen Böse, nachdem bisher nur die nächste Klassenarbeit der scheinbare Erzfeind war. All dies spielt sich ab in Hogwarts, in dem die Dinge einmal etwas anders verlaufen als man es bisher kennt.An dieser Stelle dürfte ein Fakt sehr deutlich werden: Nicht jeder Typ von Kurzbeschreibung eignet sich für jede Geschichte, jedes Fandom, jedes Genre. Für spannende Horrorstories wirkt so eine nüchterne Beschreibung fehl am Platz, anders verhält es sich mit einem Prosatext über die Magie der Welt von Harry Potter. Die vage Beschreibung bietet die Möglichkeit für den Leser, das Ganze eher nüchtern zu betrachten, ohne gleich durch Klischees oder geschickt eingesetzte Spannungsmomente mitgerissen zu werden. Es ist leicht, sich in einer solchen zu verzetteln, doch ebenso kann es auch unglaublich spannend sein, auf Hintergründe einer Welt, einer Person oder eines Konflikts hinzudeuten, die einen Leser ebenso ansprechen können wie die beiden vorher genannten Varianten.
- Fazit
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Das rechte Maß ist entscheidend – und das Bauchgefühl eines jeden Autors. Jeder möchte mithilfe der Kurzbeschreibung erreichen dass sich Leser für die eigene Geschichte finden, die im besten Fall auch eine Rückmeldung dazu abgeben. Eine gute Kurzbeschreibung kann tatsächlich dazu motivieren, dem Autor mehr als nur einen Klick dazulassen, denn der Gedanke, dass sich dieser sogar für die wenigen Zeilen der Beschreibung sehr viel Mühe gegeben hat, ergänzt oftmals positiv den Eindruck eines gut geschriebenen Kapitels, nach dessen Ende man das Bedürfnis hat, sich beim Autor ausdrücklich zu bedanken.
Nicht jeder Typus eignet sich für jede Geschichte. Wenn man sich damit schwer tut, ist es absolut keine Schande sich mehr Zeit zu geben oder jemanden zu bitten, mal ein Auge darauf zu werfen. Kurzbeschreibungen vermitteln einen ersten Eindruck einer Geschichte, und wie wichtig dieser ist wissen wir alle. Vielleicht lohnt es sich auch, nicht nur über die Details, Qualität und Aussage der eigenen Kurzbeschreibungen nachzudenken, sondern auch einmal mit offenen Augen auf die anderer Autoren zu schauen. Ist sie gelungen, kann man dies durchaus lobend erwähnen. Führt sie in die Irre, die Geschichte ist aber eigentlich ganz gut, kann man dies ebenso anmerken und damit vielleicht jemandem helfen, der sich damit noch eher schwer tut – aber nicht weiß warum es einfach nicht klappen will mit den Klicks und Reviews, denn woher soll er es auch wissen?
Abschließend bleibt mir noch der Rat, sich die eigenen Kurzbeschreibung hin und wieder einmal gründlich anzuschauen, auch von älteren Geschichten. Jeder Autor hat seinen eigenen Stil, und diesen hin und wieder zu reflektieren kann sehr viel Gutes mit sich bringen.