Tutorial: Wie gestalte ich meinen Text formal richtig?
Wer kennt das nicht? Man öffnet eine Geschichte und wird erschlagen von einem Text, der einfach nur drauflosgeschrieben wurde. Es gibt keine Absätze oder sonst etwas, woran man sich beim Lesen orientieren kann, um nicht ständig in der Zeile zu verrutschen, dafür aber Experimente mit ausgefallenen Schriftarten und einem bunten Mix aus fetten und kursiven Wörtern. Natürlich ist das jetzt überspitzt dargestellt, aber ihr versteht doch sicher was ich meine.
Wenn man einen Text schreibt, sollte man darauf achten, wenigstens ein Mindestmaß an Form einzuhalten. Wenn ein Text laienhaft ist, dann merkt der Leser das sofort, auch wenn er nicht festmachen kann, woran das liegt. Aber jetzt mal ehrlich, jeder von uns liest doch lieber Texte, bei denen man merkt, dass sich Mühe gegeben wurde.
Ich habe euch hier einige Eigenarten zusammengetragen, auf die ich beim Stöbern immer wieder gestoßen bin.
- Die außergewöhnlichsten Methoden der Zeichensetzung
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Beginnen wir mit den Anführungszeichen. Es gibt verschiedene Arten, diese darzustellen: Gänsefüßchen unten und oben („...”), nur Gänsefüßchen oben ("...") oder Chevrons («...»).
Im Grunde ist es egal, für welche Variante ihr euch entscheidet, solange ihr nicht zwischen den verschiedenen Arten hin und her springt.
Solltet ihr euch für die Chevrons entscheiden, gibt es noch einen weiteren Punkt, den ihr beachten solltet. Viele Autoren machen den Fehler und nutzen anstatt der richtigen Zeichen sogenannte Pseudochevrons. Dabei werden einfach die Zeichen für kleiner als (<) und größer als (>) doppelt genommen.
Das sieht dann so aus:
>>Heute ist ein schöner Tag<<, erzählt Anna ihrer Freundin.Richtig wäre:
«Heute ist ein schöner Tag», erzählt Anna ihrer Freundin.Ein weiterer Fehler, der mir sehr häufig aufgefallen ist, ist der sogenannte Deppenapostroph. So nennt man die falsche Verwendung von Apostrophen. Ganz oft sieht man, wie er so verwendet wird:
Ella's Haare sind braun.anstatt
Ellas Haare sind braun.Wenn der Name gleichzeitig ein Genitiv ist, so wie in diesem Fall, darf man einen Apostroph nur verwenden, wenn der Name auf s, ss, ß, tz, z, x, ce endet und dem Namen kein Artikel vorangeht. Ansonsten gibt es nur noch zwei Fälle bei denen ein Apostroph verwendet werden darf. Entweder, wenn ein Pronomen wie "es" verkürzt werden soll:
Wie geht's dir?Oder bei "ein"/"eine" (was meiner Meinung nach gut verwendet werden kann, wenn man einen umgangssprachlichen Stil treffen möchte):
Dort drüben steht 'n Junge. - Arten etwas aufzuschreiben
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Als Autor sollte man strikt davon absehen, Abkürzungen wie "z.B." zu verwenden. Sie sind zwar wesentlich schneller geschrieben als das lange "zum Beispiel", aber sie stören den Lesefluss, weil das Gehirn die Abkürzungen erst in Worte umwandeln muss.
Dasselbe gilt übrigens auch, wenn man EINEN TEXT NUR IN GROSSBUCHSTABEN SCHREIBT. Solche Texte sind nämlich schlechter erfassbar. Normalerweise kann das Gehirn schon anhand der Form erkennen, was da eigentlich steht, und das, noch bevor wir das Wort zu Ende gelesen haben. Diese Fähigkeit geht uns aber verloren, wenn wir einen Text nur in Großbuchstaben schreiben. Es ist völlig in Ordnung, mal etwas in Großbuchstaben hervorzuheben, aber man sollte sich vorher gut überlegen, ob man es nicht noch auf andere Art machen kann.
Was, wie ich finde, auch immer zu sehr interessanten Ergebnissen führt, sind Worttrennungen. Man kennt es ja. Man schreibt ein ellenlanges Wort, aber es ist zu lang für die Zeile und springt in die nächste. Dann ist einem aber zu viel leerer Platz in der Zeile oder der Abstand zwischen der Wörtern zu groß. Also trennt man das Wort und alles ist gut. Was man allerdings nicht bedenkt, ist, dass es zwar in Word gut aussieht, wenn es dann allerdings hochgeladen ist, nur Unsinn herauskommt. Dann ergeben sich Sätze wie:
Die Unter-kunft war wunderschön.Als letzten Punkt in dieser Kategorie möchte ich ansprechen, wie man in einem Text am besten etwas hervorhebt. Es gibt da ja unendlich viele Möglichkeiten: Kursiv, Fett, Unterstrichen,
Durchgestrichen... So kann man vermutlich ewig weitermachen. Da passiert es schnell, dass der Text zu einem bunten Wirrwarr aus Schriftformatierungen wird. Damit das nicht passiert, sollte man sich einfach eine Art, wie man etwas hervorheben möchte, aussuchen und diese dann im kompletten Text durchziehen. - Absätze
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Absätze sind ein ganz wunderbares Mittel, um einen langen Text zu gliedern. Entgegen einiger Meinungen ist es nicht egal, wo man sie setzt. Es gibt zwar kein Patentrezept, wie viele Absätze man machen sollte, aber dafür einige Richtlinien, an die man sich halten kann.
Absätze fügt man in der Regel ein, wenn ein Gedanke zu Ende ist. Am Ende einer Szene oder wenn man den Blickwinkel ändern möchte, sollte man sogar eine Leerzeile machen.
Außerdem spielen Absätze in den Dialogen eine ganz wichtige Rolle.
Der Dialog ist, wie ich finde, ein heikles Thema. Oft sieht man Texte, wo eine wörtliche Rede an die nächste gereiht ist, ohne irgendeine räumliche Trennung. Hier einmal ein kurzes Beispiel:
Die Sonne schien hell am Himmel. "Heute ist ein schöner Tag", sagte Lisa. "Ja, finde ich auch", erwiderte Lotta. "Hast du Lust, schwimmen zu gehen?" "Oh ja, sehr gerne!", rief Lisa. Also gingen die beiden Mädchen zum Freibad.Wie ihr seht, ist es schwer, die einzelnen Reden voneinander zu unterscheiden. Deswegen sollte man immer, bevor jemand spricht, einen Absatz machen. Das sieht dann so aus:
Die Sonne schien hell am Himmel.
"Heute ist ein schöner Tag", sagte Lisa.
"Ja finde ich auch", entgegnete Lotta.Seht ihr, es ist schon viel übersichtlicher. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn vor der wörtlichen Rede eine Handlung stattfindet, die zum Sprecher gehört:
Die Sonne schien.
Lisa sah aus dem Fenster. "Heute ist ein schöner Tag", fand sie.Eine weitere Ausnahme ist, wenn die wörtliche Rede einen eingeschobenen Begleitsatz hat:
"Ja, finde ich auch", entgegnete Lotta. "Hast du Lust, schwimmen zu gehen?"Was man natürlich nicht vergessen darf, ist, einen Absatz zu machen, wenn der Dialog vorbei ist. Die kleine Szene sieht, richtig formatiert, dann so aus:
Die Sonne schien hell am Himmel.
Lisa sah aus dem Fenster. "Heute ist ein schöner Tag", fand sie.
"Ja, finde ich auch", entgegnete Lotta. "Hast du Lust, schwimmen zu gehen?"
"Oh ja, sehr gerne!", rief Lisa.
Also gingen die beiden Mädchen zum Freibad.
So, jetzt habe ich euch eine ganze Reihe an Informationen um die Ohren gehauen. Was ihr daraus macht, ist eure Sache, denn letzten Endes ist es jedem Autor selbst überlassen, wie er seinen Text gestalten will. Ich hoffe aber trotzdem, dass ich euch wenigstes ein bisschen weiterhelfen konnte, und wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Schreiben!