Tutorial: 'Wegen dem Wetter' und andere beliebte Grammatikfehler
Na, auch sofort mit dem Kopf geschüttelt und die Fehler erkannt? Es sind insgesamt neun (bzw. acht, einer ist doppelt). Wenn, dann könnt ihr getrost weiterschreiben. Wenn nicht, ist dieses Tutorial genau das Richtige für euch. Wir räumen mit den neun häufigsten Grammatikfehlern auf. Erschreckt euch nicht vor dem Wort "Grammatik". Es ist nicht jedermanns Lieblingsthema, aber: Sie ist nicht böse, sie beißt nicht und ist eigentlich ganz einfach.
- 1. "Wegen dem Wetter", "während dem Schreiben" - und warum das falsch ist
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Präpositionen (das sind Wörter wie "wegen", "während", "auf", "in", und so weiter) bestimmen darüber, in welchem grammatischen Fall das Wort nach ihnen stehen muss (es können natürlich auch mehrere Wörter sein). Das Zauberwort heißt "Rektion". Das hat nichts mit der Regierung eines Königs über sein Reich zu tun, bezeichnet aber ein ähnliches Prinzip. Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel:
"Ich kämpfe gegen den Feind." Man kann nicht schreiben "Ich kämpfe gegen der Feind/des Feinds/dem Feind." Die Präposition "gegen" verlangt den Akkusativ, sie "regiert" also das nachfolgende Wort und ist somit seine Königin. Als Muttersprachler des Deutschen machen wir solche Dinge meist automatisch richtig, allerdings nicht immer.
"Wegen dem Wetter", "Während dem Schreiben" und andere Dinge sagen viele. Die Präpositionen "wegen" und "während" verlangen allerdings den Genitiv. Richtig sind "wegen des Wetters" und "während des Schreibens". Es gibt auch Verben, die den Genitiv verlangen, beispielsweise "Ich gedenke der Opfer" oder "Er verdächtigt ihn des Diebstahls".
In der Umgangssprache wird heutzutage bei immer mehr Präpositionen der Dativ anstelle des Genitivs verwendet, "wegen" und "während" sind die bekanntesten Beispiele. Dennoch ist diese Verwendung nach wie vor ungrammatisch und muss im Erzähltext vermieden werden.
Wenn ihr euch nicht sicher seid, welcher Fall nun folgen muss, könnt ihr die Worte jederzeit in der Online-Datenbank des Duden nachschlagen. Sie ist für alle zugänglich und dort steht der verlangte grammatische Fall dabei.
- 2. Ich laufe auf dem Berg und du läufst auf den Berg - und wo befinden wir uns jetzt genau?
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Bei den meisten Präpositionen ist es eindeutig, welchem Fall sie verlangen, doch es gibt Ausnahmen. Präpositionen, die sowohl den Akkusativ als auch den Dativ verlangen können, sogenannte Wechselpräpositionen, sind folgende: "an", "auf", "hinter", "in", "neben", "über", "unter", "vor" und "zwischen".
Wann muss ich welchen Fall verwenden? Es ist situationsabhängig. Nehmen wir das Beispiel mit dem Berg.
"Peter läuft auf dem Berg". Wenn wir danach fragen, fragen wir "Wo läuft Peter?" Die Antwort ist also ein fester Ort, an dem Peter sich bereits befindet, und dort, oben auf dem Berg, schlendert er herum. Wenn wir also sagen wollen, WO sich jemand befindet, müssen wir den Dativ verwenden.
"Peter läuft auf den Berg". Hier lautet die Frage: "Wohin läuft Peter?". Er wechselt seinen Ort von A nach B. Er steigt mühsam auf den Berg hinauf. Wenn wir also sagen wollen, WOHIN jemand geht, müssen wir den Akkusativ verwenden.
Ein weiteres Beispiel:
- "Er setzt sich wohin?" - "Er setzt sich zwischen die Frauen" (Wohin? - Akkusativ)
- "Er sitzt wo?" - "Er sitzt zwischen den Frauen" (Wo? - Dativ)
Verwechselt also nicht die teilweise ähnlich klingenden Fälle Dativ und Akkusativ. Vor allem bei Beispielen wie "den Berg" und "dem Berg" können die doch sehr ähnlich aussehenden Buchstaben N und M einen großen Unterschied ausmachen.
- 3. Peter, wo in die Stadt gefahren ist - Relativsätze und wie man sie nicht verwenden darf
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Oder auch: "Peter, der wo in die Stadt gefahren ist." Einige Vertreter des süddeutschen Raums werden diese Konstrukte vielleicht schon einmal gehört haben. In den Dialekten des dortigen Sprachgebiets sind sie weit verbreitet, im Norden hingegen kaum anzutreffen. Damit wären wir auch schon beim Thema: "Der wo" ist dialektisch, allerdings kein Standarddeutsch.
Fangen wir von vorne an: Relativsätze sind die Konstrukte, die etwas näher beschreiben. Der Tisch, der rot war. "Der rot war" bezieht sich auf den Tisch, beschreibt ihn also näher. Diese beschreibenden Sätze können sich auf unterschiedliche Sachen beziehen und fangen auch unterschiedlich an - und zwar fast immer mit einem Relativpronomen.
Die bekanntesten Relativpronomen sind "der", "die", "das" und "welcher", "welche", "welches". Die verwenden wir meistens, und zwar dann, wenn sich der Relativsatz auf ein Pronomen oder Substantiv bezieht.
- "Derjenige, den ich nicht leiden kann."
- "Der Mann, der mich gestern angerufen hat."
Vor einem Relativpronomen kann in einigen Fällen auch eine Präposition stehen:
- "Das ist die Frau, mit der ich schon oft gesprochen habe."
"Wo" taucht hier nicht auf und darf auch bei solchen Sachen nicht verwendet werden. Die Verwendung von "wo" ist allerdings nicht immer falsch. Der Satz "Der Panda lebt dort, wo Bambus wächst" ist komplett richtig. "Wo" ist das Fragewort für einen Ort und genau so soll das Wort auch in Relativsätzen verwendet werden. Ihr könnt euch merken: Wenn "da" oder "dort "vor dem Relativsatz (also vor dem "wo") stehen oder stehen könnten, kommt ein "wo".
Andererseits kann "wo" auch zeitlich verwendet werden. "Das ist der Zeitpunkt, wo wir losfahren" ist ebenso richtig wie "Das ist der Zeitpunkt, an dem wir losfahren". Was davon ihr nehmt, bleibt euch überlassen.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die häufig für Verwirrung sorgt. Der Relativsatz mit "was". "Das Boot, was gekentert ist", ist falsch. Hier muss ein "das" stehen, da sich der Relativsatz nur auf das Boot an sich bezieht. Wenn sich aber der Relativsatz auf einen ganzen Satz bezieht, kann "was" endlich zum Einsatz kommen. Und das ist wann? Ein Beispiel: "Jeder kann machen, was er will". Hier bezieht sich das "was" auf "Jeder kann machen" als ganzen Teilsatz.
Eine weitere Möglichkeit ist das hier: "Sie sah nur das, was sie sehen wollte." "Was" bezieht sich hier auf "das". Außerdem kann "was" nach Wörtern wie "etwas", "alles" oder "nichts" stehen.
- "Er tat nie etwas, was sie stören würde."
- "Das ist alles, was ich weiß."
- "Es gab nichts, was mich störte."
Habt ihr ein Adjektiv, das zu einem Substantiv geworden ist, z.B. "das Schöne", kann auch "was" stehen, insofern das Substantiv (das ehemals ein Adjektiv war), im Neutrum steht. Also: "Das Schöne, was auf dem Tisch lag". Aber auch: "Das Schöne, das auf dem Tisch lag". Was ihr nehmt, bleibt euch überlassen. "Die Schöne, was auf dem Tisch lag" ist aber immer falsch.
- 4. "Er sagt, er täte zum Baumarkt gehen" - Von der falschen Verwendung des Wörtchens "tun"
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In der Umgangssprache hat sich das Wörtchen "tun" bereits gemütlich eingenistet. Seine Verwendung ist nicht schlichtweg falsch. "Wer hat das getan?", "Er tut ihr einen Gefallen" und "Ich tue das freiwillig" und viele andere Beispiele sind grammatisch richtig. Allerdings fungiert "tun" in den genannten Beispielen als Vollverb (wenn nur ein Verb im Satz ist, ist das immer das Vollverb). Es kann allerdings auch als Hilfsverb verwendet werden (Hilfsverben sind z.B. "haben" und "sein" - "Ich bin gelaufen": "bin" ist das Hilfsverb, "gelaufen" das Vollverb. Es könnte ja auch heißen "Ich laufe". Das "bin" fällt hier weg.)
Es gibt drei Möglichkeiten, "tun" als Hilfsverb zu verwenden. Einerseits kann es zur Betonung des Vollverbs dienen. Standardsprachlich verwendet man hier für den vorangestellten Infinitiv, z.B. "Schreiben tut sie gerne." Das Vollverb steht also vor "tun" und im Infinitiv, in diesem Beispiel ist das "schreiben". Das ist die einzige grammatisch richtige Form. Die nächsten beiden sind in der Standardsprache nicht akzeptiert:
Die zweite Möglichkeit ist die Verwendung mit nachgestelltem Infinitiv: "Sie tut gerne schreiben."
Als dritte Möglichkeit kann man "tun" zur Umschreibung des Konjunktivs verwenden, z.B. "Er sagt, er täte zum Baumarkt gehen" (anstelle von "Er sagt, er gehe zum Baumarkt").
Möglichkeit Nr. 2 und 3 kommen aus der Umgangssprache. Und dort sollen sie bleiben. Schreibt "Sie schreibt gerne" anstelle von "Sie tut gerne schreiben", und benutzt für den Konjunktiv weiterhin die Regeln der deutschen Grammatik.
- 5. "Das ist optimaler als das andere!" - Steigerungen, die es nicht gibt
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Wir kennen das. "Ich bin besser als du" oder "Sie ist am schönsten" sagen wir ständig. Wir sagen aber auch manchmal "Das ist idealer als das andere", und das ist falsch. Manche Adjektive können nicht gesteigert werden. Dazu gehören:
"Einzig": "Der einzigste Mensch auf der Welt" ist kein richtiger Satz. Man sagt "der einzige Mensch". Aber dabei ist "einzige" auch keine Steigerung. Das Wort "einzig" kann man nicht steigern. Genauso wie "optimal". "Optimaler" und "am optimalsten" gibt es nicht. Es geht nicht besser als optimal.
Es geht nicht größer als "maximal" (kein maximalstes Angebot) sowie nicht kleiner als "minimal" (kein minimalster Aufwand).
Wörter wie "tot", "lebendig", "französisch", "obdachlos" ... Normalerweise kann man nicht toter sein als "tot", nicht französischer sein als "französisch", und obdachloser als "obdachlos" gibt es nicht. Hin und wieder kann eine solche Verwendung allerdings korrekt sein. Sie ist nicht zwingend falsch. Hin und wieder hat der Satz "Max war französischer als Lisa" durchaus seine Berechtigung.
- 6. "Der ist größer wie Leon!" - der ewige Kampf mit "wie" und "als"
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Bleiben wir bei den Vergleichen. Wenn ihr zwei Dinge miteinander vergleicht, könnt ihr entweder "wie" oder "als" verwenden. "Wie" benutzt ihr, wenn Dinge sich ähnlich sind oder sich gleichen:
- Seine Hand war so groß wie meine.
- Er ist so schön wie ein Schmetterling.
"Als" benutzt ihr, wenn Dinge unterschiedlich sind:
- Er ist größer als Leon.
- Ich war schneller mit den Hausaufgaben fertig als mein Bruder.
- 7. "Ess jetzt endlich dein Brot auf!" - Imperative, die es nicht gibt
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Der Imperativ ist unsere Befehlsform. Also:
- Komm mit!
- Mach!
- Sei brav!
... und so weiter. Meist machen wir das automatisch richtig, allerdings gibt es einige Problemwörter. "Ess!" ist da ein beliebtes Beispiel. Alle sagen es, dabei existiert der Befehl "Ess!" gar nicht. Er lautet "Iss!"
Die Regel ist ganz einfach. Das Wort "essen" lautet in der zweiten Person Singular "du isst." Das E wird zu einem I und dieses I taucht dann im Befehl auf. Bei "sprechen" ist es genauso. "Du sprichst" wird zu "Sprich!". Wird das E zu einem IE, ist es genauso. "Lesen" wird zu "du liest", der Befehl ist: "Lies!"
Das gilt allerdings nur, wenn ein E zu einem I oder IE wird! "Fahren" wird zu "du fährst", dennoch heißt es "Fahr!" und nicht "Fähr!"
- 8. "Hinauf, herauf, hinunter, herunter" ... Wer läuft eigentlich wohin?
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Jedes dieser vier Worte besagt etwas anderes. "Hin" benutzt man, wenn sich etwas vom Sprecher wegbewegt. (Geh zu ihm hin!). "Her" benutzen wir, wenn jemand zu uns kommt oder kommen soll (Komm zu mir her!).
Nehmen wir ein Beispiel. Lukas steht auf dem Berg. Wir stehen ebenfalls auf dem Berg. Wir sagen: "Lukas geht den Berg hinunter." Also von uns weg. Wenn wir aber am Boden stehen und Lukas noch oben auf dem Berg ist, sagen wir: "Lukas geht den Berg herunter." Also zu uns.
- 9. "Wollen wir heute dieselbe Kleidung tragen?" - Und warum das ziemlich unangenehm wird
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"Dasselbe" und "das Gleiche" schmeißen wir gerne durcheinander, dabei sind es zwei komplett unterschiedliche Dinge - und das liegt nicht nur daran, dass das eine zusammen und das andere getrennt geschrieben wird.
"Das Gleiche" vergleicht zwei oder mehr Dinge miteinander. Wenn jemand sagt "Wir haben die gleiche Hose", dann heißt das: Zwei oder mehr Hosen, die alle gleich aussehen, die die gleiche Farbe haben, die von der gleichen Marke sind, usw. Es gibt aber auf jeden Fall mehrere Hosen.
"Wir haben dieselbe Hose" bedeutet etwas ganz anderes. Bei "dasselbe", "derselbe" oder "dieselbe" gibt es nur einen Gegenstand, den sich zwei oder mehr Leute teilen. Lisa und Sarah sind Geschwister. Nehmen wir an, sie haben ein gemeinsames Kinderzimmer. Sie teilen sich also dasselbe Zimmer.
Sagt man aber "Lisa und Sarah tragen heute dasselbe Outfit", heißt das, dass die Schwestern sich in eine Hose, ein T-Shirt, ein paar Schuhe und so weiter quetschen müssten. Und das geht bekanntlich nicht so gut. Sie tragen vielleicht das gleiche Outfit, aber niemals dasselbe.
Abschließend noch einige Worte. Grammatik ist zwar keine Geschmackssache, aber: Wenn ihr absichtlich einen Fehler in einen Dialog einbauen wollt, sieht die Welt schon wieder anders aus. "Ich gehe wegen dem Mistwetter heute nicht mehr raus", sagte Lisa. Sowas "könnt" ihr schreiben. Menschen reden nun einmal so miteinander. Den meisten ist egal, was die Grammatik sagt. Das soll kein Aufruf sein, ständig Fehler in Dialoge einzubauen, allerdings kann es durchaus seine Berechtigung haben. Dabei solltet ihr allerdings wissen, dass es falsch ist, was eure Charaktere da von sich geben. Und damit entlasse ich euch wieder zu euren Geschichten. Haut in die Tasten!