Tutorial: Tod und tot ist eben doch nicht dasselbe
"Seid oder "seit" letztem Jahr, er "ließ" sie gehen oder er "lies" sie gehen... Viele kennen das Problem mit der Rechtschreibung. In diesem Tutorial nehmen wir uns mal einige der beliebtesten Rechtschreibfehler vor und schauen uns an, wie man sie vermeidet.
- 1. "Am heiligen Abend" oder doch "am Heiligen Abend"? - substantivierte Begriffe
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In der Schule haben wir gelernt: Adjektive werden kleingeschrieben. Ja, das werden sie auch. Meistens. Hin und wieder kann es passieren, dass Begriffe zu Eigennamen werden. Und Eigennamen müssen wir großschreiben. "Der Heilige Abend" ist ein solcher, ein sogenannter substantivierter Begriff. "Der Erste Mai" ist auch einer davon. "Der Zweite Weltkrieg" ebenso.
Das "frohe neue Jahr" allerdings ist kein Eigenname. Hier wird, wie gewohnt, nur "Jahr" großgeschrieben, alles andere klein.
- 2. Ihr "seit" meine Freunde "seid" letztem Jahr - "seit" und "seid" sehen nur ähnlich aus
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Wenn der Buchstabe D am Ende eines Wortes steht, kommt es hin und wieder vor, dass andere ein T schreiben - und umgekehrt. Da beides auch noch fast identisch ausgesprochen wird, schleichen sich im geschriebenen Wort schnell Fehler ein. Die vier häufigsten Beispiele:
"Seit" und "seid":
"Seit" benutzt man, wenn man eine Zeitangabe tätigt: "Seit letztem Jahr gehe ich in den Yogakurs." "Seid" benutzt man hingegeben als Verb. "Ihr seid böse." - Das ist die 2. Person Plural vom Wörtchen "sein". Merken kann man es sich mit einem einfachen Trick: "Wir sind" endet ebenfalls auf D."Tod" und "tot":
Und hier sieht die Welt schon wieder komplizierter aus. Kurz gesagt: "Der Tod" mit D ist das Substantiv und bezeichnet den Tod an sich. "Tot" mit T ist ein Adjektiv. Der tote Mann. Es beschreibt Dinge, die nicht lebendig sind. Adjektive können zu Substantiven werden, dann ist es allerdings "der Tote". Der Tote und der Tod sind unterschiedliche Dinge. Während der Tote sich auf eine tote Person bezieht, sie also gleichzeitig beschreibt, ist der Tod nach wie vor der Zustand an sich, allgemein für alle gesprochen. Oder auch der Sensenmann. Das ist ebenso der Tod mit D.Wenn wir aus "tot" ein Verb machen, wird immer die Variante mit T verwendet: totlachen, totlaufen usw.
Wenn wir allerdings ein neues Adjektiv erschaffen wollen, wird D verwendet: todmüde, todtraurig etc. Das D nutzen wir hierbei nur, wenn "Tod" nicht an letzter Stelle des Wortes steht. Der rechte Teil eines zusammengesetzten Wortes ist immer der Teil, der angibt, welcher Wortart das Wort angehört. "Müde" und "traurig" sind ohnehin schon Adjektive, "todmüde" und "todtraurig" bleiben also welche. "Scheintot" als Adjektiv nutzt dann wieder "tot" mit T. Der Scheintod ist etwas anderes, ein Substantiv, also schreiben wir "Tod" mit D.
"Wart" und "ward":
Das ist einfach: Meist ist "wart" die korrekte Schreibweise. "Ihr wart" etc. Wir benutzen das immer bei der 2. Person Plural des Wortes "Sein". "Ward" mit D existiert auch, ist jedoch sehr veraltet. "Sie ward nie mehr gesehen" ist ein Beispiel dafür."Der Standard" oder "der Standart" - oder doch "die Standart"?
"Standart" mit einem T am Ende gibt es im Deutschen nicht. Der "Standard", also etwas Vereinheitlichtes, wird immer mit D am Ende geschrieben. Merken könnt ihr es euch hiermit: Die Art wird bekanntlich mit T geschrieben. "Standart" könnte also nur "die Standart" sein - die Art, wie jemand steht. Das Wort allerdings existiert im Duden nicht, also passt auf. - 3. Das Problem mit "dass" und "das"
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"Das" mit einem S ist ein ganz normaler Artikel wie in "das Auto". "Das" kann allerdings auch verwendet werden, wenn wir Relativsätze verwenden: "Das Auto, das grün war." Wenn sich das "das" in einem Nebensatz also auf etwas anderes, wie z.B. ein Auto bezieht, verwenden wir nur ein S. Man kann es auch durch "dieses", "jenes" oder "welches" ersetzen, ohne "dass" der Satz seinen Sinn verliert: "Das Auto, welches grün war."
Wenn wir "dass" verwenden, kann man es nicht ersetzen. Es ist eine Konjunktion und leitet einen Nebensatz ein, z.B. "Ich weiß, dass ich es immer falsch mache."
- 4. Er "ließ" sie gehen - er "lies" sie gehen? "Lies" ein Buch - "Ließ" ein Buch?
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"Lies" mit einem S ist die Befehlsform von "lesen". "Ließ" mit ß ist die Vergangenheit von "lassen". Merken könnt ihr es euch so: Immer dann, wenn ihr einen Satz im Perfekt mit "haben" und "lassen" umschreiben könnt, müsst ihr das ß verwenden: "Er hat sie gehen lassen."
Das funktioniert genauso mit den Formen "ließt" und "liest": "Er liest ein Buch" bezieht sich auf "lesen" und wird mit einem S geschrieben. "Ihr ließt sie gehen" ist die Vergangenheit von "lassen". "Ihr habt sie gehen lassen" funktioniert hier ebenso.
- 5. "Aufgrund" oder "auf Grund"; "des Weiteren" oder "desweiteren" - was ist nun richtig?
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Solche Konstrukte sind wahrscheinlich die häufigsten Fehler. Es gibt einige Ausdrücke, die sowohl zusammen als auch getrennt geschrieben werden können: "Aufgrund" und "auf Grund", "anstelle" und "an Stelle", "mit Hilfe" und "mithilfe", "in Frage" und "infrage" ... Es gibt noch einige mehr, doch da es egal ist, ob man sie nun zusammen oder getrennt schreibt, fokussieren wir uns auf die schwierigen.
"Zur Zeit" und "zurzeit":
Man kann beides schreiben, jedoch bedeuten sie etwas Unterschiedliches. "Zurzeit wohne ich in Bonn": Hier bezieht sich "zurzeit" auf die aktuelle Zeit. "Zur Zeit" nutzt man, wenn man sich auf etwas Vergangenes beziehen will, oder wenn ein bestimmter Zeitraum gemeint ist: "Zur Zeit der Dinosaurier" oder "Zur Zeit der Ernte"."Zu Recht" und "zurecht":
"Zu Recht" schreiben wir immer getrennt, wenn wir sagen, dass etwas berechtigterweise passiert: "Du hast zu Recht gewonnen!" Zusammengeschrieben nutzt man "zurecht" nur in einer Verbindung als Verb, z.B: "Keine Ahnung, wie er damit zurechtkommt." Alleine kann es nur stehen, wenn es von einem solchen Verb abgetrennt ist: "Er kommt damit zurecht."Neben solchen Dingen gibt es noch andere Konstrukte, die immer getrennt geschrieben werden müssen: "des Weiteren", "im Einzelnen", "im Folgenden", "im Wesentlichen"... Hier wird der zweite Teil immer großgeschrieben. Ihr könnt dies kontrollieren, indem ihr den zweiten Teil des Ausdrucks nehmt und ein Substantiv dahinter setzt: "Im wesentlichen Beispiel...", "im folgenden Beispiel...", "in einem weiteren Beispiel...", und so weiter.
Ebenso getrennt geschrieben, allerdings mit Kleinschreibung, wird beispielsweise "vor allem". "Allem" wird hier niemals großgeschrieben und "vorallem" existiert nicht. "Am besten" wird ebenfalls kleingeschrieben. "Am besten" ist die dritte Form der Steigerung von "gut" ("besser" - "am besten"). Es wird demnach kleingeschrieben, ebenso wie "am schönsten", usw.
"Dasselbe" wird immer zusammengeschrieben, dabei ist es verlockend, hierbei "das Selbe" zu schreiben. Ein Wort "Selb" existiert allerdings nicht im Deutschen - nicht alleinstehend. Es kann also nur in Verbindungen auftauchen: "selbstständig" oder eben "dasselbe". "Dasselbe" ist ein Pronomen, genauer gesagt ein Demonstrativpronomen, und somit kein Konstrukt aus Artikel und Substantiv. "Das Gleiche" allerdings wird nie zusammengeschrieben und "gleich" hierbei immer groß. Bei "das Gleiche" ist "Gleiche" das Substantiv und kommt vom Adjektiv "gleich".
- 6. "Wiedersetzen" oder "widersetzen"?
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"Widersetzen" wird genauso wie "widersprechen" mit einem I geschrieben und nicht mit IE. Solche Wörter beschreiben, dass man mit etwas nicht übereinstimmt und dagegen vorgeht. "Wiedersehen" allerdings wird mit IE geschrieben. Dieses Wort besteht aus "sehen", allerdings auch aus dem Bestandteil "wieder", und bezeichnet damit etwas, das man erneut tun wird. Merken könnt ihr es euch, indem ihr das Wort trennt.
"Wir werden uns wiedersehen" kann man zu "Wir sehen uns wieder" umwandeln, ohne dass der Satz seine Bedeutung verliert. "Ich widersetze mich" kann man nicht umwandeln. "Ich setze mich wieder" heißt dann plötzlich, dass das Ich sich erneut irgendwo hinsetzt und nicht gegen etwas Einspruch erhebt.
- 7. Bin ich denn der Einzigste hier, der Deutsch kann?
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"Einzigste" existiert nicht. Das Wort "einzig" kann man nicht steigern. Wenn man es könnte, würde es wohl lauten: Einzig, einziger, am einzigsten. Aber das geht nicht. Während man noch sagen könnte "Bin ich denn der Schönste hier, der Deutsch kann?", funktioniert das bei "einzig" nicht. Merkt euch: Es heißt immer "der Einzige", "das Einzige" oder "die Einzige".
Bis zum Ende durchgehalten? Super! Ich hoffe, der Dschungel der deutschen Rechtschreibung hat sich für euch ein wenig gelichtet. Dann haut in die Tasten und schreibt wundervolle Geschichten! "Seit kreativ!" (Na? Fehler erkannt?)