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In Between - Flammendes Herz

Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Liebesgeschichte / P12 / Het
18.09.2023
28.09.2023
8
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18.09.2023 807
 
Wer immer behauptet hat, sterben sei friedlich, war ein verdammter Lügner.
Ich wusste nicht, an welchem Punkt, alles den Bach runterging. Was hatte den Stein ins Rollen gebracht, der mein Leben so plötzlich überrollte?
Noch vor weniger als 24 Stunden schien alles normal. Okay, wenn man mein bisheriges Leben als ›normal‹ bezeichnen konnte ...
Doch was hatte ich getan, um dies hier zu verdienen? Hätte ich öfter Bitte und Danke sagen oder mich für gemeinnützige Zwecke einsetzen sollen? Oder war es wegen des Kaugummis, der mir im Laden aus dem Mund gefallen war und den ich dann einfach liegen gelassen hatte?
Was es auch war — der Tod schien mir eine etwas übertriebene Strafe. Ein gebrochener Arm hätte es sicher auch getan. Nicht, dass ich den nicht bereits hatte … Zumindest so gut ich das beurteilen konnte. Prellungen hatte ich etliche gehabt. Aber ein Bruch? Noch nie. Na ja, bis jetzt … denke ich … Und ich hätte auch wirklich drauf verzichten können!
Tja, und jetzt lag ich hier auf dem kalten Asphalt in einer dunklen Gasse — hätte ja nicht eine Blumenwiese sein können —, mein Körper fühlte sich wie von einer Dampfwalze überrollt an, und der verdammte Piepton, der durch meinen Kopf schrillte, trieb mich noch in den Wahnsinn!
Als ob all das nicht schon schlimm genug wäre, fing es tatsächlich auch noch an zu regnen. Danke für die Blumen. Wenn es einen Gott gab, dann war das wohl seine Art, mir den göttlichen Mittelfinger zu zeigen.
Ich wandte den Kopf zur Seite und machte mich auf die Suche nach meinem Peiniger. Was sich als echte Geduldsprobe herausstellte, da meine Sicht immer wieder verschwamm, so als würde eine Kamera jedes Mal neu fokussieren.
Konnte er es nicht endlich hinter sich bringen, oder war er zu beschäftigt, sich an meinem Elend zu ergötzen?
Eine schnelle Bewegung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Entweder fing ich an, zu halluzinieren, was eine mehr als willkommene Abwechslung wäre, oder mein Angreifer hatte Gesellschaft bekommen. Das Einzige, was ich ausmachen konnte, waren zwei Gestalten, die sich blitzschnell hin und her bewegten, fast so, als würden sie tanzen. Dann wurde meine Sicht mit einem Mal wieder klar. Sie kämpften? Gerade rammte der eine dem anderen etwas von unten in den Kehlkopf, da verschwamm auch schon wieder alles.
Verdammter Autofokus!
Das wilde Schlagen meines Herzens gesellte sich zu dem Piepton in meinem Kopf, während sich mir ein Schemen zu nähern begann.
Nun war es wohl so weit. Hoffentlich würde es schnell gehen.
Vor mir ging die Gestalt in die Hocke und stützte seinen Kopf mit einem Arm auf dem Knie ab. Es sah fast so aus, als würde er nachdenken.
So sehr ich es auch versuchte; alles blieb eine verschwommene Masse aus Formen und Farben. Bei den schlechten Lichtverhältnissen konnte ich noch nicht einmal ausmachen, ob er nun blond oder dunkelhaarig war.
»Du bringst mich gerade in eine ziemlich verzwickte Lage …«
Mein Atem stockte. Es war nicht die Stimme, die ich erwartet hatte — sie gehörte nicht zu meinem Angreifer. Sie klang jung, freundlich … und vielleicht auch ein bisschen überfordert.
»Was mach ich jetzt mit dir?«, murmelte er und wandte seinen Kopf zur Seite. Wahrscheinlich dachte er gerade darüber nach, wo er meinen Körper am besten entsorgen konnte und was für ein nerviger Aufwand dies sein wird.
Ohne dass ich es verhindern konnte, rollte mir eine Träne aus dem Augenwinkel.
Verdammt!
Ich unterdrückte den Schluchzer, der sich meine Kehle hochkämpfte.
Ich wollte nicht weinen. Nicht jetzt, so kurz vor meinem Tod.
Was würde mein Vater wohl sagen? »Sei stark, mein Mädchen!« oder »Hättest den Kaugummi wohl lieber aufheben sollen, was?«
Ok, Letzteres wahrscheinlich eher nicht …
Aber ich würde meinem Schlächter nicht die Genugtuung gönnen, mich gebrochen zu haben!
Etwas schob sich in mein Sichtfeld. Blaue Augen, die in der Dunkelheit zu strahlen schienen, fingen meinen Blick ein. Mein jetzt rasendes Herz gewann die Oberhand und drängte den Piepton in den Hintergrund.
»Du hast die Wahl«, sagte er, »willst du leben oder sterben?«
Das war er also – der legendäre Pakt mit dem Teufel. Ein Teil von mir wollte ihm ins Gesicht lachen und ihm sagen, dass er sich sonst wo hin scheren konnte. Ich war eh so gut wie tot. Nur noch wenige Minuten, und mein Elend wäre zu Ende.
Doch der andere Teil …
Als sich die kalten Finger des Todes um mein Herz schlossen, war da ein Wunsch, so mächtig, dass er jeden rationalen Gedanken unter sich begrub. Vielleicht hätte ich mich anders entschieden, wenn ich gewusst hätte, was diese Worte mich kosten würden. Doch hier und jetzt – an der Grenze zwischen Leben und Tod –, war ich bereit jeden Preis zu zahlen.
»Ich will nicht sterben«, krächzte ich.
Es hatte etwas Befreiendes es auszusprechen. Ohne meinen Willen fielen mir die Augen zu und alles wurde still.
Ein warmer Atem streifte mein Ohr.
»Dann lebe«, hauchte er und besiegelte mein Schicksal.
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