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Rezensionen

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
18.09.2023
18.09.2023
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480
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18.09.2023 480
 
"Mein Mann und ich haben uns heute dort 2 Latte Macchiato zum mitnehmen geholt.
Der Service ist unterirdisch,  die Mitarbeiterin hat weiter mit Ihrern Freunden retedet,  uns so gut wie gar nicht beachtet.  Dann war der Latte auch noch kalt, leider hatten wir das erst unterwegs gemerkt.  Nicht zu empfehlen.  Auch wenn es dort für einen guten Zweck sein sollte. Aber da für ist mir das Geld 4,20 dann zu teuer."

https://maps.app.goo.gl/6aHN4gppmwe18Sb7A (Ich freu mich immer, wenn man solche patzigen Rezensionen meldet :D)

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Mein Göttergatte und ich - wir lieben uns nicht mehr.

Manchmal ziehen wir uns die Regenstiefel an, die wir uns statt Zärtlichkeit zu Weihnachten geschenkt haben.
Immerhin fahren wir doch oft in den Center Park. Den ohne Kinder natürlich, in Belgien.
Wenn man das Hallenbad schon bezahlt, dann gerne ohne das Geschrei des Pöbels.

Aber - Die Regenstiefel! Dann fährt er mit dem alten Opel vor und wir landen irgendwo in Köln - ich kenn mich nicht mehr so gut aus. Abends gehen wir dann oft noch in Cafés ein und aus.

Heute sollte uns aber kein entspannter Abendabschluss möglich sein. Neben Läden und Bäckereien, dort Vinyl, hier Stoffe, stehen wir hilflos vor drei jungen Damen.
Moirenartig blicken sie uns an, ich halte die Fäden meines edlen Oberteils fest an mich gedrückt. Wir bestellen Latte Macchiato zum Mitnehmen.

Doch! Nicht himmelhoch kann ich diesen Service loben, im Gegenteil, spüre mich neben Cerberus und Charon in der Unterwelt stehen, der Styx benetzt meine alte Haut mit Spritzwasser und es schmeckt nach seelenlosem Kummertanz.

Sie lächelt, ja, aber das muss sie. Sie bereitet unsere Gaben vor, ich übergebe ritualhaft das verlangte Geld (4.20€, kein Cent mehr.). Es dauert fast zwei Minuten. Sie spricht. Aber! nicht mit uns. Wir erhalten terrakottablaue Becher. Sie fühlen sich kalt an, aber mein Gatte und ich denken uns nicht viel dabei.


Das tun wir generell nicht allzu viel - Denken. Zu lang her ist die Zeit des Denkens, der Autonomie, in Trauben stehend nicken. Früher rauchten wir noch, tranken Chianti, den er von seinem Bruder aus der Toskana geschickt bekam. Aßen zu wenig, küssten zu viel - Veedelträume stiegen hinauf wie Seifenblasen.

Ich halte den Kaffee fest umklammert, als ich das Café verlasse. Er steht neben mir, der Mann, den ich einst liebte. Der mich hielt, als meine Tochter auszog. Der süße kleine Küsschen auf meine Wange drückte, wenn ich Gulasch und die halb-halben Klöße für ihn kochte. Rotkohl in zwei Töpfen, denn er mag die Äpfel darin nicht.

Eine Träne rollt auf die Stelle, die früher für seine Lippen und meinen Rouge reserviert waren.

„Der ist kalt.“ - sein Brummen weckt in mir nichts.

Ich zücke mein Handy.
Versuche rezensionentippend die Leere zu füllen.

Nächste Woche werden wir wiederkommen.
Werden mehr verlangen.
Uns beschweren.

Lämmer reißen.
Ernten brennen sehen.

Sie werden mich noch kennen-

und fürchten lernen.

Mich - Susanne.
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