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Heir of the Dragon - Die Geschichte von Rhaena und Jacob

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
11.09.2023
27.09.2023
3
6.617
 
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Jacob


Sich aus der Jugendherberge hinaus zu schleichen war sehr einfach gewesen, Herr Feldner und Frau Wasser, ihre Sprachlehrerin die auch mit zur Klassenfahrt gekommen war, waren früh zu Bett gegangen, die Türen waren alle offen geblieben und den Herbergsvater der vorne am Eingang in seinem Büro saß und irgendwelche Zettel sortierte interessierte es nicht allzu sehr dafür wer rein und wer raus ging. Jetzt stand Jacob in dem kleinen Park der direkt an die Jugendherberge angrenzte und besah skeptisch seine Mitschüler die offensichtlich auch zum Nachtbaden an den riesigen See wollten. Er fragte sich erneut ob es eine gute Idee gewesen war mitzukommen.
Aber hätte er denn nein sagen können? Sicherlich, aber das Rhaena ihn persönlich eingeladen hatte, hatte in Jacob so eine Freude und Aufregung ausgelöst, dass das keine Option gewesen war, was würde sie denn sonst von ihm denken? Das er ein Schisser sei der Angst hat sich nachts herauszuschleichen? Oder dass er gar kein Interesse daran hätte mit ihr zusammen etwas zu unternehmen?
Aber wollte sie das überhaupt, was mit ihm unternehmen? Oder hatte sie ihn nur aus Höflichkeit eingeladen mitzukommen?

Während Jacob sich immer mehr fehl am Platze fühlte beäugte Kriston ihn misstrauisch
Der ein Jahr ältere Mitschüler der nur eine Badehose trug, vermutlich um allen seinen durchtrainierten muskulösen Oberkörper zu präsentieren, war als Teil sowohl der Fußball als auch der Basketball Auswahl der Schule der Spitzensportler im Profil, genoss einen entsprechenden Ruf und verhielt sich auch entsprechend. Jacob mochte Kriston nicht besonders während er selber das Gefühl hatte, dass er diesem eher gleichgültig war. Kriston hatte jedoch wohl nicht damit gerechnet ausgerechnet Jacob, der in der Schule selten mit irgendetwas außer seiner Anwesenheit auffiel, hier zu treffen.
Genausowenig Denys und Mychel, beide Fußballer und Kumpels von Kriston, die ihn eben so missmutig anblickten. Lediglich Amando, der gebürtige Braavosi mit den fast schwarzen Haaren, der in der ganzen Schule für sein musikalisches Talent bekannt und geschätzt war, lächelte ihn freundlich an und hob die Hand zum Gruß.
Auch die Mädchen schienen wenig begeistert dass er sich ihnen anschließen wollte, Alissa, die selbsternannte Beautyqueen des Kurses, prüfte ihn mit ihrem gewohnt hochnässigem Blick und ihre besten Freundinnen Lysa und Jeyne ignorierten ihn ganz einfach.
Jacob sah sich noch einmal zur Jugendherberge um, konnte er noch zurückkehren? Was würden seine Mitgschüler dann von ihm denken, sowohl die Stufenbeliebtesten die hier vor ihm standen als auch seine Zimmergenossen denen er erzählt hatte er hätte noch „geheime Dinge“ vor und die sich, sehr bewusst dass sie dazu sicher nicht eingeladen waren, gefragt hatten wie er das geschafft hatte. Das fragte er sich selber auch immer wieder. Aber was würde Rhaena, die ihn ja explizit eingeladen hatte, sagen wenn er jetzt nicht mitkäme? Wenn er auch diese Gelegenheit ihr vielleicht einmal etwas näher zu kommen und mit ihr Zeit zu verbringen nicht nutzte?
Er musste bleiben, auch wenn das bedeutete noch etwas länger den misstrauischen und ablehnenden Blicken von Kriston und Alissa ausgesetzt zu sein.
Doch wo blieb Rhaena überhaupt? War ihr diese Veranstaltung doch zu dumm geworden?

Bevor er darüber weiter nachdenken konnte trat bereits Denys an ihn heran: „Ey du, Jacob heißt du oder?“. Er nickte nur. „Was machst du eigentlich hier? Also nichts persönliches, aber ich hätte dich nun wirklich nicht als so jemanden eingeschätzt der sich nachts rausschleicht um was zu erleben“, er lachte, was kumpelhaft klingen sollte aber eher spöttisch wirkte.
„Rhaena meinte ihr geht zum See und hat gefragt ob ich mitkommen will“, antwortete er nur knapp.
Jetzt mischte sich Kriston ein: „Rhaena, soso“, er machte eine kurze Pause und runzelte die Stirn, „frag mich echt wie sie auf dich gekommen ist, ich hätte ja bisschen Angst gehabt dass du uns verpfeifst, aber gut, muss sie wissen.“
Jetzt runzelte Jacob die Stirn: „Warum sollte ich irgendwen verpfeifen, was hätte ich denn davon? Dem ollen Feldner Eindruck machen? Nein danke.“
„Na, vielleicht lag ich ja falsch mit meinem bisherigen Eindruck“, Kriston zuckte mit den Achseln, „du gibst ja sonst nicht viel von dir Preis...“
Jacob wusste nicht was er darauf antworten sollte.
Sein Mitschüler übernahm jedoch auch gleich wieder das Reden und fragte Jacob: „Du und Rhaena, ist da eigentlich was, so zwischen euch? “
Jacob merkte wie er rot wurde, schaffte es jedoch recht cool zu erwidern: „Nicht das ich wüsste, warum fragst du?“
Kriston grinste: „Aber du magst sie schon, oder?“
Jacob wurde vermutlich noch röter und antwortete, diesmal eher stammelnd: „Ich find sie nett.“
Kristons Grinsen verbreitete sich und er legte Jacob kurz kumpelhaft den muskulösen Arm um die Schulter: „Na, nett findet sie dich bestimmt auch“, dann zwinkerte er und wandte sich Alissa zu: „Du findest mich doch auch nett, oder?“.
„Aber sicher doch Kris“, flötete sie und steckte ihre Hand nach seiner aus, er zog sie sogleich an sich heran und sie küssten sich auf den Mund.
Jacob blickte sich schnell um und sah zu seiner Erleichterung, dass endlich Rhaena, zusammen mit ihren Zimmergenossinnen Arianne und Myra, auf sie zu kam.

Jacob saß zusammen mit Rhaena etwas abseits von der Gruppe ihrer Mitschüler die sich um einen Kasten Bier und eine Musikbox an den recht unscheinbaren natürlichen Strand gesetzt hatten der sich hier, etwas am Stadtrand gelegen, entlang des Seeufers erstreckte.
Zuvor waren sie noch bei einem Getränkemarkt der, für einen Ort wie Harrenstatt doch überraschend, bis Mitternacht offen hatte, einkaufen gewesen. Besser gesagt Denys und Kris einkaufen gewesen, einen Kasten Bier und mehrere Tüten Chips.
Kris und Denys hatten dann abwechselnd mit dem Bierkasten Gewicht heben geübt wohl in der Hoffnung den Mädchen damit extra auf die Nase zu binden was sie für krasse Muskeln hatten. Doch die, selbst die sonst so oberflächliche Alissa, hatten das, zumindest Jacobs Einschätzung ihrer skeptischen Blicke und ihres Augenrollens zu Folge, wohl eher peinlich gefunden als attraktiv.
Dann hatte Jacob sich endlich getraut zur Rhaena zu gehen und mit ihr ein Gespräch anzufangen. Zu seiner Erleichterung war auch Rhaena nicht allzu begeistert von allen Teilnehmern ihres Ausflugs und hatte ihm erzählt dass sie eigentlich auch nur eingeladen worden war, weil ihre Freundin und Zimmergenossin Arianne schon seit der Grundschule mit Jeyne befreundet war.

Und jetzt saßen sie hier nebeneinander am Götterauge das sich bis zum Sternenhimmel am Horizont erstreckte. Der mit Abstand größte See von Westeros und einer der größten der Welt, wie sie einmal im Geographieunterricht gelernt hatten.
Sie hatten sich jeder ein Bier und zu zweit eine Tüte Chips genommen und sich an den Rand gesetzt. Unabhängig von Jacobs Freude darüber dass offensichtlich auch Rhaena lieber mit ihm reden wollte anstatt mit den Coolen, schien das die richtige Entscheidung gewesen zu sein denn die ganze Gruppe hatte sich ähnlich zerfasert, Kriston und Alissa machten jetzt schon seit mindestens fünf Minuten scheinbar sehr intensiv miteinander rum, Amando und Myra unterhielten sich angeregt über Musik, schließlich spielten sie beide im Schulorchester, und die anderen, Arianne, Jeyne, Lysa, Denys und Mychel spielten ein Trinkspiel.
Ihre Gespräche waren bisher eher belanglos gewesen, Rhaena hatte sich über Herrn Feldner und seinen langweiligen Unterricht ausgekotzt was Jacob nur bestätigen konnte, sie hatten über das schlechte Essen in der Jugendherberge gelästert und gemutmaßt wie lang, oder eher wie kurz, das mit Kriston und Alissa wohl gehen würde. „Lissa wechselt ihre Boyfriends doch alle paar Wochen“, hatte Rhaena spöttisch gesagt und Jacob hatte nur mit den Schultern gezuckt und dann nach einer kurzen Pause geantwortet: „Sie kann ja auch quasi jeden haben, oder?“
„Dich auch?“, hatte Rhaena dann gefragt und ihn prüfend angesehen wobei er natürlich rot geworden war aber gleich überzeugt geantwortet hat: „Ne, sie ist so gar nicht mein Typ.“
Das stimmte auch, während gleich zwei seiner Zimmergenossen, Anton und Robert, den die meisten im Kurs nur den dicken Bobby nannten, einen Spitznamen von dem er behauptete er würde ihm nichts ausmachen wobei Jacob, der Bobby nun schon etwas besser kannte wusste dass das nicht stimmte, über beide Ohren in Alissa verliebt waren, wohlwissend dass sie bei ihr niemals eine Chance haben würden, hatte er sich eigentlich nie besonders für sie interessiert. Sicherlich war Alissa, oder Lissa, objektiv betrachtet sehr attraktiv mit ihren langen gewellten dunkelblonden Haaren, ihrer immer leicht gebräunten Haut und ihrem scheinbar makellosen, nach gängigen Schönheitsidealen perfekt geformten, Körper, doch fand Jacob Rhaena trotzdem viel schöner, weil sie etwas hatte was Lissa nicht hatte, sie war authentisch, natürlich, oder zumindest dachte Jacob das von ihr.
Das er sie schöner als Alissa fand hatte Jacob Rhaena aber natürlich nicht gesagt, dass hätte er sich niemals getraut, er war ja schon froh dass er es schaffte nicht jedes Mal rot zu werden wenn sich ihre Blicke trafen und sie mit ihm redete.
Doch nun, nachdem es ihm langsam unangenehm wurde nur Smalltalk zu führen nahm Jacob endlich seinen Mut zusammen und fragte sie was ihn schon die ganze Zeit beschäftigt hatte: „Warum hast du mich eigentlich eingeladen mitzukommen? Wir kennen uns ja eigentlich gar nicht so richtig...“. Als er die Frage beendet hatte atmete er leise erleichtert auf, er hatte befürchtet dass er sich verhaspeln würde, das war jedoch zum Glück nicht passiert.
Sie schien über die Frage erst kurz nachdenken zu müssen, dann antwortete sie: „Ich weiß nicht, irgendwie kam mir vorhin in Harrenhall einfach der Gedanke“, sie machte eine kurze Pause, „dass ich es irgendwie schön fände wenn du dabei wärst.“, sie sah ihm in die Augen und ihm gelang es ihren Blick zu erwidern, „ich find dich nämlich echt nett und so.“

In Jacobs Kopf drehte sich für einen kurzen Moment alles. Also hatte Kriston recht gehabt, sie fand ihn auch „nett“. Aber was bedeutete das? Das was Kriston so unverhohlen angedeutet hatte? Oder machte er sich einfach plötzlich zu viele Hoffnungen nur weil sie ihm etwas Aufmerksamkeit hatte zuteil werden lassen?
Bevor Jacob etwas erwidern konnte kam ihm Kriston in die Quere, der sich scheinbar von Alissa gelöst hatte und nun rief: „Wer kommt mit baden?!“
Alissa war auch aufgestanden und hatte sogleich Top und Hose ausgezogen unter denen sie bereits ihren Bikini trug. Denys, Mychel und Amando zogen nun auch ihre T-Shirts aus und die anderen Mädchen gingen einige Meter weiter in ein Gebüsch um sich eilig umzuziehen.
Jacob blickte Rhaena fragend an doch die schüttelte den Kopf: „Hab keine Badesachen dabei und wenig Lust jetzt in Unterwäsche zu schwimmen“, dann fügte sie nach kurzem Zögern hinzu, „du kannst aber natürlich rein wenn du möchtest.“
Nun schüttelte er eilig den Kopf: „Ne, ich bleib gerne draußen. Kann auf Algenschlacht und Wettschwimmen mit Kris und Mychel gerne verzichten“.
Sie lachte und signalisierte dann Kris der sie fragend anblickte dass sie beide nicht mitkommen würden. Kriston zuckte mit den Schulten: „Wenn ihr lieber Zeit für euch haben wollt“, wobei es Jacob so schien als zwinkere er ihm unauffällig zu, „aber trinkt uns ja nicht das Bier aus!“
Daran dachte zumindest Jacob sicher nicht, er hatte seines bisher gerade mal zu einem Drittel geleert, er trank generell nicht allzu oft und musste sich noch immer etwas an den bitteren Geschmack gewöhnen. Er schaute kurz auf Rhaenas Getränk, sie hatte etwas schneller getrunken, das Bier war aber immer noch halb voll.

Sie beobachteten ihre Mitschüler während diese sich ins Wasser stürzten und sogleich begannen sich gegenseitig nass zu spritzen. „Bin echt froh dass ich da nicht mitmachen muss“, sagte Jacob.
„Same“, antwortete Rhaena.
Nach einer etwas unangenehmen Pause fuhr Jacob fort: „Ich merke echt dass ich irgendwie mit den Leuten hier nicht so wirklich vibe. Also außer mit dir natürlich.“
Rhaena lächelte ihn kurz an und er wurde nun doch leicht rot, dann erwiderte sie: „Ach, Arianne und Myra sind echt nett! Und Amando ist eigentlich auch ganz cool, nur manchmal ein bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt finde ich.“
Jacob nickte, er mochte Amando eigentlich auch ganz gerne, fühlte sich aber immer etwas eingeschüchtert von ihm und seiner offenen aber extrem selbstsicheren Art.
„Aber Kris, Denys und Mychel, digga“, redete Rhaena weiter, „die sind ja mal so peinlich mit ihrem Rumgemackere, denken die wirklich darauf fährt irgendwer ab? Also ich auf jeden Fall nicht!“

Nachdem sie noch lange über ihre Mitschüler geredet und über ihre Lehrer gelästert hatten, sie waren einig gewesen, dass Herr Feldner einen ganz miserablen Geschichts- und auch Politiklehrer abgab, hatten sie auch über Hobbys gesprochen.
Jacob hatte erzählt, dass er früher einmal Fußball gespielt hatte aber nicht besonders gut gewesen war, weshalb er es irgendwann aufgegeben hatte. Im Nachhinein hatte er dann realisiert, dass er eigentlich ziemlich gut gewesen war wenn der Trainer ihn in der Verteidigung eigesetzt hatte, er hatte aber lieber Stürmer sein wollen und war nicht bereit gewesen die Position zu wechseln.
Rhaena hatte dann erzählt, dass sie fast 10 Jahre Handball gespielt hatte, bis sie sich beim Skaten die Hand gebrochen und dann als sie wieder hätte spielen können gerade auf die Highschool gewechselt war und deshalb keine Zeit und Motivation mehr gehabt hatte weiter zu machen.

Jacob erinnerte sich noch gut als sie frisch auf die Highschool gekommen waren, gleich vom ersten Treffen im Klassenraum an war ihm Rhaena sympathisch gewesen und mit der Zeit hatte er starke Gefühle für sie entwickelt. Das sagte er ihr jedoch natürlich nicht, davor hatte er viel zu viel Angst und nur weil sie sich jetzt gerade länger unterhielten und Kriston meinte doofe Sprüche bringen zu müssen hieß das ja noch lange nicht dass sie wirklich was von ihm wollte.
Stattdessen fragte er: „Auf welcher Mittelschule warst du denn vorher?“
„Auf der Merya-Stocker-Schule“, antwortete sie, „und du?“
Gerold-Swan-Mittelschule.“
„Auf der Gerold Swan?“, fragte sie, „kenne paar Leute die da auch waren! Dann waren wir ja beide in der Drachenvorstadt in der Schule! Wohnst du auch da?“
Jacob nickte: „Ja, ich wohn in der Schurbacher Straße.“
„Ich in der Neuen Rosbyer, dass sind nur 15 Minuten zu Fuß!“, sie lächelte und fügte dann hinzu „dann kann ich dich mal besuchen kommen!“
Jetzt wurde Jacob wieder rot, doch irgendwie fühlte sich das nicht mehr so schlimm an: „Gerne!“, dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und fügte, während er aus dem Augenwinkel sah dass die anderen gerade wieder aus dem Wasser kamen, hinzu: „Ich fände es generell schön wenn wir uns mal so außerhalb der Schule treffen würden.“
Sie lächelte ihn an und sie schauten sich einige Sekunden in die Augen, dann sagte sie: „Das fänd ich auch schön.“
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