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Navy CSI New York 1756

von Cass Cor
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Schmerz/Trost / P16 / Het
Barry Finnegan Cassidy Finnegan Christopher Gist Colonel George Monro OC (Own Character) Shay Patrick Cormac
08.09.2023
25.09.2023
21
24.996
 
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18.09.2023 1.681
 
Der Tag hatte für Shay früh begonnen und endete ... Nun ja, er endete in einem Pub. Dieser zeigte sich zur Abendstunde brechend voll. Gäste unterhielten sich. Essen wurde aufgetragen, Getränke serviert. Ein Konglomerat an Geräuschen und Gerüchen brandete auf ihn ein. Es gab keine Möglichkeit, dem zu entkommen, außer genügend Alkohol in sich hinein zu schütten. Genau dies würde höchst wahrscheinlich passieren. Shay gegenüber saß ein breitschultriger Mann mit einem Lederhut und einem wettergegerbten Gesicht, der viel und laut redete, lachte und die eine und andere Runde spendierte. Er feierte sein neues Leben ausgiebig und hatte allen Grund dazu.


In der Frühe war Colonel Monro bei den Finnegans aufgetaucht und hatte Shay um Hilfe für einen Freund gebeten. Eine weitere Bande plante diesen Mann – Christopher Gist, mit Namen - aufzuknüpfen. Wann und wo, so wusste der Colonel nicht und beauftragte Shay dies herauszufinden, um den Unglückseligen zu retten. Offenbar handelte es sich bei Selbigen ebenfalls um einen Templer, so vermutete er zumindest.
Warum kam Monro mit solch einem Anliegen zu ihm? Sollten die Rotröcke nichts von dererlei Aktivitäten wissen? Ja, so waren sie die Herren des Ordens; kochten ihr eigenes Süppchen, waren allerdings nicht im Stande, dies selber auszulöffeln. Ein wenig Genugtuung überkam Shay und zugegebner Maße der Wunsch, sich gegenüber Monro erkenntlich zu zeigen. Dieser hatte ihn gerettet, warum sollte er nicht dergleichen für einen anderen Mann tun.

Demnach infiltrierte der ehemalige Assassine das Fort, welches der Bande als Unterschlupf diente. Shay rette den Unglücklichen vor seinem Schicksal, indem er mit einem gezielten Schuss das Seil durchtrennte und den ‚Galgenvogel‘ vor dem Genickbruch bewahrt.
Seltsam, seine Hände hatten nicht gezittert, stelle er im Nachhinein fest. Offenbar war heute ein guter Tag.

Nicht so für die Bande. Einige hatten mit dem Leben bezahlt. Monro und die Rotröcke waren Shay gefolgt und hatten das Fort gestürmt. Natürlich erst nachdem der ehemalige Assassine zusammen mit seinem neuen Verbündeten Christopher Gist einen Großteil der Arbeit erledigt und sich den angreifenden Ganoven gestellt hatte, bevor die ‚Kavallerie‘ eintraf. Der gute Colonel kam offensichtlich nicht ohne ihn aus, stellte Shay fest. Um dies gebührend zu huldigen, stürzte er den Rest des Ales hinunter.

Seine Gedanken fingen an zu kreisen: Rotröcke! Er machte Geschäfte mit verdammten Rotröcken und Templern. Mit gottverdammten rotröckigen Templern. Shay platzierte seinen Ellenbogen auf der Tischplatte und barg den zu schwer gewordenen Kopf in der Handfläche. Die Bedienung stellte ein weiteres Ale vor ihm ab. Es lies sich nicht mehr nachzuvollziehen, wie viele er schon getrunken hatte. Eines davor würde er sicherlich morgen früh bereuen.

Eine stark geschminkte Frau zog Shay den Arm weg, nahm auf seinem Schoß Platz und setzte an, ihm ihre Zunge in den Hals zu stecken. Er ließ sie einen Augenblick lang gewähren, wandte sich dann ab. Dennoch wanderte Ihre Hand dorthin, wo die einer Dame normalerweise nicht hingehörte. Sie stieß ein überraschtes „Uhhh“ aus, fügte: „Na das ist ja mal ein Prachtstück“ hinzu. Auf wen oder was sich diese Aussage bezog, erschloss sich Shay nicht. Ganz gleich ... Entgegen seiner üblichen Gewohnheit scheuchte er die ‚Dame des einschlägigen Gewerbes‘ weg und spülte den Geschmack ihrer Lippen mit dem Ale fort. Sie versuchte ihr Glück bei seinem Gegenüber.
Der ‚Frühere Shay Patrick Cormac‘ - eine seltsame Bezeichnung, die er für sich selbst fand - hätte sich solch ein Angebot - wenn er es sich hätte leisten können – sicherlich nicht entgehen lassen. Der jetzige legte keinen Wert auf ihre Dienste. Der neue Shay Patrick Cormac machte sein eigenes Glück. Verdammt!

Eine weitere Dame setzte sich zu ihnen. Offensichtlich witterte sie bei den beiden Männer ein lukratives Geschäft.
Die nächste Runde, diesmal Whiskey, landete auf Tisch. Shay trank, Gist trank, die besagten Damen tranken. Die gesamte Umgebung verschwamm, die Geräusche erschienen ihm gedämpft. Das Schwindelgefühl wurde stärker. Ein Gemisch von billigem Parfüm, vermischt mit dem von Ale und teurem Whiskey stieg ihm in die Nase. Shay lehnte sich zurück, dennoch gab es kein Entkommen. Nicht vor dem Geruch, nicht vor den Frauen.

„Was ist dein Freund?“, fragte eine der Damen. „Ein Priester oder bevorzugt er seinesgleichen?“
„Keins von beiden“, erklärte Christopher Gist, seine neue Bekanntschaft.
„Er trägt aber ein Kreuz“, bemerkte sie und deutete auf Shay‘s Waffengurt.
„Er ist ein Templer“, verkündete der Mann mit dem Lederhut grölend. Die Damen hielten es offenbar für einen Witz und stimmten in sein Lachen ein.

„Is‘ klar, Süßer! Und er hat ewige Keuschheit geschworen.“ Die Eine lachte schallend auf. Sie warf Shay einen lasziven Blick zu und leckte sich über die Lippen.
„Und ich bin die Heilige Jungfrau Maria.“ Wieder erklang lautes Gelächter.
„Das ist hier nicht Jerusalem, Süßer. Du kannst morgen den Herrn um Vergebung bitten.“

Nein, Shay war kein verdammter Templer, wie sein neuer Bekannter Christopher Gist und dieser Colonel. Und er hatte sich - verdammt noch mal – nicht in eine Templerin verliebt. Niemals!
Oder doch? In eine atemberaubende, rothaarige Templerin, zu dieser Feststellung kam Shays vernebeltes Hirn.
Shay verdrängte den Gedanken und blendete den Tumult in der Taverne aus. Sein Blick fiel aus dem Fenster. Und dort sah er sie, in blutrotes Abendlicht getaucht. Nein nicht die kluge und schöne Ärztin, der er sein Leben verdankte. Es war die Göttin vor Krieg und Dunkelheit. Seine Göttin: Die Morrigan. Der Anblick erschien so unwirklich, so wunderschön, dass Shay meinte zu träumen. Oder war er betrunken? Nein, sicherlich nicht. Höchsten trunken vor Glück, dass er sein Schiff zurückhatte.

Doch wie kam es dazu, rekapitulierte Shay. Christopher Gist hatte ihn nach seiner Befreiung darauf aufmerksam gemacht, dass die schnittige Brigg im Hafen von New York vor Anker lag. Ihn informiert, dass das Schiff der Bande aus dem Fort gehörte, Gist wusste nicht um den Zusammenhang, dass der ehemalige Besitzer direkt neben ihm stand.

Was für eine Unverschämtheit! Niemand würde sie anrühren. Nicht seine Morrigan!
Offensichtlich hatten die Ganoven die Brigg von der Bruderschaft übernommen, nachdem der vermeintlich tote Assassine keine Verwendung dafür hatte. Ja, so war Achilles Davenport: Keinerlei Respekt vor dem Eigentum anderer. Erst recht nicht  deren Leben.

Nichts da! Shay hatte überlebt. Einige Mitglieder der Bande bezahlten hingegen ihrem Leben oder wurden vom Schiff vertrieben. Es handelte sich lediglich um Verbündete der Bruderschaft, keine voll ausgebildeten Assassinen. Achilles schreckte nicht davor zurück mit allerlei Ganoven zu paktieren, wenn es ihm Vorteile brachte.

Colonel Monro, der sich noch in der Nähe aufhielt, verhaftete die Überlebenden. Ihnen drohte wahrscheinlich Gefängnis oder der Strick.
Die Bande ließ beträchtliche Schätze zurück, von denen Shay wiederum einen Anteil erhielt. Ihm war gleichgültig, dass Monro darüber spekulierte, zu welchem Zweck das Geld gedacht war. Es würde ausreichen, um die Morrigan instand zu setzen. Die Ganoven hatte sie nicht besonders pfleglich behandelt. Sein geliebtes Schiff, seine Göttin.

Über was er alles nachdachte! Shay‘s Gedanken schienen ihm ungewöhnlich klar. Er kippte einen Whiskey herunter, um diesen Zustand zu ändern. Heute gedachte er nur noch zu trinken und zu vergessen.


Um drei Uhr früh hatte man sie aus dem Pub vertrieben. Frechheit! Sie waren zahlende Kunden! Shay hatte gedroht, den Laden zu kaufen und ein weiteres Pint für den Heimweg mitgenommen. Christopher Gist war - lautstark redend - von dannen geschwankt; amüsierte sich jetzt wahrscheinlich mit den zwei Damen des einschlägigen Gewerbes. Es sein ihm gegönnt.

Shay hingegen saß am Pier, ließ seine Beine ins Hafenbecken baumeln und trank das restliche Ale aus. Ein Gefühl von Schwermut und Melancholie überkam ihn. So rekapitulierte der ehemalige Assassine, dass er, nachdem die Ganoven ausgeschaltet waren, auf den Mast geklettert war und die Fahne der Bruderschaft abgeschnitten hatte. Es erschien ihm, er würde eine Verbindung kappen, sich von einem Band befreien, welches zu seiner Vergangenheit führte. Es fühlte sich befreiend und gleichzeitig befremdlich, ja sogar ein wenig bedrohlich an. Entsprach dies dem Preis der Freiheit? Der Wind trug die Flagge davon, fort von ihm. Doch welche würde er jetzt hissen? Wo gehörte er hin?

Wahrscheinlich würde sich dies heute nicht mehr klären lassen und schon gar nicht in seinem Zustand. Shay erhob sich.
„Bis morgen, meine Schöne!“ Er warf dem Schiff eine Kusshand zu. Sie war keine schwimmende Müllhalde, wie der Chevalier sie einst genannt hatte und erst recht nicht die verrückte Fee, welche den Zauberer Merlin ruinierte hatte.

‚Lass dieser Froschfresser keine Bücher, verdammt!‘, fragte sich Shay. Selbst in trunkenen Zustand wusste er um den Unterschied zwischen der Zauberin aus der Artus-Sage und der Göttin von Krieg, Wollust und Dunkelheit.
Seine Göttin. Seine Morrigan.
Die schwimmende Müllkippe und der Bauernlümmel! Ein großartiges Gespann! Aller Schmähungen zum Trotz.

Ein Druckgefühl lag in Shay’s Kehle, in seiner Brust, schlang sich einer nassen Decke gleich um seine Schultern. Im betrunkenen Zustand schien ihn wieder einmal die Vergangenheit einzuholen, die Worte der ehemaligen Gefährten: Unnütz, leichtfertig, undiszipliniert ...
Nein, er hatte jetzt ein anderes Leben. Aber er war kein Templer, verdammt!
Taumelnd machte sich Shay auf dem Weg zu den Finnegans. Sie waren sicherlich in Sorge.


Zusammen mit dem Sonnenaufgang, den Mantel unter dem Arm, erreichte Shay das Haus seiner Gastgeber. Die Glocken im benachbarten Kirchturm schlugen sechs Uhr. Ungeschickt fingerte er den Schlüssel aus der Tasche, schloss auf und stemmte sich gegen die Tür.
Schwankend durchquerte er den Flur und trat in die Wohnstube. Nein, der Boden schwankte vergleichbar mit dem Deck eines Schiffes auf hoher See. Übelkeit stieg in Shay auf und er erbrach sich.

„Da ist er ja,“ vernahm er Mrs. Finnegans besorgte Stimme. Verschwommen erkannte Shay das Ehepaar, welches in Schlafbekleidung am Fuße der Treppe stand.
„Sturzbesoffen ist er, dieser verdammte Deckschrubber.“
„Ach lass‘ ihn, Barry.“ Mrs. Finnegan’s Stimme klang schrill.
„Wenn er nüchtern ist, schrubbt er den Boden, das sage ich dir, Cass.“
Mehr verstand Shay nicht, nahm das Gespräch des Ehepaares lediglich verzerrt wahr.

Scharf sog er den Atem ein. Alles drehte sich, nein der ganze Raum befand sich in Rotation. Er kippte zur Seite, griff nach der Tischkante, fand allerdings keinen Halt. Entweder fiel der Tisch um oder er selbst. Shay schlug sich den Kopf an, verspürte eine kurze Orientierungslosigkeit. Hatte sich der Boden unter ihm aufgetan? Er setzte an, aufzuspringen, wollte flüchten, fühlte sich jedoch wie gelähmt. Panik überkam ihn, wallte gleich einer heißen Welle in ihm hoch. Und dann passierte es ...
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