Kapitel 13



Nachdem sie sich wieder getrennt hatten, schlug  Namjoon vor: „Wir sollten jetzt besser nach Hause fahren“, und sie quetschten sich, zum großen Erstaunen des Fahrers, alle in den  Wagen, der eigentlich für Yoongi bestimmt gewesen war. Als sie beim Bandhaus angekommen waren, stiegen sie alle sofort aus  und eilten ins Haus.
„Wo ist eigentlich Tae?“, fragte Yoongi. „Der ist doch heute Nachmittag nach Thailand geflogen, wegen diesem  Fotoshooting“, erklärte ihm Jimin, „aber er kommt am Samstag wieder zurück, da ja am Montag  die Proben für unsere neue Show anfangen“, endete er. „Ach ja, er hatte doch vorige Woche in der Runde noch davon gesprochen“, sagte Yoongi.

Er sah etwas beschämt zu seinen Freunden und sagte: „Leute, ich weiß echt nicht, wie ich mich bei euch bedanken soll. Abgesehen davon, dass ihr wie die apokalyptischen Reiter in die Praxis gestürmt seid, als wolltet ihr mit  Dr. Sun kurzen Prozess machen und mich aus seinen Klauen befreien…. Ihr seid wirklich meine Familie… das wird mir jetzt erst so richtig klar. Und ich habe schon seit dem Tag, als ich Tae so verletzt habe, jedes Wort bitter bereut. Ich werde  versuchen, das mit ihm so schnell wie möglich zu klären….ich hoffe, er kann mir verzeihen“, sagte Yoongi.
„Er liebt dich, nach wie vor…das wird schon wieder“, sagte JHope und legte tröstend einen Arm um Yoongi. Auch die anderen Jungs sprachen ihm Mut zu und er wünschte sich in diesem Moment, dass er ihren unerschütterlichen Optimismus hätte teilen können.



Taehyung stieg müde aus dem Flugzeug und wartete, zusammen mit dem Mitarbeitern des Modelabels , bis er sein Gepäck endlich abholen konnte. Das Fotoshooting in Thailand war interessant, aber sehr anstrengend gewesen. Obwohl der dortige Fotograf, namens Chai, der auch für das Modelabel arbeitete , sehr nett gewesen war.

Das Fotoshooting lief sehr professionell ab und, als sie fertig waren, lud Chai sie alle zum Essen ein. Taehyung fühlte sich sehr wohl und das erste mal, nach einer Ewigkeit, konnte er wieder unbeschwert lachen. Der Fotograf machte ihm eindeutig Avancen und Taehyung war doch sehr überrascht, dass dieser sich das so offen getraute.
Aber in Thailand war das,  zumindest was das Thema Homosexualität anlangte, kein Tabu, so wie in Südkorea. Chai war ein sehr gutaussehender Mann, ungefähr um die dreißig und ein wenig größer als Taehyung. Seine schwarzen Haare hatte er lässig nach hinten gekämmt und er war ausgesprochen gut gebaut, soweit dies Taehyung beurteilen konnte.

Er musste zugeben, dass ihm diese Avancen von Chai sehr schmeichelten, ja Balsam für sein verletztes Herz waren. Doch er konnte dem Werben dieses Mannes nicht nachgeben, denn er liebte noch immer Yoongi.
Chai nahm den Korb, den ihm Taehyung gab, etwas enttäuscht, doch gelassen hin. So  verabschiedeten sie sich nach dem Essen mit einer Umarmung und Taehyung wurde zum Hotel gefahren. Dort packte er seine Sachen zusammen, denn am nächsten Morgen ging es wieder Richtung Heimat.

Das Flugzeug war am frühen Nachmittag in Seoul gelandet und nun stand er in der Warteschlange beim Gepäckband. Endlich entdeckte er seine Koffer und schnappte sie sich schnell. Dann ging er raus in die große Halle und schaute sich um, denn ihm wurde gesagt, dass ihn ein Fahrer abholen und zum Bandhaus bringen würde. Er sah aber niemanden, der wie ein Fahrer aussah und ging daher weiter Richtung Ausgang.

Und da stoppte er aprubt ab. Vor ihm standen, breit grinsend, seine fünf Hyungs. Ihm kamen die Tränen und sofort war Hobi bei ihm und umarmte ihm innig. „Hallo mein Schöner, endlich bist du wieder hier. Wir haben dich alle vermisst“, sagte Hobi zu ihm. Auch die anderen kamen jetzt dazu und umarmten ihn nach der Reihe zur Begrüßung… und da erst sah er ihn…..Yoongi. Taehyung schaute ihn mit großen Augen an. Begann er jetzt zu spinnen, hatte er Halluzinationen? Yoongi, war doch nicht wirklich mitgekommen?

„Hallo Tae“, hörte er Yoongi sagen und dieser nahm einfach seine Hand und drückte sie zärtlich. Taehyung war sprachlos und er konnte es nach wie vor nicht glauben. „Komm, lasst uns nach Hause fahren, Jungkook und Jin, haben schon vorgekocht“, sagte nun Namjoon. Ihm war nämlich aufgefallen, dass viele Leute, vor allem junge Frauen auf sie aufmerksam geworden waren und schon ihre Handys zückten, um zu fotografieren. Auch einige Fotografen hatte er in der Halle ausmachen können, die bereits eifrig knipsten.

Auch die Anderen hatten es mitbekommen und so schirmten sie Taehyung und Yoongi, so gut es ging, ab und gingen zum wartenden Wagen. Schnell verstaute der Fahrer die Koffer, während alle sieben Männer ins Auto stiegen. Während der Heimfahrt quetschten die Jungs Taehyung natürlich über das Fotoshooting aus und er erzählte voller Begeisterung davon und auch von dem netten Fotografen.

Yoongi hörte dem schweigsam zu, doch als Taehyung von diesem Chai erzählte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Taehyung schwärmte ja regelrecht von diesem Fotoheini, dachte Yoongi sich angepisst. Doch er hatte kein Recht, eifersüchtig zu sein, denn schließlich war er es gewesen, der Schluss gemacht hatte. Es war daher doch zu erwarten gewesen, dass Taehyung sich eines Tages für jemand  anderen interessieren würde. Daher ließ sich Yoongi, nach außen hin,  natürlich nichts anmerken.

Als sie nach einer Weile endlich beim Bandhaus abgesetzt wurden, war Taehyung heilfroh, wieder daheim zu sein. Er schnappte seine Koffer und brachte die Wäsche in den Wäscheraum und schaltete sofort die Maschine an. Dann ging er zurück in sein Zimmer, holte sich frische Sachen und ging dann ins Bad unter die Dusche.
Die Anderen waren im Wohnbereich und in der Küche und bereiteten alles für das gemeinsame Essen vor. Taehyung zog sich eine bequeme Jogginghose und ein langärmeliges Shirt an, dann ging er auch zu den Jungs.  Jin und Jungkook richteten bereits die Speisen an und Jimin und Yoongi deckten zusammen den Tisch.

Yoongi blickte kurz zu Taehyung und sie sahen sich nach langer Zeit wieder richtig an. Taehyung glaubte in Yoongis Augen versinken zu können, doch rief er sich zur Ordnung. Yoongi hatte mit ihm Schluss gemacht, weil er ihn nicht mehr liebte. Er musste sich damit abfinden und irgendwann würde der Schmerz, der ihn innerlich auffraß, schon vergehen.

Taehyung unterbrach den Blickkontakt, nachdem Hobi zu ihm gekommen war und sich mit ihm zu Tisch setzte. Das Essen war vorzüglich und alle waren gut gelaunt. Taehyung schaute in die  Runde und er fühlte sich  geborgen. Sein Blick fiel unwillkürlich auf Yoongi und er bemerkte, dass dieser ihn ernst anschaute. Doch in Yoongis Blick war noch etwas anderes zu sehen, nämlich Sehnsucht. Taehyung war etwas verwirrt, warum sollte Yoongi Sehnsucht nach ihm haben, wenn er nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte?

Nach dem Essen wurde von den Jungs, wie immer, zusammen alles sauber gemacht. Taehyung stellte gerade die letzte Schüssel in den Küchenschrank zurück. Die anderen Sechs waren bereits im Wohnbereich und unterhielten sich angeregt. Doch Taehyung war so gar nicht nach Plaudern und er ging daher durch die Terrassentür nach draußen in den Garten.

Er wollte etwas allein sein und schlenderte ein wenig in der Abenddämmerung umher, bis er sich auf eine Bank niedersetzte. Er war total in Gedanken versunken, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um und sah Yoongi hinter sich stehen.
„Yoongi“, hauchte er förmlich und sah ihn ungläubig an. Yoongi setzte sich nun einfach neben ihn und sie schwiegen einen Moment. „Tae….können wir reden?“, fragte er. „Worüber denn?“, fragte  Taehyung und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Über uns“, antwortete Yoongi und knetete nervös seine Finger.

„Über uns? Aber es gibt kein uns mehr“, meinte Taehyung fast sarkastisch. „Bitte Tae….mach es mir doch nicht so schwer“, sagte Yoongi. Taehyung lachte bitter auf. „Ich soll es dir nicht so schwer machen? Was erwartest du denn von mir?“, wurde Taehyung immer lauter und war von der Bank aufgestanden.
„Du warst es doch, der das, was zwischen uns war, beendet hat. Der seine Karriere voranbringen wollte, aber mich dafür nicht mehr an seiner Seite haben wollte. Was willst du also noch über uns reden? Es gibt nichts mehr zu reden. Ich will nicht mehr vor lauter Herzschmerz fast jede Nacht wachliegen und mich nach dir sehnen. Verstehst du Yoongi, es hat mich fast umgebracht. Ich will nicht mehr diese Liebe für dich in meinen Herzen tragen. Denn es tut so scheiße weh, dich zu lieben“, schrie jetzt Taehyung weinend seine ganze Verzweiflung raus.

Yoongi war auch aufgestanden und sah ihn vollkommen geschockt an und sagte kein Wort. Taehyung schloss kurz seine Augen und wollte schon gehen, da packte ihn Yoongi am Arm und hielt ihn zurück.  Taehyung schaute ihn verwirrt an und da zog ihn Yoongi auch schon, beinah grob, in seine Arme und küsste ihn. Taehyung blieb fast die Luft weg, denn dieser Kuss war voller Leidenschaft und Verzweiflung.
Als sie sich trennten, atmete Taehyung hektisch und schaute Yoongi mit großen Augen an. „Können wir jetzt reden?“, fragte Yoongi. Taehyung war nur fähig zu nicken und so setzten sich die beiden Männer wieder auf die Bank. Yoongi holte tief Luft, jetzt lag es an ihm, zu retten, was zu retten war. Er hoffte aus ganzem Herzen, das es überhaupt noch was zum Retten gab.