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Medical Attending

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Esteban Ocon Michael Schumacher Mick Schumacher OC (Own Character) Sebastian Vettel
07.09.2023
18.09.2023
5
6.459
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18.09.2023 2.904
 
Die behandelnde Ärztin


Die Nacht war viel zu kurz und als ich morgens mit einem Kaffee zur Visite erschien, fielen meine Augenlider immer wieder zu.
Als wir in Micks Zimmer ankamen, schienen bereits die ersten Sonnenstrahlen hinein.
„Guten Morgen, Mister Schumacher.“ sagte die Oberärztin. Mick hatte ein unangerührtes Frühstückstablett vor sich stehen und sah frischer aus denn je. Ich dagegen sah aus wie eine Schlafwandlerin.
„Guten Morgen.“ sagte seine Stimme, die nun kräftiger klang als gestern.
„Fall 23, wer stellt vor?“ fragte die Oberärztin.
Mick lächelte, als ich vortrat.
„Fall 23, Mick Schumacher.“, begann ich. „Der dritte Tag nach Operation an rechter Schulter, Autounfall, Fraktion der Cavitas glenoidalis, Splitterüberreste bis zur Scapula. Operation ist ohne Komplikationen verlaufen, Verbandswechsel über die nächsten drei Wochen, dann langsamer Beginn der Rehabilitation des Gelenks… Wahrscheinliche Verlegung ins Stadthospital heute Mittag.“
Die Oberärztin nickte.
„Wie fühlen sie sich?“
„Ich habe zwar nur die Hälfte der Worte verstanden, die Doktor Wagner gerade gesagt hat, aber ich glaube wir stimmen darin überein, dass es mir gut geht.“
„Lassen sie es nicht zur Gewohnheit werden Doktor Wagner mit der Antwort dieser Frage zu vertrauen.“ sagte die Oberärztin.
Mick schaute mich lächelnd an.
„Dabei schien sie mir so vertrauenswürdig.“
Ich schüttelte unauffällig den Kopf und unterdrückte ein Lächeln.
„Ihr Fall, Wagner.“ sagte die Oberärztin dann kühl und verließ mit den anderen Ärzten das Zimmer, währenddessen ich die Akte zurücklegte. Hillary warf mir ein letztes Augenzwinkern zu, bevor sie die Tür schloss.
„Habe ich nicht gesagt, du sollst mich gut dastehen lassen?“ sagte ich lächelnd.
„Der kleine Monolog war sehr beeindruckend.“
Ich lachte kurz auf.
„Also nicht acht Jahre Studium verschwendet.“
„Auf keinen Fall.“ sagte er.
Ich ging um das Bett herum und betrachtete seine Fingerspitzen.
„Wie sieht’s aus, kannst du sie besser bewegen?“ fragte ich und sah auf den Verband.
„Schwer.“ sagte er nur und hob leicht den Zeigefinger.
„Keine Sorge, das kommt wieder.“
Ich setzte mich auf seine Bettkante und schob einen Rolltisch mit frischem Verbandszeug zu mir heran.
„Du musst dich jetzt ausziehen.“ sagte ich und sah auf.
Er lächelte wissend.
„Ich weiß nicht, ob mir das ein bisschen zu schnell geht, Alva.“
Ein Schauer lief über meinen Rücken, als er meinen Namen sagte.
„Du fandest doch, dass das sich das hier wie eine romantische Komödie anfühlt.“ sagte ich und wies auf das Hemd.
Ich öffnete die Schnüre, die es an seinem Nacken zusammenhielt. Als ich meine Arme um ihn legte, um daran zu kommen, sah er auf in meine Augen. Sein wilder Geruch umgarnte mich erneut.
Als ich mich wieder fing, zog er den gesunden Arm durch den Ärmel. Dann half ich ihm aus dem anderen.
Nun erstreckte sich seine breite Brust in ihrer ganzen Vollständigkeit vor mir. Seine Schultern waren breit und muskulös, seine Brust durchtrainiert. Hier und da waren einige oberflächige Narben, die sein Beruf mit sich brachte. Ich starrte einige Sekunden, wie gefangen, auf ihn hinab.
„Alva?“
Ich schüttelte leicht den Kopf, um in die Realität zurückzukehren.
Ich traute mich kaum aufzusehen.
„Sorry.“ sagte ich schnell.
„Kein Problem.“ sagte er und ich wusste, dass er ein Lachen zurückhielt.
Ich versuchte mit zitternden Fingern die Klammer an seinem Verband zu lösen.
„Im Übrigen hatte ich gesagt, dass sich das hier wie ein Film anfühlt. Keine romantische Komödie.“
Jetzt brach ich doch in ein leises Lachen aus.
„Meintest du etwa einen Thriller?“
„Vielleicht eher Rosamunde Pilcher“
Ich lachte und rollte den Verband zurück und nach und nach kam seine Schulter zum Vorschein. Die Narbe schien gut zu heilen.
„Wie wird dir nicht schlecht, wenn du das siehst.“ fragte er und ich lachte.
„Du hättest das mal im OP sehen sollen.“
„Besser nicht.“
Ich nahm etwas Watte und tauchte es in Desinfektionsmittel.
„Das brennt jetzt ein bisschen.“ sagte ich und sah ihn an.
Er schaute auf.
„Ich glaube das bekomme ich hin.“
Ich biss mit auf die Unterlippe.
„Stimmt, du warst in diesem Unfall. Das ist natürlich… schlimmer.“
„Es tut nicht so sehr weh.“ sagte er, als ich über die frische Narbe strich und er nicht einmal zuckte. „Wenn du in die Bande krachst. Es tut erst weh, wenn es dir bewusst wird.“
Ich sah ihn an und hielt inne.
„Wann wird es einem bewusst?“
„Im Helikopter, normalerweise.“
„Wie lange musstest du warten, bis die Sanitäter kamen?“
„Nicht lange, aber ich weiß nicht mehr viel davon. Vielleicht fünfzehn Minuten?“
„Fünfzehn Minuten?“ fragte ich geschockt. Kaum irgendwo im Randbezirk von Baku waren die spärlichen Krankenwagen so schnell an irgendeinem Unfallort.
Er lachte halbherzig.
„Nicht gerade die schönsten fünfzehn Minuten meines Lebens.“
Er sah wieder aus dem Fenster, als ich die Narbe langsam und ausführlich reinigte.
„Woran hast du gedacht, als du noch bei Bewusstsein warst?“
Er dachte einige Sekunden nach, sein Blick immer noch auf mein Gesicht gerichtet.
„Meine Familie, meistens.“
Ich schüttelte berührt den Kopf.
„Tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.“
Ich begann die Schulter wieder neu zu verbinden.
„Das sind die Seiten der Geschichte, die keiner erzählt.“
Ich steckte den Verband zusammen mit der Klammer und beugte mich zurück. Ich wies auf mein Meisterwerk.
„Tja, immerhin kann ich dir versichern, dass diese Narbe kaum sichtbar sein wird. Dein Cover in der Sports Illustrated sollte also gerettet sein.“
„Wirklich, aber es war doch so ein großer Eingriff?“, sagte er.
Ich hing die Akte zurück an das Ende seines Bettes.
„Ich bin aus einer Schönheitschirurgenfamilie.“
Auch wenn ich ihn nicht ansah, wusste ich, dass er mich musterte.
„Schönheitschirurg.“ sagte er dann, als würde er nicht genau wissen, wie er darauf reagieren soll.
„Schon okay, du kannst es sagen.“ sagte ich dann und sah auf in sein Gesicht. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen.
„Schönheitschirurg?“ lachte er.
Ich nickte und ließ mich von ihm anstecken.
„Der Beste in Hamburg.“
Er sah mich an, als unser Lachen verebbte.
„Warum bist du hier, wenn du auch im schönen Hamburg sein könntest?“
Es dauerte eine Weile, bis ich antwortete.
„Lange Geschichte.“
Er nickte verstehend.
„Wann hast du wieder Nachtschicht?“ fragte er dann und ich lächelte.
„In zwei Tagen.“
Er erwiderte mein Lächeln.
„Genug Zeit für eine lange Geschichte.“
Ich sah einige Sekunden in seine leuchtend blauen Augen, die mich fixierten und spürte das erste Mal einen angenehmen Schauer, bei dem Blick von Mick Schumacher. Dann nickte ich.
„Vielleicht.“
„Ist das eine Zusage?“
„Wozu?“
„Zu dem Date?“
Ich lachte leise.
Im selben Moment kam ein nervtötendes Vibrieren und Piepen vom Tisch neben Micks Bett. Ich sah auf meinen Pieper. Das Lächeln verschwand von meinen Lippen.
EMG-H16
Emergency in Zimmer H16.
„Scheiße.“ fluchte ich.
„Alva, ist alles-…“
Doch da war ich schon aus der Tür.

---

Erst vier Stunden später kam ich zurück in das Zimmer von Mick. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, dass wir gelacht hatten. Meine OP Kleidung war mit Blut bespritzt. Meine Haare klebten an meiner Stirn, von der OP-Haube, meine Hände zitterten. Ich bekam kaum die Tür auf.
„Alva.“
Er sagt meinen Namen, als würden wir uns schon Jahre kennen.
Ich ging zu dem zweiten Bett des Zimmers, das leer war und fiel mit einem lauten Rumms darauf.
Er wartete einige Sekunden. Ich konnte seinen Blick sozusagen auf mir spüren, wie er über das Blut auf meiner Kleidung schweifte.
„Was ist passiert?“
Ich seufzte und zog die dünne Decke über meinen Körper.
„Geplatzte Arterie bei einem Kind, das an der Grenze verwundet wurde.“
Er schluckte.
„Wie geht’s ihm?“
Ich nickte müde und schloss wieder die Augen.
„Er hat es geschafft.“
Ich hörte, wie er erleichtert seufzte.
„Es war anstrengend und schmutzig. Aber er kommt durch“, sagte ich noch und sah ihn an. Ich schloss die Augen und legte mich in eine einigermaßen bequeme Position.
Es dauerte keine fünf Sekunden, bis ich eingeschlafen war.

Mein Pieper weckte mich.
Es dauerte einige Sekunden, bis mir auffiel, dass ich nicht in dem Etagenbett im Schlafraum lag.
Ich schreckte hoch.
„Guten Morgen.“ sagte eine Stimme neben mir.
Ich versuchte meine Augen aufzubekommen und meine Sicht zu fokussieren.
Im Bett vor mir lag Mick und schaute lächelnd zu mir herunter.
Das Sonnenlicht der Sonne von Aserbaidschan strömte in den Raum.
„Wie spät ist es?“ fragte ich und hoffte insgeheim, dass meine Haare nicht aussahen wie ein Vogelnest.
„Kurz vor sieben.“
„Scheiße.“ murmelte ich und stand auf.
Mick lachte leise und beobachtete mich, wie ich durch den Raum ging und mich leicht dehnte.
„Alles okay?“ fragte er halblachend.
„Mhm.“ sagte ich und griff nach seiner Akte.
„Das Bett ist nicht sehr bequem.“
„Ich hatte leider keine Chance dir mein Bett anzubieten.“
Ich sah auf in seine Augen, die mich anglänzten, dann lächelte ich verlegen.
„Nächstes Mal vielleicht.“ sagte ich leise in einem schrecklichen Versuch zu flirten. Er erwiderte nichts, doch ich wusste, auch ohne ihn anzusehen, dass er breit grinste. Dann erinnerte ich mich daran, warum ich aufgeweckt wurde. Ich sah auf meinen Pieper.
„Kann ich dich allein lassen?“ fragte ich und sah endlich wieder auf.
„Ungern.“
Ich fuhr mir lächelnd durch die Haare und band mir, mit dem Zopfgummi im Mund, einen hohen Pferdeschwanz
„Wann bist du wieder hier?“ fragte er noch, als ich die Tür schon geöffnet hatte.
Ich musste lächeln und sah ihn wieder an. Sein Blick machte mich nervös. Ich bekam eine Gänsehaut, als seine blauen Augen mich durchbohrten.
„Wenn ich mal wieder ein unbequemes Bett brauche.“
Dann verließ ich das Zimmer, immer noch grinsend, wie eine Teenagerin, die gerade zum Abschlussball gefragt worden war.

„Oh.“ sagte Hillary, sobald sie mich auf der Station traf. „Schön dich zu sehen.“
„Guten Morgen.“ sagte ich scheinheilig, wohlwissend, was sie meinte.
„Angenehme Nacht?“
Ich lachte leise. Hillary sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Sex?“
Ich sah sie schockiert an.
„Was? Nein! Ich bin einfach in dem zweiten Bett eingeschlafen.“
„Schade. Ich wette Schumacher ist-…“
Sie stockte.
„Ehrlich gesagt, habe ich Schumacher noch nie gesehen.“
Ich sah sie an.
„Hillary, nein!“
Sie grinste und ging um die Schwesternstation herum, auf das Zimmer von Mick zu.
„Hilla-….!“
Sie hatte die Tür aufgemacht und ging ins Zimmer, ich stürmte hinterher.
Mick sah mich verwirrt an.
„Good Morning, Mister Schumacher.“ sagte Hillary mit fachmännischer Stimme. „My name is Doc. O’Connor.“
Ich warf Mick einen entschuldigenden Blick zu.
„Guten Morgen.“
„Nur eine Routineprüfung.“ sagte Hillary unbeschwert. „Da sie ausschließlich von Doktor Wagner behandelt wurden, müssen andere Ärzte manchmal nachschauen, ob sie auch keine Fehler gemacht hat.“
Mick lächelte mich wissend an.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass Doktor Wagner fehlerfrei gearbeitet hat, aber es ist Protokoll.“ sagte Hillary noch, bevor sie sich ihr Stethoskop umhing.
„Würden sie sich bitte freimachen?“
Ich konnte nicht anders und verdrehte die Augen.
Mick sah es und lächelte mir zu. Ich zog die Schultern hoch und versuchte ihm zu verstehen zu geben, dass das alles nichts mit mir zu tun hatte.
Er zog sich das Krankenhaushemd aus und Hillary warf mir unauffällig einen Blick zu. Ich schüttelte ebenso unauffällig den Kopf.
Sie grinste.
„Gut, dann jetzt bitte ganz normal atmen.“
Sie horchte Mick ab und er warf mir währenddessen amüsierte Blicke zu.
„Das klingt alles gut.“ sagte Hillary, als sie mit der Untersuchung fertig war und Mick zog sich wieder an.
„Wir werden wohl bald damit beginnen, sie wieder an normale Bewegungen zu gewöhnen.“ sagte Hillary.
„Aber ich werde trotzdem weiterhin ärztlich überwacht?“ fragte er und Hillary konnte sich nun endgültig ein Grinsen nicht mehr verkneifen.
Sie nahm die Akte.
„Oh, ich bin mir sicher, dass sie Doktor Wagner noch zu Genüge zu Gesicht bekommen werden.“ Sie legte die Akte in meine Hände und verließ das Zimmer. Ich verdrehte die Augen. Mick lachte.
„Charmant.“
„Entschuldige.“ sagte ich, hoffte, dass ich nicht rot anlief und verließ das Zimmer.

Hilary wartete im Flur auf mich.
„Wow.“ sagte sie nur. „Der Typ hat sich aber ganz schön einen Narren an dir gefressen.“
„Quatsch.“ sagte ich. „Ich bin nur seine Ärztin.“
„Ein bisschen Spaß muss sein.“ sagte Hillary und zwinkerte mir zu. „Aber lass dich nicht von Frau General erwischen.“
Sie sah zur Oberärztin und ich nickte abwesend.
Hillary grinste. Ich verdrehte erneut die Augen.
„Du bist einfach unmöglich.“

Mir war aufgefallen, dass es vor dem Krankenhaus erstaunlich ruhig war, obwohl ein international bekannter Rennfahrer bei uns war, der auch noch mitten im Grand Prix von Baku erschütternd gecrashed war. Irgendjemand musste im Hintergrund jegliche Information felsenfest zurückgehalten haben vor der Öffentlichkeit. Doch kaum zwei Stunden nachdem Hillary und ich das Zimmer von Mick verlassen hatten, brach das erwartete Chaos endlich über uns hinein. Vor dem Krankenhaus versammelten sich plötzlich Scharen von Reportern und unter viel Blitzlichtgewitter kamen kurz vor dem Mittag zwei sehr sportliche Männer an den vergilbten Schwesterntresen im ersten Obergeschoss.
Einer stellte sich als Micks Manager vor und ein weiterer als der Teamarzt des Mercedes Formel 1 Teams.
„Doktor Wagner bitte an den Empfang, Doktor Wagner.“
Ich lauschte der Durchsage, während der Empfang schon vor mir lag. Ich hatte die beiden, ganz offensichtlich nicht hierher gehörenden Männer schon durchs Fenster auf dem Parkplatz beobachtet. Beide trugen schwarz-petrolfarbene Teamkleidung und als ich zu ihnen stieß, stellten sich beide sehr höflich vor.
„Ich kann von hier aus übernehmen, wenn Sie mir seine Akte zukommen lassen“, sagte de Teamarzt, als wir uns gemeinsam auf den Weg zu Micks Zimmer machten.
„Wenn er dem zustimmt, natürlich“, sagte ich und ein unangenehmer Stich traf mich im oberen Magen. Ich will nicht, dass er geht.

Ich klopfte leise an die Tür und Mick begann sofort zu lächeln, als er mich sah. Doch sein Gesicht veränderte sich schlagartig, als er seine Gäste erspähen konnte, die ohne viele Umschweife ins Zimmer platzten.
„Hey Chris, hallo Ian.“
Mick warf mir einen Blick zu, den ich lange hielt.
„Doktor Roberts fragt nach deiner Akte, ist es okay, wenn ich sie ihm gebe?“
Mick zögerte einen Moment, doch als der Mann namens Ian schon seine Hand nach mir ausstreckte, nickte Mick kleinlaut und ich gab den schmalen Ordner ab. Doktor Roberts blätterte durch die ersten Seiten.
„Sie haben ihn operiert?“
Ohne, dass ich es verhindern konnte, zogen sich meine Augenbrauen zusammen.
„Ja.“
„Sie sind jung“, sagte er dann, ohne aufzublicken.
„Sehr gute Auffassungsgabe, das muss ich Ihnen lassen“, kam es aus mir heraus, bevor ich die Worte stoppen konnte und Mick unterdrückte ein Lachen.
„Ich würde mir gern die Bilder anschauen. Gleich danach nehmen wir ihn mit.“
„Das wäre momentan nicht ratsam-…“ begann ich, doch Doktor Roberts hielt tatsächlich eine Hand in die Höhe, um mich zum Schweigen zu bringen.
Ich war so geschockt, dass ich wirklich aufhörte zu reden.
„Mick, es tut mir leid, dass du in diesem Loch so lange bleiben musstest. Wir verlegen dich heute noch ins private Stadtkrankenhaus, dort kannst du dann bleiben, bis wir dich ausfliegen können nach Amerika.“
„Ich-…“ begann Mick, doch er wurde ebenso forsch unterbrochen. Der Mann namens Chris begann bereits Micks Kleidung einzusammeln.
„Chris, das musst du nicht-…“
„Doktor Roberts, es besteht gar keinen Grund zur Eile. Wir organisieren einen Krankentransport für heute Nachmittag, der Mick mit voller medizinischer Versorgung-…“
„Patienten immer beim Nachnamen, Junior. Vor allem diesen hier“, sagte der Mann, der kaum zehn Jahre älter war als ich und hob wieder die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen.
Wut kochte in mir hoch, wie schäumende Säure.
„Stopp“, sagte ich und hob ebenfalls meine Hand in die Richtung des braungebrannten, arroganten Widerlings, der hier vor mir stand und so tat, als würde er im Weißen Haus arbeiten.
Chris und Doktor Roberts guckten mich etwas verdutzt an. Ebenso wie Mick, der auch schon den Mund geöffnet hatte, um etwas zu erwidern.
„Das ist mein Patient. Meiner! Solange Mick nichts unterschreibt, das ihn gegen meine ausdrückliche Anweisung aus diesem Krankenhaus entlässt und damit auf jegliche rechtliche Ansprüche verzichtet, sollte ihm etwas passieren, verlassen sie beide jetzt sofort dieses Zimmer.“
„Doktor-…“ begann Chris, als wollte er plötzlich diplomatisch werden.
„Ich bin die behandelnde Ärztin. Und Sie verlassen jetzt dieses Zimmer.“
Doktor Roberts und Chris sahen Mick an, der wiederum mich ansah.
„Komm schon Mick. Unterschreib‘ den Wisch, dann können wir dich aus diesem Drecksloch-…“
„Raus“ sagte Mick leise, doch die Stimmung war dermaßen zum Zerreißen gespannt, dass wir alle es kristallklar hören konnte.
„Mick, … Buddy-…“
„Du hast sie gehört“, sagte Mick jetzt deutlicher und schaute auf in die Augen der beiden Männer, unter dessen Fuchtel er ganz offensichtlich schon immer leicht widerwillig gestanden hatte.
„Sie ist meine behandelnde Ärztin. Und sie sagt, ihr sollt jetzt verschwinden. Also raus!“

Langsam.
Ganz ganz langsam und ungläubig verließen die beiden das Zimmer. Doktor Roberts ließ noch die Akte auf Micks Bett fallen und dann, Stunden später, fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Ich atmete so tief durch, als hätte ich seit dem Beginn des Gesprächs gar nicht mehr geatmet. So fühlte es sich auch an.
„Oh Gott, die werden mich feuern“, waren die ersten Worte aus meinem Mund. Mick hob die Hand, als wollte er mich berühren.
„Nein, das werden sie nicht.“
Ich lachte ein freudloses Lachen.
„Du bist der berühmteste Patient, den wir hier je hatten und die ganze Welt schaut plötzlich auf das Krankenhaus und ich habe mich gerade mit deinem Management angelegt.“
„Wieso angelegt? Du hast einfach nur die Wahrheit gesagt. Du bist meine behandelnde Ärztin Alva.“
Wie immer jagte es mir einen Schauer über den Rücken, als er meinen Namen aussprach.
Er schaute auf seine langen Finger, die ineinander verknotet waren und die nächsten Worte nuschelte er viel mehr, als dass er sie wirklich in meine Richtung aussprach:
„Genau genommen, hätte ich viel lieber dich als Team-Ärztin.“
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