Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Caligo Cordolium [1]: Ein Gift so rot wie Blut

Kurzbeschreibung
GeschichteMystery, Liebesgeschichte / P18 / Het
06.09.2023
03.10.2023
6
25.596
1
Alle Kapitel
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
18.09.2023 4.737
 
Die Erinnerung zog an seinem Inneren und drückte gegen seine Brust, um ihm das Atmen zu erschweren. Letztlich war er allein zurückgeblieben. Da waren keine Hände mehr, die ihn auffangen würden, wenn sich eines Tages vielleicht alles zum Schlechten wenden würde. Niemand gab ihm mehr Sicherheit, als er sich selbst. Seinen festen Stand hatte er sich erarbeitet und er würde ihn nicht durch Maathorneferure verlieren.

Das plötzliche Klopfen an seiner Türe ließ Assou zusammenzucken. Niemand konnte seine Gedanken hören – zumindest niemand, bis auf die Götter –, was auch bedeutete, dass er sich keine Sorgen machen musste. Dennoch blieb die Schwere in ihm erhalten und ließ auch dann nicht nach, als er seinem Besuch hereinbat.

Für einen Augenblick tat sich nichts. Stille zog durch den Raum, während der Tjati die Tür im Visier hielt. Niemand trat ein. Keiner scherte sich darum, seinem Befehl Folge zu leisten, sodass er mit einem Schnauben selbst auf die Füße fand. In langsamen Schritten näherte er sich der Tür und legte eine Hand auf das Holz. Es war unmöglich jemanden auf der anderen Seite zu spüren und trotzdem glitt das starre Dasein ungenauer Gewissheit durch seinen Körper. Auf der anderen Seite wartete niemand auf ihn, dessen war er sich nach wenigen Augenblicken sicher, sodass er die Tür einen Spalt weit öffnete. Bittere Leere grüßte ihn mit Schweigen, das Assou dazu verleitete, die Absperrung vollständig zu öffnen und einen Blick auf den Gang zu werfen. Doch nicht einmal auf der Strecke von einer Seite zur anderen huschte ein Schatten entlang.

Mit einem Seufzen senkte er den Blick, nur um an einer Steintafel zu seinen Füßen hängenzubleiben. Er besah sich den glatten Stein, auf dem sich nur ein paar wenige Kratzer fanden, als er in die Hocke ging. Neugieriger als zuvor, nahm er die Tafel in die Hand und drehte sie. Doch auch auf der Rückseite hatte man nichts hinterlassen.

Irgendjemand hatte ihm diese Tafel vor die Tür gelegt. Man wollte ihm etwas sagen und zugleich schien es, als würde man sich über ihn lustig machen wollen. Es war schwer, nicht augenblicklich an Maathorneferure zu denken. Ihre Spielchen waren nicht denen einer Königin würdig und zugleich war die letzte Begegnung mit ihr erst wenige Augenblicke her.

Wann sollte sie Zeit gehabt haben, ihm diese undeutliche Nachricht vor die Tür zu legen?

Egal aus welchem Winkel er es betrachtete, nichts passte. Ihm blieb lediglich der Blick auf den Stein in seinen Händen und das Maunzen der Katze im Hintergrund. Eine stumme Aufforderung, die Tafel mit ins Innere zu nehmen und die Tür zu schließen.

Die Nachricht fand Platz unter dem Stapel aus Papyrus, der seinen Tisch bedeckte. Dann lehnte Assou sich zurück und atmete durch. Er musste die Probleme des Palastes Schritt für Schritt lösen. So, wie er es immer getan hatte. Die neuen Komponenten durften ihn nicht aus der Ruhe bringen. Es war wichtig, auf dem richtigen Pfad zu bleiben.

Die Sonne neigte sich langsam dem Ende, schmiegte sich näher an die Erde heran und ließ die Hitze außerhalb abschwächen. Er folgte dem schwindenden Schein in loser Aufmerksamkeit. Sein Kopf war leer, seine Brust wog nur noch halb so schwer wie zuvor und seine Gedanken hatten sich auf eines der Probleme fokussiert.

Zuerst würde er sich Maathorneferure annehmen. Sobald sie keine Gefahr mehr war, wäre der größte Teil seiner Hürden beseitigt. Danach konnte er sich den kleineren Hindernissen widmen, die mit einem Mal bedeutungslos erschienen. Einen Schritt zurück zu machen und die Dinge ganz nüchtern zu betrachten, so wie es sein Vater manchmal getan hatte, war klüger, als blind ins Verderben zu rennen. Es rettete ihn aus der Menge, die zuvor noch so übermannend gewirkt hatte. Alles, bis auf Maathorneferure, war nichts weiter, als ein Berg aus Nebensächlichkeiten, denen er sich halbherzig widmen konnte, ohne, dass es jemandem auffallen würde.

Und doch konnte er nicht aufhören über die einzelnen Komponenten nachzudenken, während die Dunkelheit das Land verschluckte und die Stadt langsam schläfrig wurde. Der späte Abend brach für seine Verhältnisse früh ein und das Abendessen, das er ausgelassen hatte, meldete sich am Rande.

Sobald er dem Willen der Großkönigin nachgekommen war, würde er die versäumten Speisen nachholen. Doch bis dahin galt es abzuwarten.

Als Assou sich auf die Beine raffte und seine Kleidung zurecht zupfte, hatte die Dunkelheit bereits alles eingehüllt. Man konnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen und doch kannte er seinen Raum so gut, dass er problemlos bis zur Tür kam. Spätestens hinter dem Holz züngelte das Feuer der Fackeln und spendete Licht, das viel zu lange Schatten warf.

In beschwingten Schritten folgte der Tjati dem Weg zu seiner Linken, geradewegs zum großen Bad, hinter dem sich die Gänge für die Königinnen versteckten. Er war noch nicht oft bei einer der Frauen Ramses' gewesen, aber er wusste, wo er lang musste, um bei Maathorneferure anzukommen.

Kaum, dass er einen Fuß auf den Gang gesetzt hatte, erreichte ihn Tuscheln. An diesem Ort sammelten sich neben den Königinnen auch die Sklaven, die den Göttern freiwillig dienen wollten, und die Sklaven, die Ramses unterworfen und als so angenehm für das Auge empfunden hatte, dass er sie zum Teil des Palastes gemacht hatte.

Assou folgte dem Wispern, passierte unruhige Schatten und spürte den leisen Hauch ungeahnter Kälte auf seiner Haut. Sie legte sich auf ihn nieder und klammerte sich an seine Kleidung, bis er vor einer Tür ankam, deren schweres Holz viel edler war, als das, was er besaß. Es schimmerte dunkel, glänzte, und irgendjemand hatte sich die Arbeit gemacht, wundersame Blüten einzuschnitzen. Es brachte den Charme einer anderen Welt mit sich und er musste nicht nachfragen, um zu wissen, dass hinter dieser Absperrung niemand anderes als Maathorneferure auf ihn warten würde. Diese Tür passte zu ihr. Sie wirkte wie ein Relikt ihres Landes, das Assou anklopfen ließ. Hart, um einen dumpfen Klang zu erzeugen, von dem er kaum glauben konnte, dass er bis auf die andere Seite reichen würde.

Aber man öffnete ihm.

Das Gesicht einer ansehnlichen Sklavin begrüßte ihn. Sie schenkte ihm ein schmales Lächeln aus funkelnden Augen, bevor sie den Durchgang öffnete und einen Schritt beiseite trat. Die glanzlose Kalasiris fiel locker ihren Körper herab und passte sich ihren fließenden Bewegungen an, denen der Tjati einen Moment lang mit den Augen folgte, bevor er eintrat.

Sein Blick hefteten sich an die Einrichtung, die gänzlich anders aussah als das, was er von Ramses kannte. Bunte Tücher hingen von der Decke herab und bildeten eine schleierhafte Pracht, die ihn bannte. Dazwischen Sklavinnen. Das Rasseln von Schmuck durchbrach die Ruhe, die sich mit dem Duft von Rosenwasser füllte. Es kitzelte in seinen Sinnen und ließ ihn die Nase kräuseln, bevor er sich mit Daumen und Zeigefinger fest über den oberen Rand fuhr.

„Wie ich sehe, hast du dich dazu entschieden, klüger zu handeln, als zu anderen Zeiten.“

Das Erste, was Assou erreichte, umgeben von Farben und Sklavinnen, war die Stimme Maathorneferures, die sich in weich an ihn schmiegte. Kurzerhand ließ er den Blick weiter durch den Raum gleiten, um hinter zwei roten Schleiern ein Bett zu entdecken, das man sorgsam auf ein Podest gesetzt hatte. Es war eines dieser hübschen, teuren Werke, von denen auch er eines besaß – in seinem Schlafgemach zu Hause, das er vielleicht einmal im Jahr besuchte.

Am Fuße ihres Schlafplatzes hatte sie zwei Holztruhen aufgestellt, auf denen vier kleine Flechtkörbe ruhten. Aus einem konnte Assou den Zipfel von Stoff ragen sehen. Das Bild ließ ihn aufatmen. In dieser Hinsicht war sie kaum anders als die anderen Königinnen. Sie schützte sich vor Kriechtieren und sie genoss die Handarbeit begabter Arbeiter. Sie war selbst nicht mehr, als eine Frau, die ihre Vorlieben pflegte.

Vorlieben, zu denen auch die Provokation anderer zählten.

„Was jetzt?“ Die Hände in die Hüften gestemmt, legte Assou den Kopf schief. Er war gekommen, hatte Maathorneferures Wunsch erfüllt und schien dennoch erst am Anfang zu stehen. „Was wollt Ihr von mir?“

„Ich will, dass du näher kommst, Wesir.“ Ihre Worte besaßen den honigsüßen Klang lang vergessener Tage und für einen Augenblick erschien es unmöglich, sich ihrem Willen zu verwehren.

In langsamen Schritten kam Assou ihrer Aufforderung nach, schob die Schleier beiseite und arbeitete sich bis zur freien Fläche, in deren Mitte Maathorneferure auf ihrem Bett saß.

Ihr Anblick ließ ihn die Luft anhalten.

Wohlgeformte Brüste, die kaum in seine Hände passen würden, wurden von Gold geziert. Es war Halsschmuck, der sich in schmalen Ringen bis zu ihrem Busen zog, geziert von blauen Edelsteinen, die ihre braune Haut schöner hervorhoben, als jeder teure Silberschmuck, den er für gewöhnlich an hochrangigen Frauen sah. Ihr dunkelbraunes Haar lag geflochten über ihrer Schulter und reichte bis kurz zum unteren Rand des Halsschmucks. Asim löste sich von dem Gold, fuhr ihren Körper entlang und stoppte am Saum eines Tuches, das sie sich über den Schoß gelegt hatte. Die Beine zur Seite angewinkelt, ihren Körper auf einen Arm gestützt, ruhte die freie Hand auf ihren Knöcheln.

Schwarz umrandeten Augen starrten ihn nieder. In ihrem Blick lag Belustigung, der sanfte Schein von Hohn, den sie auf der Zunge trug. „Sagt mir, Wesir, hast du noch nie eine Frau gesehen? Du erscheinst mir wie ein kleines Kind.“

Das Schnauben verspannte seine Züge. Sie war nicht die erste Frau, die er nackt sah, aber vermutlich war sie die Schönste – abseits von Fatrada. Ihr Körper war perfekt, lud einen Mann dazu ein, sich an ihren Busen zu schmiegen und die Nächte mit ihr zu teilen. Sie besaß wahrhaftig die Anmut einer Göttin und zugleich versprühte sie das Gift einer Schlange.

„Welche Antwort erwartet Ihr?“ Anstatt sich provozieren zu lassen, fokussierte Assou sich auf ihre durchdringenden Augen, die kein Entkommen zuließen. Es war Rettung und Fluch zugleich. „Ihr mögt schön sein, aber ich wüsste nicht, was das mit mir zu tun hat. Solltet Ihr diese Reize nicht an Euren Pharao wenden?“

Ihre Mundwinkel zuckten kurz nach unten, bevor sie seufzte: „Du bietest keinerlei Unterhaltung, nicht wahr? Denkst, dass du stets über mir stehst, nur, weil du ein paar Dinge besser beurteilen kannst, als andere.“

Unschlüssig hob Assou die Brauen, bevor Maathorneferure in die Hände klatschte und zwei Sklavinnen an ihre Seite traten. Eine von ihnen hatte das schulterlange, pechschwarze Haare in unzählige Zöpfe geflochten, verziert mit bunten Perlen, die Maathorneferure ihr für diesen Abend vermutlich geliehen hatte. Der schwere Silberschmuck um ihren Hals schimmerte als Schandfleck auf ihrer creme-braunen Haut und erschien zu schwer für den dünnen Körper, dem es an Kurven mangelte.

Die andere sah kaum anders aus, bot ihm lediglich einen auffallenderen Anblick, mit hohen Wangenknochen und ansehnlichen Brüsten, die im Schein der eingefangenen Flammen binnen eines Metallwürfels leicht glänzten.

Kurzerhand beugte sich Maathorneferure vor, um den Stoff zu ergreifen, der die beiden Frauen Hüfte abseits schützte, um ihn wegzuzerren. Er löste sich geschmeidig wie Wasser und offenbarte Assou den Blick auf schlanke Beine, die in gepflegt glatter Haut bis zur Mitte zusammenfanden.

Diese Sklavinnen waren nicht halb so gut gebaut wie Maathorneferure und dennoch besaßen sie den weiblichen Charme, der in diesem Palast an manchen Tagen überhandnahm. Reiz, der ihn nicht einfangen konnte. Sie waren schön anzusehen, aber er war nicht bereit, in die Falle einer Frau zu tappen, die sich nichts weiter wünschte, als seinen Kopf vier Meter entfernt von seinem Körper.

„Nun denn, sie gehören dir, Wesir.“ Das Schmunzeln auf Maathorneferures Lippen brachte den Tjati aus dem Konzept, sodass sie mit beiden Händen auf die jungen Sklavinnen deutete. “Was ich von dir verlange, ist ganz einfach. Ich will, dass du mit Arsinoë zu meiner rechten und Neeth zu meiner linken, vor meinen Augen der Lust nachkommst. Zeige mir, dass du etwas von Unterhaltung verstehst.”

Automatisch reckte er den Hals nach vorn. „Ich denke, ich habe Euch missverstanden.“

„Ich bin mir sicher, dass du das nicht hast.“

Seine Gesichtszüge wurden lockerer, verloren jeglichen Halt, während seine Augen zwischen den beiden Frauen hin und her glitten. Was auch immer Maathorneferure verfolgte, in diesen Sekunden stieg er nicht hinter ihren Plan.

„Entkleide dich!“ Es war ein Befehl, der ihre Lippen mit harschem Klang verließ, sodass Assou zu ihr zurückblickte. Ihre Schönheit glänzte unter den anderen Frauen. Beinahe, als hätte sie eine fein säuberliche Auswahl getroffen, um das Antlitz eines Menschen mit dem einer Göttin zu vergleichen.

Sich ihr zu verweigern, würde ihn genauso in Schwierigkeiten bringen, wie zuzustimmen. Fatrada stand auf dem Spiel, zusammen mit seinem Posten als Wesir. Würde Ramses von diesem Abend erfahren, wäre der Frieden binnen des Palastes dahin. Aber wenn er eine Wahl treffen musste, war die Entscheidung einfach. Fatrada zu beschützen war das einzige, was zählte. Am Ende des Tages war auch er nur ein Mann. Sich zwei ansehnlichen Frauen vor den Augen einer Königin hinzugeben war nicht das Schlimmste, was sie ihm hätte antun können.

Für einen Moment rückte Maathorneferure in den Hintergrund, während die beiden Sklavinnen seine Aufmerksamkeit erhielten. Wenn er seinen Gedanken freien Lauf ließ, waren sie perfekt; dann mangelte es an keinem Punkt und keine von ihnen stand Fatrada in irgendetwas nach. Es machte sie gut genug, um sich fallen zu lassen und zu vergessen, dass es Besseres zu tun gab, als sich Maathorneferure zu fügen.

Assou nahm sich die Freiheit, ein paar der Stoffe herunterzureißen, um sich auf dem Boden niederzulassen. Die Frauen bemerkten seine Absichten, ließen sich langsam zu ihm nieder. Neeth zu seinen Füßen, Arsinoë an seiner Seite.

Arsinoës Hände wanderten über den Stoff seiner Kleidung, legten sich sachte an seine Wangen und streiften die Haut bis zu seinem Nacken. Derweil hingen die großen, braunen Augen Neeths auf ihm, wirkten wie die weite Wüste, in der man sich verlaufen konnte, wenn man nicht aufpasste. Behände rutschten Arsinoës Hand unter Assous Tunika, runter zum Shendyt, um die Enge zu lösen und ihm die Freiheit zu geben, sich seiner Kleidung selbst in wenigen Handgriffen zu entledigen. Die Hitze der Außenwelt konsumierte ihn noch im selben Augenblick. Nackt unter diesen Frauen zu sein, erstickte die einstige Kälte, züngelte flammenheiß seinen Körper entlang und ließ keinen Zentimeter aus.

Mit einer Hand griff die Fremde in seinen Schritt, erreichte mit den Fingerspitzen sein Glied und nutzte zugleich die andere, um nach der zweiten Sklavin zu tasten. Ihr Körper schob sich derweil kaum merklich hinter ihn. Brüste pressten sich fest an seinen Rücken. Dann erreichte sie Neeth am Arm, langte zu, zog sie näher heran, sodass auch sie dem Tjati näherkam. Ihr dünner Körper wirkte ungelenk, unbeholfen, unsicher im Angesicht dessen, was sie tun sollte. Vermutlich hatte sie keine Ahnung, ob ein Wesir als einfacher Mann galt, oder ob es Regeln gab.

Arsinoë schob sich gleichzeitig zurück an seine Seite und ließ ihre weichen Brustspitzen seinen Arm streifen, bevor sie sich an ihn lehnte. Ihre Hand legte sich fest um seinen Penis, brachte neue Enge mit sich, die Assou zwang, die Beine zu spreizen. Ihre Bewegungen, ein sachtes Auf und Ab, waren kaum wahrnehmbar, fegten einer Brise gleich über ihn hinweg und besaßen im selben Wimpernschlag vage Enttäuschung. Dennoch legte er einen Arm um sie, bohrte die Finger in ihre weiche Hüfte und presste sie fester an sich, in der Hoffnung, sie würde genauso reagieren – fester reiben.

Doch ihre Berührungen blieben sanft.

Neeths fand irgendwo zwischen Arsinoës Bewegungen ihren Mut und rückte noch ein Stück näher heran, umgarnte ihn mit ihrem schlanken Körper und positionierte sich letztlich hinter Assou. Ihre Beine tauchten zu seinen Seiten auf, während ihre Hände den Oberkörper ihrer Partnerin beiseite schoben, um die Brust des Tjatis für sich zu bestimmen. Mit bestimmter Eigenwilligkeit zog sie ihn zurück und Assou gab sich dem Fall hin.

Nach hinten gelehnt, fand sein Rücken Halt an der beinahe flachen Brust Neeths. Ihre Fingerspitzen streichelten seinen Oberkörper entlang, umspielten die Brustwarzen, die bei jeder Berührung leichtes Kribbeln in seiner Wahrnehmung lösten. Gefallen, das sich durch seinen Körper bahnte, während sich der Griff um seinen Penis festigte und die Reibung ein präsenter wurde.

Die Frau an seiner Seite steigerte sich, langsam aber beständig, als verfolgte sie einen ausgefeilten Plan. Ihre Augen starrten ihn nieder. Assou musterte sie, ihren geschmeidigen Körper und auch die Mängel, die keine waren, doch für ihn hervorstachen. Ihre viel zu schmale Hüfte machte die Berührung ihres Körpers knochig und zu wissen, dass es mehr als das gab, ließ ihn den Blick zu Maathorneferure richten. Zu einer Frau, die das Kinn gereckt hielt, während das Lächeln auf ihren Lippen Genugtuung verriet.

Das Gold schimmerte im Kerzenschein und ihre anmutige Pose erinnerte daran, dass es Dinge gab, die er nicht haben konnte; die in weiter Ferne lagen. Genauso weit entfernt wie Fatrada, deren Lächeln in ihm aufkeimte, während ihr schlanker Körper unter der luftigen Kleidung zu langen Nächten einlud.

Wenn er die Augen schloss, konnte er sie sehen, sie riechen, sie wahrnehmen, wie in den Momenten, wenn er ihren Weizen kaufte. Seine Hände legten sich an ihre Brust; weicher Widerstand, der ihn willkommen hieß.

Der kurze Schauer, der ihn überkam, war zu schwach, um gegen die Hitze seines Körpers anzukommen und es dauerte kaum mehr, als einen Atemzug, bis er das Blut zwischen seinen Beinen im Stau wahrnahm. Die Erektion überkam ihn in Uneinigkeit gegenüber dem, was er wollte und was man ihm gab. Umgeben von zwei Frauen, die er nicht begehrte, beobachtet von einer Königin, die ihm alles geben konnte, und in Erinnerungen verfolgt von Liebe, reagierte sein Körper auf alles und nichts. Seine Muskeln zuckten. Er musste sich regen, bewegen, irgendetwas tun. In den Armen dieser Sklavinnen auf ein Ende zu warten, kam der Ewigkeit am nächsten – Zeit, die er nicht vergeuden wollte. Stattdessen ergriff der Tjati die Frau an seiner Seite an den Schultern und riss sie zur Seite, sodass sie mit einem kurzen Zischen rücklings in die Stoffe fiel. Er selbst ließ sich vom Schwung mitreißen, löste sich von der Brust Neeths und schwang sich über den Körper der Sklavin, deren Brüste mit einem Mal schwer auf ihr lagen.

Ein Griff nach ihren dünnen Schenkeln ließ sie die Beine spreizen, während sich ihre Hände in den Stoff krallten, als wäre er das rettende Ufer. Assou ließ die Fingerspitzen ihre Schenkel entlangfahren, um die Daumen an ihre Scham zu legen und zu öffnen. Einen kurzen Moment lang, um dann mit einem Ruck einzudringen.

Feuchtigkeit presste sich an ihn, während die Enge ihres Inneren beinahe keinen Zugang durchließ. Doch seine Hüften waren stärker als ihr Widerstand. Er glitt voran, bis er nicht weiter kam und die Hitze eines anderen Menschen Teil von ihm wurde. Seufzend rekelte sie sich unter ihm, während Neeth sich dazugesellte und breitbeinig über ihnen am Kopfende Platz nahm. Ihre Finger legten sich zwischen ihre Scham. Assou sah ihr zu, hypnotisiert von den Regungen einzelner Glieder, die zwischen den Lippen verschwanden, um glänzend wieder hervorzutreten. Gleichzeitig spürte er, wie seine Hüften reagierten. Sie hatten sich genug Ruhe hingegeben, wollten etwas tun, etwas spüren, das Gefühl, das sein Glied fest umklammert hielt, auskosten.

Er stieß zu – einmal, ein zweites Mal – fand einen Rhythmus, dem er folgen konnte, ohne, dass sich die Anstrengung zu sehr auf sein Becken verlagerte. Die Hände fest an den Schenkeln Arsinoës, dirigierte er sie leicht zur Seite, sodass sich eines ihrer Beine um ihn legte, während sich das andere über seine Schulter hob. Ihr Kopf drehte sich zum Schritt der anderen Sklavin, ließ sie an deren Vagina heranrücken und für einen Moment glaubte Assou, dass er die Lust riechen konnte, die sie einnahm.

Arsinoë zögerte nicht lange, legte die Arme um den Unterkörper Neeths und rückte mit dem Kopf weiter zwischen ihre Beine. Der Tjati konnte es nur schwerlich erkennen, doch ein Teil von ihm glaubte zu sehen, wie sie ihre Lippen gegen die Scham stieß, bevor ihre Zunge der glänzenden Linie bis zum Hintern folgte. Das wohlige Seufzen Arsinoës legte sich entzückend auf Assous Haut nieder, rückte ihre hohe und zugleich fragile Stimme in den Vordergrund. Er wollte ihr folgen, das Verlangen auf ihrer Zunge kosten, während das Geräusch irdischer Instinkte in der Luft lag.

Die Reibung an seinem Glied verlockte zu festeren Stößen, die er in seinen Knochen spüren konnte. Schweiß festigte die Verbindung zwischen ihm und der sanftbraunen Haut Arsinoës. In manchen Sekunden waren sie eins, nur um in anderen entrissen zu werden. Im ewig selben Takt, der auch ihm vereinzelte Seufzer entriss. Sie rollten über seine Lippen, trockneten sie aus, und wann immer er sie mit der Zunge zu befeuchten versuchte, schmeckte er Salz. Dabei wollte viel lieber Neeth kosten.

Es war ein Wille, dem Assou sich nicht entziehen konnte, als er sich mit einem Mal aus Arsinoë zurückzog und sie an den Hüften ergriff. Es brauchte nicht viel Kraft, um sie in einem Zug zur Seite zu schieben und sich Neeth zu widmen.

Ihr Körper zuckte zusammen, als er sie erreichte, um sich vor ihr auf dem Bauch niederzulassen und der geschmeidigen Haut zwischen ihren Beinen näherzukommen. Dickflüssiges Wasser entrann ihr und Assou zögerte keinen Moment länger, seinen Mund an ihr Fleisch zu legen und an ihren Lippen zu saugen. Süße machte sich auf seiner Zunge breit, verband sich mit einer Note, die er mit nichts in Verbindung bringen konnte. Es war köstlich, wenn auch nicht mit dem Charme einer Dattel zu vergleichen.

Kurzerhand drang er tiefer ein, tastete sich mit seiner Zunge voran, um jeden Zentimeter in seine Sinne zu brennen, während Arsinoë die Hände auf seinen Rücken legte und mit Nachdruck seine Schulterblätter massierte. Ihre Berührungen gaben der Fantasie einen Stoß, entführten ihn in die Arme einer Frau, die er schmecken konnte, während er ihren Körper fest an seinen presste.

„Genug!“

Der plötzliche Befehl, der ihn wie durch Watte gepackt erreichte, ließ ihn nicht einmal aufsehen. Doch die Welt, die ihn fesselte, zersprang kaum später. Neeth zog sich zurück. Ihre Beine schlossen sich, ihre Nägel kratzten seine Hände, sodass er sie gehenließ und auch das Gewicht Arsinoës schwand. Beide Sklavinnen gewannen Abstand. Ein paar Schritte, bei denen sie Luft holten, bevor sie erneute Haltung einnahmen. Assou sah ihnen nach, sammelte seine Gedanken, doch begriff viel zu spät, dass er noch immer in Maathorneferures Raum war.

Augenblicklich schwenkte seine Aufmerksamkeit in ihre Richtung. Das Lächeln lag noch immer auf ihren Lippen und ihr Blick wanderte nur kurz zu seiner Erektion, bevor sie den Kopf neigte. „Ein Pech aber auch. Hat dir die Zeit nicht genügt?“

Obwohl seine Gedanken noch immer von leisem Nebel umschlossen vor ihm lagen und die Hitze seinen Körper fest im Griff hielt, war es nicht schwer zu sehen, dass sie ihn verspottete. Sie wollte ihren Stand untermalen. Maathorneferure besaß die Macht, ihm zu geben, was er wollte, um es ihm gleich im nächsten Moment wieder wegzunehmen. Sie vergnügte sich an seiner unerfüllten Lust, weil sie ganz genau wusste, dass er keine Hand an sie legen durfte. Und dennoch war es lachhaft.

Er war ein Mann. Er kannte seinen Körper und er wusste, wie er unangenehme Situationen beendete. Ungeniert griff er nach dem Stoff, den er zuvor heruntergerissen hatte, um die Feuchtigkeit von seinem Glied zu wischen. Es war vorbei. Er durfte sich nicht länger fallen lassen. Seine Sinne mussten aufwachen und sich lösen. Ein Vorhaben, das an Klarheit gewann, als er sich in den Oberschenkel kniff.

Schmerz zog sich durch seine Lenden. Nicht grausam genug, um ihm eine Reaktion zu entlocken, doch ausreichend, um seine Gedanken zu wecken, während er sich mit einem Seufzen auf die Füße raffte. Seine Erektion erschlaffte, lockerte sich mit jeder weiteren Bewegung.

Maathorneferure hatte nichts gegen ihn in der Hand und die Arbeit, die in seinem Raum auf ihn wartete, genügte, um die Lust in eine kleine Kiste im Hinterkopf zu verbannen.

„Ich würde eher sagen, dass es ein annehmbarer Zeitvertreib war.“ Er zuckte mit den Schultern. „War das alles?“

Das einzige, was er tun konnte, war sich nicht anmerken zu lassen, wie die brodelnde Hitze noch immer in ihm staute. Die Ruhe hatte seine Sinne entspannt, aber die Unruhe lauerte noch immer in den Ecken. Es schauerte über seinen Körper, klammerte sich an seine Wahrnehmung und ließ ihn zugleich lächeln. Er würde ihr nicht in die Hände spielen, egal wie weit sie ging. Maathorneferure verlor hingegen ihren Spott. Stattdessen verzogen sich ihre Mundwinkel, während sie aufstand und sich von zwei Sklavinnen Stoff um die Schultern legen ließ.

„Du scheinst dir gerne einen Spaß aus den Göttern zu machen.“ Sie legte den Kopf schief und starrte ihn an, als würde er in jeder Sekunde in Flammen aufgehen. Aber sie war keine Göttin, dessen war er sich sicher. „Weißt du denn nicht, worauf du dich einlässt?“

„Auf ein bedeutungsloses Spiel“, gab er zurück. „Denkt Ihr wirklich, es ist klug sich als Gottheit zu zählen, wo doch unsere Götter das sehr schnell als Spott verstehen könnten?“

Ihr Kiefer mahlte, als sie den Hals reckte und auf ihn herabsah. Ihre Größe, so nahe seines eigenen Körpers, imponierte. Sie wusste einzuschüchtern und zugleich spürte Assou, dass er keinen Schritt vor ihr zurückweichen durfte. Nicht einmal dann, als sie nach seinem Gesicht griff.

Aus heiterem Himmel heraus bohrten sich spitze Nägel in seine Wangen. Sie war schneller, als er jemals hätte reagieren können. Der Geruch von Rosen schlich sich schwer in seine Nase, während ihr undurchdringlicher Blick Hochmut untermalte.

„Wag es nicht, Assou.“ Sie nannte ihn beim Namen. Der schnittige Ton, der spitze Klang, der den Anfang zierte – noch nie hatte ihn jemand auf diese Art angesprochen. Es war anders als alles, was er kannte, verbunden mit verlogener Hingabe, die in den Ohren kreischte und zugleich den Hauch von etwas Fremden besaß. So ungewohnt, dass er ihr gerne ein wenig länger zugehört hätte, während die Abneigung in ihm gewann.

Ohne Weiteres griff Assou nach ihren Handgelenken und zwang sie, den stählernen Griff zu lösen. Das Kratzen ihrer Nägel brannte auf seiner Haut, als sie ihn anfauchte. Sie riss sich los, funkelte ihn an und rümpfte die Nase, als wäre es eine Zumutung, dass sie jemand anderes als Ramses berührte. Doch Assou ließ sich nicht ablenken. Stattdessen nahm er zwei Schritte Abstand.

„Für eine angebliche Göttin besitzt Ihr ausgeprägten Jähzorn. Sicher, dass Eure Sinne nicht schlicht verblendet sind?“

„Du provozierst Krieg, Wesir.“ Den Stoff an den Ecken ergriffen, schlang sie ihn enger um sich. Die Wut zierte ihr Gesicht, entstellte die Schönheit dieser Frau auf abstruse Art. Die Zornesfalte zwischen ihren Brauen schnitt tief.

„Krieg, bei dem ich die Sicherheit besitze, dass Ihr ihn angefangen habt.“

„Also willst du mich zur Bösen machen?“ Stummes Lachen entwich ihrer Kehle, bevor sie einen Schritt auf ihn zu wagte. „Sei dir sicher, dass wenn du mich als Böse darstellen willst, ich dir zeigen werde, wer von uns einen Krieg am besten zu führen weiß.“

„Ihr klingt, als hättet Ihr schon einmal einen Krieg geführt, was mich ehrlich wundern würde.“ Die Arme vor der Brust verschränkt, sah er starr zu ihr auf. „Dabei lebt Euer Heimatland in Frieden.“

Für einen Moment blieb sie starr. Ein wenig, als hätte sie die Umstände falsch eingeschätzt, bevor sie durchatmete und ihm unpassende Leichtigkeit entgegenbrachte. „Du bist tatsächlich dümmer, als erwartet.“

„Bin ich das?“ Er musste ruhig bleiben, sich beherrschen. Sie forderte seinen Stand heraus und dennoch konnte er nicht widersprechen – zumal er nicht wusste, worauf sie hinaus wollte.

„Mein Heimatland lebt in Frieden, genauso wie Ägypten in Frieden lebt. Zumindest, wenn man von außen auf die Umstände blickt.“ Sie legte einen Finger an ihre vollen Lippen. „Aber sag mir, kannst du nicht hinter die Fronten sehen? Ich entsinne mich, dass nicht jeder Krieg körperlicher Natur sein muss.“

Kurzerhand presste Assou die Lippen zusammen. Maathorneferure hatte ihn erwischt. Er hatte sich darüber lustig machen wollen, dass sie über Krieg sprach, ohne die Ausmaße zu kennen. Dabei gab es Schlachten ohne Waffen. Kämpfe, die einzig und allein mit Worten ausgetragen wurden; mit Intrigen, die Frauen an manchen Tagen besser kontrollierten, als Männer. In diesen Sekunden war er geradewegs in eine weitere ihrer Fallen getappt. Es waren Fehler, die ihn menschlich machten. Fehlschritte, die ihr bewiesen, dass sie über ihm stand.

„Ich kann mich nicht entsinnen, dass irgendein Wortwechsel, den wir ausgetragen haben, jemals großartig genug gewesen wäre, um als Gefecht gehandelt zu werden.“ Der einzige Weg, um ihr zu entgehen, war es, die Grundlage zu umschiffen. „Oder wollt Ihr mir sagen, dass Eure traurigen Provokationen tatsächlich ein Versuch waren, meine Aufmerksamkeit für eine Schlacht zu wecken, die Ihr niemals gewinnen könntet?”

„Das können wir herausfinden“, entgegnete sie ihm. „Und wenn du verloren hast, will ich dich meinen Namen sagen hören. Wissend, dass es das erste und letzte Mal sein wird.“

Ihr Name. Den, den man ihr gab, bevor Ramses sie umtaufte. Sauškanu, die hethitische Tochter, die als Friedensvertrag diente.

Das Monster eines anderen Landes.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast