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Ineffable Husbands - Chaos of Love

von Kenshin
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P12 / Mix
Anthony J. Crowley Erziraphael Gott OC (Own Character)
29.08.2023
18.09.2023
6
8.832
 
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18.09.2023 1.374
 
Wie die Zeit ihm zeigen sollte, gehörte diese Annahme leider zu den wenigen, die er in seinem Leben zu optimistisch betrachtet hatte.
Schlecht gelaunt, doch mit seinem kleinen Einkauf erfolgreich gewesen, stieß er die rote Tür des Buchladens auf und rief, noch bevor die Türe hinter ihm wieder ins Schloss fallen konnte, genervt in den Raum:
„Muriel! Komm her, ich habe deinen Back-Kram gefunden!“
Die Suche nach der letzten Zutat schien wohl doch mehr an seiner Geduld gekratzt zu haben, als es der Welt wohl lieb gewesen wäre. Der Engel musste wohl bereits sehnsüchtig auf seine Rückkehr gewartet haben, denn ihr Kopf tauchte beinahe im selben Moment hinter einem der deckenhohen Bücherregalen hervor, wie er den Satz beendet hatte.
„Du hast wirklich alles gefunden?“ fragte sie erfreut, wie auch erstaunt. Schnell klappte sie das Buch zusammen, welches sie gerade in den Händen hielt und stellte es an seinen Platz, zwischen all die anderen Bücher, zurück, ehe sie voller Vorfreude auf ihn zueilte.
„Ja. Alles.“ antwortete ihr der Dämon knapp und warf ihr dann ohne jegliche Warnung die Einkaufstüte zu. Hatte er etwa die Eier darin vergessen? Nein, tatsächlich nicht.
Er hatte einfach nur keine Lust mehr darauf die Verkörperung seiner verlorenen Nerven noch länger mit sich herumzuschleppen.
„Whaa!“
Es war schwierig zu sagen ob es dem Zufall oder seinem ‚Training‘ zu verdanken war, doch glücklicherweise fing Muriel die Tasche, bevor diese auch nur in Versuchung kommen konnte den Boden zu küssen, auf.
Erleichtert atmete sie aus.
‚Puh… das war knapp.‘
Der Dämon ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen, ehe er sich leise räuspernd wieder an sie wandte. Er wirkte müde.
„Kommst du, eh, jetzt mit dem Rest alleine klar?“
Der Engel kannte diese Tonlage inzwischen gut genug, um zu wissen, was sie jetzt tun musste. Nina und Maggie hatten es ihr oft genug bei einer Tasse Kakao erklärt.
Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen nickte sie bejahend.
„Ja, ich denke schon. Danke für deine Hilfe.“
„Gut.“
Sie zog die Tasche näher an ihre Brust und wollte sich wieder nach oben begeben, um sich endlich auf ihr Back-Abenteuer zu begeben, zögerte jedoch kurz.
„Bleibst du noch eine Weile?“ fragte sie ihn und fügte im Stillen bittend hinzu: ‚Vielleicht sogar über Nacht?‘
Auch wenn sie es gewohnt war, war sie nicht gern alleine. Es war schön zu wissen, dass jemand da war – auch wenn sie sich nicht im selben Raum befanden.
Crowley zuckte nur leicht mit den Schultern.
„Vermutlich. Bin mir noch nicht sicher.“
Wo sonst sollte er schon hingehen?
„Okay. Falls nicht, ich lass dir ein Stück Kuchen übrig. Ehrenwort!“ bot sie ihm großzügig an und versuchte die Situation mit ihrer positiven Ausstrahlung vor weiteren Sinken zu bewahren. Die Tasche nach wie vor fest an ihren Körper gedrückt wackelte sie zum Abschied mit einer Hand. Dabei kreuzte sie, als symbolische Geste ihres Versprechens, ihren Zeige- und Mittelfinger, was den Dämon nun doch zum Schmunzeln brachte.
Zumindest für einen kurzen Moment.
Ein weiterer Punkt auf ihrer nie zu enden scheinenden Liste, den er ihr bei einem passenderen Zeitpunkt nochmal genauer erklären musste.
„Geh schon hoch.“
Er deutete mit einem Nicken des Kopfes in Richtung der Wendeltreppe. „Ich erledige hier unten noch etwas Papierkram für den Laden.“
Eine Ausrede, die bisher immer funktioniert hatte. Zumindest beim neuen, offiziellen, Hüter des Bücherladens.
Sobald er sich vergewissert hatte, dass sie sich außerhalb seiner Hör- und Sichtweite befand, bewegte sich der Dämon langsam durch den unteren Bereich des Ladens.
Mit wachsamen Blick, doch zugleich in seinen Gedanken versunken lief er zwischen den Regalen entlang. Dabei strich er geistig abwesend mit seinem Zeigefinger über ein paar der Bücherrücken. Eine Angewohnheit, die er sich in den letzten zwei Jahren unterbewusst angeeignet hatte.
Manche – die neueren unter ihnen – besaßen einen steifen Papierumschlag, welcher seinen Finger beinahe wie von selbst darüber gleiten ließ. Bei den ältesten Werken hingegen bremste das weiche Leder seine Bewegung etwas aus und gab meist unter dem sanften Druck seiner Fingerkuppe ein wenig nach. Die große Mehrheit der hier versammelten Schriften besaß jedoch wohl einen Einband aus Leinen. Diese waren, wenn er sich recht erinnerte, gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Mode gekommen und seitdem nicht mehr als Alternative zu den neueren Materialien wie Karton, Plastik und Kunststoff für Einbände wegzudenken. Nicht nur verlieh Leinenstoff der jeweiligen Lektüre ein erhabeneres Aussehen und war gut für den Druck von Mustern und Verzierungen geeignet, es galt auch als ein besonders robustes und langlebiges Material.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er dabei irgendwann einen Stapel Bücher am Boden, welchen Muriel anscheinend gelesen, jedoch vergessen hatte wieder zurück an ihren alten Platz zu stellen. Er kniete sich kurzerhand zu diesem herunter um sie aufzusammeln und versuchte sie zurück an ihren ursprünglichen Platz zurückzubringen – oder zumindest irgendwo wieder einzuräumen.
Nichts würde ihren eigentlichen Besitzer trauriger machen als sie bei seiner Rückkehr mit einem Fußabdrücke auf dem Einband wiederzufinden. Nun, zumindest ging der Dämon davon aus. Aziraphale liebte seine Bücher so sehr, als ob es seine eigenen Kinder wären. Ähnlich wie er an seinem Bentley hang. Vermutlich – doch wer war er schon darüber zu urteilen?
Mit dem Fuß schob er den runden Teppich, welcher im Zentrum des Raumes lag und den darunter liegenden Zirkel vor neugierigen Blicken schützen sollte, ein Stückchen mehr nach rechts, damit dieser wieder genau an der Stelle lag wo er liegen sollte, ehe ihn seine Reise in das Hinterzimmer führte, wo in einem kleinen Weinschrank bereits eine Flasche Châteauneuf-du-Pape 1921 Jahrgang auf ihn wartete. Einer seiner Lieblings-Jahrgänge.
Aziraphale hatte damals ein paar Kisten des Rotweins ergattern können und es waren noch immer ein paar Flaschen davon übrig.
Crowley schnappte sich ein Glas und eine der Flaschen, ehe er den Schrank mit einer Bewegung seines Beckens wieder mit Schwung hinter sich zu fallen ließ und sich wieder in den vorderen Bereich des Ladens, in Richtung des Schreibtisches, begab.
Da er beide Hände voll hatte und es im Moment nicht einsah, beides auch nur für eine Sekunde lang aus der Hand zu nehmen, blieb ihm auch dieses Mal nichts anderes übrig, als auf den Rest seines Körpers zurückzugreifen:
Er verlagerte für einen kurzen Moment sein Gewicht auf ein Bein und hakte den freien Fuß so unter einem der Stuhlbeine ein, dass er diesen ohne größere Probleme zur Seite schieben konnte, ehe er sich mit seinem ganzen Gewicht auf diesen fallen ließ.
Ein leises ‚Plopp‘, gefolgt von einem dumpfen Klopfen
jagte durch den Raum, als er den Korken mit seinen Zähnen herauszog und mit einer ruckartigen Bewegung seines Kopfes wegwarf. Wo genau dieser landete wusste er nicht, doch war das eine Frage, der sich Muriel bestimmt mit Freude annehmen würde.
Doch nicht heute.
Morgen war auch noch ein Tag.
Das Geräusch von Wein, welcher mit einem leisen Gluckern von der Flasche in das Glas, welches er in seiner anderen Hand hielt, hinüber wechselte durchbrach auf angenehme Weise die Stille, welche sich wie ein dumpfer Schleier über die Buchhandlung gelegt hatte.
Prüfend hob er das Glas auf Augenhöhe und schwenkte es vorsichtig in kreisenden Bewegungen, um die Aromen des dunklen Tropfens freizusetzten und dessen Farbe, wie auch Transparenz zu begutachten, auch wenn dies eigentlich nicht nötig war.
Selbst wenn der Châteauneuf-du-Pape zu den schweren Weinen gehörte und für seine herausragende Qualität, die auch nach Jahrzehnten nicht verloren ging, bekannt war – dank eines kleinen Wunders würde er nie schlecht werden. Keiner der Weine, welche in dem kleinen Weinschrank im Hinterzimmer gelagert wurden, würden das jemals sein.
Im Schein des langsam schwindenden Tageslichts leuchtete der alte Tropfen in einem tiefen, klaren Ziegelrot auf. Von Schwebeteilchen oder anderen unerwünschten Eigenschaften war weit und breit keine Spur zu sehen.
Und der Geruch?
Eine wohlriechende Mischung von dunklen Früchten, Gewürzen und Kräutern breitete sich in seiner Nase aus, als er daran schnupperte. Erst nachdem er alles überprüft hatte, wagte er es, einen ersten Schluck davon zu nehmen. Keinen großen, nur einen kleinen.
Nur ein Nippen, um zu überprüfen, ob er wirklich noch so gut schmeckte wie er ihn in Erinnerung hatte – und der Wein enttäuschte ihn nicht. Das hatte er noch nie. Nicht wie die meisten Dinge in seinem Leben.
Sicher, er hatte heute den Wunsch sich betrinken – doch deshalb musste man es nicht gleich kopflos einfach in sich hineinschütten, oder?
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