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Die Legende der Wächter - Das Erbe der Reinsten

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P12 / Gen
24.08.2023
02.10.2023
17
28.838
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18.09.2023 1.621
 
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„Kommt schon, meine Eulen. Kommt schon. Diese Milchbeeren ernten sich nicht von allein.“, auf einem leicht höher gelegenen Ast saß Wamme und sah den Eulen beim Arbeiten zu.
Heute stand ein besonderes Ereignis im Großen Baum an: Die Große Milchbeerenernte begann. Ein wichtiges Ritual, das jedes Jahr durchgenommen wurde. Es war der erste Tag des Spätsommers und des baldigen Beginn des Herbstes. Ein Zeichen dafür, das der Winter bald Einzug hielt und davor mussten einige Vorbereitungen getroffen werden. Allen voran das Auffüllen der Vorratskammern.
Die Milchbeeren waren nämlich nicht irgendwelche Früchte. Sie bildeten den wichtigsten Bestandteil der Fleischlosen Ernährung der Eulen von Ga’Hoole und waren eine wichtige Ergänzung für deren Speiseplan.
Über die nächsten Wochen werden die Milchbeeren geerntet, gesammelt, sortiert und schließlich eingelagert. Sie waren sehr lange haltbar auch nach dem Pflücken.

Der Höhepunkt dieses Ereignisses war schließlich das Erntefest. Für viele das beliebteste Ereignis des Jahres. Hier wurde das Ende der goldenen Zeit und der Beginn der kupferroten Zeit eingeläutet. So wurden die Jahreszeiten im Großen Baum genannt. Jeweils nach der Farbe, die die am Baum wachsenden Milchbeeren zu jeder Jahreszeit annahmen.
Im Frühling waren sie silbern, im Sommer golden, im Herbst kupferrot und im Winter weiß.
Die Feierlichkeiten gingen drei Tage. Es wurde gesungen, getanzt, gegessen und getrunken. Außerdem wurde Glaux, der Schutzpatronen aller Eulen, für die erfolgreiche Ernte gedankt und darum gebeten, die Eulen sicher durch den kommenden Winter zu führen. Für die Jungeulen hatte das ganze noch einen weiteren Vorteil: Während die Festlichkeiten selbst nur drei Tage gingen, gab es eine ganze Woche lang keinen Unterricht und kein Brigaden-Training.

Doch bis es soweit war, dauerte es noch einige Wochen.
Und bis dahin gab es noch einiges zu tun und eine Menge Milchbeeren zu pflücken.

Neben Eglantine gähnte Pete: „Also echt. Was soll das? Scheucht sie uns einfach so herum. Dabei ist es viel zu früh. Es ist noch nicht einmal richtig Abend.“ Eglantine konnte der jungen Kreischeule nur zustimmen.
Pete war damals mit Soren, Gylfie und vielen weiteren Eulenkindern von den Schergen der Reinsten entführt und nach Sankt-Ägolius gebracht worden. Dort machte man den Armen Mondwirr und zwang ihn dazu als Zupfer zu arbeiten. Als Eulensklave, deren Aufgabe darin bestand die Gewölle anderer Eulen nach kleinen Metallsplittern namens Tupfen zu durchsuchen. An sich waren diese Tupfen harmlos. Hatte man jedoch eine große Menge von ihnen beisammen, war es eine ganz andere Geschichte.
Doch glücklicherweise konnten Pete und die restlichen Eulenkinder gerettet und von ihrem Zustand geheilt werden. Und die, die man nicht hatte zu ihren Familien zurückbringen können, haben im Großen Baum ein neues Zuhause gefunden.
So auch Pete, der wie Eglantine bald mit seiner Grundausbildung beginnen würde und mittlerweile das für seine Art typische Erwachsenenfederkleid hatte. Ein äußerst ungewöhnliches Merkmal was er noch aus seiner Kükenzeit besaß, war ein großer brauner Federfleck um sein rechtes Auge herum, was ihn ein äußerst lustiges Aussehen verlieh. Zudem gehörte er zu Eglantines engsten Freunden.

Er und Tine gehörten zu den Eulen die Tagdienst hatten und heute waren sie dazu eingeteilt beim Beginn der Milchbeerenernte zu helfen. Während die großen Eulen am Boden die tiefhängenden Reben abernteten, flatterten die kleinen Eulen über ihren Köpfen herum und pflückten die höher hängenden Beeren.
Es war Ende Sommer und Anfang Herbst. Eine Zeit zwischen den Jahreszeiten und das konnte man auch an den Milchbeeren ablesen. Schimmerten sie in der Sonne gold-kupferrot.
Vorsichtig pickte Eglantine mit ihren Schnabel nach den Beeren und zupfte sie von den Reben. So, dass sie nicht kaputt gingen. Bevor sie sie in den Korb, der Zwischen ihr und Pete stand, fallen ließ.

Doch nicht alle Beeren würden heute in den Körben landen.
Immer wieder blickte Eglantine unauffällig in Richtung Wamme. Als Ryb der Ga’Hoologie-Brigade hatte Wamme die Leitung über die Milchbeerenernte und überwachte alle damit verbundenen Vorgänge. Gerade wies sie einen jungen Fleckenkauz zurecht, er solle vorsichtiger mit den Beeren umgehen. Bevor sie sich in die Luft erhob und davon flatterte.
Wahrscheinlich, um an einer anderen Erntestelle die Arbeit der Eulen zu überprüfen.

Eglantine sah ihr mit verengten Augen nach, bis sie zwischen den Blättern des Baums verschwunden war. Bevor sie sich laut räusperte: „Die ganze Arbeit hat mich durstig gemacht. Ich gehe kurz etwas trinken.“ „Gut. Aber mach schnell. Bevor Wamme zurückkommt.“, nuschelte Pete, der gerade eine Beere im Schnabel hielt. Eglantine nickte, bevor sie sich umdrehte und ihre Flügel ausbreitete.
Doch bestand ihre Absicht nicht darin sich etwas Wasser zu holen. Stattdessen war ihr Ziel eine der größeren Holzplattformen, welche sich auf eine der unteren Ebenen des Großen Baums befanden. Davor legte sie noch einen kurzen Stopp auf einen Ast ein. Unauffällig steckte Eglantine ihren Fuß in ein Loch im Stamm und zog einen Lederbeutel heraus. Diesen hatte sie vor Beginn der Erntearbeiten hier versteckt. Damit in den Krallen setzte sie ihren Weg fort. Bis sie ihr Ziel erreicht hatte.

Am Stamm vorbei spähend beobachtete Eglantine die Plattform, auf der bereits mehrere Körber voller frisch gepflückter Milchbeeren standen. Gerade kam ein Bartkauz angeflogen und lieferte einen neuen Korb ab. Nachdem er sich umwandte und wieder davonflog, lag die Plattform verlassen da. Die perfekte Gelegenheit für Eglantine.

In geduckter Haltung eilte sie auf die Plattform und zu einem der Körbe.
Hastig blickte sie sich um, bevor sie eilig begann so viele der prallen Beeren wie möglich in ihren Beutel zu stecken.

An sich war es kein Diebstahl sich etwas von den Beeren zu nehmen. Galt es jedoch als unsittlich. Schließlich wurde mit dem Verzehr der diesjährigen Ernte bis zum Erntefest gewartet und das war eine Tradition, die alle Eulen einhielten. Aber Eglantine nahm diese Beeren nicht nur für sich allein.
Sollte dann einmal nicht erlaubt sein?

Und wenn sie Siriär wegen ihres Tagdienstes heute schon nicht sehen konnte, dann wollte sie ihr zumindest etwas mitbringen. So wie sie es versprochen hatte.

Zufrieden sah Eglantine das ihr Beutel bereits gut gefüllt war.
Da spürte sie ein Ziehen in ihrem Magen und als sie aufsah, sah sie die Silhouette einer sich nähernden Eule.

So schnell sie konnte schnürte Eglantine den Beutel zu und nahm ihn an sich.
Um unbemerkt wegzufliegen, blieb keine Zeit.

Stattdessen flatterte Eglantine zu einer Vertiefung die sich im Stamm des Baums befand und schob den Beutel hinein. Sie war gerade so groß, dass sie sich selbst hinterherquetschen konnte. Die Sonne schien gerade nicht von vorne, weswegen die Vertiefung zum Großteil im Schatten lag. Hoffentlich reichte es, um unentdeckt zu bleiben.

Eglantine war nicht überrascht, als sie Wamme neben den Körben landen sah. Was sie jedoch zum Stutzen brachte war der Anblick der Tasche die Wamme bei sich trug. Diese war fast so groß wie die Höhlenkäuzin selbst und wahrscheinlich auch der Grund, warum sie Eglantine beim Anflug nicht bemerkt hatte. Eglantines Verwunderung wurde nur noch größer als sie beobachtete, wie Wamme begann Beeren in ihre Tasche zu stopfen. Ganz genau wie Eglantine es zuvorgetan hatte. Jedoch ohne die Vorsicht, welche man vom Ryb der Ga’Hoologie-Brigade erwarten würde.
Anscheinend war selbst Wamme keine Heilige.

Seltsam fand Eglantine nur, warum sie sich immer wieder nervös umsah. Eglantine hatte sich zwar auch zuvor vergewissert, ob die Luft rein war. Aber nicht so.

Endlich war Wamme fertig und verschloss die Tasche. Schien jedoch Schwierigkeiten zu haben sie zu tragen. Unter großer Anstrengung zerrte Wamme sie zum Rande der Plattform und Eglantine fragte sich, wie sie damit fliegen wollte.
Doch so weit kam Wamme gar nicht. Denn wie aus dem nichts tauchte eine Eule auf und landete vor Wamme.
Eglantine blinzelte als sie die Schleiereule mit dem rotbraunen Federn erkannte.
Ginger.

Sie und Wamme unterhielten sich miteinander.
Doch da sich die Sammelplattform in unmittelbarer Nähe des großen Wasserfalls befand, war es Eglantine trotz gutem Gehör nicht möglich irgendetwas zu verstehen.
Doch auch ohne etwas zu hören bemerkte Eglantine das etwas an dieser Unterhaltung seltsam war.

Ginger schien auf eine sehr abfällige Art mit Wamme zu sprechen. Durch ihre größere Statur blickte sie auf die Höhlenkäuzin herab. Ganz egal, ob sie der Ryb einer Brigade war.
Wamme hatte Eglantine den Rücken zugekehrt, wodurch sie ihr Gesicht nicht sehen konnte. Tine sah jedoch wie sie ihren Kopf schüttelte und mit ihren Flügeln herum gestikulierte. Da fiel ihr Ginger harsch ins Wort und die Höhlenkäuzin erzitterte am gesamten Körper. Worüber sie auch immer gesprochen haben, Ginger schien das Gespräch als beendet anzusehen. Da sie sich umdrehte und davonflog.
Nicht ohne aber davor Wamme über ihrer Schulter noch einen letzten warnenden Blick und irgendwelche Worte zuzuwerfen.

Wamme sah ihr noch lange nach und wirkte plötzlich sehr elend.
Schließlich raffte sie sich wieder auf, packte ihren Beutel und, kaum zu glauben aber wahr, flog mit diesen in den Krallen davon.
Sicher. Sie kam leicht ins Trudeln.
Aber immerhin.

Eglantine wartete bis sie verschwunden war, bevor sie aus ihrem Versteck trat.
Was war das gerade?
Eglantine hatte das Gefühl, als hätte sie irgendetwas verpasst.

Allerdings blieb ihr keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Sie musste zurück zu Pete und den anderen Eulen. Sie war jetzt schon lange genug weg gewesen.
Sogleich breitete sie ihre Flügel aus und flog zurück zur Erntestellte. Ihren mit Milchbeeren gefüllten Beutel brachte sie auf dem Weg sicher in sein Versteck zurück. Sie würde ihn dann bei ihrem nächsten Festlandausflug holen.

Zum Glück war ihr Fehlen nicht weiter aufgelaffen. Nur Pete fragte kurz, warum sie so lange gebraucht hatte. Eglantine antwortete mit einer kurzen Entschuldigung, bevor sie sich wieder den Milchbeeren zuwandte.

Offenbar war Niemanden hier ihr ungewöhnliches Verhalten weiter aufgefallen.
Andererseits…

Während sie mit ernten beschäftigt war, schielte Eglantine hinter sich und sah Wamme, wie sie gerade von ihrem angeblichen ‚Kontrollflug‘ zurückkam. Ohne Tasche.

Eglantine war anscheinend nicht die einzige Eule im Großen Baum, die versuchte etwas geheim zu halten.

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