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Seelenverwandte

von Eila228
Kurzbeschreibung
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Joachim "Joko" Winterscheidt Klaas Heufer-Umlauf Mark Tavassol Thomas Schmitt
02.08.2023
23.09.2023
41
89.215
27
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
3 Reviews
 
18.09.2023 1.931
 
Dass verlässliche Kontakte in dieser Branche nötig waren, hatte Klaas von Anfang an gewusst, wenn er ehrlich zu sich war. Natürlich wollte er alles alleine schaffen, aber Thomas hatte ihm oft genug gesagt, dass es ohnehin schon schwer war und er Hilfe immer dankbar annehmen müsste, würde er etwas erreichen wollen.

Dass er sich nun von Joko hatte helfen lassen, fühlte sich weniger verkehrt an, als er gedacht hatte, was vielleicht auch daran gelegen haben mochte, dass er ihn um Hilfe gebeten hatte und der nicht sofort von sich aus welche angeboten hatte.

Ganz erstaunt darüber, dass wirklich ein gewisser Ansa mit ihm Kontakt aufgenommen hatte, während Joko ihm schon Fotos von den Pyramiden schickte, hatte er sich mit diesem zu einem Kaffee getroffen. Sofort hatte Klaas gespürt, dass sie auf einer Wellenlänge waren. Er hatte auch nicht das Gefühl, dass er nur irgendein weiteres Gesicht in einer grauen Mappe war, dem man irgendwelche Einnahmequellen verschaffen musste. Ansa interessierte sich ehrlich für das was Klaas bisher gemacht hatte, was er sich wünschte und machte sich fleißig Notizen.

Er hatte ihn gebeten einfach ruhig zu bleiben, hatte sich den Namen seiner Agentin geben lassen und ihm versichert, alles regeln zu wollen.

Klaas vertraute Joko, niemals hätte er ihm diesen Kontakt vermittelt, wenn er nicht fest daran glauben würde, dass es ihn weiterbringen würde. Da war er sich sicher. Daher war es ihm auch nicht schwer gefallen, einen Vertrag zu unterschreiben.

Es dauerte auch nur zwei weitere Tage, bis sein neuer Manager sich wieder bei ihm meldete und ihm freudig mitteilte, dass nun alles geklärt sei, ‚Hannes’ wohl von einem Bus überfahren wurde und auch seine Agentin kein gesteigertes Interesse daran gehabt hatte, an Klaas festzuhalten.

Er saß auf Mark‘s Sofa, als der erleichternde Anruf kam, Tatjana und Vanessa waren ebenfalls dort gewesen und natürlich hatten sie die gute Nachricht gleich feiern wollen. Denn es war nicht nur so, dass Klaas sich nun endlich den ‚Hannes‘ abstreifen konnte, Ansa hatte ihm auch angeboten, auf kleinen Veranstaltungen zu moderieren, was zwar nicht sonderlich viel Einnahmen bringen würde, allerdings würde es ihn sichtbar machen und wenn Klaas eins konnte, dann reden vor Publikum.

Also hatte er zugestimmt, ein weiteres Treffen in der Agentur ausgemacht und letztlich den Abend mit Mark und den beiden Frauen in einem Club verbracht.

Wahrscheinlich war es die unfassbare Euphorie, vielleicht auch der Alkohol, der Klaas wieder ganz weich werden ließ, während er eng mit Vanessa getanzt hatte und sie schließlich mit nach Hause genommen hatte, obwohl sie schon lange nicht mehr intim geworden waren.

Ehe er seine nächtliche gedankenlose Aktion hatte bereuen können, war es Vanessa, die am nächsten Morgen äußerst cool gewirkt hatte, sich zeitig nach dem Aufwachen ein Taxi gerufen hatte und sich mit einem Kuss auf Klaas‘ Wange und den Worten „Herzlichen Glückwunsch, Klaas. Ich freu‘ mich für dich. Lass‘ es krachen.“ verabschiedet hatte.

Und vielleicht, so dachte sich Klaas, würde nun alles gut werden. Jetzt könnte er langsam die Leiter nach oben erklimmen. Jetzt bräuchte er sich erstmal keine Gedanken darüber machen, wie er in der Öffentlichkeit rüberkam und Ansa würde ihm dabei helfen, Stück für Stück, die letzten Erinnerungen an ‚Hannes‘ verblassen zu lassen.


Irgendwie war er selbst darüber erstaunt, was in den neun Tagen, in welchen Joko im Urlaub gewesen war, alles passiert war. Zwar hatten sie immer wieder kurze Nachrichten ausgetauscht, oder der Blonde hatte ihm Fotos geschickt, trotzdem freute sich Klaas darauf, ihn wiederzusehen, um ihm von jeder Einzelheit berichten zu können.

Als Joko ihn wieder zu sich nach Hause eingeladen hatte, fragte er diesmal nicht danach, ob sie denn alleine sein würden. Er wusste es einfach, schließlich hatten sie sich über einiges auszutauschen, was Gabriel sicher nicht interessierte.

Daher saßen sie nun wieder zu zweit auf Joko‘s bequemer Couch, tranken Eistee, obwohl es Winter war und mit den euphorischen Erzählungen von Klaas, wurde auch Joko’s Grinsen immer breiter.

„Gut. Das war’s also.“, beendete er die letzte Anekdote der etwas größeren vorgezogenen  Firmenweihnachtsfeier, die er moderiert hatte. Erfolgreich, wie er fand, denn er hatte einige Gag‘s eingebaut, die die Gäste hatten ordentlich Lachen lassen.

„Das hört sich großartig an. Ich freue mich für dich.“, erwiderte Joko sanft, und schlug sein Bein unter, damit er sich etwas mehr und bequemer Klaas zuwenden konnte. Der kopierte seine Haltung und während sie dort saßen, sich angrinsten, als würden sie gemeinsam etwas ausgeheckt haben, rutschte Klaas ein liebevolles „danke“ über die Lippen.

„Nein, Klaas. Ich hab nur jemanden angerufen. Das hast du alles selbst geschafft. Ich war ja nichtmal da und in der kurzen Zeit hattest du schon deinen ersten Job. Ich hab‘ ich null dafür getan.“

Verlegen sah Klaas unter sich. Denn natürlich wäre es sicher nicht so gekommen, wenn er nicht ein bisschen überzeugt hätte, trotzdem hatte Joko den Kontakt vermittelt und dafür war er ihm mehr als dankbar.

Trotzdem wusste er nichts weiter zu sagen und ehe sie weiter Schweigen würden und Joko Klaas polterndes Herz hören würde, ausgelöst von seinen lieben Worten, wollte er schnellstmöglich das Thema wechseln.

„Wie war der Urlaub, Winti? Du bist ganz schön braun geworden.“, fragte er daher und betrachtete den Gegenüber etwas genauer. Dessen braune Haut ließ die blonden Strähnen irgendwie heller wirken, wie eine Mischung aus Gold und Silber und er musste zugeben, dass er wirklich gut aussah. Ganz anders wie die Meisten, die ihre sommerliche Bräune längst verloren hatten, inklusive Klaas. Seines Erachtens wirkte er noch etwas blasser, seit er endlich den juckenden Bart abrasiert hatte und auch seine Mähne auf dem Kopf wieder kürzer trug.

Klaas hörte gebannt zu, als Joko von den Pyramiden erzählte und dessen Begeisterung von den Ausflügen, diese kindliche Freude, machten sogar ihn ein wenig glücklich, obwohl er nicht dabei gewesen war. Dass natürlich auch Gabriel Erwähnung fand, störte ihn dabei kein bisschen, denn irgendwie schien der so weit entfernt zu sein von diesem Moment, in dem er mit Joko auf der Couch saß, als spielte er nur eine kleine Nebenrolle und dessen Leben.

Überrascht war er jedoch darüber, dass Joko in Ägypten einen Tauchschein gemacht hatte, bei einem Freund von Gabriel, der dort eine Tauschule betrieb. Er wunderte sich darüber, dass Joko bereits auf einer steilen Treppe Beklemmungen bekam, scheinbar aber weniger Probleme damit hatte, achtzehn Meter auf den Meeresgrund zu tauchen.

Stutzig wurde er jedoch, als er ihm von Dugongs erzählte, was Klaas zwar ein Begriff war, er aber gleich nach seinem Handy griff und im Internet danach suchte. Dass das gefährliche Tiere waren, vielleicht sogar gefährlicher als Haie, hatte er nicht so recht glauben können.

„…und dann war ich ganz nah an diesem riesigen Vieh und… alter, Klaas. Interessiert‘s dich nicht, oder was?“, unterbrach Joko seine Erzählung, als Klaas sich immer mehr in den Artikel vertiefte, den er über diese Tiere gefunden hatte.

„Doch klar, red weiter.“, erwiderte er ohne aufzusehen.

„Du glotzt die ganz auf dein scheiß Handy, Alter.“, erwiderte er, inzwischen etwas beleidigt klingend, was Klaas dazu brachte, zu ihm aufzusehen.

„Ich hab jedes Wort gehört, Winti. Erzähl weiter.“, sagte er sanft und Joko nickte beruhigt und seine Gesichtszüge wurden wieder etwas sanfter.

„Ok… also gut. Dann hat der Tauchlehrer gezeigt, dass wir da nah ran sollen und Gabi hat mich einfach mitgezogen und ich sag dir, meine Flasche war plötzlich so schnell leer, dass ich Angst hatte, ich verrecke da unten.“

Die Skepsis riss jedoch nicht ab, weshalb Klaas abermals auf sein Handy stierte, parallel weiter Zeilen las, was Joko letztlich laut aufschreien ließ.

„Klaas!“

„Hm?“, erwiderte Klaas schwach.

„Du glotzt schon wieder auf dein Handy.“

Erneut aufsehend, legte er seine Stirn in Falten, zog das Foto des Dugongs mit den Fingern etwas näher heran und hielt Joko sein Handy unter die Nase.

„War das so einer?“, wollte er wissen und bekam die Bestätigung allein durch Joko‘s kräftiges Nicken. Erschaudern schüttelte sich Joko einen Moment und sah wieder zu Klaas.

„Ja genau! Ich sag dir, das Vieh war riesig.“

Auch wenn er es irgendwie niedlich fand, dass Joko scheinbar so erschüttert über die Begegnung mit einem so friedvollen Tier war, konnte er den Ärger über die Story, die man ihm offenbar aufgetischt hatte, nicht so recht verbergen.

„Das is‘ ne Seekuh, Joko“, klärte er ihn daher auf.

„Dugong heißen die.“, widersprach er sofort und zeigte mit seinem Finger auf das Handy, dass Klaas zwischenzeitlich wieder an sich genommen hatte.

„Ja, auch Seekuh. Die fressen Seegras.“ erwiderte er kopfschüttelnd und ließ sein Handy achtlos auf das Polster fallen.

„Hä?“

Joko’s Stirn lag nun ebenfalls in Falten, der verständnislose Ausdruck in seinem Gesicht verriet Klaas jedoch, dass er keine Ahnung hatte, wovon er sprach.

„Die haben echt nix mehr zu dir gesagt?“, hakte er nochmal nach, während der Ärger darüber, dass Joko mies verarscht worden war, noch weiter wuchs.

„Wie?“

„Ja wie lief das denn ab dann?“, fragte er und gestikulierte ungeduldig mit seiner Hand, um ihm zum Weiterreden zu bringen.

„Hab gezeigt, dass die Luft knapp wird und dann sind wir aufgetaucht.“, erklärte Joko, noch immer irritiert, offenbar nicht wissen, worauf Klaas hinaus wollte.

„Und dann haben die nix gesagt?“

„Was denn gesagt?“

Kopfschüttelnd nahm Klaas sein Handy wieder, entsperrte das Display und reichte es Joko.

„Dann lies mal den Wikipedia Eintrag. Die haben dich verarscht Joko.“

Mit zittrigen Fingern scrollte er sich durch den Artikel und seine Augen wurden immer größer und sein Mund blieb plötzlich weit offen.

„No way…“, krächzte er.

„Ja… doch!“

„Das gibts doch nicht.“, fahrig wischte er weiter über das Display. „Diese…“

Ganz erregt sprang Joko auf und ließ das Handy auf die Couch fallen, fahrig strich er mit den Fingern durch die Haare, während er in den Flur rannte.

„Was machst du denn?“, rief Klaas ihm nach, streckte sich dabei, als er aus seinem Sichtfeld verschwand, lehnte sich aber wieder zurück, als Joko, nun mit seinem eigenen Handy in der Hand, wieder zurück kam.

„Ich ruf‘ Gabi an. Das ist ja wohl das Allerletzte.“, rief er wütend, war dabei laut genug, das Klaas erschrocken zusammenzuckte.

„Jetz‘ lass‘ halt.“, versuchte er den Blonden zu beruhigen. „Ist doch egal jetzt. Is’ eh vorbei.“

Joko erstatte augenblicklich und warf nun auch Klaas böse Blicke zu, der nur abwehrend die Hände hob. Schließlich, war nicht er derjenige, der ihn so übel auf den Arm genommen hatte. Die Wut jetzt auf ihn zu richten, obwohl er ihn aufgeklärt hatte, war weder angemessen noch fair.

„Spinnst du? Die haben sich über mich lustig gemacht. Hinter meinem Rücken.“, schrie er durch den gemütlichen Raum und Klaas war ganz überrascht über die überbrodelnde Wut, die er so von Joko überhaupt nicht kannte, welche aber darin mündete, dass er heftig gegen das Sofa trat.

Mit einem lauten Stöhnen, Klaas vermutete aufgrund des Schmerzes, der sicher gerade durch dessen Bein zog, ließ er sich wieder auf die Couch fallen. Den Kopf legte er in den Nacken, fand die Rückenlehne als Stütze und vergrub das Gesicht in seinen Händen.

Mitleidig beobachtete Klaas ihn dabei und sofort kam ihm ein schlechtes Gewissen, dass nun scheinbar doch er derjenige gewesen war, der diese Gefühle in ihm ausgelöst hatte.

„Winti…“

„Lass‘, Klaas.“, unterbrach er ihn augenblicklich und Klaas schwieg, gab Joko den Moment, den er offenbar gerade brauchte, um sich zu beruhigen und fragte sich abermals, was es wohl war, was Gabriel offenbar an sich hatte, was Joko so gut gefiel.

Sein Blick fiel auf das Foto, das über der Couch an der Wand hing, auf welchem Joko und Gabriel so glücklich aussahen. Dann sah er wieder zu Joko, dessen Brust unruhig bebte. Und irgendwie konnte er diese beiden Bilder einfach nicht zusammen bringen.
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