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Grillabend

von Redlum
Kurzbeschreibung
OneshotAllgemein / P12 / Gen
17.07.2023
17.07.2023
1
1.682
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17.07.2023 1.682
 
Vorbemerkung:
Mein Betrag zum 2. Bookshelf-Schreibwettbewerb 2023. Die Aufgabe, die Figuren und das Setting können hier nachgelesen werden.
Es hat mich wahnsinnig gefreut, als ich gesehen habe, dass der Wettbewerb eine zweite Ausgabe erhalten hat und wünsche euch ebenso viel Spaß beim lesen, wie ich ihn beim schreiben hatte.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich unter den ersten drei landen sollte, wäre mein Wunschbuchrücken die Fische.



Grillabend



Cylis Tristik durchbrach mit dem Kopf die Wasseroberfläche und spuckte Wasser in Form einer Fontäne in die Luft. Was für eine Wohltat! Die Fische, Krebse, Seesterne und Algen dort unten bescherten einem beim tauchen ein einzigartiges Unterwasserpanorama. Außerdem war bei dieser Hitze der Schwimmteich wirklich der einzige Ort, wo man sich längere Zeit draußen aufhalten konnte, ohne von der Sonne gegrillt zu werden.

Wie aufs Stichwort kam LastDragonofoldtimes aus der Gartenhütte, welche neu errichtet worden war, nachdem die alte vor vier Jahren abgebrannt war, einen Grill unter dem Flügel.

„Echt jetzt?“, fragte Rüdiger, der am Teichrand saß um Cylis, wie in alten Zeiten, etwas Gesellschaft zu leisten. Möglich machte dies Fuyukko, die sich im Schatten einer Palme – die Klimaerwärmung machte auch vor der Vegetation nicht halt – in ihrer Geisterform um die Rohrnudel gelegt hatte um diese in kühle Luft zu tauchen. „W4rriorC4t habt ihr ein Nudelembargo aufgebrummt und gleichzeitig wird hier draußen gegrillt?“

„Wir beginnen erst am Abend und grillen in die Nacht hinein“, wiegelte LastDragonofoldtimes ab. „Sonst könnte Arenja gar nicht mitmachen, denn sie hat …“

„… eine Sonnenallergie“, ergänzten Cylis, Fuyukko und Rüdiger unisono.

„Oh. Euch hat sie es also auch schon erzählt?“ LastDragonofoldtimes stellte den Grill neben dem Teich ab. „Außerdem muss Moonys in der Abenddämmerung erst noch die Grillen zum grillen jagen.“

„Wir grillen Grillen?“, fragte Cylis perplex.

„Ja klar. Was sonst?“, fragte LastDragonofoldtimes zurück. „Deshalb heißt es doch auch grillen und nicht fleischen oder würsteln.“

„Also, egal was es gibt, ich freue mich auf den Grillabend“, meinte Fuyukko und legte sich entspannt auf die Wiese, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, was Rüdiger dazu zwang, sich ebenfalls hinzulegen, wenn er nicht in der Sommerhitze gebraten werden wollte. „Es ist viel zu lange her, dass ich mit euch allen einen entspannten Abend hatte. Konnte ja auch keiner ahnen, dass diese blöde Geisterbeschwörung mich ins Jenseits zieht und erst Jahre später wieder ausspuckt.“

„Apropro Bewegung“, warf Rüdiger ein, welcher bemerkte, dass die Sonne den Palmenschatten, in welchem Fuyukko lag, langsam weiterbewegt hatte. „Könntest du etwas nach links rutschen, denn wenn dich die Sonne trifft wirst du wieder schwarz und ich kann nichts mehr sehen.“

„Ja klar“, sagte Fuyukko und rollte sich nach links, weiter in den Schatten hinein.

„Also auf heute Abend“, sagte LastDragonofoldtimes welche noch einmal kurz in der Gartenhütte verschwunden war und nun mit einem Glas Orangensaft und einem Surfbrett wieder erschien, um sich zu Cylis in den Teich zu begeben.

„Über das Grillgut müssen wir uns aber noch einmal unterhalten“, warf Cylis ein.


~~~o~O~o~~~


Carakreativ setzte den letzten Pinselstrich und trat einen Schritt zurück um ihr Werk zu betrachten: Ein Mädchen mit Kleid und Hut, welches auf einer Sommerwiese eine Blume in den Händen hielt und glücklich betrachtete. Perfekt! Nachdem Carakreativ vor kurzem ihr Zimmer mit Papier neu tapeziert hatte, hatte sie nun wieder vier weiße Wände zu füllen. Und weil es während dieser Bärenhitze die draußen herrschte sowieso nichts anderes zu tun gab, hatte sie W4rriorC4t, Arenja und Moonys dazu eingeladen, ihr bei dieser Arbeit zu helfen. Sie nahm einen Schluck eiswürfelgekühltes Wasser aus dem Glas, welches seit der Tapezieraktion mit Tapetenkleister an ihrer Hand festklebte und das zeichnen etwas erschwerte. Ein weiterer Grund, warum sie die anderen drei zum bemalen der Wände eingeladen hatte. Sie verschönerte die Blumenwiese noch mit ein paar letzten gelben Tupfern, dann drehte sie sich zu den anderen um. Arenja war noch nicht aufgetaucht, weswegen deren Wand nach wie vor weiß war. Moonys spritzte immer wieder an der dritten Wand hoch und hinterließ dort lediglich Wasserflecken, während W4rriorC4t dabei war ihre Fläche mit einem Filzstift zu beschreiben. Vielleicht war diese Teamarbeit doch keine so gute Idee gewesen. Sie trat etwas näher an W4rriorC4ts Wand, um deren Geschreibsel zu entziffern:


Nudel, weich und gelb,
du bist für mich ein Superheld.
Gerne würde ich dich essen,
dich verspeisen, richtig fressen.
Doch leider hält zu diesem Glück,
ein Embargo mich zurück.
Zu heiß zum Nudelkochen soll es sein,
da könnte ich jetzt ganz laut schreien!
Wer sagt dass man dich kochen muss?
Auch anders wärst du ein Genuss.
In eine Tiefkühltruhe würde ich dich stecken
und anschließend aus einer Waffel lecken.
Ja das wäre es, bei diesen Temperaturen so heiß:
Ein schönes kaltes Nudeleis!


„Wie findest du es?“, fragte W4rriorC4t, die bemerkt hatte, dass Cara ihr Werk betrachtete.

„Äh …“

Bevor Carakreativ über eine Antwort nachdenken konnte, flog die Tür auf und Arenja platzte herein. „Sorry! Ich hatte mich verlaufen, aber jetzt bin ich hier! Ihr ahnt ja nicht, was mir heute schon alles passiert ist! Erst bin ich in der Badewanne eingeschlafen und durch das Fenster hat mein Arm etwas Sonne erwischt, ohne dass ich es gleich gemerkt habe“, sie zeigte auf ihren rechten, mit Ausschlag überzogenen, Arm. „Und ich habe eine …“

„… Sonnenallergie“, ergänzten Carakreativ, W4rriorC4t und Moonys gleichzeitig.

„Richtig“, nickte Arenja und runzelte dann die Stirn. „Hatte ich dass schon Mal erwähnt?“

„Äh, Cara?“, fragte Moonys dazwischen und blickte von der Türöffnung hinter Arenja zu Carakreativ. „Hast du gerade W4rriorC4ts Wand gelesen und anschließend ihre Frage nach deiner Meinung dazu nicht beantwortet?“

„Äh … ja, wieso?“

Moonys nickte zur Türöffnung:

(\      /)
(~__~)
(,,,) (,,,)

Der dort aufgetauchte Revi-Hase hob seine Vorderpfoten, aus welchen rasiermesserscharfe Krallen ausfuhren, hatte einen spitzen Dolch zwischen den Zähnen stecken und starrte die vier aus hasserfüllten rot leutchtenden Augen an, sein Gesicht war zu einer grimmigen Fratze verzerrt.

Moonys schwappte sofort in ein Entlüftungsrohr. Den anderen drei, denen diese Option nicht zur Verfügung stand, blieb nichts anderes übrig, als sich langsam an W4rriorC4ts Gedichtwand zurückzuziehen und zu beten. Trotz der Hitze, die sich mit dem Revi-Hasen durch die Tür in den Raum drückte, lief ihnen ein eiskalter Schauer über den Rücken.


~~~o~O~o~~~


Sleipnira seufzte, als sie über den Rücken einer ihrer Katzen strich, die sich mit einem lauten Schnurren dafür bedankte. Sie mochte ihre Katzen und streichelte sich auch wirklich gerne, aber selbst hier unten im Keller war es tierisch heiß. Einzig in Caras Zimmer war es noch angenehm temperiert, was auf die ewige Tapezierei zurückging, wodurch sich inzwischen eine regelrechte Papierdämmschicht an den Wänden befand. Anders als hier. Ihre Katze stieß sie mit dem Kopf an, woraufhin Sleipnira zu einem Kraulen des Kopfes überging und wieder zum Ausgangspunkt ihrer Gedanken zurückkehrte. Fell und Hitze vertrugen sich einfach nicht gut. Nicht nur, dass sich ihre Hände bei der Streichelei noch mehr erhitzten als ohnehin schon, ihre Katzen verloren dabei auch immer mehr ihres Winterfells. Der ganze Raum war schon voller Katzenhaare, die überall herumflogen und -lagen. Genau in dem Moment, als sich eine zweite Katze an Sleipniras Bein schmiegte, um eine Streicheleinheit zu fordern, schoss Moonys aus einem Entlüftungsrohr in der Wand und landete mit einem Platscher auf dem Boden.

„Das ist ein Notfall! Kann ich mir ein paar von deinen Katzenhaaren ausleihen?“

„Äh, ja klar“, antwortete Sleipnira, die auf die Moonyspfütze starrte, welche bereits damit begonnen hatte, sich frei herumliegende Katzenhaare einzuverleiben. „Was denn für ein Notfall?“

„Ein Revi-Hasen-Notfall! Ich hoffe nur, es ist noch nicht zu spät und den anderen gelingt es, ihn ein wenig hinzuhalten. Allerdings …“ Moonys seufzte tief, „… wüsste ich nicht wie …“


~~~o~O~o~~~


„Und da habe ich zum vierten Mal diese Sonnenallergie bemerkt“, redete Arenja weiter auf den Revi-Hasen ein. „Kannst du dir das vorstellen? Beide Beine! Knallrot!“

W4rriorC4t und Carakreativ tauschten Blicke. Arenja klärte den Revi-Hasen nun schon minutenlang über ihre Sonnenallergie auf. Bis jetzt hatte es funktioniert, aber an den immer schmaler werdenden Augen des Revi-Hasen war zu erkennen, das dies nicht mehr lange gut gehen würde. Und tatsächlich riss ihm in diesem Augenblick der Geduldsfaden. Er schnaubte laut, stieß sich mit den Hinterpfoten vom Boden ab und preschte hakenschlagend auf die drei Zeichnerinnen zu. In diesem Moment ergoss sich Moonys aus dem Entlüftungsrohr und verteilte haufenweise nasse Katzenhaare zwischen dem Jäger und seiner Beute auf dem Boden. Der Revi-Hase, der nicht so schnell reagieren konnte, rutsche auf den Haaren aus, kippte nach hinten und knallte mit dem Kopf auf den Boden. Benommen versuchte er wieder auf die Beine zu kommen, als Sleipnira ins Zimmer stürmte und ihn mit einem kräftigen Schlag mit einem ihrer Kesseldeckel endgültig ausknockte.

„Das war knapp“, meinte Sleipnira und schaute vom Revi-Hasen über Moonys zu Carakreativ, W4rriorC4t und Arenja. Ihr Blick blieb an Arenja hängen. „Warum ist denn dein rechter Arm so rot?“


~~~o~O~o~~~


„Also dieser Revi-Hase ist echt gut“, schmatze Cylis und steckte sich die letzte Pfote in den Mund, während die anderen an den Resten der gegrillten Grillen knabberten. Sie hatten sich in einem großen Kreis in Liegestühlen um den Grill versammelt, auf dem die letzte Glut glomm und betrachteten den sternenklaren Himmel. „Vielleicht sollten wir öfter ein paar von denen herauslocken.“

„Nein!“

„Auf keinen Fall!“

„Nur über meinen Wasserdampf!“

„Stattdessen hätte ich noch etwas anderes um diesen heißen Tag ausklingen zu lassen“, meldete sich W4rriorC4t zu Wort, sprang aus ihrem Liegestuhl auf, eilte in den Keller und kam mit einer großen Kühlbox zurück. Sie öffnete sie und drückte jedem ein paar tiefgefrorene Nudeln in die Hand, die die anderen verblüfft entgegennahmen. „Wenn ich heute etwas gelernt habe, dann dass das Leben viel zu kurz ist für Embargos.“

„Angesichts dieser genialen Idee kann man dem kaum widersprechen“, meinte Fuyukko und umschloss eine gefrorene Bandnudel mit ihrem Körper, um diese zu absorbieren.

Arenja kaute gedankenverloren auf zwei eisigen Spaghetti herum, als sie den Mond sah, der sich in seiner vollen Pracht hinter der Palme hervorschob. Ins Mondlicht getaucht fing plötzlich ihr ganzer Körper an zu jucken. Was zum …? Sie sah, wie sich überall kleine Pusteln bildeten. Hatte sie etwa auch noch eine Mondallergie?! Während sie anfing sich zu kratzen, sah sie in die Runde. „Hey Leute! Wusstet ihr eigentlich, dass ich …“
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