Moonlight over Texas
von amizade
Kurzbeschreibung
Nach einem schweren Reitunfall liegt Celias Reitkarriere in Trümmern. Ihr Pferd Tex wird schwer verletzt, die Turniersaison ist vorbei. Auf einem großen Reitturnier soll ihr Hengst zur Begutachtung dabei sein, doch durch eine Verwechslung kommt es zu einem unerwarteten Zwischenfall. Celia reist wider Willen und auf Wunsch ihrer Eltern mit ihrem Hengst nach Horseland. Doch die Reiter sind von der Neuen nicht sonderlich angetan, besonders Sarah ist wegen der entstehenden Freundschaft zwischen Will und Celia gar nicht begeistert. Zwischen den Reitern entstehen immer mehr Spannungen und als sich dann noch Celias reiche Eltern einmischen, ist das Chaos perfekt. Liebe, Eifersucht, Neid und Freundschaft treffen aufeinander und nun muss die Horselandgruppe zusammenarbeiten, um die Ranch zu retten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
GeschichteRomance, Freundschaft / P18 / Het
Benny Handler
OC (Own Character)
Sarah Wittner
William "Willi" Tagert
08.07.2023
21.09.2023
20
61.981
3
Alle Kapitel
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18.09.2023
3.128
Der folgende Morgen begann früh. Und mit einer seltsamen Stimmung. Nicht nur zwischen Benny und Celia, die irgendwann in der Nacht nochmals aufgewacht waren und ein paar Küsse ausgetauscht hatten, war die Tension komisch. Die Schwarzhaarige biss sich fest auf die Lippen, als sie an die vergangene Nacht dachte. Verdammt, das war viel zu sehr eskaliert. Benny und sie waren wie in einer Blase gefangen gewesen und hatten die Realität ausgeblendet. Die Realität, in der sie nur Freunde waren und zwar sehr gute Freunde!
Was waren sie jetzt eigentlich? War das schon eine Art…Affäre?
Celia schüttelte kurz imaginär den Kopf. Nein, das war keine Affäre. Sie hatten geknutscht, wie es bei solchen Ausflügen eben manchmal passierte und sie hatte nicht mit Benny geschlafen. Im Gegenteil, mehr als die Küsse waren nicht passiert. Mitten in der Nacht war sie wachgeworden, weil sie unbequem gelegen war und hatte versucht, den Schlafsack besser zu legen. Dabei musste sie so laut gewesen sein, dass Benny erwacht war, sie an sich gezogen und sein Gesicht an ihrem Nacken vergraben hatte. Er hatte gefragt, ob sie schlecht geträumt hatte und Celia war es gelungen, sich in seiner Umarmung zu drehen und zu verneinen. Daraufhin hatten ihre Lippen wieder zueinander gefunden, nur für ein paar Minuten und dann waren sie eng nebeneinander wieder eingeschlafen.
Sie musste sich beruhigen. Darüber hinaus war Benny bestimmt kein Kerl, der komplizierte Frauen mochte und hatte gewiss keine Lust, dass sie jetzt eine Szene machte, wegen ein bisschen knutschen. Nein, sie würden das einfach abhaken und falls Will auf die Idee kam, den Zeltausflug zu wiederholen, denn offenbar schien er sich für ihn und Sarah mehr als gelohnt zu haben, würde sie beim nächsten Mal einfach direkt zuhause bleiben. Ihre Mutter drehte sowieso schon durch, weil sie in einem Wald geschlafen hatte. Daher musste sie auch auf dem Heimweg beim Arzt vorbei und sich komplett durchchecken lassen. Als wäre sie in ein Seuchengebiet gereist.
Die Schwarzhaarige ließ den Blick über den Zeltplatz gleiten. Chloe und Zoey wirkten immer noch angefressen von dem gestrigen Kuss am Lagerfeuer, den sie sich selbst zuzuschreiben hatten und wie die anderen, packten sie ihre Sachen zusammen. Dabei fiel eines besonders auf… Sarah und Will schienen sich heute anzuziehen, wie Magnete und dennoch warfen sie sich nur hier und da Blicke zu, offenbar berührten sie sich zufällig ständig und die beiden hatten dasselbe Lächeln auf dem Gesicht. Sie hatten doch nicht etwa…?
Celia war gerade dabei, das Zelt abzubauen, als Alma ihr zu raunte, dass der Plan offenbar aufgegangen war.
„Ich bin nochmal aufs Klo“, flüsterte sie und nahm Celia deren Schlafsack ab, um eine gute Entschuldigung zu haben, sie zu den Pferden zu begleiten. „Und habe da ein paar sehr interessante Geräusche gehört.“
„Okay, bitte nicht zu detailliert“, bat Celia, obwohl sie aufhorchte. „Was hast du gehört?“
„Will hat zu ihr gesagt, sie solle ein wenig leiser sein, bevor sie jemanden aufweckt“, schmunzelte Alma. „und auf dem Weg zurück hat Sarah ganz komisch gequietscht, als hätte sie etwas überrascht.“
Celia wackelte mit den Brauen. „Na hervorragend“, sagte sie begeistert und schnallte ihren Schlafsack an Tex fest. „Dann hoffen wir mal, diese Aktion hat ihren Zweck erfüllt, denn nochmal zelte ich garantiert nicht. Mein Rücken fühlt sich an, als wäre eine Horde Elefanten drüber gepanzert. Aber apropos Aktion…“ Dann zwinkerte sie Alma zu und stieß einen Schrei aus.
„Sarah! Sieh mal, was ich gefunden habe!“, brüllte die Schwarzhaarige in scheinbar heller Begeisterung und zog Sarahs Zelt aus den Brombeerbüschen. „Dein Zelt. Es muss beim Absatteln runtergefallen sein.“
Während Sarah, die gerade die Feuerstelle inspizierte, erleichtert und misstrauisch zugleich wirkte, grinsten Benny und Molly breit in Richtung von Celia und Alma, Nani wurde von stummem Lachen geschüttelt, die gerade Sunburst sattelte. „Sowas“, machte sie. „Zufälle gibt’s.“
„Danke fürs Finden, Celia“, meinte Sarah, die noch immer so klang, als würde sie irgendetwas wittern und Celia stellte das Zelt neben Scarlet an einen Baum, bevor sie sich weiter daran machte, Tex fertigzumachen.
„Hey“, meinte Nani plötzlich und kam um Sunburst herum. „Was ist eigentlich mit dir und Benny los?“
Celia zuckte gehörig zusammen. „Wie meinst du das?“, fragte sie viel zu schnell und schaute hochkonzentriert auf den Sattelgurt, als hätte sie es verlernt, ihr Pferd richtig zu satteln.
„Naja“, sagte Nani gedehnt. „Gestern hattet ihr offenbar eine Menge Spaß im Zelt, aber heute seid ihr irgendwie komisch zueinander.“
„Inwiefern komisch?“, wollte Celia wissen, die es immer noch vermied, Nani anzusehen. Diese zuckte die Schultern, doch ihr Blick brannte sich auf das Gesicht der Schwarzhaarigen, die nun nicht mehr den Sattelgurt, sondern die Steigbügel unter die Lupe nahm
„Komisch eben“, antwortete Nani schließlich. „Ihr seht euch irgendwie ständig an, wenn der andere gerade nicht schaut, wenn sich eure Blicke treffen, dann lächelt ihr so geheimnisvoll und dann wirkt es zwei Minuten später wieder so, als wäre euch die Anwesenheit des anderen unangenehm. Ist was passiert? Habt ihr gestritten?“
„Oh“, meinte Celia und lächelte ihren Steigbügel an, während ihr die Röte ins Gesicht schoss. „Das war wegen dieser Sache am Lagerfeuer. Wir haben darüber gewitzelt und dann nochmal geredet, dass… naja wir ja Freunde sind und es nichts zu bedeuten hatte. Schätze daher sind wir gerade ein wenig seltsam, wir werden uns schon wieder einkriegen.“
„Das war auch echt gemein von Chloe und Zoey“, zischte Nani. „Sie wissen genau, wie gut Benny mit dir befreundet ist und dass es bestimmt danach komisch sein würde. Das war echt fies. Aber wenn ihr das geklärt habt, normalisiert sich bestimmt alles wieder.“
„Oh ja“, machte Celia und war sicher, dass sie mittlerweile so rot sein musste wie eine Verkehrsampel. „Ganz bestimmt.“
Die Lüge schmeckte bitter auf ihrer Zunge und Nani legte ihr kurz die Hand auf die Schulter, bevor sie davon ging und Alma beim Abbauen ihres Zeltes half. Währenddessen probierte Celia, Sarah abzufangen und irgendwie eine Information aus ihr herauszubekommen, aber die Blonde schien mit absolut niemandem auch nur Blickkontakt haben zu wollen, bis auf Will und dieser war die ganze Zeit in ihrer Nähe, was es unmöglich machte, sie zu erwischen. Celia fluchte innerlich. Da bemühte man sich, dass die Zwei mal alleine waren und danach, wenn man einen von ihnen einzeln brauchte, bekam man sie nicht auseinander!
Auf dem Rückweg ritt Will mit Benny voraus, der sich frech an Celia vorbeischummelte, deren Plan es gewesen war, neben Will zu reiten und eventuell unauffällig danach zu fragen, wie er geschlafen hatte. Daher ritt sie neben Alma, die ebenfalls nach der komischen Stimmung zwischen ihr und Benny fragte, sich aber auch mit der Erklärung, die Sache sei wegen dem Kuss am Lagerfeuer komisch, zufriedengab und versicherte, Benny würde da bestimmt rein gar nichts reininterpretieren.
Celia biss sich bei dem Kommentar auf die Lippen und versuchte, sich dasselbe einzureden. Obwohl es ihr nicht passte, wenn es so wäre. Und doch würde sie so am besten aus der Situation herauskommen, denn sie hatte keine Ahnung, wie sie das zwischen sich und Benny sehen sollte.
Als sie auf Horseland ankamen, wartete schon die Limousine von Chloe und Zoey an der Einfahrt und der Chauffeur richtete den Zwillingen direkt aus, dass es eine dringende Angelegenheit mit ihrem Vater gegeben hatte und sie sollten sofort nach Hause kommen. Es ginge wohl um eine geschäftliche Angelegenheit. Celia und Sarah boten gleichermaßen an, Chili und Pepper für die beiden zu versorgen und somit waren Chloe und Zoey beinahe direkt nach der Ankunft schon verschwunden.
Celia wusch Tex gründlich ab und versorgte seinen Kram, während Sarah sich offenbar nach Kräften bemühte, sich mit den Tätigkeiten der Schwarzhaarigen so zu schneiden, dass immer eine von ihnen im Stall und eine am Putzplatz war.
Danach versorgte Celia wie abgemacht Pepper und stellte die Stute in den Stall, wo Sarah gerade dabei war, Chili noch sein Mineralfutter zu geben.
„Sarah“, grinste Celia die Blonde an, die seufzend den Futtereimer sinken ließ. „Ja?“, fragte sie, sich ihrem Schicksal ergeben fügend, zurück und Celia meinte, ihr breites Grinsen müsste ihrem Gesicht jeden Moment einen Riss verpassen.
„Wie war deine Nacht denn so?“, meinte sie dann, scheinbar völlig uninteressiert und streckte Tex einen Apfel hin, der sich begeistert auf die Leckerei stürzte. „Sie war… ganz angenehm, danke“, gab Sarah zurück und wurde dabei ein wenig rot um die Nase. „Und deine?“, fuhr sie dazwischen, da Celia gerade zur nächsten Frage angesetzt hatte und nun betreten schwieg. Irgendwie kam es ihr vor, als wären weder Sarah noch sie bereit, die Ereignisse der vergangenen Nacht miteinander zu teilen. Weswegen sie kurzerhand die Schultern zuckte und sich mit einem „Ich hasse Zelten immer noch“, an Tex zurückwandte, der Apfelbrei über ihrer Hand verteilte.
Die beiden Mädchen schwiegen sich an, bis Benny mit Will den Stall betrat. „Ihr seid noch hier?“, meinte Letzterer überrascht. „Wir dachten, ihr seid schon gefahren.“ „Nein, wir haben Chili und Pepper noch versorgt, da Chloe und Zoey losmussten. Irgendwas in der Familie“, meinte Celia erklärend, da Sarah bei Wills Anblick nervös den Kopf senkte. Himmel, die sollte sich mal zusammenreißen! Es war unübersehbar, dass Will sie am liebsten sofort in die Sattelkammer gezogen hätte, um…was auch immer zu tun.
„Das ist aber sehr nett von euch“, meinte Benny und Celia schürzte die Lippen. „Habt ihr gar nicht mitbekommen, weil ihr so weit vorausgeritten seid.“
Das stimmte, die beiden Jungen waren irgendwann sehr weit vorne gewesen und man hatte kein bisschen von dem gehört, über was sie geredet haben könnten. Sehr zum Ärger der Schwarzhaarigen, denn auch Sarah hatte über den Nachhauseweg überwiegend mit Molly geredet.
„Gut möglich“, meinte Will in Celias Richtung und Benny räusperte sich. „Ich werde dann mit Chef spazieren gehen. Lust mich zu begleiten, Celia?“
„Oh“, machte die Schwarzhaarige überrascht und ihre Blicke trafen sich. Will schaute zu Boden, auf seinem Gesicht lag ein leichtes Schmunzeln. Hatte Benny etwa getratscht?“
„Ich muss leider zum Arzt, tut mir leid“, murmelte Celia entschuldigend. „Meine Mutter ist der Auffassung, ich könnte wohl alles Mögliche von einem Zeltausflug mit nach Hause schleppen.“
„Solange es kein Bär ist“, meinte Benny und Celia betrachtete ihn strafend. Natürlich war das ein Seitenhieb gewesen. Sie fand keine Erwiderung, weswegen eine Stille entstand, die so viel Elektrizität beinhaltete, dass man damit eine Kleinstadt hätte erleuchten können. Schließlich wurde Celia abgelenkt, als der Wagen ihres Vaters vorfuhr.
„Also dann“, schoss sie hervor, ehe einer den Mund aufmachen konnte. „Das hat echt Spaß gemacht, auch wenn ich das garantiert noch immer kein Fan vom Zelten bin.“
„Ach, den Eindruck hatte ich aber nicht“, warf Benny süffisant ein und bei Celias warnendem Blick grinste er nur. Diese schulterte ihren Rucksack und war derart schnell zur Tür hinaus, dass sie Sarahs verdutzten Blick zu Benny nicht mehr bemerkte.
Zuhause angekommen, hatte Celia kaum die Tür hinter sich zugeworfen, da trat ihre Mutter auf sie zu. Die Schwarzhaarige hob die Hände. „Bitte Mama. Ich bin okay“, versicherte sie, die Angesprochene nahm ihr Gesicht in die Hände und untersuchte sie. „Hat dich auch keine Zecke gestochen? Oder eine Wespe? Die können auf Menschen mit Allergie tödlich sein!“, meinte sie alarmiert, Celia seufzte. „Mama, seit wann habe ich denn eine Wespenallergie? Es war nur ein Zeltausflug, wie in der Schule auch.“
Okay, das war vielleicht nicht das beste Beispiel, immerhin ging sie seit dem Tag der Einschulung auf eine der besten Privatschulen des Landes, wo man mittags noch Kram wie Fechten, Tennis oder Sticken lernte, Nähen und Kochen, Fußball und Handball und sämtliche andere Sportarten. Die Schule hatte mittlerweile sogar Pferde, damals in Celias Kindheit war das noch nicht der Fall gewesen. Dort würde kein Lehrer oder gar der Direktor je einen Schulausflug in den Wald machen. Und wenn doch, würden sämtliche Eltern die Schule verklagen. Carolina Campbell war dafür das beste Beispiel.
„Nun lass sie doch, Tautröpfchen“, ertönte die Stimme von Celias Vater, der um die Ecke trat und seine Tochter fröhlich anlächelte. „Immerhin bekommt unsere Tochter genug frische Luft und sitzt nicht den ganzen Tag im Haus.“
Celias Mutter wirkte, als wäre ihr die Hausposition mit Klavierspielen und Kuchen backen zwar deutlich lieber, dennoch nickte sie und fischte das ärztliche Gutachten aus Celias Tasche, welches der Arzt ihr hatte ausstellen müssen, um es zu überfliegen. „Du hast sehr geringe Eisenwerte im Blut“, diagnostizierte sie entsetzt. „Das muss etwas mit der ganzen Aufregung um das Fohlen zu tun haben! Das macht dich ganz krank!“
„Oder“, kam wieder Colin Campbells ruhige Stimme hinzu. „unsere Tochter hat das einfach von mir geerbt, in meiner Familie haben das nämlich viele.“ „Nein, das muss mit diesen Kindern zu tun haben!“, bekräftigte Celias Mutter wieder, ihr Vater legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Honigtörtchen, die Kinder kommen doch sehr gut zurecht, Celia erzählt ganz begeistert von ihnen. Und dieser Eisenmangel ist halb so wild, sie atmet immerhin noch.“
„Danke“, formte Celia mit den Lippen zu ihrem Vater, der sie munter angrinste. „Liebes, geh doch in dein Zimmer und zieh dir andere Sachen an, du willst nach dem Ausflug bestimmt unter die Dusche. Flake wartet im Garten auf ihren Spaziergang. Wir könnten zur Mühle laufen.“ Er schaute zu seiner Frau. „Und lass doch diese Sache mit dem Fohlen ruhen, noch ist es ja gar nicht-“
„Sie ist eine Wittner, Colin“, knurrte Celias Mutter, die sofort auf Angriff ging. „Sie ist die Tochter von Elijah Wittner, weißt du, welche Blamage das für mich war? Er sagt doch tatsächlich, dass die Entscheidung über dieses Wesen bei seiner Tochter liegt.“
„Schrecklich“, brummte Celia unterdrückt. „Dass Eltern ihren Kindern Entscheidungen überlassen.“
„Du willst eine Entscheidung treffen?“, fragte ihre Mutter süßlich. „Schön, dann entscheide dich, welches Kleid du nächste Woche zur Gala vom Country Club tragen wirst und wer dich begleiten soll. Die Einladung liegt in deinem Zimmer. Ich halte den Sohn dieses Schönheitschirurgen für eine gute Wahl, er hat letztes Mal nach dir gefragt.“
„Der ist so interessant wie eine Zimmerpflanze“, murmelte Celia und ihr Vater unterdrückte das Lachen. Ihre Mutter hingegen wirkte fassungslos. „Das ist einer der reichsten Junggesellen des Landes!“ „Und“, warf Colin Campbell ein, der seine Frau mit einer Ruhe musterte, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. „Er ist letzte Woche dreißig geworden, unsere Tochter ist siebzehn.“
„Dann eben dieser Junge von den Smiths, der ist doch ganz reizend“, meinte Carolina begeistert und schaute ihre Tochter an, die augenblicklich daran dachte, dass sie lieber eine Woche in einem Zelt auf Steinen schlafen würde, als zu dieser Gala zu gehen.
Vorzugsweise mit Benny.
Einen Moment später hätte sich die Schwarzhaarige für diesen Gedanken am liebsten geohrfeigt.
„Oh, aber Mama-!“
„Keine Widerrede“, entschied Carolina Campbell resolut. „Du bist die Erbin eines Imperiums, du musst deinen Platz in der Gesellschaft zeigen. Am besten an der Seite eines gut situierten Mannes. Wer das ist, kannst du von mir aus selbst entscheiden.“
Celia wollte etwas einwerfen, doch sie biss sich auf die Lippen. Ihre Mutter hatte soeben einen Fehler gemacht. „Selbstverständlich, Mama“, meinte sie lächelnd. „Ich bringe den besten Mann für diese Gala mit.“
„Das will ich hoffen. Mein Liebling, ich weiß, ich bin manchmal zu streng mit dir“, meinte ihre Mutter plötzlich aufopferungsvoll. „Aber deine Zukunft und dein Glück sind mein größtes Bestreben und Eltern wissen nun mal, was das Beste für ihre Kinder ist. Darum solltest du dich auch von diesen Horselandkindern fernhalten.“ Sie sprach es aus, als hätten ausnahmslos alle auf Horseland eine ansteckende Krankheit.
„Mama, das sind meine Freunde“, meinte Celia warnend, ihr Vater tätschelte Carolina die Schultern. „Carolina, Zuckermäuschen", sagte er mit einer Spur Strenge. „Es war immerhin deine Idee, dass Celia nach Horseland kommt. Dass es nicht deinen Erwartungen entspricht, ist kein Grund, sie aus dem gewohnten Umfeld herauszureißen. Denk dran, der Therapeut hat uns am Telefon versichert, dass unsere Tochter Beständigkeit braucht und feste Struktur.“
„Ach ja?“, fragte Celia verdutzt, die zwar tatsächlich von ihrer Mutter nach dem Reitunfall zum Therapeuten verdonnert worden war, jedoch nie damit gerechnet hatte, dass dieser an ihre Eltern weiter plaudern durfte. Das musste wohl ein Datenschutzverstoß des Jahrhunderts sein.
„Diese Gruppe an Halberwachsenen ist nicht gut für unsere Celia“, meinte deren Mutter gerade. „Sie bringen unschöne Ideen ans Licht und ruinieren ihre Intelligenz. Nicht auszudenken, wenn eines Tages irgendein Stalljunge auf die Idee kommt, sie zu schwängern und sich damit in die Familie zu schleichen.“
„Mama!“, empörte sich Celia, die jedoch lieber nicht zu ihrem Vater sah, da dieser ihr immer sofort ansah, wenn etwas nicht stimmte, doch war er zum Glück gerade mit ihrer Mutter beschäftigt. Unwillkürlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Benny in tödlicher Gefahr war, wenn ihre Mutter eine Kleinigkeit von dem wüsste, was in diesem Zelt geschehen war.
Sicherlich hatte sie auf den Turnieren schon diverse Erfahrungen gemacht, immerhin waren viele Reiter dort und hier und da gab es schon gewisse Momente, wo man sich schnell in einen Anhänger verzog. Ganz zu schweigen von den Festen nach einem Turnier und den Nächten zwischendrin. Aber der Schwarzhaarigen war es deutlich lieber, wenn ihre Mutter davon ausging, ihre Tochter wäre so unschuldig wie die Gottesmutter Maria selbst.
„Das sind doch nur Teenager und wenn Mr. Wittner der Meinung ist, seine Tochter sollte über das Fohlen der Stute entscheiden, dann wird das wohl so sein“, meinte Celias Vater gerade beruhigend, doch deren Mutter schaute ihn wütend an. „Nicht, solange ich noch etwas zu sagen habe“, meinte sie drohend, bevor sie das Wort an ihre Tochter richtete.
„Das sind nicht deine Freunde, Celia. Das werden sie niemals sein, bis auf die Zwillinge der Stiehlers! Diese Sarah ist ein unkontrollierter Wildfang und vom Rest dieser Mannschaft will ich gar nicht anfangen. Du verkehrst in besseren Kreisen, diese Leute wollen nur deine Aufmerksamkeit, damit sie ein wenig deines Erfolges haben können und vielleicht eine Einladung von Texas Hill erhalten. Darüber hinaus, wenn Sarah uns das Fohlen verkauft, könntest du damit nach Texas Hill zurückkehren. Wenn sich das Talent der Eltern zeigt, könntest du seine Ausbildung überwachen. Und beim Verkauf hast du Mitspracherecht, na was sagst du?“, fragte sie strahlend, zog Celia an sich heran und drückte sie an ihre Brust. „Das ist doch wohl das Beste für alle, denn dass du in diesem Nest reitest, gefällt mir nicht. Das ist nicht gut für deine Gesundheit.“
„Wie halten es dann alle anderen dort aus?“, fragte Celia zornig und kämpfte sich aus der Umarmung heraus. „Sarah, Chloe und Zoey sind doch auch dort.“
„Diese Kinder sind nicht wie du“, erklärte ihre Mutter, während ihr Vater seufzte. „Celia, geh duschen und dich umziehen. Wir reden später weiter“, meinte er entschieden und trotz des Protestes ihrer Mutter, gehorchte Celia ihrem Vater augenblicklich und flitzte die Treppe hinauf, wo sie in ihrem Zimmer tatsächlich eine Einladung zur Gala des Country Clubs fand. Sie würde dort mit einer Begleitung auftauchen müssen.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Das konnte ihre Mutter haben.
Denn sie hatte schon eine Vorstellung von der perfekten Begleitung für diesen Abend.
Was waren sie jetzt eigentlich? War das schon eine Art…Affäre?
Celia schüttelte kurz imaginär den Kopf. Nein, das war keine Affäre. Sie hatten geknutscht, wie es bei solchen Ausflügen eben manchmal passierte und sie hatte nicht mit Benny geschlafen. Im Gegenteil, mehr als die Küsse waren nicht passiert. Mitten in der Nacht war sie wachgeworden, weil sie unbequem gelegen war und hatte versucht, den Schlafsack besser zu legen. Dabei musste sie so laut gewesen sein, dass Benny erwacht war, sie an sich gezogen und sein Gesicht an ihrem Nacken vergraben hatte. Er hatte gefragt, ob sie schlecht geträumt hatte und Celia war es gelungen, sich in seiner Umarmung zu drehen und zu verneinen. Daraufhin hatten ihre Lippen wieder zueinander gefunden, nur für ein paar Minuten und dann waren sie eng nebeneinander wieder eingeschlafen.
Sie musste sich beruhigen. Darüber hinaus war Benny bestimmt kein Kerl, der komplizierte Frauen mochte und hatte gewiss keine Lust, dass sie jetzt eine Szene machte, wegen ein bisschen knutschen. Nein, sie würden das einfach abhaken und falls Will auf die Idee kam, den Zeltausflug zu wiederholen, denn offenbar schien er sich für ihn und Sarah mehr als gelohnt zu haben, würde sie beim nächsten Mal einfach direkt zuhause bleiben. Ihre Mutter drehte sowieso schon durch, weil sie in einem Wald geschlafen hatte. Daher musste sie auch auf dem Heimweg beim Arzt vorbei und sich komplett durchchecken lassen. Als wäre sie in ein Seuchengebiet gereist.
Die Schwarzhaarige ließ den Blick über den Zeltplatz gleiten. Chloe und Zoey wirkten immer noch angefressen von dem gestrigen Kuss am Lagerfeuer, den sie sich selbst zuzuschreiben hatten und wie die anderen, packten sie ihre Sachen zusammen. Dabei fiel eines besonders auf… Sarah und Will schienen sich heute anzuziehen, wie Magnete und dennoch warfen sie sich nur hier und da Blicke zu, offenbar berührten sie sich zufällig ständig und die beiden hatten dasselbe Lächeln auf dem Gesicht. Sie hatten doch nicht etwa…?
Celia war gerade dabei, das Zelt abzubauen, als Alma ihr zu raunte, dass der Plan offenbar aufgegangen war.
„Ich bin nochmal aufs Klo“, flüsterte sie und nahm Celia deren Schlafsack ab, um eine gute Entschuldigung zu haben, sie zu den Pferden zu begleiten. „Und habe da ein paar sehr interessante Geräusche gehört.“
„Okay, bitte nicht zu detailliert“, bat Celia, obwohl sie aufhorchte. „Was hast du gehört?“
„Will hat zu ihr gesagt, sie solle ein wenig leiser sein, bevor sie jemanden aufweckt“, schmunzelte Alma. „und auf dem Weg zurück hat Sarah ganz komisch gequietscht, als hätte sie etwas überrascht.“
Celia wackelte mit den Brauen. „Na hervorragend“, sagte sie begeistert und schnallte ihren Schlafsack an Tex fest. „Dann hoffen wir mal, diese Aktion hat ihren Zweck erfüllt, denn nochmal zelte ich garantiert nicht. Mein Rücken fühlt sich an, als wäre eine Horde Elefanten drüber gepanzert. Aber apropos Aktion…“ Dann zwinkerte sie Alma zu und stieß einen Schrei aus.
„Sarah! Sieh mal, was ich gefunden habe!“, brüllte die Schwarzhaarige in scheinbar heller Begeisterung und zog Sarahs Zelt aus den Brombeerbüschen. „Dein Zelt. Es muss beim Absatteln runtergefallen sein.“
Während Sarah, die gerade die Feuerstelle inspizierte, erleichtert und misstrauisch zugleich wirkte, grinsten Benny und Molly breit in Richtung von Celia und Alma, Nani wurde von stummem Lachen geschüttelt, die gerade Sunburst sattelte. „Sowas“, machte sie. „Zufälle gibt’s.“
„Danke fürs Finden, Celia“, meinte Sarah, die noch immer so klang, als würde sie irgendetwas wittern und Celia stellte das Zelt neben Scarlet an einen Baum, bevor sie sich weiter daran machte, Tex fertigzumachen.
„Hey“, meinte Nani plötzlich und kam um Sunburst herum. „Was ist eigentlich mit dir und Benny los?“
Celia zuckte gehörig zusammen. „Wie meinst du das?“, fragte sie viel zu schnell und schaute hochkonzentriert auf den Sattelgurt, als hätte sie es verlernt, ihr Pferd richtig zu satteln.
„Naja“, sagte Nani gedehnt. „Gestern hattet ihr offenbar eine Menge Spaß im Zelt, aber heute seid ihr irgendwie komisch zueinander.“
„Inwiefern komisch?“, wollte Celia wissen, die es immer noch vermied, Nani anzusehen. Diese zuckte die Schultern, doch ihr Blick brannte sich auf das Gesicht der Schwarzhaarigen, die nun nicht mehr den Sattelgurt, sondern die Steigbügel unter die Lupe nahm
„Komisch eben“, antwortete Nani schließlich. „Ihr seht euch irgendwie ständig an, wenn der andere gerade nicht schaut, wenn sich eure Blicke treffen, dann lächelt ihr so geheimnisvoll und dann wirkt es zwei Minuten später wieder so, als wäre euch die Anwesenheit des anderen unangenehm. Ist was passiert? Habt ihr gestritten?“
„Oh“, meinte Celia und lächelte ihren Steigbügel an, während ihr die Röte ins Gesicht schoss. „Das war wegen dieser Sache am Lagerfeuer. Wir haben darüber gewitzelt und dann nochmal geredet, dass… naja wir ja Freunde sind und es nichts zu bedeuten hatte. Schätze daher sind wir gerade ein wenig seltsam, wir werden uns schon wieder einkriegen.“
„Das war auch echt gemein von Chloe und Zoey“, zischte Nani. „Sie wissen genau, wie gut Benny mit dir befreundet ist und dass es bestimmt danach komisch sein würde. Das war echt fies. Aber wenn ihr das geklärt habt, normalisiert sich bestimmt alles wieder.“
„Oh ja“, machte Celia und war sicher, dass sie mittlerweile so rot sein musste wie eine Verkehrsampel. „Ganz bestimmt.“
Die Lüge schmeckte bitter auf ihrer Zunge und Nani legte ihr kurz die Hand auf die Schulter, bevor sie davon ging und Alma beim Abbauen ihres Zeltes half. Währenddessen probierte Celia, Sarah abzufangen und irgendwie eine Information aus ihr herauszubekommen, aber die Blonde schien mit absolut niemandem auch nur Blickkontakt haben zu wollen, bis auf Will und dieser war die ganze Zeit in ihrer Nähe, was es unmöglich machte, sie zu erwischen. Celia fluchte innerlich. Da bemühte man sich, dass die Zwei mal alleine waren und danach, wenn man einen von ihnen einzeln brauchte, bekam man sie nicht auseinander!
Auf dem Rückweg ritt Will mit Benny voraus, der sich frech an Celia vorbeischummelte, deren Plan es gewesen war, neben Will zu reiten und eventuell unauffällig danach zu fragen, wie er geschlafen hatte. Daher ritt sie neben Alma, die ebenfalls nach der komischen Stimmung zwischen ihr und Benny fragte, sich aber auch mit der Erklärung, die Sache sei wegen dem Kuss am Lagerfeuer komisch, zufriedengab und versicherte, Benny würde da bestimmt rein gar nichts reininterpretieren.
Celia biss sich bei dem Kommentar auf die Lippen und versuchte, sich dasselbe einzureden. Obwohl es ihr nicht passte, wenn es so wäre. Und doch würde sie so am besten aus der Situation herauskommen, denn sie hatte keine Ahnung, wie sie das zwischen sich und Benny sehen sollte.
Als sie auf Horseland ankamen, wartete schon die Limousine von Chloe und Zoey an der Einfahrt und der Chauffeur richtete den Zwillingen direkt aus, dass es eine dringende Angelegenheit mit ihrem Vater gegeben hatte und sie sollten sofort nach Hause kommen. Es ginge wohl um eine geschäftliche Angelegenheit. Celia und Sarah boten gleichermaßen an, Chili und Pepper für die beiden zu versorgen und somit waren Chloe und Zoey beinahe direkt nach der Ankunft schon verschwunden.
Celia wusch Tex gründlich ab und versorgte seinen Kram, während Sarah sich offenbar nach Kräften bemühte, sich mit den Tätigkeiten der Schwarzhaarigen so zu schneiden, dass immer eine von ihnen im Stall und eine am Putzplatz war.
Danach versorgte Celia wie abgemacht Pepper und stellte die Stute in den Stall, wo Sarah gerade dabei war, Chili noch sein Mineralfutter zu geben.
„Sarah“, grinste Celia die Blonde an, die seufzend den Futtereimer sinken ließ. „Ja?“, fragte sie, sich ihrem Schicksal ergeben fügend, zurück und Celia meinte, ihr breites Grinsen müsste ihrem Gesicht jeden Moment einen Riss verpassen.
„Wie war deine Nacht denn so?“, meinte sie dann, scheinbar völlig uninteressiert und streckte Tex einen Apfel hin, der sich begeistert auf die Leckerei stürzte. „Sie war… ganz angenehm, danke“, gab Sarah zurück und wurde dabei ein wenig rot um die Nase. „Und deine?“, fuhr sie dazwischen, da Celia gerade zur nächsten Frage angesetzt hatte und nun betreten schwieg. Irgendwie kam es ihr vor, als wären weder Sarah noch sie bereit, die Ereignisse der vergangenen Nacht miteinander zu teilen. Weswegen sie kurzerhand die Schultern zuckte und sich mit einem „Ich hasse Zelten immer noch“, an Tex zurückwandte, der Apfelbrei über ihrer Hand verteilte.
Die beiden Mädchen schwiegen sich an, bis Benny mit Will den Stall betrat. „Ihr seid noch hier?“, meinte Letzterer überrascht. „Wir dachten, ihr seid schon gefahren.“ „Nein, wir haben Chili und Pepper noch versorgt, da Chloe und Zoey losmussten. Irgendwas in der Familie“, meinte Celia erklärend, da Sarah bei Wills Anblick nervös den Kopf senkte. Himmel, die sollte sich mal zusammenreißen! Es war unübersehbar, dass Will sie am liebsten sofort in die Sattelkammer gezogen hätte, um…was auch immer zu tun.
„Das ist aber sehr nett von euch“, meinte Benny und Celia schürzte die Lippen. „Habt ihr gar nicht mitbekommen, weil ihr so weit vorausgeritten seid.“
Das stimmte, die beiden Jungen waren irgendwann sehr weit vorne gewesen und man hatte kein bisschen von dem gehört, über was sie geredet haben könnten. Sehr zum Ärger der Schwarzhaarigen, denn auch Sarah hatte über den Nachhauseweg überwiegend mit Molly geredet.
„Gut möglich“, meinte Will in Celias Richtung und Benny räusperte sich. „Ich werde dann mit Chef spazieren gehen. Lust mich zu begleiten, Celia?“
„Oh“, machte die Schwarzhaarige überrascht und ihre Blicke trafen sich. Will schaute zu Boden, auf seinem Gesicht lag ein leichtes Schmunzeln. Hatte Benny etwa getratscht?“
„Ich muss leider zum Arzt, tut mir leid“, murmelte Celia entschuldigend. „Meine Mutter ist der Auffassung, ich könnte wohl alles Mögliche von einem Zeltausflug mit nach Hause schleppen.“
„Solange es kein Bär ist“, meinte Benny und Celia betrachtete ihn strafend. Natürlich war das ein Seitenhieb gewesen. Sie fand keine Erwiderung, weswegen eine Stille entstand, die so viel Elektrizität beinhaltete, dass man damit eine Kleinstadt hätte erleuchten können. Schließlich wurde Celia abgelenkt, als der Wagen ihres Vaters vorfuhr.
„Also dann“, schoss sie hervor, ehe einer den Mund aufmachen konnte. „Das hat echt Spaß gemacht, auch wenn ich das garantiert noch immer kein Fan vom Zelten bin.“
„Ach, den Eindruck hatte ich aber nicht“, warf Benny süffisant ein und bei Celias warnendem Blick grinste er nur. Diese schulterte ihren Rucksack und war derart schnell zur Tür hinaus, dass sie Sarahs verdutzten Blick zu Benny nicht mehr bemerkte.
Zuhause angekommen, hatte Celia kaum die Tür hinter sich zugeworfen, da trat ihre Mutter auf sie zu. Die Schwarzhaarige hob die Hände. „Bitte Mama. Ich bin okay“, versicherte sie, die Angesprochene nahm ihr Gesicht in die Hände und untersuchte sie. „Hat dich auch keine Zecke gestochen? Oder eine Wespe? Die können auf Menschen mit Allergie tödlich sein!“, meinte sie alarmiert, Celia seufzte. „Mama, seit wann habe ich denn eine Wespenallergie? Es war nur ein Zeltausflug, wie in der Schule auch.“
Okay, das war vielleicht nicht das beste Beispiel, immerhin ging sie seit dem Tag der Einschulung auf eine der besten Privatschulen des Landes, wo man mittags noch Kram wie Fechten, Tennis oder Sticken lernte, Nähen und Kochen, Fußball und Handball und sämtliche andere Sportarten. Die Schule hatte mittlerweile sogar Pferde, damals in Celias Kindheit war das noch nicht der Fall gewesen. Dort würde kein Lehrer oder gar der Direktor je einen Schulausflug in den Wald machen. Und wenn doch, würden sämtliche Eltern die Schule verklagen. Carolina Campbell war dafür das beste Beispiel.
„Nun lass sie doch, Tautröpfchen“, ertönte die Stimme von Celias Vater, der um die Ecke trat und seine Tochter fröhlich anlächelte. „Immerhin bekommt unsere Tochter genug frische Luft und sitzt nicht den ganzen Tag im Haus.“
Celias Mutter wirkte, als wäre ihr die Hausposition mit Klavierspielen und Kuchen backen zwar deutlich lieber, dennoch nickte sie und fischte das ärztliche Gutachten aus Celias Tasche, welches der Arzt ihr hatte ausstellen müssen, um es zu überfliegen. „Du hast sehr geringe Eisenwerte im Blut“, diagnostizierte sie entsetzt. „Das muss etwas mit der ganzen Aufregung um das Fohlen zu tun haben! Das macht dich ganz krank!“
„Oder“, kam wieder Colin Campbells ruhige Stimme hinzu. „unsere Tochter hat das einfach von mir geerbt, in meiner Familie haben das nämlich viele.“ „Nein, das muss mit diesen Kindern zu tun haben!“, bekräftigte Celias Mutter wieder, ihr Vater legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Honigtörtchen, die Kinder kommen doch sehr gut zurecht, Celia erzählt ganz begeistert von ihnen. Und dieser Eisenmangel ist halb so wild, sie atmet immerhin noch.“
„Danke“, formte Celia mit den Lippen zu ihrem Vater, der sie munter angrinste. „Liebes, geh doch in dein Zimmer und zieh dir andere Sachen an, du willst nach dem Ausflug bestimmt unter die Dusche. Flake wartet im Garten auf ihren Spaziergang. Wir könnten zur Mühle laufen.“ Er schaute zu seiner Frau. „Und lass doch diese Sache mit dem Fohlen ruhen, noch ist es ja gar nicht-“
„Sie ist eine Wittner, Colin“, knurrte Celias Mutter, die sofort auf Angriff ging. „Sie ist die Tochter von Elijah Wittner, weißt du, welche Blamage das für mich war? Er sagt doch tatsächlich, dass die Entscheidung über dieses Wesen bei seiner Tochter liegt.“
„Schrecklich“, brummte Celia unterdrückt. „Dass Eltern ihren Kindern Entscheidungen überlassen.“
„Du willst eine Entscheidung treffen?“, fragte ihre Mutter süßlich. „Schön, dann entscheide dich, welches Kleid du nächste Woche zur Gala vom Country Club tragen wirst und wer dich begleiten soll. Die Einladung liegt in deinem Zimmer. Ich halte den Sohn dieses Schönheitschirurgen für eine gute Wahl, er hat letztes Mal nach dir gefragt.“
„Der ist so interessant wie eine Zimmerpflanze“, murmelte Celia und ihr Vater unterdrückte das Lachen. Ihre Mutter hingegen wirkte fassungslos. „Das ist einer der reichsten Junggesellen des Landes!“ „Und“, warf Colin Campbell ein, der seine Frau mit einer Ruhe musterte, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. „Er ist letzte Woche dreißig geworden, unsere Tochter ist siebzehn.“
„Dann eben dieser Junge von den Smiths, der ist doch ganz reizend“, meinte Carolina begeistert und schaute ihre Tochter an, die augenblicklich daran dachte, dass sie lieber eine Woche in einem Zelt auf Steinen schlafen würde, als zu dieser Gala zu gehen.
Vorzugsweise mit Benny.
Einen Moment später hätte sich die Schwarzhaarige für diesen Gedanken am liebsten geohrfeigt.
„Oh, aber Mama-!“
„Keine Widerrede“, entschied Carolina Campbell resolut. „Du bist die Erbin eines Imperiums, du musst deinen Platz in der Gesellschaft zeigen. Am besten an der Seite eines gut situierten Mannes. Wer das ist, kannst du von mir aus selbst entscheiden.“
Celia wollte etwas einwerfen, doch sie biss sich auf die Lippen. Ihre Mutter hatte soeben einen Fehler gemacht. „Selbstverständlich, Mama“, meinte sie lächelnd. „Ich bringe den besten Mann für diese Gala mit.“
„Das will ich hoffen. Mein Liebling, ich weiß, ich bin manchmal zu streng mit dir“, meinte ihre Mutter plötzlich aufopferungsvoll. „Aber deine Zukunft und dein Glück sind mein größtes Bestreben und Eltern wissen nun mal, was das Beste für ihre Kinder ist. Darum solltest du dich auch von diesen Horselandkindern fernhalten.“ Sie sprach es aus, als hätten ausnahmslos alle auf Horseland eine ansteckende Krankheit.
„Mama, das sind meine Freunde“, meinte Celia warnend, ihr Vater tätschelte Carolina die Schultern. „Carolina, Zuckermäuschen", sagte er mit einer Spur Strenge. „Es war immerhin deine Idee, dass Celia nach Horseland kommt. Dass es nicht deinen Erwartungen entspricht, ist kein Grund, sie aus dem gewohnten Umfeld herauszureißen. Denk dran, der Therapeut hat uns am Telefon versichert, dass unsere Tochter Beständigkeit braucht und feste Struktur.“
„Ach ja?“, fragte Celia verdutzt, die zwar tatsächlich von ihrer Mutter nach dem Reitunfall zum Therapeuten verdonnert worden war, jedoch nie damit gerechnet hatte, dass dieser an ihre Eltern weiter plaudern durfte. Das musste wohl ein Datenschutzverstoß des Jahrhunderts sein.
„Diese Gruppe an Halberwachsenen ist nicht gut für unsere Celia“, meinte deren Mutter gerade. „Sie bringen unschöne Ideen ans Licht und ruinieren ihre Intelligenz. Nicht auszudenken, wenn eines Tages irgendein Stalljunge auf die Idee kommt, sie zu schwängern und sich damit in die Familie zu schleichen.“
„Mama!“, empörte sich Celia, die jedoch lieber nicht zu ihrem Vater sah, da dieser ihr immer sofort ansah, wenn etwas nicht stimmte, doch war er zum Glück gerade mit ihrer Mutter beschäftigt. Unwillkürlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Benny in tödlicher Gefahr war, wenn ihre Mutter eine Kleinigkeit von dem wüsste, was in diesem Zelt geschehen war.
Sicherlich hatte sie auf den Turnieren schon diverse Erfahrungen gemacht, immerhin waren viele Reiter dort und hier und da gab es schon gewisse Momente, wo man sich schnell in einen Anhänger verzog. Ganz zu schweigen von den Festen nach einem Turnier und den Nächten zwischendrin. Aber der Schwarzhaarigen war es deutlich lieber, wenn ihre Mutter davon ausging, ihre Tochter wäre so unschuldig wie die Gottesmutter Maria selbst.
„Das sind doch nur Teenager und wenn Mr. Wittner der Meinung ist, seine Tochter sollte über das Fohlen der Stute entscheiden, dann wird das wohl so sein“, meinte Celias Vater gerade beruhigend, doch deren Mutter schaute ihn wütend an. „Nicht, solange ich noch etwas zu sagen habe“, meinte sie drohend, bevor sie das Wort an ihre Tochter richtete.
„Das sind nicht deine Freunde, Celia. Das werden sie niemals sein, bis auf die Zwillinge der Stiehlers! Diese Sarah ist ein unkontrollierter Wildfang und vom Rest dieser Mannschaft will ich gar nicht anfangen. Du verkehrst in besseren Kreisen, diese Leute wollen nur deine Aufmerksamkeit, damit sie ein wenig deines Erfolges haben können und vielleicht eine Einladung von Texas Hill erhalten. Darüber hinaus, wenn Sarah uns das Fohlen verkauft, könntest du damit nach Texas Hill zurückkehren. Wenn sich das Talent der Eltern zeigt, könntest du seine Ausbildung überwachen. Und beim Verkauf hast du Mitspracherecht, na was sagst du?“, fragte sie strahlend, zog Celia an sich heran und drückte sie an ihre Brust. „Das ist doch wohl das Beste für alle, denn dass du in diesem Nest reitest, gefällt mir nicht. Das ist nicht gut für deine Gesundheit.“
„Wie halten es dann alle anderen dort aus?“, fragte Celia zornig und kämpfte sich aus der Umarmung heraus. „Sarah, Chloe und Zoey sind doch auch dort.“
„Diese Kinder sind nicht wie du“, erklärte ihre Mutter, während ihr Vater seufzte. „Celia, geh duschen und dich umziehen. Wir reden später weiter“, meinte er entschieden und trotz des Protestes ihrer Mutter, gehorchte Celia ihrem Vater augenblicklich und flitzte die Treppe hinauf, wo sie in ihrem Zimmer tatsächlich eine Einladung zur Gala des Country Clubs fand. Sie würde dort mit einer Begleitung auftauchen müssen.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Das konnte ihre Mutter haben.
Denn sie hatte schon eine Vorstellung von der perfekten Begleitung für diesen Abend.