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Familienbande

von Totenlied
Kurzbeschreibung
OneshotFamilie, Schmerz/Trost / P6 / Gen
Andromeda Tonks Narzissa Malfoy Ted "Teddy" Remus Lupin
05.06.2023
05.06.2023
1
1.931
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05.06.2023 1.931
 
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Jahre waren vergangen seit der Schlacht um Hogwarts. So viele Jahre das Narzissa Malfoy wieder durch die Winkelgasse spazieren konnte, ohne die verächtlichen Blicke auf sich zu spüren. Nur gelegentlich wurde sie noch neugierig angeschaut, ehe die Hexen und Zauberer verlegen wegsahen. Narzissa hatte sich mit einer alten Freundin getroffen, etwas Tee getrunken und die neusten Neuigkeiten ausgetauscht. Nun lief sie alleine durch die Gasse, besah sich die Massen an Kindern, die heute da waren. Alles zukünftige kleine Erstklässler, alle auf der Suche nach ihren erstem Zauberstab, den Schulbüchern, Umhängen und vielleicht sogar einem tierischen Begleiter.
Narzissa seufzte leise. Sie alle würden es besser haben. Besser als Sie selbst, besser als Draco. Diese Kinder würden in einer besseren Welt ohne dunkle Mächte aufwachsen. Zu gerne hätte sie dieses auch ihrem eigenen Sohn ermöglicht, doch es sollte nicht sein. Stattdessen hatte Narzissa mitansehen müssen, wie ihre Familie fast zerbrochen wäre im Wahnsinn der Zeit. Sie wurde hineingeboren, in einen Strudel aus dem sie sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. Erst die Angst um Draco hatte ihr den Mut gegeben.
Elegant und mit erhobenem Haupt schlängelte sie sich durch die Masse an Hexen und Zauberern. Narzissa hatte beschlossen, noch etwas in einem Buchladen zu stöbern. Es war ein kleines Geschäft mit vielen alten Werken. Zum Glück befand es sich abseits der Anderen und lag somit nicht auf der Route der Schulanfänger. Sie hatte die anhaltende Stille des kleinen Ladens liebengelernt. Am liebsten blätterte Narzissa stundenlang in den Büchern. Gut und gerne hätte sie die Hälfte des Sortiments gekauft. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an ihren Mann dachte. Lucius hatte sich ziemlich echauffiert, als sie in einen der Salons eine weitere Bibliothek einrichten ließ. Bestimmt saß ihr Gatte gerade in diesen Moment in einem der Sessel und las heimlich.
Nach dem Krieg hatten sie eine schwere Zeit durchleben müssen. Sie hatten sich beide neu orientiert und wieder zueinandergefunden. Ihre Liebe war so frisch wie noch nie. Erst durch den Krieg hatte Narzissa ihre Privilegien zu schätzen gelernt. Sie wusste jetzt, wie wertvoll eine Familie wirklich war und was es bedeutete, ihren eigenen Sohn zu sehen, wie er seinen eigenen Weg ging, seine eigene Familie gründete.
„Entschuldigen sie Miss, aber können Sie mir helfen?“ Erklang die Stimme eines kleinen Jungen hinter ihr. Narzissa stellte ein Buch zurück, indem sie gerade geblättert hatte, und drehte sich herum. Da stand ein Junge mit sonderbar blauen und wilden Haaren, die struppig in alle Richtungen abstanden. Er schaute fast eingeschüchtert zu ihr hoch und machte große Augen.
„Wobei kann ich dir denn helfen?“ Fragte sie vorsichtig und ging etwas in die Knie. Narzissa hatte sich nach dem Krieg vorgenommen, aufgeschlossener gegenüber der restlichen Gesellschaft zu sein. Es klappte sogar ganz gut. Sie hatte ab und an bereits helfen können und dadurch sogar neue Kontakte geknüpft. Diese neuen Bekanntschaften beruhten auf einer ehrlichen Freundlichkeit.
„Ich hab meine Großmutter verloren. Können sie mir sagen, wo sie ist?“ Der Junge knetete nervös seine Hände hinter seinem Rücken und schaute betreten zu Boden, dabei wippte er leicht hin und her.
„Deine Großmutter? Verloren?“ Skeptisch zog Narzissa eine Augenbraue hoch. Natürlich erkannte sie die Haltung des Jungen. Ihr Sohn war schließlich auch mal in diesem Alter gewesen.
„Ja. Ich bin vielleicht weggelaufen. Es war so langweilig. Andauernd trifft sie irgendwelche Bekannte und redet mit denen“ beichtete der Junge mit den blauen Haaren, welche vor Scham plötzlich ganz grau wurden. Narzissa besah sich den Jungen genauer. Die wechselnde Haarfarbe und dass er offensichtlich mit seiner Großmutter unterwegs war, machte Narzissa stutzig.
„Bist du Teddy Lupin?“ Fragte sie vorsichtig heran und hob mit den Fingern sein Kinn an, damit er sie ansah. Schüchtern nickte er, wobei er verschämt zu Boden schielte. Narzissa hielt ihm aufmunternd die Hand hin. „Deine Großmutter sucht dich sicher schon ganz verzweifelt. Komm, wir suchen sie.“
„Aber Sie kennen meine Großmutter doch gar nicht. Wie wollen Sie diese denn finden?“ Fragte Teddy, als Narzissa mit ihm die kleine Buchhandlung verließ. Teddys Haare leuchteten wieder strahlen Blau.
„Es ist lange her, aber ich kenne sie.“ Wie viele Jahre hatte sie Andromeda nicht gesehen? Zehn? Fünfzehn? Narzissa wusste es nicht mehr. Sie stand ihrer älteren Schwester nicht besonders nahe. Hatte sie noch nie. Bellatrix und Andromeda waren in ihrer Kindheit und Jugend so gut wie unzertrennlich gewesen. Narzissa dagegen war immer etwas außen vor. Es lag vermutlich daran, dass sie mit etwas Abstand die Jüngste der drei war.
„Wirklich? Woher? Warum hab ich Sie dann noch nie gesehen?“ Sprudelte es aus Teddy hervor. Aufgeregt hüpfte er neben ihr her. Es war ein Wunder, das er so einfach mit einer Fremden mit ging. Narzissa war sich unschlüssig, ob sie dieses Verhalten gutheißen sollte. Immerhin konnte es überall böse Menschen geben.
„Ich glaube, das sollte dir deine Großmutter selber erzählen.“ Es war nicht ihre Aufgabe. Was sollte sie diesem Jungen auch sagen? Immerhin hatten die Leute mit denen sie damals verkehrte fast die gesamte Familie von Teddy auf dem Gewissen. Das konnte sie dem Jungen nicht einfach so sagen.
„Wie willst du sie eigentlich finden?“ Wieder hüpfte Teddy auf und ab und ruckte an Narzissas Arm.
„Vielleicht sollten wir uns in Fortescues Eissalon ein Eis genehmigen und die Straße im Auge behalten?“ Fragte Narzissa vorsichtig, immerhin kannte sie den Jungen kaum. Mochte er überhaupt Eis? Andromeda würde sicherlich an dem Eissalon vorbei kommen, wenn sie ihn suchte.
„Ohja, das klingt toll. Bekomme ich einen großen Fruchteisbecher?“ Teddys Haare färbten sich vor Begeisterung lila. Narzissa hatte diese Farbe einmal bei Nymphadora sehen können. Im Stillen bedauerte die blonde Malfoy das sie die Aurorin, welche von allen nur Tonks genannt wurde, nie als ihre Nichte bezeichnen konnte.
„Alles, was du willst. Aber wir sitzen draußen und beobachten die Straße“ erklärte Narzissa und schritt zielsicher auf den Eissalon zu.
Der Name Fortescues Eissalon war nur noch eine Hommage an den ehemaligen Besitzer Florean Fortescue. Dieser wurde einst von den Todessern gefangen genommen und musste Monate in ihrem Keller versauern. Narzissas Schwager und dessen Bruder haben den armen Mann bis zur Unendlichkeit gefoltert und anschließend umgebracht. Sie erschauderte, als sie an diesen Tag dachte. Dies war einer der Gründe, warum Narzissa das Manor nach und nach umbauen ließ. Sie wollte vergessen, sie wollte nicht mehr sehen, was einst in ihrem Haus geschehen war.

Zusammen mit Teddy bestellte Narzissa einen Eisbecher und für sich selbst einen Eiskaffee. Sie ließen sich an einem Platz unter einem der bunten Sonnenschirme nieder. Tatsächlich gelang es ihr sogar, mit Teddy ganz offen zu plaudern. Für einen Sechsjährigen war er zwar sehr höflich, aber häufig schlug das Kindliche in ihm durch. Er war ja auch noch sehr jung. Narzissa fing an, ihn zu mögen. Er war so unbeschwert, kindlich und unbefangen, lebte fröhlich in den Tag hinein und lief seiner Großmutter weg.
„Wissen Sie, dafür das Sie aussehen wie eine Spießerin sind Sie voll in Ordnung“, verkündete Teddy und leckte das Eis von seinen Löffel.
„Wie bitte?“ Verblüfft schaute Narzissa den Jungen an, ehe sie an sich herabsah. Zugegebenermaßen war sie früher oft sehr verklemmt unterwegs gewesen. Das hatte sich aber gegeben. Immerhin trug sie heute ein himmelblaues Sommerkleid, welches ihr nur bis zu den Knien ging.
„Ich hab da was für Sie“ Teddy fischte das pinke Papierschirmchen aus seinen Eisbecher und lehnte sich über den Tisch zu Narzissa. Er steckte ihr das Schirmchen ins Haar.
„Was, aber-“ setzte Narzissa an. Sie brach ab, als Teddy ihr die Rückseite seinem Löffels hinhielt und sie ihr Spiegelbild sah. Sie lächelte. Ein paar Tropfen geschmolzenes Eis liefen ihr durch das Haar.
„So sehen Sie viel besser aus“ Teddy versenkte den Löffel wieder im Eis und lächelte ihr zu. Der Junge war Balsam für ihre Seele.
„Vielen Dank, kleiner Mann“ Narzissa neigte das Haupt vor dem Jungen, was Teddy ein Kichern entlockte. Als sie auf den Jungen schaute, fiel ihr die Person im Hintergrund auf.
Einige Meter hinter Teddy stand Andromeda und schaute sich suchend um. Sie sah sehr besorgt aus. Ein Anblick, der Narzissa sehr irritierte. Ihre älteren Schwestern sahen sich so ähnlich und doch waren sie so anders.
„Da ist ja Großmutter“ Teddy hatte ihren Blick wohl verfolgt. Er stand auf und lief über die Straße zu Andromeda. Narzissa ließ ihn nicht aus den Augen und beobachtete die Szenerie.
Erleichterung machte sich in Andromedas Gesicht breit, als Teddy auf sie zu stürmte. Liebevoll umarmte die Hexe den Jungen bevor sie ihn mit erhobenen Finger ausschimpfte. Natürlich, Weglaufen war nichts gutes und sollte sich auch nicht wiederholen. Teddy schaute wieder betreten zu Boden und nickte. Zu Narzissas Überraschung deutete der kleine Junge auf sie und sagte etwas zu Andromeda. Bevor diese etwas erwidern konnte, rannte Teddy wieder weg.
„Ich möchte das Eis noch essen“ verkündete der Junge und setzte sich wieder gegenüber von Narzissa auf den Stuhl.
„Du sollst doch nicht weglaufen“ ermahnte Narzissa ihn. Aus dem Augenwinkel sah sie Andromeda auf sich zu kommen. Wie sollte sie sich jetzt bloß verhalten? Sämtliche Regeln und Etiketten hatte sie über Jahre gelernt um das perfekte Verhalten in jeder Situation sofort parat zu haben und jetzt? Jetzt saß sie hier und klimperte nervös mit den Löffel in ihren bereits leeren Eiskaffee.
„Ich bin ja nicht weg. Warum sind Sie plötzlich so aufgeregt?“ mit großen Augen sah er sie an und steckte sich den übervollen Löffel in den Mund. Narzissa hatte keine Zeit zum antworten.
„Danke“ Andromeda stand neben ihr. Narzissa wusste nicht was sie sagen sollte und starrte ihre Schwester mit offenen Mund an. Sie musste völlig albern aussehen mit den Schirmchen.
„Wegen Teddy“ fuhr Andromeda fort, als sie keine Antwort bekam.
„Ach Mensch warum jagst du meiner neuen Freundin so seinen Schreck ein?“, funkte Teddy dazwischen, doch keiner beachtete den Jungen. Narzissas Blick hing an ihrer Schwester.
„Willst du dich nicht setzen?“ stammelte Narzissa und deutete mit der Hand zu einem freien Stuhl. Sie konnte nicht so wirklich sagen ob ihr Herz vor lauter Aufregung ausgesetzt hatte oder so schnell schlug wie das einen Kolibris.
„Netter Haarschmuck“ fing Andromeda an während sie sich setzte. Skeptisch betrachtete sie das rosa Schirmchen.
„Danke, Teddy hat es mir gegeben“ vorsichtig tastete Narzissa nach dem Schirmchen. Es saß noch an Ort und Stelle, festgehalten von verklebtem Eis und Haar.
„Du bekommst auch eins“ fing Teddy an und fischte das zweite Schirmchen aus seinem Eis. Dieses befestigte er in Andromedas braunen Locken.
„Gelb war schon immer meine Farbe“ lachte diese vor sich hin. Recht hatte sie. Das gelbe Schirmchen hob sich wunderbar ab.
„Was darf es für sie sein, Miss?“, fragte der Betreiber des Salons. Auf leisen Sohlen hatte er sich herangeschlichen. Andromeda blickte kurz zu Teddy der wieder mit seinem großen Eisbecher beschäftigt war. Ein drittes, grünes Papierschirmchen steckte in einer Vanillekugel. Der Blick beider Schwestern hing an diesem einsamen Schirmchen. Teddy packte es und drehte es mit den Fingern an. Für einen kurzen Moment schien das grüne Schirmchen zu schweben. Narzissa stupste es mit den Zauberstab an. Das kleine Schirmchen machte ein paar Hüpfer und schwebte über ihren Köpfen Richtung Himmel. Teddy lachte dem grünen Papierschirmchen hinterher.
„Zwei Eiskaffee, bitte“ sagte Andromeda und lächelte Narzissa an. Es war ein einfaches, ehrliches Lächeln das sie nur zu gern erwiderte.

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Die Figuren selbst stammen natürlich aus der zauberhaften Feder von J. K. Rowling.
Ich habe sie lediglich in diese kleine Handlung geschubst.
Der Text dagegen ist meinem mehr oder minder kreativen Schädel entsprungen.
Betaleser war der wunderbare Sauerkirschi, der mir mit seiner Arbeit sehr viel hilft.
Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht ließt man sich ja mal wieder,
Gruß,
Totenlied
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