Geschichten aus den Alltag
von Ernesto Costa
Kurzbeschreibung
Vor lauter Aufregung tippe ich meine Worte in die Beschreibung. Meine ersten Werke werden hier und nach veröffentlicht. Seid also gespannt auf ein paar weitere schrille Momente, die ich hier mit Euch teilen will.
KurzgeschichteRomance, Schmerz/Trost / P12 / Het
29.05.2023
10.08.2023
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4.054
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29.05.2023
1.107
Lautes Gewitter tobt durch die Stadt. Mein edler Anzug wird nass und die Tropfen hören nicht auf. Schwer schleifend und mit feuchtem Stoff, der auf meine Haut klebt, spüre ich den kalten Boden unter meinen Sohlen. Ziellos gehe ich die Straße entlang. Schon seit Stunden sind meine Augen verquollt und meine Schnodder läuft im Überfluss aus der Nase. Ich werde krank. Aber nur physisch, psychisch bin ich es schon.
Gekrümmt schaue ich auf meine Hände. Meine Werkzeuge, die ich schon seit fast dreißig Jahren benutze. Gekennzeichnet mit Narben, frischen Wunden an derselben Stelle. Ich versuche aufrecht zu stehen, doch mein Körper zieht mich in die Tiefe. Wenige Menschen sind zu sehen. Die Katzen bringen sich vor dem feuchten Angriff von Mutter Natur in Sicherheit, während die Hunde ihren Spaß haben. Lautes Gebelle, springen in die Pfützen und dann wird der Rasensprenger vorgeführt. Der Donner meldet sich wieder. Dieses Mal so laut, dass ich nicht mal mein eigenes Wimmern höre. Der Bahnhof war nicht mehr weit. Das Verlangen nach Schutz und Sicherheit macht sich in mir breit. Einen Ort, an dem jeder hinkommt, der all seine Chancen nicht genutzt hat. Ein kleiner Trost für jeden Unschuldigen.
„Hoffentlich komme ich meinen roten Schein weit weg von allem und jedem“, dachte ich mir und kämpfe mich gegen den Schmerz des Körpers. Doch nun zucke ich zusammen. Ein Hupen erklingt durch meine Ohren und lautes stampfen untermalen diesen Augenblick. Kräftig ziehe ich die Nase hoch, wische mir den Rest mit dem Ärmel ab und sehe die schimmernden Lichter von Straßenlaternen des Bahnhofs. Ich konnte den sehen. Indessen beeile ich mich und meine Schritte werden immer größer und größer ebenso wie der Schmerz, als auch meine Last.
Lautes Hecheln macht sich bemerkbar und mein Rachen füllt sich mit heißer Luft. Das Husten zieht mich immer wieder herunter, wie eine Krawatte, die sich in etwas verfangen hat. Ich bin trocken, innerlich. Mit viel Glück versuche ich viele Tropfen aufzufangen. Jeder Schuss lindert meinen inneren Schmerz der Reue. Der Regen wird stärker und ich sehe nichts mehr. Meine Hände bewegen sich wie Scheibenwischer und ich fühle, wie das Ende meiner Hosen gegen meine Knöchel schlägt. Plötzlich übersehe ich eine Pfütze und ich merke, wie mein rechter Fuß von mir nach hinten rutscht. Alles dreht sich bei mir. Mit einem lauten Platsch falle ich in eine Pfütze. Mein Gesicht taucht ein in Wasser, dann in Schlamm.
Nun bin ich auch noch verdreckt und ein widerlicher Gestank macht sich breit. Grob entferne ich den Dreck aus meinem Gesicht und von meinem Anzug. Da sehe ich auf einmal etwas Rotes auf dem Boden. Eine bekannte Form mit einer weißen Spitze am Ende.
„Ist das eine Erdbeere?“ – Und ja, das war es. Mein Magen meldet sich. Lautes Knurren und ein schweres Unwohlsein machen sich bei mir breit. Die letzte Mahlzeit ist schon zwei Tage her, seitdem man mich vor die Tür gesetzt hat. Das Leid in mir ist nicht zu vergleichen mit dem, den ich verursacht habe. Ich habe es verdient. Gottes Strafe, der auf Erden auf mir lastet, aber ich konnte nicht anders. Die Anziehung war zu stark. Die Verführung zu groß. Nahezu unbeschreiblich. Sie kam neu in die Firma. Sie stahl meine Augen und ich war hin- und hergerissen. So rot wie die Frucht war auch ihr Oberteil mit Rüschenärmeln, mit tiefem Ausschnitt. Das duftende Parfum bedeckte es auch noch. Ihre kleinen, runden, grünen Augen gaben mir den Rest. Funkelnd und strahlend, wie die Sterne am Himmel in der tiefsten Dunkelheit meines Herzens.
So verlockend, wie man sie erschaffen hat. Ich war überrascht, dass jemand, der halb so alt ist wie ich, so eine alte graue Maus den Kopf verdrehen kann. Dennoch war ich schuld, aber wiederum nicht allein.
„Der Chef ...“, schnaufe ich leise und balle die Faust zusammen. „Der Chef hat es doch provoziert! Ja, genau so war das!"
Ich wurde nie geschätzt für etwas. Dabei wollte ich nicht viel. Ein Dank hätte schon ausgereicht. Für die Überstunden, die Gefallen, die ich tat, die Geschenke, einfach alles. Niemand sah meinen Fleiß. Überhaupt niemand. Nicht mal meine Frau. Kein Dank, keine Umarmung, geschweige einen Kuss. Stattdessen gab es nur eingeschränkte Arme und einen giftigen Blick.
„Rudolf, komm, mach dies. Rudolf, komm, mach das." Und war das nicht schlimm genug, dann musste ich mir auch noch anhören, wie unperfekt und verweichlicht ich bin. Seit zwanzig Jahren tue ich mir das an. Die harte Schale hat nachgelassen. Aus den Rissen wurden Löcher und wenig später ... knack, schon war sie aufgebrochen. Von süßer Furcht zur bitteren Liebe wuchs diese Hingabe.
Ich nehme die fremde Frucht in meine Hand. So hoffnungsvoll und traumhaft wurde es durch sie. Endlich gab es eine, die mich sah, so wie ich bin. Ich war wieder so alt wie sie. Spontane Abendessen fanden daraufhin statt. Wie habe ich mit ihr gelacht und die ganze Nacht getanzt! Freudige Bilder fuhren Achterbahn durch meinen Kopf. Heiße Nächte verbrachten wir, am Ende reinigten wir uns mit Schampus. Mit jedem Schluck verlor ich die Kontrolle und behielt sie bei mir. Die Vernunft war besiegt von meiner inneren Lust. Das Gift betäubte mich, es sollte niemals aufhören. So kraftvoll und verlockend war der Akt sowie bei Adam und Eva. Die Welt malte ich mir bunt und schön, mit wilden Farben aus. Das Begehren meiner reizenden Gesellschaft machte es mir leicht, alles andere gleichgültig zu sehen. So wie der Löwe, der sich seine fette Beute aus der Herde entreißt.
Völlig verträumt biss ich in die saftige Frucht. Doch der Ekel macht sich bei mir breit. Matschig und sandig verläuft sich die Masse in meinem Mund. Würgend spucke ich es wieder aus. Als ich die Seite umdrehte, stelle ich fest, dass sie schon längst verdorben war. Graue Flecken sind zu sehen, beschmückt mit einzelnen weißen Stellen von Schimmel. Mein Schock saß tief, so wie der von meiner Frau als sie mich mit ihr sah. Verletzend sah sie sich mich an. Es wurde geschrien, geflucht und Sachen geschmissen.
„Verschwinde! Ich möchte dich nie wiedersehen!" Das Püppchen war schon längst verschwunden. Auf meine Anrufe reagiert sie nicht und vor ihrem Haus wurde mir mit der Polizei gedroht.
Beschämend stand ich wieder auf. Meine Beine zitterten, die Schmerzen wurden stärker und machen sich in meinen Körper breit. Ein letztes Mal blicke ich nach oben. Ich plane weiterzugehen. Doch dann höre ich die Reifen eines Autos. Es wird gehupt, mehrfach. Jemand steigt aus, mit einem Regenschirm in der Hand. Langsam kommt die Person auf mich zu. Das Plätschern ist deutlich zu hören und der Klang der Absätze bohrten durch meinen Kopf. Ich erkenne sie. Es ist eine Frau. Aber nicht die mit dem roten Oberteil.
Gekrümmt schaue ich auf meine Hände. Meine Werkzeuge, die ich schon seit fast dreißig Jahren benutze. Gekennzeichnet mit Narben, frischen Wunden an derselben Stelle. Ich versuche aufrecht zu stehen, doch mein Körper zieht mich in die Tiefe. Wenige Menschen sind zu sehen. Die Katzen bringen sich vor dem feuchten Angriff von Mutter Natur in Sicherheit, während die Hunde ihren Spaß haben. Lautes Gebelle, springen in die Pfützen und dann wird der Rasensprenger vorgeführt. Der Donner meldet sich wieder. Dieses Mal so laut, dass ich nicht mal mein eigenes Wimmern höre. Der Bahnhof war nicht mehr weit. Das Verlangen nach Schutz und Sicherheit macht sich in mir breit. Einen Ort, an dem jeder hinkommt, der all seine Chancen nicht genutzt hat. Ein kleiner Trost für jeden Unschuldigen.
„Hoffentlich komme ich meinen roten Schein weit weg von allem und jedem“, dachte ich mir und kämpfe mich gegen den Schmerz des Körpers. Doch nun zucke ich zusammen. Ein Hupen erklingt durch meine Ohren und lautes stampfen untermalen diesen Augenblick. Kräftig ziehe ich die Nase hoch, wische mir den Rest mit dem Ärmel ab und sehe die schimmernden Lichter von Straßenlaternen des Bahnhofs. Ich konnte den sehen. Indessen beeile ich mich und meine Schritte werden immer größer und größer ebenso wie der Schmerz, als auch meine Last.
Lautes Hecheln macht sich bemerkbar und mein Rachen füllt sich mit heißer Luft. Das Husten zieht mich immer wieder herunter, wie eine Krawatte, die sich in etwas verfangen hat. Ich bin trocken, innerlich. Mit viel Glück versuche ich viele Tropfen aufzufangen. Jeder Schuss lindert meinen inneren Schmerz der Reue. Der Regen wird stärker und ich sehe nichts mehr. Meine Hände bewegen sich wie Scheibenwischer und ich fühle, wie das Ende meiner Hosen gegen meine Knöchel schlägt. Plötzlich übersehe ich eine Pfütze und ich merke, wie mein rechter Fuß von mir nach hinten rutscht. Alles dreht sich bei mir. Mit einem lauten Platsch falle ich in eine Pfütze. Mein Gesicht taucht ein in Wasser, dann in Schlamm.
Nun bin ich auch noch verdreckt und ein widerlicher Gestank macht sich breit. Grob entferne ich den Dreck aus meinem Gesicht und von meinem Anzug. Da sehe ich auf einmal etwas Rotes auf dem Boden. Eine bekannte Form mit einer weißen Spitze am Ende.
„Ist das eine Erdbeere?“ – Und ja, das war es. Mein Magen meldet sich. Lautes Knurren und ein schweres Unwohlsein machen sich bei mir breit. Die letzte Mahlzeit ist schon zwei Tage her, seitdem man mich vor die Tür gesetzt hat. Das Leid in mir ist nicht zu vergleichen mit dem, den ich verursacht habe. Ich habe es verdient. Gottes Strafe, der auf Erden auf mir lastet, aber ich konnte nicht anders. Die Anziehung war zu stark. Die Verführung zu groß. Nahezu unbeschreiblich. Sie kam neu in die Firma. Sie stahl meine Augen und ich war hin- und hergerissen. So rot wie die Frucht war auch ihr Oberteil mit Rüschenärmeln, mit tiefem Ausschnitt. Das duftende Parfum bedeckte es auch noch. Ihre kleinen, runden, grünen Augen gaben mir den Rest. Funkelnd und strahlend, wie die Sterne am Himmel in der tiefsten Dunkelheit meines Herzens.
So verlockend, wie man sie erschaffen hat. Ich war überrascht, dass jemand, der halb so alt ist wie ich, so eine alte graue Maus den Kopf verdrehen kann. Dennoch war ich schuld, aber wiederum nicht allein.
„Der Chef ...“, schnaufe ich leise und balle die Faust zusammen. „Der Chef hat es doch provoziert! Ja, genau so war das!"
Ich wurde nie geschätzt für etwas. Dabei wollte ich nicht viel. Ein Dank hätte schon ausgereicht. Für die Überstunden, die Gefallen, die ich tat, die Geschenke, einfach alles. Niemand sah meinen Fleiß. Überhaupt niemand. Nicht mal meine Frau. Kein Dank, keine Umarmung, geschweige einen Kuss. Stattdessen gab es nur eingeschränkte Arme und einen giftigen Blick.
„Rudolf, komm, mach dies. Rudolf, komm, mach das." Und war das nicht schlimm genug, dann musste ich mir auch noch anhören, wie unperfekt und verweichlicht ich bin. Seit zwanzig Jahren tue ich mir das an. Die harte Schale hat nachgelassen. Aus den Rissen wurden Löcher und wenig später ... knack, schon war sie aufgebrochen. Von süßer Furcht zur bitteren Liebe wuchs diese Hingabe.
Ich nehme die fremde Frucht in meine Hand. So hoffnungsvoll und traumhaft wurde es durch sie. Endlich gab es eine, die mich sah, so wie ich bin. Ich war wieder so alt wie sie. Spontane Abendessen fanden daraufhin statt. Wie habe ich mit ihr gelacht und die ganze Nacht getanzt! Freudige Bilder fuhren Achterbahn durch meinen Kopf. Heiße Nächte verbrachten wir, am Ende reinigten wir uns mit Schampus. Mit jedem Schluck verlor ich die Kontrolle und behielt sie bei mir. Die Vernunft war besiegt von meiner inneren Lust. Das Gift betäubte mich, es sollte niemals aufhören. So kraftvoll und verlockend war der Akt sowie bei Adam und Eva. Die Welt malte ich mir bunt und schön, mit wilden Farben aus. Das Begehren meiner reizenden Gesellschaft machte es mir leicht, alles andere gleichgültig zu sehen. So wie der Löwe, der sich seine fette Beute aus der Herde entreißt.
Völlig verträumt biss ich in die saftige Frucht. Doch der Ekel macht sich bei mir breit. Matschig und sandig verläuft sich die Masse in meinem Mund. Würgend spucke ich es wieder aus. Als ich die Seite umdrehte, stelle ich fest, dass sie schon längst verdorben war. Graue Flecken sind zu sehen, beschmückt mit einzelnen weißen Stellen von Schimmel. Mein Schock saß tief, so wie der von meiner Frau als sie mich mit ihr sah. Verletzend sah sie sich mich an. Es wurde geschrien, geflucht und Sachen geschmissen.
„Verschwinde! Ich möchte dich nie wiedersehen!" Das Püppchen war schon längst verschwunden. Auf meine Anrufe reagiert sie nicht und vor ihrem Haus wurde mir mit der Polizei gedroht.
Beschämend stand ich wieder auf. Meine Beine zitterten, die Schmerzen wurden stärker und machen sich in meinen Körper breit. Ein letztes Mal blicke ich nach oben. Ich plane weiterzugehen. Doch dann höre ich die Reifen eines Autos. Es wird gehupt, mehrfach. Jemand steigt aus, mit einem Regenschirm in der Hand. Langsam kommt die Person auf mich zu. Das Plätschern ist deutlich zu hören und der Klang der Absätze bohrten durch meinen Kopf. Ich erkenne sie. Es ist eine Frau. Aber nicht die mit dem roten Oberteil.
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