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Als Neverland starb

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Kapitän Hook Peter Pan Smee
23.05.2023
20.09.2023
18
45.966
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18.09.2023 2.243
 
Die Jolly Roger schaukelte sanft zwischen den Wellen und sah fast schon friedlich aus, als Peter und James landeten. Die Crew erwartete sie mit Freude und Kuriosität. War der Spuk schon vorbei? Was hatten die zwei in London herausgefunden? Gab es Hoffnung? James beruf sofort ein Treffen mit Smee und zwei weiteren Männern ein, um die Lage zu besprechen. Die Crew murrte ungeduldig.

„Wann hast du das denn geholt?“ Fragte Peter verwundert, als er das Buch in James Händen sah. Er hatte nicht gemerkt, dass James es mitgenommen hatte. Gut, so ganz genau hatte er auch nicht darauf geachtet. „Ich hab es geholt, kurz bevor wir losgeflogen sind. Ich dachte, es könnte nützlich sein, es sei denn du weißt noch alles.“ Peter schüttelte nur den Kopf.

„Beim Klabautermann. Das ist ja mal was“, sagte Smee erstaunt, als James und Peter von ihren Erlebnissen berichtet hatten. Sie alle hatten sich um das Buch versammelt, auf dem noch winzige Spritzer vertrocknetes Blut zusehen waren und der letzten Seite, welche daneben lag. So kannten sie nun auch den letzten Schritt des Vorgehens.

Schritt 3: Der letzte Kampf. Dieser Schritt ist der gefährlichste. Der Wechselschatten ist noch immer an seine Gestalt gebunden. Um ihn zu töten, vermag es Kraft und List. Doch jetzt kann der Wechselschatten bluten. Und was blutet, das kann man töten.

Darunter war in ein paar kurzen Sätzen noch etwas zum Gedankenlabyrinth aus dem zweiten Schritt zu lesen. Es hieß dort, um dieses zu betreten, muss sich der Wirt mit dem verbinden, was dem Schatten seine Gestalt gibt. Dies ist immer in einem Gegenstand gebündelt, der sich immer im Machtbereich des Schattens befindet. Sprich auf der Insel. Der einzige Hinweis, den sie hatten, war der Nebensatz, dort wo die Welt begann.

James, Smee, Peter und die beiden anderen Männer grübelten lange, was damit gemeint sein könnte, bis es Peter wie Schuppen von den Augen fiel. „Ich weiß!“, rief er aufgeregt. Die anderen sahen auf. „Könntest du das auch genauer definieren?“, fragte Markus, einer der Piraten und sah ihn genervt an. Peter ließ sich davon nicht beirren. „Da, wo die Welt begann. Der erste Ort, an den mich mein Schatten hingebracht hat, ist die Höhle des großen Bären. Die Wälder sind weg, kaum einer der Orte von damals existiert. Aber die Höhle, das könnte doch die Lösung sein.“ Die anderen tauschten untereinander Blicke aus. „Klingt plausibel meiner Meinung nach“, meinte Smee zu der ganzen Sache. Auch die Anderen gaben zu, dass die Idee vernünftig klang.

„Gut, ich fass das Ganze mal zusammen. Also, wir ziehen alle gemeinsam los, zu dieser Höhle. Vier Männer, dienen in der Zeit als Ablenkung für den Schatten. Wir gehen zu dieser Höhle. Peter macht dieses Labyrinth Zeugs und dann versuchen wir, das Biest umzulegen. Klar, so weit?“, fasste James ihren Plan zusammen. „Aye, Captain“, antwortete Smee. Die Anderen nickten zustimmend. „Gut, dann lasst uns das der Crew verkünden. Flint?“ „Captain“, antwortete der Pirat fragend. „Lass die Säbel wetzen. An die Waffen.“ Nur Smee fragt sich im geheimen, was bedeute es für Neverland, wenn der Schatten starb?

Die Crew war in Aufruhr. Die Männer stürmten über das Deck der Jolly Rogers. Schärften ihre Waffen. Übten sich im Kampf mit anderen Männern. Ebenso Peter und James. Peter war zwar geübt im Kampf, im Umgang mit dem Säbel war ihm James zum Teil überlegen. Für die Anderen war es ein Fest, den beiden zuzusehen. Mal war James der Überlegende, mal Peter. Es war klar, dass sollte es je noch einmal zu einem Kampf um Leben und Tod kommen, an einem Tag der eine und an einem anderen Tag der andere triumphieren würde.

Der Nachmittag verlief schneller, als gewollt. Die letzten Stunden vor der Abenddämmerung schonten sich die Männer. Aßen gemeinsam und sammelten ihre Kräfte. Und als die das erste Rot den Himmel zierte, wurden die Beiboote zu Wasser gelassen. Flint, der die drei Männer für den Hinterhalt anführte, besprach sich ein letztes Mal mit James. Ihm wurde ein Vorsprung gewährt, den diese nutzen, um am Strand von Neverland anzulegen.

James und die Anderen ruderten zwischen die Felsen in die Bucht. Von dort waren sie schneller und unauffälliger an ihrem Ziel. Es waren insgesamt drei Boote mit je fünf Mann. Eines geführt von James, das zweite von Smee und das dritte von Peter. Keiner hinterfragte nun mehr die Privilegien von Peter. Denn es war für alle offensichtlich.

Die Boote wurden mit Tauen zwischen den Felsen festgemacht. Dann gingen sie an Land. Sie waren leise und versuchten so wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie möglich. Peter führte an. Er kannte die Insel besser als jeder andere. Er kannte jeden Trampelpfad. Jede Abkürzung und jedes Versteck. Zumal würde er sofort wissen, sollte sich der Schatten ihnen nähern. Zumindest so lange er sich darauf konzentrierte. James sicherte seine Männer vom Ende. Er lief ein Stück hinter den Piraten. Hielt Ausschau und gab durch verschiedene Zeichen Kommandos weiter nach vorne.

Am liebsten würde er bei Peter sein. Doch er wusste, er wurde hier mehr gebraucht. Außerdem gab ihm das Training am Mittag noch einmal die Sicherheit, dass Peter alles andere als hilflos war. Er erwischte sich selbst ab und zu dabei, ihn zu unterschätzen. Doch Peter hatte ihm immer wieder gezeigt, dass er ihm sehr wohl ebenbürtig war. Und jetzt, mit dem Körper und Geist eines Erwachsenen, war er gefährlich für jeden, der sich ihm in den Weg stellte. Ja, um Peter brauchte er sich keine Sorgen zu machen.

Peter hob die Hand. Zeige- und Mittelfinger in die Luft gestreckt. Sie waren angekommen. Die Männer verteilten sich außerhalb der steinernen Höhle. Es standen nicht mehr viele Bäume und die, die noch standen, waren schwarz und marode. Dennoch boten sie genügend Sichtschutz. James und Peter waren die Einzigen, die die Höhle betraten. Sollte der Schatten kommen, würden nur sie in der Falle sitzen und die Männer könnten ihnen den Rücken freimachen. Smee übernahm das Kommando.

„Was jetzt?“, fragte James leise, während sich seine Augen an die Dämmerung gewöhnten. Glücklicherweise wurde die Decke von einigen Löchern unterbrochen, durch die noch ein wenig Tageslicht in die Höhle fiel. „Such nach allem, was vielleicht nicht nach einem Stein aussieht. Die Höhle ist hoch, aber sie ist nicht allzu groß. Es gibt keinen zweiten Ausgang und keine weiteren Gänge“, erwiderte Peter. „Aye.“ Sie begannen zu suchen. Wonach auch immer. Nach einem Gegenstand, der dem Schatten seine Gestalt gibt. Als Erstes fiel James dazu das Tagebuch ein, von dem Peter gesprochen hatte. Dort hatte er allerdings auch nur das aufgeschrieben, was seinen Gedanken entsprungen ist. Es könnte theoretisch auch alles andere sein.

Seine Augen flogen umher. Er suchte zwischen den Felsen du dem Geröll, bis er auf etwas Haariges stieß? Was war das denn? Misstrauisch stupste es James mit seinem Stiefel an. In der Dämmerung konnte er nicht genau sagen, was genau es war. Sah nach etwas mit Fell aus. Also vielleicht. Vielleicht auch nicht. „Peter. Ich glaube, ich hab was.“ Peter sah auf und kam sofort zu James herüber. „Könnte allerdings auch nur ein totes Tier sein“, warnte er ihn, als Peter sich über das Ding beugte.

James hörte, wie Peter erschrocken einatmete. „Das gibt es doch nicht.“ „Was ist?“, wollte James neugierig wissen. „Das ist kein Tier. Also kein echtes jedenfalls.“ Nun war James noch neugieriger. Kein echtes Tier. „Das ist mein alter Teddybär. Mein Kuscheltier. Den hatte ich dabei, als mich der Schatten nach Neverland geholt hat. Ich dachte, ich hätte ihn damals verloren“, erklärte Peter freudig über den Fund. Überraschte musste James schmunzeln. Ein Teddybär also? Damit hätte er nicht gerechnet. Aber um fair zu sein, dass Tagebuch hätte es gar nicht sein können. Denn das hatte Peter nicht mit nach Neverland gebracht.

Mit einem Lächeln streckte Peter die Hand nach dem Stofftier aus und wollte es zwischen den Steinen hervorziehen. Doch als er den Teddy mit den Fingerspitzen berührte, gab er einen erschrockenen Laut von sich und zog die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. „Peter!“ James war sofort bei ihm. Er fasste ihn bei den Schultern und musterte ihn besorgt. Peter atmete durch und sah James in die Augen. „Das ist es. Wir haben den Eingang in mein Gedankenlabyrinth gefunden“, sagte Peter mit feurigen Augen. James schluckte. Es wurde ernst.

„Warte, ich ziehe ihn heraus“, sagte James und streckte ebenfalls die Hand nach dem Teddy aus. Das Fell des Stofftieres war leicht verfilzt und verdreckt. Als er den Bären zwischen den Steinen hervorzog, fielen ein paar Steine zu Boden. James legte ihn vorsichtig auf den Boden und setzte sich daneben. Peter tat es ihm gleich. James legte den Kopf schief und betrachtete den Bären mit den dunklen Augen und dem Lächeln. Er glaubte, dass er eines Tages einmal weiß gewesen war. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller, als er sich den kleinen Peter mit dem Kuscheltier im Arm vorstellte, wie er in dieser Höhle gelandet war und mit großen Augen auf die große grüne Insel blickte. Niedlich.

„Wir sollten uns beeilen. Es weiß jetzt, dass wir hier sind“, sagte Peter ernst. James biss sich wütend auf die Lippe, nickte Peter dann aber zu. „Komm ja zu mir zurück, hörst du?“, warnte ihn James und er unterdrückte die aufkeimende Angst. Peter schenkte ihm ein Lächeln. „Zu dir komm’ ich immer zurück“, erwiderte er und versuchte sich mit einem tiefen Atemzug zur Ruhe zu bringen. Langsam streckte er noch einmal die Hand nach dem Bären aus und James sah wie Peters Hand leicht zitterte.

In dem Moment, als Peters Hand auf dem Bauch des Teddys auflag, spürte Peter, wie er fortgerissen wurde. Aus Reflex versuchte er die Hand zurückzuziehen, doch er war nicht mehr Herr seiner Sinne. Erschrocken sprang James auf und fing Peter auf, welcher wie ohnmächtig nach hinten kippte. „Bei allen Göttern, bitte sei vorsichtig. Bitte komm zurück zu mir.“ Er taxierte Peters Kopf vorsichtig auf seinen Schoss und strich ihm einige Strähnen zurück. Hoffentlich würde alles gut gehen.

Vor Peters Augen wurde alles weiß und ein kräftiger Schmerz zog durch seinen Kopf. Er kniff die Augen zusammen. Er fühlte sich, als würde er wie wild durch die Luft geschleudert werden. Dann kam der Aufprall. Alle Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und für einen Moment, der viel zu lange andauerte, rang er verzweifelt nach Luft. Hustend riss Peter die Augen auf und drehte sich zur Seite. Er brauchte einige Atemzüge, um sich zu erholen. Das würde er auf keinen Fall nochmal machen, schwor er sich.

Langsam rappelte er sich auf und seine Hand griff automatisch nach seinem Säbel. Natürlich war dieser nicht mehr da. Wäre ja auch zu schön gewesen. Neugierig sah er sich um. Er stand inmitten eines weißen Ganges. Hinter sich eine weiße Wand. Vor sich, in einiger Entfernung, glaubte er eine Tür zu erkennen. Peter zwang sich selbst zur Ruhe und lief mit bedachten Schritten in Richtung Tür.

Laut hallten seine Schritte durch den Gang. Ein endlos langer Flur erstreckte sich vor ihm. Vorsichtig warf er einen Blick zur Seite. Ein langer, leerer Spiegel starrte zurück. War der schon vorher da? Nervös atmete er ein und lief ein wenig schneller. Er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. In den Augenwinkeln sah er etwas aufblitzen. Erschrocken sah er zur Seite. Im zuvor noch leeren Spiegel sah er nun eine Person. Er sah sich selbst. Nur anders. Dieser Peter grinste ihm bestialisch entgegen. Aus seinen schwarzen Augen lief dunkles Blut und tropfte herunter. Es lief am Glas des Spiegels herab und sickerte unter dem goldenen Rahmen hervor.

Was bedeutete das nur? Dieses Wesen auf der anderen Seite des Glases spiegelte Peters Bewegungen perfekt. Langsam hob er seine Hand. ES tat es ihm nach. Vorsichtig bewegte er seine Hand zum Spiegel. Als er das kalte Glas unter seinen Fingerspitzen spüren konnte, fing dein Ebenbild an zu schreien. Ein stummer Schrei und dennoch zersprang das Gas in Sekunden in tausende Stücke.

Erschrocken stolperte Peter einige Schritte zurück. Sein Herz begann zu rasen. Er schluckte schwer und zwang sich schnell weiterzugehen. Auf einmal war der Flur zu Ende. Wenige Meter vor ihm befand sich eine Tür. Peter sah genauer hin. Bewegte sich die Tür etwas? Er trat ein paar Schritte näher. Von der Tür tropfte eine goldene Flüssigkeit auf den Boden. Das beängstigende daran waren jedoch die tausende von Hornissen, welche laut summend an der Tür klebten. Peter kannte diese Insekten. Als Kind war er von einer gestochen worden und er konnte sich bis heute an den Schmerz und die Tränen erinnern.

Aber er musste durch diese Tür. Peter atmete tief durch und streckte seine Hand nach dem Knauf aus. Einige der Insekten krabbelten auf seine Hand, andere blieben an Ort und Stelle. Er unterdrückte seinen Ekel und den Impuls, loszulassen. Als er den Knauf drehte, spürte er, wie er einige der Hornissen zerquetschte und sah das Blut unter seiner Hand hervortreten.

Mit einem Ruck zog er die Tür auf und wischte angewidert seine Hand an seiner Hose ab. Als er aufsah, sah er gar nichts hinter der Tür. Wieder nur weiß. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und zuckte erschrocken zusammen, als die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.



Hallo ihr Lieben, dieses Kapitel ist etwas kürzer als die anderen, dafür wird das nächste allerdings umso länger. Wir nähern uns immer mehr dem Finale und ich kann euch jetzt verkünden, dass das nächste Kapitel am Mittwoch, den 20ten zwischen 13 Uhr und 14 Uhr online gehen wird. Bis dahin, viel Spaß mit diesem Kapitel!
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