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Die Akten von Dr. Freigeist

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteMystery, Übernatürlich / P12 / Gen
22.05.2023
22.05.2023
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Sie hatte schon immer die “Antennen” das zeigte sich schon sehr früh. Die frühste Erinnerung stammt etwa aus dem Jahr 2000 als sie zusammen mit ihren Eltern an dem kleinen Wohnzimmer auf ihrem roten Stuhl saß. Rechts neben ihr, ihre Mutter, gegenüber saß ihr Vater und ihre Oma.
Sie sprach mit etwas oder jemanden, der zu ihrer rechten direkt neben ihr zu sitzen schien und das, war nicht ihre Mutter.
Als ihre Mutter das bemerkte fragte sie “was das solle und ob sie spinnt” dabei lachte sie und wurde dann sauer und meinte “sie soll damit aufhören”.
Sie fühlte sich ertappt und machte so etwas nicht mehr im Beisein ihrer Mutter.
Allerdings redete sie nachts oft in ihrem Bett mit Dingen, die nicht da waren, ob es nur Fantasie war oder ob da tatsächlich jemand war, kann man also nicht zu hundert Prozent bestätigen.

Die nächsten Erinnerungen an diese Dinge sind aus dem Jahr 2014 oder 2015 als die Mutter ihres damaligen Freundes überraschend starb. Sie war bei ihnen zu Hause und wollte sich an dem Morgen vor der Beerdigung frisch machen und ging in das Bad, was direkt neben dem ehemaligen Schlafzimmer der verstorbenen Mutter lag um zu Duschen. Die anderen beiden Bäder waren besetzt. Es war ein komisches Gefühl nach ihrem Tod das Badezimmer zu benutzen.
Gerade als sie in die Dusche steigen wollte, rief jemand hinter ihr laut ihren Namen.
Verwundert hielt sie inne und als sie wieder rein wollte wurde ihr Name erneut gerufen.
Es war eine Weibliche Stimme, sie hörte sich an, als wäre sie direkt hinter ihr und dennoch ganz weit weg. Ihr erster Gedanke war “Birgit” der Name der Verstorbenen Frau.
Sie fragte ihre Mutter und ihren damaligen Freund, ob sie sie gerufen hatten, aber beide verneinten dies.
Sie dachte nicht weiter darüber nach und vergaß die Sache dann auch schnell.

In denselben Jahren gab es noch ein paar Situationen, in denen sie sich fragte, ob sie spinnt oder einfach nur mal eine Auszeit brauchte.
Wenn sie abends auf dem Weg nach Hause war, kam sie immer an einem kleinen Durchgang vorbei, durch den man auf einem Spielplatz gucken konnte. Direkt neben der Laterne, die am Sandkasten stand, stand neben dem Lichtkegel der Lampe eine schwarze Gestalt.
Eine Menschliche Silhouette, die einfach nur dastand und sich nicht regte und egal wann sie nach der Spätschicht da langlief, sie war immer da.
Genauso plötzlich wie diese Gestalt erschienen ist, genauso plötzlich war sie auch wieder verschwunden.

Es kam häufig vor das sie Dinge hörte, die nicht da waren und Besonders der Dachboden, unter dem sie mit ihrer Familie wohnte, sorgte für ein mulmiges Gefühl.
Der Dachboden war auch mit den zwei Glühbirnen auf der Linken und rechten Seite immer noch sehr dunkel gewesen. Er diente nur zum Wäscheaufhängen und den Wespen als Wohnort die gerne ihre Nester da oben errichteten.
In ihr hatte sich jedes Mal alles gesträubt, wenn sie von ihrer Mutter nach oben zum Wäsche abhängen oder aufhängen geschickt wurde. Sie fühlt sich da oben mehr als unwohl und versuchte ihre Aufgaben so schnell wie möglich zu erledigen.
Manchmal wenn sie nachts im Bett lag, konnte sie oben Schritte hören oder die Stühle, die über den Boden gezogen wurden.
Holz arbeitet verständlicherweise es dehnt sich aus oder zieht sich zusammen je nach Temperatur, aber ist es dann nicht eher ein Knacken und ein Krächzen statt Schritte und schleifende Stühle?

Trotz der manchmal komischen Dinge blieb es dennoch ruhig und sie beschäftigte sich nicht weiter mit den Dingen. Aber das sollte sich ändern als sie endlich ihre erste eigene Wohnung beziehen sollte. Das war im Jahr 2019 und ein Haus, was nur eine Straße weiter lag.
Die kleine Einzimmerwohnung hatte ihr sofort gefallen, allein die große Fensterfront in der Küche mit Balkon. Die Aussicht aus der fünften Etage am Stadtrand war gigantisch.
Nach ihrem Einzug in die Wohnung war alles super, großartig und einfach fantastisch und endlich war man sein eigener Herr und durfte selbst entscheiden.

Die folgenden Ereignisse spielen in einem Zeitraum von drei Jahren.
Nach ein paar Wochen als sie abends auf Netflix einen Film guckte merkte sie das erste mal, das hier etwas nicht stimmte.
1. Sie hatte das Licht ausgeschaltet, um es sich gemütlich zu machen als sie das Gefühl bekam beobachtet zu werden. Es war ein unangenehmes Gefühl und es kam direkt aus dem Flur und das, obwohl die quasi auf der Couch neben der Tür saß. Es wurde so unangenehm, dass sie das Licht im Wohnzimmer wieder anschaltete und den Film weiter guckte.
Das Gefühl beobachtet zu werden kam jeden Abend wieder und ging so weit, dass sie, wenn sie ins Bett ging, die Tür zum Flur schloss, das Licht im Flur anließ und im Wohnzimmer eine Lichterkette auf das Fensterbrett legte, die Tag und Nacht an war.
2. Dazu kam das sie aus dem Flur Geräusche hörte manchmal ganz leise und dann wieder lauter. Es waren leise Schritte, als würde jemand im Flur auf und ab wandern.
Im Vorratsraum hatte sie Staubsauger, Besen etc. liegen und einmal schepperte es so laut aus dem Raum das sie sich erschreckte. Sie traute sich nicht zu gucken was da los war und vielleicht ist da ja nur was umgekippt aber die Angst hielt sie davon ab. Am nächsten Morgen schaute sie nach, aber alles stand so wie immer.
In einer anderen Nacht wurde sie von einem lauten Poltern aus dem Schlaf gerissen es hörte sich an, als wäre der Schrank neben ihr umgekippt, aber dem war nicht so.

Sie nannte das Wesen Fridolin aus welchem Grund auch immer und hoffte der lächerliche Name würde sie ein wenig beruhigen.

3. Sie lag in ihrem Bett mit dem Gesicht zur Wand als etwas sie anschrie. Ihr Gefühl sagte ihr das es direkt vom Fenster kam.
4. Der Herd schaltete sich von allein an. Es war die hinterste Flamme, was sie verwunderte, da sie an dem Tag nicht gekocht hatte und das hinterste Feld benutzte sie so gut wie nie. Sie probierte aus, ob sie selbst gegen die drehknöpfe gekommen ist aber durch die Arbeitsplatte die ein paar Zentimeter weiter nach vorne ragte war das unmöglich. Dazu kam das die knöpfe eine Sicherung hatten.

Sie fühlte sich nicht mehr wohl in ihrer Wohnung und zog es vor sich mehr draußen aufzuhalten und erst spät nach Hause zu gehen bis sie sich jemanden anvertraute von der sie wusste sie würde ihr wahrscheinlich glauben. Mit ihrer Mutter wollte sie über die Dinge nicht sprechen.
Die Bekannte nennen wir sie mal Eva, riet ihr eine Kerze anzuzünden und dem Wesen, was sich in ihrer Wohnung aufhielt, klarzumachen, dass es nicht erwünscht war und gehen sollte.
Dabei sollte sie höflich bleiben aber bestimmend.
Am selben Abend setzte sie sich mit einer Kerze auf ihr Bett und sprach laut in den Raum. Sie kam sich ein wenig bekloppt dabei vor aber mehr wie versuchen konnte man es nicht.
5. Als sie abends dann ins Bett ging, spürte sie einen Druck auf ihrem Körper, eine panische Angst machte sich in ihr breit und sie war nicht mehr in der Lage sich zu bewegen. Tränen liefen über ihr Gesicht und panisch starrte sie auf die Weiße Wand. Etwas stand an ihrem Bett, das konnte sie mehr als deutlich spüren und es war unfassbar sauer auf sie. Sie schloss die Augen und hoffte das es endlich verschwinden würde und kurze Zeit später war alles weg. Sie atmete durch und brauchte einen Moment, um sich zu beruhigen.
Eva meint, es habe sich dafür gerächt das es weggeschickt wurde. Aber von da an war ruhe.
Ein paar Wochen später lernte sie einen jungen Mann kennen nennen wir ihn Horst.
Alles war super, rosarot und sie war glücklich, wie man es kennt, wenn man verliebt ist.
Als die beiden abends zu ihr gingen erzählte er ihr, dass etwas in ihrer Wohnung nicht stimmte und das wenn das weiter so geht, er hier nicht mehr schlafen würde.
Sie war erschrocken und starrte ihn einfach nur an. Auf die Frage hin, was er damit genau meinte, erzählte er von Schritten in der Wohnung, Kratzen an der Wand, an der er lag und dass er das ein oder andere mal kurz davor war sie zu wecken.
Sie hatte ihm nicht erzählt, was für Probleme sie früher in der Wohnung hatte und umso mehr war sie verwundert da sie davon nichts mehr mitbekommen hatte aber als er weg war setzte sie sich wieder mit einer Kerze hin und versuchte es vorsorglich noch einmal.
Ein Monat später war die Beziehung eh vorbei.

Da ihre Einraumwohnung recht groß war entschied sie sich einen kleinen Herzenswunsch zu erfüllen und wollte einem kleinen Kätzchen ein zu Hause geben. Nach langem hin und her hat es auch endlich funktioniert. Ein schwarz-weißes Kitten Namens Petite zog bei ihr ein und eroberte innerhalb von Minuten ihr Herz. Am selben Tag hat sie sich von der Züchterin überreden lassen noch eines ihrer Kitten aufzunehmen. Flocke war ihr Name und bis auf einen schwarzen Streifen auf dem Kopf war sie schneeweiß und eine kleine Diva.

Nach fast einem Jahr ruhe, ging die spiele in ihrer Wohnung von vorne los.
6. Wieder war es der Herd, der von allein an ging und diesmal hatte sie mehr als nur glück. Sie wollte eigentlich los zur Spätschicht als ihr ein Chemischer Geruch auffiel. Sie ging in die Küche und wieder war die hinterste platte an, aber diesmal lag die Glasabdeckung drauf die anfing zu schmorren.
Bevor sie los ging, nahm sie die Sicherung raus und fragte ihre Mutter, ob sie nachher einmal in der Wohnung gucken kann, ob alles in Ordnung ist.
7. Die Katzen reagierten aggressiv auf Dinge, die nicht da waren wie zum Beispiel Petite die an der Türschwelle zum Flur plötzlich stehen blieb, buckelte und fauchte bevor sie sich unterm Bett versteckte. Einmal wurde flocke gestoßen, was man an der Bewegung der Katze die anschließend verwirrt, hin und her guckte sehen konnte.
Petite saß häufig unterm Bett und beobachtete immer den Flur und fauchte.
8. Sie kam von der Arbeit nach Hause und kasperte ein wenig mit den Katzen rum als Petite erneut fauchend und buckelnd rückwärst Richtung Bett lief. Sie wurde sauer und das erste mal schrie sie das Ding an. Es sollte gefälligst ihre Katzen in Ruhe lassen und verschwinden! Einen Herzschlag später warf sich etwas mit so einer Wucht neben ihr in die Couch das, wie sie später sah, sogar das Holz unten im Kasten ein riss hatte.
9. Neben den Dingen in der Wohnung an sich, ging es ihr immer öfter schlecht. Depressive Stimmungen nahmen häufig den Platz ein und ließen sie Dinge denken die sie, wenn sie wieder klar im Kopf wurde erschreckten. Das eine mal stand sie auf dem Balkon, rauchte ihre Zigarette und spürte mit einmal den drang Anlauf zu nehmen und über den Balkon zu springen.
Sie stand in der Küche, sah die Messer und fragte sich was schneller gehen würde, sich die Kehle aufzuschneiden oder die Pulsadern. Dabei hielt sie das Messer in der Hand.

Das machte ihr Angst und sie verspürte langsam den Wunsch mit ihrer Mutter über diese Dinge zu reden, was sie auch an dem kommenden Wochenende endlich tat.


Sie war mit ihrer Mutter in der Küche als sie ihr von allem, was passiert war erzählte. Sie unterbrach sie nicht, hörte einfach nur zu was bei ihrer Mutter ungewöhnlich war, und holte dann ihr Handy, um zu telefonieren.
Ihre Mutter war eine Sinti und sprach auf ihrer Sprache aber da sie nur ein paar Worte verstand konnte sie nicht genau verstehen, was sie sagte.
Als sie auflegte sagte sie ihr das die Tanten morgen kommen, wenn sie auf der Arbeit ist und sich um das Problem kümmern werden.
Sie war überrascht das ihre Mutter, ohne es zu hinterfragen alles glaubte und direkt Hilfe organisiert hatte. Ihre Mutter hatte scheinbar dieselben Antennen wie sie und hat oft gemerkt das etwas nicht stimmt aber war sich nicht sicher also schwieg sie.
Beide redeten über die Ereignisse und auch über Dinge die früher passiert sind an die sie sich noch gut erinnern konnte. Vieles ergab Sinn, aber sie fragte ihre Mutter auch, warum sie nicht schon früher mit ihr über so etwas gesprochen hatte.
Ihre Mutter wollte nicht, dass sie bewusst mit den Dingen in Kontakt kommt und hatte aus diesem Grund dagegen gesteuert als sie ein Kind war und nie mit ihr darüber geredet als sie erwachsen wurde.

Es waren zwei besuche der Tanten notwendig, um die Wesen rauszubekommen.
Es waren insgesamt drei, einer war ihr Opa der über ihrem Bett war genau da wo flocke oft stand und gemauzt hatte. Der zweite war eher ruhig und ein Mitläufer, wenn “Fridolin” aggressiv wurde.
Fridolin war der, der sie terrorisiert hatte.
Er lebte in den 60er Jahren in diesem Haus, in welcher Wohnung weiß man nicht, aber er war auf der Suche nach seiner Familie, die nach seinem Tod verschwand.
Er brauchte ihre Hilfe und versuchte mit ihr Kontakt aufzunehmen aber als er merkte das es nicht funktionierte wurde er wütend und ließ es an ihr aus.
Der zweite machte jedes Mal mit, während ihr Opa versuchte sie zu schützen.
Beim zweiten Versuch schafften die Tanten es beide aus der Wohnung zu bekommen, was insgesamt fünf Stunden dauerte.
Sie durfte nicht dabei sein, damit sie sich nicht wieder an sie heften, denn so sind beide in ihre Wohnung gekommen. Sie haben sich an sie geheftet und sind dann nicht mehr gegangen, wobei der zweite wahrscheinlich über den Balkon mit reinkam.
Jedenfalls erinnert sie sich daran, dass sie vom Balkon in die Wohnung gehen wollte und das Gefühl hatte, begleitet zu werden. Sie sagte dann, dass es draußen bleiben sollte und nicht erwünscht ist eh sie die Tür schloss.

Als sie nach der Reinigung ihre Wohnung betrat war es ein eigenartiges Gefühl. Die Wohnung fühlte sich anders an, freier und heller als vorher. Ihr ist vorher nie aufgefallen die drückend es hier gewesen sein musste.

-Ende der Aufzeichnung-

Notiz: Aufgrund weiterer Geschehnisse wird ein weiterer Termin in Fr. G vereinbart.
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