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Merkwürdige Dinge oder Vorsicht bei Deinen Wünschen

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
Guy of Gisburne
04.05.2023
15.06.2023
4
10.352
 
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04.05.2023 930
 
Sir Guy war sich absolut nicht sicher, ob er es tatsächlich als einen Glücksfall ansehen sollte, an diesem Tag Hood und seinen Leuten knapp entkommen zu sein. Natürlich zog er diesen Ausgang dem Fall vor, von dem Gesetzlosen gefangen genommen zu werden oder sogar Gefahr zu laufen zu sterben. Nicht, dass ihm der Gedanke an seinen Tod in große Angst versetzen würde, denn als Soldat musste er immer mit so etwas rechnen. Aber das hieß nicht, dass er danach streben würde.
Er strebte allerdings auch nicht danach dem Sheriff nach einem weiteren Misserfolg unter die Augen treten zu müssen. Einem Misserfolg, der ihn auch mal wieder einige seiner Soldaten gekostet hatte, ein Umstand, den de Rainault ihn ganz bestimmt für geraume Zeit spüren lassen würde, denn er würde den anderen Mann einiges an Gold kosten. Es war wahrscheinlicher, dass die nächste Begegnung des Ritters mit Hood eher stattfinden würde als dass der Sheriff damit aufhörte ihm vorzuhalten, wie viel er ihn kostete. Als ob Sir Guy die Männer persönlich getötet hätte. Gisburne hatte das alles so was von satt und konnte dem doch nicht entkommen.
Als der Ritter endlich die Burg erreichte, empfand er es als einen unfassbaren Glücksfall zu erfahren, dass der Sheriff zu einem Besuch bei seinem Bruder aufgebrochen war. Gisburne verstand sofort, dass ihm dies zumindest einige Stunden Zeit verschaffte, in denen er sich von dem Vorfall im Wald erholen konnte. Er würde Zeit haben ein heißes Bad zu nehmen, etwas Sauberes anzuziehen und etwas zu essen. Er würde aber auch Zeit haben schon einmal damit zu beginnen Wein in sich hinein zu kippen, damit er für das spätere Zusammentreffen mit dem Sheriff gewappnet war.
So schnell wie er sich das allerdings wünschte, ging es dann - natürlich - nicht mit seinem Bad, denn zuerst musste das Wasser erhitzt werden – der letzte Rest heißen Wassers war gerade dazu verwendet worden die Kleidung des Sheriffs zu waschen - und der Badezuber musste in seine Kammer geschleppt werden. Danach musste er mit Wasser gefüllt werden, was seine Zeit dauerte, denn die Diener schienen sich dabei nicht zu überarbeiten. Zur gleichen Zeit musste der Ritter feststellen, dass auch die Küche nicht so schnell damit war ihm etwas Warmes zum Essen zu bringen, denn sie waren - angeblich - mit einigen Sonderwünschen des Sheriffs beschäftigt. Der Mann schaffte es ihm das Leben schwer zu machen, selbst wenn er sich nicht auf der Burg aufhielt.
Aber dann war es doch endlich so weit, dass der Ritter es sich im Wasser bequem machen konnte. Es war zwar nicht ganz so heiß, wie er sich das gewünscht hätte und der Zuber war auch nicht ganz so voll, wie er hätte sein sollen, was deshalb so unangenehm war, weil durch die Ritzen der Fensterläden immer kalte Luft den Weg in seine Kammer fand. Da er nun nicht mit seinem ganzen Körper im Wasser verschwinden konnte, ließ ihn das fast die ganze Zeit über erschaudern, die er sich im Zuber befand. Keine angenehme Erfahrung.
Das Essen, dass tatsächlich schon bei ihm ankam, als er noch im Zuber saß, war aber auch nicht mehr wirklich warm und damit der gewürzte Wein die richtige Temperatur bekam, müsste Gisburne sich aus dem Wasser erheben und zur Feuerstelle begeben. Darauf wollte er aber erst einmal verzichten und lieber warten, bis das Badewasser zu kalt geworden war, auch wenn dies bedeutete, er müsse sich mit dem zufriedengeben, was er gerade hatte.
Während er sich im Wasser aalte, schweiften seine Gedanken ab. Er begann darüber nachzudenken, ob es irgendwo Menschen gab, die nicht mit diesen Problemen zu kämpfen hatten, denn selbst der Sheriff musste sich schon mal damit zufriedengeben, dass sein Essen kalt war, wenn es ihn erreichte oder er fror, wenn kalte Luft durch die Ritzen der Fensterläden zog. Gisburne hielt es für wahrscheinlich, dass es selbst dem König nicht besser erging, wenn er sich in England aufhielt. Aber konnte es einen Ort geben, an dem die Menschen tatsächlich in heißem Wasser baden, warmes Essen genießen und nicht unter kalter Zugluft leiden würden? Wo könnte sich ein solcher Ort befinden und wer würde dort leben? Der Ritter schnaubte auf einmal amüsiert, als er feststellte, wohin er sich in Gedanken begeben hatte, aber dann musste er feststellen, dass er dies tatsächlich gerne wissen würde. Und noch lieber würde er dort leben wollen.
Auf einmal zuckte der Ritter zusammen, denn er glaubte eine Stimme gehört zu haben, die in seiner unmittelbaren Nähe ertönte. „So soll es sein“, sagte sie und ließ dann ein höhnisches Gelächter folgen. Hektisch schaute Gisburne sich um, aber er konnte niemanden entdecken. Da er auch nicht mitbekommen hatte, dass die Tür zu seiner Kammer geöffnet worden war, kam er schließlich zu der Erkenntnis, er müsse eingenickt sein und geträumt haben.
Als der Sheriff dann später in die Burg zurückkehrte, kam es genauso, wie Gisburne sich das zuvor schon gedacht hatte. De Rainault polterte, schimpfte und beleidigte, bis ihm die Kraft ausging und der Ritter ließ alles über sich ergehen, ohne mehr als einige „Aber My Lord“ von sich zu geben. Dies lag zum einen daran, dass er dieses Verhalten gewöhnt war, aber es war auch eine Folge des Weines, den er getrunken hatte, bevor der Sheriff wieder in der Burg eintraf. Der Alkohol wirkte wie eine Art Schutzschild für ihn. Nichtsdestotrotz war er mehr als froh, als er sich endlich in seine Kammer zurückziehen und auf sein Bett sinken lassen konnte. Er schaffte es gerade noch Stiefel und Hose auszuziehen, bevor ihn der Schlaf übermannte.
Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was er beim Baden geträumt zu haben glaubte.
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