Eine unvermeidliche Verwechslung
Kurzbeschreibung
Sir Guy hat selten Gelegenheit den Tätigkeiten Zeit zu widmen, die er liebt. Daher nutzt er jede Möglichkeit. - Zeitrahmen: Diese Geschichte spielt zwischen den Episoden „Der Thronerbe (The Pretender)“ und „Die Aussätzigen (The Cross of St. Ciricus)“.
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Guy of Gisburne
20.04.2023
20.04.2023
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1.233
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Gisburne war so perplex, dass er verwechselt werden konnte, er dachte noch nicht einmal daran zu protestieren. Und dann war es zu spät und es gelang ihm nicht mehr ohne Blessuren aus der ganzen Angelegenheit herauszukommen.
Dabei hatte das Ganze ganz harmlos begonnen. Als der Ritter an diesem Morgen das Bett verließ, hatte er noch nicht gewusst, dass es an diesem Tag so gut wie keine Pflichten für ihn geben würde. Der Sheriff hatte sich jedoch kurzfristig dazu entschieden seinen Bruder besuchen zu müssen. Und er hatte ebenso den Entschluss gefasst, er müsse die Hälfte der Soldaten mitnehmen. Gisburne hatte es dann fertiggebracht ihm nicht nur den Hauptmann der Wache aufs Auge zu drücken – der immer versuchte die Autorität des Stewards zu untergraben, wenn der Sheriff nicht anwesend war – sondern auch die unerfahreneren unter den Männern, ohne dass dies de Rainault aufgefallen wäre. Dies hatte auch deshalb funktioniert, weil der Sheriff dem Hauptmann grundsätzlich nicht zuhörte und es daher überhaupt nichts nutzte, wenn der Mann sich beschwerte. Gisburne würde, sollte er trotzdem daraufhin angesprochen werden, ausführen, die Männer hätten die Übung benötigt.
Der Rest der Soldaten war erfahren genug sich selbst zu organisieren, daher genügten wenige Worte, um ihnen klarzumachen, was er von ihnen erwartete. Dem Seneschall musste er auch nicht sagen, wie er seine Arbeit zu erledigen hatte, auch wenn er an anderen Tagen die Diener durchaus schon mal mit großer Freude scheuchte. Aber mit so etwas wollte er diesen Tag nicht vergeuden. Und als er dann mit dem Koch sprach, stellte er schnell fest, dass auch dieser alles im Griff hatte. An diesem Tag würde in der Burg keiner Gefahr laufen zu verhungern und es war selbst für den Fall vorgesorgt, es kämen unerwartet und unangekündigt Gäste.
Nachdem der Ritter sich ebenfalls davon überzeugt hatte, dass keine Bittsteller in der Großen Halle herumlungerten – und er den ältesten der Sergeanten darauf ansetzte dafür zu sorgen, dass dies so blieb – begab Gisburne sich in seine Kammer zurück und zog sich um, denn er wollte sich nicht in seiner feinen Tunika in den Stall begeben. Nicht wenn er sich ausgiebig mit seinem Hengst beschäftigen wollte, der auch schon längere Zeit darauf hatte verzichten müssen von seinem Herrn gestriegelt und anderweitig verwöhnt zu werden. Gisburne gedachte jetzt etwas daran zu ändern.
Den ganzen restlichen Vormittag war er dann mit seinem vierbeinigen Gefährten beschäftigt. Er striegelte ihn, er säuberte seine Hufe, er brachte Ordnung in Mähne und Schweif und Fury genoss die ganze Aufmerksamkeit sichtlich. Das war unzweifelhaft an seinem ganzen Verhalten zu erkennen. Gisburne ging ganz in seiner Arbeit auf und daher fielen ihm die Blicke nicht auf, die die Stallburschen ihm zuwarfen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte er sich aber auch nicht daran gestört, wenn er es mitbekommen hätte. Schließlich war er ein Ritter und er konnte tun, was er wollte. Und wenn er sich selbst um sein Pferd kümmern wollte, dann war das eben so. Und wenn das Gesindel, das hier im Stall arbeitete, ihm blöd kam, dann würde er sie das spüren lassen. Aber nicht heute, denn an diesem Tag wollte er sich seine gute Laune nicht verderben lassen. Das konnte auch bis zum nächsten Tag warten.
Als der Ritter gegen Mittag Hunger bekam, hatte er keine Lust sich umzuziehen, um in der Großen Halle zu speisen. Aus diesem Grund beschloss er, sich etwas aus der Küche zu holen. Als er den großen Raum betrat, waren die meisten der Küchenhelfer derart in ihre Arbeit vertieft, dass sie noch nicht einmal aufsahen. Es hätte sich wohl anders dargestellt, wäre er wie der Adelige gekleidet, der er war, aber so war es fast so, als wäre er unsichtbar. Was dem Ritter aber nur recht war, denn er wollte sich jetzt nicht mit irgendwelchen eingebildeten Problemen herumplagen müssen. Er nahm sich etwas Brot und Käse, sowie einige Äpfel und einen Krug mit Cidre, bevor er wieder durch die Tür verschwand, die in den Burghof führte. So bekam er nicht mehr mit, wie der Koch verärgert das Gesicht verzog, weil ihm zu spät aufgefallen war, dass sich jemand aus dem Stall etwas zu essen gegriffen hatte. Nun war es zu spät denjenigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Gisburne begab sich zu Fury zurück und ließ sich auf einem Heuballen nieder, den er genau zu diesem Zweck in dessen Box geschleppt hatte. Für Brot und Käse interessierte sich der Hengst herzlich wenig, schnupperte auch nur kurz an dem Krug, aber bei den Äpfeln ließ er sich nicht lange bitten. Der Ritter hatte es auch nicht anders erwartet.
Nachdem er seinen Hunger gestillt hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Pferd, denn ihm war zuvor aufgefallen, dass Fury seinen rechten Vorderlauf etwas schonte und daher wollte er sich nun die Gelenke genauer ansehen. Leider musste er feststellen, dass er sich nicht geirrt hatte, aber er wusste, was in so einem Fall zu tun war. Und er hatte hier im Stall auch immer die entsprechenden Ingredienzien vorrätig, um eine Salbe herzustellen, die die Beschwerden des Tieres lindern und sie ganz verschwinden lassen würde. Innerhalb kurzer Zeit.
Dem Ritter waren in den letzten Tagen mehrere Pferde aufgefallen, die Probleme der gleichen Art zu haben schienen. Gisburne war bekannt, dass die meisten Stallburschen sich in dieser Hinsicht nicht auskannten – oder besser gesagt: dass es ihnen egal war – daher stellte er eine größere Menge der Salbe her. Und nachdem er sich um Fury gekümmert hatte, beschäftigte er sich mit den anderen Tieren, denn er konnte es nicht mitansehen, wenn diese litten.
Auf diese Weise verbrachte er den Großteil des Nachmittages, aber dies fiel dem Ritter noch nicht einmal auf, denn er war völlig in seine Aufgabe vertieft. Daher bekam er zuerst auch nichts mit, als es draußen auf dem Burghof lauter wurde, weil eine Gruppe Reiter die Burg erreicht hatte. Deren Anführer verlangte sofort und ziemlich lautstark den Sheriff zu sprechen, während gleichzeitig ein anderer der Männer nach den Stallburschen rief, damit diese sich um die Pferde kümmerten.
Gisburne trat vor das Tor des Stalles, weil es ja zu seinen Aufgaben gehörte Gäste zu empfangen, wenn de Rainault sich nicht auf der Burg aufhielt. Aber noch bevor er sich bemerkbar machen konnte, teilte einer der herbeigeeilten Diener dem offenbar adeligen Gast mit, der Sheriff würde sich nicht in Nottingham aufhalten. Nur um dann ungefragt damit herauszuplatzen, dass niemand wisse, wo Sir Guy sich befände, der der Stellvertreter des Sheriffs wäre, obwohl der Ritter gut sichtbar vor dem Stall stand.
Gisburne hatte schon den Mund geöffnet, um sich bemerkbar zu machen, aber auch diesmal gelang es ihm nicht etwas von sich zu geben, denn einer der Gäste kam ihm zuvor und drückte ihm die Zügel seines Pferdes in die Hand, nur um ihn gleichzeitig anzufahren: „Wenn du weiterhin so untätig bleibst und deine Arbeit nicht tust, Bursche, werde ich dafür sorgen, dass man dich das spüren lassen wird.“
Der Ritter war derart verblüfft, dass er nicht mehr als ein empörtes „My Lord“ hervorbrachte, was aber nur dazu führte, von dem Mann eine heftige Ohrfeige verpasst zu bekommen. Der andere wandte sich gleich darauf von ihm ab, offenbar überzeugt davon, er habe sich unmissverständlich ausgedrückt, um dem Eingang zur Burg zuzustreben.
Und Gisburne blieb im Burghof zurück, mit den Zügeln des fremden Pferdes in einer Hand, während er sich mit der anderen die Wange hielt, die heftig schmerzte, wobei ihm nicht entgehen konnte, dass niemandem aufgefallen zu sein schien, wer hier geohrfeigt worden war.
Dabei hatte das Ganze ganz harmlos begonnen. Als der Ritter an diesem Morgen das Bett verließ, hatte er noch nicht gewusst, dass es an diesem Tag so gut wie keine Pflichten für ihn geben würde. Der Sheriff hatte sich jedoch kurzfristig dazu entschieden seinen Bruder besuchen zu müssen. Und er hatte ebenso den Entschluss gefasst, er müsse die Hälfte der Soldaten mitnehmen. Gisburne hatte es dann fertiggebracht ihm nicht nur den Hauptmann der Wache aufs Auge zu drücken – der immer versuchte die Autorität des Stewards zu untergraben, wenn der Sheriff nicht anwesend war – sondern auch die unerfahreneren unter den Männern, ohne dass dies de Rainault aufgefallen wäre. Dies hatte auch deshalb funktioniert, weil der Sheriff dem Hauptmann grundsätzlich nicht zuhörte und es daher überhaupt nichts nutzte, wenn der Mann sich beschwerte. Gisburne würde, sollte er trotzdem daraufhin angesprochen werden, ausführen, die Männer hätten die Übung benötigt.
Der Rest der Soldaten war erfahren genug sich selbst zu organisieren, daher genügten wenige Worte, um ihnen klarzumachen, was er von ihnen erwartete. Dem Seneschall musste er auch nicht sagen, wie er seine Arbeit zu erledigen hatte, auch wenn er an anderen Tagen die Diener durchaus schon mal mit großer Freude scheuchte. Aber mit so etwas wollte er diesen Tag nicht vergeuden. Und als er dann mit dem Koch sprach, stellte er schnell fest, dass auch dieser alles im Griff hatte. An diesem Tag würde in der Burg keiner Gefahr laufen zu verhungern und es war selbst für den Fall vorgesorgt, es kämen unerwartet und unangekündigt Gäste.
Nachdem der Ritter sich ebenfalls davon überzeugt hatte, dass keine Bittsteller in der Großen Halle herumlungerten – und er den ältesten der Sergeanten darauf ansetzte dafür zu sorgen, dass dies so blieb – begab Gisburne sich in seine Kammer zurück und zog sich um, denn er wollte sich nicht in seiner feinen Tunika in den Stall begeben. Nicht wenn er sich ausgiebig mit seinem Hengst beschäftigen wollte, der auch schon längere Zeit darauf hatte verzichten müssen von seinem Herrn gestriegelt und anderweitig verwöhnt zu werden. Gisburne gedachte jetzt etwas daran zu ändern.
Den ganzen restlichen Vormittag war er dann mit seinem vierbeinigen Gefährten beschäftigt. Er striegelte ihn, er säuberte seine Hufe, er brachte Ordnung in Mähne und Schweif und Fury genoss die ganze Aufmerksamkeit sichtlich. Das war unzweifelhaft an seinem ganzen Verhalten zu erkennen. Gisburne ging ganz in seiner Arbeit auf und daher fielen ihm die Blicke nicht auf, die die Stallburschen ihm zuwarfen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte er sich aber auch nicht daran gestört, wenn er es mitbekommen hätte. Schließlich war er ein Ritter und er konnte tun, was er wollte. Und wenn er sich selbst um sein Pferd kümmern wollte, dann war das eben so. Und wenn das Gesindel, das hier im Stall arbeitete, ihm blöd kam, dann würde er sie das spüren lassen. Aber nicht heute, denn an diesem Tag wollte er sich seine gute Laune nicht verderben lassen. Das konnte auch bis zum nächsten Tag warten.
Als der Ritter gegen Mittag Hunger bekam, hatte er keine Lust sich umzuziehen, um in der Großen Halle zu speisen. Aus diesem Grund beschloss er, sich etwas aus der Küche zu holen. Als er den großen Raum betrat, waren die meisten der Küchenhelfer derart in ihre Arbeit vertieft, dass sie noch nicht einmal aufsahen. Es hätte sich wohl anders dargestellt, wäre er wie der Adelige gekleidet, der er war, aber so war es fast so, als wäre er unsichtbar. Was dem Ritter aber nur recht war, denn er wollte sich jetzt nicht mit irgendwelchen eingebildeten Problemen herumplagen müssen. Er nahm sich etwas Brot und Käse, sowie einige Äpfel und einen Krug mit Cidre, bevor er wieder durch die Tür verschwand, die in den Burghof führte. So bekam er nicht mehr mit, wie der Koch verärgert das Gesicht verzog, weil ihm zu spät aufgefallen war, dass sich jemand aus dem Stall etwas zu essen gegriffen hatte. Nun war es zu spät denjenigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Gisburne begab sich zu Fury zurück und ließ sich auf einem Heuballen nieder, den er genau zu diesem Zweck in dessen Box geschleppt hatte. Für Brot und Käse interessierte sich der Hengst herzlich wenig, schnupperte auch nur kurz an dem Krug, aber bei den Äpfeln ließ er sich nicht lange bitten. Der Ritter hatte es auch nicht anders erwartet.
Nachdem er seinen Hunger gestillt hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Pferd, denn ihm war zuvor aufgefallen, dass Fury seinen rechten Vorderlauf etwas schonte und daher wollte er sich nun die Gelenke genauer ansehen. Leider musste er feststellen, dass er sich nicht geirrt hatte, aber er wusste, was in so einem Fall zu tun war. Und er hatte hier im Stall auch immer die entsprechenden Ingredienzien vorrätig, um eine Salbe herzustellen, die die Beschwerden des Tieres lindern und sie ganz verschwinden lassen würde. Innerhalb kurzer Zeit.
Dem Ritter waren in den letzten Tagen mehrere Pferde aufgefallen, die Probleme der gleichen Art zu haben schienen. Gisburne war bekannt, dass die meisten Stallburschen sich in dieser Hinsicht nicht auskannten – oder besser gesagt: dass es ihnen egal war – daher stellte er eine größere Menge der Salbe her. Und nachdem er sich um Fury gekümmert hatte, beschäftigte er sich mit den anderen Tieren, denn er konnte es nicht mitansehen, wenn diese litten.
Auf diese Weise verbrachte er den Großteil des Nachmittages, aber dies fiel dem Ritter noch nicht einmal auf, denn er war völlig in seine Aufgabe vertieft. Daher bekam er zuerst auch nichts mit, als es draußen auf dem Burghof lauter wurde, weil eine Gruppe Reiter die Burg erreicht hatte. Deren Anführer verlangte sofort und ziemlich lautstark den Sheriff zu sprechen, während gleichzeitig ein anderer der Männer nach den Stallburschen rief, damit diese sich um die Pferde kümmerten.
Gisburne trat vor das Tor des Stalles, weil es ja zu seinen Aufgaben gehörte Gäste zu empfangen, wenn de Rainault sich nicht auf der Burg aufhielt. Aber noch bevor er sich bemerkbar machen konnte, teilte einer der herbeigeeilten Diener dem offenbar adeligen Gast mit, der Sheriff würde sich nicht in Nottingham aufhalten. Nur um dann ungefragt damit herauszuplatzen, dass niemand wisse, wo Sir Guy sich befände, der der Stellvertreter des Sheriffs wäre, obwohl der Ritter gut sichtbar vor dem Stall stand.
Gisburne hatte schon den Mund geöffnet, um sich bemerkbar zu machen, aber auch diesmal gelang es ihm nicht etwas von sich zu geben, denn einer der Gäste kam ihm zuvor und drückte ihm die Zügel seines Pferdes in die Hand, nur um ihn gleichzeitig anzufahren: „Wenn du weiterhin so untätig bleibst und deine Arbeit nicht tust, Bursche, werde ich dafür sorgen, dass man dich das spüren lassen wird.“
Der Ritter war derart verblüfft, dass er nicht mehr als ein empörtes „My Lord“ hervorbrachte, was aber nur dazu führte, von dem Mann eine heftige Ohrfeige verpasst zu bekommen. Der andere wandte sich gleich darauf von ihm ab, offenbar überzeugt davon, er habe sich unmissverständlich ausgedrückt, um dem Eingang zur Burg zuzustreben.
Und Gisburne blieb im Burghof zurück, mit den Zügeln des fremden Pferdes in einer Hand, während er sich mit der anderen die Wange hielt, die heftig schmerzte, wobei ihm nicht entgehen konnte, dass niemandem aufgefallen zu sein schien, wer hier geohrfeigt worden war.