Dienstjubiläum
von Lady Duchess
Kurzbeschreibung
Ehre wem Ehre gebührt [Beitrag zum Projekt „Wochen-Challenge“]
OneshotHumor, Freundschaft / P12 / Gen
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne
25.03.2023
25.03.2023
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25.03.2023
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Hallo meine lieben Leser! :D
Nach einer doch wieder längeren Pause hat es dieses Mal wieder mit einer Idee zu dem aktuellen Prompt des Projektes „Wochen-Challenge“ von Sira-la, aus dem Forum, geklappt. ^^
Hier noch einmal die Vorgehensweise bei dem Projekt:
Sira-la postet jeden Sonntag einen Prompt unterschiedlichster Art für die nächste Woche, zu dem man dann genau eine Woche Zeit hat, Etwas dazu zu schreiben und am folgenden Sonntag dann hochzuladen.
Der Prompt der aktuellen Woche lautet:
Kalenderwoche 12:
Mit einem Mal ist dein Haus voller Quietscheentchen. Wo kommen sie her und warum sind sie ausgerechnet bei dir gelandet?
Den Ort musste ich ein klein wenig abändern. Ich hoffe, es sei mir verziehen. ;)
Nun aber genug der langen Vorrede!
Ich wünsche viel Spass beim Lesen! :D
Vlg Lady Duchess
Titel: Dienstjubiläum
Samstag.
„Ich verstehe es immer noch nicht. Wieso soll ich Sie begleiten, wenn Sie sich neue Kleidung kaufen wollen?“, sprach er verwundert seinen Freund und Nachbarn an und musterte diesen genau.
Genervt und verärgert, ließ auch die Antwort des Anderen nicht lange auf sich warten: „Denken Sie bloß nicht, dass ich nichts Besseres zu tun hätte, als mit Ihnen Einkaufen zu gehen! Sie haben doch darauf bestanden, dass ich zu Ihrem 15-jährigen Professur-Jubiläum und den Festakt der Uni, komme und Etwas Anständiges tragen soll! Und da ich weiß, dass keine meiner Klamotten Ihnen zusagen würde, muss ich mir wohl oder übel einen neuen Anzug kaufen! Eigentlich kann es mir ja Schnurs egal sein, was ich anhabe, aber Sie bestehen ja auf „angemessene Garderobe“, wie Sie es nannten! Und da Sie nun einmal in modischen Dingen mehr Ahnung haben als ich, werden Sie mich eben beim Kauf eines neuen Anzugs begleiten!“, beendete sein Gegenüber seine Rede, nur um dann noch leicht ein wenig schnippisch hinzuzufügen: „Und außerdem können Sie dann hinterher nicht sagen, welcher Dilettant mich dabei beraten hat und die Kleidung Ihnen doch nicht gefällt!! Das würde dann nur auf Sie zurückfallen!“, schloss der Kommissar nun ein klein wenig besser gelaunt seine Argumentation.
Ihn dafür mit einem leicht irritierten Blick ansehend, schwieg er.
Wenn sein Nachbar jetzt schon so übel gelaunt war, wo sie noch nicht einmal angefangen hatten eine passende Garderobe zu suchen, konnte das ja noch was werden.
Am besten ließ er ihn, zumindest vorübergehend, erst einmal in Ruhe. Jetzt mit dem Kommissar zu diskutieren, würde zu nichts führen. Selbst wenn dieser, mal wieder, im Unrecht war.
Thiels Annahme, dass er ihn nur aus fadenscheinigen Gründen zu dem Festakt der Uni eingeladen hatte, stimmte nicht ganz.
Seine Einladung hatte die Intention, dass der Kommissar mal unter Leute kam und dort vielleicht die eine oder andere neue Bekanntschaft machte und nicht zuletzt seinen doch sehr beschränkten Wissenshorizont erweiterte.
Und die Sache mit dem Anzug hatte einfach den Grund, dass zu dieser Veranstaltung nun einmal Abendgarderobe verlangt war. Es war eben ein Festakt und kein Treffen in der nächsten Dorfkneipe.
Aber soweit dachte sein Freund und Kollege ja nicht.
Auf der anderen Seite war diese Idee doch nicht so übel. Immerhin kannte er sich gut in modischen Dingen aus und würde sicherlich nicht eher Ruhe geben, bis der Kommissar ein passendes und angemessenes Outfit hatte.
Auch wenn er ahnte, dass sein Nachbar daran dem überhaupt nichts Positives abgewinnen konnte, aber er würde das Kind schon schaukeln, wie man so schön sagte.
Jetzt leicht lächelnd, dachte er noch kurz darüber nach, dann sagte er laut und gut gelaunt an seinen Nachbarn gewandt: „Kommen Sie, Thiel! Sobald Sie Etwas Passables für den morgigen Festakt gefunden haben, lade ich Sie zum Essen ein!“, und mit neuem Schwung und Elan, packte er den ein wenig verdutzten Kommissar am rechten Ellenbogen und zog ihn energisch mit sich zu dem nahegelegenen Einkaufszentrum.
Dies würde mal eine ganz andere Art von Herausforderung sein.
Montag.
Immer noch ein wenig müde von dem gestrigen Tag, war er dennoch guter Laune, als er die wenigen Treppen zum Eingang der Universität erklomm.
Das Organisationskomitee der Uni hatte für den gestrigen Festauftakt wirklich gute Arbeit geleistet.
Alles hatte reibungslos funktioniert und es war ein mehr als gelungener Beginn für diese Festwoche gewesen.
Viele ehemalige Kollegen, wie auch Studenten, hatten sich eingefunden und auch, wenn es ihm einen kleinen Dämpfer verpasst hatte, dass er nicht allein für seine herausragende 15-jährige Lehrtätigkeit an der Uni geehrt wurde, sondern mit noch sechs anderen Kollegen, war er sehr zufrieden.
Sogar Frau Klemm hatte es sich nicht nehmen lassen dabei zu sein. Neben einem übelgelaunten Hauptkommissar, der ihn ständig mit bösen Blicken bedachte.
Dafür sah sein Nachbar wenigstens repräsentativ und dem Fest angemessen aus.
Und hatte dafür nicht nur von Alberich und Frau Klemm einige Komplimente bekommen.
Auch andere, die Thiel nur flüchtig kannten, hatten seine Kleidung entsprechend gewürdigt.
Was ja am Ende direkt auf ihn zurückging.
Immerhin hatte er mit Rat und Tat seinem Nachbarn zur Seite gestanden, der wahrlich keine einfache Person war, wenn es um einen Anzugkauf ging.
Dabei machten Kleider nun einmal Leute.
Letztendlich hatte er sich gegen die Wutanfälle und das permanente Meckern und Nörgeln des Anderen durchgesetzt und ihm eine perfekte Garderobe verpasst.
Hoffentlich trug dieser diesen teuren und nahezu perfekt sitzenden Anzug noch mehrmals.
Im Schrank zu verstauben, dafür war dieser wirklich nicht gedacht.
Aber wer wusste schon, was kommen würde.
Notfalls würde er ihn einfach zwingen mit ihm irgendwo hinzugehen, wo der Anzug angemessen war. Und sei es auch nur in die Oper. Wenn er auch dazu auf eine enorme List oder anderweitigen Zwang zurückgreifen musste.
Ein leichtes Lächeln umspielte bei dem Gedanken seine Mundwinkel und nun bester Laune, pfiff er leise vor sich hin, während er den Flur hinunter zu seinem Büro ging.
Vor Beginn seiner 10 Uhr-Vorlesung musste er dringend noch ein paar Unterlagen aus dem Büro holen. Auch, weil er nach Ende seiner heutigen Vorlesungen in der Gerichtsmedizin zu tun hatte. Und Alberich würde ihm sicherlich nicht die halbverweste Wasserleiche wegschnappen!
Weiterhin pfeifend und mit seinem Schlüsselbund ein wenig herumklimpernd, bog er einmal nach links und kurz darauf zweimal rechts ab, ehe die Tür zu seinem Büro in Sicht kam.
Direkt darauf zu steuernd, war er kurz darauf angekommen, suchte kurz nach dem passenden Schlüssel, ehe er die Tür zu seinem Büro aufsperrte.
Immer noch leise pfeifend, machte er Licht, wandte sich um und hielt im nächsten Augenblick vor Schreck und leichtem Schock inne.
Sein Pfeifen verstummte, sein Schlüsselbund glitt ihm aus den Händen und er blinzelte mehrmals absolut verblüfft und perplex schnell hintereinander, da er einfach nicht glauben konnte, was er da sah.
In kurzer Entfernung, nur zwei, drei Schritte von seinem Schreibtisch entfernt war nichts weiter zu sehen, als eine Masse aus strahlendem Gelb, nur ab und an unterbrochen von einigen anderen Farben.
Den Blick nun erneut und genauer schweifen lassend, erkannte er nun, WAS diese gelbe Masse war.
Überall, und es gab wirklich keinen Ort wo es nicht irgendwo war, waren hunderte, tausende von gelben Quietscheentchen. Die Meisten waren Standardmodelle. Aber ein nicht unerheblicher Prozentsatz entsprach nicht den klassischen Quietscheentchen.
Er erblickte Quietscheentchen mit Hut, mit Sonnenbrille, wieder andere verkleidet als Schornsteinfeger, Koch, Braut und Bräutigam, als Freiheitsstatue, ja sogar als Teufel.
Es war schwer zu sagen, ob es irgendetwas nicht gab.
Wo um alles in der Welt kamen die ganzen Quietscheentchen her und wer hatte sie hierhergebracht?
Und was hatte das zu bedeuten?, schloss sich die wohl wichtigste Frage an.
Eine Frage, die er nicht beantworten konnte.
Immer noch seinen Blick durch den ganzen Raum schweifen lassend, trat er nun zögernd ein wenig näher an diese gelbe Masse heran, stellte seine Tasche ab und griff nach Einem der Quietscheentchen, das auf seinem Schreibtisch stand und als Engel verkleidet war.
Wiederum zögerte er, ehe er es doch in die Hand nahm, um es genauer zu betrachten.
Als er danach griff, entdeckte ein Merkwürdigkeit an der Unterseite dieses Quietscheentchens.
Neugierig geworden, drehte er es herum und war im nächsten Moment wirklich absolut verblüfft.
Auf der Unterseite hatte jemand Etwas geschrieben!
„Danke für diese lehrreiche Zeit & auf die nächsten 15 Jahre, Professor! Liebe Grüße, Luise H.“
Verwundert und nun auch ein wenig irritiert, stellte er das Engel-Quietscheentchen zurück und griff nach einem weiteren. Diesmal einem Standardmodell.
Es umdrehend, stand auch darunter ein kurzer Text: „Alles Gute zum 15jährigen Jubiläum! Christoph P.“
Auch dieses Quietscheentchen stellte er wieder zurück an seinen Platz und ergriff nun ein Quietscheentchen, dass als Teufel verkleidet war.
Wiederum drehte er es herum und erneut sah er einen kurzen Text auf der Unterseite.
Dieses Mal lautete er: „Seien Sie nicht immer so kleinlich und überheblich! Irgendwann kriegen Sie die Quittung dafür! D.B.“
Leicht zusammenzuckend bei diesen aggressiven Worten, stellte er auch das Teufel-Quietscheentchen wieder zurück auf seinen Schreibtisch und versank kurz in Gedanken.
Als er wieder aufblickte und wiederum die Masse an gelben Gummienten betrachtete, fragte er sich, was er nun tun sollte.
Offensichtlich waren diese kleinen, gelben Entchen von all seinen ehemaligen Studenten. Jedes anscheinend mit einem kurzen Grußwort oder Glückwunsch zu seinem 15jährigen Dienstjubiläum als Professor.
Abgesehen davon, dass es offenbar doch so viele im Laufe der Jahre gewesen sind, fragte er sich weiter, wohin er mit der ganzen Entenschar hinsollte, sobald er alle Grußworte gelesen hatte.
In seinem Büro konnten sie nicht bleiben. Der Direktor der Uni würde einen Schlaganfall bekommen!
Und überhaupt: wie sollte er die ganzen Quietscheentchen überhaupt herausbringen?!
Leise resigniert aufseufzend, sackte er ein wenig in sich zusammen und lehnte sich stützend gegen eine Seite seines Bücherregals.
Normalerweise scheute er keine Herausforderung, doch dieses Problem war eine wahre Mammutaufgabe!
Ein weiteres Mal tief resigniert aufseufzend, schloss er die Augen und versank in Gedanken. Vielleicht würde ihm ja doch eine Lösung einfallen.
Hinter einem Mauervorsprung des Flurs und keine fünf Meter vom Büro des Professors entfernt, lugten vorsichtig drei Köpfe um die Ecke und grinsten breit.
Frau Haller, Thiel und Schrader blickten auf die Szenerie vor sich und mussten sich krampfhaft ein lautes Lachen verkneifen.
Sich nun mit verschmitztem Grinsen anblickend, war es Hauptkommissar Thiel der zuerst leise das Wort erhob: „Diese Idee war genial, Frau Haller!“, und blickte die kleine Frau anerkennend an.
Das Lächeln erwidernd, blickte die Angesprochene den Hauptkommissar ebenso an und stellte ebenso leise klar: „Danken Sie nicht mir, sondern Frau Klemm hatte die Idee!“
„Okay, dann muss ich eben Frau Klemm bei nächster Gelegenheit dafür danken.“, korrigierte sich Thiel und spielte damit den imaginären Ball zurück und fügte noch hinzu: „Aber ohne Ihre Hilfe hätten wir die ganze Aktion nicht so reibungslos über die Bühne bringen können.“
„Das stimmt.“, ergriff nun zum ersten Mal Mirko Schrader das Wort und sah ebenso Boernes Assistentin an.
„Nun, als die Assistentin vom Chef, besitze ich selbstverständlich auch die Schlüssel zu seinen Räumlichkeiten, inklusive seines Uni-Büros. Immerhin schickt er mich ja oft genug los, um Sachen für ihn zu holen.“, meinte die Gerichtsmedizinerin sachlich.
„Und wenn Sie, Schrader, nicht über das Internet alle ehemaligen Studenten von Boerne gefunden hätten, sähe der Raum vermutlich viel kläglicher aus! Abgesehen davon hätte ich nie erwartet, dass so viele seiner ehemaligen Studenten bei dieser Aktion mitmachen.“, schaltete sich Thiel wieder in das Gespräch ein.
„Ach, das war doch eine Kleinigkeit!“, winkte Thiels Kollege ab und blickte wieder nach vorne zu dem renommierten Gerichtsmediziner.
„Eigentlich gebührt der meiste Dank, Herrn Thiel, da er den Chef am Samstag solange abgelenkt bzw. aufgehalten hat, dass die gegenwärtigen und einige ehemalige Studenten so genug Zeit hatten den Raum mit all den Quietscheentchen zu füllen! Trotz vieler Helfer war es gar nicht so einfach diese Aktion so unauffällig wie möglich zu halten. Allein die schiere Menge an Quietscheentchen war unglaublich!“, stellte Frau Haller richtig.
„Mhm, ja. Und so schnell muss ich das auch nicht wieder haben. Aber allein für diesen Anblick, dass Boerne mal verdutzt und dumm aus der Wäsche schaut, war es wert!“, sprach der Hauptkommissar leise und konnte nun ein leicht amüsiertes Lachen nicht mehr unterdrücken.
„Ich glaube, wir sollten verschwinden.“, äußerte Schrader nach einem längeren Moment, in dem er den Gerichtsmediziner nicht aus den Augen gelassen hatte, leise.
„Nicht, dass uns Professor Boerne doch noch erwischt und weiß, wem er diese Aktion hauptsächlich zu verdanken hat!“, fügte dieser noch ein wenig unruhig hinzu.
„Sie haben Recht.“, stimmte Thiel ihm zu, blickte nun ebenfalls in Richtung des Büros des Professors und versuchte immer noch sein Lachen unter Kontrolle zu bekommen.
„Gute Idee! Und da nun alles wunderbar geklappt hat, denke ich, dass wir dies mit einem schönen Stück Kuchen und einem Kaffee in unserem Lieblings-Café, feiern sollten!“, befürwortete auch Frau Haller den Vorschlag und nachdem sie noch einmal ausgiebig die Szene vor sich betrachtet hatten, zogen sie sich leise und immer noch breit lächelnd, zurück.
Ihr Plan dem Professor zu seinem 15jährigen Dienstjubiläum als Professor ein unvergessliches Geschenk zu machen, war mehr als geglückt. Und würde mit Sicherheit noch lange nachwirken.
-Ende-
Nach einer doch wieder längeren Pause hat es dieses Mal wieder mit einer Idee zu dem aktuellen Prompt des Projektes „Wochen-Challenge“ von Sira-la, aus dem Forum, geklappt. ^^
Hier noch einmal die Vorgehensweise bei dem Projekt:
Sira-la postet jeden Sonntag einen Prompt unterschiedlichster Art für die nächste Woche, zu dem man dann genau eine Woche Zeit hat, Etwas dazu zu schreiben und am folgenden Sonntag dann hochzuladen.
Der Prompt der aktuellen Woche lautet:
Kalenderwoche 12:
Mit einem Mal ist dein Haus voller Quietscheentchen. Wo kommen sie her und warum sind sie ausgerechnet bei dir gelandet?
Den Ort musste ich ein klein wenig abändern. Ich hoffe, es sei mir verziehen. ;)
Nun aber genug der langen Vorrede!
Ich wünsche viel Spass beim Lesen! :D
Vlg Lady Duchess
Titel: Dienstjubiläum
Samstag.
„Ich verstehe es immer noch nicht. Wieso soll ich Sie begleiten, wenn Sie sich neue Kleidung kaufen wollen?“, sprach er verwundert seinen Freund und Nachbarn an und musterte diesen genau.
Genervt und verärgert, ließ auch die Antwort des Anderen nicht lange auf sich warten: „Denken Sie bloß nicht, dass ich nichts Besseres zu tun hätte, als mit Ihnen Einkaufen zu gehen! Sie haben doch darauf bestanden, dass ich zu Ihrem 15-jährigen Professur-Jubiläum und den Festakt der Uni, komme und Etwas Anständiges tragen soll! Und da ich weiß, dass keine meiner Klamotten Ihnen zusagen würde, muss ich mir wohl oder übel einen neuen Anzug kaufen! Eigentlich kann es mir ja Schnurs egal sein, was ich anhabe, aber Sie bestehen ja auf „angemessene Garderobe“, wie Sie es nannten! Und da Sie nun einmal in modischen Dingen mehr Ahnung haben als ich, werden Sie mich eben beim Kauf eines neuen Anzugs begleiten!“, beendete sein Gegenüber seine Rede, nur um dann noch leicht ein wenig schnippisch hinzuzufügen: „Und außerdem können Sie dann hinterher nicht sagen, welcher Dilettant mich dabei beraten hat und die Kleidung Ihnen doch nicht gefällt!! Das würde dann nur auf Sie zurückfallen!“, schloss der Kommissar nun ein klein wenig besser gelaunt seine Argumentation.
Ihn dafür mit einem leicht irritierten Blick ansehend, schwieg er.
Wenn sein Nachbar jetzt schon so übel gelaunt war, wo sie noch nicht einmal angefangen hatten eine passende Garderobe zu suchen, konnte das ja noch was werden.
Am besten ließ er ihn, zumindest vorübergehend, erst einmal in Ruhe. Jetzt mit dem Kommissar zu diskutieren, würde zu nichts führen. Selbst wenn dieser, mal wieder, im Unrecht war.
Thiels Annahme, dass er ihn nur aus fadenscheinigen Gründen zu dem Festakt der Uni eingeladen hatte, stimmte nicht ganz.
Seine Einladung hatte die Intention, dass der Kommissar mal unter Leute kam und dort vielleicht die eine oder andere neue Bekanntschaft machte und nicht zuletzt seinen doch sehr beschränkten Wissenshorizont erweiterte.
Und die Sache mit dem Anzug hatte einfach den Grund, dass zu dieser Veranstaltung nun einmal Abendgarderobe verlangt war. Es war eben ein Festakt und kein Treffen in der nächsten Dorfkneipe.
Aber soweit dachte sein Freund und Kollege ja nicht.
Auf der anderen Seite war diese Idee doch nicht so übel. Immerhin kannte er sich gut in modischen Dingen aus und würde sicherlich nicht eher Ruhe geben, bis der Kommissar ein passendes und angemessenes Outfit hatte.
Auch wenn er ahnte, dass sein Nachbar daran dem überhaupt nichts Positives abgewinnen konnte, aber er würde das Kind schon schaukeln, wie man so schön sagte.
Jetzt leicht lächelnd, dachte er noch kurz darüber nach, dann sagte er laut und gut gelaunt an seinen Nachbarn gewandt: „Kommen Sie, Thiel! Sobald Sie Etwas Passables für den morgigen Festakt gefunden haben, lade ich Sie zum Essen ein!“, und mit neuem Schwung und Elan, packte er den ein wenig verdutzten Kommissar am rechten Ellenbogen und zog ihn energisch mit sich zu dem nahegelegenen Einkaufszentrum.
Dies würde mal eine ganz andere Art von Herausforderung sein.
Montag.
Immer noch ein wenig müde von dem gestrigen Tag, war er dennoch guter Laune, als er die wenigen Treppen zum Eingang der Universität erklomm.
Das Organisationskomitee der Uni hatte für den gestrigen Festauftakt wirklich gute Arbeit geleistet.
Alles hatte reibungslos funktioniert und es war ein mehr als gelungener Beginn für diese Festwoche gewesen.
Viele ehemalige Kollegen, wie auch Studenten, hatten sich eingefunden und auch, wenn es ihm einen kleinen Dämpfer verpasst hatte, dass er nicht allein für seine herausragende 15-jährige Lehrtätigkeit an der Uni geehrt wurde, sondern mit noch sechs anderen Kollegen, war er sehr zufrieden.
Sogar Frau Klemm hatte es sich nicht nehmen lassen dabei zu sein. Neben einem übelgelaunten Hauptkommissar, der ihn ständig mit bösen Blicken bedachte.
Dafür sah sein Nachbar wenigstens repräsentativ und dem Fest angemessen aus.
Und hatte dafür nicht nur von Alberich und Frau Klemm einige Komplimente bekommen.
Auch andere, die Thiel nur flüchtig kannten, hatten seine Kleidung entsprechend gewürdigt.
Was ja am Ende direkt auf ihn zurückging.
Immerhin hatte er mit Rat und Tat seinem Nachbarn zur Seite gestanden, der wahrlich keine einfache Person war, wenn es um einen Anzugkauf ging.
Dabei machten Kleider nun einmal Leute.
Letztendlich hatte er sich gegen die Wutanfälle und das permanente Meckern und Nörgeln des Anderen durchgesetzt und ihm eine perfekte Garderobe verpasst.
Hoffentlich trug dieser diesen teuren und nahezu perfekt sitzenden Anzug noch mehrmals.
Im Schrank zu verstauben, dafür war dieser wirklich nicht gedacht.
Aber wer wusste schon, was kommen würde.
Notfalls würde er ihn einfach zwingen mit ihm irgendwo hinzugehen, wo der Anzug angemessen war. Und sei es auch nur in die Oper. Wenn er auch dazu auf eine enorme List oder anderweitigen Zwang zurückgreifen musste.
Ein leichtes Lächeln umspielte bei dem Gedanken seine Mundwinkel und nun bester Laune, pfiff er leise vor sich hin, während er den Flur hinunter zu seinem Büro ging.
Vor Beginn seiner 10 Uhr-Vorlesung musste er dringend noch ein paar Unterlagen aus dem Büro holen. Auch, weil er nach Ende seiner heutigen Vorlesungen in der Gerichtsmedizin zu tun hatte. Und Alberich würde ihm sicherlich nicht die halbverweste Wasserleiche wegschnappen!
Weiterhin pfeifend und mit seinem Schlüsselbund ein wenig herumklimpernd, bog er einmal nach links und kurz darauf zweimal rechts ab, ehe die Tür zu seinem Büro in Sicht kam.
Direkt darauf zu steuernd, war er kurz darauf angekommen, suchte kurz nach dem passenden Schlüssel, ehe er die Tür zu seinem Büro aufsperrte.
Immer noch leise pfeifend, machte er Licht, wandte sich um und hielt im nächsten Augenblick vor Schreck und leichtem Schock inne.
Sein Pfeifen verstummte, sein Schlüsselbund glitt ihm aus den Händen und er blinzelte mehrmals absolut verblüfft und perplex schnell hintereinander, da er einfach nicht glauben konnte, was er da sah.
In kurzer Entfernung, nur zwei, drei Schritte von seinem Schreibtisch entfernt war nichts weiter zu sehen, als eine Masse aus strahlendem Gelb, nur ab und an unterbrochen von einigen anderen Farben.
Den Blick nun erneut und genauer schweifen lassend, erkannte er nun, WAS diese gelbe Masse war.
Überall, und es gab wirklich keinen Ort wo es nicht irgendwo war, waren hunderte, tausende von gelben Quietscheentchen. Die Meisten waren Standardmodelle. Aber ein nicht unerheblicher Prozentsatz entsprach nicht den klassischen Quietscheentchen.
Er erblickte Quietscheentchen mit Hut, mit Sonnenbrille, wieder andere verkleidet als Schornsteinfeger, Koch, Braut und Bräutigam, als Freiheitsstatue, ja sogar als Teufel.
Es war schwer zu sagen, ob es irgendetwas nicht gab.
Wo um alles in der Welt kamen die ganzen Quietscheentchen her und wer hatte sie hierhergebracht?
Und was hatte das zu bedeuten?, schloss sich die wohl wichtigste Frage an.
Eine Frage, die er nicht beantworten konnte.
Immer noch seinen Blick durch den ganzen Raum schweifen lassend, trat er nun zögernd ein wenig näher an diese gelbe Masse heran, stellte seine Tasche ab und griff nach Einem der Quietscheentchen, das auf seinem Schreibtisch stand und als Engel verkleidet war.
Wiederum zögerte er, ehe er es doch in die Hand nahm, um es genauer zu betrachten.
Als er danach griff, entdeckte ein Merkwürdigkeit an der Unterseite dieses Quietscheentchens.
Neugierig geworden, drehte er es herum und war im nächsten Moment wirklich absolut verblüfft.
Auf der Unterseite hatte jemand Etwas geschrieben!
„Danke für diese lehrreiche Zeit & auf die nächsten 15 Jahre, Professor! Liebe Grüße, Luise H.“
Verwundert und nun auch ein wenig irritiert, stellte er das Engel-Quietscheentchen zurück und griff nach einem weiteren. Diesmal einem Standardmodell.
Es umdrehend, stand auch darunter ein kurzer Text: „Alles Gute zum 15jährigen Jubiläum! Christoph P.“
Auch dieses Quietscheentchen stellte er wieder zurück an seinen Platz und ergriff nun ein Quietscheentchen, dass als Teufel verkleidet war.
Wiederum drehte er es herum und erneut sah er einen kurzen Text auf der Unterseite.
Dieses Mal lautete er: „Seien Sie nicht immer so kleinlich und überheblich! Irgendwann kriegen Sie die Quittung dafür! D.B.“
Leicht zusammenzuckend bei diesen aggressiven Worten, stellte er auch das Teufel-Quietscheentchen wieder zurück auf seinen Schreibtisch und versank kurz in Gedanken.
Als er wieder aufblickte und wiederum die Masse an gelben Gummienten betrachtete, fragte er sich, was er nun tun sollte.
Offensichtlich waren diese kleinen, gelben Entchen von all seinen ehemaligen Studenten. Jedes anscheinend mit einem kurzen Grußwort oder Glückwunsch zu seinem 15jährigen Dienstjubiläum als Professor.
Abgesehen davon, dass es offenbar doch so viele im Laufe der Jahre gewesen sind, fragte er sich weiter, wohin er mit der ganzen Entenschar hinsollte, sobald er alle Grußworte gelesen hatte.
In seinem Büro konnten sie nicht bleiben. Der Direktor der Uni würde einen Schlaganfall bekommen!
Und überhaupt: wie sollte er die ganzen Quietscheentchen überhaupt herausbringen?!
Leise resigniert aufseufzend, sackte er ein wenig in sich zusammen und lehnte sich stützend gegen eine Seite seines Bücherregals.
Normalerweise scheute er keine Herausforderung, doch dieses Problem war eine wahre Mammutaufgabe!
Ein weiteres Mal tief resigniert aufseufzend, schloss er die Augen und versank in Gedanken. Vielleicht würde ihm ja doch eine Lösung einfallen.
Hinter einem Mauervorsprung des Flurs und keine fünf Meter vom Büro des Professors entfernt, lugten vorsichtig drei Köpfe um die Ecke und grinsten breit.
Frau Haller, Thiel und Schrader blickten auf die Szenerie vor sich und mussten sich krampfhaft ein lautes Lachen verkneifen.
Sich nun mit verschmitztem Grinsen anblickend, war es Hauptkommissar Thiel der zuerst leise das Wort erhob: „Diese Idee war genial, Frau Haller!“, und blickte die kleine Frau anerkennend an.
Das Lächeln erwidernd, blickte die Angesprochene den Hauptkommissar ebenso an und stellte ebenso leise klar: „Danken Sie nicht mir, sondern Frau Klemm hatte die Idee!“
„Okay, dann muss ich eben Frau Klemm bei nächster Gelegenheit dafür danken.“, korrigierte sich Thiel und spielte damit den imaginären Ball zurück und fügte noch hinzu: „Aber ohne Ihre Hilfe hätten wir die ganze Aktion nicht so reibungslos über die Bühne bringen können.“
„Das stimmt.“, ergriff nun zum ersten Mal Mirko Schrader das Wort und sah ebenso Boernes Assistentin an.
„Nun, als die Assistentin vom Chef, besitze ich selbstverständlich auch die Schlüssel zu seinen Räumlichkeiten, inklusive seines Uni-Büros. Immerhin schickt er mich ja oft genug los, um Sachen für ihn zu holen.“, meinte die Gerichtsmedizinerin sachlich.
„Und wenn Sie, Schrader, nicht über das Internet alle ehemaligen Studenten von Boerne gefunden hätten, sähe der Raum vermutlich viel kläglicher aus! Abgesehen davon hätte ich nie erwartet, dass so viele seiner ehemaligen Studenten bei dieser Aktion mitmachen.“, schaltete sich Thiel wieder in das Gespräch ein.
„Ach, das war doch eine Kleinigkeit!“, winkte Thiels Kollege ab und blickte wieder nach vorne zu dem renommierten Gerichtsmediziner.
„Eigentlich gebührt der meiste Dank, Herrn Thiel, da er den Chef am Samstag solange abgelenkt bzw. aufgehalten hat, dass die gegenwärtigen und einige ehemalige Studenten so genug Zeit hatten den Raum mit all den Quietscheentchen zu füllen! Trotz vieler Helfer war es gar nicht so einfach diese Aktion so unauffällig wie möglich zu halten. Allein die schiere Menge an Quietscheentchen war unglaublich!“, stellte Frau Haller richtig.
„Mhm, ja. Und so schnell muss ich das auch nicht wieder haben. Aber allein für diesen Anblick, dass Boerne mal verdutzt und dumm aus der Wäsche schaut, war es wert!“, sprach der Hauptkommissar leise und konnte nun ein leicht amüsiertes Lachen nicht mehr unterdrücken.
„Ich glaube, wir sollten verschwinden.“, äußerte Schrader nach einem längeren Moment, in dem er den Gerichtsmediziner nicht aus den Augen gelassen hatte, leise.
„Nicht, dass uns Professor Boerne doch noch erwischt und weiß, wem er diese Aktion hauptsächlich zu verdanken hat!“, fügte dieser noch ein wenig unruhig hinzu.
„Sie haben Recht.“, stimmte Thiel ihm zu, blickte nun ebenfalls in Richtung des Büros des Professors und versuchte immer noch sein Lachen unter Kontrolle zu bekommen.
„Gute Idee! Und da nun alles wunderbar geklappt hat, denke ich, dass wir dies mit einem schönen Stück Kuchen und einem Kaffee in unserem Lieblings-Café, feiern sollten!“, befürwortete auch Frau Haller den Vorschlag und nachdem sie noch einmal ausgiebig die Szene vor sich betrachtet hatten, zogen sie sich leise und immer noch breit lächelnd, zurück.
Ihr Plan dem Professor zu seinem 15jährigen Dienstjubiläum als Professor ein unvergessliches Geschenk zu machen, war mehr als geglückt. Und würde mit Sicherheit noch lange nachwirken.
-Ende-