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Magersucht. Ein Parasit in meinem Kopf

Kurzbeschreibung
SammlungDrama, Familie / P12 / Gen
19.03.2023
19.03.2023
1
1.064
2
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19.03.2023 1.064
 
Vorwort
„I know my shit, and now it’s time to leave it out of my head” (Wim Hof).

Hallöchen! Wie schön, dich hier begrüßen zu dürfen. Hier, auf der ersten Seite meines ersten Blogposts. Wie schön, dass du dir die Zeit nimmst, um dich von meiner ganz persönlichen Geschichte inspirieren zu lassen. Bevor es jedoch so richtig losgeht, habe ich noch ein paar einführende Worte für dich zurechtgelegt:
Die Rohfassung des Buches mit dem vorläufigen Titel „Magersucht. Ein Parasit in meinem Kopf” werde ich von nun an Kapitel für Kapitel hier veröffentlichen. Ich habe das Buch an erster Stelle für mich verfasst. Ja, vielleicht bin ich eine kleine Egoistin, aber wie heißt es nochmal so schön: Erst, wenn man imstande ist, sich selbst zu lieben, kann man aufrichtige Liebe an andere Menschen weitergeben. Das Schreiben hat mir zunächst dabei geholfen, mich selbst besser zu verstehen. Nun hoffe ich, dass du aus meinen zukünftigen Posts etwas für dich, für deine ganz persönliche Geschichte mitnehmen kannst. Sei es nur ein kleiner Satz, der dich auf irgendeine Art und Weise inspiriert. Dann hätte sich die Sprache meines Herzens bereits in ihrer Sinnhaftigkeit erfüllt, wenn eine andere sich durch sie verstanden oder in ihrer Einzigartigkeit vielleicht sogar bestärkt fühlen würde.
Gefangen im Teufelskreis einer Essstörung habe ich Komplexe entwickelt, die mich immer mehr haben abkapseln und gegenüber anderen verhärten lassen, die zu einer gravierenden Lieblosigkeit mir selbst und meiner Umwelt gegenüber geführt haben. Das Buch beschreibt zum einen Erlebnisse aus genau dieser Zeit sowie den Weg meiner Selbsttherapie in Richtung psychische Gesundheit oder mit alternativen Worten: in Richtung Selbstliebe und Lebensfreude. Zum anderen bietet es dir die Möglichkeit, mich auf diesem Weg zu begleiten. Meine Verwundbarkeit, die ich dir in den nächsten Wochen wie auf einem blanken Teller präsentieren werde, kann durchaus ein Anlass dafür sein, dir deine eigene Verwundbarkeit bewusst zu machen, sie zu akzeptieren, daran zu wachsen und deinen ganzen Mut zu packen, um das Geheimnis der Liebe und der Schönheit des Lebens zu verstehen und zu erfahren. — Keine Sorge, du kannst das Buch natürlich auch aus reinem Interesse lesen :D
Vielleicht hattest du sogar selbst schon einmal eine Essstörung und möchtest einfach nur verstanden werden. Vielleicht steckst du auch mittendrin und möchtest von einer Geschichte hören, die dir zeigen kann, dass du genug Kraft hast, gegen diesen Parasiten in deinem Kopf zu kämpfen, wenn du es denn willst. Vielleicht bist du auch gerade kurz davor, in eine Essstörung zu rutschen. Ich würde mich freuen, wenn ich sie durch meine Worte irgendwie aufhalten kann. Vielleicht möchtest du aber auch selbst gerne helfen, weil du jemanden kennst, der an Magersucht erkrankt ist. Vielleicht gehörst du aber auch zu meiner kleinen Familie und möchtest dir Klarheit über Dinge verschaffen, die wir damals lieber unter den Tisch gekehrt haben, die wir nicht verstanden und deshalb auch nie artikuliert haben.
Wer auch immer du bist, es ist wohl an der Zeit, dass ich dich durch meine kleine Geschichte führe. Bevor du es dir jedoch gemütlich machst und dir deine ganz persönliche Botschaft aus meinen zukünftigen Posts liest, ist es mir ein großes Anliegen, dass du dir die folgende Trigger Warnung zu Herzen nimmst.

Trigger Warnung: Die kommenden Posts können dafür sorgen, dass bei dir belastende Gefühle, Erinnerungen oder Flashbacks ausgelöst werden. Die Themen, über die ich spreche, können besonders bei Menschen, die mit Essstörungen zu tun haben, negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist, und scheue dich nicht davor, dir Hilfe zu holen!

Sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche! Vielmehr spricht es für deinen Mut und den Willen, das Leben in die Hand zu nehmen. Du kannst zum Beispiel hier welche finden:
https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/magersucht/
https://www.bzga-essstoerungen.de/hilfe-finden/weitere-hilfestellungen/was-koennen-angehoerige-andere-tun/?L=0
https://www.telefonseelsorge.de/

Ach ja, und noch eine kleine Bitte: Konsumiere meine Worte nicht rein automatisiert und abgestumpft, so wie wir es heutzutage mit so vielen Dingen in unserem Alltag tun. Nimm dir Zeit und behandele sie mit Gefühl, damit du wahrnehmen kannst, was sie in dir auslösen, damit du verstehen kannst, welchen Sinn sie deinem Leben geben könnten :)


Einleitung
Ich gebe dir, was ich hab': Körper, Geist und Seele - einen Wirtsorganismus für das Ding.

Plötzlich war es da! Dieses Ding in meinem Kopf. Zunächst ganz unmerklich und schwach. Mit der Zeit schien es ihm jedoch immer besser in seinem neuen Habitat zu gefallen. Es breitete sich mehr und mehr aus. Ich nährte dieses Ding, ohne es zu wissen. Es drängte mich zurück, sodass ich immer mehr in den Hintergrund rückte. Es fraß sich durch meine Gedanken, veränderte mich, meine Handlungen, meine Persönlichkeit, bis es jede Ecke meines Gehirns ausfüllte. War ich überhaupt noch ich? - Ich glaube nicht, oder vielleicht doch? - Es hatte die Herrschaft übernommen.
So richtig bewusst machte ich mir das Ding jedoch erst, als es schon zu spät war. Nichts und niemand konnte es noch aufhalten. Ich fühlte mich machtlos, hätte keinen Kampf gewinnen können. Das Ding war zu stark und ich zu schwach, um aus meiner kleinen Ecke hervorzukriechen.
Die Zeit verstrich und dieses Ding wurde ein Teil von mir. Ich gewöhnte mich langsam daran. Ja, ich begann, es tatsächlich zu mögen. Ich brauchte es, wurde abhängig, weil ich mich selbst nicht mehr wiederfand, mir fremd geworden war.
Regiert von diesem Ding fühlte sich alles so außergewöhnlich stark an. Irgendwie gefiel mir das. Ich wollte mich ihm vollkommen hingeben, diesem Ding alles geben, was ich hatte, um es noch stärker zu machen. Wollte mit ihm verschmelzen, eins mit ihm werden. Und so machte ich mich abhängig, weil ich sonst nichts mehr hatte. Fütterte es weiter und weiter, wurde süchtig. Das Ding wuchs und wuchs. Mein Kopf drohte zu platzen, aber das wollte ich nicht bemerken, bildete mir lieber ein, mit diesem Ding glücklich und zufrieden in einer Symbiose zu leben.
In Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall. Wir lebten im Parasitismus. Das Ding war drauf und dran, mich vollkommen zu zerstören. Befallen vom Parasiten ließ sich der lebensfrohe Mensch, der ich einmal war, nicht mehr ausfindig machen. Irgendwann würde nichts mehr von mir übrigbleiben. Würden wir dann beide sterben? Wirt und Parasit nacheinander untergehen? - Vielleicht wäre das die beste Lösung für beide.


Abschnitt 1
Ich dachte immer, mit mir stimme etwas nicht.

… nächsten Sonntag geht es weiter :)
 
 
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