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Neon Noir eine Code X-Fanfiction

von Bewerino
Kurzbeschreibung
KurzgeschichteSci-Fi, Suspense / P12 / Gen
18.03.2023
18.03.2023
1
823
 
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18.03.2023 823
 
Stellt euch beim Lesen die Stimme von Martin Kessler(Synchronsprecher von u.a. Nicholas Cage vor), das hab ich beim Schreiben nämlich auch.

zu Händen Sam Ueshiba

Froggards Tagebuch

Es ist viel passiert, seit mich der Dataspace auf seine schmutzigen Straßen gespuckt hat.
Nackt. Allein. In einem Regen aus Nullen und Einsen. Mein Name ist Harlan Froggard und heute werde ich sterben. Harlan Froggard ist kein Name, der Furcht einflößen sollte und tatsächlich habe ich schon den ein oder anderen Lacher kassiert. Mancher würde auf solche Späße mit Zorn reagieren und würde ebenso schnell von der Straße verschluckt, wie sie ihn ausgespien hat. Vielleicht sogar schneller, wer weiß. Andere lassen das mit sich machen. Da dauert es nicht lange und sie lassen alles mit sich machen. Denn Sie müssen wissen, dass solche Entscheidungen Einbahnstraßen sind. Einbahnstraßen in Tunneln und ohne Wendemöglichkeit. Ich löse so etwas auf die Harlan Art. Die Harlan Froggard Art, um genau zu sein. Nicht, in dem ich etwas tue, im Gegenteil: ich mache einfach genau das nicht, was ich sonst tun würde. Man könnte mich einen Scanner nennen. Man könnte mich einen Operator nennen. Man könnte mich auch den gottverdammten Puppenmeister nennen. Kein Virus, kein Trojaner, nicht ein Bit Malware diesseits des Jesussippi-Datas wird vernichtet, ohne das mir der Wind vorher seinen Namen zuflüstert und mein OK oder NOK mit sich trägt. Wenn ich also etwas nicht tue, dann ist das immer schlecht  für diejenigen, die davon betroffen sind. Eben noch ein sauber gefegtes Heim in biederer Beschaulichkeit und im nächsten Moment ein Fraß digitaler Maden, der rauchend in der Existenzlosigkeit verschwindet. Deshalb der Konjunktiv. Deshalb sollte Harlan Froggard keine Frucht einflößen, aber scheiße noch eins er tut es. Und noch einer tut es. Sam Ueshiba. Ihr Name jagt mir einen Schauer über den Rücken und erzeugt ein seltsames Gefühl in der Lendengegend. Wie die blonde Femme Fatal, die in verregneter Nacht an die Tür eines erbärmlichen, versoffenen Detectives klopft und ohne zu warten eintritt. Nur das Sam nicht blond ist und ich nicht trinke. Und kein Detektive bin und...vergessen Sie's. Sie brach jede Firewall, zerfetzte die Security in Bytes wie eine gottverdammte digitale Metzgerin. Wussten Sie, dass Schlachtbetriebe und Ärzte die selbe Gosse benutzen? Zumindest hier. Ich habe mir mal erlaubt einen Blick auf die wahre Sam Ueshiba zu werfen. Was? Dachten Sie etwa, ein Harlan Froggard, gottverdammter Puppenmeister des Dataspace weiß nicht, dass es noch eine Welt außerhalb dessen gibt? Scheiße, wie sind Sie denn drauf? Natürlich weiß ich das. Und wissen Sie was? Der Dataspace sieht der Welt da draußen ähnlich, aber die Bewohner sind alle Fake. Keiner hier zeigt sein wahres Gesicht. Keiner. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wäre Sam Ueshiba ein bärtiges, fettwanstiges Bürschchen, das bei seiner Mama im Keller wohnt. War sie nicht, aber ich war dennoch überrascht, wie schlicht sie aussah. Also die echte Sam, nicht die Metzgerin. Als ob der Schafspelz einen Wolf trägt, wenn Sie verstehen. Manche Scanner meinen das wären erste Anzeichen von beginnendem Checksum-Error und das in Wahrheit alle gleich aussehen. Manche Scanner sind aber auch wirklich scheiße dumm.
Ich wusste der Tag würde kommen, wo ich Sam Ueshiba vernichten musste. Und sollte ich dabei auch mit dem dreckigsten Abschaum zusammenarbeiten müssen, der sich je einen Avatar erstellt hat. In dem Moment, wo der Regen pfiff, dass Glitch sie finden wollte, wussten die Pfütze und die Mauer und das Graffitti im Park dass ich ihm helfen werde. Selbst Sam Ueshiba kann nicht auf alles achten. Schon gar nicht darauf, dass letztendlich auch sie sich im Data Space schützen muss. Einem hanswurstigen Cracker-Kollegen würde ich sie nicht ausliefern und ihre Hardware konnte ich nicht zerstören, ohne Sie zu töten. Harlan Froggard ist vieles, aber das nun auch wieder nicht. Glitch hingegen war eine Strafe, die ich für angemessen hielt. Nicht das er insgesamt besser gewesen wäre, aber wie heißt es so schön: der Feind meines Feindes ist mein Freund. Sam hatte tatsächlich vor, bei Glitchs Brötchengeber ein paar digitale Semmeln zu stibitzen. Wenn sie sich vor ihm schützen will, besiege ich sie. Auf die Harlan Art. die Harlan Froggard Art um genau zu sein.  Nicht, in dem ich etwas tue, im Gegenteil: ich mache einfach genau das nicht, was ich sonst tun würde. Auch wenn mich das diesmal töten wird. Keiner aus unserer Branche geht mehr als einmal Glitch zur Hand oder legt sich mit Sam Ueshiba an. Ich habe vor beides zu tun.
Mit diesem letzten Satz bin ich fertig.
Alle Angelegenheiten geregelt, alles übergeben.
Stunde Null.
Zeit zu gehen.

Epilog:
Den Protokollen zu Folge hat das fehlerhafte Antiviren-Programm 'Harlan Froggard' im Anschluss an diesen Text versucht, die als Sam Ueshiba bekannte Cyberkriminelle zu sabotieren. Da weitere Aufzeichnungen nicht bekannt sind, muss davon ausgegangen werden, dass es bei dem Versuch gelöscht worden ist. Unklar ist, ob das Programm vor seiner Löschung Informationen weitergegeben hat und wenn ja an wen.

-ENDE-
 
 
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