Wi(e)dersehen
von Patrick McHill
Kurzbeschreibung
Doktor Elias Bähr kommt von seinem letzten Kurs für die Kinderherzchirurgie und anschließender Facharzprüfung zurück nach Erfurt. Im Gepäck hat er allerdings nicht nur seinen Abschluss, sondern auch noch ein Angebot an das Herzzentrum der Uni nach Münster zu gehen. Ben ist erstaunt, wie begeistert er über die Möglichkeit dorthin zu gehen spricht. Währenddessen kommen Professor Weber und Doktor Hoffmann aus Leipzig ans JTK und lassen bei ihrem Sohn die U3 Untersuchung durchführen. Leider bleibt diese nicht ohne Befund... (spielt einige Wochen nach Folge 331-Hintergangen. Florian bekam den Preis für sein Forschungsprojekt und den Zorn seiner Kollegen zu spüren)
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Dr. Alicia Lipp
Dr. Elias Bähr
Florian Osterwald
Prof. Dr. Karin Patzelt
18.03.2023
21.03.2023
9
14.628
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21.03.2023
1.443
Ben schaute in die Wunde und sah das Herz des kleinen Kindes. Die Blicke von ihm und Elias trafen sich kurz.
„Meine Güte ist das Klein!“
„Deshalb äußerste Konzentration!“ sagte Elias.
„So groß wie eine Kirsche!“ meinte Emma noch und sah den mahnenden Seitenblick von Elias, der sich wegen eines solchen Kommentars schon einmal verrückt gemacht hatte.
Er wandte sich zu der Krankenschwester um. „Lupenbrille bitte!“
Die Frau drückte eine Lupe herunter, damit er die Herzklappe besser sehen konnte. Danach wurden auch bei Ben und bei Emma die Lupengläser vor die Augen geklappt.
„Doktor Jahn… Erklären sie bitte die kommenden Schritte!“ meinte er und seine Exfreundin erklärte die Schritte knapp, aber komplett.
„So werden wir es machen. Gut! Beginnen wir mit dem Anschließen an die Herz-Lungen-Maschine!“ Er schaute Ben an und der ahnte wohl, was Elias ihm damit sagen wollte. Er nickte ihm zu. „Doktor Jahn!“
„Ja!“
„Ihr Part!“
Sie schaute ihn überrascht an. „Ich?“
„Trauen sie es sich zu? Doktor Hoffmann hält große Stück auf… Dich! Wem machen wir hier etwas vor. Willst Du?“
Ihre Augen verengten sich. „Danke Elias… Ben!“
Sie ging an die Stelle an der Ben gestanden hatte, der ihr jetzt über die Schulter schaute. Bevor sie mit der Behandlung anfing, hielt sie noch einmal inne. „Und bitte keine Anfeuerungsrufe, wie bei Lindner…!“
Elias schaute Ben an, der vielsagend die Brauen hob. „Gut, also warten wir mit dem Applaus bis später!“
Dann begann Emma mit dem ersten Gefäß.
Professor Patzelt schaute auf den Bildschirm und beobachtete die Operation als es klopfte. Sie ließ ein ‚Herein‘ vernehmen und sah, dass sich Doktor Lipp und Florian Osterwald näherten.
„Professor Patzelt. Dürften wir sie kurz sprechen?“ fragte der Assistenzarzt.
„Natürlich… Was gibt es?“
Sie kamen beide näher und schauten sich gegenseitig an. „Wir…!“
„Nun reden sie schon und nehmen sie bitte Platz!“
„So lange wird es nicht dauern. Ich habe der Kommission mitgeteilt, dass ich meinen Preis zurückgebe. Nach allem, was sie mir gesagt haben und was ich über die Arbeit der Assistenzärzte gehört habe… Es wäre nicht fair den Preis zu behalten.“
Doktor Lipp schaute auf ihr Handy, wo das was Florian sagte, mitgeschrieben wurde.
„Ich habe es schon gehört. Der Vorsitzende war sehr überrascht, dass sie den Preis nicht haben wollten. Ich konnte ihn dazu überreden, dass sie ihre Studie fortführen dürfen.“
Doktor Lipp und Florian sahen sich überrascht an. „Was…?“
„Ihre Arbeit ist gut und sie wäre noch besser gewesen, wenn ihnen die anderen geholfen hätten. Sie werden sehen müssen, wie sie den Preis vernünftig mit ihnen teilen können.“
Florian Osterwald schaute wieder zu Doktor Lipp.
„Wir haben Doktor Bähr nicht überreden können hier zu bleiben.“ Sie nahm einen Umschlag aus ihrem Kittel und legte ihn auf den Tisch. „Deshalb gehen wir!“
„Ja“ Florian Osterwald legte ebenfalls seinen Umschlag obendrauf. „Ich werden ebenfalls…“
Die Chefärztin nahm die Umschläge und zerriss sie mit samt Inhalt. Sie warf sie weg und schaute die beiden an. „Sonst noch etwas?“
„Warum…?“ fragte Doktor Lipp.
„Glauben sie im Ernst, dass Elias Bähr hierbleiben würde, wenn er wüsste, dass sie wegen ihm gehen würden? Er würde versuchen sie zum Bleiben zu überreden. Außerdem hat er nie vorgehabt das Johannes-Thal-Klinikum zu verlassen. Und jetzt gehen sie bitte wieder an ihre Arbeit.“
Doktor Lipp lächelte und nickte der Chefärztin zu. Florian Osterwald war noch etwas verwirrt und brauchte noch einmal ein Kopfnicken seiner Mentorin, damit er mitging. Offenbar schlotterten ihm ganz schön die Knie.
„Ach, Herr Osterwald!“
„Ja?“
„Frau Doktor Berger benötigt noch eine Assistenz bei einer Trommelfellfraktur. Eigentlich sollte Doktor Jahn die OP durchführen, aber vielleicht haben sie Lust zu assistieren.“
Jetzt strahlte er breit über beide Ohren. „Gerne!“
„Danke. Professor Patzelt!“ sagte er und sprintete hinaus.
„Was ist mit der OP?“
Professor Patzelt hob den Daumen, was Alica Lipp lächelnd zur Kenntnis nahm.
Elias schaute herüber. „Herz-Lungen-Maschine herunterfahren!“
Der Anästhesist schaltete sie aus und bestätigte es mit einem Kopfnicken. Dann schaute Elias zu Ben. „Elektrode ansetzen!“
Ein kleiner Stromstoß ließ das Herz kurz zucken und dann begann es wieder von selbst zu schlagen.
„Sinuskurve!“ sagte Ben.
„Gut“ sagte er immer noch konzentriert. „Jetzt schauen wir nach, ob es geklappt hat. Katheder vorbereiten.“
Mikko Rantala kam in den Bereitschaftsraum wo Rebecca und Victoria über einem Tablet hingen und sich die Operation von Emil Weber genau anschauten.
„Wie sieht es aus?“
„Sehr gut. Sie prüfen jetzt, ob die Herzklappe korrekt arbeitet.“
„Wenn ja, dann müssen sie nur noch zumachen“ meinte Victoria.
Dann sahen sie, dass eine Nachricht von Florian eingetroffen war, die an alle Assistenzärzte gesendet wurde, wie in den kleinen Fenster zu sehen war.
„Was will Florian von uns…? Uns zu seiner Nobelpreisverleihung einladen.“
„Leute…“ sagte Rebecca und drehte sich um. „So langsam ist es mal gut! Schaut Euch die Nachricht doch erst einmal an.“
„Habe ich kein Interesse dran!“ sagte er.
„Gib ihm doch mal eine Chance. Überleg mal, wie es mit Dir war, als Du wegen Elias Cousin so fertig warst, dass Du Krankenpfleger werden wolltest.“
„Das ist doch was ganz anderes“ sagte Mikko in ihre Richtung. „Warum verteidigst Du ihn eigentlich immer so. Du müsstest doch genau so sauer sein wie wir…“ Er weitete seine Augen. „Habt ihr was miteinander?“
„Was? Nein!“
„Sein Vater hat Alzheimer?“ sagte Victoria auf einmal, die sich offenbar die Nachricht auf ihrem Handy angeschaut hatte. „Und er selbst eine genetische Disposition!“
„Was?“ fragte Mikko plötzlich kleinlaut.
„Darum hat er die Forschung gemacht und sich nur noch darum gekümmert!“
Er nahm das Handy aus der Hand seiner Freundin und schaute sich den beiden Abschnitte an. Als er den Text gelesen hatte, ließ er es sinken. „Warum sagt er das denn nicht?“
„Weil man verdammt einsam wird…“ hörten sie die Stimme von Florian hinter sich, der sich in der Tür gestellt hatte. „…, wenn man als Angehöriger einen Alzheimerkranken pflegen muss.“
„Wie lange?“ fragte Victoria.
„Zu lange. Ich habe zu lange keine Hilfe angenommen und zu lange darüber geschwiegen. Man schämt sich für eine Krankheit, für die sich keiner schämen muss. Man will seinen Vater beschützen, obwohl man nicht in der Lage dazu ist.“
„Können…“
„Leute. Ich beantworte Euch gerne jede Frage, aber bitte nicht heute. Ich habe noch Arbeit im Labor, die gestern liegen geblieben ist und die von heute, als ich im OP…!“
„Kommt“ sagte Mikko. „Gemeinsam geht es schneller!“
„Das müsst ihr nicht…!“ meinte Florian.
„Was ist mit der OP?“ fragte Victoria.
„Können wir auch im Labor schauen“ sagte Mikko, der schon auf der Türschwelle stand.
Rebecca verdrehte die Augen. „Muss das sein?“
„Hey. Kollegen helfen einander… vor allem wenn sie Assistenzärzte unter Moreau sind…“
Als er sich umdrehte, sah er dem Oberarzt ins Gesicht, der sie die letzten Tage eingeteilt hatte.
„Ab sofort wieder Doktor Bähr. Der kann seinen Kindergarten wiederhaben.“ Er stand den vieren immer noch im Weg. Dann trat er an die Seite. „Na los Abmarsch!“
Dann stürmten alle hinaus in Richtung Labor.
Elias Bähr ging aus dem OP, wo Maria Weber und Kai Hoffmann warteten. In seinem Schlepptau waren Emma und Ben. Natürlich stürmten die beiden direkt auf sie drei zu.
„Alles nach Bilderbuch gelaufen. Die Stenose ist behoben und das Herz schlägt ruhig und kräftig.“
Maria Weber atmete tief durch und fiel Elias Bähr um den Hals. „Danke!“ sagte sie und ließ ihn wieder los. „Danke auch ihnen beiden!“
„Deshalb wolltest Du Kinderherzchirurg werden“ sagte Ben schnippisch, was ihm einen Seitenblick von Elias einbrachte.
„Ich habe ihnen auch zu danken“ sagte Doktor Hoffmann und reichte ihm die Hand. „Ich hatte gewisse Vorbehalten gegen sie, aber ihre junge Kollegen hat dieses Mal sie in Schutz genommen und ein flammendes Plädoyer gehalten.“
Er schaute zu Emma. „Hat sie?“
Emma schaute etwas verschämt, nahm sich ihr Handy in die Hand und schaute auf das Display. „Oh… Ein Notfall im Labor… Ich muss!“ meinte sie und ging weg.
„Er wacht in gut einer Stunde auf. Die Schwester bringt sie zu ihm.“
„Gut!“
„Alles weitere besprechen wir später!“ meinte Elias und ging weiter. Schließlich kam Julia ihnen entgegen.
„Und?“
„Bilderbuch-OP“ meinte Ben. „Dank unserem Nobelpreisträger für Medizin!“
„Ben!“
Julia umarmte ihn. „Mein Superheld!“
Er schaute über die Schulter von Julia hinweg das vielsagende Gesicht von Ben. Dann ließ sie ihn los.
„So“ meinte Ben, der sich links bei Elias einhakte, während Julia die sich rechts einhakte. „was ist denn jetzt mit Münster?“
„Münster?“
„Stell Dir vor, der hat ein Angebot aus Münster und trinkt schon mit Jan-Josef Liefers einen Kaffee.“
„Nicht dein Ernst“ meinte Julia.
Elias warte und zuckte dann mit der linken Schulter. „Ich bleibe natürlich hier… ohne mich schafft ihr hier doch gar nichts!“
„Ach so ist das, Herr Chefarzt!“ sagte Ben und beide zogen ihn mit.
„Meine Güte ist das Klein!“
„Deshalb äußerste Konzentration!“ sagte Elias.
„So groß wie eine Kirsche!“ meinte Emma noch und sah den mahnenden Seitenblick von Elias, der sich wegen eines solchen Kommentars schon einmal verrückt gemacht hatte.
Er wandte sich zu der Krankenschwester um. „Lupenbrille bitte!“
Die Frau drückte eine Lupe herunter, damit er die Herzklappe besser sehen konnte. Danach wurden auch bei Ben und bei Emma die Lupengläser vor die Augen geklappt.
„Doktor Jahn… Erklären sie bitte die kommenden Schritte!“ meinte er und seine Exfreundin erklärte die Schritte knapp, aber komplett.
„So werden wir es machen. Gut! Beginnen wir mit dem Anschließen an die Herz-Lungen-Maschine!“ Er schaute Ben an und der ahnte wohl, was Elias ihm damit sagen wollte. Er nickte ihm zu. „Doktor Jahn!“
„Ja!“
„Ihr Part!“
Sie schaute ihn überrascht an. „Ich?“
„Trauen sie es sich zu? Doktor Hoffmann hält große Stück auf… Dich! Wem machen wir hier etwas vor. Willst Du?“
Ihre Augen verengten sich. „Danke Elias… Ben!“
Sie ging an die Stelle an der Ben gestanden hatte, der ihr jetzt über die Schulter schaute. Bevor sie mit der Behandlung anfing, hielt sie noch einmal inne. „Und bitte keine Anfeuerungsrufe, wie bei Lindner…!“
Elias schaute Ben an, der vielsagend die Brauen hob. „Gut, also warten wir mit dem Applaus bis später!“
Dann begann Emma mit dem ersten Gefäß.
Professor Patzelt schaute auf den Bildschirm und beobachtete die Operation als es klopfte. Sie ließ ein ‚Herein‘ vernehmen und sah, dass sich Doktor Lipp und Florian Osterwald näherten.
„Professor Patzelt. Dürften wir sie kurz sprechen?“ fragte der Assistenzarzt.
„Natürlich… Was gibt es?“
Sie kamen beide näher und schauten sich gegenseitig an. „Wir…!“
„Nun reden sie schon und nehmen sie bitte Platz!“
„So lange wird es nicht dauern. Ich habe der Kommission mitgeteilt, dass ich meinen Preis zurückgebe. Nach allem, was sie mir gesagt haben und was ich über die Arbeit der Assistenzärzte gehört habe… Es wäre nicht fair den Preis zu behalten.“
Doktor Lipp schaute auf ihr Handy, wo das was Florian sagte, mitgeschrieben wurde.
„Ich habe es schon gehört. Der Vorsitzende war sehr überrascht, dass sie den Preis nicht haben wollten. Ich konnte ihn dazu überreden, dass sie ihre Studie fortführen dürfen.“
Doktor Lipp und Florian sahen sich überrascht an. „Was…?“
„Ihre Arbeit ist gut und sie wäre noch besser gewesen, wenn ihnen die anderen geholfen hätten. Sie werden sehen müssen, wie sie den Preis vernünftig mit ihnen teilen können.“
Florian Osterwald schaute wieder zu Doktor Lipp.
„Wir haben Doktor Bähr nicht überreden können hier zu bleiben.“ Sie nahm einen Umschlag aus ihrem Kittel und legte ihn auf den Tisch. „Deshalb gehen wir!“
„Ja“ Florian Osterwald legte ebenfalls seinen Umschlag obendrauf. „Ich werden ebenfalls…“
Die Chefärztin nahm die Umschläge und zerriss sie mit samt Inhalt. Sie warf sie weg und schaute die beiden an. „Sonst noch etwas?“
„Warum…?“ fragte Doktor Lipp.
„Glauben sie im Ernst, dass Elias Bähr hierbleiben würde, wenn er wüsste, dass sie wegen ihm gehen würden? Er würde versuchen sie zum Bleiben zu überreden. Außerdem hat er nie vorgehabt das Johannes-Thal-Klinikum zu verlassen. Und jetzt gehen sie bitte wieder an ihre Arbeit.“
Doktor Lipp lächelte und nickte der Chefärztin zu. Florian Osterwald war noch etwas verwirrt und brauchte noch einmal ein Kopfnicken seiner Mentorin, damit er mitging. Offenbar schlotterten ihm ganz schön die Knie.
„Ach, Herr Osterwald!“
„Ja?“
„Frau Doktor Berger benötigt noch eine Assistenz bei einer Trommelfellfraktur. Eigentlich sollte Doktor Jahn die OP durchführen, aber vielleicht haben sie Lust zu assistieren.“
Jetzt strahlte er breit über beide Ohren. „Gerne!“
„Danke. Professor Patzelt!“ sagte er und sprintete hinaus.
„Was ist mit der OP?“
Professor Patzelt hob den Daumen, was Alica Lipp lächelnd zur Kenntnis nahm.
Elias schaute herüber. „Herz-Lungen-Maschine herunterfahren!“
Der Anästhesist schaltete sie aus und bestätigte es mit einem Kopfnicken. Dann schaute Elias zu Ben. „Elektrode ansetzen!“
Ein kleiner Stromstoß ließ das Herz kurz zucken und dann begann es wieder von selbst zu schlagen.
„Sinuskurve!“ sagte Ben.
„Gut“ sagte er immer noch konzentriert. „Jetzt schauen wir nach, ob es geklappt hat. Katheder vorbereiten.“
Mikko Rantala kam in den Bereitschaftsraum wo Rebecca und Victoria über einem Tablet hingen und sich die Operation von Emil Weber genau anschauten.
„Wie sieht es aus?“
„Sehr gut. Sie prüfen jetzt, ob die Herzklappe korrekt arbeitet.“
„Wenn ja, dann müssen sie nur noch zumachen“ meinte Victoria.
Dann sahen sie, dass eine Nachricht von Florian eingetroffen war, die an alle Assistenzärzte gesendet wurde, wie in den kleinen Fenster zu sehen war.
„Was will Florian von uns…? Uns zu seiner Nobelpreisverleihung einladen.“
„Leute…“ sagte Rebecca und drehte sich um. „So langsam ist es mal gut! Schaut Euch die Nachricht doch erst einmal an.“
„Habe ich kein Interesse dran!“ sagte er.
„Gib ihm doch mal eine Chance. Überleg mal, wie es mit Dir war, als Du wegen Elias Cousin so fertig warst, dass Du Krankenpfleger werden wolltest.“
„Das ist doch was ganz anderes“ sagte Mikko in ihre Richtung. „Warum verteidigst Du ihn eigentlich immer so. Du müsstest doch genau so sauer sein wie wir…“ Er weitete seine Augen. „Habt ihr was miteinander?“
„Was? Nein!“
„Sein Vater hat Alzheimer?“ sagte Victoria auf einmal, die sich offenbar die Nachricht auf ihrem Handy angeschaut hatte. „Und er selbst eine genetische Disposition!“
„Was?“ fragte Mikko plötzlich kleinlaut.
„Darum hat er die Forschung gemacht und sich nur noch darum gekümmert!“
Er nahm das Handy aus der Hand seiner Freundin und schaute sich den beiden Abschnitte an. Als er den Text gelesen hatte, ließ er es sinken. „Warum sagt er das denn nicht?“
„Weil man verdammt einsam wird…“ hörten sie die Stimme von Florian hinter sich, der sich in der Tür gestellt hatte. „…, wenn man als Angehöriger einen Alzheimerkranken pflegen muss.“
„Wie lange?“ fragte Victoria.
„Zu lange. Ich habe zu lange keine Hilfe angenommen und zu lange darüber geschwiegen. Man schämt sich für eine Krankheit, für die sich keiner schämen muss. Man will seinen Vater beschützen, obwohl man nicht in der Lage dazu ist.“
„Können…“
„Leute. Ich beantworte Euch gerne jede Frage, aber bitte nicht heute. Ich habe noch Arbeit im Labor, die gestern liegen geblieben ist und die von heute, als ich im OP…!“
„Kommt“ sagte Mikko. „Gemeinsam geht es schneller!“
„Das müsst ihr nicht…!“ meinte Florian.
„Was ist mit der OP?“ fragte Victoria.
„Können wir auch im Labor schauen“ sagte Mikko, der schon auf der Türschwelle stand.
Rebecca verdrehte die Augen. „Muss das sein?“
„Hey. Kollegen helfen einander… vor allem wenn sie Assistenzärzte unter Moreau sind…“
Als er sich umdrehte, sah er dem Oberarzt ins Gesicht, der sie die letzten Tage eingeteilt hatte.
„Ab sofort wieder Doktor Bähr. Der kann seinen Kindergarten wiederhaben.“ Er stand den vieren immer noch im Weg. Dann trat er an die Seite. „Na los Abmarsch!“
Dann stürmten alle hinaus in Richtung Labor.
Elias Bähr ging aus dem OP, wo Maria Weber und Kai Hoffmann warteten. In seinem Schlepptau waren Emma und Ben. Natürlich stürmten die beiden direkt auf sie drei zu.
„Alles nach Bilderbuch gelaufen. Die Stenose ist behoben und das Herz schlägt ruhig und kräftig.“
Maria Weber atmete tief durch und fiel Elias Bähr um den Hals. „Danke!“ sagte sie und ließ ihn wieder los. „Danke auch ihnen beiden!“
„Deshalb wolltest Du Kinderherzchirurg werden“ sagte Ben schnippisch, was ihm einen Seitenblick von Elias einbrachte.
„Ich habe ihnen auch zu danken“ sagte Doktor Hoffmann und reichte ihm die Hand. „Ich hatte gewisse Vorbehalten gegen sie, aber ihre junge Kollegen hat dieses Mal sie in Schutz genommen und ein flammendes Plädoyer gehalten.“
Er schaute zu Emma. „Hat sie?“
Emma schaute etwas verschämt, nahm sich ihr Handy in die Hand und schaute auf das Display. „Oh… Ein Notfall im Labor… Ich muss!“ meinte sie und ging weg.
„Er wacht in gut einer Stunde auf. Die Schwester bringt sie zu ihm.“
„Gut!“
„Alles weitere besprechen wir später!“ meinte Elias und ging weiter. Schließlich kam Julia ihnen entgegen.
„Und?“
„Bilderbuch-OP“ meinte Ben. „Dank unserem Nobelpreisträger für Medizin!“
„Ben!“
Julia umarmte ihn. „Mein Superheld!“
Er schaute über die Schulter von Julia hinweg das vielsagende Gesicht von Ben. Dann ließ sie ihn los.
„So“ meinte Ben, der sich links bei Elias einhakte, während Julia die sich rechts einhakte. „was ist denn jetzt mit Münster?“
„Münster?“
„Stell Dir vor, der hat ein Angebot aus Münster und trinkt schon mit Jan-Josef Liefers einen Kaffee.“
„Nicht dein Ernst“ meinte Julia.
Elias warte und zuckte dann mit der linken Schulter. „Ich bleibe natürlich hier… ohne mich schafft ihr hier doch gar nichts!“
„Ach so ist das, Herr Chefarzt!“ sagte Ben und beide zogen ihn mit.