Wi(e)dersehen
von Patrick McHill
Kurzbeschreibung
Doktor Elias Bähr kommt von seinem letzten Kurs für die Kinderherzchirurgie und anschließender Facharzprüfung zurück nach Erfurt. Im Gepäck hat er allerdings nicht nur seinen Abschluss, sondern auch noch ein Angebot an das Herzzentrum der Uni nach Münster zu gehen. Ben ist erstaunt, wie begeistert er über die Möglichkeit dorthin zu gehen spricht. Währenddessen kommen Professor Weber und Doktor Hoffmann aus Leipzig ans JTK und lassen bei ihrem Sohn die U3 Untersuchung durchführen. Leider bleibt diese nicht ohne Befund... (spielt einige Wochen nach Folge 331-Hintergangen. Florian bekam den Preis für sein Forschungsprojekt und den Zorn seiner Kollegen zu spüren)
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Dr. Alicia Lipp
Dr. Elias Bähr
Florian Osterwald
Prof. Dr. Karin Patzelt
18.03.2023
21.03.2023
9
14.628
5
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19.03.2023
1.527
Doktor Alica Lipp nickte ihrem Schützling Florian Osterwald noch einmal aufmunternd zu, bevor sie bei Professor Patzelt an die Tür klopfte. Er hörte das ‚Herein‘ und deutete ihr an, dass sie eintreten durften.
„Ah… Doktor Lipp! Herr Osterwald! Ich hatte gehofft, dass sie beide kommen würden… Bitte nehmen sie Platz!“ sagte sie und deutete auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch.
Sie setzte das Tablett auf den Schreibtisch und faltete die schützende Hülle so, dass sie mitlesen konnte.
„Ich habe Herrn Osterwald mitgebracht, weil es auch ihn be…!“
Der Assistenzarzt legte eine Hand auf ihren Unterarm. Den klopfte er zweimal mit der rechten Handkante auf die Innenfläche seiner linken Hand, bevor er mit dem Zeige- und Mittelfinger erst gegen seine Schläfe und dann erneut auf die Innenfläche der anderen Hand tippte.
„Schon einverstanden“ sagte er dazu.
„Bitte Doktor Lipp. Sie wollten mit mir sprechen!“
Die Oberärztin las es von ihrem Tablett ab und nickte. „Seit der Preisverleihung ist Herr Osterwald nur noch im Labor“ sagte sie und vollführte gleichzeitig die entsprechenden Gebärden. „Ich selbst muss auf Schwester Jana zurückgreifen, wenn ich mit Patienten sprechen muss. Dies ist kein Dauerzustand!“
Sie schaute zu ihm herüber, damit er sich selbst noch äußern konnte.
„Ich bin hier, um zu lernen, Professor Patzelt. Ich möchte Chirurg werden und muss meinen OP-Katalog füllen, damit ich diesen vor meiner Facharztprüfung füllen kann. Im Labor lerne ich nichts, sondern mache nur Routineaufgaben, die sonst wer machen kann.“
Sein Blick ging wieder zu Doktor Lipp, die ihm zunickte und wieder übernahm. „Ich verstehe Doktor Moreau nicht, dass er das macht!“
„Ich denke, nicht nur ich, sondern auch die anderen Assistenzärzte würden sich freuen, wenn Doktor Bähr wieder zurückkommt, um die Ausbildung wieder zu übernehmen.“
Natürlich wusste er, dass es auch noch eine Doktor Sherbaz gab, doch die hatte er kaum kennengelernt und rechnete nicht mit einem schnellen zurückkommen. Professor Patzelt schaute beide eine Zeit an. Die Art wie die Chefärztin schaute, wusste er nicht einzuschätzen, aber er hoffte, dass es endlich besser würde.
„Doktor Moreau handelt so, weil ich ihn dazu angewiesen habe!“
Hatte er das richtig gehört? Professor Patzelt hatte das so entschieden? Er hatte mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Sein Blick ging nach rechts, wo seiner sich mit dem von Alica Lipp vereinte. Sie war offenbar genauso sprachlos, wie er, was in ihrem Fall Wortlos bedeutete. Einen kleinen Moment hingen die Worte wie in einer Sprechblase über ihren Köpfen. Beide schauten noch einmal auf das Tablet, in der Hoffnung, dass sie etwas falsches gehört oder gelesen hatten, aber da stand das, was er gehört hatte: ‚Doktor Moreau handelt so, weil ich ihn dazu angewiesen habe‘. Moreau richtig geschrieben und vor dem ‚weil‘ ein Komma.
Doktor Lipp fand als erstes den Faden wieder. Sie hob die rechte Faust und zeichnete mit ihr einen kleinen Blitz in die Luft, soweit er es von der Seite erkennen konnte.
„Das würde mich auch interessieren!“
Professor Patzelts Augen nahmen eine verengte Form an, was selten vorkam. Er selbst hatte es noch nicht gesehen, was bedeutete, wenn sie wütend wurde, aber da sie sonst so souverän die Chirurgie leitete wie sonst eine Kaiserin in China oder Japan, bedeutete es das ein Donnerwetter kommen würde.
„Doktor Bähr hat angekündigt uns in Richtung Münster zu verlassen. Und bevor sie Fragen, er geht wegen ihnen beiden.“
„Professor Patzelt…“ wollte Florian Osterwald sie unterbrechen.
„Wenn eine Oberärztin und ein Assistenzarzt hinter dem Rücken vom Ausbilder der Assistenzärzte handeln, seine Autorität untergraben und ein Projekt torpedieren, wofür sich Doktor Bähr bei mir und bei Herrn Berger eingesetzt hat, Schichten freigemacht hat, um es zu bearbeiten, dann kann ich seine Entscheidung durchaus verstehen.“
„Das Florian Osterwald besser war“ sagte Alica Lipp, „ist nicht die Schuld von ihm!“ Sie deutete auf den Assistenzarzt neben ihr.
„Was allerdings seine Schuld ist, dass sich Kollegen auf seine Zuarbeit verlassen. Es ist höchst unkollegial diese Arbeit nicht zu machen und das Projekt deshalb zu sabotieren.“
„Es war keine Sabotage!“ sagte Florian kleinlaut.
„Oh doch, Herr Osterwald, das war es!“ sagte die Chefärztin ernst. Sie lehnte sich zurück. „Aus diesem Grunde werde ich der Kommission auch aufgrund dieser Tatsache empfehlen ihnen den Preis wieder zu entziehen!“
Er schaute entsetzt zu ihr. „Das können sie nicht machen!“
„Ich kann und ich werde!“
Alica Lipp lächelte nicht mehr, was sie sonst immer tat. Sie zeichnete mit Zeige- und Mittelfinger in X in die Luft.
„Ungerecht war das Verhalten von Herrn Osterwald, Doktor Lipp.“ Sie schaute beide an. „Sie bekommen beide eine Abmahnung. Herr Osterwald sie werden zurückgesetzt ins erste Jahr und werden, ob sie, Frau Doktor Lipp, unter diesen Umständen Oberärztin bleiben können, das werden wir sehen. Das war es!“
Florian Osterwald wollte noch was sagen, doch dieses Mal legte Alica Lipp eine Hand auf seine, um ihn anzudeuten, dass es keinen Sinn hatte mit der Chefärztin weiterzusprechen. Sie standen beide auf und gingen in Richtung Bürotür.
„Herr Osterwald, …“ hörten er und drehte sich herum. Er bedeutete der Oberärztin, dass Professor Patzelt noch was zu sagen hatte. Sie drehte sich um, öffnete auf ihrem Tablett erneut das Programm und sah zu der Chefärztin. „…Doktor Lipp, sollte Doktor Bähr gehen, haben sie beiden auch keine Zukunft mehr an dieser Klinik. Ich hoffe sie haben mich verstanden!“
Sie tauschten noch einmal einen Blick aus, dann nickten sie und gingen aus dem Büro.
Während des Weges nach unten wich die Angst oder auch Verzweiflung und er wurde sauer… ja sogar wütend auf seinen Ausbilder Doktor Bähr, auf Professor Patzelt, auf die ganze Situation. Er war sauer auf Mikko, der ihn immer und immer wieder bedrängt hatte und Emma, die ihn links liegen ließ… ausgerechnet. Selbst mit ihrem Ex ging sie nach der Trennung freundlicher um als jetzt mit ihm. Es gab Tage, da wusste er nicht genau, ob Emma und Elias wirklich getrennt waren oder ob die beiden jemals zusammen waren.
Er stand an der Anrichte im Ärztezimmer. Seine Wut steigerte sich ungemein und es war klar, dass sie sich irgendwie entladen müsste. Seine Hände ballten sich zu einer Faust. Er presste die Finger ganz fest zusammen, bis die Faust anfing zu Zittern. Mit einem kurzen Schrei donnerten beide Fäuste auf das Holz des Möbels herunter.
Das hinter ihm jemand das Zimmer betreten hatte, hatte er nicht wahrgenommen. Erst als sich jemand rücklings an die Anrichte stellte, die Arme verschränkte und sie souverän anschaute bemerkte er ihre Anwesenheit.
„Übst Du den präkordialen Faustschlag?“ fragte Rebecca Krieger und schaute auf seine Fäuste, die immer noch auf der Anrichte ruhten. „Dazu nimmt man eine Faust und diese…“ Sie deutete auf die Fläche, auf der der kleine Finger zu sehen war. „…Seite!“
„Danke Emma“ sagte er genervt. „Ich werde es mir merken!“
„Kein Problem. Moreau!“ gab sie trocken zurück.
Dann ging er raus und wollte wieder zurück zum Labor. Rebecca ging allerdings hinterher.
„Willst Du jetzt immer wegrennen?“
Er drehte sich um zu Rebecca. „Was willst Du?“
„Fang endlich mal anzureden und verkriech Dich nicht ständig!“ sagte sie.
„Das geht die anderen nichts an!“
Sie schüttelte den Kopf. „Was hat Professor Patzelt gesagt?“ fragte sie.
Er drehte den Kopf weg. „Ich soll mit Doktor Bähr reden!“
„Manche würden sich darüber freuen!“
„Dann geh Du doch zu ihm!“ antwortete sie ihm.
„Um mich geht es ausnahmsweise nicht!“
Er atmete tief durch. „Ich brauche das nicht… Es ist das egal was ich jetzt noch sage, die Stimmung ist sowieso gegen mich. Deine Worte!“
„Versuch es doch mal. Ich hatte auch mal alle gegen mich und dachte, ich schaffe das auch so… War falsch. Ich habe es ohne dem Rest nicht geschafft und soll ich Dir was sagen… Gott sei Dank.“
Jemand kam in ihre Richtung, was er allerdings nicht auf sich bezog. „Mit Elias… Das klappt nicht!“
„Warum!“
„Doktor Bähr diagnostiziert einen Herzinfarkt und spritzt eine Überdosis Adrenalin!“
Ein Mann blieb neben ihm stehen. „Das ist aber Kontraindikativ!“
Florian wandte sich dem Mann zu. „Was kann…“
„Doktor Hoffmann“ sagte Rebecca überschwänglich, um Florian davon abzuhalten noch mehr zu reden.
„Guten Tag Doktor…“ Er suchte wohl nach dem richtigen Namen.
„Krieger“ sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
„Ach ja…“ meinte er. „Sie haben vor kurzem ihren Doktortitel bekommen. Herzlichen Glückwunsch!“
„Danke, Doktor Hoffmann!“ Erst jetzt wurde Rebecca bewusst, dass er nicht alleine war, sondern in einem Tragegestell noch ein Kleinkind dabeihatte. „Wen haben sie denn dabei?“
„Das ist mein Sohn!“ meinte er mit dem gleichen Gesichtsausdruck, als wenn er ihr Röntgenbilder einer Patientin gezeigt hätte.
„Sie haben einen Sohn?“
„Ja. Emil. Doktor Julia Berger soll die U drei Untersuchung hier machen!“
„Verstehe!“
„Und ihr Name!“
„Osterwald. Florian Osterwald“ meinte er stoisch.
„Assistenzarzt?“ fragte er.
„Nein. Laborratte“ widersprach er und ging davon.
Doktor Hoffmann schaute zu Rebecca Krieger und zeigte zum ersten Mal ein schwaches Lächeln. „Was meint er damit?“
„Er hat heute keinen guten Tag!“
„Scheint so!“ war der einzige Kommentar von ihm.
„Sie wollen zu meiner Schwester?“
Er stutzte. „Ach. Julia Berger ist ihre Schwester?“
„Gleicher Vater, andere Mütter. Kommen sie. Ich bringe sie zu ihr!“
„Wissen sie, ob Frau Professor Weber im Haus ist. Ich vermute, dass sie mit Professor Patzelt zusammensitzt.“
„Keine Ahnung, aber das finden wir raus. Kommen sie erst einmal mit!“
„Ah… Doktor Lipp! Herr Osterwald! Ich hatte gehofft, dass sie beide kommen würden… Bitte nehmen sie Platz!“ sagte sie und deutete auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch.
Sie setzte das Tablett auf den Schreibtisch und faltete die schützende Hülle so, dass sie mitlesen konnte.
„Ich habe Herrn Osterwald mitgebracht, weil es auch ihn be…!“
Der Assistenzarzt legte eine Hand auf ihren Unterarm. Den klopfte er zweimal mit der rechten Handkante auf die Innenfläche seiner linken Hand, bevor er mit dem Zeige- und Mittelfinger erst gegen seine Schläfe und dann erneut auf die Innenfläche der anderen Hand tippte.
„Schon einverstanden“ sagte er dazu.
„Bitte Doktor Lipp. Sie wollten mit mir sprechen!“
Die Oberärztin las es von ihrem Tablett ab und nickte. „Seit der Preisverleihung ist Herr Osterwald nur noch im Labor“ sagte sie und vollführte gleichzeitig die entsprechenden Gebärden. „Ich selbst muss auf Schwester Jana zurückgreifen, wenn ich mit Patienten sprechen muss. Dies ist kein Dauerzustand!“
Sie schaute zu ihm herüber, damit er sich selbst noch äußern konnte.
„Ich bin hier, um zu lernen, Professor Patzelt. Ich möchte Chirurg werden und muss meinen OP-Katalog füllen, damit ich diesen vor meiner Facharztprüfung füllen kann. Im Labor lerne ich nichts, sondern mache nur Routineaufgaben, die sonst wer machen kann.“
Sein Blick ging wieder zu Doktor Lipp, die ihm zunickte und wieder übernahm. „Ich verstehe Doktor Moreau nicht, dass er das macht!“
„Ich denke, nicht nur ich, sondern auch die anderen Assistenzärzte würden sich freuen, wenn Doktor Bähr wieder zurückkommt, um die Ausbildung wieder zu übernehmen.“
Natürlich wusste er, dass es auch noch eine Doktor Sherbaz gab, doch die hatte er kaum kennengelernt und rechnete nicht mit einem schnellen zurückkommen. Professor Patzelt schaute beide eine Zeit an. Die Art wie die Chefärztin schaute, wusste er nicht einzuschätzen, aber er hoffte, dass es endlich besser würde.
„Doktor Moreau handelt so, weil ich ihn dazu angewiesen habe!“
Hatte er das richtig gehört? Professor Patzelt hatte das so entschieden? Er hatte mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Sein Blick ging nach rechts, wo seiner sich mit dem von Alica Lipp vereinte. Sie war offenbar genauso sprachlos, wie er, was in ihrem Fall Wortlos bedeutete. Einen kleinen Moment hingen die Worte wie in einer Sprechblase über ihren Köpfen. Beide schauten noch einmal auf das Tablet, in der Hoffnung, dass sie etwas falsches gehört oder gelesen hatten, aber da stand das, was er gehört hatte: ‚Doktor Moreau handelt so, weil ich ihn dazu angewiesen habe‘. Moreau richtig geschrieben und vor dem ‚weil‘ ein Komma.
Doktor Lipp fand als erstes den Faden wieder. Sie hob die rechte Faust und zeichnete mit ihr einen kleinen Blitz in die Luft, soweit er es von der Seite erkennen konnte.
„Das würde mich auch interessieren!“
Professor Patzelts Augen nahmen eine verengte Form an, was selten vorkam. Er selbst hatte es noch nicht gesehen, was bedeutete, wenn sie wütend wurde, aber da sie sonst so souverän die Chirurgie leitete wie sonst eine Kaiserin in China oder Japan, bedeutete es das ein Donnerwetter kommen würde.
„Doktor Bähr hat angekündigt uns in Richtung Münster zu verlassen. Und bevor sie Fragen, er geht wegen ihnen beiden.“
„Professor Patzelt…“ wollte Florian Osterwald sie unterbrechen.
„Wenn eine Oberärztin und ein Assistenzarzt hinter dem Rücken vom Ausbilder der Assistenzärzte handeln, seine Autorität untergraben und ein Projekt torpedieren, wofür sich Doktor Bähr bei mir und bei Herrn Berger eingesetzt hat, Schichten freigemacht hat, um es zu bearbeiten, dann kann ich seine Entscheidung durchaus verstehen.“
„Das Florian Osterwald besser war“ sagte Alica Lipp, „ist nicht die Schuld von ihm!“ Sie deutete auf den Assistenzarzt neben ihr.
„Was allerdings seine Schuld ist, dass sich Kollegen auf seine Zuarbeit verlassen. Es ist höchst unkollegial diese Arbeit nicht zu machen und das Projekt deshalb zu sabotieren.“
„Es war keine Sabotage!“ sagte Florian kleinlaut.
„Oh doch, Herr Osterwald, das war es!“ sagte die Chefärztin ernst. Sie lehnte sich zurück. „Aus diesem Grunde werde ich der Kommission auch aufgrund dieser Tatsache empfehlen ihnen den Preis wieder zu entziehen!“
Er schaute entsetzt zu ihr. „Das können sie nicht machen!“
„Ich kann und ich werde!“
Alica Lipp lächelte nicht mehr, was sie sonst immer tat. Sie zeichnete mit Zeige- und Mittelfinger in X in die Luft.
„Ungerecht war das Verhalten von Herrn Osterwald, Doktor Lipp.“ Sie schaute beide an. „Sie bekommen beide eine Abmahnung. Herr Osterwald sie werden zurückgesetzt ins erste Jahr und werden, ob sie, Frau Doktor Lipp, unter diesen Umständen Oberärztin bleiben können, das werden wir sehen. Das war es!“
Florian Osterwald wollte noch was sagen, doch dieses Mal legte Alica Lipp eine Hand auf seine, um ihn anzudeuten, dass es keinen Sinn hatte mit der Chefärztin weiterzusprechen. Sie standen beide auf und gingen in Richtung Bürotür.
„Herr Osterwald, …“ hörten er und drehte sich herum. Er bedeutete der Oberärztin, dass Professor Patzelt noch was zu sagen hatte. Sie drehte sich um, öffnete auf ihrem Tablett erneut das Programm und sah zu der Chefärztin. „…Doktor Lipp, sollte Doktor Bähr gehen, haben sie beiden auch keine Zukunft mehr an dieser Klinik. Ich hoffe sie haben mich verstanden!“
Sie tauschten noch einmal einen Blick aus, dann nickten sie und gingen aus dem Büro.
Während des Weges nach unten wich die Angst oder auch Verzweiflung und er wurde sauer… ja sogar wütend auf seinen Ausbilder Doktor Bähr, auf Professor Patzelt, auf die ganze Situation. Er war sauer auf Mikko, der ihn immer und immer wieder bedrängt hatte und Emma, die ihn links liegen ließ… ausgerechnet. Selbst mit ihrem Ex ging sie nach der Trennung freundlicher um als jetzt mit ihm. Es gab Tage, da wusste er nicht genau, ob Emma und Elias wirklich getrennt waren oder ob die beiden jemals zusammen waren.
Er stand an der Anrichte im Ärztezimmer. Seine Wut steigerte sich ungemein und es war klar, dass sie sich irgendwie entladen müsste. Seine Hände ballten sich zu einer Faust. Er presste die Finger ganz fest zusammen, bis die Faust anfing zu Zittern. Mit einem kurzen Schrei donnerten beide Fäuste auf das Holz des Möbels herunter.
Das hinter ihm jemand das Zimmer betreten hatte, hatte er nicht wahrgenommen. Erst als sich jemand rücklings an die Anrichte stellte, die Arme verschränkte und sie souverän anschaute bemerkte er ihre Anwesenheit.
„Übst Du den präkordialen Faustschlag?“ fragte Rebecca Krieger und schaute auf seine Fäuste, die immer noch auf der Anrichte ruhten. „Dazu nimmt man eine Faust und diese…“ Sie deutete auf die Fläche, auf der der kleine Finger zu sehen war. „…Seite!“
„Danke Emma“ sagte er genervt. „Ich werde es mir merken!“
„Kein Problem. Moreau!“ gab sie trocken zurück.
Dann ging er raus und wollte wieder zurück zum Labor. Rebecca ging allerdings hinterher.
„Willst Du jetzt immer wegrennen?“
Er drehte sich um zu Rebecca. „Was willst Du?“
„Fang endlich mal anzureden und verkriech Dich nicht ständig!“ sagte sie.
„Das geht die anderen nichts an!“
Sie schüttelte den Kopf. „Was hat Professor Patzelt gesagt?“ fragte sie.
Er drehte den Kopf weg. „Ich soll mit Doktor Bähr reden!“
„Manche würden sich darüber freuen!“
„Dann geh Du doch zu ihm!“ antwortete sie ihm.
„Um mich geht es ausnahmsweise nicht!“
Er atmete tief durch. „Ich brauche das nicht… Es ist das egal was ich jetzt noch sage, die Stimmung ist sowieso gegen mich. Deine Worte!“
„Versuch es doch mal. Ich hatte auch mal alle gegen mich und dachte, ich schaffe das auch so… War falsch. Ich habe es ohne dem Rest nicht geschafft und soll ich Dir was sagen… Gott sei Dank.“
Jemand kam in ihre Richtung, was er allerdings nicht auf sich bezog. „Mit Elias… Das klappt nicht!“
„Warum!“
„Doktor Bähr diagnostiziert einen Herzinfarkt und spritzt eine Überdosis Adrenalin!“
Ein Mann blieb neben ihm stehen. „Das ist aber Kontraindikativ!“
Florian wandte sich dem Mann zu. „Was kann…“
„Doktor Hoffmann“ sagte Rebecca überschwänglich, um Florian davon abzuhalten noch mehr zu reden.
„Guten Tag Doktor…“ Er suchte wohl nach dem richtigen Namen.
„Krieger“ sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
„Ach ja…“ meinte er. „Sie haben vor kurzem ihren Doktortitel bekommen. Herzlichen Glückwunsch!“
„Danke, Doktor Hoffmann!“ Erst jetzt wurde Rebecca bewusst, dass er nicht alleine war, sondern in einem Tragegestell noch ein Kleinkind dabeihatte. „Wen haben sie denn dabei?“
„Das ist mein Sohn!“ meinte er mit dem gleichen Gesichtsausdruck, als wenn er ihr Röntgenbilder einer Patientin gezeigt hätte.
„Sie haben einen Sohn?“
„Ja. Emil. Doktor Julia Berger soll die U drei Untersuchung hier machen!“
„Verstehe!“
„Und ihr Name!“
„Osterwald. Florian Osterwald“ meinte er stoisch.
„Assistenzarzt?“ fragte er.
„Nein. Laborratte“ widersprach er und ging davon.
Doktor Hoffmann schaute zu Rebecca Krieger und zeigte zum ersten Mal ein schwaches Lächeln. „Was meint er damit?“
„Er hat heute keinen guten Tag!“
„Scheint so!“ war der einzige Kommentar von ihm.
„Sie wollen zu meiner Schwester?“
Er stutzte. „Ach. Julia Berger ist ihre Schwester?“
„Gleicher Vater, andere Mütter. Kommen sie. Ich bringe sie zu ihr!“
„Wissen sie, ob Frau Professor Weber im Haus ist. Ich vermute, dass sie mit Professor Patzelt zusammensitzt.“
„Keine Ahnung, aber das finden wir raus. Kommen sie erst einmal mit!“