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Wi(e)dersehen

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Dr. Alicia Lipp Dr. Elias Bähr Florian Osterwald Prof. Dr. Karin Patzelt
18.03.2023
21.03.2023
9
14.628
5
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19.03.2023 1.716
 
Paula Neuhaus wurde nach draußen geführt von Victoria. Kurz vor dem Rolltor blieb sie stehen und wandte sich der Assistenzärztin zu.
„Gut. Also, wir empfehlen ihn Eiswürfel zu lutschen gegen die Schwellung. Kein scharfes oder übertrieben heißes Essen. Am besten sie trinken abgekühlten Tee, weil das aufgekochte Wasser gut sterilisiert ist.“
„Verstanden.“
„Sollten sie Fieber bekommen oder andere Entzündungsmerkmale, dann melden sie sich sofort bei uns oder gehen zu ihrem Hausarzt, aber auf jeden Fall zum Arzt. Wohnen sie bei ihren Eltern?“
„WG, mit einer Freundin zusammen!“
„Ist sie zu Hause?“
Sie nickte. „Ja!“
„Das ist gut, dann ist jemand da, der etwas auf sie aufpassen kann!“
„Hat bei dem Kuss ja auch nicht geklappt, den mir Claas einfach aufgedrückt hat, aber alles klar!“ Sie kramte in ihrer Tasche herum. „Ist es in Ordnung, wenn ich noch eine rauche?“
„Sollten sie besser nicht machen. Warten sie noch bis heute Abend!“
Die Frau steckte die Zigaretten wieder weg und verdrehte genervt die Augen. „Gut!“
„Ihr Hausarzt bekommt noch einen Bericht von uns, dazu müssten wir allerdings wissen, wohin er gehen soll. Ich bräuchte den Namen von ihrem Hausarzt!“
Paula Neuhaus folgte ihr zum Tresen, wo gerade eine der Pflegerinnen telefonierte. Victoria hörte nur mit halben Ohr zu, allerdings sie wohl gerade mit einem Angehörigen von Claas Brügge.
„Die Adresse?“
„Bitte?“
„Die Adresse ihres Hausarztes!“ Die Frau schien sie nicht gehört zu haben. „Frau Neuhaus?“
Die Patientin schreckte richtig auf, offenbar war sie in Gedanken. „Ach so… ‘tschuldigung.  Gemeinschaftspraxis Wehrstapel in…“
Victoria Stadler hob die Hand. „Ist bekannt…“ meinte sie lächelnd. „Danke“ Sie reichte ihr die Hand. „Auf wiedersehen, Frau Neuhaus!“
„Ja… auf Wiedersehen!“ meinte sie und ging hinaus. Victoria drehte sich noch einmal herum, um Frau Neuhaus hinterher zu schauen. Dann ging zurück zu Doktor Lindner.
„So, dass hätten wir dann!“ sagte sie und sah, dass Marc Lindner sich noch um Papiere kümmerte. „Entschuldigen sie, dass ich mich nicht ganz so im Griff hatte!“
„Schon gut“ meinte er und wandte sich ihr zu. „Ich hatte auch zu kämpfen!“
„Ich möchte nicht wissen, was die beiden mitgemacht hatten, wenn Doktor Moreau hier Dienst gehabt hätte!“
Lindner lachte einmal. „Ja, dass wäre interessant geworden… Wen haben wir denn als nächstes?“
„Müssen sie nicht zu ihrer Operation?“ fragte Victoria.
Der Oberarzt schaute auf die Uhr. „Nein… Ein bisschen Zeit habe ich noch!“
„Gut. Der nächste Patient ist Heinrich Bolt… Schnittverletzung an der rechten Hand!“
Sein Handy klingelte. Er schaute auf das Display „Wie langweilig, dann bringen sie ihn herein“ meinte er und nahm erst danach das Gespräch an.

„Wieso ist Julia… Elias?“ fragte er streng.
„Julia hat mitbekommen, wie down ich war, nachdem ich Mikko mit Victoria gesehen habe… Es war direkt, nachdem Helmi da war und außerdem die Mutter von Mats…“ Er verzog den Mund. „Julia hat dann einfach gesagt, dass sie mich heiraten würde, wenn wir beide in fünf Jahren noch alleine sind. Besser gesagt solo!“
„Einfach so?“
„Ja…!“
„Elias… Ich…!“
„Hey… Ben. Ich habe das gemacht, weil Julia mich auf dem falschen Fuß erwischt hat und außerdem…“ Er breitete die Arme aus. „Es ist Julia!“ Ein kleines Zucken mit den Achseln und dem Mundwinkel. „Und glaub‘ mir, ich würde sie in fünf Jahren nicht darauf ansprechen und auf die Einhaltung dieses Versprechens hoffen!“ sagte er. „Ich würde allerdings… ich meine sollte Julia mich fragen…“
„Elias“ sagte sein bester Freund und hielt sich die Hand vor die Stirn. „Du hast schon eine Ehe hinter Dir, die nicht aus Liebe geschlossen wurde. Weißt Du noch, wie Du gelitten hast, als Ameena die Scheidung wollte und jetzt hast Du das nochmal vor?“
„So kannst Du das jetzt aber auch nicht sagen…“
„Doch Bärchen… kann ich!“ Er ging zu ihm und fasste ihn an der Schulter. „Elias, Du weißt, dass außer deiner Mutter niemand mehr Dir eine Frau an deiner Seite gönnt.“ Er hob den Zeigefinger der anderen Hand. „Solange sie Dich liebt und Du sie!“
„Julia und ich…!“
„Ihr seid Freunde… verdammt gute Freunde.“
Elias stutzte etwas. „Was war mit Dir und Julia? Ihr wart doch auch mal zusammen!“
„Das war nur Sex!“
„Immerhin!“
„Und ich bin nicht Du und die Julia von damals ist nicht die Julia von heute. Außerdem will ich noch Patenonkel werden… bei Deinen Kindern!“
Der Herzchirurg schaute ihn an. „Das war jetzt nicht fair gegenüber Julia!“
„Stimmt. Es geht aber um Dich!“
Elias schaute nach unten und nickte zögerlich. „Du hast Recht!“
„Gut“ sagte Ben erleichtert und atmete aus. „Allerdings solltest Du mit Julia reden!“
Der Stationsarzt verzog das Gesicht. „Muss das sein!“
„Elias!“ sagte Ben streng.

Florian Osterwald schaute auf die Uhr. Er sah, dass es Mittag war und ließ Probe Probe sein. Er stand auf und streifte sich die Handschuhe ab. Sein Weg führte ihn in die Cafeteria, wo er sich einen Kaffee holen wollte und zudem wollte er auch kurz nach draußen, um einmal durchzuatmen.
In der Cafeteria angekommen, waren noch zwei Leute vor ihm, bevor er sich außer dem Kaffee noch ein belegtes Brötchen mit Käse aussuchte. Er ging raus und schaute in Richtung Sonne, verschloss allerdings die Augen. Irgendwann berührte ihn jemand an der Schulter, nachdem er das zweite Mal vom Brötchen abgebissen hatte und darauf herumkaute.
Zurzeit kam eigentlich nur eine Person in Frage, die mit ihm sprach. Allerdings hätten die meisten ihn gerufen oder angesprochen, doch das tat Doktor Lipp natürlich nicht.
„Hallo!“ sagte er und winkte mit der rechten Hand, während sie ihn mit ihrem Lächeln anschaute, mit dem sie alle gewinnen konnte.
Sie hob die beiden Handflächen nach oben und formte mit ihrem Mund ein ‚Wo‘. Danach schlug sie mit dem Handrücken der rechten Faust auf ihre linke Faust um anschließend auf ihn zu zeigen.
„Sie wollen wissen, wo ich arbeite!“ sagte er mehr zu sich. Es war nicht so einfach ihr was zu zeigen mit einem Becher und einem Brötchen in der Hand. Er musste allerdings nur seine beiden Daumen umeinander kreisen zu lassen. „Labor!“
Mit der rechten Hand machte sie mit ausgestrecktem Zeigefinger eine Schleife. Dabei schaute sie überrascht.
„Ja, schon wieder!“ bestätigte er, obwohl die Gebärde ‚nochmal‘ bedeutete, was aber auf das Gleiche heraus kam.
„Sie sind Arzt“ sagte sie und verstärkte es durch das Zeichen für Arzt. Sie berührte mit den Fingerkuppen Daumen und Zeigefinger, während die anderen Finger sich abgespreizten und berührte mit den beiden Fingern den Handrücken der rechten Hand.
„Das interessiert Moreau aber nicht!“ sagte er.
Sie schaute ihn etwas traurig an und kratzte sich mit dem rechten Zeigefinger die Innenfläche der linken Hand.
„Ob ich es für einen Fehler halte, dass ich die Forschung eingereicht habe?“ Er wartete auf ein Nicken. „Nein“ sagte er und schüttelte den Kopf. „Aber ich hätte ehrlich sein müssen!“ meinte er.
Sie legte Daumen, Ring- und Zeigefinger auf ihre Brust, um zu wissen ob sie es richtig verstanden hatte.
„Ja!“
„Das mit ihrem Vater muss niemand wissen!“
„Stimmt!“ sagte er und dann seinen rechten Zeigefinger zu heben. „Aber…“ begann er und führte beiden Hände mit ausgestreckten Daumen nach vorne und musste aufpassen, dass das Getränk nicht aus dem Becker floss und auch das Brötchen sich nicht verabschiedete. „…ich hätte ihnen helfen müssen!“ Das müssen bestätigte er durch den ausgestreckten rechten Zeigefinger, welchen er mit der ganzen Hand nach vorne führte.
„Trotzdem ist es nicht in Ordnung. Ich spreche mit Professor Patzelt“ sagte sie. „Sie kommen mit!“

Emma beobachtete das Wasser, was über ihre Hände lief. Dann betrat Doktor Berger den Waschraum und stellte sich neben sie. Die Fachärztin benetzte ihre rechte Hand mit desinfizierender Seife und öffnete den Wasserhahn.
„Gut, Doktor Jahn“ sagte sie. „Wie gehen wir denn vor?“
Die Assistenzärztin nickte. „Wir öffnen hinter der Auricula auris und erweitern wenn nötig den Gehörgang. Das Trommelfell wird angehoben und mit Knorpelgewebe von hinten verschlossen, allerdings nicht angenäht. Danach wird es wieder in Position gebracht und mit Silikonfolie die Haut im Innenohr verschlossen.“
„Danach wird das Ohr wieder angenäht… Gut!“ sagte Julia. „Dann müssen sie nur noch in der Praxis zeigen, was sie Theoretisch wissen.“
„Ich darf operieren?“
„Wie pflegt Doktor Moreau immer zu sagen: Ich kann es schon!“
Emma Jahn lächelte und stellte den Wasserhahn ab. Danach sie schüttelte sich das Wasser, was ihre Haut benetzte, so gut wie möglich von ihren Händen und hielt sie hoch. „Haben sie schon gehört, ob Elias seine Prüfung bestanden hat?“ fragte sie.
Nun stellte auch Julia den Hahn ab und schüttelte den Kopf. „Leider nein!“
„Er wird es wohl gepackt haben, oder?“ fragte Emma besorgt und zuversichtlich zugleich.
„Wissen sie, was die Facharztkommission geschrieben hat, als er seine Prüfung hier abgelegt hat?“ fragte sie mit einem Lächeln, was auch hinter der Maske erkennbar war. „Doktor Bähr berichtete begeistert von den Feinheiten der Kardiomyopathie und…“ Sie hob den rechten Zeigefinger aus den sowieso nach oben gerichteten Händen. „… hat uns sogar noch was beigebracht!“
„Wirklich!“
„Ich habe den begründeten Verdacht, dass bei ihnen so etwas oder so etwas ähnliches stehen könnte.“ Dann deutete sie mit einem Kopfnicken in Richtung Operationssaal. Beide betraten ihn. Während sie ihre OP-Handschuhe angezogen bekommen, schaute Emma noch einmal zu Julia.
„Darf ich sie noch was fragen?“
„Klar!“
„Was stand denn bei ihnen im Zeugnis der Facharztprüfung.“
„Ich soll nicht so nervös sein oder so ähnlich!“
Emma musste nun auch grinsen. „Ich vermute, dass eher das darin stehen wird bei mir!“
„Ich habe eigentlich nur ‚bestanden‘ gehört und war froh, dass ich es hinter mir hatte!“
„Eine Woche später bin ich hier angefangen…“
„Und jetzt sind sie bald Fachärztin und können dann Frau Stadler oder Herrn Oster…“
Dann hörten sie den Alarm an dem Gerät für die Herz-Kreislauf Überwachung. Beide starrten auf die Geräte.
„Was ist los?“ fragte Julia.
Der Anästhesist schaute ihn an.
„Anaphylaktischer Schock!“ meinte er ruhig.
„Cortison schnell!“ sagte Emma und gab noch die Menge an. Sie stand nun direkt neben dem OP-Tisch und auf der anderen Seite platzierte sich Julia. Der Alarm war immer noch da.
„Cortison verabreicht!“
„Adrenalin“ gab Emma die nächste Anweisung, was der Anästhesist auch sofort ausführte. Kurz danach ging der Alarm wieder aus.
„Puls und Blutdruck wieder normal!“
Emma schaute zu Julia. „Wir sollten erst abklären, was den Schock ausgelöst hat. Entweder er hat eine Allergie nicht gekannt oder…“
„…er hat uns was verschwiegen. Ich sehe es so wie sie, Doktor Jahn!“
Emma nickte und schaute zu dem Anästhesisten. „Narkose ausleiten!“
„Verstanden!“
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