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Dein Fahrrad

Kurzbeschreibung
OneshotFreundschaft, Schmerz/Trost / P12 / Gen
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel Kriminalkommissar Mirko Schrader Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne
16.03.2023
16.03.2023
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A/N: Ein uralter Poltbunny, den ich nur wegen cavalletta wieder ausgegraben habe. So richtig happy bin ich mit der ausgeschriebenen Version jetzt nicht. Aber du hast es dir so gewünscht und ich bin so schlecht im Nein-Sagen. Ich hoffe, es macht dich wenigstens ein bisschen glücklich.

Ich habe mir übrigens dieses Mal eher weniger Mühe mit der Recherche gemacht. Alles Medizinische ist hier also recht stümperhaft zusammengeschustert und ergibt sicher gar keinen Sinn.


Für cavalletta

Dein Fahrrad

Bring mich nach Hause
Dieser ganze Weg ist zu Fuß viel zu weit
Und ich schaffe es nicht allein

(Bring mich nach Hause – Betterov)


„GREVEN!“ Seine Stimme überschlug sich fast. Angespannt griff er sich unter die Brille an die Nasenwurzel. Ruhig bleiben, Karl-Friedrich. Die Fassung zu verlieren, bringt niemandem etwas.

Tief atmete er einmal durch. „Ja, warum zum Teufel haben sie ihn denn dahin gebracht, Schrader? Warum wurde er nicht nach Münster ausgeflogen?“ Keifte er dennoch weiter auf Thiels Assistenten ein.

„Na, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht, Herr Professor. Wir waren eben näher an Greven dran. Er hat nur ordentlich was auf den Kopf bekommen und jetzt vermutlich eine fiese Gehirnerschütterung, die…“

„…man nicht unterschätzen sollte.“ Empörte er sich weiter und begann unruhig auf und abzulaufen. Herrgott noch eins. Er war hier der Arzt mit dem brillanten Sachverstand. Was wusste denn Schrader schon oder diese einfältigen Stümper vom Land? Was, wenn sie die Anzeichen einer schweren Kopfverletzung übersahen?

Verkrampft schob er seinen Unterkiefer einmal von links nach rechts. Angestrengt dachte er nach. Was machte er jetzt? Er hockte hier in Münster und Thiel lag da irgendwo in einem Hinterwälderhospital ohne ihn… also ohne seine wertvolle Fachexpertise. Das war nicht hinnehmbar.

„Ich komme zu Ihnen!“ Verkündete er mit fester Stimme und griff schon reflexartig nach dem Autoschlüssel, als Schrader ihn an diesen kleinen, winzigen Haken in seinem Plan erinnerte. „Und mit welchem Auto, Herr Professor? Vom eingezogenen Führerschein reden wir jetzt mal nicht.“

Verdammt. Das hatte er völlig verdrängt. Alles wegen dieser blöden Kuh, die ganz offensichtlich ihm die Vorfahrt genommen hatte und nicht umgekehrt, wie es Polizei und Gericht postuliert hatten. Alles Amateure. Aber diese Amateure hatten eben bestimmt, dass er noch ganze drei Wochen auf seine Fahrerlaubnis verzichten musste. Sein Wagen war zudem noch in der Reparatur, weshalb er sich seit Wochen von Alberich oder Thiel Senior abholen ließ.

„Ich könnte Sie abholen.“ Bot Schrader leicht verunsichert an. Sofort schüttelte er mit dem Kopf. Dann fiel ihm ein, dass der junge Kommissar ihn ja gar nicht sehen konnte. „Nein, nein. Bleiben Sie bei Thiel und stellen Sie sicher, dass diese Kurpfuscher Ihren Chef nicht umbringen, bevor ich da bin.“

Sorgenvoll verzog er das Gesicht. Überlegte, ob er dem Kommissar noch ein paar Anweisungen geben sollte. Aber nein. Schrader bekam das schon hin. So tapsig er sich auch manchmal anstellte, auf den jungen Mann war, wenn es hart auf hart kam, Verlass.

„Ich…ich lass mir was einfallen.“ Murmelte er leicht abwesend. In Gedanken ging er schon seine Optionen durch. Dann legte er ohne ein weiteres Wort einfach auf.

Sein erster Impuls war Alberich anzurufen. Natürlich. Immer seine erste Wahl, wenn er Hilfe brauchte. Aber sein verlässliches besseres Viertel hatte dummerweise gerade Urlaub und war auch noch im wahrsten Sinne ausgeflogen. Zwei Wochen Malta. Ihre liebevoll verfasste Karte, die sie gewissenhaft gleich am ersten Tag geschrieben hatte, klemmte schon an seinem Kühlschrank.

Er holte sie ja schon mal gern für vermeintliche „Notfälle“ aus ihrer Freizeit. Aber sie jetzt per Rückflug hierher zu zitieren, erschien ihm nicht nur überzogen, sondern auch gänzlich unpraktisch.

Seine Assistentin fiel also aus. Blieben Thiel Senior und Frau Klemm übrig. Ersteren konnte er gleich wieder streichen. Der lag selbst mit einer Hüftfraktur noch im Uniklinikum. Wie sich der alte Hund das wieder zugezogen hatte, fragte er sich schon nicht mehr. Der Taxifahrer hatte oft genug versucht Thiel und ihm die Geschichte zu erzählen. Was war er seinem Nachbarn immer noch dankbar, dass er ihnen das mit seinen entschiedenen Unterbrechungen erspart hatte.

Also Frau Klemm. Na, das würde kein schöner Anruf werden. Wie erklärte er das nur, ohne gleich zu Kreuze zu kriechen? Die Antwort war recht simpel. Gar nicht. Entweder er warf sich jetzt hier so richtig vor der Frau in den Staub oder er konnte das vergessen.

Missmutig griff er nach seinem Handy. „Augen zu und durch.“ Grummelte er vor sich hin. Am Ende war aber auch das mehr oder weniger umsonst. Die Staatsanwältin saß auf irgendeinem Jurakongress in Belgien fest und kam nicht weiter wegen Bahnstreik und Vollsperrungen auf der Autobahn. Oha, er wollte jetzt nicht in der Haut der Beamten stecken. Ihr Tonfall allein würde vermutlich eine ganze Hundertschaft in Angst und Schrecken versetzen.

Gut, dann blieben ihm nur noch die örtlichen Taxiunternehmen, was angesichts des Sommersends und dass es Freitagabend war, keine guten Erfolgsaussichten versprach. Nach dem sechsten Versuch gab er frustriert auf.

Manchmal hasste er es durchaus, wenn er Recht behielt. Was jetzt? Ihm lief die Zeit davon. Was hatten diese beiden Superspürnasen auch so spät noch nach Greven rausfahren müssen, um irgendeiner vagen Spur nachzujagen? Thiel und sein verfluchtes Bauchgefühl. Das hatte der sture Hanseat jetzt davon, dass er ihn so rüde angeschnauzt hatte, sodass er aus purer Eitelkeit nicht mitgefahren war.

Geschah dem Kriminalhauptkommissar irgendwie auch ganz recht, wenn er jetzt an irgendeiner unerkannten Hirnverletzung… Nein! Er brachte den Gedanken nicht mal zu Ende, da zwickte ihn schon wieder das schlechte Gewissen und ihm wurde unangenehm kalt.

Das war jetzt auch absolut nicht förderlich. Er musste da hin. Sofort. Auf irgendwen zu warten, brachte nichts. Mal wieder war er sich selbst die beste Hilfe. Denk nach, Karl-Friedrich. Dir wird doch wohl etwas einfallen.

Unruhig starrte er in die einsetzende Dämmerung hinaus. Laue Sommernacht. Eigentlich das beste Wetter für einen romantischen Ausflug. Ging es ihm irrational durch den Kopf. Tja, das Hirn ging manchmal seltsame Wege, wenn es im Panikmodus war. Nicht, dass er Panik hatte. Keinesfalls. Aber er war besorgt.

Zerstreut blieb sein Blick an Thiels Klapprad hängen. Irritiert zog er die Stirn kraus. Dafür, dass man das Dong problemlos zusammenfalten konnte, hatte der Kommissar es schon wieder völlig im Weg abgestellt. Na, der könnte was erleben, wenn er wieder zurück war. Dann traf es ihn wie ein Blitz. Thiels Fahrrad! Laue Sommernacht! Ausflug!

Mit rasendem Puls tippte er die Adresse des Krankenhauses in Greven in die Navigation seines Handys ein. Gute 15 Kilometer. Mit dem Rad und seiner Fitness war das locker in 45 Minuten zu schaffen, vielleicht sogar weniger. Andererseits wusste er nicht, was Thiels klapprige Tretmühle so hergab. Egal. Das war jetzt seine beste Chance.

Er verschwendete nur einen kurzen Gedanken daran, ob es nicht sinnvoll wäre, sich noch umzuziehen und bequemere Kleidung zu wählen. Aber er verwarf ihn gleich wieder. Die Zeit drängte.

Also schwank er sich in voller Anzugsmontur auf das Fahrrad und legte sich beinahe prompt wieder auf die Nase. Fahrradschloss. Verdammt nochmal. Ok. Was jetzt? Zwei Optionen. Anderes Rad suchen oder den Bolzenschneider noch aus dem Keller holen.

Er entschied sich innerhalb von Sekunden. Die komischen Blicke, als er das Schloss zerschnitt, ließ er an sich abprallen. Als er fertig war, warf er das Werkzeug auch nur achtlos zur Seite und brauste an der Frau, die noch brüllte „Eh, stehengeblieben, Sie Fahrraddieb.“, einfach vorbei. Die Dame hatte offensichtlich keine Ahnung, wer er war. Er klaute maximal Butter und selbst die hatte er ja zurückgegeben. Also irgendwie.

Er trat in die Pedale, als wäre der Teufel höchst persönlich hinter ihm her. Er malträtierte den Drahtesel so sehr, dass es ab und zu bedrohlich knackte. Auf der Streckenhälfte ging ihm allmählich die Puste aus. Da half auch der Fahrtwind nicht viel. Aber er biss sich durch. Das Brennen seiner Gesäß- und Wadenmuskeln ignorierte er stoisch.

Nach 10 Kilometern lief ihm der Schweiß in Strömen herunter. Sein Hemd klebte wie eine zweite Haut an ihm. Am liebsten hätte er sich ganz des Jacketts entledigt, aber er wollte nicht anhalten dafür. Also blieb es an.

Kurz vor dem Ziel wurde ihm schwindelig. Seine Sicht verschwamm mehr und mehr und er schmeckte definitiv Blut. Heftig schlug sein Herz gegen seine Rippen. Seine Lungen fühlten sich an, als hätten sie Feuer gefangen. Vor dem Krankenhaus stolperte er quasi nur noch von dem Rad hinunter und ließ es einfach zur Seite fallen.

Er zuckte kurz zusammen. Hoffentlich war Thiels treues Gefährt nicht kaputtgegangen. Egal. Er konnte sich später um das Stahlross des Kommissars kümmern, wenn es nach seiner groben Behandlung etwas Pflege nötig hatte. Jetzt musste er erstmal sicherstellen, dass es seinem Besitzer gutging.

Völlig abgekämpft und nach Luft schnappend schleppte er sich ins Foyer. Glücklicherweise sah Schrader ihn sofort und stürmte sogleich auf ihn zu.

„Herr Professor!“ Rief der junge Mann erstaunt. „Wie sehen Sie denn aus? Und wo kommen Sie so plötzlich her?“

Er konnte nichts mehr sagen. Jedenfalls nicht viel außer. „Thiel…Fahrrad.“ Vage gestikulierte er Richtung Tür. Keuchend musste er sich auf seinen Oberschenkeln abstützen.

„Was?“ Schraders Augen weiteten sich etwas vor Verwunderung. „Sie sind mit Herrn Thiels Rad gekommen? Den ganzen Weg?“

Er nickte nur noch knapp. Konzentriert sammelte er nochmal alles an Luft, die er in seinen angegriffenen Lungen finden konnte. „Keiner…da.“ Presste er mühsam hervor. Jede Silbe eine Qual.

„Und da konnten Sie keinen Ihrer tausenden Kontakte fragen?“ Das Glitzern in den Augen des Kommissars verriet, dass er die Frage eher ironisch meinte. Also fuchtelte der Rechtsmediziner sie unwirsch mit einer Handbewegung weg.

„Keine…Zeit. Wo is…er?“ Das war doch jetzt eigentlich entscheidend. Stöhnend richtete er sich wieder auf und versuchte lange, tiefe Atemzüge zu nehmen. Währenddessen blickte er sich verstohlen um. Oder besser so verstohlen, wie er das in seinem derzeitigen Zustand eben vermochte. Er schwankte leicht, was die Suche nach Thiel nicht gerade einfacher machte. Zum Glück half ihm Schrader aus.

„Da drüben. Noch ne‘n bisschen verpeilt, aber sonst putzmunter. Ich hab‘ gerade seine Papiere bekommen.“ Stolz hielt ihm der junge Kommissar die Unterlagen unter die Nase. Sein Gesicht fühlte sich noch immer kochend heiß und schweißnass an. Vermutlich sah es genauso auch aus. Dementsprechend leicht rutschte ihm die Brille nach unten, als er mit zittrigen Fingern Schrader die Papiere abnahm.

„Das schaue…ich mir lieb…lieber selbst noch…nochmal an.“ Stieß er nur noch leicht von Atemzügen unterbrochen hervor.
„Hab‘ ich jetzt nichts anderes erwartet.“ Kam es von Schrader wie aus der Pistole geschossen.
„Wie bitte, Schrader?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte er den Jungspund streng über seine Brillengläser hinweg. Der wich immerhin sofort seinem Blick aus. Hochroter Kopf oder nicht, von diesem jungen Gemüse ließ er sich noch lange nicht auf der Nase herumtanzen.
„Ja, ja. Machen Sie nur.“ Beschwichtigte eben jenes jetzt sehr zahmes Gemüse ihn schnell. Ging doch.

Während er Thiels Papiere und die Befunde studierte, beruhigte sich auch sein Körper nach und nach. Bekanntes Fahrwasser. Hier war er in seinem Element. Routiniert ging er die medizinischen Angaben durch, die sich für die meisten anderen Menschen nur wie Fachchinesisch lasen.

Währenddessen normalisierte sich seine Atmung und Puls. Ha. Na also. Das war die eigentliche Kondition. Nicht, wie man direkt nach der körperlichen Ertüchtigung aussah, war auschlaggebend, sondern wie schnell man sich erholte. Und er war eben topfit. Thiel hätte hier eine Stunde röchelnd auf dem Boden gelegen.

Apropos Thiel. Wo war denn nun sein überraschend lebendiger Patient? Langsam tastete er mit seinem Blick nochmal den Raum ab, bis er Thiels vertraute Gestalt ausmachen konnte. Deutlich gefasster lief er zu dem anderen Mann hinüber, der aus irgendeinem Grund durch die verglaste Seitenfront des Foyers fasziniert auf den Parkplatz starrte und dümmlich grinste.

„Ah, Boerne. Auch hier. Schön.“ Begrüßte ihn sein Nachbar ungewohnt fröhlich. Nanu, da hatte der thielische Dickschädel wohl doch ordentlich was abbekommen. Wie zum Beweis prangte rechts über der Stirn des Kommissars ein großes Pflaster. Auch insgesamt sah der andere Mann reichlich derangiert aus. Jedenfalls mehr als sonst. Na er würde die Geschichte dahinter sicher noch erfahren.

„Ja, bin ich. Obwohl das gar nicht so einfach war.“ Erklärte er ruhig und testete gleich mal, was das bei Thiel an Reaktionen auslöste. Das sah erstmal gut aus. Die Pupillen veränderten sich mit dem Lichteinfall und Thiel machte auch trotz der leicht seltsamen Wesensveränderung einen recht stabilen Eindruck.

„Aha, sieht man. Ganz schön rotes Gesicht.“ Kichernd drehte sich der Kommissar zur Seite und deutete dann mit seinem Zeigefinger auf Boernes Gesicht. Ah, Schmerzmittel waren das wohl. Er überflog schnell die verordnete Medikation. Starkes Zeug. Das erklärte einiges. Höchst interessant zu wissen, dass Thiel darauf so reagierte.

Gut, dann konnten sie jetzt aber wohl den Heimweg antreten. Schrader war bereits neben ihn getreten. Gemeinsam geleiteten sie den leicht benebelten Thiel vor die Tür.

Erst dort fiel ihm Thiels Rad wieder ein. Der Besitzer schien sein Drahtesel aber nicht bemerkt zu haben. Der Kommissar sah nur einmal verwirrt nach links und rechts. Dann drehte er sich zu ihnen um und blickte Boerne direkt an. „Bringst du mich jetzt nach Hause? Du fährst mich doch immer heim.“

Etwas verdutzt ob des ungewöhnlich vertraulichen Dus blinzelte er seinen Nachbar an. Alles in allem stimmte das schon. Aber…flüchtig blickte er von Thiel zu Schrader neben sich. Dann wanderte sein Blick zu Thiels Fahrrad. Das konnten sie nicht hierlassen. Der junge Kommissar folgte seinem Blick und riss dann entsetzt die Augen auf. Vehement schüttelte Schrader mit dem Kopf, als er die stumme Botschaft des Rechtsmediziners verstand.

Kommen Sie schon, Schrader. Ich kann ihn jetzt nicht allein lassen. Er liebt dieses Ding. Das können wir nicht zurücklassen. Das ist auch gar nicht so schlimm. Es sind nur 15 Kilometer. Das wird Ihnen guttun.

Er wusste aus Erfahrung, dass man Schrader nur lang genug bearbeiten musste, dann knickte er irgendwann wie ein weicher Strohhalm ein. So war es auch dieses Mal.

„Man!“ Fluchte der junge Kommissar noch halbherzig. Dann drückte er ihm schon die Autoschlüssel in die Hand und zog Thiels Rad ruppig hoch. „Sie schulden mir was, Boerne.“ Versuchte er noch einen auf dicken Macker zu machen. Aber der Rechtsmediziner wusste nur zu gut, dass Schrader von der Sorte „Hunde die bellen, die beißen nicht“ war.

„Vergessen Sie nicht, dass Licht anzumachen.“ Rief er dem jungen Mann noch mit einem süffisanten Grinsen hinterher. Ein letzter böser Blick, dann radelte der Kommissar schon mit mürrischem Gesichtsausdruck in die Dunkelheit los. Amüsiert blickte er dem großen Kerl auf dem mickrigen Klapprad hinterher.

„Sach mal, ist das nicht mein Rad?“ Erinnerte Thiel ihn, dass er ja noch eine andere Aufgabe hatte. „Ja. Gutes Modell, Thiel. Sehr praktisch in der Handhabung. Ein bisschen wie Sie. Schlicht aber durchaus mit seinen Vorzügen.“

Dass Thiel nicht ganz bei sich war, bemerkte er vor allem an der ausbleibenden Retour. Zu schade. So machte das gar keinen Spaß. Naja, morgen dann, wenn sein Nachbar wieder bei Sinnen war. Eigentlich war er sich gar nicht so sicher, ob er wollte, dass sich Thiel hieran erinnerte. Nun, da hieß es warten, was der Morgen brachte.

Also im Prinzip das, was sie immer taten. Damit waren sie bisher doch recht gut gefahren. Der eine eben mit dem Auto und der andere mit dem Rad. War doch nicht so wild, wenn sie da ab und zu mal die Rollen tauschten. Im Gegenteil. Das könnte wie alles bei ihnen sogar durchaus spannend sein. Hauptsache sie kamen irgendwie, irgendwo an. Im besten Fall immer gemeinsam.

Und damit gab es eigentlich nur noch eins zu sagen.
„Na kommen Sie, Thiel. Ich bring‘ Sie nach Hause.“
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