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Wichtig

Kurzbeschreibung
OneshotFreundschaft, Schmerz/Trost / P12 / Gen
Kriminalhauptkommissar Jan Pawlak Kriminalhauptkommissarin Rosa Herzog
16.03.2023
16.03.2023
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Liebste Jana,
liebe, wundervolle, kreative, liebenswürdige, humorvolle, kluge, talentierte, warme, wunderschöne Jana. (Hab‘ ich was vergessen? Bestimmt. Nimm’s mir nicht krumm. Ich bin alt. Jedenfalls älter als du.) Das hier ist für dich. Zu deinem Ehrentag. Zu einem meiner besten Tage im Jahr. Und weil du im Dezember bei „Nur eine saublöde Idee“ wissen wolltest, was den Jan Rosa geschenkt hätte. Hier meine sehr späte Antwort.

Es ist nicht viel, nur eine winzige Kleinigkeit. Aber das ist vielleicht gar nicht schlimm, weil es mich bei allem, was sich verändert hat (zum Besseren), doch ein wenig daran erinnert, wie und durch wen wir uns kennenlernen durften. Allein dafür werde ich diesem Fandom ewig dankbar sein, dass ich so einen tollen Menschen treffen durfte.

Wir haben den Satz so oft gesagt und geschrieben. „Du bist mir wichtig.“ Also habe ich mich mal davon leiten lassen. Denn für mich bist du etwas ganz Besonderes. Ganz egal, was der Rest der Welt denkt und sagt. Ich schau dir einfach so gern dabei zu, wie du dich entwickelst, was du aus dem machst, das da in dir schlummert. Und selbst, wenn’s manchmal so scheint, dass du auf der Stelle trittst. Ich bewundere deinen Humor und deine Hingabe für die Dinge, die dir am Herzen liegen. So wie das hier. Ich wünsche dir, dass dir Herzlak, der Tatort Dortmund und Steffi noch sehr, sehr lang erhalten bleiben.

Das hier ist nicht besonders gut, wenig durchdacht und bestimmt an allen Ecken und Enden meilenweit am Canon vorbei. Die beiden liegen mir auch einfach nicht so gut wie dir. Aber es kommt voll und ganz von Herzen. Vor allem von violetten Herzen. Also auf dich ein Lila-Herz heute. Ein ganz, ganz großes.



Für Jana (herzlak/albvrich)

Wichtig

Es fing ganz harmlos an. Zunächst war es nur der übliche Kaffee, der plötzlich genau dann auftauchte, wenn sie es am nötigsten hatte. Das ging nahtlos darin über, dass sich irgendwann kleine Naschereien und Kuchen dazugesellten.

Wie aus dem Nichts fanden sich Muffins in allen erdenklichen Sorten, Formen und Farben auf ihrem Schreibtisch wieder, wenn sie von einem Termin oder der Toilette zurückkam. Eine etwas abenteuerlich aussehende Kreation in giftgrün war ihr besonders in Erinnerung geblieben, geschmacklich mit Schoko-Minze-Waldmeister auch reichlich gewöhnungsbedürftig. Aber es war ja der Gedanke, der zählte.

Am liebsten war ihr ohnehin der kleine kümmerliche Muffin mit der lila Glasur und dem ebenfalls tief violetten Herz gewesen. Schief und krumm. An den Rändern leicht verbrannt. Und doch offensichtlich mit viel Liebe und Mühe selbstgemacht. Vor Rührung hatte sie sich kaum getraut das kleine Backwerk zu essen. Der winzige gelbe Notizzettel mit der simplen Botschaft ‚Von Mia‘ war nicht nur unnötig, sondern vor allem dreist gelogen gewesen.

Dafür kannte sie das Mädchen inzwischen einfach gut genug. Wenn Mia etwas konnte, dann backen. Nein, das hatte ihr Vater ganz allein verzapft. Wie so vieles andere auch.

Die Backerei war ja auch noch ok. Das ging schon. Alles im Rahmen. Die besorgten Blicke und Sprüche à la „Willste nicht auch mal Feierabend machen.“ waren da schon was anderes. Aber auch die hatte sie zunächst stoisch, wenn auch mit zunehmender Verdrossenheit, ignoriert.

Sie war sogar recht stolz darauf, dass ihr bisher nur einmal so richtig der Kragen geplatzt war. Das grimmige „Einfach mal die Klappe halten, wenn man nichts Qualifiziertes zu sagen hatte, Jan.“ hatte er sich auch wirklich verdient. Sie hatte das also alles in allem doch sehr gut im Griff. Bis jetzt.

Denn das hier. Das ging wirklich zu weit. Ja, sie mochten sich. (Vielleicht ein bisschen zu sehr.) Ja, sie waren sowas wie Freunde. (Ziemlich verkorkste mit einem ungesunden Hang zu Traumaerfahrungen, aber wer war schon perfekt.) Und ja, sie hatte sein Verhalten bis hier her geduldet. (Vielleicht ein bisschen zu viel.) Aber sie waren immerhin noch eine professionell geführte Mordkommission und nicht das Landschulheim mit pubertärem Hormonüberschuss.

Wutschnaubend betrachtete sie das Geschenk auf ihrem Tisch nochmal missmutig. Da hatte sich offensichtlich jemand reichlich abgemüht und war glorreich gescheitert.

Das violette Geschenkpapier wies überall merkwürdige Knicke und unlogische Winkel auf. An einer Stelle war es sogar notdürftig mit Tesafilm geflickt worden. Das Schleifenband hatte er sich gleich ganz gespart. Dabei war der Gegenstand in der Verpackung augenscheinlich nicht mal sonderlich groß oder hatte eine besonders anspruchsvolle Form. Klassisches Rechteck mit den Maßen von maximal 5x15x20 Zentimetern schätzte sie mit einem weiteren verdrießlichen Blick auf das erbärmliche kleine Päckchen.

Zeit sich diesen Frust von der Seele zu brüllen. Was sie mit einem inbrünstigen scharfen „Jan!“ auch direkt in die Tat umsetzte.

Es dauerte lang bis er mit schlurfendem Schritt im Türrahmen auftauchte. Den Blick gesenkt und die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ah, er wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Gut so.

„Was ist das?“ Fragte sie mit fester Stimme und zuckte knapp mit dem Kopf Richtung Geschenk. Zur Antwort bekam sie aber nur ein Schulterzucken. Was fiel dem eigentlich ein? Nicht mit ihr.

„Eine verbale Antwort bitte.“ Presste sie um Ruhe bemüht durch zusammengebissene Zähne hervor.

„Ein Geschenk.“ Wow. Da war der Herr ja wieder super gesprächig heute. Geradezu in Plauderlaune. Sie verkniff sich mit Mühe ein Augenrollen.

„Seh‘ ich selbst.“ Keifte sie ihn grob an. Dann seufzte sie einmal schwer auf. So würde das definitiv nichts werden. Na schön, wenn die Schnecke nicht aus ihrem Gehäuse wollte, dann musste man sie eben locken. Zuckerbrot und Peitsche.

„Jan, so geht das nicht. Das ist alles ja sehr lieb von dir und ich hab‘ dich wirklich gern. Aber wir sind zuallererst Kollegen und erst an zweiter oder auch dritter Stelle Freunde, ok? Du kannst mir nicht ständig irgendwas schenken. Was soll das hier überhaupt?“

Wieder bekam sie nur ein Schulterzucken.

„Bist mir halt wichtig.“ Nuschelte er vor sich hin. Verdammt. Volltreffer. Der saß. Jetzt kam sie sich plötzlich wie die Böse in diesem Spiel vor. Dabei war ihre Position doch durchaus nachvollziehbar. Doch noch bevor sie genau diesen Punkt machen konnte, wurde die Sache noch um einiges unangenehmer für sie.

„Alles Gute, Rosa.“ Murmelte Jan so leise, dass man ihn kaum verstand. Dann wandte er sich einfach um und ging. Was zum…? Was sollte das denn überhaupt heißen? Alles Gute? Wofür wünschte er ihr denn sowas?

Etwas ratlos ließ sie den Blick durch das Büro wandern und blieb an dem überdimensionierten Kalender hängen. Der mit den vielen Hundewelpen, den irgendeine Bürokraft aus einem dieser kostenlosen Magazine gefriemelt hatte. Man sah deutlich die Löcher der Tackerklammern, die das Ding mal ursprünglich zusammengehalten hatten.

Alles Gute…? Entsetzt riss sie die Augen auf, als es endlich klick machte. Der Groschen fiel nicht nur laut und hart. Er schlug metaphorisch gesprochen einen metertiefen Krater in ihr schlechtes Gewissen.

Shit! Shit, shit, shit.

Wie war ihr das denn bitte passiert? Wie war ihr das nur entfallen? Heute war ihr Geburtstag. Ausreden gab es viele. Bönischs Tod, ihre Mutter, Fabers Zustand, Jans Zustand, die kommissarische Leitung. Ausreden gab es viele. Eine ernstgemeinte Entschuldigung war da schon seltener. Und die hatte er sich nun wirklich voll und ganz verdient.

Vorher aber siegte nun doch ihre naturgegebene Neugier. Mit leicht zittrigen Händen entfernte sie das violette Papier, um dann prompt hektisch mit ihren Augen gegen die aufsteigenden Tränen anzublinzeln. Das gab’s doch nicht. Wann hatte er das gemacht?

Ehrfürchtig betrachtete sie den schlichten Bilderrahmen in ihrer Hand. Nichts Besonderes. Hatte ihn vermutlich nicht mal einen Fünfer an der Drogerie um die Ecke gekostet. Und doch hatte das Foto in diesen vier billigverklebten Kanten aus gepresster Holzpappe einen Wert, den man nicht in bloßen Zahlen beziffern konnte.

Es zeigte nicht etwa Jan und sie. Das wäre auch viel zu banal gewesen. Nein, die Aufnahme war von Mia und ihr, wie sie sich vergnügt angrinsten. Die Gesichter so dicht aneinander, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. Sie wusste sofort, welcher Tag das gewesen war. Sie erinnerte sich genug. Das war der Tag gewesen, als Mia verkündet hatte, dass sie Polizistin werden wollte.

Auch jetzt noch musste sie über Jans panisches Gesicht lachen. „Was?“ Hatte er nur mühsam mit leicht erhöhter Stimme gekeucht. Dann hatte ihn Mia eiskalt schachmatt gesetzt. „Klar. Dann bin ich irgendwann so cool wie Rosa.“

Langsam drehte sie den Rahmen einmal um. Natürlich. Sie hatte es gewusst. Sie kannte ihn einfach viel zu gut. Kopfschüttelnd las sie seine knappe Botschaft.

Hab’s euch doch gesagt. Nur Familienaufnahmen mit dem Ding, wenn ihr auch drauf seid. Also doch. Er hatte dieses Bild mit der alten Kamera gemacht, die sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Was für ein Aufwand, wenn man bedachte, dass das Teil noch richtig mit einem Film funktionierte, den man entwickeln lassen musste. Aber das war es ihm offensichtlich wert gewesen.

Lächelnd wendete sie das Bild wieder um. Noch ein paar Sekunden blickte sie nur grinsend auf den Schnappschuss des taffen Mädchens und ihr hinab. Dann stürmte sie ihrem eigenwilligen Vater hinterher.

„Jan!“ Rief sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag durch die Dortmunder Mordkommission. Die blöden Blicke waren ihr gleich. „Warte mal.“

An der Tür zur Küche fing sie ihn schließlich ab. Sie dachte nicht lange nach. Das war eh nicht so ihr Ding. Also folgte sie nur ihrem ersten Instinkt und umarmte ihm einmal fest, der Bilderrahmen noch immer in ihrer rechten Hand. „Danke“ Flüsterte sie leise dazu.

Die Umarmung dauerte länger als sie sollte. (Vielleicht…nein ganz sicher…zu lang für zwei Menschen, die zuallererst Kollegen und erst an zweiter oder dritter Stelle Freunde sein sollten.) Egal. Heute war Platz drei ihr ganz persönlicher Sieger. Heute nahm sie sich das raus. Sie hatte schließlich Geburtstag.

„Wofür warn das jetzt genau?“ Fragte Jan fast ein bisschen schüchtern, als sie sich voneinander lösten. Dieses Mal war sie es, die einmal unbekümmert die Schultern hob. Frech grinste sie ihn an.

„Bist mir eben auch wichtig.“ Punkt. Satz. Sieg. Das kleine Zucken seiner Mundwinkel entging ihr nicht. Pfeifend schlenderte sie anschließend mit einer frischen Kaffeetasse an ihren Schreibtisch zurück.

Sie schüttelte nochmal lachend mit dem Kopf, während sie sich wieder setzte. Das Bild von Mia und ihr platzierte sie direkt neben dem Monitor. Genau dorthin, wo sie es immer im Blick hatte. Ehrenplatz. Etwas anderes kam ja für dieses wertvolle Geschenk auch gar nicht infrage. Das war immerhin eine Familienaufnahme und die waren eben ganz besonders…wichtig.
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