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Vendetta 2 – Wenn du in dich gehst, dann geh nicht unbewaffnet

Kurzbeschreibung
GeschichteThriller, Schmerz/Trost / P18 / Gen
Hank Anderson OC (Own Character) RK800-51-59 Connor
14.03.2023
22.03.2023
9
12.664
2
Alle Kapitel
10 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
18.03.2023 1.169
 
Danke liebe NaschKatze für dein Review x3!


Kapitel 5.) Vertraulich


06.September 2045
07:30:05
Haus von Connor und Hank Anderson
115 Michigan Drive, Detroit, Michigan, USA


- Einige Tage später -

Mit einem nervtötenden Piepen riss der Wecker den alternden Lieutenant aus seinem wohlverdienten Schlaf. Grummelnd wollte er sich schon wieder umdrehen, als er das Gewicht eines weiteren schlafenden Körpers neben ihm auf der Matratze vermisste. Hank setzte sich auf. Scheiße er wusste, welcher Tag heute war... Und er konnte sich denken, dass genau das der Grund war, weshalb der Android vor ihm das Schlafzimmer verlassen hatte.
Bevor Connor in sein Leben getreten war, hätte er sich jetzt wieder die Decke über den Kopf gezogen und gehofft, dass dieser Tag schnell vorbeigehen würde. Er ertrug diese ganzen fadenscheinigen Glückwünsche nicht, die neunzig Prozent eh nur aus reinem Pflichtbewusstsein runter rasselten. Kaum einen Tag später, wollten sie alle mit dem griesgrämigen, depressivem Lieutenant am liebsten nichts mehr zu tun haben. Aber das war vor dem Androiden. Connor gab sich stets Mühe, diesen Tag wieder zu etwas Besonderem zu machen. Und ihm kaufte er diese Worte auch ab.

Mit knackenden Knien erhob sich Hank, schlüpfte in seinen alten Detroit Gears Pullover und die erst beste Hose, die er finden konnte. Leise öffnete er die Schlafzimmertür und das erste, was er vernahm, war ein geschäftiges Rascheln aus der Küche. Dicht gefolgt von dem Duft frisch gemachter Pancakes. Connor schien wieder alle Register zu ziehen. Schuld durchzuckte den Lieutenant, wenn er daran dachte, wie sträflich er immer mit Connors eigenen ‚Geburtstag‘ umging. Er war schon froh, wenn er ein Geschenk für den Androiden aufgetan hatte – er war noch nie sonderlich begabt in sowas gewesen...

Statt wie sonst zuerst im Badezimmer zu verschwinden, folgte der Grauhaarige dem verlockenden Duft bis in die Küche. Im Türrahmen stehend beobachtete er für den Augenblick Connor, wie er mit dem Rücken zu ihm gewandt Sumo sein wohlverdientes Frühstück servierte. Doch seine Sinne waren scharf genug, um die Anwesenheit des Lieutenant sofort zu bemerken: „Hank!“ Stieß er aus und keine zwei Sekunden später hatte er den Androiden am Hals hängen: „Alles, alles Gute zum Geburtstag!“
Der Ältere zog seinen Mitbewohner noch etwas fester an sich. Er hatte sich vorgenommen, jede Sekunde mit dem Jüngeren auszukosten – zu eindringlich hatte ihm das Schicksal gezeigt, wie schnell dieses Privileg enden konnte...

„Danke, Kleiner.“ Hank wuschelte dem Androiden durch die kurzen braunen Haare.
„Setz dich, ich hab Frühstück gemacht.“ Connor schob den Lieutenant mit einem zufriedenen Lächeln Richtung Esstisch. „Das wäre nicht nötig gewe...“ setzte dieser sogleich an und blickte auf den üppig gefüllten Frühstückstisch vor ihm.
„Das sagst du jedes Jahr, Hank. Aber doch, du hast es dir verdient.“
Zweifelnd zog der Ältere eine Augenbraue nach oben: „Aha, womit denn diesmal? Weil ich nett zu dir bin?“
„Zum Beispiel, weil ich deinetwegen noch hier stehen kann und nicht auf einer Müllhalde vor mich hin oxidiere.“ Ungerührt drehte sich Connor wieder zu der kleinen Küchenzeile und bediente die altmodische Kaffeemaschine. Dadurch entgingen ihm die entsetzt geweiteten Pupillen des Älteren...

„Hank...?“
„Ja, mein Junge ich bin hier...“

„WIR SIND HIER – ICH HABE IHN GEFUNDEN!“


Schnell wandte sich der Lieutenant ab, als Connor sich wieder zu ihm umdrehte. Der Android stellte eine dampfende Kaffeetasse vor ihm ab und setzte sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber: „Lass es dir schmecken.“ Ein zufriedenes Lächeln zierte Connors Gesicht.
„Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass ich dich nicht verdient habe, Kleiner. Danke...“ Der Jüngere wusste, wie ehrlich Hank diese Worte meinte, auch wenn er immer noch der Meinung war, dass der Lieutenant weit mehr als das verdient hatte.
Während Hank sein Frühstück vertilgte, sprachen sie über Gott und die Welt. Ausnahmsweise weder über die Arbeit, noch über Reed, noch über die Vergangenheit... Das kam dem Lieutenant nur recht – er hoffte nach wie vor, dass die taffe Art, mit der, der Android über die zurückliegenden Ereignisse sprach, nicht nur ein Schutzkokon für seine geschundene Seele war. Er hoffte tatsächlich, dass dieser Garcia und auch er Connor die Sicherheit geben konnten, das alles hinter sich zu lassen. Was wusste er schon von der Psyche eines Menschen. Geschweige denn von der eines Androiden.

Hank legte die nun nicht mehr eindrucksvoll gefaltete Serviette beiseite. Ihm tat es schon fast leid, dass er das kleine Kunstwerk für so etwas Banales wie das Säubern seiner Hände zerstören musste.
Er spürte Connors abwartenden Blick auf sich, also lehnte er sich in seinem Stuhl zurück – das Zeichen, worauf Connor gespannt gewartet hatte.
„Ich hab auch noch eine Kleinigkeit für dich. Ich weiß, das ist alles nicht großartiges zu deinem Sechzigsten, aber...“
Hank schüttelte den Kopf: „Nein, Kleiner, das ist genau ausreichend.“
Connor ließ das unkommentiert und zog eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche. Er zupfte die silberne Schleife daran ein wenig zurecht und übergab sie dann dem gespannten Lieutenant: „Happy Birthday, Hank.“

Kurz ließ dieser seinen Blick zwischen der kleinen Box und seinem Partner pendeln, bevor er ihm das Geschenk abnahm. Langsam löste er die silbrig glänzende Schleife, alles unter den wachsamen Augen seines Mitbewohners. Als wollte er ja keine Regung darüber verpassen.
Hank öffnete nun auch den Deckel der kleinen Schachtel und im nächsten Moment blickte er gerührt zu dem Androiden. Sachte fuhr er mit dem Daumen über die feine Gravur.

Nov. 5th, 2038
Amat Victoria Curam – Victory loves preparation
H & C


„Das ist das Datum, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben.“ Erläuterte Connor, er wusste nicht, ob sich Hank an diesen Tag großartig erinnern konnte.
Der Lieutenant nickte stumm, natürlich wusste er was das für ein Tag war. Wie könnte er diesen je vergessen?
An der passenden Halskette zog er die schwarz glänzenden Anhänger, die von der Aufmachung her an Erkennungsmarken aus dem Militär erinnerten, aus ihrer Verpackung.
„Sie sind ein bisschen schwer, ich hoffe, das stört dich nicht. Ich habe mich für Titan entschieden – der Mann im Laden meinte sogar, dass sie den Beschuss mit einer Waffe aushalten würde. Das halte ich aber für übertrieben, wenn du mich fragst... Hank? Alles in Ordnung?“

Connor war in seinem Monolog die Gefühlsänderung des Älteren nicht sofort aufgefallen.
Er legte den Kopf schief, lag er tatsächlich so falsch mit seinem Geschenk? „Hank? ... Weinst du etwa?“
Der Lieutenant schüttelte den Kopf: „Nein... nein Kleiner, ich hab da nur eine Wimper im Auge...“
Scheiße, er wollte jetzt ganz sicher nicht vor Rührung vor dem Androiden anfangen zu heulen! Tief atmete er durch und versuchte sich wieder zu fassen. Um das zu überspielen, hing er sich Connors Geschenk um den Hals: „Na wie sehe ich aus?“ Das zufriedene Lächeln war auf die Gesichtszüge des Androiden zurückgekehrt. Natürlich registrierte er immer noch die leicht feuchten Augen des Älteren, ließ es aber unkommentiert. Er wertete es als gutes Zeichen.
„Steht dir hervorragend, wenn du mich fragst.“ Hank verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln und er wusste bereits jetzt, dass dieses Geschenk ihn für immer begleiten würde...

„Danke, Kleiner.“
„Für was?“
„Für alles. Dafür dass du bei mir bleibst, obwohl ich manchmal so ein dämliches Arschloch bin.“
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