Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Catwalk Aasee

von Mimmy87
Kurzbeschreibung
OneshotHumor / P6 / Gen
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne Rechtsmedizinerin Silke Haller
14.03.2023
14.03.2023
1
1.327
4
Alle Kapitel
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
 
 
14.03.2023 1.327
 
Mitternacht. Zeitgleich schlugen die Uhren der St. Aegidii Kirche und die von St. Antonius. Der Vollmond war ein wenig Wolkenverhangen, doch sonst war es recht klar.

Silke Haller stand am Ufer des Aasees und wartete gespannt.

*

´Klack, klack, klack.´ Thiel stand nun schon eine Weile hinter seiner Haustüre und sah mit einem Grinsen im Gesicht durch den Türspion. ´Klack, klack, klack.´ Wieder und wieder drang dieses Geräusch in seine Ohren, die zugegebener Maßen extrem gespitzt waren. Ein kleines Vögelchen hatte ihm gezwitschert, dass es sich wahrscheinlich lohnen würde, heute ein Auge auf die gegenüberliegende Wohnung zu haben.

Endlich tat sich etwas. Boerne trat in den Flur und knipste das Licht an. Thiel beobachtete, wie sein Nachbar die Türe abschloss und sich dann leise seufzend hinunterbeugte, um etwas aufzuheben, allerdings konnte er nicht sehen, um was es sich dabei handelte.

Showtime. Der Kommissar öffnete seine Tür. „Na Boerne, wo wollen Se denn noch hin, um diese Zeit?“

Ertappt zuckte der Professor zusammen und versuchte hastig hinter seinem Rücken das zu verbergen, was er soeben aufgehoben hatte. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Thiel“, gab er schroff zurück.

„Was ham Se n da hinterm Rücken?“, fragte Thiel unbeeindruckt neugierig, trat einen Schritt in den Flur und grinste noch breiter als zuvor.

„M-och, gar nichts“, erwiderte Boerne. „Ich hab es eilig. Also, wenn Sie mich dann entschuldigen würden“, er wirbelte gekonnt herum, verbarg weiter, was er verbergen wollte und wandte sich der Treppe zu.

„Hatten Sie Damenbesuch?“, so einfach wollte Thiel ihn nicht entkommen lassen.

Doch Boerne reagierte nicht mehr auf ihn und verschwand flugs durch die Eingangstür.

Etwas enttäuscht ging Thiel zurück in seine Wohnung, zu gerne hätte er seinen Nachbarn ein wenig mehr in Verlegenheit gebracht. Von Frau Haller wusste er, was dem Professor heute bevorstand. Zu gerne wäre er dabei gewesen, doch sie hatte ihm erklärt, dass sie Boerne ihre Verschwiegenheit diesbezüglich versprochen hatte.

*

Zwei Minuten nach zwölf. Langsam wurde es ihr ein wenig unbehaglich, so alleine. Gut, weiter hinten bei den Giant Poolballs konnte Silke ein paar Studenten ausmachen, die es sich offensichtlich mit einigen alkoholhaltigen Getränken auf der umliegenden Wiese gemütlich gemacht hatten, aber sonst war erwartungsgemäß wenig los hier um diese Zeit.

Bis viertel nach würde sie ihm noch geben, wenn er dann nicht da wäre, dann... ihr blieb keine Zeit diesen Gedanken weiterzuspinnen.
Just in diesem Moment hörte sie den unverkennbaren Sound von Boernes Wagen.

Ein leichtes Schmunzeln stahl sich in ihre Mundwinkel. Würde er also doch nicht kneifen. Gespannt wartete sie ab. Es dauerte noch einige lange Momente, dann erblickte sie ihren Chef an der obersten Treppenstufe.

Ihrer Kehle entwich ein amüsiert glucksender Laut. Boerne scannte offensichtlich die Umgebung mit seinen Augen ab, hatte dabei eine Hand in die Hüfte gestemmt und stand äußerst gerade, um nicht zu sagen erhaben da..
Als er sie erblickt hatte und sah, dass sie ihn beobachtete, setzte er sich in Gang.

Silke staunte nicht schlecht. Elegant und sicher, ja beinahe mit katzenartiger Präzession, nahm er die einzelnen Stufen der Treppe. Unten angekommen stellte er sich ihr gegenüber.

Unweigerlich musterte sie ihn erneut. Eigentlich sah er aus wie immer, allerdings war er dank seines neuen Schuhwerks noch ein wenig größer. „Nabend, Professor“, grüßte sie vergnügt.

„Frau Haller“, gab er mit einem leichten Nicken zurück.

Sie sahen einander in die Augen, wie zwei Duellanten in einem alten Westernfilm. Im Licht der Laternen glitzerte das Wasser des Aasees, in der Ferne zankten sich ein paar Enten und machten mit heftigem Geschnatter auf sich aufmerksam.

„Also gut“, begann Boerne. „Eine Stunde.“

„Eine Stunde“, bestätigte Silke.

Der Professor schnaubte etwas unwillig. „Dann geben Sie schon her“, forderte er und hielt ihr seine Hände entgegen.

Silke überreichte ihm den grauen Müllsack und eine Greifzange. „Brauchen Sie Handschuhe?“, fragte sie mit zuckersüßer Stimme und schadenfrohem Blick.

Boerne zog die Augenbrauen hoch. „Die habe ich mir selbst mitgebracht“, damit zog er ein Paar Arbeitshandschuhe aus seiner Manteltasche, hielt sie ihr demonstrativ entgegen und streifte sich selbige über.

Während der Professor umgehend begann, Zigarettenkippen und Verpackungsmüll vom Boden zu sammeln, machte Silke es sich auf der langgezogenen Bank im Hintergrund gemütlich und sah ihm dabei zu. Sie war schon etwas beeindruckt, wie sie zugeben musste. Boerne hatte sich schwarze Lederstiefeletten mit recht beachtlichem Absatz besorgt und lief darin, als habe er solche Schuhe schon öfter getragen.

„Halten Sie mal, Alberich“, riss er sie aus ihren Gedanken und übergab ihr damit seinen Mantel.

Silke legte sich das Kleidungsstück über ihre Knie.

„Ist Ihnen kalt?“, fragte Boerne mit spöttisch hochgezogener Augenbraue.

„Nein“, sie ließ ihre Augen auf ihm ruhen, während er seine Arbeit wieder aufnahm. „Möchten Sie einen Kaffee?“, fragte sie etwas später beinahe nachdenklich.

Der Professor wandte sich seiner Assistentin erneut zu. „Nun, wenn Sie einen haben, dann gerne“, er sah auf seine Uhr. „Aber zunächst, werde ich die letzten achtzehn Minuten meiner Strafaufgabe hinter mich bringen. Ich muss aus diesen Schuhen raus“, gab er zu.

„Geschenkt, Chef“, Silke grinste. „Darf ich ein Foto von Ihnen machen?“

„Ein Foto? Wofür das denn?“, er sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Fürs Fotoalbum“, Silke kicherte.

Er stöhnte hörbar und verdrehte die Augen. „Von mir aus. Ich bin ja keine Spaßbremse“, damit brachte er sich unter einer der Laternen in Pose. Wie ein Model stand er da, den Rücken gerade, die linke Hüfte leicht vorgeschoben, den Fuß seitlich gedreht und das Hosenbein neckisch nach oben gezogen, sodass die Absätze gut sichtbar waren.

Silke fielen bei diesem Anblick beinahe die Augen aus dem Kopf, so verblüfft war sie.

„Was ist?“, fragte er herausfordernd. „Hätten Sie dem Spießer gar nicht zugetraut, nech?“, fügte er keck grinsend an.

„Nein“, gab sie zu. „Ich meine, na doch“, sie schüttelte den Kopf und zückte ihr Handy, um ein Foto zu schießen. Zweimal blitzte es, dann nickte sie Boerne bestätigend entgegen.

„Zeigen Sie mal her“, forderte er unweigerlich. Silke kam dem nach. „Sieht doch ganz passabel aus. Einen schönen Menschen kann eben nichts entstellen“, meinte er.

„Ich finde, die Schuhe stehen Ihnen“, kommentierte sie. Er quittierte dies mit halb fragenden, halb empörtem Blick. Silke ignorierte diesen Umstand. „Wo haben Sie eigentlich damit laufen gelernt?“, wollte sie wissen und deutete nach unten.

„Ich habe weitgehende autodidaktische Fähigkeiten, wie Ihnen bekannt sein sollte. In diesem Fall, habe ich das Laufen auf Stilettos bereits im zarten Alter von acht Jahren erlernt. Meine Schwester und meine Mutter verfügten über ein gewaltiges Arsenal hochhackiger Schuhe, so hatte ich in meiner Kindheit genügend Gelegenheiten mich auszuprobieren“, er grinste. „Daher hat es mich heute nur ein paar wenige Minuten der Vorbereitung gekostet, diesen Auftritt hier vorzubereiten. Nichtsdestotrotz, würde ich dieses Schuhwerk nun gerne ausziehen, wenn Sie gestatten“, er verzog leicht schmerzerfüllt das Gesicht, „und Ihr Angebot eines Kaffees in Anspruch nehmen“, fügte er an.

Silke nickte. Gemeinsam gingen Sie zu der Bank, auf welcher Sie vorhin gesessen hatte. Boerne setzte sich, legte die Müllzange und den grauen Sack zur Seite, zog zunächst die schwarzen Stiefeletten aus und seinen Mantel wieder an. Während er sich die Fußkanten rieb, holte Silke zwei Becher und eine Thermoskanne aus ihrem Korb hervor.

Sie warf ihm einen leicht bemitleidenden Blick zu, andererseits hatte er es ja nicht anders verdient. „Wir könnten uns auch auf einen der Bootsstege da vorne setzten, dann können Sie Ihre Füße ein wenig ins Wasser halten“, schlug sie vor.

„Vielleicht wäre das nicht schlecht“, stimmte er zu.

Nachdem sie sich auf dem Steg platziert hatten, schenkte Silke Ihnen endlich Kaffee ein und zog sich ebenfalls die Schuhe aus.

Gemeinsam ließen die beiden ihre Füße ins Wasser baumeln und verbrachten noch ein wenig Zeit mit Gesprächen, bevor jeder zu sich nach Hause fuhr, um noch ein wenig Schlaf vor der Arbeit zu finden.


Anmerkung: Oh man, diese Story ging irgendwie schwerer von der Hand als gedacht. Ich bin nicht wirklich zufrieden. Eigentlich könnte man die Szenerie für ein total humorvolles Feuerwerk nutzen, aber irgendwie komme ich momentan nicht in Stimmung dafür.^^ Vielleicht hat ja noch wer ne Idee. ;-)



Review schreiben
 
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast