Imbéciles - Emmett Cullen
von Ann Martinez
Kurzbeschreibung
Lucía mag die Cullens nicht und das ist okay. Denn sie ist sich ziemlich sicher, dass diese auch nichts mit ihr zu tun haben wollen. Wäre da nur nicht Emmett Cullen, der wohl alles darauf angelegt hat ihr den letzten Nerv zu rauben. Oder steckt doch etwas anderes hinter den ganzen Seitenhieben und dem Grinsen, als Luz anfangs vermutet hätte? (Emmett x OC; Rose x OC; 15 Jahre nach den Geschehnissen von Breaking Dawn)
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / Mix
Emmett McCarty Cullen
OC (Own Character)
Rosalie Hale
09.03.2023
18.03.2023
8
28.562
8
18.03.2023
4.487
════֎════
vii | spooky, toxic ex-boyfriend
════֎═══
════֎═══
³¹ ᵒᵏᵗᵒᵇᵉʳ ²⁰²²
Halloween war einer der Tage im Jahr, die ich überhaupt nicht ausstehen konnte.
Versteht mich nicht falsch, als Kind hatte ich es geliebt mich zu verkleiden und durch die Straßen zu ziehen, um Süßigkeiten zu sammeln, aber der Reiz wurde ziemlich gering, nachdem ich an einer Halloweenparty meinen Exfreund Pascal kennen gelernt hatte.
Eigentlich hätte mir schon von Anfang an klar sein müssen, dass er eine Red Flag auf zwei Beinen war, aber ich war gerade sechzehn und die Idee von einer Beziehung hatte mir sehr gut gefallen.
Wir waren über ein Jahr zusammen gewesen – ein Jahr in dem es mir mental immer schlechter ging.
Es war kurz nach Halloween das Jahr nach unserem Kennenlernen gewesen, dass ich herausgefunden hatte, dass er mich nicht nur an diesem Abend betrogen, sondern genau dies schon seit einem halben Jahr getan hatte.
Ihr Name war Fanny und sie hatte genauso überrascht reagiert wie ich, als ich sie zur Rede gestellt hatte.
Zurückblickend hätte ich in der gesamten Laufzeit dieser Beziehung viel mehr für mich einstehen müssen. Pascal war einer dieser Typen, die Mädchen dazu nutzten, um ihr Ego zu puschen.
Er hatte mich nicht geschlagen, aber es gab Verletzungen, die schlimmer waren als physikalischer Schmerz.Leon und Mel hatten beinahe ein Jahr damit verbracht, mich wieder aufzubauen und mir bestimmt dreimal am Tag zu sagen, dass ich es Wert war geliebt zu werden.
Alles in allem hatte Halloween keine guten Erinnerungen für mich.
Als ich mich endlich gegen ein Uhr mittags aus dem Bett gepellt hatte, war ich sehr froh, dass der Tag nach Halloween schulfrei war.
Mein Vater und mein Bruder saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer und beäugten mich schepp, als ich mir zu müde, um ein ‚Morgen‘ zu murmeln eine Schüssel Müsli zubereitete und mich dann mitsamt einem frisch gebrauten Kaffee auf das Sofa neben Mateo fallen ließ.
„Wie wars gestern?“, fragte mein Vater und ich warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
„Bis auf die Tatsache, dass ich Überraschungspartys echt nicht ausstehen kann, toll“
Dad seufzte und Mateo kicherte.
„Wann wart ihr wieder da? Ihr habt schon geschlafen, als ich wiedergekommen bin“, wechselte ich das Thema und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Gegen zwei Uhr. Deine Ma ist um acht schon zur Arbeit, aber wir haben dich um vier Uhr kommen gehört?“
Ich hatte dunkel in Erinnerung, dass Rosalie mich nach Hause gefahren hatte und ich auf der drei Minuten Autofahrt an Renesmee gelehnt eingeschlafen war.
„Jup“, antwortete ich also nur und nahm mein Handy, auf dem einige ungelesene Nachrichten aufleuchteten.
„Gehst du heute Abend in die Mall? Die haben so ein Late Night Shopping Event“, fragte mein Vater und sah mich aufmerksam an. Ich rümpfte die Nase und ließ meinen Kopf hin und her kreisen.
„Vielleicht. Eigentlich wollte ich zu Hause bleiben“, murmelte ich.
Mateo streckte sich und sah mich grinsend an. „Ein paar meiner Freunde kommen und wir schauen uns Horrorfilme an“, erklärte er stolz und ich zog die Brauen in die Höhe.
„Wie viele Freunde sind ein paar“
„Zehn!“, rief er stolz und ein Blick auf meinen Vater verriet mir, dass er mir mit dem Mall Vorschlag einen Gefallen hatte tun wollen.
Elf pubertierende Jungs, die einen maximal PG-16 bewerteten Horrorfilm schauten war das Konzept eines persönlichen Horrorstreifens für mich.
„Ich ruf Mel und Kennedy an…“, sagte ich kurz angebunden und Mateo grinste mich teuflisch an.
Er hatte allem Anschein nach darauf gepokert, dass ich das Haus verlassen würde.
Ich wählte Mels Nummer und es dauerte nur wenige Sekunden, bis eine sehr zerknautschte Melanie antwortete.
„Was?“, fragte sie und ein Hintergrundknistern verriet mir, dass sie immer noch im Bett lag.
„Gehen wir heute Abend in die Mall?“, fragte ich und es herrschten einige Sekunden Ruhe. Ich war mir beinahe sicher, dass meine Freundin wieder eingeschlafen war.
„Mit wem?“, fragte sie, als ich gerade noch einmal fragen wollte.
„Ich hatte jetzt an Kennedy und dich gedacht“, sagte ich vorsichtig.
„Frag Nessie doch auch. Sie braucht dringend Freunde, die nicht ihr engerer Familienkreis sind“, sagte sie dann. Ich hob überrascht die Brauen.
„Ja, klar. Kann ich machen. Fragst du sie? Habe ihre Nummer nicht“, sagte ich. Der Gedanke daran Emmett nach Ness‘ Nummer zu fragen ließ mir Hitze in den Nacken steigen. Nach gestern könnte ich kein Wort mehr mit ihm reden.
„Wenn du Kennedy anrufst. Die ist müde noch schlimmer als ich“, murrte Mel nach einigen Sekunden der Stille. Ich stimmte zu und legte auf, bevor ich Kennys Nummer wählte.
Sie ging nicht ans Telefon, weswegen ich davon ausging, dass sie noch schlafen musste, also hinterließ ich ihr eine kurze Nachricht.
„Wenn du dich nicht wohlfühlen solltest, querida, dann kannst du wirklich zu Hause bleiben“, sagte mein Vater nachdem wieder Ruhe im Haus war. Er hatte wahrscheinlich immer noch die ganze Pascal-Geschichte vorm Auge und sah mich nun entschuldigend an.
Mateo schaute von seinem Handy auf, Empörung in sein Gesicht geschrieben.
„Ähm, nein“, sagte er kurz angebunden und ich lachte leise.
„Schon okay, Pa. Solange ich den-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf nicht sehe, passt das schon“
„Und wenn du ihn siehst, schießt du ihn einfach mit einer Wasserpistole ab!“, rief Teo und formte seine Hände zu Pistolen, zielte auf Dad und mich und tat so, als würde er schießen.
Natürlich spielten Pa und ich mit und sanken theatralisch im Sofa zusammen.
Mateo lachte und konzentrierte sich dann wieder auf sein Handyspiel.
„Ich gehe duschen und mache dann noch ein paar Hausaufgaben, die von Freitag liegen geblieben sind“, verkündete ich, nachdem ich mein Frühstück in Ruhe aufgegessen hatte.
„Streber!“, rief mein Bruder – er hatte wahrscheinlich recht.
Am frühen Nachmittag war ich mit meinen Hausaufgaben fertig und Mel hatte mir geschrieben, dass Ness mit im Boot war. Kenny hatte ebenfalls zugesagt, aber verlangt, dass wir uns zumindest ein bisschen verkleideten.
Ich hatte recht wenig Lust dazu, doch als Renesmee eine Gruppe erstellte und uns fragte, ob wir ein Gruppenkostüm machen wollten, brachte ich es nicht übers Herz nein zu sagen.
Kenny; 04:02 pm: Habt ihr eine Idee?
Melli Popelli; 04:02 pm: Sexy Krankenschwestern?
Luz; 04:03 pm: Meine Kostümoptionen sind leider nur ein paar knappe Röcke und ein Umhang
Ich hatte nach dem letzten Halloween sämtliche Kostüme einfach weggeschmissen und mich nur von meiner Mutter dazu überreden lassen sie nicht alle zu verbrennen.
Renesmee Cullen; 04:04 pm: Wie wärs dann mit Hexen?
Kenny; 04:04 pm: Ich glaube Vampire wären cooler
Melli Popelli; 04:05 pm: Vor allem wenn Luz eine halbe Attacke wegen des Kunstbluts bekommt
Luz; 04:05 pm: Ein bisschen Farbe kann ich aushalten du Spast
Ich konnte mir förmlich vorstellen, wie Mel gerade kicherte.
Kenny; 04:06 pm: Also Vampire?
Melli Popelli; 04:06 pm: Hört sich gut an. Ness?
Renesmee Cullen; 04:07 pm: Okay
Luz; 04:08 pm: Dann um halb sechs in der Mall?
Ich bekam ein unisones Ja.
Dann drehte ich mich zu meinem Kleiderschrank und überlegte fieberhaft.
Was zum Teufel trugen Vampire?
Sofort kam mir ein Bild eines in barocken Kostümen geschmückten Mannes in den Kopf und ich schüttelte mich leicht.
Wenn es Vampire gäbe, würden sie wohl das tragen, was jeder trug, um in der Masse nicht aufzufallen.
Das Konzept, nur Halloweentauglich und ein bisschen sexy.
Ich kramte einen Rock hervor, nahm eine schwarze Strumpfhose und zerriss sie mithilfe einer Schere. Dann nahm ich ein Tanktop mit schwarzer Spitze, welches ich letzten Sommer zur Beerdigung meiner Großmutter getragen hatte.
Auf Pinterest wurden mir einige Inspirationen an Make-up gezeigt, doch ich entschloss mich letztendlich für ein einfaches Smokey-Eye sowie einen roten Lippenstift, den ich so verschmierte, dass man ihn auch als Blut hätte lesen können. Schlussendlich setzte ich mir die typischen zwei Punkte am Hals, um einen Biss nachzustellen.
„Dad, weißt du, ob Mom noch die Zehnerpackung roter Kontaktlinsen hat?“
Sie hatte sich diese letztes Jahr für den Halloweentag im Krankenhaus gekauft, jedoch nur ein Paar benutzt, weil sich herausstellte, dass sie eine Allergie hatte.
„Ja, müssten im Badezimmerschrank sein!“, rief Dad zurück und ich bedankte mich, bevor ich nachsah.
Tatsächlich fand ich besagte Kontaktlinsen und quietschte zufrieden, als ich sie eingesetzt hatte und offen gesagt schon ein bisschen gruselig aussah.
Ich entschloss mich, mich noch ein bisschen blasser zu machen, indem ich meinen Concealer für mein ganzes Gesicht benutzte.
Das Bild war perfekt und ich grinste mein Spiegelbild aus perfekten Zähnen an.
Mel hatte angeboten mich mit dem Auto ihrer Eltern mitzunehmen und kurz nach fünf klingelte es an der Tür.
Ich schlüpfte schnell in ein paar Ankleboots, schnappte meine Sachen und rief dann eine Verabschiedung ins Haus.
Mel sah ebenfalls super aus. Sie hatte ein paar schwarzer Schlaghosen an, sowie ein Korsettop. Sie war ähnlich wie ich geschminkt und hatte wohl auch irgendwo Kontaktlinsen aufgreifen können. Auch wenn ihre pechschwarz waren.
„Du siehst klasse aus!“, kommentierte ich sie und sie zwinkerte mir zu.
„Wir werden alle klasse aussehen“, verkündete sie stolz.
Sie hatte recht.
Kennedy trug ein kurzes schwarzes Kleid und Renesmee haute uns alle aus den Schuhen.
Sie trug ebenfalls ein Kleid, welches elegant um ihre Figur lag, ihre Haare hatte sie etwas zerzaust und sie hatte sich Kunstblut an den Hals und an den Mundwinkel geschmiert. Gepaart mit ihrer übernatürlichen Schönheit war das Bild zu gut, um nicht zu erschaudern.
Sie sah etwas unsicher aus, als wir uns alle mit Komplimenten überhäuften, aber diese Unsicherheit war schnell vergessen, als wir die Mall betraten.
Draußen wären wir wahrscheinlich eines Kältetods gestorben, doch drinnen war es angenehm warm.
Es war ziemlich viel los und die Gänge rochen nach Zuckerwatte und Karamell.
„Ich geb‘ euch allen Zuckerwatte aus!“, rief Renesmee und gemeinsam liefen wir zu besagtem Stand, der von einem Zombie bedient wurde.
Der Abend wäre perfekt gewesen, wirklich perfekt. Ich hatte meine Mall-Gutscheine eingelöst und mir einige Sachen gekauft, die ich mehr oder weniger gebrauchen konnte. Auch die anderen drei hatten viel gekauft und als wir uns im McDonalds in der Mall fallen ließen rechnete ich zwar mit fettigen Burgern und Pommes, doch nicht mit einem im Haus des Geldes Anzug gekleideten Typen, den ich mal behauptet hatte zu lieben.
Pascal war eigentlich ein Partygänger, hatte jedes zweite Wochenende gefeiert. Man musste mir es im Gesicht ansehen, denn als Mel sich in die Richtung drehte, verzog sich ihre Miene.
„Wir können auch woanders hingehen“, sagte sie, doch ich schüttelte den Kopf.
„Der hat es nicht verdient, dass ich auch nur einen Finger rühre. Außerdem hat er uns noch nicht entdeckt“, murmelte ich.
Renesmee und Kennedy folgten unseren Blicken. Kennedy schnaubte laut und verdrehte die Augen.
„Wer ist das?“, fragte Renesmee und musterte Pascal mit distanzierter Neugierde.
„Ein Arschloch“
„Ein Frosch“, kam es gleichzeitig von Kennedy und Mel.
Ich seufzte und wandte mich zu Ness, um Pascal keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken.
„Mein Ex“, murmelte ich. Renesmees Augen weiteten sich und sie nickte hastig.
„Wir mögen ihn nicht“, schloss sie. Wir nickten.
„Wenn toxisch eine Person wäre, wäre das er“, pflichtete Mel bei.
„Was ist passiert?“, fragte Renesmee überrascht und ich seufzte leise auf.
Kennedy kam mir Gott sei Dank zur Hilfe. „Er hat sie betrogen und ihr dann die Schuld dafür gegeben“
„Wir wollen gar nicht von den anderen Sachen anfangen, die er ihr eingeredet hat“, ergänzte Mel.
Ness sah mich aus großen Augen an und mein Magen rumorte.
„Es ist schon knapp ein Jahr her… Er hat meine Aufmerksamkeit eigentlich nicht mehr verdient“
Renesmee fokussierte Pascal kurz, bevor sie nickte und sich ein unheimliches Lächeln auf ihren perfekten Lippen bildete.
„Er kommt rüber“, sagte sie dann, den Fokus immer noch auf dem Jungen.
Pascal sah nicht schlecht aus. Er war ungefähr ein Meter achtzig, recht muskulös, hatte kurze blonde Haare und blaue Augen.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich straffte die Schultern.
„Mit dir hätte ich hier nicht gerechnet Lucie“, sagte er und grinste mich und meine Freunde an. Sein Blick blieb an Renesmee hängen, die ihre Haare langsam hinter die Schultern schob.
Ich biss mir auf die Zähne. „Wer ist das denn?“, fragte er und in mir kam ein seltsamer Beschützerinstinkt hoch.
„Renesmee, freut mich“, sagte die Cullen und streckte ihm die Hand entgegen.
Er warf mir einen Blick zu, der mir sofort auf den Magen schlug, bevor er Nessies Hand nahm und diese schüttelte.
„Wenn du fertig damit bist, wären wir dir sehr verbunden, wenn du deine schmierigen Hände wieder zu dir nimmst“, sagte Kennedy passiv aggressiv.
Pascal hob die Augenbrauen, ließ Nessies Hand fallen und verzog die Lippen zu einem Lächeln.
„Hm… Wenn ihr darauf besteht“, er ließ seine Augen über mich gleiten und rümpfte dann die Nase „Den Burger solltest du dir eventuell sparen“
Ich schnappte nach Luft, bevor er nochmal mit den Augen über Renesmee glitt und mich dann wieder fokussierte.
„Die extra Kilos stehen dir echt nicht gut. Sag, will dich überhaupt noch jemand?“
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, sagte ich deutlich schwacher als ich wollte.
„Das nehme ich als nein. Aber damit kann man rechnen“
Neben mir erhob sich Renesmee, aber ich schenkte ihr keine weitere Aufmerksamkeit.
„Du kannst aufhören deine Unsicherheit auf mich zu projizieren, du Arsch“
„Projiziere ich, oder bist du einfach nichts wert?“
Er wusste, dass er mich mit diesem Kommentar verletzte. Ich wollte nicht, dass er traf, aber das tat er. Schlimmer als erwartet.
„Das Urteil solltest du dir eventuell sparen, wenn du weiterhin atmen willst“, gab zu unserer Überraschung Nessie zurück, in deren Augen Rage tobte.
Wir konnten sie nicht aufhalten, bevor ihre Faust auf seiner Nase landete und ein ekliges Knacken ertönte.
Dann lief Blut – echtes. Mir wurde schlecht.
Ich drehte mich schnell weg, als Pascal aufheulte.
„Was zur Hölle ist falsch mit dir?! Ich kann dich anzeigen!“
„Willst du ehrlich zugeben, dass ein kleines Mädchen dir die Nase gebrochen hat, Pascal“, die Art wie sie seinen Namen sagte, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen und ich hörte Pascal unsicher stottern, bevor er, bis auf die Knochen gedemütigt zu seinen Freunden verschwand.
„Oh mein Gott“, kam es von Melanie, die Renesmee aus großen Augen anstarrte.
„Erinner mich daran, nie auf die falsche Seite bei dir zu kommen“, murmelte Kennedy. Ich drehte mich zu Nessie, mein Magen hing mir noch immer in den Knien.
„Ich glaube, ich übergeb mich gleich“, murmelte ich.
„Oh nein! Nein, nein, nein. Du isst jetzt fein deinen Burger auf und dann gehen wir zu Dunkins und holen uns die fettesten Doughnuts die sie im Angebot haben“, fiel mir Mel ins Wort und hielt mir den Burger unter die Nase.
Ich hätte gelogen, wenn ich sagte, dass Pascals Kommentare nicht immer noch nachhallten.
Pascal hatte mir damals auf so viele Arten zu glauben gegeben, dass ich so viel Glück hatte, dass er mich mochte.
Ohne mich wärst du nichts, gib es zu. Komm schon, Lucie, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass jemand wie du Chancen bei jemanden hätte. Schau dich an, all das komische Essen, was du zu Hause bekommst, lässt dich nicht gut aussehen. Du solltest mehr Sport machen. Du bist es nicht wert. Hättest du mich öfter rangelassen, hätte ich es gar nicht nötig gehabt, mir Ausgleich zu suchen. Du bist nichts wert.
„Ich will nach Hause“, murmelte ich und war mir auf einmal jeder Stelle meines Körpers bewusst, an die der Stoff meines Kostüms etwas spannte.
Es war wohl an ein Wunder gegrenzt, dass ich in der Beziehung keine Essstörung entwickelt hatte.
„Oh, Luz…“, murmelte Mel und zog mich an sich.
Sie hatte eine dieser Umarmungen, die mich sofort sicher fühlen ließen.
„Bitte“, murmelte ich und schaute, zu Kennedy, die wütend schien. Renesmee, hatte die Arme verschränkt. Ihre rechte Faust war leicht gerötet.
„Wir essen noch auf, komm schon“, sagte Melanie nachdrücklich und schob mich in eine gerade Position zurück.
„Ich hab keinen–“
„Damit fangen wir erst gar nicht an“, sagte Kennedy und schob mir meine Pommes vor die Nase.
„Wir fangen klein an“
Und das taten wir auch.
Ich schaffte meine ganze Portion und fühlte mich tatsächlich etwas besser, nachdem ich gegessen hatte.
Als Mel auf ihr Handy schaute, wurde sie etwas blass um die Nase.
„Was ist los?“, fragte ich und sie schaute gestresst zu mir.
„Meine Schwester hatte einen Unfall. Sie wurde gerade ins Krankenhaus gebracht. Ich muss…“
„Fahr“, unterbrach ich sie und nickte ihr zu.
„Aber…“
„Ich komme mit dir mit. Ness und Luz kommen schon wieder nach Hause“, unterbrach Kennedy Melanie und zog sie in eine stehende Position.
Ich wollte schon protestieren, als ich Nessies Gesicht sah.Sie war auch etwas blass geworden und sah unsicher zu mir.
„Passt auf“, sagte ich überfordert zum Abschied, als meine zwei Freunde schon fast verschwunden waren.
„Hoffentlich geht es ihrer Schwester gut…“, murmelte Renesmee und tippte eine schnelle Nachricht auf ihr Handy, bevor sie mich fokussierte.
„Ja, hoffentlich…“, stimmte ich zu und trug die Tabletts zusammen mit Ness zur Geschirrrückgabe.
„Du bist mit Mel gekommen, oder?“, fragte Nessi, woraufhin ich nickte.
„Mein Dad hat mich gefahren, aber der kommt erst in einer halben Stunde… Ich bin mir aber sicher, dass wir dich nach Hause fahren können“, sagte sie. Ich nickte dankbar und seufzte leise.
„Ich muss mal kurz auf die Toilette. Wartest du da bei den Sitzbänken?“, fragte ich abwesend.
Renesmee nickte und setzte sich hin, während ich auf die Toilette verschwand.
Beim Hände waschen brauchte ich einige Sekunden, um mich zu sammeln. Mels Schwester war in Mateos Alter. Ich fragte mich, was zur Hölle passiert sein könnte, weswegen sie ins Krankenhaus musste.
Immer noch abwesend verließ ich die Toiletten, als mein Kopf vom einen auf den anderen Moment wieder bei voller Aufmerksamkeit war.
Renesmee saß nicht mehr, da, wo ich sie zurückgelassen hatte, sondern stand etwas abseits in einer unauffälligen Ecke des Einkaufszentrums eingekesselt von einem riesigen Typen.
Er war größer als Emmett, wenn ich mich von der Entfernung her nicht verschätzte. Ich war mir sicher, dass er auch als Art Vampir zu Halloween gehen musste, denn als ich mich unauffällig von der Seite näherte, sah ich, neben seinem komplett schwarz-grauem Outfit roten Augen amüsiert auf Renesmee herabfunkeln.
Ich hörte nicht, was er zu ihr sagte, aber sie wirkte verspannt und ängstlich.
Meine Schultern waren schneller gestrafft, als ich denken konnte und schon schob ich mich in einer schnellen Bewegung vor Renesmee und stand jetzt unglaublich nah an dem riesigen, verdammt unheimlichen Typen.
„Kennen wir dich?“, fragte ich bissig.
Die Augen des Mannes blitzten irritiert auf, bevor er einen Schritt zurück trat und mich abschätzig musterte.
Renesmee räusperte sich und griff mein Handgelenk.
„Dass ist Felix… Entfernter Bekannter“, murmelte sie und der Typ – Felix – lachte leise auf.
Ich setzte ein Lächeln auf und reichte ihm die Hand. „Freut mich sehr“
Er nahm sie nicht entgegen, mein Lächeln fror ein.
„Gut. Wenn wir dann so weit sind, wir werden erwartet, nicht wahr, Ness?“, fragte ich mit Nachdruck und zog dann Renesmee hinter mir her.
„Ich war noch nicht fertig“
Felix‘ Stimme war eisig und so unheimlich wie sein Aussehen.
„Wir aber“, fauchte ich und warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
Er hob eine Braue und in seinem grimmigen Blick trat Belustigung, als er einen großen Schritt auf uns zutrat.
„Ich wusste nicht, dass du hier die Entscheidungen triffst, Mädchen“, sagte er spöttisch und ich verzog die Lippen.
„Ich treffe meine Entscheidungen, wann ich sie treffen möchte. Oder denkst du, du hättest hier irgendwas zu melden?“
Felix lachte auf und steckte die Hände in die Hosentaschen. Sein Blick fiel auf Renesmee hinter mir und ich konnte mir ein kleines abwehrendes Geräusch nicht verkneifen.
„Wir sehen uns, Renesmee“
Er machte mit einem letzten spöttischen Blick auf mich kehrt und verschwand in der Menschenmenge.
Ich spürte, wie Nessies Arm in meinem zu zittern begann.
Sie wirkte überaus mitgenommen, ihre Stirn glänzte etwas und in ihren Augen schimmerten Tränen.In diesem Moment sah sie Bella vor dem Biosaal so ähnlich, dass ich sie sofort in die Arme schloss und gleichzeitig die einzige Nummer wählte, die mir übrigblieb.
„Ich hätte ja viel erwart—"
„Fokus, Emmett. Da war so ein komischer Typ, der Nessie belästigt hat. Er ist weg, aber wir fühlen uns beide nicht mehr sicher hier. Kannst du kommen?"
Ich hätte nie gedacht, dass ich Emmett jemals so ernst hören würde.
„Ich bin sofort da, Edward müsste aber schon auf dem Weg sein. Wer war es? Wie sah er aus?"
Ness schluchzte laut los und ich suchte eine Bank, um uns hinzusetzen.
„Er hat sich Felix genannt. Groß, braune Haare, in einem Vampirkostüm oder so, auf alle Fälle trug er eine Kette mit einem riesigen V. Soll ich die Polizei rufen?"
Emmett fluchte erst leise, bevor er trocken lachte. Ich blinzelte irritiert.
„Nein... Das würde nichts bringen. Bleibt wo ihr seid. Ich rufe Edward an"
Renesmee riss mir panisch mein Handy aus der Hand. „Sag Dad nichts, bitte, bitte", schluchzte sie in den Hörer. Eine kurze Pause, sie schien sich etwas zu beruhigen.
„Ja, mir geht's gut... Nein... Ich weiß, dass Mom es ihm sagen wird... Nein... Ja... Emmett!"
Mir wurde das Handy wieder kommentarlos in die Hand gedrückt.
„Ich bin sofort da", seufzte Emmett am anderen Ende der Leitung und murmelte dann etwas, was sich wie „Teenager" und „Pubertät" anhörte.
„Alles klar. Beeil dich bitte. Wir warten vor dem Haupteingang"
„Bleibt drinnen unter Menschen, bis ich, oder Edward anrufen, okay?“, sagte Emmett gepresst.
„Ja, sollte ich wirklich nicht die Polizei rufen?“, fragte ich noch einmal nach und hörte, wie ein Motor gestartet wurde.
„Nein. Wir regeln das“, sagte Emmett kurz angebunden und legte dann auf. Ich hatte viel zu viele Fragen, während Renesmee neben mir eine voll ausgewachsene Panikattacke bekam.
„Renesmee, hör mir zu, schau mich an“, ich legte möglichst viel Nachdruck in meine Stimme und die bronzehaarige blickte mit tränenverschleierten Augen zu mir.
„Wir gehen jetzt ganz langsam gemeinsam in Richtung Ausgang. Wenn du wieder jemanden siehst, vor dem du Angst hast, sag mir Bescheid, okay?“
Renesmee nickte und schluchzte erneut, ich legte einen Arm um sie und gemeinsam gingen wir in Richtung Ausgang.
Edward kam, das Gesicht voller Sorge gerade diesen hinein und Renesmee schluchzte noch heftiger auf, bevor er uns erblickte und auf uns zukam.
„Ich hab dich. Ich hab dich“, murmelte er und nahm seine Schwester in die Arme. Diese klammerte sich sofort an ihn, während ihr Schluchzen noch heftiger wurde.
„Wer war es?“, fragte Edward an mich gewandt und ich sah ihn kurz verwirrt an.
„Was?“
„Wie sah er aus, wie hieß er“, in seinen Augen war eine solche Rage und Mordlust, dass ich mich kurz sammeln musste, um einen ganzen Satz zu formen.
„Riesig, braune Haare, Felix“, stammelte ich und war beinahe erleichtert, als ich endlich Emmett durch die Tür laufen sah.
„Jasper und Rose sind unterwegs und suchen nach Hinweisen“, sagte er knapp, bevor er mich ansah und Erleichterung über seine Züge wusch.
„Kann mir bitte einer erklären, was hier los ist?“, fragte ich gereizt und warf die Hände in die Luft.
Edward seufzte genervt und schaute kurz zu Emmett.
„Du weißt doch sicher noch von der Nachricht, die Bella bekommen hat?“, fing Emmett vorsichtig an.
Mein Blick schoss zu Nessi, die immer noch zitterte wie Espenlaub.
„Ich hätte ihm wohl doch in die Eier treten sollen, als ich die Chance dazu hatte“, murmelte ich und Renesmee lachte erstickt auf. Emmett warf mir einen belustigten Blick zu und in Edwards Augen schimmerte etwas wie Dankbarkeit.
„Kannst dich gerne wann anders für Pascal revanchieren“, schniefte Renesmee und brachte ein scheppes Lächeln hervor. Ich schmunzelte und nahm ihre Hand, mit der sie ihm die Nase gebrochen hatte.
Es war nur noch ein roter Schimmer zu sehen.
„Pack da Eis drauf, wenn du zu Hause bist“, sagte ich.
Emmett sah fragend zu Edward, als könnte er ihm sagen, wovon wir hier gerade sprachen. In dessen Blick schimmerte stolz, bevor er ihr durch die Haare fuhr und zu Emmett sah.
„Sie schlägt besser als ihre Mutter“
Emmett lachte schallend auf und ich hängte meinen Verstand für heute endgültig an den Nagel.
„Er hatte es verdient! Wirklich. So eine miese…“, in Nessies Augen blitzte wieder der Anflug von Mordlust.
„Kröte, Schlange, Kakerlake?“, half ich ihr schmunzelnd auf die Sprünge.
Renesmee sah zu mir und schien sich endlich wieder gefangen zu haben.
„Du bist wunderschön, Lucía. Ich hoffe das weißt du“, murmelte sie.
Ich wurde mir meiner Gesellschaft sehr bewusst und ich spürte, wie meine Wangen erröteten.
„Hör auf“, sagte ich, konnte aber eine gewisse Stimme nicht unterdrücken, die mir sagte, dass sie das gerade nur gesagt hatte, um mir ein besseres Gefühl zu geben.
„Fahren wir?“, fragte Edward an Renesmee gewandt. Diese nickte und sah zu Emmett.
„Bringst du Luz nach Hause?“, fragte sie und ich versuchte erst gar nicht zu protestieren. Ich könnte eine Autofahrt mit Emmett Cullen aushalten.
Emmett nickte und wandte sich mir zu.
„Wollen wir“, fragte er und hob seine Hand, als ob er sie mir wie in den ganzen alten Romanzen reichen wollte, ließ sie aber wieder fallen.
Ich nickte nur stumm und wünschte Ness noch eine gute Nacht, bevor wir zu dem schwarzen Geländewagen gingen, der illegal direkt vor dem Eingang geparkt stand.
„Toller Parkplatz“, kommentierte ich trocken. Emmett sagte nichts, sondern öffnete die Beifahrertür für mich, bevor er um das Auto ging und Fahrersitz stieg.
Mir brannten so viele Fragen auf der Zunge, doch ich wusste, dass jetzt nicht der richtige Moment war, um Fragen zu stellen. Ich umklammerte den Saum meines Rocks und lehnte meinen Kopf an die kühle Scheibe des Wagens.
Durch die Lautsprecher kam As it was von Harry Styles und wenn ich die Augen schloss, konnte ich vielleicht für ein paar Sekunden so tun, als sei dieses Halloween nicht wieder in einem kompletten Desaster geendet.
„Wer ist Pascal?“, fragte Emmett nach einigen Minuten der Stille plötzlich und ich hob den Kopf an, um ihn anzusehen.
„Mein Ex“, antwortete ich knapp. Emmett nickte und runzelte die Stirn, als versuche er das Bild zusammenzufügen.
„Warum hat Ness ihm eine runtergeschlagen?“
Ich seufzte leise und rieb mir über das Gesicht.
„Er hat einen blöden Kommentar gemacht, dass ist alles“, murmelte ich und starrte auf meine Knie.
Emmett holte tief Luft und schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen.
„Gestern…“, fing er an. Mir wurde wieder schmerzlich bewusst, was ich gestern alles getan und gesagt hatte. Mit wem ich gerade allein in einem Auto saß.
„Nicht heute, Emmett. Bitte“, murmelte ich und er gab ein leises Okay von sich, bevor sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen schlich.
Mein Herz machte einen Sprung.
„Tolles Kostüm im Übrigen. Die Kontaktlinsen sind spitze“
Ich atmete auf und rümpfte die Nase.
„Du auch“, Emmett runzelte daraufhin verwirrt die Stirn.
„Ich trage gar kein Kostüm“
Ich lachte leise auf.
„Und hier war ich und dachte du hast dich als halbwegs netter Mensch verkleidet“
Mit der Art von Konflikt, die daraufhin in Emmetts Miene losbrach hatte ich nicht gerechnet.
Aber wer war ich schon, Emmetts Gesicht zu lesen, wie ein offenes Buch.
══֎══