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Ein unmögliches Unterfangen

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor / P12 / Gen
Robert de Rainault der Sheriff of Nottingham
09.03.2023
09.03.2023
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714
 
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Der Sheriff war sich nicht sicher, welches Gefühl ihn gerade dominierte: Ärger oder Verzweiflung. Höchstwahrscheinlich war es aber etwas von beidem und dazu noch fast zu gleichen Teilen. Gleichzeitig war ihm allerdings auch bewusst, dass dies seine eigene Schuld war. Wie hatte er nur auf die Idee kommen können, dies könne funktionieren?
Eigentlich musste er sich aber diese Frage nicht ernsthaft stellen, denn er wusste ja nur zu genau, was ihn dazu getrieben hatte genau auf diese Weise vorzugehen. Er konnte es tatsächlich mit einem einzigen Wort beschreiben und dieses lautete: Hoffnung.
Er hatte gehofft, irgendwann müsse Gisburne doch auch einmal etwas richtig hinbekommen. Wenn er allerdings ehrlich war – zumindest sich selbst betreffend, aber natürlich nicht mit dem Ritter - dann war das dem anderen Mann gegenüber etwas ungerecht, denn es gab durchaus Dinge, die er hinbekommen konnte und auch hatte. Es gab durchaus Pläne, die er erfolgreich durchgeführt hatte. Es gab sogar Pläne, die er nicht nur erfolgreich durchgeführt hatte, sondern auch selbst ersonnen hatte. Der Ritter konnte also durchaus etwas zustande bringen. Es durfte nur nichts mit Hood zu tun haben. Oder mit irgendetwas, das für den Sheriff wichtig war.
Trotzdem hatte er ihn losgeschickt, vor allem, weil er davon hatte ausgehen können, dass Hugo niemals auf die Idee kommen würde, er könne ausgerechnet Gisburne dafür auswählen etwas aus dem Besitz des Abtes zu stehlen, was dieser seinem Bruder auf keinen Fall überlassen wollte. So viel zu brüderlicher Liebe und Zuneigung. Und der Erwartung, der jüngere Bruder würde dem älteren keine Steine in den Weg legen. Aber wenn Hugo einmal etwas in seine gierigen Hände bekommen hatte, was er begehrte, dann würde er es auf keinen Fall wieder hergeben. Und erst recht nicht, nachdem ihm klar geworden war, dass sein Bruder ein Auge darauf geworfen hatte.
Daher war Robert de Rainault nichts anderes übriggeblieben, als es zu stehlen. Oder besser gesagt, es stehlen zu lassen. Denn er selbst hätte niemals eine Gelegenheit erhalten, dies zu tun. Er hatte das Buch halten dürfen, er hatte es bewundern dürfen, er hatte sogar darin blättern dürfen. Und er hatte sich darüber ärgern dürfen, dass er– nach Bellemes Tod – nicht sofort verstanden hatte, um welche Kostbarkeit es sich bei ihm handelte. Anderenfalls hätte er es doch niemals aus den Händen gegeben. Und er hätte niemals zugelassen, dass Hugo es sich greift.
Aber sein Bruder würde auf keinen Fall auf die Idee kommen, dass er Gisburne auf die Finger sehen müsste. Also hatte der Sheriff sich dazu überwunden seinen Steward mit dieser Aufgabe zu betrauen, natürlich nur, nachdem er alle anderen Möglichkeiten hatte ausschließen müssen. Er hatte dem Ritter das Buch aufs genaueste beschrieben. Die Farbe des Ledereinbands, die Größe des Buches und auch seine Dicke. Um dies anschaulicher zu machen, hatte er unter seinen eigenen Büchern welche mit annähernd gleicher Größe herausgesucht, damit der Ritter sich damit vertraut machen konnte. Und dieser Teil seines Plans hatte auch ganz gut geklappt. Schließlich war Gisburne nicht wirklich dumm, auch wenn der Sheriff das ihm gegenüber niemals verlauten lassen würde.
Und dann hatte er ihm auch noch mit auf den Weg gegeben, er solle auf jeden Fall einen Blick in das Buch werfen. Er hatte ihm auch – in etwa – beschrieben, was er darin finden sollte. Dem Sheriff war bekannt, dass der Ritter sich nicht für Bücher interessierte, aber er konnte lesen. Schließlich brauchte er diese Fertigkeit, wenn er de Rainault vertrat.
Aber all diese Vorbereitungen hatten nicht zu einem Erfolg geführt. Der Sheriff seufzte, denn ihm war bewusst, dass es jetzt noch schwerer werden würde dieses Buch zu ergattern. Und dies auch noch, ohne dass Hugo mitbekam, wer es entwendet hatte. Und ohne Gefahr zu laufen, den Zugriff darauf ganz zu verlieren.
Er seufzte noch einmal, bevor er seinen Seneschall rufen ließ. Als der Mann dann in seiner Kammer eintraf, klappte er das Buch, in dem er geblättert hatte, energisch zu, während er gleichzeitig darauf achtete, dass der andere Mann nicht mitbekam, was wirklich in ihm vorging. Jetzt war nur noch wichtig zumindest den Versuch zu unternehmen doch noch einen Gewinn aus der ganzen Sache zu ziehen.
„Ich bin in den Besitz dieses Buches gelangt“, begann er. „Gebt es doch bitte dem Koch, er wird darinnen viel Interessantes entdecken, was hoffentlich bald den Weg auf meine Tafel finden wird.“
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