Der Biss des Grimms
von Lis Last Hope
Kurzbeschreibung
Scarlett kann es nicht fassen, als ihre beste Freundin Lily plötzlich mit James Potter geht. Eigentlich konnte sie diese "Rumtreiber" doch genauso wenig leiden wie sie selbst! Ergeben fügt sich Scarlett aber dem Wunsch von Lily, dass sie versucht, mit ihnen Zeit zu verbringen. Während sie merkt, das James auch nett sein kann, ist ihr Sirius weiter ein großer Dorn im Auge. Bloß gut, dass sie sich wenigstens einem Hund anvertrauen kann, der ihr in einsamen Stunden auf dem Schlossgelände Gesellschaft leistet. [JamesxLily / SiriusxOC]
GeschichteDrama, Romance / P16 / Gen
James "Krone" Potter
Lily Potter
Peter "Wurmschwanz" Pettigrew
Remus "Moony" Lupin
Severus Snape
Sirius "Tatze" Black
07.03.2023
24.09.2023
16
30.542
10
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18.09.2023
1.585
Ich kam zur vereinbarten Zeit in den Korridor zum Raum der Wünsche. Sirius wartete bereits auf mich und stieß sich von der Wand ab. „Erste Lektion.“, begann er, als ich vor ihm anhielt. Fragend sah ich ihn an. Er deutete auf die leere Wand, wo noch keine Tür des Raumes zu sehen war.
„Beschwöre den Raum der Wünsche.“, verlangte er ruhig. Ich sah ihn aufgebracht an.
„Was hat das mit dem Patronus zu tun?“, wollte ich wissen. Er zuckte seine Schultern.
„Beides erfordert eine gewisse Vorstellungskraft. Los, versuch es einfach.“ Er sprach fast sanft mit mir. Doch ich fiel darauf nicht herein. Grummelnd machte ich kehrt und lief zum Ende des Korridors. Dann machte ich kehrt und dachte „Ich brauche einen Raum, in dem ich den Patronuszauber üben kann.“ Immer und immer wieder. Als ich zum dritten Mal an der leeren Wand vorbei lief, erschien dort eine Tür.
Ich erwartete keine Reaktion von Sirius, und er zeigte auch keine. Doch ich erlaubte mir, mich ein wenig zu freuen. Das hatte ich also schon mal geschafft. Der Rest würde auch ein Kinderspiel werden. Ich war motiviert durch diesen kleinen Erfolg.
Wir betraten den Raum, der genauso aussah wie beim letzten Mal. Allerdings stand diesmal in der Mitte diese riesige Figur. Sie jagte mir einen Schauder über den Rücken, doch ich ließ mir nichts anmerken.
Auffordernd blickte ich zu Sirius. Sollte ich einfach anfangen?
Sirius sah sich die Puppe des Dementors gerade an. Doch es wirkte, als sähe er durch sie hindurch. Er war in Gedanken versunken und ich musste mich räuspern, damit er auf mich reagierte.
Jetzt sah er mich an und ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Das gefiel mir ganz und gar nicht.
„Also gut. Jetzt können wir anfangen.“
Das Hochgefühl, das ich beim Erschaffen des Raumes verspürt hatte, hatte sich verflüchtigt. Ich befürchtete nichts Gutes, als ich seinen Blick sah.
„Wie ich schon gesagt habe, geht es weniger darum, sich an die Situation zu erinnern, in der du glücklich warst. Du musst vielmehr dieses Glück wieder spüren, als die Umstände. Verstehst du was ich meine?“
Ich dachte kurz nach. Mein ganzer Körper war angespannt, ich traute ihm nicht. Doch ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er mir etwas antun würde. Ich atmete tief durch und versuchte vergeblich, das Misstrauen abzuschütteln.
„Das Glück spüren.“, wiederholte ich leise und dachte angestrengt nach. Wie hatte es sich angefühlt, als ich die Geschichten von Hogwarts hörte? Als die Aufregung kam?
„Mensch, Scary.“, unterbrach Sirius mich und ich zuckte zusammen. Er schüttelte seinen Kopf. „Du bist schon total rot im Gesicht vor Anstrengung. Nicht die Situation ist wichtig, das Gefühl!“
„Ich hab schon verstanden.“, knurrte ich zurück und schloss erneut die Augen. Doch ich hörte ihn Seufzen. Er lenkte mich ab.
„An welche Situation denkst du zurück?“, fragte er dann. Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
„Das geht dich nichts an.“
„Doch, das tut es. Ich soll es dir beibringen. Und ich habe dir gesagt, du musst mir dafür vertrauen. Wenigstens jetzt.“
Ich grummelte und verzog leicht das Gesicht. Ich wollte es ungern zugeben, doch es gelang mir einfach nicht. Ich konnte und wollte ihm nicht so vertrauen, wie er es im Moment von mir verlangte.
„Wenn du weiterhin so stur bist, kann ich dir auch nicht helfen. Dann wirst du ihn vermutlich nie lernen.“ Er kam einen Schritt auf mich zu und ich zwang mich, nicht zurückzuweichen.
„Schließ die Augen.“, sagte er. Ich blickte ihn warnend an und er seufzte erneut.
„Bitte, Scary. Ich will dir echt helfen. Stell meine Nerven nicht auf die Probe, indem du mich weiter provozierst.“, bat er mich und massierte dabei seine Nasenwurzel. Ich spürte, dass es mich mit einem Gefühl von Genugtuung erfüllte, ihm so zuzusetzen.
Doch ich ermahnte mich zur Vernunft und schloss ein wenig widerwillig die Augen. Okay, wenn er es so wollte.
Sämtliche Sinne waren jetzt darauf ausgerichtet, zu erfahren, was er tat. Doch ich hörte oder spürte ihn nicht. Er schien einfach dort zu stehen und abzuwarten. So wie ich.
Ich spürte, wie mein beschleunigter Puls sich beruhigte. Mein Atem ging ruhiger und tiefer, es war, als wäre Sirius nicht bei mir im Raum. Ich entspannte mich ein wenig und versuchte, mich an das Gefühl zu erinnern, nach dem ich suchte: Das Glück, die Vorfreude auf Hogwarts.
Ich versuchte, mich an die Situation zu erinnern, damit die Gefühle wieder kamen. Da waren so viele Gefühle. Nicht nur Glück. Auch Faszination, Erstaunen und Liebe. Ich war noch klein gewesen und hatte meine Mutter immer sehr verehrt. War das Glück? Bedeutete es nicht, mit den Menschen zusammen zu sein, die man liebte? In der Unbeschwertheit der Kindheit.
Ich spürte, wie sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legte.
„Gut.“, hörte ich plötzlich eine Stimme. Ich war vertieft in Gedanken gewesen, oder Sirius konnte sich tatsächlich lautlos fortbewegen. Er wisperte an meinem Ohr, er musste direkt hinter mir stehen. Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hoch. Irgendwie fühlte sich das hier sehr intim an. Doch ich wollte die Erinnerung an das Glück nicht gehen lassen.
„Spürst du es?“, fragte er jetzt, noch immer leise. Ich war froh, dass er nicht laut sprach, das hätte die Atmosphäre gestört. Doch so war ich noch immer in meiner Erinnerung, konnte mich selbst als kleines Kind sehen, auf dem Schoß meiner Mutter, wie sie mit Begeisterung von Hogwarts erzählte.
Ich versuchte, das Gefühl wiederzufinden, und stellte mir vor, wie es durch meine Adern glitt. In meine Arme, Beine und mein Herz. Eine Berührung, die ich kaum spürte, ließ mich meinen Arm mit dem Zauberstab heben.
Der Raum um mich herum existierte nicht mehr und auch Sirius war mehr ein Geist, eine Idee, die mir die Worte zuflüsterte: Expecto Patronum.
Ich spürte das Gefühl durch meine Adern brausen und sprach die Worte immer wieder laut aus.
„Expecto Patronum. Expecto Patronum.“ Langsam öffnete ich die Augen. Sirius stand hinter mir, er hatte meinen Arm mit seiner Hand gehoben. Ich spürte seinen Atem, doch ich war fasziniert vonmeinem Zauberstab. Und dem, was dort hervorkam: Es waren silberne Fäden, die zu Boden glitten und sich dann auflösten. Aber es war mehr als beim letzten Mal. Leider konnte ich noch keine Gestalt ausmachen.
Sirius trat einen Schritt zurück. „Sehr gut.“, lobte er mich. Ich wandte mich um. Ich war aufgeregt, weil ich es diesmal besser geschafft hatte, und gleichzeitig enttäuscht, dass es mir nicht vollends gelang.
Sirius schien es mir im Gesicht ablesen zu können, dass ich nicht zufrieden war. Und er lachte. Das wiederum machte mich wütend. Es war wirklich dreist, dass er mich jetzt auslachte!
„Ich habe noch nie jemanden getroffen, dem es beim ersten Mal gelang. Das ist wirklich gut, Scary. Aber ich glaube, das Gefühl ist noch nicht das richtige.“
Überrascht legte ich den Kopf schief. „Aber es war Glück.“, erwiderte ich. Er hob fragend eine Augenbraue. Immerhin hatte er gerade bewiesen, dass er mich nicht verhexen würde, denn er hatte die Chance dazu gehabt. Also beschloss ich, ihm ein wenig zu vertrauen. Nur ein bisschen.
„Meine Mutter hat mir immer von Hogwarts erzählt, als ich klein war. Ich habe sie verehrt und die Geschichten geliebt. Das ist doch Glück.“ Ich konnte selbst nicht sagen, ob der letzte Satz eine Frage war oder nicht.
Sirius schüttelte seinen Kopf. „Zufriedenheit ist nicht das gleiche wie Glück.“
Ich dachte kurz nach. Er hatte recht, doch war es wirklich nur Zufriedenheit, was ich verspürt hatte? Ich sah auf den Boden, wo sich die silbernen Fäden in Rauch aufgelöst hatten.
„Was ist dann Glück?“, fragte ich mehr mich selbst als ihn. Es dauerte kurz, bis er antwortete: „Glück ist für jeden anders. Aber es ist mehr als Zufriedenheit.“ Ich hatte das Gefühl, als wollte er mehr sagen, doch er blieb stumm. Ich versuchte, mir die Frage selbst zu beantworten. Es war schwierig. Ich wusste, was Glück war, doch ich konnte es nicht mit Worten beschreiben.
Am Ende des Tages hatte ich keine weiteren Fortschritte erzielt. Lediglich die Fäden, die zu Boden glitten und sich dort auflösten, kamen aus meinem Zauberstab. Und wie schon am Vormittag beim Nachsitzen war ich überrascht, wie angenehm Sirius sein konnte, wenn er wollte. Wir liefen schweigend zurGroßenHalle, als es Zeit für das Abendessen wurde. Kurz bevor wir ankamen, brach Sirius das Schweigen.
„Bist du in Lily verliebt?“ Überrascht blieb ich stehen und sah ihn mit großen Augen an. Er wandte sich zu mir um und blieb wenige Schritte vor mir stehen. Er sah ernst aus und ich hatte das Gefühl, er meinte es nicht aus Spaß.
Ich war mir unsicher, ob ich lachen oder toben sollte. Ich entschied mich für keins von beiden und antwortete mit einer Gegenfrage: „Wie kommst du denn darauf?“
Er zuckte seine Schultern und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Du wirkst eifersüchtig und willst sie ständig beschützen. Da kann man doch mal fragen.“
Ich legte meinen Kopf schief. „Könnte man –“, erwiderte ich langsam. „Wenn man sich gut leiden kann und es einen etwas angeht. Trifft beides nicht zu. Aber selbst wenn, wäre es vollkommenokay.“ Ich hatte seine Frage indirekt beantwortet. Er grinste jetzt. „Wäre es, das stimmt.“ Und dann ging er weiter.
Ich dachte noch einige Augenblicke nach. Wenn ich ehrlich war, bin ich noch nie verliebt gewesen. Doch ich liebte Lily wie eine Schwester und wollte, dass sie glücklich wurde. Ich hatte nur Angst, dass sie verletzt würde oder mich verlässt. Doch Sirius brachte mich damit zum Grübeln. Ich war 16 – wieso hatte ich mich bisher nicht verlieben können? Stimmte etwas nicht mit mir?
„Beschwöre den Raum der Wünsche.“, verlangte er ruhig. Ich sah ihn aufgebracht an.
„Was hat das mit dem Patronus zu tun?“, wollte ich wissen. Er zuckte seine Schultern.
„Beides erfordert eine gewisse Vorstellungskraft. Los, versuch es einfach.“ Er sprach fast sanft mit mir. Doch ich fiel darauf nicht herein. Grummelnd machte ich kehrt und lief zum Ende des Korridors. Dann machte ich kehrt und dachte „Ich brauche einen Raum, in dem ich den Patronuszauber üben kann.“ Immer und immer wieder. Als ich zum dritten Mal an der leeren Wand vorbei lief, erschien dort eine Tür.
Ich erwartete keine Reaktion von Sirius, und er zeigte auch keine. Doch ich erlaubte mir, mich ein wenig zu freuen. Das hatte ich also schon mal geschafft. Der Rest würde auch ein Kinderspiel werden. Ich war motiviert durch diesen kleinen Erfolg.
Wir betraten den Raum, der genauso aussah wie beim letzten Mal. Allerdings stand diesmal in der Mitte diese riesige Figur. Sie jagte mir einen Schauder über den Rücken, doch ich ließ mir nichts anmerken.
Auffordernd blickte ich zu Sirius. Sollte ich einfach anfangen?
Sirius sah sich die Puppe des Dementors gerade an. Doch es wirkte, als sähe er durch sie hindurch. Er war in Gedanken versunken und ich musste mich räuspern, damit er auf mich reagierte.
Jetzt sah er mich an und ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Das gefiel mir ganz und gar nicht.
„Also gut. Jetzt können wir anfangen.“
Das Hochgefühl, das ich beim Erschaffen des Raumes verspürt hatte, hatte sich verflüchtigt. Ich befürchtete nichts Gutes, als ich seinen Blick sah.
„Wie ich schon gesagt habe, geht es weniger darum, sich an die Situation zu erinnern, in der du glücklich warst. Du musst vielmehr dieses Glück wieder spüren, als die Umstände. Verstehst du was ich meine?“
Ich dachte kurz nach. Mein ganzer Körper war angespannt, ich traute ihm nicht. Doch ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er mir etwas antun würde. Ich atmete tief durch und versuchte vergeblich, das Misstrauen abzuschütteln.
„Das Glück spüren.“, wiederholte ich leise und dachte angestrengt nach. Wie hatte es sich angefühlt, als ich die Geschichten von Hogwarts hörte? Als die Aufregung kam?
„Mensch, Scary.“, unterbrach Sirius mich und ich zuckte zusammen. Er schüttelte seinen Kopf. „Du bist schon total rot im Gesicht vor Anstrengung. Nicht die Situation ist wichtig, das Gefühl!“
„Ich hab schon verstanden.“, knurrte ich zurück und schloss erneut die Augen. Doch ich hörte ihn Seufzen. Er lenkte mich ab.
„An welche Situation denkst du zurück?“, fragte er dann. Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
„Das geht dich nichts an.“
„Doch, das tut es. Ich soll es dir beibringen. Und ich habe dir gesagt, du musst mir dafür vertrauen. Wenigstens jetzt.“
Ich grummelte und verzog leicht das Gesicht. Ich wollte es ungern zugeben, doch es gelang mir einfach nicht. Ich konnte und wollte ihm nicht so vertrauen, wie er es im Moment von mir verlangte.
„Wenn du weiterhin so stur bist, kann ich dir auch nicht helfen. Dann wirst du ihn vermutlich nie lernen.“ Er kam einen Schritt auf mich zu und ich zwang mich, nicht zurückzuweichen.
„Schließ die Augen.“, sagte er. Ich blickte ihn warnend an und er seufzte erneut.
„Bitte, Scary. Ich will dir echt helfen. Stell meine Nerven nicht auf die Probe, indem du mich weiter provozierst.“, bat er mich und massierte dabei seine Nasenwurzel. Ich spürte, dass es mich mit einem Gefühl von Genugtuung erfüllte, ihm so zuzusetzen.
Doch ich ermahnte mich zur Vernunft und schloss ein wenig widerwillig die Augen. Okay, wenn er es so wollte.
Sämtliche Sinne waren jetzt darauf ausgerichtet, zu erfahren, was er tat. Doch ich hörte oder spürte ihn nicht. Er schien einfach dort zu stehen und abzuwarten. So wie ich.
Ich spürte, wie mein beschleunigter Puls sich beruhigte. Mein Atem ging ruhiger und tiefer, es war, als wäre Sirius nicht bei mir im Raum. Ich entspannte mich ein wenig und versuchte, mich an das Gefühl zu erinnern, nach dem ich suchte: Das Glück, die Vorfreude auf Hogwarts.
Ich versuchte, mich an die Situation zu erinnern, damit die Gefühle wieder kamen. Da waren so viele Gefühle. Nicht nur Glück. Auch Faszination, Erstaunen und Liebe. Ich war noch klein gewesen und hatte meine Mutter immer sehr verehrt. War das Glück? Bedeutete es nicht, mit den Menschen zusammen zu sein, die man liebte? In der Unbeschwertheit der Kindheit.
Ich spürte, wie sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legte.
„Gut.“, hörte ich plötzlich eine Stimme. Ich war vertieft in Gedanken gewesen, oder Sirius konnte sich tatsächlich lautlos fortbewegen. Er wisperte an meinem Ohr, er musste direkt hinter mir stehen. Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hoch. Irgendwie fühlte sich das hier sehr intim an. Doch ich wollte die Erinnerung an das Glück nicht gehen lassen.
„Spürst du es?“, fragte er jetzt, noch immer leise. Ich war froh, dass er nicht laut sprach, das hätte die Atmosphäre gestört. Doch so war ich noch immer in meiner Erinnerung, konnte mich selbst als kleines Kind sehen, auf dem Schoß meiner Mutter, wie sie mit Begeisterung von Hogwarts erzählte.
Ich versuchte, das Gefühl wiederzufinden, und stellte mir vor, wie es durch meine Adern glitt. In meine Arme, Beine und mein Herz. Eine Berührung, die ich kaum spürte, ließ mich meinen Arm mit dem Zauberstab heben.
Der Raum um mich herum existierte nicht mehr und auch Sirius war mehr ein Geist, eine Idee, die mir die Worte zuflüsterte: Expecto Patronum.
Ich spürte das Gefühl durch meine Adern brausen und sprach die Worte immer wieder laut aus.
„Expecto Patronum. Expecto Patronum.“ Langsam öffnete ich die Augen. Sirius stand hinter mir, er hatte meinen Arm mit seiner Hand gehoben. Ich spürte seinen Atem, doch ich war fasziniert vonmeinem Zauberstab. Und dem, was dort hervorkam: Es waren silberne Fäden, die zu Boden glitten und sich dann auflösten. Aber es war mehr als beim letzten Mal. Leider konnte ich noch keine Gestalt ausmachen.
Sirius trat einen Schritt zurück. „Sehr gut.“, lobte er mich. Ich wandte mich um. Ich war aufgeregt, weil ich es diesmal besser geschafft hatte, und gleichzeitig enttäuscht, dass es mir nicht vollends gelang.
Sirius schien es mir im Gesicht ablesen zu können, dass ich nicht zufrieden war. Und er lachte. Das wiederum machte mich wütend. Es war wirklich dreist, dass er mich jetzt auslachte!
„Ich habe noch nie jemanden getroffen, dem es beim ersten Mal gelang. Das ist wirklich gut, Scary. Aber ich glaube, das Gefühl ist noch nicht das richtige.“
Überrascht legte ich den Kopf schief. „Aber es war Glück.“, erwiderte ich. Er hob fragend eine Augenbraue. Immerhin hatte er gerade bewiesen, dass er mich nicht verhexen würde, denn er hatte die Chance dazu gehabt. Also beschloss ich, ihm ein wenig zu vertrauen. Nur ein bisschen.
„Meine Mutter hat mir immer von Hogwarts erzählt, als ich klein war. Ich habe sie verehrt und die Geschichten geliebt. Das ist doch Glück.“ Ich konnte selbst nicht sagen, ob der letzte Satz eine Frage war oder nicht.
Sirius schüttelte seinen Kopf. „Zufriedenheit ist nicht das gleiche wie Glück.“
Ich dachte kurz nach. Er hatte recht, doch war es wirklich nur Zufriedenheit, was ich verspürt hatte? Ich sah auf den Boden, wo sich die silbernen Fäden in Rauch aufgelöst hatten.
„Was ist dann Glück?“, fragte ich mehr mich selbst als ihn. Es dauerte kurz, bis er antwortete: „Glück ist für jeden anders. Aber es ist mehr als Zufriedenheit.“ Ich hatte das Gefühl, als wollte er mehr sagen, doch er blieb stumm. Ich versuchte, mir die Frage selbst zu beantworten. Es war schwierig. Ich wusste, was Glück war, doch ich konnte es nicht mit Worten beschreiben.
Am Ende des Tages hatte ich keine weiteren Fortschritte erzielt. Lediglich die Fäden, die zu Boden glitten und sich dort auflösten, kamen aus meinem Zauberstab. Und wie schon am Vormittag beim Nachsitzen war ich überrascht, wie angenehm Sirius sein konnte, wenn er wollte. Wir liefen schweigend zurGroßenHalle, als es Zeit für das Abendessen wurde. Kurz bevor wir ankamen, brach Sirius das Schweigen.
„Bist du in Lily verliebt?“ Überrascht blieb ich stehen und sah ihn mit großen Augen an. Er wandte sich zu mir um und blieb wenige Schritte vor mir stehen. Er sah ernst aus und ich hatte das Gefühl, er meinte es nicht aus Spaß.
Ich war mir unsicher, ob ich lachen oder toben sollte. Ich entschied mich für keins von beiden und antwortete mit einer Gegenfrage: „Wie kommst du denn darauf?“
Er zuckte seine Schultern und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Du wirkst eifersüchtig und willst sie ständig beschützen. Da kann man doch mal fragen.“
Ich legte meinen Kopf schief. „Könnte man –“, erwiderte ich langsam. „Wenn man sich gut leiden kann und es einen etwas angeht. Trifft beides nicht zu. Aber selbst wenn, wäre es vollkommenokay.“ Ich hatte seine Frage indirekt beantwortet. Er grinste jetzt. „Wäre es, das stimmt.“ Und dann ging er weiter.
Ich dachte noch einige Augenblicke nach. Wenn ich ehrlich war, bin ich noch nie verliebt gewesen. Doch ich liebte Lily wie eine Schwester und wollte, dass sie glücklich wurde. Ich hatte nur Angst, dass sie verletzt würde oder mich verlässt. Doch Sirius brachte mich damit zum Grübeln. Ich war 16 – wieso hatte ich mich bisher nicht verlieben können? Stimmte etwas nicht mit mir?