Zwischen Uns II - Aus der Asche, die wir sähen
von TonicWater
Kurzbeschreibung
Nach ihrem langen und mühsamen Weg, endlich ihre Liebe zu Dumbledore offen leben zu dürfen, ziehen sich Schatten über Minervas Schicksal. Nur als Teil eines größeren Plans stehen erneut moralische Zweifel zwischen Minerva und Dumbledore. [Fortsetzung von "Zwischen Uns"]
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Het
Albus Dumbledore
Gellert Grindelwald
Minerva McGonagall
03.03.2023
18.03.2023
3
12.275
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18.03.2023
3.950
Kapitel 3: Schatten über Nurmengard
„Dolohow … ein Verräter! Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich das nicht gesehen habe! Er war mein bester Mann und – ausgerechnet er ist ein Anhänger Grindelwalds!“
Aufgebracht schritt Scamander im Krankenflügel auf und ab.
Fawkes hatte sie alle auf dem schnellsten Wege zurück nach Hogwarts gebracht, wo Madam Marigold sich der armen Miss Prewett annehmen und sie sofort ins St. Mungo überweisen konnte. Schwarze Magie dieser Art übertraf letztendlich ihren Könnensstand als einfache Schulkrankenschwester und obwohl Fawkes mit seinen heilenden Tränen das Schlimmste abgewehrt hatte, so war sie dennoch nicht außer Gefahr. Bei diesen tiefen Verletzungen war ihr Leben noch nicht gerettet … und Merlin allein wusste, ob sie es schaffen würde oder nicht. Auch sie war nur ein Opfer in einer Verkettung von schrecklichen Entscheidungen und falschem Vertrauen …
Albus betete für ihr Leben. Miss Prewett stand Minerva unendlich nah und ihr Tod wäre wohl für sie zu viel. Zudem sie ein so junger Mensch war … zu jung um bereits den Tod zu finden. Sie trug keine Schuld an diesem Vorfall und er würde es ihr auch niemals vorwerfen … ihre letzte Handlung war der verzweifelte Versuch Aaron in Sicherheit zu bringen und dafür würde er ihr auf ewig dankbar sein …
Das alles … war Dolohow, der sich Scamanders Vertrauen erschlichen hatte. Der Scamanders Plan, mit Minerva zu reden, um sie von ihrem Vorhaben zu überzeugen, für Grindelwalds Zwecke missbrauchte. Und der die arme Miss Prewett dazu zwang, ihre beste Freundin zu verraten …
„Ich habe Ihnen mehr als einmal mitgeteilt, dass Sie Ihr Vertrauen in Ihre Leute überprüfen sollten …“, sagte Dumbledore leise – er saß mit Aaron auf einem Stuhl und hielt ihn fest, während Madam Marigold seine kleinen Hände und die Stirn mit Diptam betupfte. Das brannte natürlich unangenehm und der Kleine weinte sehr, dennoch hielt er tapfer still.
„Ich habe ihm vertraut …“, murmelte Scamander zerknirscht und in tiefer Bitterkeit. „Und jeder musste sich einer Untersuchung stellen, nach diesen Ereignissen im Ministerium …“
„Es sind andere Zeiten, Mr. Scamander“, seufzte er. „Vertrauen ist momentan ein hohes Gut, welches nicht so leichtfertig an jedermann verschenkt werden sollte … ob es nun eine Überprüfung gab oder nicht. Grindelwald wird sich seine Wege suchen …“
Scamander hielt inne in seinem aufgewühlten Trott und starrte Dumbledore grimmig an, doch er erhob keine Einwände gegen diese Worte. Bitter musste er zugeben, dass er Recht gehabt hatte. Sein blindes Vertrauen in Dolohow hatte es zu dieser Situation kommen lassen. Er hatte helfen wollen, das Richtige tun wollen … und nun hatte er das freigesetzt, wovor Dumbledore ihn immer gewarnt hatte. Und dabei war es nicht er selbst, der den größten Verlust erleiden musste, sondern Dumbledore …
Zusätzlich war Miss Prewett so schwer verletzt, dass ihr Schicksal ungewiss war und sie war ihm unterstellt … er trug die Verantwortung und er würde es auch ihrer Familie mitteilen müssen. Wie hatte das alles nur so wahnsinnig schief gehen können?
„Und nun?“, fragte Scamander knapp.
„Nun?“, wiederholte Dumbledore leise und es ging etwas Gefährliches von ihm aus – Scamander war sicher, dass er nur wegen seinem weinenden Kind so ruhig sprach. „Nun werden Sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen und mir den Aufenthalt Nurmengards bereitstellen …“
Schweigen breitete sich im Krankenflügel aus und die Worte des Schulleiters hallten noch lange nach.
„Sie … Dumbledore – Nurmengard ist genauso geschützt und verborgen wie Hogwarts! Wie stellen Sie sich das vor? Und was dann? Wollen Sie dort einfach reinmarschieren und alles blindwütig vernichten, was sich Ihnen entgegenstellen könnte?“
Dumbledore blickte zu ihm auf und die blauen Augen bestätigten nur, was er in seinem verzweifelten Hohn ausgesprochen hatte. Schwer schluckte Scamander und konnte diesem Blick voll mit grenzenlosem Zorn und Hass kaum standhalten. Es gab nichts weiter zu sagen … nichts zu diskutieren … Dumbledore meinte das bitterernst und würde sich nicht mit etwas anderem zufrieden geben. Letzten Endes war es sein Befehl gewesen, der zu dieser Tragödie geführt hatte und auch, wenn er es nicht gern zugab – es war nun seine Pflicht und seine Ehre Dumbledore und vor allem diesem armen Mädchen zu helfen …
„Ich … ich sehe, was ich tun kann und wie viel meine Informanten wissen, Dumbledore … aber bitte … machen Sie sich nicht zu viele Hoffnungen, sie lebend -“
„Minerva ist stark …“, sagte Dumbledore leise. „Sie wird Grindelwald überleben …“
Sie muss …
Als die bedrückende Schwärze des Apparierens von Minerva abfiel, schnappte sie keuchend nach Luft und atmete hörbar angestrengt ein und aus. Sie fühlte sich alles andere als gut, doch sie war auch noch nie schwanger disappariert – das hatte sie bisher immer gemieden. Zurecht, denn ihr war speiübel und ihr Leib schmerzte unangenehm, sodass sie sich kurz ihren Bauch halten musste.
Eine eisige Kälte empfing sie, Schnee und kleine Eissplitter schlugen in ihr Gesicht. Die Robe, die sie für ihren Ausflug angezogen hatte, war alles andere als geeignet für die harten Temperaturen dieser Gegend. Bebend blickte Minerva auf und schluckte ihre Übelkeit hinunter.
Zwischen dem Nebel und dem Schneesturm erhob sich das dunkle Schloss, wie ein finsterer Wächter in schwindelerregender Höhe auf der schorfigen Klippe. Der Wind heulte unheimlich durch die Zinnen und um den mächtigen Turm, auch, wenn es im Vergleich zu Hogwarts ein eher kleines Schloss war. Doch die ganze Ausstrahlung war düster und getränkt mit schwarzer Magie. Minerva konnte sie regelrecht in der eisigen Luft spüren und erschauderte, was nichts mit der Kälte um sie herum zu tun hatte.
Ihr schwarzes Haar löste sich aus dem lockeren Knoten, als sie sich gegen den Sturm stemmte und besorgt zur Seite weg blickte. Ein tödlicher Abgrund erstreckte sich rings um sie herum und sie holte nervös Luft.
Nurmengard …
„Beweg dich!“, wies Dolohow sie harsch an und stieß seine Hand in ihren Rücken. „Und bitte freiwillig, dann sparen wir uns das unnötige Drama.“
Langsam setzte sich Minerva in Bewegung. Mit ihren grünen Augen suchte sie die Fassaden und Dächer des Schlosses ab und prägte es sich genau ein, bis sie einen weiteren Stoß in den Rücken bekam.
„Wir sind nicht hier für Sightseeing!“
„Das wäre mir ja glatt entfallen, Dolohow!“, gab Minerva knapp zurück – ihre Situation erlaubte es nicht, dennoch konnte sie sich diesen bissigen Kommentar nicht verkneifen. „Diese schrecklich schöne Horrorfassade lädt doch zu einem besinnlichen Spaziergang ein, nicht wahr?“
Dolohow knurrte jedoch nur rau und wies ihr in seiner weniger charmanten Art die Richtung.
„Deine vorlauten Worte werden dir bald in der Kehle stecken bleiben …“, raunte er düster.
Das Innere des Schlosses hatte an Aussehen nicht unbedingt hinzugewonnen. Wenn auch prunkvoll und edel – es war noch dunkler und bedrückender, als es bereits von außen gewirkt hatte. Minerva konnte sich nicht vorstellen, wie man hier auf diese Art und Weise freiwillig leben konnte – wobei sie nicht sagen konnte, dass es nicht sauber und ordentlich war. Alles hier jedoch schrie geradezu nach schwarzer Magie und die dunkle Aura erschütterte regelrecht ihr Inneres, dennoch prägte sich Minerva auch hier die Wege und Gänge gut ein.
Ihre Schritte hallten unheimlich in den verlassenen Gängen laut wider und irgendwann kamen sie zu einer dunklen Flügeltür. Dolohow klopfte laut und öffnete die Tür, ohne auf eine Antwort zu warten. Er schob sie grob voraus und Minerva sah sich rasch um.
Der Raum war genauso düster, wie der Rest des Schlosses. Dennoch spendeten einige Kerzen in goldenen, mannshohen Kronständern ein wenig Licht. Ein Kamin bot eine größere Quelle an Licht und Wärme, die sich jedoch nicht weit in dem Raum ausbreitete. Sie erkannte nicht viel in diesem Zwielicht, doch es schien ein Arbeitszimmer zu sein. Sie erkannte Bücherregale, einen Schreibtisch … alles wirkte recht leer und eine große Fensterfront zeigte die Berge und den Schneesturm draußen.
Und dort … in einem hohen Sessel vor dem Kamin … saß er.
Gellert Grindelwald.
Minerva wusste nicht, was sie erwartet hatte – vermutlich eine andere Erscheinung, erfüllte dieses Schloss doch alles an finsteren Klischees, die sich anbieten konnten. Einen wahnwitzigen Moment lang war Minerva auch tatsächlich ein wenig an Albus erinnert, auch, wenn sie sich äußerlich um Welten nicht glichen – so besaßen sie doch beide diese ganz besondere Ausstrahlung, die einen in ihren Bann ziehen konnte, ohne etwas dafür aktiv tun zu müssen.
Grindelwald blickte auf und Minerva begegnete ein Blick, den sie nicht einschätzen konnte. Er war berechnend … sehr intensiv, als würde er alles durchschauen können und dennoch … irgendwie barg dieser Blick eine seltsame Ruhe und Sanftmut. Doch Minerva ließ sich nicht davon täuschen. Wie schon bei Rosier hatte sie dieses Gefühl, welches alles in ihr in Alarmbereitschaft versetzte und ihr zuschrie, dass sie laufen sollte, dass hier Gefahr drohte. Sie wusste, zu was er fähig war und was er getan hatte … sie hatte auch genug von Albus über ihn erfahren, um ihn abgrundtief zu verachten. Dieser Mann … war gefährlich. Besonders sein dezent helleres Auge machte es Minerva schwer, den Blick von ihm abzuwenden und sie schluckte … Heterochromie war bei Menschen wirklich eine Seltenheit …
Sie war so von seinem Anblick gefesselt, dass sie Dolohow gar nicht zuhörte, was er sprach, bis er sich an sie wandte und sie ziemlich grob anpackte.
„Ich sagte, verneig dich vor ihm!“, herrschte er und so langsam reichte es Minerva mit diesem Benehmen.
„Lass deine widerlichen Hände von mir, Dolohow!“, fauchte sie kalt und war verleitet ihre zauberstablose Magie zu verwenden, doch sie behielt sich das noch vor … vielleicht konnte sie sie in einem nötigeren Moment gebrauchen. „Lieber lecke ich den Boden ab, als mich vor ihm zu verneigen!“
„Den Wunsch kann ich dir gern erfüllen!“, drohte Dolohow grinsend und packte sie am Nacken, doch eine ruhige Stimme unterbrach ihn.
„Dolohow …“, sagte Grindelwald leise und dennoch mahnend. „Wenn das die Art ist, wie wir eine Lady behandeln, dann sollte ich Ihnen doch besser die Hände abfaulen lassen … ich kenne einige unschöne und schmerzhafte Flüche für Männer, die ihre Manieren nicht wahren können. Also bitte … würdest du gütiger Weise deine Hände von ihr nehmen und uns allein lassen?“
Dolohows Hände zuckten von Minerva fort, als hätte er sich verbrannt. Mit einem dennoch sehr unzufriedenen Blick auf Minerva, nickte er nur grimmig, verschwand aus dem Raum und hinterließ eine unangenehme Stille. Grindelwald klappte das Buch zu, welches er zuvor gelesen hatte und legte es beiseite. Schließlich stand er auf und schritt auf Minerva zu, dennoch wahrte er einen höflichen Abstand zu ihr. Er war etwa genauso groß wie Albus und trug einen schlichten, schwarzen Anzug. Aus der Nähe konnte Minerva sein blasses Gesicht besser erkennen … sie schluckte schwer bei diesem intensiven Blick.
„Ich habe bereits viel von Ihnen gehört, Miss McGonagall“, sagte er leise und mit seiner angenehmen Stimme – er verneigte sich leicht vor ihr. „Bitte entschuldigen Sie die doch sehr grobe Art meines Dieners … in Manieren sollte ich sie alle noch einmal schulen. Bitte – Sie sehen mitgenommen aus – setzten Sie sich doch.“
Minerva fielen einige Sachen ein, die sie erwidern wöllte, doch es war momentan klüger abzuwarten, und zu sehen, wo diese Konversation hinführen würde. Sie spürte die deutliche Gefahr, dennoch hatte sie nicht das Gefühl, dass er sie töten wollte – das wäre immerhin einfacher und schneller von statten gegangen und hätte nicht ihre Entführung kosten müssen. Langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen, setzte sie sich auf den anderen Sessel vor dem Kamin, auf den er sie höflich wies. Auch er nahm wieder Platz und musterte sie mit diesem unangenehmen Lächeln. Er konnte durchaus charmant wirken, war er auch kein unansehnlicher Mann, dennoch jagte es Minerva einen kalten Schauer über ihren ganzen Leib und unbewusst hielt sie sich ihren Bauch. Sein Blick folgte ihren Händen.
„Ein weiterer Spross meines alten Freundes, wie ich sehe?“, fragte er seidig und sie schwieg verbissen, sodass er leise lachte. „Natürlich, eine reichlich private Frage … und belanglos – ich wusste es bereits. Ich muss zugeben, dass Albus‘ Geschmack in all den Jahren nicht gelitten hat, wenn er sich Sie auserwählt hat. Meine liebe Vinda konnte mir mitteilen, wie viel Potential in Ihnen steckt. Er wählte also Jugend, Schönheit und Stärke … und … wie ich zuvor mitbekommen habe - auch Charakter.“
Minerva blickte ihn nun direkt an.
„Sie haben mich sicher nicht verschleppen lassen, um mich mit Komplimenten und Schmeicheleien zu umgarnen, Mr. Grindelwald“, sagte sie höflich aber sehr kühl. „Und sicher auch nicht, um Albus aus der Reserve zu locken. Auch der letzte gescheiterte Plan … es ging gar nicht um Albus, oder? Zumindest nicht direkt, wenn ich es richtig vermute …“
Minerva meinte zu sehen, wie Überraschung über sein Gesicht huschte, bevor er wieder diese lächelnde Fassade aufsetzte. Und er lachte sehr amüsiert auf. Es war unerwartet laut, sodass sie bei dem jähen Klang zusammenzuckte.
„Jemanden mit Ihrem Scharfsinn könnte ich gut in meinen Reihen gebrauchen!“, lachte er sanft. „Tatsächlich so direkt, dass ich es nicht mit Lügen vertuschen könnte. Nur leider scheitert jeder Plan an den belanglosen Emotionen einiger Anhänger … in diesem Sinne bin ich beinahe froh darum, dass der Plan von Albus vereitelt wurde, denn Ihr Leben war zwingend notwendig und wichtig. Vinda … sie hat mich auf mehreren Ebenen stark enttäuscht und ihren Tod durch Ihre Hand durchaus verdient …“
„Mit Verlaub … das war kein Scharfsinn, ich höre einfach nur zu. Und - niemand verdient den Tod …“, flüsterte Minerva bitter. „Wir haben nicht das Recht über das Leben oder den Tod anderer Menschen und Lebewesen zu entscheiden – wer sind wir schon, dass wir es uns anmaßen könnten? Wenn unsere eigenen Handlungen uns in den Tod treiben, mag es verdient sein … dennoch … Sie reden geradezu über den Tod, als wäre es etwas Leichtes. Und ich habe es in Rosiers Augen gesehen … sie hat den Tod nicht verdient, auch, wenn sie Schlimmes getan hat. Doch natürlich … was erwarte ich an Verständnis von Ihnen, Mr. Grindelwald?“
Minerva hielt ein wenig den Atem an, dennoch wahrte sie ihr Gesicht. Sie wusste, dass ihre Worte gewagt waren, das sie sich in gefährlichen Gefilden bewegte. Dennoch war ihr Sinn für Gerechtigkeit zu groß, um darauf einfach nichts zu erwidern. Sie hatte es gewusst … schon als Rosier ihr diese seltsamen Worte im Ministerium gegeben hatte, bevor sie Minerva hatte töten wollen … dass sie es nicht ertragen könnte, sollte er einen Nutzen in ihr finden. Da schon wusste sie, dass es eigentlich gar nicht wirklich um Albus ging … zumindest nicht nur …
„Hm …“, lächelte er sacht und stand auf. „Mir war nicht bewusst, was mich erwarten würde … natürlich hatte ich von Albus‘ Partnerwahl einiges an Potential erhofft und ich wurde auch nicht enttäuscht. Mittlerweile übersteigen Sie meine Vorstellungen bereits zu meiner Zufriedenheit. Obwohl Sie so jung sind halten Sie ziemlich viel Mut und Edelmut inne – kommen Sie.“
Er winkte sie mit sich und obwohl ihr alles andere als danach war, ihm irgendwohin zu folgen, so überwog auch ihre Neugier. Hätte er ihr etwas antun wollen, hätte er es getan, also wog sie sich noch in einer begrenzten Sicherheit. Sie wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Wenn es wirklich um sie ging, dann sollte sie ihre Vorsicht bewahren und ihre Worte gut wählen. Denn auch, wenn er gerade nichts tat, außer reden, so war Minerva bewusst, dass irgendetwas auf sie zukam – und es sicher nichts Gutes bedeuten würde …
Grindelwald durchquerte das düstere Zimmer und stand vor einem unscheinbaren Regal. Sanft klopfte er auf das Holz an einer bestimmten Stelle und die Bücher kamen allesamt in Bewegung. Sie rückten auseinander und ordneten sich in einer anderen Position wieder ein, bis sie eine Tür preisgaben, die bisher hinter ihnen verborgen lag.
„Nach Ihnen“, lächelte Grindelwald höflich und wies auf den Raum, doch Minerva rührte sich nicht.
„Danke, doch – als Gast ist es recht unhöflich fremde Räume vor dem Eigentümer zu betreten“, sagte sie betont freundlich. „Gehen Sie vor.“
Sie hätte nicht gedacht, dass er dem zustimmen würde, doch er schmunzelte nur verhalten und ging voraus. Ihr Misstrauen war ihr anzusehen, das war sicher keine wahre Höflichkeit ihrerseits. Sie wusste, dass sie ihn sicher nicht täuschen konnte, aber noch weniger wollte sie ihn im Rücken haben. Er hatte wirklich etwas an sich, was sie stark an Albus erinnerte … auf eine eher dunkle Art und Weise und mittlerweile konnte sie fast verstehen, warum die beiden damals befreundet waren und auf einer Wellenlänge. Sicher wären sie es immer noch, wäre Grindelwald nicht so tief gesunken.
Sie folgte ihm langsam in den Raum und die Tür hinter ihr schloss sich sanft, doch sie bewegte sich keinen Schritt weiter, als sie das große, präsente Bett sah. Ihr Herz sank und eine eisige Kälte breitete sich in ihr aus.
Ruhig … das muss noch nichts bedeuten …
„Also …“, fing sie zögerlich an und versuchte sich wieder auf Grindelwald zu konzentrieren, der in die Flammen eines Kamins starrte und diese nachdenklich betrachtete. „Warum … ich? Wenn Sie mich nicht töten wollen und … Albus nicht mit mir locken möchten … warum brauchen Sie mich dann? Ich bin gerade mal mit Hogwarts fertig, nur eine junge Lehrerin … ich habe keine besonderen Talente oder Fähigkeiten. Also … ich verstehe es nicht.“
Grindelwald wandte sich zu ihr um – sein Gesicht und gerade sein blassblaues Auge wurden von den Flammen unheimlich angestrahlt. Sein Lächeln wirkte dadurch auch sehr gefährlich … beinahe manisch.
„Wissen Sie, was wahrlich große Magier und Hexen ausmacht?“, fragte er sie rhetorisch und Minerva antwortete nicht auf diese verwirrende Frage. „Bescheidenheit. Doch Sie müssen nicht bescheiden sein, meine Liebe, sie sind jung, intelligent, schön, charakterstark und ... fähig seine Kinder zu tragen.“
Minerva runzelte die Stirn – was war das denn bitte für eine Aussage? Als ob das eine besondere Eigenschaft wäre. Im Normalfall war jede Frau dazu fähig und sie war auch nicht die erste Frau in Albus‘ Leben – es hatte eben erst mit ihr sein sollen, dass er Kinder hatte. Also warum betonte er es so eigenartig? Ihre Augen verfolgen, wie er langsam auf sie zukam und sie trat den einen Schritt zurück, spürte das Holz der Tür in ihrem Rücken und ihr Herz begann voller Angst zu schlagen, als sich sein Schatten bedrohlich über sie legte.
Mit einem Mal war er ihr so nah, dass sie die Luft anhielt. Den Abstand, den er zuvor noch höflich bewahrt hatte, war nun nichts mehr wert und sie fühlte sich schrecklich an Rosier erinnert, als er ihr Kinn zwischen seine Finger nahm. Er tat ihr nicht weh, doch die Berührung lähmte sie beinahe. Ihre grünen Augen konnten sich nicht von diesem ungleichen Augenpaar wenden.
„Sie haben alles, um mir mit einer kleinen Sache behilflich zu sein … Minerva …“, sagte er leise und seine Stimme ließ ihren ganzen Körper beben. Ihr Name auf seinen Lippen hörte sich so falsch an. Dieser Duft, diese Nähe, diese Wärme … das war nicht richtig, denn es war nicht die von Albus und dennoch blickte sie mutig zu ihm auf, während sie sich gegen die Tür drückte.
„Lieber sterbe ich, Grindelwald …“, flüsterte sie eisig.
Ein Lächeln zog sich über seine Lippen und er beugte sich so nah zu ihrem Gesicht hinunter, dass sie verleitet war, ihres von ihm angewidert abzuwenden, doch sie zwang sich, diesem Blick Stand zu halten. Er würde sie nicht brechen … nicht er!
„Du wirst den Tod in diesen Mauern nicht finden“, flüsterte er sanft und schob sein Gesicht ungeniert sanft an ihrer Wange entlang, bis seine Lippen an ihrem Ohr lagen.
Minerva schloss die Augen – ihr Herz und ihr Atem raste so schnell, dass es ungesund war. Zwischen ihnen war kaum mehr Abstand und seine Hand strich von ihrer Kehle an ihren Bauch. Seine Hand legte sich sanft über dieses kleine Leben und Minerva hielt in tiefer Angst den Atem an.
„N-Nicht …“, flehte sie leise und sie spürte seine Lippen an ihrem Ohr lächeln.
„Aber was ist mit … ihr?“
„… und er schiebt mir sein Glas über den Tresen und fragt, ob ich was Härteres habe! Und wisst ihr, was ich gemacht hab?!“, dröhnte eine laute, tiefe Bassstimme durch den ganzen Schankraum des Eberkopfes.
Die dunkle Spelunke war an dem heutigen Abend gut besucht. Allerhand zwielichtige Gestalten, Raufbolde und andere düstere Genossen kamen hier zusammen. Es war ein rauer Anblick, doch Aberforth wusste, dass niemand hier einander gefährlich werden würde. Er hatte seine Regeln und an diese hielt sich auch ein jeder. Aberforth war ein stiller Barmann, doch wenn es Ärger gab konnte er seinem noblen Bruder an Magie durchaus Konkurrenz machen. Mit einem Dumbledore legte man sich eben nicht gern an – egal ob Professor oder Barmann.
Mit einem grimmigen Lächeln lauschte er seinem Stammgast Butch, der diese lächerliche Geschichte so laut zum Besten gab, dass es auch jeder mitbekam. Butch war ein Hüne. Ein Kerl mit mehr Muskeln als Hirn. Breit gebaut, Narben überall, Glatze, Vollbart und tätowiert mit allerhand grenzwertigen Symbolen. Jeder seiner breiten Finger trug einen Ring und seine ganze Erscheinung war alles andere als sympathisch oder liebenswert. Doch Aberforth wusste nur zu gut, dass dieser Berg an Mann keiner Fliege was zu Leide tun könnte - zumindest Unschuldigen gegenüber war er so sanft wie ein Knuddelmuff. Er kannte Butch sehr gut, war er auch ein Barmann aus der Nokturngasse. Wobei das Wolfsverderb noch einmal andere spezielle Kunden anlockte. An seinen Schließtagen kam er immer auf einen eigenen Absacker vorbei.
„Ich hab ihm Eis ins Glas getan und gesagt: was Härteres gibt’s nich‘, Junge!“, brüllte er vor Lachen und schlug mit seiner Faust so hart auf den Tresen, dass die Gläser klirrten. „Das dumme Gesicht hättet ihr sehn soll‘n! Wollt sich prügeln aber nich‘ mit mir! Der flog schneller als’n Klatscher aus meinem Laden!“
„Butch, lass meinen Tresen ganz!“, knurrte Aberforth und der Angesprochene leerte sein Glas mit einem Zug.
„Argh, sorry, Ab‘!“, brummte Butch grinsend und schob sich von seinem ächzenden Hocker. „Bist mich ohnehin los! Hab noch nen Deal abzuwickeln und darf mich nich‘ schon wieder verspät‘n! Ähm … Galleonen nächstes Mal, Ab‘?“
„Deine Liste wird immer länger, auf der du die Zeche prellst!“, brummte Aberforth. „Sauf weniger, wenn du’s nicht bezahlen kannst oder bedien‘ dich in deiner eigenen Bar! Wenn du nächstes Mal nicht zahlst, fluch ich dich bis Gringotts, ich schwör es dir!“
„Bist der Beste, Ab‘!“, grinste Butch und polterte aus dem Schankraum in die dunkle Nacht.
„Das war nicht freundlich gemeint!“, rief er ihm grantig nach. „Dämlack …“
Es dauerte höchstens ein paar wenige Momente, da krachte die Tür zum Eberkopf erneut auf und Butch war zurück auf der Schwelle. Einen Moment lang dachte Aberforth, dass er etwas vergessen hätte, doch er hatte sie unter dem ganzen Haufen Mann auch erst nicht bemerkt …
„Merlin …“, keuchte Aberforth und ließ sein Glas fallen, welches er soeben geputzt hatte.
Eilig kam er um den Tresen herum. Das muntere Gemurmel war verstummt und Aberforth rannte zu Butch, der in seinen bulligen Armen niemand anderen als Minerva trug. Ihre nasse Kleidung war voller Schuttstaub und Blut klebte ihr im Gesicht, lief ihr aus dem Mundwinkel. Natürlich hatte Aberforth von dieser ganzen Sache gehört … doch, dass sie so schnell wieder auftauchen würde …
„S-Sie lag draußen“, stammelte Butch. „Scheiße, das arme Mädel …“
„Das ist die Frau meines Bruders“, keuchte Aberforth und schlug ihr sacht gegen die Wange, um ihr irgendeine Reaktion zu entlocken.
„Oh, fuck! Von Albus Dumbledore?! Ich hab nichts gemacht! Ich schwör’s!“, beteuerte Butch verängstigt.
„Halt die Klappe, das weiß ich!“, knurrte er und in dem Moment flackerten die Augenlider von ihr.
Einen Moment lang war Minerva vollkommen orientierungslos, doch als sie ihn erkannte, wirkte sie unendlich erlöst. Tränen der Erleichterung liefen ihr aus den grünen Augen, doch sie war schwach.
„H-Hilf mir … Ab‘ …“, flehte sie leise, atmete schwer bei jedem Wort. „A-Albus …“
Ihm gefror beinahe das Blut in den Adern, bei diesen Worten, doch er zögerte keine Sekunde.
„Butch“, sagte Aberforth knapp. „Ich vertraue dir – bring sie sofort ins St. Mungo – hier ist schwarze Magie am Werk … ich gehe sofort nach Hogwarts. Alle hier! Der Laden ist geschlossen! Verschwindet!“
Er wandte sich an Minerva und legte seine Hand auf ihren Arm.
„Butch kannst du vertrauen, Minerva … du bekommst gleich Hilfe, aber das muss sich ein Heiler ansehen – ich hole Albus“, sagte er und sie nickte dankbar und schloss erschöpft die Augen. „Jetzt los!“
„Dolohow … ein Verräter! Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich das nicht gesehen habe! Er war mein bester Mann und – ausgerechnet er ist ein Anhänger Grindelwalds!“
Aufgebracht schritt Scamander im Krankenflügel auf und ab.
Fawkes hatte sie alle auf dem schnellsten Wege zurück nach Hogwarts gebracht, wo Madam Marigold sich der armen Miss Prewett annehmen und sie sofort ins St. Mungo überweisen konnte. Schwarze Magie dieser Art übertraf letztendlich ihren Könnensstand als einfache Schulkrankenschwester und obwohl Fawkes mit seinen heilenden Tränen das Schlimmste abgewehrt hatte, so war sie dennoch nicht außer Gefahr. Bei diesen tiefen Verletzungen war ihr Leben noch nicht gerettet … und Merlin allein wusste, ob sie es schaffen würde oder nicht. Auch sie war nur ein Opfer in einer Verkettung von schrecklichen Entscheidungen und falschem Vertrauen …
Albus betete für ihr Leben. Miss Prewett stand Minerva unendlich nah und ihr Tod wäre wohl für sie zu viel. Zudem sie ein so junger Mensch war … zu jung um bereits den Tod zu finden. Sie trug keine Schuld an diesem Vorfall und er würde es ihr auch niemals vorwerfen … ihre letzte Handlung war der verzweifelte Versuch Aaron in Sicherheit zu bringen und dafür würde er ihr auf ewig dankbar sein …
Das alles … war Dolohow, der sich Scamanders Vertrauen erschlichen hatte. Der Scamanders Plan, mit Minerva zu reden, um sie von ihrem Vorhaben zu überzeugen, für Grindelwalds Zwecke missbrauchte. Und der die arme Miss Prewett dazu zwang, ihre beste Freundin zu verraten …
„Ich habe Ihnen mehr als einmal mitgeteilt, dass Sie Ihr Vertrauen in Ihre Leute überprüfen sollten …“, sagte Dumbledore leise – er saß mit Aaron auf einem Stuhl und hielt ihn fest, während Madam Marigold seine kleinen Hände und die Stirn mit Diptam betupfte. Das brannte natürlich unangenehm und der Kleine weinte sehr, dennoch hielt er tapfer still.
„Ich habe ihm vertraut …“, murmelte Scamander zerknirscht und in tiefer Bitterkeit. „Und jeder musste sich einer Untersuchung stellen, nach diesen Ereignissen im Ministerium …“
„Es sind andere Zeiten, Mr. Scamander“, seufzte er. „Vertrauen ist momentan ein hohes Gut, welches nicht so leichtfertig an jedermann verschenkt werden sollte … ob es nun eine Überprüfung gab oder nicht. Grindelwald wird sich seine Wege suchen …“
Scamander hielt inne in seinem aufgewühlten Trott und starrte Dumbledore grimmig an, doch er erhob keine Einwände gegen diese Worte. Bitter musste er zugeben, dass er Recht gehabt hatte. Sein blindes Vertrauen in Dolohow hatte es zu dieser Situation kommen lassen. Er hatte helfen wollen, das Richtige tun wollen … und nun hatte er das freigesetzt, wovor Dumbledore ihn immer gewarnt hatte. Und dabei war es nicht er selbst, der den größten Verlust erleiden musste, sondern Dumbledore …
Zusätzlich war Miss Prewett so schwer verletzt, dass ihr Schicksal ungewiss war und sie war ihm unterstellt … er trug die Verantwortung und er würde es auch ihrer Familie mitteilen müssen. Wie hatte das alles nur so wahnsinnig schief gehen können?
„Und nun?“, fragte Scamander knapp.
„Nun?“, wiederholte Dumbledore leise und es ging etwas Gefährliches von ihm aus – Scamander war sicher, dass er nur wegen seinem weinenden Kind so ruhig sprach. „Nun werden Sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen und mir den Aufenthalt Nurmengards bereitstellen …“
Schweigen breitete sich im Krankenflügel aus und die Worte des Schulleiters hallten noch lange nach.
„Sie … Dumbledore – Nurmengard ist genauso geschützt und verborgen wie Hogwarts! Wie stellen Sie sich das vor? Und was dann? Wollen Sie dort einfach reinmarschieren und alles blindwütig vernichten, was sich Ihnen entgegenstellen könnte?“
Dumbledore blickte zu ihm auf und die blauen Augen bestätigten nur, was er in seinem verzweifelten Hohn ausgesprochen hatte. Schwer schluckte Scamander und konnte diesem Blick voll mit grenzenlosem Zorn und Hass kaum standhalten. Es gab nichts weiter zu sagen … nichts zu diskutieren … Dumbledore meinte das bitterernst und würde sich nicht mit etwas anderem zufrieden geben. Letzten Endes war es sein Befehl gewesen, der zu dieser Tragödie geführt hatte und auch, wenn er es nicht gern zugab – es war nun seine Pflicht und seine Ehre Dumbledore und vor allem diesem armen Mädchen zu helfen …
„Ich … ich sehe, was ich tun kann und wie viel meine Informanten wissen, Dumbledore … aber bitte … machen Sie sich nicht zu viele Hoffnungen, sie lebend -“
„Minerva ist stark …“, sagte Dumbledore leise. „Sie wird Grindelwald überleben …“
Sie muss …
Als die bedrückende Schwärze des Apparierens von Minerva abfiel, schnappte sie keuchend nach Luft und atmete hörbar angestrengt ein und aus. Sie fühlte sich alles andere als gut, doch sie war auch noch nie schwanger disappariert – das hatte sie bisher immer gemieden. Zurecht, denn ihr war speiübel und ihr Leib schmerzte unangenehm, sodass sie sich kurz ihren Bauch halten musste.
Eine eisige Kälte empfing sie, Schnee und kleine Eissplitter schlugen in ihr Gesicht. Die Robe, die sie für ihren Ausflug angezogen hatte, war alles andere als geeignet für die harten Temperaturen dieser Gegend. Bebend blickte Minerva auf und schluckte ihre Übelkeit hinunter.
Zwischen dem Nebel und dem Schneesturm erhob sich das dunkle Schloss, wie ein finsterer Wächter in schwindelerregender Höhe auf der schorfigen Klippe. Der Wind heulte unheimlich durch die Zinnen und um den mächtigen Turm, auch, wenn es im Vergleich zu Hogwarts ein eher kleines Schloss war. Doch die ganze Ausstrahlung war düster und getränkt mit schwarzer Magie. Minerva konnte sie regelrecht in der eisigen Luft spüren und erschauderte, was nichts mit der Kälte um sie herum zu tun hatte.
Ihr schwarzes Haar löste sich aus dem lockeren Knoten, als sie sich gegen den Sturm stemmte und besorgt zur Seite weg blickte. Ein tödlicher Abgrund erstreckte sich rings um sie herum und sie holte nervös Luft.
Nurmengard …
„Beweg dich!“, wies Dolohow sie harsch an und stieß seine Hand in ihren Rücken. „Und bitte freiwillig, dann sparen wir uns das unnötige Drama.“
Langsam setzte sich Minerva in Bewegung. Mit ihren grünen Augen suchte sie die Fassaden und Dächer des Schlosses ab und prägte es sich genau ein, bis sie einen weiteren Stoß in den Rücken bekam.
„Wir sind nicht hier für Sightseeing!“
„Das wäre mir ja glatt entfallen, Dolohow!“, gab Minerva knapp zurück – ihre Situation erlaubte es nicht, dennoch konnte sie sich diesen bissigen Kommentar nicht verkneifen. „Diese schrecklich schöne Horrorfassade lädt doch zu einem besinnlichen Spaziergang ein, nicht wahr?“
Dolohow knurrte jedoch nur rau und wies ihr in seiner weniger charmanten Art die Richtung.
„Deine vorlauten Worte werden dir bald in der Kehle stecken bleiben …“, raunte er düster.
Das Innere des Schlosses hatte an Aussehen nicht unbedingt hinzugewonnen. Wenn auch prunkvoll und edel – es war noch dunkler und bedrückender, als es bereits von außen gewirkt hatte. Minerva konnte sich nicht vorstellen, wie man hier auf diese Art und Weise freiwillig leben konnte – wobei sie nicht sagen konnte, dass es nicht sauber und ordentlich war. Alles hier jedoch schrie geradezu nach schwarzer Magie und die dunkle Aura erschütterte regelrecht ihr Inneres, dennoch prägte sich Minerva auch hier die Wege und Gänge gut ein.
Ihre Schritte hallten unheimlich in den verlassenen Gängen laut wider und irgendwann kamen sie zu einer dunklen Flügeltür. Dolohow klopfte laut und öffnete die Tür, ohne auf eine Antwort zu warten. Er schob sie grob voraus und Minerva sah sich rasch um.
Der Raum war genauso düster, wie der Rest des Schlosses. Dennoch spendeten einige Kerzen in goldenen, mannshohen Kronständern ein wenig Licht. Ein Kamin bot eine größere Quelle an Licht und Wärme, die sich jedoch nicht weit in dem Raum ausbreitete. Sie erkannte nicht viel in diesem Zwielicht, doch es schien ein Arbeitszimmer zu sein. Sie erkannte Bücherregale, einen Schreibtisch … alles wirkte recht leer und eine große Fensterfront zeigte die Berge und den Schneesturm draußen.
Und dort … in einem hohen Sessel vor dem Kamin … saß er.
Gellert Grindelwald.
Minerva wusste nicht, was sie erwartet hatte – vermutlich eine andere Erscheinung, erfüllte dieses Schloss doch alles an finsteren Klischees, die sich anbieten konnten. Einen wahnwitzigen Moment lang war Minerva auch tatsächlich ein wenig an Albus erinnert, auch, wenn sie sich äußerlich um Welten nicht glichen – so besaßen sie doch beide diese ganz besondere Ausstrahlung, die einen in ihren Bann ziehen konnte, ohne etwas dafür aktiv tun zu müssen.
Grindelwald blickte auf und Minerva begegnete ein Blick, den sie nicht einschätzen konnte. Er war berechnend … sehr intensiv, als würde er alles durchschauen können und dennoch … irgendwie barg dieser Blick eine seltsame Ruhe und Sanftmut. Doch Minerva ließ sich nicht davon täuschen. Wie schon bei Rosier hatte sie dieses Gefühl, welches alles in ihr in Alarmbereitschaft versetzte und ihr zuschrie, dass sie laufen sollte, dass hier Gefahr drohte. Sie wusste, zu was er fähig war und was er getan hatte … sie hatte auch genug von Albus über ihn erfahren, um ihn abgrundtief zu verachten. Dieser Mann … war gefährlich. Besonders sein dezent helleres Auge machte es Minerva schwer, den Blick von ihm abzuwenden und sie schluckte … Heterochromie war bei Menschen wirklich eine Seltenheit …
Sie war so von seinem Anblick gefesselt, dass sie Dolohow gar nicht zuhörte, was er sprach, bis er sich an sie wandte und sie ziemlich grob anpackte.
„Ich sagte, verneig dich vor ihm!“, herrschte er und so langsam reichte es Minerva mit diesem Benehmen.
„Lass deine widerlichen Hände von mir, Dolohow!“, fauchte sie kalt und war verleitet ihre zauberstablose Magie zu verwenden, doch sie behielt sich das noch vor … vielleicht konnte sie sie in einem nötigeren Moment gebrauchen. „Lieber lecke ich den Boden ab, als mich vor ihm zu verneigen!“
„Den Wunsch kann ich dir gern erfüllen!“, drohte Dolohow grinsend und packte sie am Nacken, doch eine ruhige Stimme unterbrach ihn.
„Dolohow …“, sagte Grindelwald leise und dennoch mahnend. „Wenn das die Art ist, wie wir eine Lady behandeln, dann sollte ich Ihnen doch besser die Hände abfaulen lassen … ich kenne einige unschöne und schmerzhafte Flüche für Männer, die ihre Manieren nicht wahren können. Also bitte … würdest du gütiger Weise deine Hände von ihr nehmen und uns allein lassen?“
Dolohows Hände zuckten von Minerva fort, als hätte er sich verbrannt. Mit einem dennoch sehr unzufriedenen Blick auf Minerva, nickte er nur grimmig, verschwand aus dem Raum und hinterließ eine unangenehme Stille. Grindelwald klappte das Buch zu, welches er zuvor gelesen hatte und legte es beiseite. Schließlich stand er auf und schritt auf Minerva zu, dennoch wahrte er einen höflichen Abstand zu ihr. Er war etwa genauso groß wie Albus und trug einen schlichten, schwarzen Anzug. Aus der Nähe konnte Minerva sein blasses Gesicht besser erkennen … sie schluckte schwer bei diesem intensiven Blick.
„Ich habe bereits viel von Ihnen gehört, Miss McGonagall“, sagte er leise und mit seiner angenehmen Stimme – er verneigte sich leicht vor ihr. „Bitte entschuldigen Sie die doch sehr grobe Art meines Dieners … in Manieren sollte ich sie alle noch einmal schulen. Bitte – Sie sehen mitgenommen aus – setzten Sie sich doch.“
Minerva fielen einige Sachen ein, die sie erwidern wöllte, doch es war momentan klüger abzuwarten, und zu sehen, wo diese Konversation hinführen würde. Sie spürte die deutliche Gefahr, dennoch hatte sie nicht das Gefühl, dass er sie töten wollte – das wäre immerhin einfacher und schneller von statten gegangen und hätte nicht ihre Entführung kosten müssen. Langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen, setzte sie sich auf den anderen Sessel vor dem Kamin, auf den er sie höflich wies. Auch er nahm wieder Platz und musterte sie mit diesem unangenehmen Lächeln. Er konnte durchaus charmant wirken, war er auch kein unansehnlicher Mann, dennoch jagte es Minerva einen kalten Schauer über ihren ganzen Leib und unbewusst hielt sie sich ihren Bauch. Sein Blick folgte ihren Händen.
„Ein weiterer Spross meines alten Freundes, wie ich sehe?“, fragte er seidig und sie schwieg verbissen, sodass er leise lachte. „Natürlich, eine reichlich private Frage … und belanglos – ich wusste es bereits. Ich muss zugeben, dass Albus‘ Geschmack in all den Jahren nicht gelitten hat, wenn er sich Sie auserwählt hat. Meine liebe Vinda konnte mir mitteilen, wie viel Potential in Ihnen steckt. Er wählte also Jugend, Schönheit und Stärke … und … wie ich zuvor mitbekommen habe - auch Charakter.“
Minerva blickte ihn nun direkt an.
„Sie haben mich sicher nicht verschleppen lassen, um mich mit Komplimenten und Schmeicheleien zu umgarnen, Mr. Grindelwald“, sagte sie höflich aber sehr kühl. „Und sicher auch nicht, um Albus aus der Reserve zu locken. Auch der letzte gescheiterte Plan … es ging gar nicht um Albus, oder? Zumindest nicht direkt, wenn ich es richtig vermute …“
Minerva meinte zu sehen, wie Überraschung über sein Gesicht huschte, bevor er wieder diese lächelnde Fassade aufsetzte. Und er lachte sehr amüsiert auf. Es war unerwartet laut, sodass sie bei dem jähen Klang zusammenzuckte.
„Jemanden mit Ihrem Scharfsinn könnte ich gut in meinen Reihen gebrauchen!“, lachte er sanft. „Tatsächlich so direkt, dass ich es nicht mit Lügen vertuschen könnte. Nur leider scheitert jeder Plan an den belanglosen Emotionen einiger Anhänger … in diesem Sinne bin ich beinahe froh darum, dass der Plan von Albus vereitelt wurde, denn Ihr Leben war zwingend notwendig und wichtig. Vinda … sie hat mich auf mehreren Ebenen stark enttäuscht und ihren Tod durch Ihre Hand durchaus verdient …“
„Mit Verlaub … das war kein Scharfsinn, ich höre einfach nur zu. Und - niemand verdient den Tod …“, flüsterte Minerva bitter. „Wir haben nicht das Recht über das Leben oder den Tod anderer Menschen und Lebewesen zu entscheiden – wer sind wir schon, dass wir es uns anmaßen könnten? Wenn unsere eigenen Handlungen uns in den Tod treiben, mag es verdient sein … dennoch … Sie reden geradezu über den Tod, als wäre es etwas Leichtes. Und ich habe es in Rosiers Augen gesehen … sie hat den Tod nicht verdient, auch, wenn sie Schlimmes getan hat. Doch natürlich … was erwarte ich an Verständnis von Ihnen, Mr. Grindelwald?“
Minerva hielt ein wenig den Atem an, dennoch wahrte sie ihr Gesicht. Sie wusste, dass ihre Worte gewagt waren, das sie sich in gefährlichen Gefilden bewegte. Dennoch war ihr Sinn für Gerechtigkeit zu groß, um darauf einfach nichts zu erwidern. Sie hatte es gewusst … schon als Rosier ihr diese seltsamen Worte im Ministerium gegeben hatte, bevor sie Minerva hatte töten wollen … dass sie es nicht ertragen könnte, sollte er einen Nutzen in ihr finden. Da schon wusste sie, dass es eigentlich gar nicht wirklich um Albus ging … zumindest nicht nur …
„Hm …“, lächelte er sacht und stand auf. „Mir war nicht bewusst, was mich erwarten würde … natürlich hatte ich von Albus‘ Partnerwahl einiges an Potential erhofft und ich wurde auch nicht enttäuscht. Mittlerweile übersteigen Sie meine Vorstellungen bereits zu meiner Zufriedenheit. Obwohl Sie so jung sind halten Sie ziemlich viel Mut und Edelmut inne – kommen Sie.“
Er winkte sie mit sich und obwohl ihr alles andere als danach war, ihm irgendwohin zu folgen, so überwog auch ihre Neugier. Hätte er ihr etwas antun wollen, hätte er es getan, also wog sie sich noch in einer begrenzten Sicherheit. Sie wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Wenn es wirklich um sie ging, dann sollte sie ihre Vorsicht bewahren und ihre Worte gut wählen. Denn auch, wenn er gerade nichts tat, außer reden, so war Minerva bewusst, dass irgendetwas auf sie zukam – und es sicher nichts Gutes bedeuten würde …
Grindelwald durchquerte das düstere Zimmer und stand vor einem unscheinbaren Regal. Sanft klopfte er auf das Holz an einer bestimmten Stelle und die Bücher kamen allesamt in Bewegung. Sie rückten auseinander und ordneten sich in einer anderen Position wieder ein, bis sie eine Tür preisgaben, die bisher hinter ihnen verborgen lag.
„Nach Ihnen“, lächelte Grindelwald höflich und wies auf den Raum, doch Minerva rührte sich nicht.
„Danke, doch – als Gast ist es recht unhöflich fremde Räume vor dem Eigentümer zu betreten“, sagte sie betont freundlich. „Gehen Sie vor.“
Sie hätte nicht gedacht, dass er dem zustimmen würde, doch er schmunzelte nur verhalten und ging voraus. Ihr Misstrauen war ihr anzusehen, das war sicher keine wahre Höflichkeit ihrerseits. Sie wusste, dass sie ihn sicher nicht täuschen konnte, aber noch weniger wollte sie ihn im Rücken haben. Er hatte wirklich etwas an sich, was sie stark an Albus erinnerte … auf eine eher dunkle Art und Weise und mittlerweile konnte sie fast verstehen, warum die beiden damals befreundet waren und auf einer Wellenlänge. Sicher wären sie es immer noch, wäre Grindelwald nicht so tief gesunken.
Sie folgte ihm langsam in den Raum und die Tür hinter ihr schloss sich sanft, doch sie bewegte sich keinen Schritt weiter, als sie das große, präsente Bett sah. Ihr Herz sank und eine eisige Kälte breitete sich in ihr aus.
Ruhig … das muss noch nichts bedeuten …
„Also …“, fing sie zögerlich an und versuchte sich wieder auf Grindelwald zu konzentrieren, der in die Flammen eines Kamins starrte und diese nachdenklich betrachtete. „Warum … ich? Wenn Sie mich nicht töten wollen und … Albus nicht mit mir locken möchten … warum brauchen Sie mich dann? Ich bin gerade mal mit Hogwarts fertig, nur eine junge Lehrerin … ich habe keine besonderen Talente oder Fähigkeiten. Also … ich verstehe es nicht.“
Grindelwald wandte sich zu ihr um – sein Gesicht und gerade sein blassblaues Auge wurden von den Flammen unheimlich angestrahlt. Sein Lächeln wirkte dadurch auch sehr gefährlich … beinahe manisch.
„Wissen Sie, was wahrlich große Magier und Hexen ausmacht?“, fragte er sie rhetorisch und Minerva antwortete nicht auf diese verwirrende Frage. „Bescheidenheit. Doch Sie müssen nicht bescheiden sein, meine Liebe, sie sind jung, intelligent, schön, charakterstark und ... fähig seine Kinder zu tragen.“
Minerva runzelte die Stirn – was war das denn bitte für eine Aussage? Als ob das eine besondere Eigenschaft wäre. Im Normalfall war jede Frau dazu fähig und sie war auch nicht die erste Frau in Albus‘ Leben – es hatte eben erst mit ihr sein sollen, dass er Kinder hatte. Also warum betonte er es so eigenartig? Ihre Augen verfolgen, wie er langsam auf sie zukam und sie trat den einen Schritt zurück, spürte das Holz der Tür in ihrem Rücken und ihr Herz begann voller Angst zu schlagen, als sich sein Schatten bedrohlich über sie legte.
Mit einem Mal war er ihr so nah, dass sie die Luft anhielt. Den Abstand, den er zuvor noch höflich bewahrt hatte, war nun nichts mehr wert und sie fühlte sich schrecklich an Rosier erinnert, als er ihr Kinn zwischen seine Finger nahm. Er tat ihr nicht weh, doch die Berührung lähmte sie beinahe. Ihre grünen Augen konnten sich nicht von diesem ungleichen Augenpaar wenden.
„Sie haben alles, um mir mit einer kleinen Sache behilflich zu sein … Minerva …“, sagte er leise und seine Stimme ließ ihren ganzen Körper beben. Ihr Name auf seinen Lippen hörte sich so falsch an. Dieser Duft, diese Nähe, diese Wärme … das war nicht richtig, denn es war nicht die von Albus und dennoch blickte sie mutig zu ihm auf, während sie sich gegen die Tür drückte.
„Lieber sterbe ich, Grindelwald …“, flüsterte sie eisig.
Ein Lächeln zog sich über seine Lippen und er beugte sich so nah zu ihrem Gesicht hinunter, dass sie verleitet war, ihres von ihm angewidert abzuwenden, doch sie zwang sich, diesem Blick Stand zu halten. Er würde sie nicht brechen … nicht er!
„Du wirst den Tod in diesen Mauern nicht finden“, flüsterte er sanft und schob sein Gesicht ungeniert sanft an ihrer Wange entlang, bis seine Lippen an ihrem Ohr lagen.
Minerva schloss die Augen – ihr Herz und ihr Atem raste so schnell, dass es ungesund war. Zwischen ihnen war kaum mehr Abstand und seine Hand strich von ihrer Kehle an ihren Bauch. Seine Hand legte sich sanft über dieses kleine Leben und Minerva hielt in tiefer Angst den Atem an.
„N-Nicht …“, flehte sie leise und sie spürte seine Lippen an ihrem Ohr lächeln.
„Aber was ist mit … ihr?“
„… und er schiebt mir sein Glas über den Tresen und fragt, ob ich was Härteres habe! Und wisst ihr, was ich gemacht hab?!“, dröhnte eine laute, tiefe Bassstimme durch den ganzen Schankraum des Eberkopfes.
Die dunkle Spelunke war an dem heutigen Abend gut besucht. Allerhand zwielichtige Gestalten, Raufbolde und andere düstere Genossen kamen hier zusammen. Es war ein rauer Anblick, doch Aberforth wusste, dass niemand hier einander gefährlich werden würde. Er hatte seine Regeln und an diese hielt sich auch ein jeder. Aberforth war ein stiller Barmann, doch wenn es Ärger gab konnte er seinem noblen Bruder an Magie durchaus Konkurrenz machen. Mit einem Dumbledore legte man sich eben nicht gern an – egal ob Professor oder Barmann.
Mit einem grimmigen Lächeln lauschte er seinem Stammgast Butch, der diese lächerliche Geschichte so laut zum Besten gab, dass es auch jeder mitbekam. Butch war ein Hüne. Ein Kerl mit mehr Muskeln als Hirn. Breit gebaut, Narben überall, Glatze, Vollbart und tätowiert mit allerhand grenzwertigen Symbolen. Jeder seiner breiten Finger trug einen Ring und seine ganze Erscheinung war alles andere als sympathisch oder liebenswert. Doch Aberforth wusste nur zu gut, dass dieser Berg an Mann keiner Fliege was zu Leide tun könnte - zumindest Unschuldigen gegenüber war er so sanft wie ein Knuddelmuff. Er kannte Butch sehr gut, war er auch ein Barmann aus der Nokturngasse. Wobei das Wolfsverderb noch einmal andere spezielle Kunden anlockte. An seinen Schließtagen kam er immer auf einen eigenen Absacker vorbei.
„Ich hab ihm Eis ins Glas getan und gesagt: was Härteres gibt’s nich‘, Junge!“, brüllte er vor Lachen und schlug mit seiner Faust so hart auf den Tresen, dass die Gläser klirrten. „Das dumme Gesicht hättet ihr sehn soll‘n! Wollt sich prügeln aber nich‘ mit mir! Der flog schneller als’n Klatscher aus meinem Laden!“
„Butch, lass meinen Tresen ganz!“, knurrte Aberforth und der Angesprochene leerte sein Glas mit einem Zug.
„Argh, sorry, Ab‘!“, brummte Butch grinsend und schob sich von seinem ächzenden Hocker. „Bist mich ohnehin los! Hab noch nen Deal abzuwickeln und darf mich nich‘ schon wieder verspät‘n! Ähm … Galleonen nächstes Mal, Ab‘?“
„Deine Liste wird immer länger, auf der du die Zeche prellst!“, brummte Aberforth. „Sauf weniger, wenn du’s nicht bezahlen kannst oder bedien‘ dich in deiner eigenen Bar! Wenn du nächstes Mal nicht zahlst, fluch ich dich bis Gringotts, ich schwör es dir!“
„Bist der Beste, Ab‘!“, grinste Butch und polterte aus dem Schankraum in die dunkle Nacht.
„Das war nicht freundlich gemeint!“, rief er ihm grantig nach. „Dämlack …“
Es dauerte höchstens ein paar wenige Momente, da krachte die Tür zum Eberkopf erneut auf und Butch war zurück auf der Schwelle. Einen Moment lang dachte Aberforth, dass er etwas vergessen hätte, doch er hatte sie unter dem ganzen Haufen Mann auch erst nicht bemerkt …
„Merlin …“, keuchte Aberforth und ließ sein Glas fallen, welches er soeben geputzt hatte.
Eilig kam er um den Tresen herum. Das muntere Gemurmel war verstummt und Aberforth rannte zu Butch, der in seinen bulligen Armen niemand anderen als Minerva trug. Ihre nasse Kleidung war voller Schuttstaub und Blut klebte ihr im Gesicht, lief ihr aus dem Mundwinkel. Natürlich hatte Aberforth von dieser ganzen Sache gehört … doch, dass sie so schnell wieder auftauchen würde …
„S-Sie lag draußen“, stammelte Butch. „Scheiße, das arme Mädel …“
„Das ist die Frau meines Bruders“, keuchte Aberforth und schlug ihr sacht gegen die Wange, um ihr irgendeine Reaktion zu entlocken.
„Oh, fuck! Von Albus Dumbledore?! Ich hab nichts gemacht! Ich schwör’s!“, beteuerte Butch verängstigt.
„Halt die Klappe, das weiß ich!“, knurrte er und in dem Moment flackerten die Augenlider von ihr.
Einen Moment lang war Minerva vollkommen orientierungslos, doch als sie ihn erkannte, wirkte sie unendlich erlöst. Tränen der Erleichterung liefen ihr aus den grünen Augen, doch sie war schwach.
„H-Hilf mir … Ab‘ …“, flehte sie leise, atmete schwer bei jedem Wort. „A-Albus …“
Ihm gefror beinahe das Blut in den Adern, bei diesen Worten, doch er zögerte keine Sekunde.
„Butch“, sagte Aberforth knapp. „Ich vertraue dir – bring sie sofort ins St. Mungo – hier ist schwarze Magie am Werk … ich gehe sofort nach Hogwarts. Alle hier! Der Laden ist geschlossen! Verschwindet!“
Er wandte sich an Minerva und legte seine Hand auf ihren Arm.
„Butch kannst du vertrauen, Minerva … du bekommst gleich Hilfe, aber das muss sich ein Heiler ansehen – ich hole Albus“, sagte er und sie nickte dankbar und schloss erschöpft die Augen. „Jetzt los!“
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