Beth braucht Rip
von 4limitededition4
Kurzbeschreibung
Spoilerwarnung für alle Staffeln der Serie Yellowstone
GeschichteDrama, Romance / P12 / Het
02.03.2023
02.03.2023
1
1.943
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02.03.2023
1.943
Beth beobachtet die Trauerfeier aus der Ferne, aus Respekt und weil sie glaubt ihre Familie sei nicht erwünscht. Hier an den Baumstamm gelehnt fühlt sie sich geduldet. Es ist egal ob Kayce oder Monica wissen dass Beth da ist. Kayces Familie war nicht eingeladen, die Eingeborenen halten ihr eigenes Ritual ab, deshalb nimmt Beth abseits Anteil am Tod ihres Neffen, der nur eine Stunde leben durfte.
Eine Stunde mehr als… Beth schluckt. Sie ist auch aus rein egoistischen Gründen hier. Es gab nie eine Trauerfeier für ihr Kind, scheiße, es gab ja nicht mal wirklich ein Kind. Beth beißt sich auf die Lippen. Natürlich gab es das, für sie gab es das. Warum tut es sonst so weh? Woher kam sonst der jahrelange Schmerz?
So sehr sie den Verlust ihrer Schwägerin und ihres Bruders bedauert, tief in sich drin ist Beth froh nicht wieder Tante geworden zu sein.
Es erspart ihr eine Menge Schmerz und bereitet ihr gleichzeitig elendige Qualen. Dieses Gefühl ist falsch und doch nagt es an ihrer Seele, dem dunklen Rest der noch da ist.
Ein Baby in ihrer Nähe, Beth würde es hassen und lieben. Es zu sehen, zu hören, zu riechen, es zu halten. Sie würde zerbrechen und nur Jamie und ihr Vater wüssten warum. Gott, sie hasst Jamie und sie wird nie aufhören ihren fucking Bruder zu hassen, den kleinen Weicheiwichser.
Beth hätte das Baby lieben müssen, wegen Kayce. Sich zwingen müssen ein Kind zu lieben ist schwer, bei Tate hat es gedauert. Er ist schon groß, nicht mehr lang und Kayce ältester Sohn wird zum Mann. Da ist nichts Babyhaftes mehr an Tate und doch steht er für alles was Beth nicht haben kann. Ein Kind.
Rip hätte Kayces Baby irgendwann gehalten. Irgendwann wäre es irgendwie dazu gekommen. Beth wischt sich eine Träne von der Wange. Rip mit einem Baby, der große massige Kerl mit einem kleinen zarten Wesen in den Händen, allein die Vorstellung erschüttert ihren Körper.
Auch John, der eben neben dazu kam, traut sich erst näher ran als es vorbei ist. Auch John hat einen Sohn verloren, zwar war Lee ein erwachsener Mann, aber ein Kind bleibt ein Kind. Beth nennt John nicht umsonst Daddy, so bleibt sie immer seine kleine Beth.
Beth hasst es ihrer Trauer unkontrolliert ausgesetzt zu sein, sie flüchtet sich in Alkohol, in Rips Arme, doch Rip arbeitet. Seit ihr Vater Governor ist arbeitet Rip viel zu viel, der Hauptanteil der Verantwortung für die Ranch liegt bei ihm und wenn Rip eines nicht möchte, dann ist es John Duttons Vertrauen zu enttäuschen. Rip Wheeler liebt diese Ranch, jeden Zentimeter, wahrscheinlich mehr als die Duttons selbst.
Beth sitzt vor Rip Haus, wartet im Sonnenuntergang, die Flasche in der einen, die Zigarette in der anderen Hand. Sie wartet bis ihr Verstand zu benebelt und ihr Körper zu erschöpft ist um sich zu bewegen.
Rip kommt spät, viel zu spät um zu erfahren warum Beth in der Kälte auf den Stufen hockt, eingewickelt in eine alte Decke, mit ihren schmalen Fingern den Flaschenhals umklammernd.
»Fuck.« Rip stöhnt nicht weil Beth zu schwer ist, er hat kein Problem damit ihr Gewicht zu tragen. Es ist die Last nicht da gewesen zu sein als Beth ihn brauchte, der lange Arbeitstag, die kurze Nacht die vor ihm liegt. Die Sorge Beth in Zukunft öfter so vorzufinden.
Beth wacht nicht vollständig auf als er sie ins Bett legt, ihre verwaschenen schlaftrunkenen Worte versteht Rip nicht. Darüber grübelnd findet er nicht in den Schlaf bis sein erschöpfter Körper seine Gedanken nieder schlägt.
Beth Kopfschmerz hält sie vom Denken ab, ihr schlechtes Gewissen zu viel getrunken zu haben auf Abstand. Zu viel gibt es für sie nicht wenn es ihre Dämonen betäubt. Der Platz neben ihr ist leer. Die roten Zahlen des digitalen Weckers fliegen auf und ab. 3:50am. Scheiße, ein neuer Tag beginnt.
Rip hantiert so leise wie möglich im Bad. Er nimmt immer soviel Rücksicht. Beth hat Rip gar nicht verdient. Auf nackten Sohlen tapst sie zu ihm, will ihn sehen bevor er das Haus verlässt. Sie braucht das. Braucht Rip.
»Langen Tag gehabt?« Ihre Stimme ist kratzig und viel zu laut. Ihr Körper sehnt sich nach Schlaf, erholsamen Schlaf nicht dem Rausch dem sie gestern erlag, der sie auslaugt, sie nieder drückt.
»Hey,« flüstert Rip als gäbe es noch jemanden auf den er Rücksicht nimmt. Dann sieht er auf mit diesem Lächeln das nur Beth gilt. Wenn Rip jemals eine andere Frau so anlächelt, Beth würde sie töten.
»Ich wollte dich nicht wecken.«
Das hat sie schon so oft von ihm gehört und nie bezweifelt. Noch immer spricht er leiser als er müsste, sein sanfter Tonfall legt sich wie eine Decke über Beth. Könnten sie sich doch einfach wieder ins Bett legen.
»Hast du nicht.«
Beth sehnt sich nach einer Zigarette, nach Kaffee oder lieber Alkohol? Sie sehnt sich nach innerer Ruhe, Stille, nach Rip. Sie schmiegt sich an seine Brust, spürt seinen Kuss auf ihrem Haar. Sie braucht Schlaf. Sie braucht Rip.
»Willst du über gestern Abend reden?«
Beth geht auf Abstand. »Nein. Du musst los.«
»Beth.« Unzählige Male hat Rip ihren Namen schon ausgesprochen, nicht wenige davon unter sorgendem Zweifel. Ihre Alkoholexzesse kennt er, sie haben wohl beide gehofft diese lägen hinter ihr. Rip würde bleiben, nur ein Wort und er bliebe.
Beth dreht sich um, zurück ins Bett, allein, mit ihren Kopfschmerzen, der aufkommenden Übelkeit und dem Wunsch Rip würde sich einfach wieder neben sie legen.
Rips Kinn sinkt gegen seine Brust. Etwas stimmt nicht mit Beth, schon seit Tagen baut sie eine Barriere auf. Auch diese wird er einreißen, koste es was es wolle.
»Wir reden später,« murmelt Rip, küsst ihre Stirn mit einem unguten Gefühl und er nimmt sich wie so oft vor abends früher Feierabend zu machen, ja, er wird Lloyd heute bitten ihn zu vertreten.
Ein winziges Frühstück, zwei Drinks, drei Kaffee und vier Zigaretten später gesellt sich Beth zu ihrem Vater, der am Rondell die Cowboys bei der Arbeit beobachtet. Wirklich geschlafen hat sie nicht, nicht seit Rip vor Stunden das Haus verlassen hat.
»Hey, Daddy.« Beth küsst Johns Wange. Sie sieht ihm an, dass er in Gedanken ist, wie sehr er die Ranch vermisst.
Flüchtig schaut John Beth an, zu den Pferden bevor sein Kopf zurück zu Beth schnellt und er die Sonnenbrille abnimmt um sie zu mustern.
»Du siehst furchtbar aus.«
»So fühle ich mich auch. Kannst du Rip entbehren?«
John sieht zu seinem Vorarbeiter, der konzentriert ein Kalb in Schach hält. Noch hat John Dutton sich nicht daran gewöhnt dass Beth und Rip ein Paar sind. Er hat es gewusst, auf seiner Ranch passiert nichts dass er nicht weiß, nur wahrhaben wollte er es nie.
»Könnt ihr nicht bis zur Mittagspause warten?«
John schüttelt den Kopf, die Vorstellung was sein kleines Mädchen und Rip zusammen machen. Beth ärgert ihren Vater gerne mit anzüglichen Kommentaren, weil er Themen wie Gefühle und Sex generell meidet, diesmal ist Beth weit davon entfernt John aufzuziehen. Schon wieder schießen ihr Tränen in die Augen, sie dreht sich weg.
»Dann betrinke ich mich eben.« Ihre Hilflosigkeit schlägt in Zorn um, der mit viel Alkohol einer Abwärtsspirale zur Selbstzerstörung folgt. Beth ist so gut darin alles um sich herum kaputt zu machen.
»Beth.«
John Duttons strenger Tonfall lenkt Rip kurz ab, doch er ist konzentriert genug um nicht im falschen Moment unachtsam zu sein. Auf einen Sturz vom Pferd sowie Tritten von einem scheuen Kalb kann er verzichten, bei seinem Arbeitspensum braucht er keine Blessuren, deshalb achtet er nicht darauf was hinterm Zaun passiert.
Beth wischt sich die Tränen von der Wange, es sind die falschen Arme die sie halten, aus den richtigen Gründen. Sie braucht Rip.
Ihr Vater atmet tief ein, Beth wird an seine Brust gedrückt. Seine sonst harte Tochter wirkt zerbrechlich. John erkennt, Beth will Rip nicht einfach für eine Runde Spaß von der Arbeit abhalten, sie braucht ihn. Warum auch immer, sie braucht Rip genau jetzt. Vielleicht war John zu unaufmerksam, ihn beschleicht das Gefühl er müsste den Grund für die Krise seiner Tochter kennen.
»Wie lange?«
Sie zuckt mit den Schultern.
»Den Rest des Tages?«
Beth fordert nicht wie gewöhnlich, sie fragt vorsichtig an, zögerlich, beinah ängstlich ihr Vater könnte ihr diesen Wunsch abschlagen.
Das klingt nicht gut, es klingt bitter ernst und John ärgert sich dass er Beth nicht sofort angesehen hat wie schlecht es ihr geht.
Beth spürt ihren Vater nicken. »Danke, Daddy. Danke.« Sie zieht die Nase hoch und legt ihre Stirn an die Brust ihres Vaters. John Dutton riecht nach Heimat, Kindheit, Trauma. Mit allem ist sie bestens vertraut. Und mit Rip. Sie braucht Rip, doch anstatt auf ihn zu, läuft sie vor ihm weg, um den Stall außer Sichtweite. Sie hat nicht viel Zeit, es gibt immer jemanden der im unpassendsten Moment um die Ecke kommt. Sie legt die Hände auf die Knie und atmet tief ein, wieder und wieder, bevor sie nach Hause rennt. Zu Rips Haus rennt. Sie braucht Rip.
John sieht seine Tochter davon eilen bevor er sich zu den Cowboys umdreht. Scheiße, er hätte wissen müssen dass die Ereignisse der letzten Tage nicht spurlos an Beth vorbei ziehen. An keinem der Duttons. John würde gern die Zeit zurück drehen bis,… ja wohin nur? Ihm fällt kein Zeitpunkt ein an dem die Kacke mal nicht am dampfen war. John hasst es sich hilflos zu fühlen, nichts ist so schlimm wie Kontrollverlust. Er hat gerne die Kontrolle besonders auf seiner Ranch. Als Governor von Montana ist er viel zu selten auf Yellowstone, hätte er doch diesen Scheißjob niemals angenommen. Die Arbeit, Monicas Unfall, der Verlust seines Enkels, der Rückzug von Kayce zum Schutz seiner Familie, jetzt Beth, das alles macht John unendlich traurig und wütend.
»Rip!«
John klingt aufgebracht, mit ernster Miene winkt er seinen Vorarbeiter heran.
»Junge, was hast du getan?« Wundert sich Lloyd.
»Ich habe keine Ahnung, ich werde es gleich erfahren. Übernimm für mich, Lloyd.«
Der Ältere nickt und schaut Rip besorgt hinterher.
»Sir?« Johns Blick nach hat er eine unerfreuliche Nachricht erhalten. Rip erwartet Anweisungen, keinen Ärger.
»Steig vom Pferd. Komm mit.«
Sehr unerfreuliche Nachrichten. Rip nickt, gibt Lloyd ein Signal dass er erst mal nicht wieder kommt. Schweigend läuft Rip neben John bis dieser stehen bleibt. Sein Boss weicht seinem Blick aus, das macht John Dutton nicht oft, außer es geht um persönliche Gefühle. Rip stellt sich auf ein Gespräch unter Männern ein, gut, Mr. Dutton hat dies bezüglich nie ein gutes Timing, er ist der zwischen Tür und Angel Hauptsache ich habe es schnell hinter mir Typ. Rip wird ihn rasch erlösen, wie immer. Kurz und präzise, wie es Johns Anweisungen sind, so hat Rip es von seinem Boss übernommen, so führt Rip seine Cowboys. So gefällt es John.
»Wie geht es Beth?« In seinen Worten steckt keine Emotion, John will sie von Rip ohne ihn vorher beeinflusst zu haben.
Beth. Natürlich geht es um Beth. Wenn es neben der Liebe zur Yellowstone Ranch und Pferden eine weitere Sache gibt die beide Männer verbindet ist es ihre bedingungslose Liebe zu Beth. Rip redet Dinge nicht schön und er lügt John nicht an, das hat er nie getan.
»Nicht gut. Ich hatte noch keine Gelegenheit mit ihr zu reden, ich wollte den Tag heute früher beenden.«
John nickt verstehend. Die Ranch ist während Johns Abwesenheit bei Rip in sehr guten Händen, Rip ist der Erste der aufsteht und der letzte der zu Bett geht, auf der anderen Seite leidet Beth.
»Geh jetzt zu ihr.«
Es ist die Art wie John ihn ansieht, wie John die Worte ausspricht, wie John seine Hand auf Rips Schulter legt und seinen Blick senkt. Beth braucht Rip.
Eine Stunde mehr als… Beth schluckt. Sie ist auch aus rein egoistischen Gründen hier. Es gab nie eine Trauerfeier für ihr Kind, scheiße, es gab ja nicht mal wirklich ein Kind. Beth beißt sich auf die Lippen. Natürlich gab es das, für sie gab es das. Warum tut es sonst so weh? Woher kam sonst der jahrelange Schmerz?
So sehr sie den Verlust ihrer Schwägerin und ihres Bruders bedauert, tief in sich drin ist Beth froh nicht wieder Tante geworden zu sein.
Es erspart ihr eine Menge Schmerz und bereitet ihr gleichzeitig elendige Qualen. Dieses Gefühl ist falsch und doch nagt es an ihrer Seele, dem dunklen Rest der noch da ist.
Ein Baby in ihrer Nähe, Beth würde es hassen und lieben. Es zu sehen, zu hören, zu riechen, es zu halten. Sie würde zerbrechen und nur Jamie und ihr Vater wüssten warum. Gott, sie hasst Jamie und sie wird nie aufhören ihren fucking Bruder zu hassen, den kleinen Weicheiwichser.
Beth hätte das Baby lieben müssen, wegen Kayce. Sich zwingen müssen ein Kind zu lieben ist schwer, bei Tate hat es gedauert. Er ist schon groß, nicht mehr lang und Kayce ältester Sohn wird zum Mann. Da ist nichts Babyhaftes mehr an Tate und doch steht er für alles was Beth nicht haben kann. Ein Kind.
Rip hätte Kayces Baby irgendwann gehalten. Irgendwann wäre es irgendwie dazu gekommen. Beth wischt sich eine Träne von der Wange. Rip mit einem Baby, der große massige Kerl mit einem kleinen zarten Wesen in den Händen, allein die Vorstellung erschüttert ihren Körper.
Auch John, der eben neben dazu kam, traut sich erst näher ran als es vorbei ist. Auch John hat einen Sohn verloren, zwar war Lee ein erwachsener Mann, aber ein Kind bleibt ein Kind. Beth nennt John nicht umsonst Daddy, so bleibt sie immer seine kleine Beth.
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Beth hasst es ihrer Trauer unkontrolliert ausgesetzt zu sein, sie flüchtet sich in Alkohol, in Rips Arme, doch Rip arbeitet. Seit ihr Vater Governor ist arbeitet Rip viel zu viel, der Hauptanteil der Verantwortung für die Ranch liegt bei ihm und wenn Rip eines nicht möchte, dann ist es John Duttons Vertrauen zu enttäuschen. Rip Wheeler liebt diese Ranch, jeden Zentimeter, wahrscheinlich mehr als die Duttons selbst.
Beth sitzt vor Rip Haus, wartet im Sonnenuntergang, die Flasche in der einen, die Zigarette in der anderen Hand. Sie wartet bis ihr Verstand zu benebelt und ihr Körper zu erschöpft ist um sich zu bewegen.
Rip kommt spät, viel zu spät um zu erfahren warum Beth in der Kälte auf den Stufen hockt, eingewickelt in eine alte Decke, mit ihren schmalen Fingern den Flaschenhals umklammernd.
»Fuck.« Rip stöhnt nicht weil Beth zu schwer ist, er hat kein Problem damit ihr Gewicht zu tragen. Es ist die Last nicht da gewesen zu sein als Beth ihn brauchte, der lange Arbeitstag, die kurze Nacht die vor ihm liegt. Die Sorge Beth in Zukunft öfter so vorzufinden.
Beth wacht nicht vollständig auf als er sie ins Bett legt, ihre verwaschenen schlaftrunkenen Worte versteht Rip nicht. Darüber grübelnd findet er nicht in den Schlaf bis sein erschöpfter Körper seine Gedanken nieder schlägt.
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Beth Kopfschmerz hält sie vom Denken ab, ihr schlechtes Gewissen zu viel getrunken zu haben auf Abstand. Zu viel gibt es für sie nicht wenn es ihre Dämonen betäubt. Der Platz neben ihr ist leer. Die roten Zahlen des digitalen Weckers fliegen auf und ab. 3:50am. Scheiße, ein neuer Tag beginnt.
Rip hantiert so leise wie möglich im Bad. Er nimmt immer soviel Rücksicht. Beth hat Rip gar nicht verdient. Auf nackten Sohlen tapst sie zu ihm, will ihn sehen bevor er das Haus verlässt. Sie braucht das. Braucht Rip.
»Langen Tag gehabt?« Ihre Stimme ist kratzig und viel zu laut. Ihr Körper sehnt sich nach Schlaf, erholsamen Schlaf nicht dem Rausch dem sie gestern erlag, der sie auslaugt, sie nieder drückt.
»Hey,« flüstert Rip als gäbe es noch jemanden auf den er Rücksicht nimmt. Dann sieht er auf mit diesem Lächeln das nur Beth gilt. Wenn Rip jemals eine andere Frau so anlächelt, Beth würde sie töten.
»Ich wollte dich nicht wecken.«
Das hat sie schon so oft von ihm gehört und nie bezweifelt. Noch immer spricht er leiser als er müsste, sein sanfter Tonfall legt sich wie eine Decke über Beth. Könnten sie sich doch einfach wieder ins Bett legen.
»Hast du nicht.«
Beth sehnt sich nach einer Zigarette, nach Kaffee oder lieber Alkohol? Sie sehnt sich nach innerer Ruhe, Stille, nach Rip. Sie schmiegt sich an seine Brust, spürt seinen Kuss auf ihrem Haar. Sie braucht Schlaf. Sie braucht Rip.
»Willst du über gestern Abend reden?«
Beth geht auf Abstand. »Nein. Du musst los.«
»Beth.« Unzählige Male hat Rip ihren Namen schon ausgesprochen, nicht wenige davon unter sorgendem Zweifel. Ihre Alkoholexzesse kennt er, sie haben wohl beide gehofft diese lägen hinter ihr. Rip würde bleiben, nur ein Wort und er bliebe.
Beth dreht sich um, zurück ins Bett, allein, mit ihren Kopfschmerzen, der aufkommenden Übelkeit und dem Wunsch Rip würde sich einfach wieder neben sie legen.
Rips Kinn sinkt gegen seine Brust. Etwas stimmt nicht mit Beth, schon seit Tagen baut sie eine Barriere auf. Auch diese wird er einreißen, koste es was es wolle.
»Wir reden später,« murmelt Rip, küsst ihre Stirn mit einem unguten Gefühl und er nimmt sich wie so oft vor abends früher Feierabend zu machen, ja, er wird Lloyd heute bitten ihn zu vertreten.
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Ein winziges Frühstück, zwei Drinks, drei Kaffee und vier Zigaretten später gesellt sich Beth zu ihrem Vater, der am Rondell die Cowboys bei der Arbeit beobachtet. Wirklich geschlafen hat sie nicht, nicht seit Rip vor Stunden das Haus verlassen hat.
»Hey, Daddy.« Beth küsst Johns Wange. Sie sieht ihm an, dass er in Gedanken ist, wie sehr er die Ranch vermisst.
Flüchtig schaut John Beth an, zu den Pferden bevor sein Kopf zurück zu Beth schnellt und er die Sonnenbrille abnimmt um sie zu mustern.
»Du siehst furchtbar aus.«
»So fühle ich mich auch. Kannst du Rip entbehren?«
John sieht zu seinem Vorarbeiter, der konzentriert ein Kalb in Schach hält. Noch hat John Dutton sich nicht daran gewöhnt dass Beth und Rip ein Paar sind. Er hat es gewusst, auf seiner Ranch passiert nichts dass er nicht weiß, nur wahrhaben wollte er es nie.
»Könnt ihr nicht bis zur Mittagspause warten?«
John schüttelt den Kopf, die Vorstellung was sein kleines Mädchen und Rip zusammen machen. Beth ärgert ihren Vater gerne mit anzüglichen Kommentaren, weil er Themen wie Gefühle und Sex generell meidet, diesmal ist Beth weit davon entfernt John aufzuziehen. Schon wieder schießen ihr Tränen in die Augen, sie dreht sich weg.
»Dann betrinke ich mich eben.« Ihre Hilflosigkeit schlägt in Zorn um, der mit viel Alkohol einer Abwärtsspirale zur Selbstzerstörung folgt. Beth ist so gut darin alles um sich herum kaputt zu machen.
»Beth.«
John Duttons strenger Tonfall lenkt Rip kurz ab, doch er ist konzentriert genug um nicht im falschen Moment unachtsam zu sein. Auf einen Sturz vom Pferd sowie Tritten von einem scheuen Kalb kann er verzichten, bei seinem Arbeitspensum braucht er keine Blessuren, deshalb achtet er nicht darauf was hinterm Zaun passiert.
Beth wischt sich die Tränen von der Wange, es sind die falschen Arme die sie halten, aus den richtigen Gründen. Sie braucht Rip.
Ihr Vater atmet tief ein, Beth wird an seine Brust gedrückt. Seine sonst harte Tochter wirkt zerbrechlich. John erkennt, Beth will Rip nicht einfach für eine Runde Spaß von der Arbeit abhalten, sie braucht ihn. Warum auch immer, sie braucht Rip genau jetzt. Vielleicht war John zu unaufmerksam, ihn beschleicht das Gefühl er müsste den Grund für die Krise seiner Tochter kennen.
»Wie lange?«
Sie zuckt mit den Schultern.
»Den Rest des Tages?«
Beth fordert nicht wie gewöhnlich, sie fragt vorsichtig an, zögerlich, beinah ängstlich ihr Vater könnte ihr diesen Wunsch abschlagen.
Das klingt nicht gut, es klingt bitter ernst und John ärgert sich dass er Beth nicht sofort angesehen hat wie schlecht es ihr geht.
Beth spürt ihren Vater nicken. »Danke, Daddy. Danke.« Sie zieht die Nase hoch und legt ihre Stirn an die Brust ihres Vaters. John Dutton riecht nach Heimat, Kindheit, Trauma. Mit allem ist sie bestens vertraut. Und mit Rip. Sie braucht Rip, doch anstatt auf ihn zu, läuft sie vor ihm weg, um den Stall außer Sichtweite. Sie hat nicht viel Zeit, es gibt immer jemanden der im unpassendsten Moment um die Ecke kommt. Sie legt die Hände auf die Knie und atmet tief ein, wieder und wieder, bevor sie nach Hause rennt. Zu Rips Haus rennt. Sie braucht Rip.
John sieht seine Tochter davon eilen bevor er sich zu den Cowboys umdreht. Scheiße, er hätte wissen müssen dass die Ereignisse der letzten Tage nicht spurlos an Beth vorbei ziehen. An keinem der Duttons. John würde gern die Zeit zurück drehen bis,… ja wohin nur? Ihm fällt kein Zeitpunkt ein an dem die Kacke mal nicht am dampfen war. John hasst es sich hilflos zu fühlen, nichts ist so schlimm wie Kontrollverlust. Er hat gerne die Kontrolle besonders auf seiner Ranch. Als Governor von Montana ist er viel zu selten auf Yellowstone, hätte er doch diesen Scheißjob niemals angenommen. Die Arbeit, Monicas Unfall, der Verlust seines Enkels, der Rückzug von Kayce zum Schutz seiner Familie, jetzt Beth, das alles macht John unendlich traurig und wütend.
»Rip!«
John klingt aufgebracht, mit ernster Miene winkt er seinen Vorarbeiter heran.
»Junge, was hast du getan?« Wundert sich Lloyd.
»Ich habe keine Ahnung, ich werde es gleich erfahren. Übernimm für mich, Lloyd.«
Der Ältere nickt und schaut Rip besorgt hinterher.
»Sir?« Johns Blick nach hat er eine unerfreuliche Nachricht erhalten. Rip erwartet Anweisungen, keinen Ärger.
»Steig vom Pferd. Komm mit.«
Sehr unerfreuliche Nachrichten. Rip nickt, gibt Lloyd ein Signal dass er erst mal nicht wieder kommt. Schweigend läuft Rip neben John bis dieser stehen bleibt. Sein Boss weicht seinem Blick aus, das macht John Dutton nicht oft, außer es geht um persönliche Gefühle. Rip stellt sich auf ein Gespräch unter Männern ein, gut, Mr. Dutton hat dies bezüglich nie ein gutes Timing, er ist der zwischen Tür und Angel Hauptsache ich habe es schnell hinter mir Typ. Rip wird ihn rasch erlösen, wie immer. Kurz und präzise, wie es Johns Anweisungen sind, so hat Rip es von seinem Boss übernommen, so führt Rip seine Cowboys. So gefällt es John.
»Wie geht es Beth?« In seinen Worten steckt keine Emotion, John will sie von Rip ohne ihn vorher beeinflusst zu haben.
Beth. Natürlich geht es um Beth. Wenn es neben der Liebe zur Yellowstone Ranch und Pferden eine weitere Sache gibt die beide Männer verbindet ist es ihre bedingungslose Liebe zu Beth. Rip redet Dinge nicht schön und er lügt John nicht an, das hat er nie getan.
»Nicht gut. Ich hatte noch keine Gelegenheit mit ihr zu reden, ich wollte den Tag heute früher beenden.«
John nickt verstehend. Die Ranch ist während Johns Abwesenheit bei Rip in sehr guten Händen, Rip ist der Erste der aufsteht und der letzte der zu Bett geht, auf der anderen Seite leidet Beth.
»Geh jetzt zu ihr.«
Es ist die Art wie John ihn ansieht, wie John die Worte ausspricht, wie John seine Hand auf Rips Schulter legt und seinen Blick senkt. Beth braucht Rip.