Der Forensik-Casanova
von rheingoldweg12a
Kurzbeschreibung
Thiel ist genervt von Boerne. But what else is new. Der Grund ist nur dieses Mal eher romantischer Natur. *** 4. Beitrag zu meiner AlberichxBoerne-Appreciation-Week. Klassischer kariesverursachender AxB-Fluff aus Thiels PoV.
OneshotHumor, Liebesgeschichte / P12 / Het
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne
Rechtsmedizinerin Silke Haller
02.03.2023
02.03.2023
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1.926
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A/N: Disclaimer: Ich kann kein Italienisch! Keine Gewähr hier also.
Der Forensik-Casanova
Genervt stöhnte er einmal auf. „Boerne, worauf warten wir denn hier bitte noch?“ Brummte er seinem besten Freund zu. Doch der Professor dachte gar nicht daran, ihn eines Blickes zu würdigen. Seine intelligenten grünen Augen waren immer noch fest auf die metallische Schiebetür, die zu seinem scheißkaltem Kellerreich führte, geheftet.
Wenn sie nicht solch einen Zeitdruck hätten, hätte Thiel es ja durchaus amüsant gefunden, wie Boerne aufgeregt wie ein kleines Kind auf seinen Fußballen vor und zurück wippte. Inzwischen dämmerte es ihm allmählich worauf oder besser auf wen der aufgekratzte Professor so ungeduldig wartete und sich deshalb so standhaft weigerte zum Präsidium aufzubrechen.
Seit mindestens einer Viertelstunde standen sie nun schon so hier in Hut und Mantel und starrten in trauter Zweisamkeit auf das Ungetüm von einer Tür. Nun musste er doch leicht schmunzeln, als er seinen Freund dabei beobachtete, wie er das gefühlt hundertste Mal einen flüchtigen Blick auf seine sündhaft teure Uhr warf.
„Wo bleiben die denn nur?“ Zischte der Rechtsmediziner ungehalten. Thiel verkniff sich ein leises Lachen angesichts der deutlichen Eifersucht, die er aus der Stimme seines Freundes hören konnte. Dabei hatte der Professor seiner Meinung nach doch gar keinen Grund dazu. Anderseits tat dem eitlen arroganten Fatzke so ein bisschen Selbstzweifel und Demut mal ganz gut. Also würde er einen Teufel tun, ihm das zu sagen.
Still grinste er in sich hinein. Das alles war noch immer so ungewohnt. Dabei waren es nun schon ganze 18 Monate, seitdem sich die Dinge in der Rechtsmedizin so grundlegend verändert hatten. So richtig brachte es ihn immer noch ins Staunen, wie sehr sich sein Freund plötzlich gewandelt hatte, wenn er nun diese heiligen Hallen betrat.
Wie sehr seine Augen zu leuchten begangen, wie tief die Lachfalten um seinen Mund wurden, wenn er ihn zu einem fast sanften Lächeln formte, wie sehr alles an ihm vor Zufriedenheit zu strahlen schien, sobald sein Blick alles im Institut in Augenschein nahm.
Angekommen. Diesen Eindruck machte der sonst so umtriebige Rechtsmediziner auf Thiel. Sein Freund wirkte, als wäre er nach langer Reise endlich dort angekommen, wo er hingehörte, wo er zuhause war.
Das klappernde Zurückziehen der Schiebetür riss ihn aus seinen Gedanken. „Darauf haben wir gewartet.“ Flüsterte Boerne neben ihm so leise, dass er ihn fast nicht verstand. Vermutlich hatte der Rechtsmediziner auch nicht wirklich mit ihm gesprochen. Rasch blickte er nochmal zu seinem Freund.
War Boerne eben noch das Abbild von Ungeduld gewesen, entspannte sich nun alles an dem anderen Mann. Jeder Muskel schien butterweich zu werden. In die Augen des Professors trat ein derart liebevoller und sehnsüchtiger Blick, dass es sogar in Thiels Brust leicht zog.
Wow, da hatten die letzten Monate ja ganze Arbeit geleistet oder besser die kleine blonde Frau, die jetzt mit einem fragenden Lächeln auf sie zukam. „Oh, ich dachte, ihr wärt schon unterwegs.“
Vorsichtig sah er nochmal zu Boerne. Der Rechtsmediziner schluckte schwer und spielte nervös mit seinen Fingern. „Wir…ähm…wir haben gewartet.“ Der Professor klang seltsam ergriffen, als wüsste er nicht so recht, wie er sich erklären sollte. Dann schüttelte er kurz den Kopf und schien sich zu fangen.
„Als wenn wir uns ohne einen weiteren Kommentar, wo wir sind, einfach davonstehlen würden.“ Ergänzte Boerne etwas spitz und blickte herausfordernd über die Ränder seiner Brille auf Frau Haller hinab, die nun direkt vor ihm stand.
„Wäre jetzt nicht das erste Mal.“ Erinnerte ihn die Rechtsmedizinerin mit einem vergnügten Grinsen. „Die Zeiten sind vorbei, Alberich.“ Erwiderte Boerne sofort mit einem tiefen Seufzer. Das brachte Frau Haller zum Lachen. Vorsichtig griff sie nach Boernes violetter Krawatte und zog daran, sodass er sich zu ihr hinunterbeugte.
„Ich weiß.“ Hörte Thiel sie noch wispern. Dann küsste sie den Rechtsmediziner sachte auf die Lippen. Auch wenn es nur eine flüchtige Berührung war, drehte er sich dezent weg, um den beiden zumindest die Illusion von ein wenig Privatsphäre zu geben.
Seine Wangen fühlten sich dennoch verräterisch warm an. Er mochte ihnen diese neue Nähe ja von Herzen gönnen, aber ein bisschen verunsicherte ihn das Ganze schon noch. Boernes ungewohnte sanfte Art machte ihm immer noch zu schaffen, auch wenn der Professor die Zwergenwitze nicht wirklich ganz abgelegt hatte.
„Das war es doch, worauf du gewartet hast, oder?“ Drang nach ein paar Sekunden wieder die amüsierte Stimme von Frau Haller an sein Ohr, sodass er wusste, dass er sich wieder gefahrlos zu ihnen umdrehen konnte.
„Hm.“ Bestätigte der Professor wenig eloquent. Ein einziger Ton, der ganze Monologe zu ersetzen schien. Aber sein Freund war auch eher schwer damit beschäftigt Frau Haller mit einem verliebten Blick von oben bis unten zu mustern. Thiel musste schwer schlucken. Er hätte das ganze Liebesgesülze ja gern mit einem brummigen Spruch kommentiert, aber er blieb ihm einfach im Hals stecken.
Boerne wirkte so glücklich, so zufrieden, als wenn alles um ihn seinen Platz gefunden hätte und er nun endlich zu Ruhe kommen könnte. Zaghaft schielte Frau Haller zu ihm hinüber. Amüsiert beobachtete er, wie sich nun ihre Wangen rötlich färbten. Oh, da hatte die kleine taffe Frau wohl glatt seine Anwesenheit für den Moment aus den Augen verloren. Irgendwie freute ihn das doppelt, dass es ihr im Grunde wie dem Professor ging.
Völlig verschossen und nur Augen füreinander. So musste das doch auch sein, oder. Besonders schön war aber wohl, dass sie beide dennoch nicht vollkommen kopflos waren. Ja, sie vergaßen hier und da mal, wo sie waren, aber dennoch machten sie ihren Job, blieben professionell. Oder zumindest so professionell, wie es mit dem exzentrischen Charakter von Boerne überhaupt ging.
Aber vor allem der Professor legte darauf höchsten Wert, dass ihnen keine Fehler unterliefen. Am Anfang hatte er das noch auf die Eitelkeit seines Freundes geschoben, aber dann hatte sich Boerne in einer ruhigen Minute ungewöhnlich offen mit einigen Sorgenfalten im Gesicht ihm anvertraut.
„Wir müssen da aufpassen. Die Universitätsverwaltung kann im Grunde nichts dagegen sagen. Aber Begeisterung sah anders aus, als ich den Personalrat über unseren neuen Beziehungsstatus informiert habe. Krone hat mich sogar zur Seite genommen und mir nahegelegt, dass Alberich über eine Versetzung in ein anderes Institut nachdenken sollte.“
„Wäre das nicht wirklich besser?“ Hatte er ruhig gefragt, als sie mal wieder früh um 3 Uhr zu einem boerneschen Krisengespräch auf seinem alten Sofa zusammengesessen hatten mit Bierflasche und Weinglas in der Hand. Er hätte wissen müssen, wie ernst die Lage war. Denn Boerne hatte den tiefroten Inhalt in seinem Glas kaum berührt. Stattdessen hatte der Rechtsmediziner sofort energisch mit dem Kopf geschüttelt.
„Nein, nein, nein. Das kommt gar nicht in Frage. Ich gebe doch diesen Kleingeistern nicht noch recht. Das hat mich doch auch die letzten 20 Jahre nicht…“ Augenblicklich war Boerne knallrot geworden, als ihm bewusst geworden war, was er da eigentlich gerade zugegeben hatte.
„Wir sind ja wohl Profis, Alberich und ich. Sie bleibt schön, wo sie ist. Wir zeigen es diesen Hinterwäldlern.“
Die Stimme des Professors hatte das eine gesagt. Seine geweiteten, ja irgendwie panischen Augen etwas ganz anderes. Thiel war erst in dieser Nacht so richtig ein Licht auf gegangen. Boerne hatte einfach Schiss. Das hatte der andere Mann auch noch sogleich bestätigt.
„Aber Thiel. Sagen Sie bitte nichts zu Alberich. Sie macht sich schon genug Sorgen. Ich will ihr das nicht auch noch aufbürden. Das ist meine Aufgabe. Sie soll sich damit nicht herumschlagen. Es genügt, wenn einer von uns deswegen schlaflose Nächte hat.“
„Klar.“ War seine automatische Antwort gewesen. Aber so richtig wohl fühlte er sich damit nicht.
Ihm schmeckte solche Geheimniskrämerei gar nicht. Aber irgendwie verstand er seinen besten Freund auch. Er wollte sie eben beschützen, sie abschirmen. Vermutlich würde er es ganz genauso machen, auch wenn es nicht ganz richtig war.
So wie Thiel Frau Haller kannte, würde sie das eh irgendwann spitzbekommen und Boerne gehörig die Ohren langziehen. Auf diesen Moment freute er sich schon. Denn bei aller Verliebtheit hatte die kleine Frau es nicht verlernt ihrem Chef ordentlich die Leviten zu lesen. Auch in dieser Ebene ihrer Beziehung hatte definitiv sie die Hosen an. Und sprach das nicht dafür, dass sie alles im Griff hatten. Dass sie das wirklich nach all den Jahren hinbekamen. Besser als sogar er das je für möglich gehalten hatte.
Jetzt jedenfalls bewies Boerne mal, was wirklich in ihm steckte. „Müsst ihr nicht langsam los?“ Fragte Frau Haller amüsiert. Boerne nahm als Antwort nur sanft ihre Hand und presste liebevoll seine Lippen darauf.
„Ja, müssen wir. Boerne?“ Ging er schnell dazwischen, sodass das hier nicht noch ewig dauerte. Allmählich meldete sich schon die Ungeduld wieder bei ihm. Der Professor stöhnte genervt auf. „Na schön.“ Raunte er. Dann wurde sein Blick nochmal weich. Behutsam strich er Frau Haller eine blonde Strähne hinter das Ohr. „Bis heute Abend?“ Fragte er und klang dabei so verunsichert und verletzlich, als würde er tatsächlich immer noch befürchten, dass die kleine Frau nicht da sein würde.
„Hm.“ Kam rasch als Antwort. Dann schmiegte sie sich nochmal in Boernes Handfläche. „Irgendwelche Wünsche bezüglich des Abendessens?“ Fragte sie mit weicher Stimme nach.
„Nur, dass du da bist.“ Hauchte Boerne, die Hand noch immer auf Frau Hallers Wange. Ok, das war ihm jetzt doch deutlich zu viel romantischer Kitsch. Dass der Rechtsmediziner auch immer gleich so übertreiben musste. Geräuschvoll räusperte er sich einmal und verdrehte die Augen.
„Los jetzt Sie Forensik-Casanova.“ Knurrte Thiel seinen Freund an und schritt Richtung Tür. Denn finsteren Blick, dem Boerne ihm zuwarf, überging er gern. Erleichtert bemerkte er stattdessen, wie sich der Professor sich an seine Fersen klemmte. Geht doch.
„Ach, Thiel Sie sind wirklich viel zu unromantisch. Vielleicht täte Ihnen so eine Beziehung auch mal wieder ganz gut.“ Säuselte ihm der Rechtsmediziner zu und drehte sich natürlich nochmal zu seiner Assistentin, um sie ein letztes Mal vielsagend anzugrinsen. Och nö, auf diese Bilder in seinem Kopf. konnte er nun wahrlich verzichten.
„Nee, danke. Ich bin vor allem UNgeduldig. Ich würde diesen Fall gern heute noch abschließen. Also pronto jetzt.“ Damit wischte er dem anderen Mann zumindest recht erfolgreich das Grinsen aus dem Gesicht. Boerne zog die Augenbrauen zusammen und wandte sich zu ihm.
„Pronto? Das ist doch das völlig falsche Wort. Das muss ‚Andiamo‘ heißen.“ Schwafelte ihn sein Freund mal wieder besserwisserisch zu und überzog den italienischen Akzent maßlos. Sach ich doch, Forensik-Casanova. Dachte er grinsend bei sich. „Ja, Sie mich auch, Boerne.“ Murmelte er dagegen nur laut grimmig zurück.
Mit einem Augenrollen sah er nochmal zu Frau Haller, die ihr Lachen dezent hinter einer Hand versuchte zu verbergen. Zufrieden grinste er in sich hinein. Irgendwie auch schön, dass sich trotz allem so manche Dinge nie änderten.
Vergnügt winkte ihm die kleine Frau zu, als Boerne vor ihm in den Versorgungstrakt stürmte, um dann lauthals „Thiel! Was ist denn nun?“ zu brüllen. Diese kleine, aufgeblasene Nervensäge. Dachte er mürrisch und wollte schon aggressiv die Schiebetür hinter sich zuknallen, als er nochmal Frau Hallers funkelnde Augen fand. Den frechen Mund spitz zusammengepresst.
Sie brauchte es gar nicht auszusprechen. Er verstand sie auch so. Bringen Sie ihn mir nur in einem Stück zurück, Herr Thiel. Was Sie sonst so mit ihm anstellen, sei Ihnen überlassen. Danach kann er sich ja bei mir herzlich über Sie beschweren und Sie können etwas Dampf ablassen. Win-Win würde ich sagen.
Dann zwinkerte ihm die kleine Rechtsmedizinerin einmal konspirativ zu und verschwand in ihrem Büro.
Schlagartig war er wieder bester Laune. Ein Freifahrtschein von Frau Haller, um Boerne ein bisschen zu ärgern. Na, den würde er doch gleich mal einlösen. Damit zog er die metallische Tür dann doch eher leise zu und folgte seinem ahnungslosen Freund
Der Forensik-Casanova
Genervt stöhnte er einmal auf. „Boerne, worauf warten wir denn hier bitte noch?“ Brummte er seinem besten Freund zu. Doch der Professor dachte gar nicht daran, ihn eines Blickes zu würdigen. Seine intelligenten grünen Augen waren immer noch fest auf die metallische Schiebetür, die zu seinem scheißkaltem Kellerreich führte, geheftet.
Wenn sie nicht solch einen Zeitdruck hätten, hätte Thiel es ja durchaus amüsant gefunden, wie Boerne aufgeregt wie ein kleines Kind auf seinen Fußballen vor und zurück wippte. Inzwischen dämmerte es ihm allmählich worauf oder besser auf wen der aufgekratzte Professor so ungeduldig wartete und sich deshalb so standhaft weigerte zum Präsidium aufzubrechen.
Seit mindestens einer Viertelstunde standen sie nun schon so hier in Hut und Mantel und starrten in trauter Zweisamkeit auf das Ungetüm von einer Tür. Nun musste er doch leicht schmunzeln, als er seinen Freund dabei beobachtete, wie er das gefühlt hundertste Mal einen flüchtigen Blick auf seine sündhaft teure Uhr warf.
„Wo bleiben die denn nur?“ Zischte der Rechtsmediziner ungehalten. Thiel verkniff sich ein leises Lachen angesichts der deutlichen Eifersucht, die er aus der Stimme seines Freundes hören konnte. Dabei hatte der Professor seiner Meinung nach doch gar keinen Grund dazu. Anderseits tat dem eitlen arroganten Fatzke so ein bisschen Selbstzweifel und Demut mal ganz gut. Also würde er einen Teufel tun, ihm das zu sagen.
Still grinste er in sich hinein. Das alles war noch immer so ungewohnt. Dabei waren es nun schon ganze 18 Monate, seitdem sich die Dinge in der Rechtsmedizin so grundlegend verändert hatten. So richtig brachte es ihn immer noch ins Staunen, wie sehr sich sein Freund plötzlich gewandelt hatte, wenn er nun diese heiligen Hallen betrat.
Wie sehr seine Augen zu leuchten begangen, wie tief die Lachfalten um seinen Mund wurden, wenn er ihn zu einem fast sanften Lächeln formte, wie sehr alles an ihm vor Zufriedenheit zu strahlen schien, sobald sein Blick alles im Institut in Augenschein nahm.
Angekommen. Diesen Eindruck machte der sonst so umtriebige Rechtsmediziner auf Thiel. Sein Freund wirkte, als wäre er nach langer Reise endlich dort angekommen, wo er hingehörte, wo er zuhause war.
Das klappernde Zurückziehen der Schiebetür riss ihn aus seinen Gedanken. „Darauf haben wir gewartet.“ Flüsterte Boerne neben ihm so leise, dass er ihn fast nicht verstand. Vermutlich hatte der Rechtsmediziner auch nicht wirklich mit ihm gesprochen. Rasch blickte er nochmal zu seinem Freund.
War Boerne eben noch das Abbild von Ungeduld gewesen, entspannte sich nun alles an dem anderen Mann. Jeder Muskel schien butterweich zu werden. In die Augen des Professors trat ein derart liebevoller und sehnsüchtiger Blick, dass es sogar in Thiels Brust leicht zog.
Wow, da hatten die letzten Monate ja ganze Arbeit geleistet oder besser die kleine blonde Frau, die jetzt mit einem fragenden Lächeln auf sie zukam. „Oh, ich dachte, ihr wärt schon unterwegs.“
Vorsichtig sah er nochmal zu Boerne. Der Rechtsmediziner schluckte schwer und spielte nervös mit seinen Fingern. „Wir…ähm…wir haben gewartet.“ Der Professor klang seltsam ergriffen, als wüsste er nicht so recht, wie er sich erklären sollte. Dann schüttelte er kurz den Kopf und schien sich zu fangen.
„Als wenn wir uns ohne einen weiteren Kommentar, wo wir sind, einfach davonstehlen würden.“ Ergänzte Boerne etwas spitz und blickte herausfordernd über die Ränder seiner Brille auf Frau Haller hinab, die nun direkt vor ihm stand.
„Wäre jetzt nicht das erste Mal.“ Erinnerte ihn die Rechtsmedizinerin mit einem vergnügten Grinsen. „Die Zeiten sind vorbei, Alberich.“ Erwiderte Boerne sofort mit einem tiefen Seufzer. Das brachte Frau Haller zum Lachen. Vorsichtig griff sie nach Boernes violetter Krawatte und zog daran, sodass er sich zu ihr hinunterbeugte.
„Ich weiß.“ Hörte Thiel sie noch wispern. Dann küsste sie den Rechtsmediziner sachte auf die Lippen. Auch wenn es nur eine flüchtige Berührung war, drehte er sich dezent weg, um den beiden zumindest die Illusion von ein wenig Privatsphäre zu geben.
Seine Wangen fühlten sich dennoch verräterisch warm an. Er mochte ihnen diese neue Nähe ja von Herzen gönnen, aber ein bisschen verunsicherte ihn das Ganze schon noch. Boernes ungewohnte sanfte Art machte ihm immer noch zu schaffen, auch wenn der Professor die Zwergenwitze nicht wirklich ganz abgelegt hatte.
„Das war es doch, worauf du gewartet hast, oder?“ Drang nach ein paar Sekunden wieder die amüsierte Stimme von Frau Haller an sein Ohr, sodass er wusste, dass er sich wieder gefahrlos zu ihnen umdrehen konnte.
„Hm.“ Bestätigte der Professor wenig eloquent. Ein einziger Ton, der ganze Monologe zu ersetzen schien. Aber sein Freund war auch eher schwer damit beschäftigt Frau Haller mit einem verliebten Blick von oben bis unten zu mustern. Thiel musste schwer schlucken. Er hätte das ganze Liebesgesülze ja gern mit einem brummigen Spruch kommentiert, aber er blieb ihm einfach im Hals stecken.
Boerne wirkte so glücklich, so zufrieden, als wenn alles um ihn seinen Platz gefunden hätte und er nun endlich zu Ruhe kommen könnte. Zaghaft schielte Frau Haller zu ihm hinüber. Amüsiert beobachtete er, wie sich nun ihre Wangen rötlich färbten. Oh, da hatte die kleine taffe Frau wohl glatt seine Anwesenheit für den Moment aus den Augen verloren. Irgendwie freute ihn das doppelt, dass es ihr im Grunde wie dem Professor ging.
Völlig verschossen und nur Augen füreinander. So musste das doch auch sein, oder. Besonders schön war aber wohl, dass sie beide dennoch nicht vollkommen kopflos waren. Ja, sie vergaßen hier und da mal, wo sie waren, aber dennoch machten sie ihren Job, blieben professionell. Oder zumindest so professionell, wie es mit dem exzentrischen Charakter von Boerne überhaupt ging.
Aber vor allem der Professor legte darauf höchsten Wert, dass ihnen keine Fehler unterliefen. Am Anfang hatte er das noch auf die Eitelkeit seines Freundes geschoben, aber dann hatte sich Boerne in einer ruhigen Minute ungewöhnlich offen mit einigen Sorgenfalten im Gesicht ihm anvertraut.
„Wir müssen da aufpassen. Die Universitätsverwaltung kann im Grunde nichts dagegen sagen. Aber Begeisterung sah anders aus, als ich den Personalrat über unseren neuen Beziehungsstatus informiert habe. Krone hat mich sogar zur Seite genommen und mir nahegelegt, dass Alberich über eine Versetzung in ein anderes Institut nachdenken sollte.“
„Wäre das nicht wirklich besser?“ Hatte er ruhig gefragt, als sie mal wieder früh um 3 Uhr zu einem boerneschen Krisengespräch auf seinem alten Sofa zusammengesessen hatten mit Bierflasche und Weinglas in der Hand. Er hätte wissen müssen, wie ernst die Lage war. Denn Boerne hatte den tiefroten Inhalt in seinem Glas kaum berührt. Stattdessen hatte der Rechtsmediziner sofort energisch mit dem Kopf geschüttelt.
„Nein, nein, nein. Das kommt gar nicht in Frage. Ich gebe doch diesen Kleingeistern nicht noch recht. Das hat mich doch auch die letzten 20 Jahre nicht…“ Augenblicklich war Boerne knallrot geworden, als ihm bewusst geworden war, was er da eigentlich gerade zugegeben hatte.
„Wir sind ja wohl Profis, Alberich und ich. Sie bleibt schön, wo sie ist. Wir zeigen es diesen Hinterwäldlern.“
Die Stimme des Professors hatte das eine gesagt. Seine geweiteten, ja irgendwie panischen Augen etwas ganz anderes. Thiel war erst in dieser Nacht so richtig ein Licht auf gegangen. Boerne hatte einfach Schiss. Das hatte der andere Mann auch noch sogleich bestätigt.
„Aber Thiel. Sagen Sie bitte nichts zu Alberich. Sie macht sich schon genug Sorgen. Ich will ihr das nicht auch noch aufbürden. Das ist meine Aufgabe. Sie soll sich damit nicht herumschlagen. Es genügt, wenn einer von uns deswegen schlaflose Nächte hat.“
„Klar.“ War seine automatische Antwort gewesen. Aber so richtig wohl fühlte er sich damit nicht.
Ihm schmeckte solche Geheimniskrämerei gar nicht. Aber irgendwie verstand er seinen besten Freund auch. Er wollte sie eben beschützen, sie abschirmen. Vermutlich würde er es ganz genauso machen, auch wenn es nicht ganz richtig war.
So wie Thiel Frau Haller kannte, würde sie das eh irgendwann spitzbekommen und Boerne gehörig die Ohren langziehen. Auf diesen Moment freute er sich schon. Denn bei aller Verliebtheit hatte die kleine Frau es nicht verlernt ihrem Chef ordentlich die Leviten zu lesen. Auch in dieser Ebene ihrer Beziehung hatte definitiv sie die Hosen an. Und sprach das nicht dafür, dass sie alles im Griff hatten. Dass sie das wirklich nach all den Jahren hinbekamen. Besser als sogar er das je für möglich gehalten hatte.
Jetzt jedenfalls bewies Boerne mal, was wirklich in ihm steckte. „Müsst ihr nicht langsam los?“ Fragte Frau Haller amüsiert. Boerne nahm als Antwort nur sanft ihre Hand und presste liebevoll seine Lippen darauf.
„Ja, müssen wir. Boerne?“ Ging er schnell dazwischen, sodass das hier nicht noch ewig dauerte. Allmählich meldete sich schon die Ungeduld wieder bei ihm. Der Professor stöhnte genervt auf. „Na schön.“ Raunte er. Dann wurde sein Blick nochmal weich. Behutsam strich er Frau Haller eine blonde Strähne hinter das Ohr. „Bis heute Abend?“ Fragte er und klang dabei so verunsichert und verletzlich, als würde er tatsächlich immer noch befürchten, dass die kleine Frau nicht da sein würde.
„Hm.“ Kam rasch als Antwort. Dann schmiegte sie sich nochmal in Boernes Handfläche. „Irgendwelche Wünsche bezüglich des Abendessens?“ Fragte sie mit weicher Stimme nach.
„Nur, dass du da bist.“ Hauchte Boerne, die Hand noch immer auf Frau Hallers Wange. Ok, das war ihm jetzt doch deutlich zu viel romantischer Kitsch. Dass der Rechtsmediziner auch immer gleich so übertreiben musste. Geräuschvoll räusperte er sich einmal und verdrehte die Augen.
„Los jetzt Sie Forensik-Casanova.“ Knurrte Thiel seinen Freund an und schritt Richtung Tür. Denn finsteren Blick, dem Boerne ihm zuwarf, überging er gern. Erleichtert bemerkte er stattdessen, wie sich der Professor sich an seine Fersen klemmte. Geht doch.
„Ach, Thiel Sie sind wirklich viel zu unromantisch. Vielleicht täte Ihnen so eine Beziehung auch mal wieder ganz gut.“ Säuselte ihm der Rechtsmediziner zu und drehte sich natürlich nochmal zu seiner Assistentin, um sie ein letztes Mal vielsagend anzugrinsen. Och nö, auf diese Bilder in seinem Kopf. konnte er nun wahrlich verzichten.
„Nee, danke. Ich bin vor allem UNgeduldig. Ich würde diesen Fall gern heute noch abschließen. Also pronto jetzt.“ Damit wischte er dem anderen Mann zumindest recht erfolgreich das Grinsen aus dem Gesicht. Boerne zog die Augenbrauen zusammen und wandte sich zu ihm.
„Pronto? Das ist doch das völlig falsche Wort. Das muss ‚Andiamo‘ heißen.“ Schwafelte ihn sein Freund mal wieder besserwisserisch zu und überzog den italienischen Akzent maßlos. Sach ich doch, Forensik-Casanova. Dachte er grinsend bei sich. „Ja, Sie mich auch, Boerne.“ Murmelte er dagegen nur laut grimmig zurück.
Mit einem Augenrollen sah er nochmal zu Frau Haller, die ihr Lachen dezent hinter einer Hand versuchte zu verbergen. Zufrieden grinste er in sich hinein. Irgendwie auch schön, dass sich trotz allem so manche Dinge nie änderten.
Vergnügt winkte ihm die kleine Frau zu, als Boerne vor ihm in den Versorgungstrakt stürmte, um dann lauthals „Thiel! Was ist denn nun?“ zu brüllen. Diese kleine, aufgeblasene Nervensäge. Dachte er mürrisch und wollte schon aggressiv die Schiebetür hinter sich zuknallen, als er nochmal Frau Hallers funkelnde Augen fand. Den frechen Mund spitz zusammengepresst.
Sie brauchte es gar nicht auszusprechen. Er verstand sie auch so. Bringen Sie ihn mir nur in einem Stück zurück, Herr Thiel. Was Sie sonst so mit ihm anstellen, sei Ihnen überlassen. Danach kann er sich ja bei mir herzlich über Sie beschweren und Sie können etwas Dampf ablassen. Win-Win würde ich sagen.
Dann zwinkerte ihm die kleine Rechtsmedizinerin einmal konspirativ zu und verschwand in ihrem Büro.
Schlagartig war er wieder bester Laune. Ein Freifahrtschein von Frau Haller, um Boerne ein bisschen zu ärgern. Na, den würde er doch gleich mal einlösen. Damit zog er die metallische Tür dann doch eher leise zu und folgte seinem ahnungslosen Freund