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Ein Wanderer

Kurzbeschreibung
OneshotAllgemein / P6 / Gen
01.03.2023
01.03.2023
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Prolog

Diese Idee gehört alleine Shania Bo, in einem ihrer tollen Videos hat sie einen dieser Wanderer modelliert und diese fantastische Geschichte drumherum erfunden. Das hat mich sehr inspiriert, und ich konnte nicht anders, als  einen kleinen Oneshot dazu zu schreiben. Ich hoffe, es ist okay, dass ich mir deine kleine Welt der Wanderer kurz ausgeborgt habe. Jetzt hast du sie zurück :). Wenn ihr diesen Oneshot lest, schaut euch bitte auch ihr Video an, falls ihr das noch nicht getan habt!

Die kleine Geschichte aus dem Video von Shania Bo:

Eine Welt voller Wunder und in einer Zeit unabhängig von der unseren. Tatsächlich lebten diese Wanderer, groß wie Bäume und robust wie Berge, schon lange bevor es Menschen gab. Sie waren sozusagen die Mütter des Waldes, ausgestattet mit schaufelförmigen Vorderpfoten, mit denen sie Löcher graben konnten, um neue Bäume zu pflanzen. Ihre Hinterbeine waren groß und pelzig, überwuchert mit Pflanzen, die so fruchtbar waren, dass der Wanderer mit jedem Schritt frisches Gras unter seinen weichen Pfoten schuf. Und daher auch der Name Wanderer, denn der weise Riese wusste, dass mit jedem Schritt, den er setzt, der Wald grüner und größer wurde. Sein Hals war lang, damit er über Baumkronen hinweg über seine kleine Welt blicken und acht geben konnte. Er sah, wo die kahlen Steppen waren und wo die Blätter ihr Grün verloren und dorthin wanderte er, langsam und gemächlich, friedlich. Wanderer werden alt, alt wie Bäume. Aber irgendwann haben auch sie all ihre Energie in den Wald abgegeben und werden zu einem Teil ihres Vermächtnisses, das einzige was übrig bleibt, ist der Schädel, den sie stets mit sich tragen und in der, der Wald schließlich eine eigene Saat pflanzt und aus dieser einzigartigen Knospe wächst ein neuer Wanderer heran, der den Schädel seines Vorfahren mitsamt seiner Pflichten trägt und zu seinem Teil des Kreislaufs wird.
                       
Ein Wanderer
(Von mir ausgedachter Oneshot)

In einer weiten Ebene stehen vereinzelt ein paar Bäume, das Gras ist von den warmen Temperaturen im Sommer ganz braun geworden und hängt schlaff herab. An den wenigen Bäumen, die es noch gibt, wachsen keine Blätter mehr. Doch vor einiger Zeit muss es schön hier gewesen sein, es liegen viele hunderte umgefallene Bäume auf dem Boden, aber lebendig sind sie schon lange nicht mehr. Auch die Anzahl der Tiere ist stark zurückgegangen. Es gibt nur noch einige Mäuse, die in der Dämmerung über den Boden huschen. Ab und an schaut eine kleine Rehfamilie vorbei. Doch die Vögel sind schon lange fort. Aber es gibt Hoffnung. Bald sind die hundert Jahre vorbei, die die Knospe des Wanderers braucht, um nachzuwachsen. Der Schädel mit den langen, gedrehten Hörnern des vorherigen Wanderers liegt in einer kleinen Höhle. Sie befindet sich einige Meter unter der Erde, dort ist die Luft noch feucht und die Wände sind mit saftigem, grünem Moos bedeckt. An jeder Ecke sprießen fantastische Blumen aus kleinen Spalten. Auf weiche, grüne Blätter ist in der Mitte der Höhle der Schädel gebettet. Mittlerweile wird fast die Hälfte dieser Höhle von der wunderbaren Knospe ausgefüllt. Sie hat jeglichen Grünton, den es auf der Welt jemals gab, die einzelnen Blätter sind in etwa so groß wie menschliche Kinder heutzutage. In wenigen Stunden wird es so weit sein, schon jetzt bewegt sich die gesamte Knospe. Die vier Blätter, die die Knospe oben verschließen, weisen bereits feine Risse auf. Der junge Wanderer versucht sich zu befreien. Als auf der weiten, verdorrten Ebene die Sonne langsam am Horizont untergeht, klappt schließlich das erste Blatt nach außen um. Schnell folgt das zweite. Ein Kopf wird durch die Öffnung gesteckt, er ist leicht länglich und ist mit braun- rötlichem Fell bedeckt. Mit großen Augen schaut sich der Wanderer neugierig in seiner wunderschönen Behausung um, nichtsahnend, wie schrecklich die Welt nur ein paar Meter über ihm aussieht. Noch wird er von seinem Instinkt geleitet, seine Aufgabe wird ihm erst klar werden, wenn er den Schädel seiner Vorfahren aufsetzt. Starke schaufelförmige Vorderpfoten drücken die restlichen Blätter so weit auseinander, bis der Wanderer es schafft,  hinaus zu krabbeln. Sobald das junge Geschöpf die Knospe vollkommen abgestreift hat, fällt diese in sich zusammen und schrumpft so weit, bis sie irgendwann komplett verschwunden ist. Von dieser Anstrengung ist der Wanderer so erschöpft und müde, dass er sich auf dem Boden zusammenrollt und die Augen schließt. Als er aufwacht, fällt ihm sofort der Schädel auf, welcher immer noch neben ihm liegt. Wie von einem Zauber unaufhaltsam angezogen nimmt er ihn und platziert ihn sorgfältig auf seinem Kopf. In der Sekunde, in der der Schädelknochen die perfekte Position erreicht, verbindet er sich mit der Kopfhaut des Wanderers, dieser erschrickt zunächst, doch schnell begreift er seine Aufgabe, die Natur wiederherzustellen. Von Neugierde und Tatendrang gepackt, fängt er an zu graben. Durch seine schaufelförmigen Vorderpfoten kommt er gut voran und kann schon bald die Luft seiner Ebene schnuppern. Doch diese ist nicht so frisch und feucht wie in seiner kleinen Behausung, sondern heiß und schwül. Am liebsten möchte der junge Wanderer sich sofort wieder in seiner Höhle verkriechen, insbesondere als ihm klar wird, in welch schlechtem Zustand die Ebene ist. Aber er hat einen Auftrag zu erfüllen. Als er das linke, pelzige Hinterbein auf den trockenen Boden setzt, geschieht ein Wunder, das braune Gras wird wieder grün und richtet sich auf. An einer Stelle sprießt sogar eine Blume in die Höhe. Ihre Blätter falten sich auf und eine knallorange, wunderschöne Blüte kommt zum Vorschein. Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht und er setzt auch das rechte Hinterbein auf. Noch wachsen auf den Beinen kleine Sprossen und Knospen, doch das wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ändern, sie werden immer weiter von Pflanzen überwuchert werden. Wieder geschieht ein kleines Wunder, der Vegetation um seinen rechten Fuß sieht man nicht mehr an, wie kaputt sie noch vor wenigen Sekunden war. Ein Glücksgefühl strömt durch seine Adern. Der Wanderer beginnt mit der Wanderung seines Lebens. Den ganzen Tag verbringt er damit, umher zu wandern. Abends kehrt er in seine Höhle zurück. Schon nach wenigen Wochen kehren die ersten Tiere zurück und beziehen ihre Behausungen. Es wird wieder kühler und die Luft ist nicht mehr so erdrückend und schwül, dem Wanderer geht seine Arbeit einfacher von der Hand. Er wächst schnell, bald wird er so groß wie ein Baum sein. Die Pflanzen auf seinen Hinterbeinen haben sich ebenfalls weiter entfaltet. Alle paar Schritte gräbt der Wanderer ein kleines Loch und tippt einmal mit seiner Nase hinein. Dann schließt er es sorgfältig mit seinen schaufelförmigen Vorderpfoten wieder. Ein paar mal drumherum mit einem Hinterbein auftippen und schon ist ein kleiner Baum entstanden. Dieser ist erstmal nur so groß wie ein erwachsener Menschen Mann, den Rest muss die Zeit erledigen. Diese fliegt nur so vor sich hin. Jede Nacht schläft er in seiner Höhle, über die Jahre wird die Vegetation um sein Zuhause herum immer wilder. Der Wanderer kann gerade noch durch gehen. Morgens reckt er seinen langen Hals in Richtung der aufgehenden Sonne, um etwas Energie zu tanken, dabei schaut er sich nach trockenen Stellen um. Dorthin wandert er dann. Langsam und gemächlich und jedes Mal wenn er sie erreichte und sie grün wurden, breitete sich ein kleines Glücksgefühl von seiner Brust über den ganzen Körper aus. Noch viel Glücklicher macht es ihn, wenn Tiere vorbeikommen und sich überschwänglich bei ihm bedanken. Manchmal bitten sie ihn auch darum, ihren Bau grüner zu machen. Diese Hilfe gibt der Wanderer ihnen gerne. Die Jahre fliegen ins Land und der Wanderer wird immer unglücklicher und unzufriedener. Die Nettigkeiten der anderen Tiere reichen nicht mehr, um ihn glücklich zu machen. Jeden Morgen, wenn er sich sein Reich anschaut, sieht er nicht mehr, wie früher, was er alles schon geschafft hat, sondern was er alles noch nicht geschafft hat, obwohl er schon sein ganzes Leben daran arbeitet. Außerdem wird diese heile Welt sowieso wieder kaputt gehen, wenn er seine gesamte Energie abgegeben hat und hundert Jahre kein Wanderer an der Natur arbeiten kann. Wieso macht er diese Arbeit überhaupt noch? Dazu kommt noch, dass er schrecklich einsam ist, er kann nicht wie alle anderen Lebewesen eine Familie gründen und sich um diese kümmern. Wanderer leben alleine, jeder kümmert sich selbst um einen Teil der großen weiten Welt. Das macht ihn traurig. Sehr traurig. Er schleppt sich nur noch gelangweilt über die Steppen, ohne darauf zu achten, was er für Wunder vollbringt, das er wichtigen Lebensraum schafft. Seine Gedanken kreisen die ganze Zeit nur um die Frage, was wäre, wenn er ein anderes Tier wäre. Immer wenn er eine glückliche Tierfamilie sieht, freut er sich nicht für sie, sondern ihm wird schwer ums Herz. Doch das ändert sich eines warmen Sommertages, nur mit den Worten: „Hallo, ich bin Maxi. Wer bist du und was machst du da?” Der Wanderer dreht seinen Kopf zu der Quelle der Stimme, dort steht eine Katze. Neugierig reckt sie ihr kleines Köpfchen dem Wanderer entgegen, ihr Fell ist grau mit einigen braunen Stellen, seine Nase ist hell rosa. Erst zögert der Wanderer, doch dann fasst er sich ein Herz und erklärt dem, aus der Sicht des Wanderers, winzigen Kater alles. Dieser ist total begeistert und läuft ihm den ganzen Tag hinterher. In der Nacht springt er sogar in die Höhle hinein und schläft auf dem Rücken des Wanderers. Ab diesem Tag verbringen sie, wie selbstverständlich, ihr ganzes Leben miteinander, damit der riesige Wanderer nicht versehentlich auf den kleinen Maxi tritt, hockt dieser auf dem aufgesetzten Schädel. Er lehnt sich bequem  gegen die Hörner und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen, für ihn ist es eine ganz andere Sicht der Welt. Vor allem können sie so die ganze Zeit miteinander reden. Die Einsamkeit des Wanderers verfliegt vollständig und weicht, endlich wieder, dem Glück. Normalerweise leben Katzen nur den Bruchteil der Zeit, den Wanderer leben, doch durch die große Menge an Energie, die der Wanderer versprüht, stirbt Maxi nicht. So verbringen sie hunderte von glücklichen Jahren miteinander, niemals wird ihnen langweilig. Immer grüner und grüner wird die weite Ebene, wobei nur der Wanderer, Maxi und die Vögel, die endlich wieder da sind, sie überblicken können, weil mittlerweile tausende, wenn nicht hunderttausende Bäume darauf wachsen. An einem Morgen blicken sie sich um und entdecken in der Ferne ein Stückchen Steppe, dort angekommen macht der Wanderer sich daran, sie zu begrünen. Schnell ist er fertig, da die Fläche sehr klein war. Wieder reckt er seinen Hals, um die nächste Stelle aus zu machen. Doch so lange sie auch suchen, die Augen zusammenkneifen und wieder aufreißen, es ist alles grün. Der Wanderer hat seine Lebensaufgabe erfüllt. Gemächlich, wie immer, kehren sie zu der Behausung zurück. Ein letztes Mal lassen sie den Blick über ihr Werk schweifen. Es ist wunderschön, überall sprießen die buntesten Pflanzen und die fantastischsten Bäume in die Höhe. Dann machen sie es sich in ihrer Höhle gemütlich, der Wanderer verschließt sorgfältig den Eingang und sie rollen sich auf dem Boden zusammen. Man sollte jetzt meinen, dass sie traurig sind, weil ihr Leben fast vorüber ist. Doch das sind sie nicht. Ihnen ist klar, was sie wunderbares geschaffen haben. Mehr hätten sie nicht tun können und wollen. Es endet mit einem großen Lächeln auf beiden Gesichtern.
Der Schädel mit den langen, gedrehten Hörnern des vorherigen Wanderers liegt in einer kleinen Höhle. Sie befindet sich einige Meter unter der Erde, dort ist die Luft noch feucht und die Wände sind mit saftigem, grünem Moos bedeckt. An jeder Ecke sprießen fantastische Blumen aus kleinen Spalten. Auf weiche, grüne Blätter ist in der Mitte der Höhle der Schädel gebettet. Mittlerweile wird fast die Hälfte der Höhle von der wunderbaren Knospe ausgefüllt. Sie hat jeglichen Grünton, den es auf der Welt jemals gab, die einzelnen Blätter sind in etwa so groß wie menschliche Kinder heutzutage. In wenigen Stunden wird es so weit sein, schon jetzt bewegt sich die gesamte Knospe. Die vier Blätter, die die Knospe oben verschließen, weisen bereits feine Risse auf. Der junge Wanderer versucht sich zu befreien.




Ende

Mache es wie der Wanderer, mache während deinem Leben die Welt für deine Mitmenschen zu einem besseren Ort.
Heute gibt es kaum noch Wanderer, die meisten haben wir verscheucht und sie leben tief in den dichten Urwäldern. Deshalb tragen sie kaum noch etwas zur Wiederherstellung der Natur bei. Doch selbst wenn es heute noch so viele Wanderer gäbe wie damals, kämen sie nicht gegen die geballte Zerstörung der Natur durch Menschen an.
Wir müssen an Ihrer Stelle der Natur helfen, bitte versuche auch ein bisschen wie ein Wanderer zu werden und die Natur grüner und gesünder zu verlassen, als du sie betreten hast. Wer weiß, vielleicht treffen wir  dann irgendwann wieder auf Wanderer.


Danke fürs Lesen, ich hoffe es hat dir gefallen. Es war nämlich mehr Arbeit als man vielleicht denken mag, weil ich vorher alles schon durchplanen musste, damit es halbwegs stimmig wird. Es ist mein erster Oneshot, ich hoffe ich habe es halbwegs hinbekommen. Lass gerne ein Review da :)

LG. Emilia
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