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Küss mich!

Kurzbeschreibung
OneshotHumor, Romance / P16 / Het
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne Rechtsmedizinerin Silke Haller
28.02.2023
28.02.2023
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28.02.2023 1.614
 
A/N: Beitrag Nr. 2 in dieser Appreciation-Week 2023. Hier geht’s direkt etwas mehr zu Sache. Daher höheres Rating mit Tendenz zu P18. Und ein bisschen luftig leicht wird’s hier auch. Plot gibt’s nicht so viel. Die ersten beiden Sätze stammen aus der Feder, der lieben Khaladriel. Deswegen geht das an dich, liebste Maja. Letzte Warnung: Der Titel ist wirklich Programm.


Für Khaladriel

Küss mich!

„Es war wunderschön, sie endlich küssen zu dürfen, wann immer er wollte – also tat er es praktisch ständig.“

Immer und überall.

Im Bett. Wenn sie gerade aufgewacht waren. Der Schlaf noch in ihren trägen wunderschönen azurblauen Augen. Ihr leises Kichern, wenn sein Bart sie kitzelnd weckte, das schönste Geräusch am Morgen. Melodischer als jede Wagnerarie. (Naja zumindest einige davon schlug das um Längen.)

Im Präsidium vor Thiel, seinem Vater und Schrader. Bis der erste mit den Augen rollte, der zweite anerkennend durch die Zähne pfiff und der dritte rote Ohren bekam. Das zufriedene stolze Grinsen auf Thiels Gesicht verriet ihn. Das war wohl das höchste Lob, das ihm sein wortkarger bester Freund je gemacht hatte.

Auf dem Parkplatz vor dem Institut. Um all die einfältigen Zweifler endlich zum Schweigen zu bringen. Sie sollten es alle mit ihren eigenen Augen sehen, wie gern er sich für sie kleinmachte. Wie sehr er es liebte, auf dem regennassen Asphalt vor ihr auf die Knie zu gehen. Dass er es verstanden hatte, dass er endlich ganz und gar ihr gehörte, dass er zuhause war. Zuhause bei ihr und in diesem gemeinsamen Leben, das sie sich seit diesem denkwürdigen Tag im Spätherbst erspannen.

In seinem Büro. Wenn Frau Klemm ihn gerade wieder zu sehr mit ihrem Drängen nach schnellen Ergebnissen nervte. Das irritierte Gesicht der älteren Frau, wenn er seine Assistentin einfach so vor ihren Augen auf seinen Schoß zog, immer noch der beste Teil eines jeden Vormittags. Vor allem, wenn ihn sein kleiner Wicht machen ließ.

Wenn er Glück hatte, vertrieben sie damit die grantige Staatsanwältin höchst erfolgreich und er konnte auch seine Zunge endlich einsetzen. Meist bekam er dafür zwar einen sanften Knuff in die Schulter. Aber sein heiser geflüstertes „Ich dachte, du magst es ein bisschen Französisch.“ bescherte ihm oft den Freifahrtschein, den er nur zu gern voll und ganz einlöste. Manchmal minutenlang.

Am Obduktionstisch. Seine Brille nach oben geschoben, ihre Handschuhpaare beide noch blutig, also blieben diese Begegnungen ihrer Lippen eher oberflächlich, aber nicht weniger süß. Sie schmeckte wie nichts auf dieser Welt und er bekam einfach nicht genug davon. Nicht nach einem Tag, nicht nach einer Woche und er sah gar nicht ein, diesen Zustand jetzt nach fast 6 Monaten zu ändern.

Und sie ließ ihn gewähren. Manchmal mit einem Grinsen über seine Hartnäckigkeit. Manchmal mit tiefer Rührung in ihren Augen ob seine Zärtlichkeit. Manchmal mit einem überraschten Atemzug, weil er sie ab und zu doch noch mit seiner Leidenschaft überraschte. So wie jetzt.

„Küss mich! Wir haben den Fall geknackt.“ Schleuderte er ihr nur entgegen, als er wie ein siegreicher Stierkämpfer in ihr Büro stürmte. Das Adrenalin jagte durch seine Adern. Er ließ ihr keine Zeit irgendwelche Fragen zu stellen. Ungeduldig riss er sie aus ihrem Stuhl, ging leicht in die Knie und hob sie etwas sanfter hoch.

Geschmeidig setzte er sie sich auf die Hüften. Ihre kurzen Beine schlangen sich wie von selbst um ihn. Sie krallte sich in seinem Haar fest, als er ihre Lippen attackierte. Für ein bisschen mehr Halt presste er sie gleich noch etwas enger an sich. Zufrieden grinste er in den Kuss, als sie hörbar scharf die Luft einzog.

Als sie ihren Mund öffnete und ihm Einlass gab, war jedoch er es, dem fast die Luft wegblieb. Das war himmlisch. Noch viel besser als jeder Euphorieschub, der ihm ein gelöster Fall oder ein Forschungserfolg geben konnte. Ihre sanften Finger auf seiner Kopfhaut, ihre verführerisch weichen Lippen auf seinen und dieser betörende Geschmack ihrer heißen Zunge. Hinter seinen geschlossenen Augenlidern sah er nur Licht und Farben. Vor unbändigem Glücksgefühl wurde ihm leicht schummrig.

Mit einem tiefen Stöhnen und weichen Knie versuchte er sich blind zu orientieren. Es fiel ihm unfassbar schwer sich von ihr zu lösen, aber fallenlassen wollte er sie auch nicht. Also nahm er unter größter Anstrengung seinen Mund von ihrem. Der enttäuschte Seufzer war dieses Mal ihrer.

Verträumt lächelte er sie an. Seine kleine Schönheit. Das Haar noch perfekt in einem kunstvollen Knoten hochgesteckt, aber die Lippen tiefrot und leicht geschwollen. Die Augen funkelten wie zwei kleine Sterne in der Nacht. Wer bei diesem Anblick nicht schwach wurde und sich verliebte, war selbst schuld. Er war es jedenfalls, und zwar bis über beide Ohren.

Kurz justierte er seinen Griff nach. Dann trug er sie in sein Büro. Dort hatten sie mehr Platz. Sie strich ihm noch immer beständig durchs dunkle Haar und ihm entwich ein wohliges Schnurren, als er sie auf der Schreibtischplatte absetzte. Dann endlich hatte er die Hände frei und griff sofort nach ihrem Nacken. Ungeduldig zog er sie erneut zu sich.

Kuss auf Kuss hauchte er auf ihre Lippen. Vertiefte sie jedoch dieses Mal nicht. Dann wanderte sein Mund ihre rechte Wange hinauf. Gott, er wollte sie. Er wollte sie so sehr.

„Was machst du?“ Lachte sie nach ein paar weiteren Küssen Richtung ihres Ohrs über seine überschwängliche Verspieltheit.

„Ich dachte, das wäre eindeutig.“ Raunte er knapp. Er zwang sich ob der deutlichen Atemlosigkeit in seiner Stimme nicht zusammenzuzucken. „Brauchst du es schriftlich?“ Fragte er sarkastisch nach, während er sich an ihrem Hals entlang wieder nach unten küsste.

„Nein.“ Etwas widerwillig bog sie ihren Kopf leicht zur Seite, sodass er mehr Platz hatte. Er spürte es überall an ihr. Ihr Körper sendete ganz andere Signale, als ihr Verstand das vermutlich wollte. Ihr Widerstand war brüchig. „Aber wir können doch nicht…hier…es ist mitten am Tag.“ Mit diebischer Genugtuung vernahm er, dass sie nun endlich ebenso außer Atem war wie er. Wenn er jetzt dranblieb, hartnäckig war, dann konnte er sie vielleicht überzeugen. So oft schaffte er das gar nicht gegen ihr Pflichtbewusstsein anzukommen, obwohl sie selbst in diesen Belangen ziemlich unersättlich sein konnte.

„Ich hab‘ abgeschlossen. Der Fall ist gelöst. Wir haben eine Woche lang fast nur gearbeitet. Sieh’s als Überstundenausgleich. Ich bin der Chef. Das ist meine Rechtsmedizin.“ Versuchte er weiter ihre Einwände zu demontieren und drückte sie sanft Richtung Tischplatte.

„Stimmt, du hast mir noch gar nicht erklärt, wie...“ Riss sie sich nochmal etwas von ihm los. Doch er ließ sie gar nicht ausreden.

„Ssschhh.“ Rasch legte er ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Später, ja? Ich erzähl‘ dir alles später.“ Vorsichtig legte er seine Stirn an ihre. „Bitte.“ Sacht begann er seine Stirn an ihrer hin und her zu reiben. Dieses eine Wort verfehlte seine erwünschte Wirkung nicht. Sie seufzte schwer und schloss ergriffen die Augen.

Das war noch immer so neu für sie. Dass er um etwas bat, statt nur zu fordern. Dass sie ‚Nein’ sagen konnte, wenn sie das wollte. Auch wenn er hoffte, dass sie von diesem Recht genau jetzt nicht Gebrauch machen würde. Aber wenn sie absolut nicht wollte, dann würde er das ohne Frage sofort hinnehmen. In diesem Gebiet machte ganz klar sie die Regeln und das war ihm sehr viel heiliger, als seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber kommunizieren konnte er sie ja mal.

„Ich brauche dich jetzt.“ Noch so eine Wahrheit, die sie immer gewusst hatte und doch war es etwas Anderes, dass er sie jetzt so deutlich aussprach. Langsam löste er sich und presste seine Lippen erneut auf ihre Wangenknochen.

Er spürte, wie sie erschauderte. Es fehlte nicht mehr viel. Eigentlich wusste er genau, was er sagen musste. Doch er wollte das hier noch ein bisschen auskosten. Diese unfassbar fragile und so wunderschöne Zärtlichkeit zwischen ihnen. Dafür hatten sie viel zu selten Zeit. Für diese intime Nähe. Wenn er den nächsten Satz sagte, würde sie unweigerlich zerspringen wie Glas, um Platz zu machen für etwas anderes, etwas viel Roheres und Wildes. Das war auch schön, hatte seinen eigenen Reiz. Aber für den Augenblick wollte er genau das hier.

Diese Ruhe vor dem Sturm. Das Baden in der Wärme ihrer tiefen Verbundenheit, die so Vielem schon getrotzt hatte, die so viele Angriffe von innen und außen überstanden hatte, nur um nach wilden 20 Jahren in etwas aufzugehen, das er sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte.

Für den Bruchteil einer Sekunde hielt er sie beide noch in diesem zerbrechlichen Moment. Dann hielt er es selbst nicht mehr aus und sprach aus, was sie hören wollte.

„Ich will dich.“ Hauchte er ihr schwach direkt ins Ohr. Da war es wieder. Das scharfe Einatmen von ihr. Dann noch ein Kopfnicken und er ergab sich der Leidenschaft und Lust.

Stürmisch ließ er erneut seine Lippen mit ihren kollidieren und begann an ihrer Kleidung zu zerren. Er musste aufpassen, dass er ihr den Kittel nicht sofort vom Leib riss. Die Maßanfertigungen waren teuer und sie hatte eigentlich nur zwei davon. Das sollte er wirklich mal ändern, ging es ihm irrational durch den Kopf.

Als er sich stattdessen lieber seines eigenen Kittels entledigen wollte, hielt sie ihn mit zittrigen Fingern ab. „Lass ihn an.“ Ihre Stimme war so rau vor aufgewühlten Emotionen, dass er sie kaum verstand.

„Was?“ Fragte er verdutzt. Tief blickte er in ihre geweiteten Augen, die jetzt fast nachtblau schimmerten im grellen Licht der Leuchtstoffröhren über ihnen.

„Lass ihn an. Bitte.“ Wiederholte sie leise. Er schluckte schwer. Doch noch bevor er etwas dazu sagen konnte, klopfte es an der Tür.


A/N: I know. Fieser Cliffhanger am Ende. Aber keine Sorge. Zum Ende der Woche geht’s noch auf’s Ganze. Wir wollen ja schließlich Potential zur Steigerung haben.
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