End of Desire II
von Moerf
Kurzbeschreibung
[Zweiter Teil zu End of Desire | ich empfehle den ersten Teil gelesen zu haben] Was war vor all den Jahren passiert? Wie wurde Liemovish zu dem, was er heute ist? Er lüftete sein Geheimniss am Ende des ersten Teils, aber dahinter verbirgt sich so viel mehr. Dieser OS wirft Licht auf die Vergangenheit von Liemovish und der Zeit vor dem Abkommen.
OneshotHorror, Schmerz/Trost / P18 / Gen
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Vor vielen, vielen Jahren lebten die Menschen mit den Monstern zusammen. Man konnte es gar nicht glauben, aber sie konnten koexistieren. Doch der Stolz der Menschen und die Angst der Unterlegenheit führten zu fatalen Entscheidungen, deren Konsequenzen bis in die Zukunft reichten.
Aus diesem Grund schlossen sich die mächtigsten Personen zusammen und erbauten ein Labor, wo sie die wichtigste Forschung in der Geschichte der Menschheit betrieben. Sie wollten verstehen und herausfinden, was die Monster ausmachten und dementsprechend Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Rasse treffen. Diese Gruppe verheimlichte der Öffentlichkeit ihre wahren Handlungen und Absichten.
Aus einem gefangenen und gefolterten Monster wurden schnell zwei. Die Zahl stieg stetig und das Gefühl der Überlegenheit in diesen Momenten führte dazu, dass sich die Wissenschaftler mächtig fühlten. Sie überschritten moralische Grenzen und töteten die Monster für ihre Experimente. Schließlich konnten sie eine Art Serum herstellen, das die Monster deutlich schwächte.
Damit rüsteten sie tausende Männer aus und schickten sie in den Kampf. Sie jagten die Monster, töteten sie und verspeisten ihr Fleisch. Es war eine teure Delikatesse, die sich nur die wohlhabendsten Personen der Welt leisten konnten. Wie Vieh wurden die Monster abgeschlachtet und sogar versklavt, um die Bedürfnisse der niederträchtigen Menschen zu erfüllen und ihre Arbeiten zu erleichtern.
Einige Jahre ging die Knechtung der Monster weiter, ohne dass sie eine Chance hatten, ihrem grauenvollen Schicksal zu entfliehen. Das Serum, das sie täglich injiziert bekommen hatten, veränderte die DNS bei vielen Monstern und verunstaltete ihr Äußeres zu einer Abscheulichkeit. Nur wenige konnten ihr menschenähnliches Aussehen behalten.
Aber auch dieser vermeintliche Erfolg genügte der Gruppe Wissenschaftlern nicht. Sie waren arrogant, überheblich und hatten jede Menge Einfluss und Macht. Folgend trafen sie eine Entscheidung, die alles änderte.
Diese Entscheidung hieß Leopold.
Er war ein glücklicher Bauernjunge, der seine Eltern bei einem tragischen Unfall verlor. Ganz alleine kümmerte er sich um den Hof, den seine Eltern gezwungenermaßen hinterlassen hatten. Nebenbei lernte er fleißig für die Schule. Sein Vater war ein hervorragender Professor gewesen und Leopold nahm sich ein Beispiel an ihm. Deswegen steckte er bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit den Kopf in ein Buch.
An diesem schicksalhaften Abend sah es nicht anders aus. Er hatte ein dickes Buch über die Funktionalanalysis der Mathematik aufgeschlagen und las neugierig mit seinen blauen Augen darin. Er verstand zwar nicht viel, immerhin ging es um die Topologie der Vektorräume und die Lektüre war eher für Forscher bestimmt, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich Wissen anzueignen. Das war alles, was er noch hatte.
Vertieft in dem Gemisch von Zahlen und Buchstaben, die jedem Kind Kopfschmerzen bereiten würde, holte ihn ein Klopfen aus seinen Gedanken. Er blickte irritiert auf die halb kaputte Wanduhr, der einige Ziffern fehlten und fragte sich, wer zur späten Stunde noch auf den Beinen war. Er hievte seinen Körper von dem abgenutzten Sofa und begab sich zur Haustür, an dem es erneut klopfte. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und begegnete zwei Männern in hochwertigen, schwarzen Anzügen.
Gerade als Leopold den Mund öffnete, um nachzufragen, wie er den Fremden behilflich sein konnte, rammte ihm einer der Männer eine Spritze in den Hals. Augenblicklich verlor er das Bewusstsein und wurde von den Anzugträgern in das Labor verschleppt.
Dort wurde er an eine Liege angekettet und mit einigen Schläuchen bestückt, die in seinen Körper eindrangen und ihm ein Extrakt einführten. Es dauerte ungefähr 12 Stunden, bis Leopold wieder zu sich kam und höllischen Schmerz verspürte. Ohne überhaupt realisieren zu können, was ihm widerfuhr und aktuell noch mit ihm geschah, schrie er laut nach Hilfe. Seine Adern pochten, als würde Glut durch sie hindurchfließen und seine Venen zuckten, als würde jemand an ihnen zupfen wie bei einem Zupfinstrument.
Einer der Wissenschaftler kam langsam zu ihm gelaufen und obwohl er eine medizinische Maske trug, konnte sich Leopold an die Augen erinnern. Von diesem Mann wurde er entführt, das war ihm nun bewusst. Flehend blickte er ihn an und bettelte, dass der Schmerz aufhören sollte. Er würde alles dafür tun. Doch das interessierte den Mann nicht. Er war bloß zu ihm gekommen, um ihm den Mund zu stopfen, da ihm sein Gequengel auf die Nerven ging und ihn von seiner Konzentration brachte.
Wo er aber schon mal bei dem Jungen war, sah er auf das Gerät, dass seine Werte anzeigte. Auf der rechten Seite vom Bildschirm drehte sich ein Abbild der DNA, die inzwischen merkwürdige Moleküle beinhaltete. Da es bisher zu keinen Komplikationen kam, war der Mann zufrieden und verschwand hinter einer Tür, um seinen Kollegen die erfreuliche Nachricht zu überbringen.
Mehrere Tage wurde Leopold der qualvollen Prozedur unterzogen und bekam das Extrakt injiziert. Es zerstörte ihn innerlich und riss sein Herz auseinander. Seine Haut färbte sich schwarz und an seinen Fingern wuchsen die Nägel spitz. Auch seine Augen färbten sich dunkel, so dass von dem einst hellen Blau nicht viel zu sehen war. Was auch immer ihm verabreicht wurde, es verunstaltete ihn.
Er wurde zu einem Monster.
Genau das wollten die Wissenschaftler erreichen. Ein Hybriden, ein Bastard, den sie kontrollieren konnten, um die Welt zu ihren eigenen Vorstellungen zu verändern. Ja, sie ergötzten sich wahrlich an dem Anblick des Monsters, das sie erschaffen hatten. Selbst nachdem sich Leopold zu einem Monster wandelte und von seiner Menschlichkeit nichts übrig blieb, genügte es den Männern nicht. Sie machten weiter und quälten den Jungen bis zur Perfektion.
Es dauerte nicht lange, bis sie mit den Experimenten fertig waren und das Monster von seinen engen Ketten lösten. Nach ihren Ansichten hatten sie ein Wunder erschaffen, das die Menschheit weiterbringen würde.
“Von nun an heißt du Liemovish und sollst uns dienen!”, sagte der Anführer der Gruppe und wartete darauf, dass sich der ehemalige Junge erhob. Das tat er auch. In den wenigen Tagen, in denen er verändert wurde, wuchs er zwei Köpfe größer. Dennoch würde er unter den anderen Monstern der Kleinste, aber Schönste sein. Er war ein Monster mit perfektem menschlichen Aussehen.
Sein breites Grinsen erfreute die Wissenschaftler, die ihn wie einen Gott verehrten. Doch das Glücksgefühl des Erfolges verschwand sogleich, als Liemovish seinen Arm durch die Brust des Mannes bohrte. Sofort waren die anderen alarmiert und versuchten, die Sicherheitsvorkehrungen zu nutzen. Sie schossen mit Betäubungspfeilen auf ihn oder nutzten elektronische Folterinstrumente, um das Monster lahmzulegen. Aber nichts davon half.
Liemovish war ein außer Kontrolle geratenes, mordlustiges Biest, das über die Wissenschaftler herfiel. Stück für Stück entriss er ihnen die Gliedmaßen und ließ sie dabei zusehen, wie er sie verköstlichte. Dieses Mal waren sie diejenigen, die ihn anflehten, sie zu verschonen und dass er ohne ihre Hilfe nicht so viel Kraft hätte. Daraufhin zerquetschte er ihre Köpfe und zerstörte das gesamte Labor, wodurch er auch auf ihre anderen Arbeiten aufmerksam wurde.
All die Monster, die diese Gruppe gequält hatte…All diese Monster, die unschuldig waren und eiskalt missbraucht wurden…
Warum? Warum wurde das zugelassen? Warum hatte niemand diese grausamen Menschen gestoppt? Wer waren die wirklichen Monster?
Leopold, nein, Liemovish wusste warum. Menschen waren nun mal fürchterliche Lebewesen, die nichts leiden konnten, das ihnen nicht ähnelte. Die Monster hätten die gesamte Menschheit ausrotten können und haben es nicht getan. Aber die Menschen…Ja, die Menschen. Sie alle sollten für ihre Taten bezahlen.
Das war sein Auftrag.
Er machte sich auf die Suche nach seinen Artgenossen, die irgendwo auf der Welt gefoltert und versklavt wurden. Nach und nach befreite er sie und erlöste sie von ihrem Leid. Und jeder, der sich ihm in den Weg stellte, wurde verspeist, als gäbe es nichts, das schmackhafter war. Während des großen Amoklaufs merkten die Monster, wie geschwächt sie waren, weil sie auf Menschenfleisch verzichteten. Sie hatten ihr Bestes gegeben, um mit den Menschen zusammen zu leben, aber das hatte jetzt ein Ende.
Diese Neuigkeit verbreitete sich geschwind und versetzte die Menschen in Schrecken. Sie fürchteten die Monster und versuchten sie zu töten, vergebens.
Das Serum, das das Militär bekam, hatte bei Liemovish keine Wirkung. Seine Gene bestanden aus demselben Extrakt und konnten ihm nicht schaden. Einige Monster fielen den Menschen zum Opfer, aber bei Weitem nicht genug.
Liemovish eröffnete die Jagd.
Ein Krieg begann, in dem die Monster über die Menschen herfielen, sie zum Spaß jagten und den Adrenalinkick genossen. Sie fraßen Kinder vor den Augen ihrer Eltern, rissen diese auseinander und schlugen die übrig gebliebenen Familienmitglieder nieder. Manche Monster waren barbarischer und zwangen Eltern ihre eigenen Kinder zu essen. Es war eine weltweite Katastrophe und die Welt schien ihrem Untergang geweiht zu sein.
Aber Hoffnung währte am Längsten. Einige einflussreiche Menschen, die noch am Leben waren, gaben nicht auf, eine diplomatische Lösung zu finden. Es brauchte ganz viel Überzeugungskraft, um mit Liemovish zu sprechen, ohne Angst zu haben, von ihm gefressen zu werden. Er war der Anführer, der Retter, der Erlöser. Auf ihn hörten die Monster.
“Eine friedliche Lösung, huh?”, lachte Liemovish dreckig und hielt den Kopf des Oberhaupts zwischen seinen Fingern. Wenn er wollte, könnte er den Schädel binnen weniger Sekunden ohne viel Aufwand zerquetschen. “In Ordnung”, sagte er schließlich und sah, wie sich das Oberhaupt und seine Gefolgschaft entspannten, “allerdings habe ich eine Bedingung.”
Den Menschen war es ganz gleich. Sie wollten alles für ihr Überleben tun und hatten kein Problem damit, die nächsten Generationen zu opfern. Das verlangte Liemovish. In seinem Akt der Rache erfuhr er, dass Kinder besonders köstlich schmeckten und bestand deswegen auf ein Farmgelände, wo sie für Monster gezüchtet werden sollten. Genau wie er mit seinen Eltern vor ihrem Tod für die Tiere auf dem Hof gesorgt hatte. Außerdem sollten sich die Menschen auf einen kleinen Fleck Land beschränken, auf dem sie ihre jämmerliche Zivilisation in die Zukunft bringen konnten.
Letztendlich würde das auch nichts ändern. Die Menschen hatten keine Chance auf ein friedliches Leben, solange die Monster existierten. Aber damit wurde das Abkommen abgeschlossen.
Nachdem die Menschheit auf ihr Minimum reduziert wurde und Liemovish’ Blut aufhörte zu pochen, kam er zu Ruhe. Vielleicht fühlte er etwas wie Reue, vielleicht verdrängte er den Schmerz, der sich in seinem kleinen Herz in den Vordergrund drängte. Was auch immer in ihm vorging, er war sich bewusst, dass er für all das verantwortlich war.
Und damit musste er für eine sehr lange Zeit leben.
Aus diesem Grund schlossen sich die mächtigsten Personen zusammen und erbauten ein Labor, wo sie die wichtigste Forschung in der Geschichte der Menschheit betrieben. Sie wollten verstehen und herausfinden, was die Monster ausmachten und dementsprechend Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Rasse treffen. Diese Gruppe verheimlichte der Öffentlichkeit ihre wahren Handlungen und Absichten.
Aus einem gefangenen und gefolterten Monster wurden schnell zwei. Die Zahl stieg stetig und das Gefühl der Überlegenheit in diesen Momenten führte dazu, dass sich die Wissenschaftler mächtig fühlten. Sie überschritten moralische Grenzen und töteten die Monster für ihre Experimente. Schließlich konnten sie eine Art Serum herstellen, das die Monster deutlich schwächte.
Damit rüsteten sie tausende Männer aus und schickten sie in den Kampf. Sie jagten die Monster, töteten sie und verspeisten ihr Fleisch. Es war eine teure Delikatesse, die sich nur die wohlhabendsten Personen der Welt leisten konnten. Wie Vieh wurden die Monster abgeschlachtet und sogar versklavt, um die Bedürfnisse der niederträchtigen Menschen zu erfüllen und ihre Arbeiten zu erleichtern.
Einige Jahre ging die Knechtung der Monster weiter, ohne dass sie eine Chance hatten, ihrem grauenvollen Schicksal zu entfliehen. Das Serum, das sie täglich injiziert bekommen hatten, veränderte die DNS bei vielen Monstern und verunstaltete ihr Äußeres zu einer Abscheulichkeit. Nur wenige konnten ihr menschenähnliches Aussehen behalten.
Aber auch dieser vermeintliche Erfolg genügte der Gruppe Wissenschaftlern nicht. Sie waren arrogant, überheblich und hatten jede Menge Einfluss und Macht. Folgend trafen sie eine Entscheidung, die alles änderte.
Diese Entscheidung hieß Leopold.
Er war ein glücklicher Bauernjunge, der seine Eltern bei einem tragischen Unfall verlor. Ganz alleine kümmerte er sich um den Hof, den seine Eltern gezwungenermaßen hinterlassen hatten. Nebenbei lernte er fleißig für die Schule. Sein Vater war ein hervorragender Professor gewesen und Leopold nahm sich ein Beispiel an ihm. Deswegen steckte er bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit den Kopf in ein Buch.
An diesem schicksalhaften Abend sah es nicht anders aus. Er hatte ein dickes Buch über die Funktionalanalysis der Mathematik aufgeschlagen und las neugierig mit seinen blauen Augen darin. Er verstand zwar nicht viel, immerhin ging es um die Topologie der Vektorräume und die Lektüre war eher für Forscher bestimmt, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich Wissen anzueignen. Das war alles, was er noch hatte.
Vertieft in dem Gemisch von Zahlen und Buchstaben, die jedem Kind Kopfschmerzen bereiten würde, holte ihn ein Klopfen aus seinen Gedanken. Er blickte irritiert auf die halb kaputte Wanduhr, der einige Ziffern fehlten und fragte sich, wer zur späten Stunde noch auf den Beinen war. Er hievte seinen Körper von dem abgenutzten Sofa und begab sich zur Haustür, an dem es erneut klopfte. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und begegnete zwei Männern in hochwertigen, schwarzen Anzügen.
Gerade als Leopold den Mund öffnete, um nachzufragen, wie er den Fremden behilflich sein konnte, rammte ihm einer der Männer eine Spritze in den Hals. Augenblicklich verlor er das Bewusstsein und wurde von den Anzugträgern in das Labor verschleppt.
Dort wurde er an eine Liege angekettet und mit einigen Schläuchen bestückt, die in seinen Körper eindrangen und ihm ein Extrakt einführten. Es dauerte ungefähr 12 Stunden, bis Leopold wieder zu sich kam und höllischen Schmerz verspürte. Ohne überhaupt realisieren zu können, was ihm widerfuhr und aktuell noch mit ihm geschah, schrie er laut nach Hilfe. Seine Adern pochten, als würde Glut durch sie hindurchfließen und seine Venen zuckten, als würde jemand an ihnen zupfen wie bei einem Zupfinstrument.
Einer der Wissenschaftler kam langsam zu ihm gelaufen und obwohl er eine medizinische Maske trug, konnte sich Leopold an die Augen erinnern. Von diesem Mann wurde er entführt, das war ihm nun bewusst. Flehend blickte er ihn an und bettelte, dass der Schmerz aufhören sollte. Er würde alles dafür tun. Doch das interessierte den Mann nicht. Er war bloß zu ihm gekommen, um ihm den Mund zu stopfen, da ihm sein Gequengel auf die Nerven ging und ihn von seiner Konzentration brachte.
Wo er aber schon mal bei dem Jungen war, sah er auf das Gerät, dass seine Werte anzeigte. Auf der rechten Seite vom Bildschirm drehte sich ein Abbild der DNA, die inzwischen merkwürdige Moleküle beinhaltete. Da es bisher zu keinen Komplikationen kam, war der Mann zufrieden und verschwand hinter einer Tür, um seinen Kollegen die erfreuliche Nachricht zu überbringen.
Mehrere Tage wurde Leopold der qualvollen Prozedur unterzogen und bekam das Extrakt injiziert. Es zerstörte ihn innerlich und riss sein Herz auseinander. Seine Haut färbte sich schwarz und an seinen Fingern wuchsen die Nägel spitz. Auch seine Augen färbten sich dunkel, so dass von dem einst hellen Blau nicht viel zu sehen war. Was auch immer ihm verabreicht wurde, es verunstaltete ihn.
Er wurde zu einem Monster.
Genau das wollten die Wissenschaftler erreichen. Ein Hybriden, ein Bastard, den sie kontrollieren konnten, um die Welt zu ihren eigenen Vorstellungen zu verändern. Ja, sie ergötzten sich wahrlich an dem Anblick des Monsters, das sie erschaffen hatten. Selbst nachdem sich Leopold zu einem Monster wandelte und von seiner Menschlichkeit nichts übrig blieb, genügte es den Männern nicht. Sie machten weiter und quälten den Jungen bis zur Perfektion.
Es dauerte nicht lange, bis sie mit den Experimenten fertig waren und das Monster von seinen engen Ketten lösten. Nach ihren Ansichten hatten sie ein Wunder erschaffen, das die Menschheit weiterbringen würde.
“Von nun an heißt du Liemovish und sollst uns dienen!”, sagte der Anführer der Gruppe und wartete darauf, dass sich der ehemalige Junge erhob. Das tat er auch. In den wenigen Tagen, in denen er verändert wurde, wuchs er zwei Köpfe größer. Dennoch würde er unter den anderen Monstern der Kleinste, aber Schönste sein. Er war ein Monster mit perfektem menschlichen Aussehen.
Sein breites Grinsen erfreute die Wissenschaftler, die ihn wie einen Gott verehrten. Doch das Glücksgefühl des Erfolges verschwand sogleich, als Liemovish seinen Arm durch die Brust des Mannes bohrte. Sofort waren die anderen alarmiert und versuchten, die Sicherheitsvorkehrungen zu nutzen. Sie schossen mit Betäubungspfeilen auf ihn oder nutzten elektronische Folterinstrumente, um das Monster lahmzulegen. Aber nichts davon half.
Liemovish war ein außer Kontrolle geratenes, mordlustiges Biest, das über die Wissenschaftler herfiel. Stück für Stück entriss er ihnen die Gliedmaßen und ließ sie dabei zusehen, wie er sie verköstlichte. Dieses Mal waren sie diejenigen, die ihn anflehten, sie zu verschonen und dass er ohne ihre Hilfe nicht so viel Kraft hätte. Daraufhin zerquetschte er ihre Köpfe und zerstörte das gesamte Labor, wodurch er auch auf ihre anderen Arbeiten aufmerksam wurde.
All die Monster, die diese Gruppe gequält hatte…All diese Monster, die unschuldig waren und eiskalt missbraucht wurden…
Warum? Warum wurde das zugelassen? Warum hatte niemand diese grausamen Menschen gestoppt? Wer waren die wirklichen Monster?
Leopold, nein, Liemovish wusste warum. Menschen waren nun mal fürchterliche Lebewesen, die nichts leiden konnten, das ihnen nicht ähnelte. Die Monster hätten die gesamte Menschheit ausrotten können und haben es nicht getan. Aber die Menschen…Ja, die Menschen. Sie alle sollten für ihre Taten bezahlen.
Das war sein Auftrag.
Er machte sich auf die Suche nach seinen Artgenossen, die irgendwo auf der Welt gefoltert und versklavt wurden. Nach und nach befreite er sie und erlöste sie von ihrem Leid. Und jeder, der sich ihm in den Weg stellte, wurde verspeist, als gäbe es nichts, das schmackhafter war. Während des großen Amoklaufs merkten die Monster, wie geschwächt sie waren, weil sie auf Menschenfleisch verzichteten. Sie hatten ihr Bestes gegeben, um mit den Menschen zusammen zu leben, aber das hatte jetzt ein Ende.
Diese Neuigkeit verbreitete sich geschwind und versetzte die Menschen in Schrecken. Sie fürchteten die Monster und versuchten sie zu töten, vergebens.
Das Serum, das das Militär bekam, hatte bei Liemovish keine Wirkung. Seine Gene bestanden aus demselben Extrakt und konnten ihm nicht schaden. Einige Monster fielen den Menschen zum Opfer, aber bei Weitem nicht genug.
Liemovish eröffnete die Jagd.
Ein Krieg begann, in dem die Monster über die Menschen herfielen, sie zum Spaß jagten und den Adrenalinkick genossen. Sie fraßen Kinder vor den Augen ihrer Eltern, rissen diese auseinander und schlugen die übrig gebliebenen Familienmitglieder nieder. Manche Monster waren barbarischer und zwangen Eltern ihre eigenen Kinder zu essen. Es war eine weltweite Katastrophe und die Welt schien ihrem Untergang geweiht zu sein.
Aber Hoffnung währte am Längsten. Einige einflussreiche Menschen, die noch am Leben waren, gaben nicht auf, eine diplomatische Lösung zu finden. Es brauchte ganz viel Überzeugungskraft, um mit Liemovish zu sprechen, ohne Angst zu haben, von ihm gefressen zu werden. Er war der Anführer, der Retter, der Erlöser. Auf ihn hörten die Monster.
“Eine friedliche Lösung, huh?”, lachte Liemovish dreckig und hielt den Kopf des Oberhaupts zwischen seinen Fingern. Wenn er wollte, könnte er den Schädel binnen weniger Sekunden ohne viel Aufwand zerquetschen. “In Ordnung”, sagte er schließlich und sah, wie sich das Oberhaupt und seine Gefolgschaft entspannten, “allerdings habe ich eine Bedingung.”
Den Menschen war es ganz gleich. Sie wollten alles für ihr Überleben tun und hatten kein Problem damit, die nächsten Generationen zu opfern. Das verlangte Liemovish. In seinem Akt der Rache erfuhr er, dass Kinder besonders köstlich schmeckten und bestand deswegen auf ein Farmgelände, wo sie für Monster gezüchtet werden sollten. Genau wie er mit seinen Eltern vor ihrem Tod für die Tiere auf dem Hof gesorgt hatte. Außerdem sollten sich die Menschen auf einen kleinen Fleck Land beschränken, auf dem sie ihre jämmerliche Zivilisation in die Zukunft bringen konnten.
Letztendlich würde das auch nichts ändern. Die Menschen hatten keine Chance auf ein friedliches Leben, solange die Monster existierten. Aber damit wurde das Abkommen abgeschlossen.
Nachdem die Menschheit auf ihr Minimum reduziert wurde und Liemovish’ Blut aufhörte zu pochen, kam er zu Ruhe. Vielleicht fühlte er etwas wie Reue, vielleicht verdrängte er den Schmerz, der sich in seinem kleinen Herz in den Vordergrund drängte. Was auch immer in ihm vorging, er war sich bewusst, dass er für all das verantwortlich war.
Und damit musste er für eine sehr lange Zeit leben.
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