Kleines (Un-)Glück
von Lady0409
Kurzbeschreibung
Seit knapp einem Jahr sind Kai und Maria Eltern eines kleinen Jungen - Emil ist das größte Geschenk für die Beide. Zwar hatten sich Maria und Kai bereits während der Schwangerschaft von Maria getrennt und die Schwangere war noch vor der Geburt des gemeinsamen Kindes nach Berlin gegangen. Nach Marias Rückkehr an die Sachsenklinik jedoch hat sich zwischen Kai und Emil eine Beziehung aufgebaut und für den Arzt ist der Kleine zu einer wichtigen Säule seines Lebens geworden.
KurzgeschichteAllgemein / P12 / Gen
Dr. Kai Hoffmann
Prof. Dr. Maria Weber
15.02.2023
22.03.2023
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10.342
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19.03.2023
1.722
Kapitel 5
eine schreckliche Nachricht für Kai
eine schreckliche Nachricht für Kai
Mittwoch, der 15. Februar 2023
Philipp und seine Kollegin Ina operierten den fast einjährigen Emil gemeinsam und konnten die Blutung im Körper des Babys recht schnell und erfolgreich schließen. Schon drei Stunden später hatte es der kleine Junge dann auch schon wieder geschafft und während die Krankenschwester das tief und fest schlafende Baby auf die Intensivstation brachte, erkundigte sich Philipp bei Ina, wer mit Kai sprechen würde.
„Ich… Ich würde gern noch bei Emil bleiben. Sein Zustand ist noch nicht so stabil, dass ich ihn ohne Beobachtung auf die Intensivstation verlegen kann. Doktor Pfeffer meinte auch, dass einer bei Emil bleiben sollte.", seufzte Ina, nachdem sie sich den OP-Kittel auszog und in den großen Wäschewagen im Waschraum vor dem Saal warf. „Du kannst in der Zwischenzeit zu Kai und ihn über die Ergebnisse des Eingriffs aufklären."
Philipp, der sich ebenfalls bereits des OP-Kittels entledigt hatte, nickte kurz und ging dann, nachdem er sich die Hände ordentlich gewaschen hatte, aus dem OP-Bereich, wo er schon von Kai erwartet wurde.
„Kai…", sprach Philipp den Arzt an, als er bemerkte, dass dieser kurz eingenickt war. „Kai, ich… Ich wollte mit Dir… Ich wollte mit Dir reden."
Nervös schreckte der ehemalige Bundeswehrarzt auf und sah Philipp an, bevor er nach Ina fragte.
„Deine Exfrau ist noch bei Deinem kleinen Sohn geblieben, um das Aufwachen von Emil zu überwachen. Wir haben den kleinen Mann gerade aus dem OP auf die Intensivstation verlegt. Ich wollte Dich auch eigentlich nur über den Zustand Deines Kindes aufklären, Kai. Und wie die Operation von Emil verlaufen ist."
„Das… Wie geht es Emil? Wie fühlt sich der Kleine? Geht es Emil schlechter? Was ist mit meinem Sohn? Hat er den Eingriff gut überstanden? Wie ist die Operation verlaufen?", wollte Kai von seinem Kollegen und guten Freund wissen, als Philipp antwortete: „Ina und ich haben die Blutung bei Deinem Kleinen erfolgreich stoppen können und ihn, an einer Infusion hängend, auf die Intensivstation verlegt. Doktor Schulte kümmert sich um Deinen kleinen Sohn, bis Emil aus der Narkose wieder zu sich gekommen ist."
„Aber warum… Warum hat sich der Zustand von Emil… Warum hat sich der Zustand von Emil vorhin so plötzlich verschlechtert? Ich meine, er… Er ist doch heute Früh nur wegen Fieber von seiner Mutter in die Klinik gebracht worden. Und auf einmal… Und auf einmal hatte er einen Herzstillstand?! Und wo kam diese Blutung plötzlich her? Ich verstehe das alles nicht! Warum ging es meinem kleinen Jungen plötzlich so schlecht?", fragte Kai vor lauter Angst um seinen Sohn den Kollegen und Philipp zuckte kurz mit den Armen, als er antwortete: „Ich weiß es… Ich weiß noch nicht, warum Emils Zustand plötzlich so schlecht war. Er liegt jetzt nach dem Eingriff erst einmal auf der Intensivstation und wird von Doktor Schulte behandelt, bis er wieder aufwacht… Dann werden wir weitergehende Untersuchungen bei dem Jungen durchführen. Aber erstmal muss Emil wieder zu Kräften kommen und aus der Narkose aufwachen.", beruhigte der erfahrene Oberarzt seinen Kollegen und Freund. „Du brauchst Dir aber erst einmal keine Angst um Deinen Sohn zu machen, Kai. Ich denke, der Zustand des Kleinen wird sich jetzt durch die Medikamente, die ich ihm gegeben habe, erst einmal bessern."
„Aber… Aber ich… Was ist mit meinem kleinen Jungen? Wie sieht es mit seinem Herzen aus? Hast Du sein Herz untersucht? Hast Du Emil ein Kreislauf stabilisierendes Medikament gegeben? Wie ist der Eingriff bei Emil verlaufen? Hat es Komplikationen bei der Operation gegeben? Hat Emils Herz noch einmal Probleme gemacht? Wie ist sein Zustand im Moment?", wollte Kai nervös von seinem Kollegen Philipp wissen und der Oberarzt nickte, als er erwiderte: „Ich habe das Herz von Deinem kleinen Jungen natürlich vor dem Eingriff noch einmal gründlich untersucht und ihm wurde nach der OP eine Infusion angehängt, mit der sein Kreislauf wieder in Schwung kommen müsste. Zumindest ist das der Plan von Doktor Schulte und mir. … Was ich allerdings nicht gemacht habe: ich habe bei Deinem kleinen Sohn seit dem Zusammenbruch bisher noch nicht die Temperatur gemessen. Das müsstest Du dann in ein paar Minuten machen, wenn es sich abzeichnet, dass er wieder Fieber bekommen hat."
„Weiß Emils Mutter über den Zustand von dem Kleinen endlich Bescheid? Habt Ihr Maria schon gesagt, dass sich der Zustand von Emil wieder verschlechtert hat und er auf die Intensivstation verlegt wurde?", wollte Kai von seinem Kollegen wissen und Philipp antwortete: „Ich… Ich werde mit Professor Weber sprechen, sobald ich weiß, was mit Emil vorhin los war. Zumindest habe ich den Zustand des Kleinen recht schnell wieder in den Griff bekommen. Es geht ihm wieder besser."
„Ich will jetzt erst einmal zu meinem Kind! Emil braucht mich. Besonders jetzt.", wusste Kai und lief, an Philipp vorbei, auf die Intensivstation zu dem Zimmer seines kleinen Sohnes.
Donnerstag, der 23. Februar 2023
Bereits über eine gesamte Woche war Emil auf der Intensivstation untergebracht und während sich deren Mutter Maria weitestgehend mit ihrer Arbeit von dem schlechten Zustand ihres Kindes ablenkte, war der Vater von Emil bei dem fast Einjährigen auf der Intensivstation geblieben.An diesem Vormittag jedoch war Maria nicht in der Klinik und, obwohl sie an ihrem freien Tag bei ihrem Kind sein und sich ohne Verpflichtungen in der Klinik um ihren Jungen kümmern könnte, war die erfahrene Ärztin zu Hause geblieben.
„Emil… Emil, ist doch schon wieder vorbei.", sprach Kai an diesem Vormittag liebevoll auf seinen kleinen Sohn ein und hielt die Beine des Kindes nach oben, während das Fieberthermometer, mit dem er gerade die Temperatur des Kindes maß, von dem Arzt noch festgehalten wurde.
Emil schien es allerdings gar nicht so toll zu finden, was sein Vater tat und nervös schrie der Säugling; jedoch erst, als Kai das Fieberthermometer wieder vorsichtig aus dem Jungen heraus nahm und mit einem feuchten Tuch die Spitze abwischte.
„Ist doch schon wieder vorbei, Emil. Du hast es hinter Dir, mein Junge. Es ist alles in Ordnung. Papi ist bei Dir und kümmert sich um Dich. Du musst doch keine Angst mehr haben. Ich tue Dir nicht mehr weh.", beruhigte der Arzt seinen Sohn liebevoll und schaute auf die Anzeige des Thermometers. „39,2. Da gebe ich Dir zur Vorsicht gleich noch ein Zäpfchen, mein Großer. Aber das wirst Du bestimmt ganz toll verkraften. Du bist doch auch schon ein großes Baby. Da hast Du bestimmt keine Angst mehr vor dem Zäpfchen."
Behutsam löste Kai eines der Zäpfchen aus der Packung, die er am letzten Nachmittag in der Apotheke für seinen Sohn gekauft und in die Klinik mitgebracht hatte, bevor er dem Baby das Medikament zeigte.
„Schau mal, mein großer Junge. Das ist ein Zäpfchen für Dich. Das hilft meinem kleinen Jungen dabei, dass das dumme Fieber endlich wieder weg geht. Und dann brauchst Du keine Angst zu haben, dass es Dir schlechter geht. Mit dem Zäpfchen wird es ganz schnell wieder alles gut.", sprach Kai seinem Sohn Mut zu und kaum hatte sich Emil von dem Fieberthermometer erholt, führte der Arzt auch schon das Zäpfchen in den Po seines Sohnes ein.
„Alles gut, Emil… Wir haben es geschafft; das Zäpfchen ist schon drin. Du bist ein tapferes Baby. So toll, wie Du, hatte es Dein großer Bruder nicht über sich ergehen lassen, wenn die Tante Ina oder ich ein Zäpfchen geben mussten. Du bist schon erlöst. … Ja, Spatz. Dein großer Bruder hat immer Theater gemacht. Und ganz doll geweint und sich gewehrt. Aber bei Dir ist das Zäpfchen ganz schnell drin. Ein toller Junge bist Du. … Deine Mama kommt bestimmt auch bald wieder zu Dir… Zwar hat sie heute frei, aber vielleicht muss sie noch bei Euch beiden Zuhause etwas erledigen. Ich dachte eigentlich, sie könnte mich mal ablösen.", seufzte Kai und er drückte seinem Sohn, der in der Nacht noch einmal etwas höheres Fieber gehabt hatte, einen liebevollen Kuss auf den Bauch, nachdem der Arzt dem Jungen die frische Windel angezogen hatte. „Siehst Du, mein kleiner Schatz. Jetzt ist Deine Windel wieder sauber; Dein Fieber haben wir gemessen und das Zäpfchen ist auch schon drin. Du brauchst doch… Du brauchst nicht mehr weinen, mein Schatz."
Mit einem Lächeln in Richtung seines schreienden Sohnes legte Kai das Fieberthermometer, mit dem er die Temperatur bei seinem Jungen während dem Wickeln gemessen hatte, wieder auf den kleinen Tisch neben dem Bett des Kindes und drückte dem Kleinen einen zweiten Kuss auf die Beine.
„Du hast das Fiebermessen auch… Du hast doch das Fiebermessen auch schon ganz ganz toll hinter Dich gebracht, mein Schatz. Das brauchst Du jetzt nicht mehr so schnell hinter Dich bringen. … Und gegen das Fieber hat der liebe Papi Dir auch noch ein kleines Zäpfchen gegeben. Es geht Dir schon bald…"
„Kai? Kai, kann ich Dich vielleicht kurz… Kann ich Dich vielleicht kurz einmal mit auf den Gang nehmen? Ich… Ich muss mit Dir reden." Die Stimme konnte Kai seiner Exfrau Ina zuordnen und er folgte der Gynäkologin aus dem Zimmer seines Kindes, um mit Ina zu sprechen.
„Was… Was ist denn los, Ina? Braucht Ihr mich auf der Station? Ich wollte eigentlich noch ein paar Minuten hier bei meinem kleinen Jungen bleiben. … Mein kleiner Emil hat im Moment etwas Temperatur; ich habe gerade bei dem Süßen das Fieber gemessen. Und ihm auch noch ein Zäpfchen gegeben. Er soll nicht alleine bleiben.", seufzte der Arzt, als er in die ernsten Augen von Ina schaute und erkannte, dass sie ihn nicht wegen Kleinigkeiten aus dem Zimmer von Emil geholt hatte. „Ist etwas passiert, Ina?"
„Es… Wir hatten gerade… Kai, wir hatten gerade eine Einlieferung. Autounfall; eine Frau wurde beim Überqueren einer Straße von einem Auto angefahren. Sie ist… Philipp und Doktor Heilmann operieren die Patientin gerade. Allerdings gibt es… Allerdings gibt es ein großes Problem, weswegen ich mit Dir sprechen muss.", eröffnete Ina das Gespräch mit Ihrem Exmann und sah durch die Scheibe noch einmal auf den kleinen Emil, der sich inzwischen daran gewöhnt zu haben schien, dass sein Vater ihm ein Zäpfchen verabreicht hatte.
„Ich soll mich um die Patientin kümmern, hab ich recht? Weil weder Philipp, noch Doktor Heilmann Zeit haben, die Patientin zu übernehmen.", vermutete Kai, doch Ina schüttelte den Kopf und entgegnete ihm: „Nein. Nein, darum geht es eigentlich nicht, Kai. Es… Es gibt ein anderes Problem bei der Patientin. Wir… Wir beide kennen diese Patientin; Du noch ein Stück besser und länger, als ich."