Die 3-Wörter-Geschichten
von Bibisworld
Kurzbeschreibung
Hier zu lesen ist pro Kapitel eine in sich abgeschlossene Kurzgeschichte, welche in der Regel drei zuvor zufällig ausgewählte Begriffe beinhaltet.
KurzgeschichteAllgemein / P12 / Gen
09.02.2023
24.03.2023
7
5.377
5
09.02.2023
660
Klonk
Feder zuckte kurz zusammen, als sie das laute Geräusch hörte und stoppte in ihrer Erzählung.
“Was war das, Mama?” Ängstlich sah Feders Tochter zu ihr auf.
“Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat nur jemand gegen ein Rohr geschlagen.”
Die Kleine schien nicht überzeugt und sah sie weiterhin mit großen Augen aus dem Nachtlager heraus an.
“Wirklich?”
“Bestimmt. Denk nicht mehr dran, Tass. Soll ich die Geschichte jetzt weiter erzählen?”
Tass nickte und kuschelte sich wieder in die Stofffetzen, die ihre Decke waren.
“Also, wo waren wir stehengeblieben?”
“Du hast erzählt, dass Menschen früher in komische Kästen geschaut haben.”
Feder lächelte. Jeden Abend vor dem Einschlafen erzählte sie ihrer Tochter Geschichten aus längst vergangener Zeit. Geschichten, wie die Menschen früher gelebt haben - bevor die Welt zu der wurde, in der sie jetzt lebte.
“Richtig. Die Menschen hatten früher viel mehr Zeit als wir heute, weißt du? Sie mussten nicht nach ihrem Essen suchen, sondern konnten einfach in ein Gebäude gehen und es dort herausholen. Manchmal war es sogar schon fertig gekocht und eingepackt. Und da sie nicht selbst jagen mussten, hatten sie viel Zeit für komische Dinge. Manchmal saßen sie stundenlang vor diesen schwarzen Rechtecken. Fernseher hießen die. Manchmal haben sie auch noch andere Kästen daran angeschlossen. Spielekonsolen nannte man die. Und darauf haben sie rumgedrückt und dabei Spaß gehabt.”
“Mama, das klingt aber ziemlich langweilig.”
Feder streichelte über die braunen Haarsträhnen ihrer Tochter.
“Ja, das finde ich auch. Aber die Menschen früher hatten Spaß dabei.”
“Hm. erzähl mir noch etwas. Wie haben die Menschen früher gelebt? Auch unter der Erde wie wir?”
“Nein Liebes. Sie haben aus Steinen und Holz Hütten gebaut und darin gelebt. Früher gab es keine wilden Tiere überall, vor denen sie sich fürchten mussten. Manchmal haben sie so viele Hütten an einem Ort gebaut, dass man den ganzen Tag brauchte, um von einer Seite zur anderen zu kommen.”
Tass runzelte die Stirn.
“Aber heute sieht man davon nichts mehr.”
Feder schüttelte den Kopf.
“Nein, das ist schon so lange her, dass die Hütten alle zu Staub zerfallen sind. Manchmal findet man noch ein paar Gegenstände, die sie in ihren Hütten hatten, aber das meiste ist lange weg.”
Tass schien zu überlegen. Feder wartete geduldig. Ihre Tochter war ein neugieriges Wesen und es würde nicht mehr lange dauern, da würde sie sich nicht mehr mit den Geschichten zufrieden geben, die ihr Feder jeden Abend erzählte, sondern würde die Welt an der Oberfläche selbst erkunden wollen. Feder fürchtete sich vor diesen Tag. Doch es würde die Zeit kommen, dass Tass ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen würde müssen. Jagen. Sammeln. Erkunden. Spätestens dann würde sie mit eigenen Augen sehen, wie die Welt sich gewandelt hatte.
“Mama?”
“Ja?”
“Was war das letzte, was du gefunden hast?”
“Eine Blumenvase.”
“Was ist das? Das Wort habe ich noch nie gehört.”
“Das ist eine große Tasse, wo die Menschen früher Pflanzen reingestellt haben.”
Tass setzte sich in ihrem Lager auf. “Aber warum?”
Feder hob die Decke an und bedeutete Tass, sich wieder hinzulegen.
“Es gibt ganz viele bunte Pflanzen auf der Welt und die Menschen haben sie abgeschnitten und in einer Blumenvase mit Wasser gestellt. Damit sie in ihren Hütten schön aussehen.”
Tass kuschelte sich wieder unter die Stoffe und zog sie bis unter die Nase hoch.
“Aber wenn man die Pflanzen abschneidet, gehen sie dann nicht tot?”
Feder nickte traurig.
“Ja Kleines, sie sterben nach ein paar Tagen. Aber das war den Menschen egal.”
“...”
Feder stand vom Boden auf und streckte sich. Der Abend war noch jung und sie würde noch ein paar Sachen für die morgige Tour an die Oberfläche vorbereiten können.
“Mama, vielleicht ist es gut, dass die Menschen von da oben nicht mehr da sind.”
Stolz blickte Feder auf ihre kleine Tochter hinab, die auf einer alten Matratze unter den bunten zusammengewürfelten Stoffdecken lag.
“Da hast du recht. Und jetzt schlaf, Tass. Ich liebe dich.”
“Ich dich auch, Mama”, murmelte sie, während ihr die Augen schon langsam zufielen.
Feder zuckte kurz zusammen, als sie das laute Geräusch hörte und stoppte in ihrer Erzählung.
“Was war das, Mama?” Ängstlich sah Feders Tochter zu ihr auf.
“Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat nur jemand gegen ein Rohr geschlagen.”
Die Kleine schien nicht überzeugt und sah sie weiterhin mit großen Augen aus dem Nachtlager heraus an.
“Wirklich?”
“Bestimmt. Denk nicht mehr dran, Tass. Soll ich die Geschichte jetzt weiter erzählen?”
Tass nickte und kuschelte sich wieder in die Stofffetzen, die ihre Decke waren.
“Also, wo waren wir stehengeblieben?”
“Du hast erzählt, dass Menschen früher in komische Kästen geschaut haben.”
Feder lächelte. Jeden Abend vor dem Einschlafen erzählte sie ihrer Tochter Geschichten aus längst vergangener Zeit. Geschichten, wie die Menschen früher gelebt haben - bevor die Welt zu der wurde, in der sie jetzt lebte.
“Richtig. Die Menschen hatten früher viel mehr Zeit als wir heute, weißt du? Sie mussten nicht nach ihrem Essen suchen, sondern konnten einfach in ein Gebäude gehen und es dort herausholen. Manchmal war es sogar schon fertig gekocht und eingepackt. Und da sie nicht selbst jagen mussten, hatten sie viel Zeit für komische Dinge. Manchmal saßen sie stundenlang vor diesen schwarzen Rechtecken. Fernseher hießen die. Manchmal haben sie auch noch andere Kästen daran angeschlossen. Spielekonsolen nannte man die. Und darauf haben sie rumgedrückt und dabei Spaß gehabt.”
“Mama, das klingt aber ziemlich langweilig.”
Feder streichelte über die braunen Haarsträhnen ihrer Tochter.
“Ja, das finde ich auch. Aber die Menschen früher hatten Spaß dabei.”
“Hm. erzähl mir noch etwas. Wie haben die Menschen früher gelebt? Auch unter der Erde wie wir?”
“Nein Liebes. Sie haben aus Steinen und Holz Hütten gebaut und darin gelebt. Früher gab es keine wilden Tiere überall, vor denen sie sich fürchten mussten. Manchmal haben sie so viele Hütten an einem Ort gebaut, dass man den ganzen Tag brauchte, um von einer Seite zur anderen zu kommen.”
Tass runzelte die Stirn.
“Aber heute sieht man davon nichts mehr.”
Feder schüttelte den Kopf.
“Nein, das ist schon so lange her, dass die Hütten alle zu Staub zerfallen sind. Manchmal findet man noch ein paar Gegenstände, die sie in ihren Hütten hatten, aber das meiste ist lange weg.”
Tass schien zu überlegen. Feder wartete geduldig. Ihre Tochter war ein neugieriges Wesen und es würde nicht mehr lange dauern, da würde sie sich nicht mehr mit den Geschichten zufrieden geben, die ihr Feder jeden Abend erzählte, sondern würde die Welt an der Oberfläche selbst erkunden wollen. Feder fürchtete sich vor diesen Tag. Doch es würde die Zeit kommen, dass Tass ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen würde müssen. Jagen. Sammeln. Erkunden. Spätestens dann würde sie mit eigenen Augen sehen, wie die Welt sich gewandelt hatte.
“Mama?”
“Ja?”
“Was war das letzte, was du gefunden hast?”
“Eine Blumenvase.”
“Was ist das? Das Wort habe ich noch nie gehört.”
“Das ist eine große Tasse, wo die Menschen früher Pflanzen reingestellt haben.”
Tass setzte sich in ihrem Lager auf. “Aber warum?”
Feder hob die Decke an und bedeutete Tass, sich wieder hinzulegen.
“Es gibt ganz viele bunte Pflanzen auf der Welt und die Menschen haben sie abgeschnitten und in einer Blumenvase mit Wasser gestellt. Damit sie in ihren Hütten schön aussehen.”
Tass kuschelte sich wieder unter die Stoffe und zog sie bis unter die Nase hoch.
“Aber wenn man die Pflanzen abschneidet, gehen sie dann nicht tot?”
Feder nickte traurig.
“Ja Kleines, sie sterben nach ein paar Tagen. Aber das war den Menschen egal.”
“...”
Feder stand vom Boden auf und streckte sich. Der Abend war noch jung und sie würde noch ein paar Sachen für die morgige Tour an die Oberfläche vorbereiten können.
“Mama, vielleicht ist es gut, dass die Menschen von da oben nicht mehr da sind.”
Stolz blickte Feder auf ihre kleine Tochter hinab, die auf einer alten Matratze unter den bunten zusammengewürfelten Stoffdecken lag.
“Da hast du recht. Und jetzt schlaf, Tass. Ich liebe dich.”
“Ich dich auch, Mama”, murmelte sie, während ihr die Augen schon langsam zufielen.