Licht und Schatten
von AceOverthinker
Kurzbeschreibung
Ophilia tritt ihre Reise als Flammenträgerin an und lernt neue Gefährten kennen, mit denen sie ihre Träume verwirklichen will. In Sonnschatt angekommen, begegnet sie eine mysteriöse Tänzerin, die sie einfach nicht aus dem Kopf bekommen kann, egal, wie sehr sie es versucht. Wer hätte gedacht, dass ihre scheinbar einfache Pilgerreise nicht nur härter ausfällt, als erwartet, sondern, dass sie auch in Primrose eine Person findet, ohne die sie sich ihr Leben nicht mehr vorstellen kann. [Slowburn; Primrose x Ophilia; Background Alfyn x Therion; AroAce Cyrus; Vorsicht: wer das Spiel nicht gespielt hat, wäre cool, wenn ihr es nachholen würdet, ist ein wunderbares Spiel und ich würde euch wirklich sehr ungern spoilern.]
GeschichteRomance, Schmerz/Trost / P16 / FemSlash
Ophilia
Primrose
08.02.2023
21.03.2023
3
4.543
Alle Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
08.02.2023
1.874
„Fuck, was für eine Woche“, brummte der Apotheker und ließ sich müde auf den Sitz neben dem großen Runden Tisch fallen. Seine Haare waren noch zerzauster als sonst und genau wie seine Gefährten brauchte er ein gutes Abendessen, ein Bad und einen erholsamen Schlaf. Doch sie alle haben beschlossen, sich zuerst der wohlverdienten Speise zu widmen.
„Kannst du laut sagen“, seufzte Tressa und Ophilia nickte zustimmend. Sie war mit ihrer kleinen Reisetruppe in einer Höhle östlich von Sonnschatt gewesen, um Schutz von der erbarmungslosen Sonne zu suchen, als ihnen eine seltsam gemischte Gruppe in der Höhle mit einem Schlepptau Monster hinter sich über den Weg lief. Und wann konnte man besser Freundschaften schließen, als beim gemeinsamen Kampf um Leben und Tod?
„Immerhin sind wir jetzt mit heiler Haut in der Zivilisation angekommen und haben einen guten Schatz erbeutet“, brummte Therion, während sich H´aanit und Olberic dazu bereiterklärten zum Wirt zu gehen, damit sie nicht so lange auf Essen und Trinken warten mussten.
„Du bist ja gut drauf, Schatz“, scherzte Alfyn und stieß dem Dieb neckend seinen Ellenbogen in die Seite.
Der Dieb murmelte leise Verwünschungen, für die Ophilia ihm den Mund ausgewaschen hätte, wäre er dabei nicht leicht rosa angelaufen.
„Seit wann bist du so optimistisch, mein Guter? Seitdem wir unsere nette Klerikerin kennengelernt haben, bist du erstaunlich positiver geworden. Färbt Clement etwa auf dich ab?“, fuhr Alfyn feixend fort und Therion zeigte ihm seinen Mittelfinger, während er gleichzeitig Ophilia einen entschuldigenden Blick zuwarf.
Der Apotheker lachte herzlich und klopfte auf Therions Schulter. Gerade brachten H´aanit und Olberic Essen und Trinken, als sich Cyrus vorbeugte und räusperte.
„Nun, geehrte Damen und Herren, ich bin dafür, dass wir heute ausgiebig unseren Zusammenschluss feiern sollten. Ich bin nicht nur erfreut, dass ich die Möglichkeit habe euch begegnet zu sein, sondern sogar in Zukunft besser kennenlernen zu dürfen. Lasst uns darauf anstoßen! Auf unsere neue Gefährten H´aanit, Alfyn und Therion! Mögen wir alle gemeinsam eine erfolgreiche Reise haben!“
„Schön gesagt, Professor!“, lobte Olberic und die Klerikerin stimmte ihm zu, als sie alle ihre Krüge hoben. Schnell verfielen sie in angeregte Gespräche und erlaubten sich zum ersten Mal seit Tagen, sich zu entspannen.
Kaum waren sie mit dem Abendessen fertig, ertönte ein Glockenschlag und eine Menschenmenge eilte zu der Bühne mit Feuer in ihren Augen.
Ophilia warf Cyrus einen verwirrten Blick zu, mittlerweile war es eine Gewohnheit von ihr, wenn sie etwas nicht wusste. Er verstand die nonverbale Frage sofort.
„Sonnschatt ist berühmt für seine Tänzerinnen und Tänzer. Es heißt, dass sie so gut ausgebildet werden, dass sie alle Tänze des gesamten Reiches auf höchstem Niveau beherrschen und jeden Abend auf der Bühne präsentieren.“
Therion grunzte leise und Ophilia verstand nur ein leises „naiv“, während sie ihren Blick neugierig zur Bühne schweifen ließ.
Die Bühne füllte sich mit sehr hübsch gekleideten Menschen, größtenteils Frauen, die anfingen elegant zu tanzen. Ophilia beobachtete neugierig das Schauspiel und wollte schon den Dieb fragen, was genau an der Erklärung des Gelehrten naiv gewesen sein soll, als sie genauer hinsah, wie manche der Tänzerinnen sich unter die Menschenmenge mischten und den Leuten unangenehm nah dastanden.
Ihr Mund formte ein lautloses „oh“ und sie wollte sich schon an Tressa wenden, die definitiv zu jung war um zu verstehen, was da vor sich ging, als eine einzelne Tänzerin auf die Bühne kam, die Ophilias Aufmerksamkeit auf sich zog.
Auf der Bühne stand die schönste Frau, die die Klerikerin je in ihrem jungen Leben gesehen hatte und als sie anfing zu tanzen, hatte sie das Gefühl, den Tanz nicht nur sehen, sondern auch spüren zu können. Die Bühne schien allein durch ihre Bewegungen in Flammen zu stehen. Sie hätte schwören können, dass sich ihre Blicke kurz trafen, doch die Tänzerin machte unbeirrt weiter.
„Wahnsinn!“, hauchte Tressa neben ihr.
Als die Frau schließlich aufhörte und sich für die Aufmerksamkeit bedankte, spürte Ophilia, wie sich Enttäuschung in ihr breit machte. Sie hatte noch nie jemanden so leidenschaftlich tanzen gesehen und was würde sie dafür geben, es noch einmal mitverfolgen zu können. Plötzlich wurde ihr klar, was die Hauptaufgabe der Tänzerinnen war und ihre Vermutung wurde bestätigt, als immer mehr Leute zu den Tresen praktisch flogen, um sich mehr Getränke zu bestellen oder den Tänzerinnen auszugeben.
„Äußerst faszinierend, nicht wahr?“, unterbrach Cyrus den Gedankengang und seine Augen leuchteten. „Oh, wie interessant wäre es, diese Tänze zu erlernen. Ich frage mich, wie viel Ausdauer sie auf der Bühne haben und ob sie mit der jeweiligen Kultur der Tänze vertraut sind.“
Jeder außer Therion murmelte etwas zustimmendes und Ophilia fiel auf, wie sich ein zartes rosa auf den Gesichtern ihrer Begleiter breit machte. Therion und Cyrus schienen dagegen immun zu sein. Lag es vielleicht daran, dass beide von allen am besten an der Hitze gewöhnt waren?
Bevor sich Ophilia danach erkundigen konnte, ließ sich plötzlich eine Gestalt auf ihren Schoß nieder und sie unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei.
„Na, na, sind wir denn immer so schreckhaft, meine Liebe?“, tadelte eine angenehme Stimme die junge Frau.
„Äh…“
Ophilias Wangen brannten, als sie auf die Tänzerin starrte, die sie noch vor wenigen Augenblicken auf der Bühne bewundert hat. Aus deren unschuldigem Lächeln wurde ein listiges.
Unsicherheit machte sich in ihr breit, aber auch Verwirrung. Diese Frau saß eigentlich nur auf ihrem Schoß, warum war sie dann auf einmal so nervös? Und warum sagte niemand etwas? Sie warf ihren Begleitern einen hilfesuchenden Blick zu, aber jeder schien mit etwas anderem beschäftigt zu sein.
Plötzlich fiel ihr auf, dass ihr langes Schweigen vermutlich unhöflich war. Sie riss sich so gut es ging zusammen, um nicht zu intensiv die Frau vor sich in ihrer wahnsinnig schönen Kleidung zu mustern, und räusperte sich.
„Kann ich Euch behilflich sein?“, fragte sie vorsichtig und die Tänzerin kicherte.
„Das ist mein Spruch, Süße. Gibt es einen besonderen Wunsch, den ich Euch heute Abend erfüllen kann?“, hauchte sie an ihr Ohr und die Klerikerin erschauderte.
Nach ihren bisherigen Abenteuern war sie sich sicher, abgehärteter zu sein, und doch wirft eine Frau sie mit ihrer bloßen Anwesenheit komplett aus der Bahn, obwohl sie kaum etwas tat.
„Äh… ein Glas Wasser wäre ganz nett“, murmelte sie und versuchte angestrengt ihren Blick woanders schweifen zu lassen. Sie spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihrer Bauchgegend bis hin zu ihrem Unterleib breit machte und sie biss sich auf die Lippen, als die Tänzerin ihre Beine übereinanderschlug und sich mit ihren Händen an Ophilias Oberschenkel lehnte. Die ältere Frau sah sie belustigt an.
„Nur Wasser, hm? Da ist jemand aber ganz schön durstig.“
„W-wohl wahr“, antwortete Ophilia und sie merkte erst jetzt, wie trocken ihre Kehle war. „Ich komme aus dem Norden, ich bin daher dieses warme Klima nicht gewöhnt.“
„Hm, das erklärt, warum Ihr so rot seid. Ziemlich heiß ist es in der Gegend, da gebe ich Euch recht, besonders hier in der Taverne. Wollen wir vielleicht rausgehen und die kühle Abendluft genießen?“
„Ich…“, oh Götter, das wollte sie. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Nichts in ihrem Leben wollte sie gerade mehr, als aus der Taverne zu rennen. Und sie brauchte ein paar Spritzer Wasser im Gesicht, die Hitze ist ihr definitiv zu Kopf gestiegen. Sie nickte leicht und stieß erleichtert Luft aus, als die Tänzerin sich von ihr erhob und ihr ihre Hand reichte. Die Klerikerin ignorierte den fragenden Blick, den Therion ihr zuwarf, und stand ebenfalls auf.
Sie ließ sich von ihr aus der gaffenden Menschenmenge führen und spürte Erleichterung durchfluten, als sie die kühle Abendluft auf ihrer Haut spürte.
„Oh Aelfric sei Dank, tut das gut“, seufzte sie und ließ sich auf einer Steinbank nieder.
„Dachte ich mir. Verzeiht meine Grobheit, aber besonders klug ist es nicht von Euch in einer dicken Robe durch die Wüste zu wandern. Vor allem hat eine hübsche, junge Frau wie Ihr keinen Grund, ihre Schönheit nur für sich zu behalten, hm?“, erwiderte die Tänzerin, zwinkerte ihr zu und setzte sich neben sie. Ophilia beschloss, nicht auf den letzten Teil einzugehen, und nickte.
„Ich weiß. Genau genommen war es auch nicht von mir beabsichtigt, diesen Weg zu nehmen. Ich bin bei mir im Wald bei der falschen Gabelung abgebogen und befand mich plötzlich auf der anderen Seite des Landes. Dafür bin ich aber meinen Reisegefährten begegnet und das war es wirklich wert.“
„Reisegefährten? Vermutlich die Leute, die mit Euch am Tisch saßen?“
Ophilia nickte.
„Cyrus, Olberic und Tressa. Wir reisen seit zwei Monden gemeinsam durch das Land und wie es den Anschein hat, hat sich unsere Gruppe die letzten Tage um drei Leute erweitert.“
„Ich nehme mal an, dass ihr die Jägerin, den Apotheker und den kleinen Griesgram meint?“
Ophilia lachte.
„Therion hat eine harte Schale, aber einen weichen Kern. Ich bin froh, dass er sich heute dazu entschieden hat, mit uns eine Gruppe zu bilden. Ich hoffe, dass die Reise dadurch einfacher und weniger gefährlich wird. Jeder von uns hat ein wichtiges Ziel, wisst Ihr, und wir haben uns versprochen so lange miteinander zu reisen, bis wir alle unseres erreicht haben.“
Die Tänzerin sagte nichts dazu, ihr Blick plötzlich abwesend.
„Alles in Ordnung? Äh… verzeiht mir, ich glaube, ich habe Euch noch nicht nach Euren Namen gefragt.“
„Primrose“, sagte die Frau nach einer Weile. „Nette Geschichte, die Ihr da erzählt. Darf ich Euch einen Rat geben? Offensichtlich seid Ihr noch nicht mit der harschen Realität vertraut, deswegen kann ich es Euch nur ans Herz legen, nicht so leichtsinnig mit vertraulichen Informationen um Euch zu werfen. Ihr kennt mich nicht. Ich könnte diese Informationen an Banditen weiterleiten oder anderweitig meinen Nutzen daraus ziehen. Wählt Eure Worte gegenüber Fremden mit Bedacht.“
Ophilia sah sie einen Augenblick lang an und seufzte.
„Ihr habt Recht, das sollte ich in Zukunft tun. Dennoch habe ich das Gefühl, dass Ihr mir nichts böses antun wollt.“
„Das Gefühl? Ihr könnt Euer Leben doch nicht einfach nach Gefühl leben! Ihr müsst alles im Blick haben, jede Absicht, jede Art von Menschen! Ihr kommt sonst schneller um als ihr es verdient habt!“, stieß Primrose mit aufgebrachten Unterton aus. „Ihr seid eine unschuldige, junge Frau. Ihr solltet nicht so einfach in die falschen Hände geraten.“
„Seid Ihr das? Die falschen Hände, in die ich nicht geraten soll?“, fragte Ophilia ruhig und sah, wie Primroses Blick dunkler wurde.
„Ich… ich habe Euch hier herausgebracht, Euch dazu verführt mir sonst wo hin zu folgen. Ich habe einen Dolch hier, wenn ich wollte, könnte ich Euch erstechen und ausrauben.“
„Vielleicht habt ihr das, aber wenn ihr es wirklich gewollt hättet, würden wir jetzt nicht miteinander reden, Primrose. Außerdem verstehe ich mich gut darin, mich zu verteidigen. Was liegt Euch auf dem Herzen, dass Ihr so aufgebracht seid? Ist es etwas, bei dem ich Euch helfen kann?“
Primroses Blick wurde leer und gleichzeitig nachdenklich. Sie schüttelte den Kopf und stand auf.
„Es wäre besser, wenn Ihr jetzt wieder zu Euren Gefährten zurückkehrt. Passt auf Euch auf und nehmt Euch vor Menschen Acht, die Euch mit süßen Worten weglocken wollen. Seht dies als eine Warnung. Lebt wohl.“
„W-wartet, Primrose!“
Doch so schnell, wie die Tänzerin aufgetaucht ist, war sie auch wieder verschwunden und Ophilia hatte keine andere Wahl, als alleine zu der riesigen Taverne zurückzukehren. Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es nicht das letzte Mal war, dass sie diese Tänzerin sah.
„Kannst du laut sagen“, seufzte Tressa und Ophilia nickte zustimmend. Sie war mit ihrer kleinen Reisetruppe in einer Höhle östlich von Sonnschatt gewesen, um Schutz von der erbarmungslosen Sonne zu suchen, als ihnen eine seltsam gemischte Gruppe in der Höhle mit einem Schlepptau Monster hinter sich über den Weg lief. Und wann konnte man besser Freundschaften schließen, als beim gemeinsamen Kampf um Leben und Tod?
„Immerhin sind wir jetzt mit heiler Haut in der Zivilisation angekommen und haben einen guten Schatz erbeutet“, brummte Therion, während sich H´aanit und Olberic dazu bereiterklärten zum Wirt zu gehen, damit sie nicht so lange auf Essen und Trinken warten mussten.
„Du bist ja gut drauf, Schatz“, scherzte Alfyn und stieß dem Dieb neckend seinen Ellenbogen in die Seite.
Der Dieb murmelte leise Verwünschungen, für die Ophilia ihm den Mund ausgewaschen hätte, wäre er dabei nicht leicht rosa angelaufen.
„Seit wann bist du so optimistisch, mein Guter? Seitdem wir unsere nette Klerikerin kennengelernt haben, bist du erstaunlich positiver geworden. Färbt Clement etwa auf dich ab?“, fuhr Alfyn feixend fort und Therion zeigte ihm seinen Mittelfinger, während er gleichzeitig Ophilia einen entschuldigenden Blick zuwarf.
Der Apotheker lachte herzlich und klopfte auf Therions Schulter. Gerade brachten H´aanit und Olberic Essen und Trinken, als sich Cyrus vorbeugte und räusperte.
„Nun, geehrte Damen und Herren, ich bin dafür, dass wir heute ausgiebig unseren Zusammenschluss feiern sollten. Ich bin nicht nur erfreut, dass ich die Möglichkeit habe euch begegnet zu sein, sondern sogar in Zukunft besser kennenlernen zu dürfen. Lasst uns darauf anstoßen! Auf unsere neue Gefährten H´aanit, Alfyn und Therion! Mögen wir alle gemeinsam eine erfolgreiche Reise haben!“
„Schön gesagt, Professor!“, lobte Olberic und die Klerikerin stimmte ihm zu, als sie alle ihre Krüge hoben. Schnell verfielen sie in angeregte Gespräche und erlaubten sich zum ersten Mal seit Tagen, sich zu entspannen.
Kaum waren sie mit dem Abendessen fertig, ertönte ein Glockenschlag und eine Menschenmenge eilte zu der Bühne mit Feuer in ihren Augen.
Ophilia warf Cyrus einen verwirrten Blick zu, mittlerweile war es eine Gewohnheit von ihr, wenn sie etwas nicht wusste. Er verstand die nonverbale Frage sofort.
„Sonnschatt ist berühmt für seine Tänzerinnen und Tänzer. Es heißt, dass sie so gut ausgebildet werden, dass sie alle Tänze des gesamten Reiches auf höchstem Niveau beherrschen und jeden Abend auf der Bühne präsentieren.“
Therion grunzte leise und Ophilia verstand nur ein leises „naiv“, während sie ihren Blick neugierig zur Bühne schweifen ließ.
Die Bühne füllte sich mit sehr hübsch gekleideten Menschen, größtenteils Frauen, die anfingen elegant zu tanzen. Ophilia beobachtete neugierig das Schauspiel und wollte schon den Dieb fragen, was genau an der Erklärung des Gelehrten naiv gewesen sein soll, als sie genauer hinsah, wie manche der Tänzerinnen sich unter die Menschenmenge mischten und den Leuten unangenehm nah dastanden.
Ihr Mund formte ein lautloses „oh“ und sie wollte sich schon an Tressa wenden, die definitiv zu jung war um zu verstehen, was da vor sich ging, als eine einzelne Tänzerin auf die Bühne kam, die Ophilias Aufmerksamkeit auf sich zog.
Auf der Bühne stand die schönste Frau, die die Klerikerin je in ihrem jungen Leben gesehen hatte und als sie anfing zu tanzen, hatte sie das Gefühl, den Tanz nicht nur sehen, sondern auch spüren zu können. Die Bühne schien allein durch ihre Bewegungen in Flammen zu stehen. Sie hätte schwören können, dass sich ihre Blicke kurz trafen, doch die Tänzerin machte unbeirrt weiter.
„Wahnsinn!“, hauchte Tressa neben ihr.
Als die Frau schließlich aufhörte und sich für die Aufmerksamkeit bedankte, spürte Ophilia, wie sich Enttäuschung in ihr breit machte. Sie hatte noch nie jemanden so leidenschaftlich tanzen gesehen und was würde sie dafür geben, es noch einmal mitverfolgen zu können. Plötzlich wurde ihr klar, was die Hauptaufgabe der Tänzerinnen war und ihre Vermutung wurde bestätigt, als immer mehr Leute zu den Tresen praktisch flogen, um sich mehr Getränke zu bestellen oder den Tänzerinnen auszugeben.
„Äußerst faszinierend, nicht wahr?“, unterbrach Cyrus den Gedankengang und seine Augen leuchteten. „Oh, wie interessant wäre es, diese Tänze zu erlernen. Ich frage mich, wie viel Ausdauer sie auf der Bühne haben und ob sie mit der jeweiligen Kultur der Tänze vertraut sind.“
Jeder außer Therion murmelte etwas zustimmendes und Ophilia fiel auf, wie sich ein zartes rosa auf den Gesichtern ihrer Begleiter breit machte. Therion und Cyrus schienen dagegen immun zu sein. Lag es vielleicht daran, dass beide von allen am besten an der Hitze gewöhnt waren?
Bevor sich Ophilia danach erkundigen konnte, ließ sich plötzlich eine Gestalt auf ihren Schoß nieder und sie unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei.
„Na, na, sind wir denn immer so schreckhaft, meine Liebe?“, tadelte eine angenehme Stimme die junge Frau.
„Äh…“
Ophilias Wangen brannten, als sie auf die Tänzerin starrte, die sie noch vor wenigen Augenblicken auf der Bühne bewundert hat. Aus deren unschuldigem Lächeln wurde ein listiges.
Unsicherheit machte sich in ihr breit, aber auch Verwirrung. Diese Frau saß eigentlich nur auf ihrem Schoß, warum war sie dann auf einmal so nervös? Und warum sagte niemand etwas? Sie warf ihren Begleitern einen hilfesuchenden Blick zu, aber jeder schien mit etwas anderem beschäftigt zu sein.
Plötzlich fiel ihr auf, dass ihr langes Schweigen vermutlich unhöflich war. Sie riss sich so gut es ging zusammen, um nicht zu intensiv die Frau vor sich in ihrer wahnsinnig schönen Kleidung zu mustern, und räusperte sich.
„Kann ich Euch behilflich sein?“, fragte sie vorsichtig und die Tänzerin kicherte.
„Das ist mein Spruch, Süße. Gibt es einen besonderen Wunsch, den ich Euch heute Abend erfüllen kann?“, hauchte sie an ihr Ohr und die Klerikerin erschauderte.
Nach ihren bisherigen Abenteuern war sie sich sicher, abgehärteter zu sein, und doch wirft eine Frau sie mit ihrer bloßen Anwesenheit komplett aus der Bahn, obwohl sie kaum etwas tat.
„Äh… ein Glas Wasser wäre ganz nett“, murmelte sie und versuchte angestrengt ihren Blick woanders schweifen zu lassen. Sie spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihrer Bauchgegend bis hin zu ihrem Unterleib breit machte und sie biss sich auf die Lippen, als die Tänzerin ihre Beine übereinanderschlug und sich mit ihren Händen an Ophilias Oberschenkel lehnte. Die ältere Frau sah sie belustigt an.
„Nur Wasser, hm? Da ist jemand aber ganz schön durstig.“
„W-wohl wahr“, antwortete Ophilia und sie merkte erst jetzt, wie trocken ihre Kehle war. „Ich komme aus dem Norden, ich bin daher dieses warme Klima nicht gewöhnt.“
„Hm, das erklärt, warum Ihr so rot seid. Ziemlich heiß ist es in der Gegend, da gebe ich Euch recht, besonders hier in der Taverne. Wollen wir vielleicht rausgehen und die kühle Abendluft genießen?“
„Ich…“, oh Götter, das wollte sie. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Nichts in ihrem Leben wollte sie gerade mehr, als aus der Taverne zu rennen. Und sie brauchte ein paar Spritzer Wasser im Gesicht, die Hitze ist ihr definitiv zu Kopf gestiegen. Sie nickte leicht und stieß erleichtert Luft aus, als die Tänzerin sich von ihr erhob und ihr ihre Hand reichte. Die Klerikerin ignorierte den fragenden Blick, den Therion ihr zuwarf, und stand ebenfalls auf.
Sie ließ sich von ihr aus der gaffenden Menschenmenge führen und spürte Erleichterung durchfluten, als sie die kühle Abendluft auf ihrer Haut spürte.
„Oh Aelfric sei Dank, tut das gut“, seufzte sie und ließ sich auf einer Steinbank nieder.
„Dachte ich mir. Verzeiht meine Grobheit, aber besonders klug ist es nicht von Euch in einer dicken Robe durch die Wüste zu wandern. Vor allem hat eine hübsche, junge Frau wie Ihr keinen Grund, ihre Schönheit nur für sich zu behalten, hm?“, erwiderte die Tänzerin, zwinkerte ihr zu und setzte sich neben sie. Ophilia beschloss, nicht auf den letzten Teil einzugehen, und nickte.
„Ich weiß. Genau genommen war es auch nicht von mir beabsichtigt, diesen Weg zu nehmen. Ich bin bei mir im Wald bei der falschen Gabelung abgebogen und befand mich plötzlich auf der anderen Seite des Landes. Dafür bin ich aber meinen Reisegefährten begegnet und das war es wirklich wert.“
„Reisegefährten? Vermutlich die Leute, die mit Euch am Tisch saßen?“
Ophilia nickte.
„Cyrus, Olberic und Tressa. Wir reisen seit zwei Monden gemeinsam durch das Land und wie es den Anschein hat, hat sich unsere Gruppe die letzten Tage um drei Leute erweitert.“
„Ich nehme mal an, dass ihr die Jägerin, den Apotheker und den kleinen Griesgram meint?“
Ophilia lachte.
„Therion hat eine harte Schale, aber einen weichen Kern. Ich bin froh, dass er sich heute dazu entschieden hat, mit uns eine Gruppe zu bilden. Ich hoffe, dass die Reise dadurch einfacher und weniger gefährlich wird. Jeder von uns hat ein wichtiges Ziel, wisst Ihr, und wir haben uns versprochen so lange miteinander zu reisen, bis wir alle unseres erreicht haben.“
Die Tänzerin sagte nichts dazu, ihr Blick plötzlich abwesend.
„Alles in Ordnung? Äh… verzeiht mir, ich glaube, ich habe Euch noch nicht nach Euren Namen gefragt.“
„Primrose“, sagte die Frau nach einer Weile. „Nette Geschichte, die Ihr da erzählt. Darf ich Euch einen Rat geben? Offensichtlich seid Ihr noch nicht mit der harschen Realität vertraut, deswegen kann ich es Euch nur ans Herz legen, nicht so leichtsinnig mit vertraulichen Informationen um Euch zu werfen. Ihr kennt mich nicht. Ich könnte diese Informationen an Banditen weiterleiten oder anderweitig meinen Nutzen daraus ziehen. Wählt Eure Worte gegenüber Fremden mit Bedacht.“
Ophilia sah sie einen Augenblick lang an und seufzte.
„Ihr habt Recht, das sollte ich in Zukunft tun. Dennoch habe ich das Gefühl, dass Ihr mir nichts böses antun wollt.“
„Das Gefühl? Ihr könnt Euer Leben doch nicht einfach nach Gefühl leben! Ihr müsst alles im Blick haben, jede Absicht, jede Art von Menschen! Ihr kommt sonst schneller um als ihr es verdient habt!“, stieß Primrose mit aufgebrachten Unterton aus. „Ihr seid eine unschuldige, junge Frau. Ihr solltet nicht so einfach in die falschen Hände geraten.“
„Seid Ihr das? Die falschen Hände, in die ich nicht geraten soll?“, fragte Ophilia ruhig und sah, wie Primroses Blick dunkler wurde.
„Ich… ich habe Euch hier herausgebracht, Euch dazu verführt mir sonst wo hin zu folgen. Ich habe einen Dolch hier, wenn ich wollte, könnte ich Euch erstechen und ausrauben.“
„Vielleicht habt ihr das, aber wenn ihr es wirklich gewollt hättet, würden wir jetzt nicht miteinander reden, Primrose. Außerdem verstehe ich mich gut darin, mich zu verteidigen. Was liegt Euch auf dem Herzen, dass Ihr so aufgebracht seid? Ist es etwas, bei dem ich Euch helfen kann?“
Primroses Blick wurde leer und gleichzeitig nachdenklich. Sie schüttelte den Kopf und stand auf.
„Es wäre besser, wenn Ihr jetzt wieder zu Euren Gefährten zurückkehrt. Passt auf Euch auf und nehmt Euch vor Menschen Acht, die Euch mit süßen Worten weglocken wollen. Seht dies als eine Warnung. Lebt wohl.“
„W-wartet, Primrose!“
Doch so schnell, wie die Tänzerin aufgetaucht ist, war sie auch wieder verschwunden und Ophilia hatte keine andere Wahl, als alleine zu der riesigen Taverne zurückzukehren. Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es nicht das letzte Mal war, dass sie diese Tänzerin sah.