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A Merry Sherry Tale – Were To Hyde

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteTragödie, Historisch / P18 / Gen
Edward Hyde OC (Own Character)
07.02.2023
07.02.2023
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3.821
 
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WARNUNG! : Unsittliche Sprache, lotterhafte Szenerien und blasphemische Ebenen bis hin zu Milton. Fiktiver Interpretation der Psyche des Autors um sie mit Figuren seines Werks zu verweben.

Es war ein grauenhafter Tag für mein geliebtes London, denn meine geliebte Frau beraubte es um mein Manuskript. Sie hatte kaum darin gelesen als es auch schon im Kamin verschwand.
„Ein unseliges Werk!“, hatte sie totenblaß ausgerufen, „Welch Unheil dies stiften könnte“
Natürlich war ich sehr in Zorn geraten. Hatte ich doch Jahr um Jahr daran gearbeitet, dafür die verschiedensten Menschen beobachtet, studiert und mein Bestes gegeben die Moral dort zu lassen wo sie ihren Platz finden soll; im Herzen des werten Lesers. Doch nachdem meine geliebte Frau mein Werk zerstörte, ich in unseligen Zorn geriet, war mir angesichts ihrer Angst bewusst geworden wie unselig mein Werk sei.
„Geliebtes Weib, ich werde es schleifen und neu errichten“, entschied ich trotzig. Stürmte sodann aus dem Haus. Wahrlich kann kein Werk ein Geschenk sein, das ein ängstliches Wesen noch dann vernichtet, wenn dies den eigenen Gatten erzürnen würde. Unruhig eilte ich durch die Gassen, hastete von einem Ruf zum nächsten, eilte der Inspiration hinterher, verlor mich ganz und gar in dieser Wildheit. Witterte eher als zu verbittern, und zitterte eher als zu beben. Dann stand ich plötzlich vor einer kleinen Spelunke, die niemals das anrüchige Klima jener Gin-Paradiese verloren hatte in denen Opium die Hölle darstellt, Gin die Erde und berauschtes Herz den Himmel den Mann suchen darf. Ich lauschte dem Lachen, dem Fluchen, dem Loben, dem Spotten, dem Lieben und Zetern; ich lauschte bis ich hinein trat. Wenn es einen Ort gab an dem ich finden konnte, was ich suchte, dann musste es hier sein. Nur wenige der traurigen Gestalten blickten mich an, die Fröhlichen ließen sich nicht ablenken, aber der Wirt zwinkerte mir so freundlich zu, dass ich unweigerlich lächelte. Vorsichtig bahnte ich mir meinen Weg, so freundlich ich konnte, darauf bedacht meine Geldbörse nicht zu verlieren. Der Wirt, ein älterer Herr mit vor chronischer Trunkenheit roter Nase, zeigte nun ein zahnloses Lächeln.
Der Gestank der mir entgegen brandete betäubte mich fast, was diesem Schlund entwich ließ mich an Drachen denken, an Höllen, an Abgründe die mit Hitze und Schwefel warnten. Dennoch zwang ich mich zu einem Lächeln, nun noch überzeugte den Ort gefunden zu haben, der mein Werk retten würde.
„Syre“, sprach ich den Mann freundlich an, „Darf ich hier ritterlich großzügig einkehren?“
Das Lächeln wurde ein wenig breiter. Natürlich war der Mann kein Sir, außer Höllenritter bekommen auf einmal Titel, doch er freute sich. Ein wenig argwöhnisch betrachtete er meine gepflegte Kleidung, dann meinen Ehering, wirkte beruhigt, lächelte dann noch breite.
„Bin kein Tfir“, nuschelte er freundlich, „Ist deine Hexe zu boshaft gewesen?“
Ein wenig kalt wurde mir nun, ich schüttelte mich, lächelte krampfhaft, nickte dann wütend.
„Mein geliebtes Weib hat Jahre Arbeit verkannt und verbrannt“, gab ich zu. Mir wurde ganz übel. Was war nur mit mir los? Andererseits hatte der Mann Recht, ich floh vor meinem Augenstern.
Der Wirt nickte zufrieden, blickte sich dann nervös um, lächelte mich dann verschwörerisch an. Ich fragte mich, was er im Schilde führte. Diesen Menschen darf man nicht trauen, denn ihr Geschäft ist enthemmte Gefühlswallungen zu adeln damit gequälte Herzen meinen sie seien die Ritter, die damit edel umgehen werden, gar fürsorglich, fast liebevoll. Doch nach dem Benehmen meiner Gattin, tappte auch ich in diese Falle. Ich ließ den Kopf hängen und legte meine Hand über den Ehering, denn ich wollte sie vergessen bis ich nicht mehr so wütend war.
„Ich weifs genau was Tfie brauchen. Treppe hoch, die Tfweite Tür. Pfünf Pfund die lohnen!“, erklärte der Mann mit einem Lächeln, das reine Güte ausstrahlte. Ich war ein wenig verwirrt, was sollten denn Pfünf Pfund als Preis rechtfertigen? Also schaute ich so misstrauisch drein, dass der Wirt nicht mehr ganz so breit lächelte.
„Ritter leben edle Macht und Hetfen rauben Chritftenrecht“, säuselte der Mann. Da empfand ich einen solchen Horror, dass ich nicht anders konnte. Ich nahm meinen Geldbeutel, schüttete den Inhalt auf den Tresen und stellte verzweifelt fest, dass ich nur klägliche Zwei Pfund und Drei Shilling anbieten konnte. Der Wirt blickte mich traurig an, aber schien zu warten, ich zitterte nun. Zögerlich griff ich in meine Jackentasche, zog meinen Füllfederhalter hervor. Selbst ein Narr würde erkennen, dass dieser weit mehr als Fünf Pfund wert sei. Der Wirt nahm ihn in die Hand, betrachtete ihn mitleidig, steckte ihn in seine Schürze, nahm sich mit milden Lächeln ein Pfund dazu, gab mir den kläglichen Rest.
„Treppe hoch. Tfeite Tür“, gebot er freundlich, die Treppendielen knarrten, ich wankte nahezu verstört nach oben. Einige der Männer rissen dreckige Witze, und doch schienen diese mir so fern. Angst hatte mich berauscht, und der Sog heraus zu finden was Fünf Pfund seien. Ich schritt durch die Tür, schloss sie hinter mir, sah den Riegel und in Sorge überfallen zu werden, verschloss ich die Tür. Ein wenig Angst machte sich nun in mir breit, denn der Geruch in dem Raum verhieß nur Sünde.
„Was hast du bezahlt?“, hörte ich ein ängstliches Stimmchen fragen, ich drehte mich nicht um. Mir war klar, dass es eine Frau sein musste. Sofort fühlte ich mich ein wenig schlechter.
„Fünf Pfund…“, beichtete ich ein wenig traurig. Fünf Pfund die Zehn Pfund waren, wenn ich den Preis meines Werkzeuges betrachtete, Zehn Pfund, die ich meiner Frau raubte und einem stinkenden Höllenritter in den Rachen geworfen hatte. Ich hörte ein vorsichtiges Kichern.
„Du, ich muss ja fragen ob sich wer hoch geschlichen hat! Fünf Pfund? Du bist sicher Adel auf Suche nach Freiheit! In den Fabriken kriegen wir höchsten Dreißig Pfund im Jahr zusammen und das dafür uns täglich Zwölf Stunden lang von Schwefel, Phosphor verbrennen zu lassen. Magst mich nicht mal ansehen, du Robin Hood?“, all dies klang so bäuerlich und weise zugleich, dass ich unweigerlich schmunzelte. Ich drehte mich um und betrachtete die junge Frau.
„Christlichkeit ist eine weise und noble, doch seltsame Lebenseinstellung“, philosophierte ich, ihre Schönheit bewundernd, „Du verstehst doch, ich spreche darüber als Lebenseinstellung und Weisheit für diese Welt. Ich habe ein gutes Herz und glaube an mich selbst, an meine Weggefährten und den Gott der uns machte. Gott ist für jene manifestiert, die sich darum scheren nach ihm Ausschau zu halten, doch was ist er dann mir?“
Die junge Frau kicherte vorsichtig, ich blickte mich um. Die feine Spitze, die sauberen Deckchen, das flackernde Lämpchen, eindeutig alles dafür gedacht eine freundliche Wärme zu empfinden. Einem Gefühl folgend legte ich mich zu Boden und betrachtete die Decke, dort waren schöne Rankenmuster aufgemalt, verträumte Blumengirlanden, ebenso wohlig anzusehen. Dann erhaschte ich einen Blick unter den Schrank, aus diesem Winkel war dies möglich, und verstand. Zwei Schuhpaare von denen keines dieser zierlichen passen konnte. Wer immer hier fürstlich schlafen durfte, würde niemals sie sein. Wissend stand ich auf, angewidert von dem Höllenritter der mich hierher gesandt hatte. Dann dachte ich erneut an das weise Büchlein das meine Frau den Menschen vorenthalten hatte. Ob dieses ängstliche Wesen mir dabei helfen konnte?
„Wie heißt du denn, meine Liebe?“, fragte ich so freundlich wie möglich, die Freiheit genießend einfach auf dem Boden zu liegen und mehr zu verstehen als der Wirt, denn ich verstand mein Werk. Wie würde ich es heute umschreiben können? Ich musste meiner Frau schon mehr als vertane Jahre Arbeit und die Zehn Pfund zurück bringen um den Schaden zu bereinigen, es würde sein müssen, was die Welt bewegt und meinen Namen verewigt. Stoff raschelt, die junge Frau steht nun vor, und knickst höfisch.
„Merry Sherry, mein Ritter, wie kann ich euch erfreuen?“, antworte sie sanft und scheu. Verwundert betrachtete ich ihr Gesicht, dann ihre teure Kleidung. Ich lächelte, aber wendete mich ab.
„Für Fünf Pfund habe ich Zeit nachzudenken“, philosophierte ich freundlich, „Was kaum Hunger lindernde Fünfhundert Stunden Schwefel- und Phosphorhölle rechtfertigen soll, mag wohlig rechtfertigt ein wenig nachzudenken was einige Zeit mein Himmel sein darf. Lieber in der Hölle herrschen als im Himmel dienen… das muss die Philosophie unserer Britischen Fabrikdirektoren sein während ein Päckchen Lucifer nach dem anderen verpackt, versendet und verkauft wird“
Ich blickte zur jungen Frau und erkannte, dass subtil sichtbare Angst ihr Gesicht zeichnete. Egal wie freundlich ich lächelte, es änderte nichts daran. Dann erinnerte ich mich daran, wo ich war, und mir wurde klar warum meine Frau mich heute so gedemütigt hatte. Ich fühlte mich ekelhaft.
„Merry Sherry, was ein famoser Name in einer Ginhölle“, murmelte ich müde. In der Tag.
Dann richtete ich mich auf, benommen vor Angst, Ekel kroch in mir hoch als mir klar wurde zu was diese Frau noch lächelte. Was für Perversionen erwartend konnte sie noch lächeln? Fünf Pfund für eine Nacht, und was wäre das? Der Höllenritter würde keine Probleme haben innerhalb von wenigen Wochen eine weitere, verzweifelte Seele zu finden die nicht in einer jener Britischen Höllen arbeiten wollte, die unsere Zuchtmeister anständige Arbeitshäuser nannten. Wer will schon langsam in Schwefel und Phosphor verbrennen, wenn man dies auch noch entgegen jeder Lehre als Güte bezeichnen soll?
„Warum lächelst du?“, fragte ich angewidert, setzte mich nun an die Bettkannte, ein wenig unwirsch. Merry Sherry hingegen knickste höflich, schaute mich ganz unschuldig an.
„Nun, mein Rittersmann, ich halte Ausschau nach Gott, im Herzen der Menschen“, gab Merry Sherry zu, aber mehr verriet sie nicht. Ein wenig erinnerte mich das an meine Frau. Ich seufzte müde, schüttelte langsam den Kopf. Vermutlich befürchtete Merry Sherry, was ich längst erfasst hatte, ihr Wert war reiner Verschleiß oder eine Hölle die niemand anerkennt. Statt Zündholzfräulein war sie eben nur noch Zündholz, ohne es zu verstehen, und diese Ginhölle die Packung Lucifer.
„Merry Sherry, ist dir klar, dass laut Lehre Hölle auf deinen Lebenswandel folgt?“, fragte ich verwundert als mir klar wurde, dass ich vorhin an Milton gedacht hatte. Dann wurde mir klar, dass mir dasselbe blühen sollte, weil ich hier war. Merry Sherry lächelte nun nicht mehr ganz so überzeugend.
„Warum soll ich lieber in Menschen gemachten Höllen dahin siechen und sie als himmlische Güte preisen?“, fragte sie ein wenig wagemutiger. Ich war mir ungewiss ob sie mich provozieren oder bestärken will. Ich vermutete, dass an mir liegt, was es nun sei. Dann lachte ich laut, sie wirkte sofort ein wenig ruhiger.
„Merry Sherry, du bist weiser als ich erwartet habe“, verteidigte ich mein Lachen, „Das unchristlichste Werk ist eindeutig die Bibel zu durchforsten, dann die Schwefelseen zu errichten und den Armen als Erbarmen tägliches Baden in deren Dämpfen zu bieten während sie zu jubeln und danken haben, noch vor Gott für die christliche Güte und den christlichen Ausdruck der Güte, aber erst recht dieser so christlich ausgedrückten Liebe der Güte eine Schwefelsees für die Armen, Schwachen und Waisenkinder. Verstehst du weshalb ich Christentum nur mehr als Lebenseinstellung betrachten kann, Merry Sherry? Jede Antwort ist recht, denn sie ist so oder so verkehrt!“
Die letzte Ergänzung fügte ich spontan an, einem Impuls folgend, den ich später lange Zeit mit der Absicht rechtfertigen würde meinem Buch den Bedürfnissen der weiblichen Sicht auf Mr. Hyde anzunähern. Merry Sherry blickte mich verwundert an, ein wenig dumm, wie ein Schaf sah sie aus und das war sie ja auch. So sah sie sich und so begriff ich sie, zumindest ihre Lebenseinstellung.
„Christentum ist dir nur Lebenseinstellung, weil du…“, begann sie, zögerte dann, wippte auf ihren Füßen ein wenig auf und ab, „...jeden Tag deine Packung Lucifer öffnest um Lampen, Ofen und Pfeife anzuzünden. Natürlich habe ich damit Unrecht oder?“
Verblüfft lachte ich erneut. So ganz Unrecht hatte sie nicht. Ich lächelte freundlich, Zeit hatte ich genug; ob ich nun mit ihr verkehren würde oder nicht, auch meine Frau hatte dafür bezahlt.
„Genau. Du hast schlicht nicht Recht, nun… ich verstehe euch Weiber nie recht also werde ich nun ein freundliches Spiel wagen“, das hatte entschieden, meiner Frau zur Liebe, „und die einzige Regel bleibt, dass du mir niemals zustimmen darfst damit ich immer Recht behalte“
Verblüfft blickte mich Merry Sherry an, und ersten mal lachte auch sie. Dann hielt sie sich eine Hand vor den Mund als ob sie was Unartiges getan hätte. Ich blickte sie nun neugierig an, ein wenig in Sorge des Bettes wegen. Fünf Pfund die ich in meinen Himmel zu verwandeln gedachte.
„Oh, du Robin Hood!“, sang die junge Frau fast, ihre Augen wirkten fröhlicher. Ich bedeutete ihr sich neben mich zu setzen und sie folgte. Mir war mittlerweile klar geworden, dass sie keineswegs verrückt war. Sie hatte nur die Wahl zwischen zu Unrecht heuchlerisch geadelter Hölle und zu Recht ehrlich verrufener Hölle gehabt und Ehrlichkeit gewählt. Wer weiß ob das in Ihren Augen vor Gott Wert hatte, mir war derlei schleierhaft. Reumütig dachte ich an meine langen Stunden im Lampenschein.
„Ich würde sagen; du bist schön“, begann ich freundlich, „Sage mir dasselbe!“
„…“, plötzlich strahlte sie mich an, schaute dann nervös weg, lächelte dann schau, „Was denn?“
Verwundert dachte ich darüber nach ob sie mich veralbert. Andererseits konnte ja nicht schaden noch einmal zu prüfen ob sie das Spiel überhaupt verstanden hat. Ein alter Scherz unter Autoren.
„Nun, warum provoziert ihr stets so kindisches Benehmen?“, frage ich als Einleitung um sie zu ertappen. Immerhin haben lange Jahre mit meiner Frau doch Spuren hinterlassen.
„Der Gastwirt sagt ich werde böse Burschen los indem ich so unfreundlich bin, dass kein Bursche mehr glauben mag ich könnte Kinder lieben, glücklich machen oder gut behandeln“, entgegnete sie mit einer so dummen Miene, dass ich unweigerlich wieder an ein Schaf denken musste. Ich runzelte die Stirn und begann zu begreifen, was die Regeln waren, andererseits erinnert mich das auch an meine Frau.
„Du darfst mir einfach nicht zustimmen damit ich Recht behalte“, ermahne ich nachdenklich, „hast du das verstanden?“
„…ich glaube das geht nicht“, erklärt sie nun traurig, „sonst hast du doch Recht!“
Verwundert blickte ich ihr tief in die Augen, sie wirkte müde, freundlich, als ob sie sehr anstrenge was ich wagte. Ich vermutete in einem Paradox gefangen zu sein.
„Ich würde sagen; ab jetzt helfen uns Worte kaum mehr“, gab ich traurig zu. Merry Sherry kicherte.
„Dann bin ich nun schuld an nutzlosen Worten?“, fragte sie dann plötzlich ein wenig neugierig.
„Ich würde sagen; gerade du bist die Ursache für nutzlose Worte“, entgegnete ich amüsiert.
„Dann bin ich doch nicht schuld an nutzlosen Worten?“, änderte sie ihre Meinung verdutzt.
„Ich würde sagen; dein Wankelmut ist die Ursache für meine Worte“, warf ich spontan ein.
„Dann bin mutig sobald Angst keine Richtung versteht?“, fragte sie plötzlich verwundert.
Das warf mich ein wenig aus dem Takt. Erneut dachte ich daran, was ich ihr anfangs vorgerechnet hatte und seufzte. Meine Art war nicht immer die angenehme Schule. Was mag sie auch befürchtet haben, wenn ich ihr vorrechnete was in Großbritannien Zwei Monate Hölle wert sind? Vermutlich, dass ich Zwei Monate in einem Tag komprimieren könnte bis eine weitere Närrin beim Höllenritter einkehrt. Ich entschloß mich es mit Humor zu versuchen.
„Hör zu, gute Maid“, bot ich an, „ich verstehe, dass ich verboten habe auch nur anzunehmen es habe Sinn, wenn du meine Wort nachplapperst…“
Dann sprang ich wie vom Blitz getroffen auf, meine Erkenntnis war, dass nun keinerlei Möglichkeit mehr bestand klare Dialoge zu führen. Was ich getan hatte, was es nun Segen oder Fluch? Ich eilte zum Schrank, presste meine Stirn an das kühle Holz und dachte angestrengt nach. Stoff raschelte, plötzlich spürte eine sanfte Umarmung, freundlich, warm.
„Also das kenne ich, du, haut Robin Hood ab, hat er Recht, aber ich bin dann halt schuld“, erklärte Merry Sherry freundlich. Stumm wartete ich ab, verwundert, mich eher wie ein Bruder fühlend.
„Mary…“, murmelte ich sanft, „Dann bleibt wohl meine Verantwortung zu beichten“
Ich löste mich aus der Umarmung, legte mich erneut auf die kühlen Bretter. Vermutlich weil mir das angenehmer erschien als meine Frau noch mehr zu entehren. Verzweifelt deutete ich auf das Bett, Merry Sherry rauschte dorthin, setzte sich, legte sich schließlich hin. Ich war nun ein wenig beruhigter. Was mochte in dem armen Köpflein wohl vorgehen? An mir war es nicht zu urteilen, mein Leben hatte mir immerhin Besseres als ihre Wahl gewährt.
„Wenn ein anständiger Mann versucht das Böse in sich selbst umzubringen, den Teil in sich der Edle und Schwache mit dem Stock prügelt, ihm dies gelingt, ich meine dann sollte er erneut als Edler unter den Edlen leben und von den Schwachen als Heroe geadelt werden, der sie von dem Bösen erlöste“, wagte ich mit leiser Stimme, „das würde ich sagen“
Stoff raschelte, ich wagte nicht in ihre Richtung zu blicken, dann hörte ich ein leises Schluchzen, nur folgte so schnell jenes feine Kichern, dass ich es nicht zu deuten vermochte. Dann ihre Stimme.
„Ich würde wagen, dass der anständige Mann lieber tot ist als zu vermitteln, dass geschlagene Wunden geheilt sind sobald das Böse Herz nicht mehr schlägt. Möchtest du mich jetzt schlagen?“
Diese Worte quälten mich so sehr, dass ich wankend aufstand, in so lange in meinem Taschen kramte bis ich die Packung Lucifer fand, welche ich dort für gewöhnlich verwahrte. Angewidert schüttete ich die Hölzchen auf den Boden, ein kurzes Schluchzen ihrer Angst vernehmend, nahm ein ausgeglühtes Hölzchen und schrieb meine Adresse auf die Innenseite. Vorsichtig näherte ich mich ihr, erklärte ihr den Weg. Immer weiter und weiter, drängender, doch sie weinte nur bitterlicher.
„Kein Mann, der Fünf Pfund für Macht statt Fünf Pfund für Milde ausgibt, kann mich hereinlegen“, zischte sie schließlich entsetzt. Irritiert sprang ich auf, grübelte was mein Fehler war. Dann nickte ich reumütig.
„Ja, ich habe aufgehört nach Gott Ausschau zu halten, Merry Sherry“, erklärte ich traurig, „“weil ich immer nur sehe wer auf Erden Himmel erntet und wer ihn nur versprochen bekommt. Möchtest du nicht wenigstens sagen welcher deiner wäre?“ Das fragte ich sehr vorsichtig.
„Nein!“, zischte sie ängstlich, „Ich bin lieber dummes Schaf als auch nur zu hoffen, dass einer wie du rettet statt kettet!“
Nachdenklich blickte ich sie an. Für Pfünf Pfund hätte ich eine Arbeiterin für zwei Monate aushalten können, ein wenig mehr Erfolg und ich würde es können, ein wenig mehr und ich hätte zum Wirt gehen und Merry Sherry auslösen können. Doch das sagte ich nicht, ich kannte meinen Makel.
„Wahrlich, du dienst noch in der Hölle dem Herrn“, stellte ich trocken fest, „ist es etwa das was ich zu quälen beabsichtigte, Maid Marian?“
„Hast du mir erlaubt zu herrschen?“, entgegnete sie nur ängstlich. Verwundert öffnete ich den Riegel zur Tür, schloss sie hinter mir, wankte die Treppe hinunter. Sah den Wirt, der nicht erfreut wirkte.
„Was sie etwa so boshaft?“, knurrte dieser fast, lächelte dann liebenswürdig in Angst, dass ich meinen Füllfederhalter zurück fordern könnte. Ich schüttelte verwundert den Kopf.
„Lass mir Wasser, Brot, Tinte, Feder und Zehn Bogen Papier bringen, dann bekommst du ein weiteres Pfund“, bedeutete ich ihm höflich, kehrte dann in das kleine Zimmer zurück. Ich vermute es würde Merry Sherry schlecht bekommen, wenn ich zu kurz blieb. Dort saß sie auch ganz aufgelöst, ängstlich in einer Ecke. Verwundert wartete ich ab, bald klopfte es und ich bekam Brot und Wasser, dann verriegelte ich die Tür. Ich trank einen langen Zug, schob dann Merry Sherry den Rest hin, die es ängstlich verschlang.
„Ich glaube an mich statt an Gott, weil dieses Land nichts besseres zu tun hat als Höllen zum Himmel zu erklären und Folter zu Erbarmen. Sobald ich auch nur das Wort Erbarmen in den Mund nehme, denkt ihr an Schwefeltöpfe und wage ich Himmel zu erwähnen, sind es die Arbeitshäuser welche euch lehren sollen Schwefeltöpfe zu bevorzugen. Was sind Worte sobald verlottertes Weib ist was von Schwefel- und Phosphor verbrannt auf der Straße jammert und krimineller Gottloser wer dem Arbeitshaus entflieht und dem Pack auflauert das fröhlich das Geld einsammelt welches die Besitzer jener Schwefelseen ausscheißen mit denen sie eine Art Pakt schließen?“
Merry Sherry verspeiste hastig den letzten Brocken Brot und trinkt eilig die Kanne leer, huschte zu mir rüber, stellte mir beides hin und lehnte sich an, ein wenig nervös.
„Ich dachte du wärst einer davon…“, gestand sie ängstlich , „...und das sind die wahren Teufel“
Ich stand auf, verriegelte die Tür, bedeutete ihr dort sitzen zu bleiben. Dann nahm ich mir die Papierbögen, begann einen Brief an meinen liebsten Anwalt zu verfassen.

„Mein geehrter Mister Hyde
Sie kennen meine wunderlichen Bücher in denen ich immer wieder die Abgründe der Menschen entlarve und dies geschickt damit kaschiere, dass ich dem Ringen mit diesem Bösen all dem Guten überlasse, das gerne siegen darf. Die Dame braucht einen anständigen Mann, der sie in Ehren hält und edel behandelt, nicht erzieht um sich zu ehren. Ich werde für die Kosten aufkommen solange die Dame als Beraterin über Abgründe arbeiten mag
Hochachtungsvoll
Ihr Were“

Fröhlich fertigte ich kunstvoll einen Umschlag aus einem Bogen, ein Talent das mich der Mangel lehrte, und verstaute den gefalteten Brief darin. Dann rief ich Merry Sherry zu mir, nahm ihren Daumen, ein Tropfen Tinte und wenig später war der Bogen gekennzeichnet. Dann verschloß ich den Umschlag zufrieden mit ein wenig Kerzenwachs in das ich das Medaillon drückte, welches ich niemals fort gab. Merry Sherry wirkte verwundert, ängstlich, besorgt.
Fürsorglich erklärte ich ihr, was meine Absicht war und doch scheiterte ich. So oft ich es auch versuchte, sie wollte mir nicht glauben, dass es mein Ernst sei. Kein Vertrauen war diesem Herzen zu entlocken und keine Sehnsucht Vertrauen zu wagen. Warum nur?
„Magst du mir nicht wenigstens verraten warum meine Frau meine Werke verbrennt?“, fragte ich unglücklich. Mir war klar, dass ich mir ersparen wollte solche Worte von meiner Frau zu hören, würde mich Merry Sherry in Rage versetzen könnte ich wenigstens gehen und nie zurück kehren.
„Weil du Herz immer durch schlau begründete Macht ersetzt“, erklärte Merry Sherry scheu, „Du bist ein Streichholzfabrikbesitzer im Geiste bis du Schäfchen als Herz lässt was Herz ist und Macht nennst was anderes in Ohnmacht lässt, du Werwolf“
Verwundert schüttelte ich den Kopf, stand auf und nahm den Brief an mich. Dann setzte ich mich hin und bat sie mir zu diktieren, was in ihren Augen heute geschehen sei. So saß ich da bis diese kleine Novelle in den Händen hielt, geschliffen durch meinen Intellekt und doch so ehrlich wie möglich einfangend, was diese Frau zu sehen meinte.

Ich werde dieses Schriftstück verwenden Werk über den seltsamen Fall des Dr. Jeckyll und Mr. Hyde erneut zu schreiben, jedoch so, dass es meine Frau nicht erneut verbrennen würde. Sollte es wider erwarten vor ihrem Tod auftauchen, so quält sie nicht damit und vergrabt dieses Kästchen erneut. Misterhy de Docteur J. Kill sei dann eben das Malheur, nicht mal mehr Manuskript, das meine Frau gerne verbrennen durfte.
R. L. Stevenson



Anmerkung:
Diese Geschichte befasst sich sowohl mit dem Werk als auch der Welt dem das berühmte Musical entwachsen ist. Wer den Twist nicht mag, darf gerne weniger eigentümliche Geschichten lesen. Die berühmte Tragödie des R. L. Stevenson hätte es dennoch nie gegeben, wenn seine Frau nicht einen seiner Entwürfe so grauenhaft gefunden hätte, dass sie ihn verbrannte, denn das bekannte bis adaptierte Werk brauchte weitere Jahre um zu reifen.
 
 
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