Bruder Lustig - Rambo wäre stolz auf dich
Kurzbeschreibung
Ein karger Verhörraum, bläuliches Licht, 3 Stühle, ein Tisch, 3 Männer und der surrende Ventilator. Gustavo James Almendez, Sheriff, ein stämmiger, braungebrannter Hispanic, fühlt sich wie in einem schlechten Actionfilm der 80-er. Neben ihm der uralte deutsche Haudegen welcher vorhin noch Witze über Kommunisten riss, vor ihm der abgehalfterte Veteran der eindeutig eine Schraube locker hat. Was dieser Mann erzählt hat, kann schon deshalb nicht stimmen, weil dieser Kristen Lustig meint Petrus begegnet zu sein und tote auferweckt zu haben. Doch kann ihm der Deutsche Mr. Berg dabei helfen den Fall zu lösen, der mit Wahnsinn genug beantwortet wäre?
GeschichteAbenteuer / P18 / Gen
29.01.2023
29.01.2023
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1.612
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29.01.2023
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Ein karger Verhörraum, bläuliches Licht, 3 Stühle, ein Tisch, 3 Männer und der surrende Ventilator.
Gustavo James Almendez, Sheriff, ein stämmiger, braungebrannter Hispanic, fühlt sich wie in einem schlechten Actionfilm der 80-er. Neben ihm der uralte deutsche Haudegen welcher vorhin noch Witze über Kommunisten riss, vor ihm der abgehalfterte Veteran der eindeutig eine Schraube locker hat. Was dieser Mann erzählt hat, kann schon deshalb nicht stimmen, weil…
„...es keine Könige mehr gibt? Ich bin mir absolut sicher, dass es die gibt! Ich habe doch den heiligen Petrus gesehen, wie er zwei tote Königstöchter heilte!“, betont der Mann. Er sieht ein wenig aus als hätte ein Schwede eine Osmanin geheiratet und wäre dann mit dem Sohn nach Mexiko ausgewandert. Das gelockte blonde Haar, der hölzerne Hautton, die Narben und die wirren Tattoos an Armen und Beinen, der billig aussehende schwere Goldschmuck. Wenn nicht Ausweis, Silver Star am Mantel und Fingerabdrücke noch nach Überprüfung bestätigt hätten, dass dieser Mann Kristen Lustig heißt und tatsächlich mal bei irgendeinem Spezialkommando der U.S. Army gedient hatte, hätte er ihn einfach für ein Gangmitglied gehalten.
„Würden Sie sagen, dass Sie Petrus am Heiligenschein erkannten?“, fragt Doktor Professor Berg mit freundlicher Stimme und feinen Lächeln, der uralte, hagere Deutsche mit feinem, grauen Schnurrbart wirkt kaum wie ein Psychologe, so entspannt wie er da sitzt und bei jedem Satz des Mannes nur ungläubig gelacht hat egal wie oft dieser dann neu ansetzte um alles zu beschreiben. Gustavo fragt sich ob das eine Verhörtaktik ist oder schlicht ein altmodischer Stil. So oder so hatte er keinen anderen Irrenarzt zur Verfügung und dieser Mann hat tatsächlich einen amerikanischen Abschluss, der ihn seltsamerweise berechtigt bei Verhören teilzunehmen und Gutachten in sämtlichen Staaten außer New York, Kalifornien und Delaware auszustellen. Sein Hawaiihemd, die Lewisshorts und die weißen Baumwollstrümpfe in den Braunen Ledersandalen rauben seltsamerweise wenig von der Autorität die der Mann ausstrahlt.
Kristen Lustig schwitzt, wirkt verängstigt und nervös. Blickt unruhig hin und her, setzt neu an.
„Zuerst habe ich es nicht erkannt… ich bekam meinen Sold und verließ die Armee in Ehren“, fängt er erneut an, „dann begegnete ich dreimal einem Bettler und gab jedes Mal ein Viertel meines Lohns und dazu ein Viertel meines Vorrats ab. Danach versoff ich den Rest im nächsten Gasthaus und aß den Rest von meinem Brot. Dann zog ich weiter und wieder war da ein Bettler, nur konnte ich dem nichts geben, was ihn sauer machte, deshalb gingen wir zu einem armen Farmer ins Haus…“
„...und der war krank, weshalb ihr Petrus ihm irgendeine magische Salbe aufrieb, die ihn heilte. Dafür bekamen Sie ein Lamm und Petrus bestand darauf, dass Sie das Lamm tragen. Jaja! Oder habe ich mich falsch erinnert?“, setzt Gustavo unwirsch an. Der Mann ist einfach irre und ihn stört langsam, dass er sich seit einer Stunde wirre Geschichten anhören muss. Er hatte gedacht, dass dieser Mr. Berg nach 5 Minuten einen Schein ausstellt damit er den Veteran in das nächste Obdachlosenheim karren kann in dem man auf Drogenwirre spezialisiert ist. Mr. Berg blickt ihn unfreundlich an, lächelt dann dem Obdachlosen zu, der nun noch mehr schwitzt.
„Das ist schon richtig, und ich habe das Lamm in meinem Kessel gekocht und das Herz gegessen während Petrus fort war, nur wollte er das Herz essen. Ihm war das Herz unglaublich wichtig und deshalb habe ich behauptet, dass da kein Herz war, danach wurde alles noch verrückter, weil ich dann zu einem Fluss kam der ihm nur bis an die Knie ging während ich fast ertrank, ohne ihn wäre ich gestorben! Ehrlich, und dann wurde es noch verrückter!“, stammelt der Mann, totenbleich wird er bei der lebendigen Erinnerung. Gustavo seufzt genervt und steht auf, geht zur Tür hinaus, schnappt sich ein Sixpack eiskalter Cola, lässt Wasser in das Waschbecken laufen. Dann steckt er den Kopf hinein und schreit wütend, Luft entweicht blubbernd, er grinst zufrieden und kehrt zurück. Er gibt jedem zwei Coladosen, Mr. Doktor Professor Berg strahlt und trinkt sofort eine ganze Dose leer. Der Veteran zittert, ängstlich blickt er auf das nasse Gesicht, verfolgt unruhig Wassertropfen die auf den Tisch plätschern. Vielleicht hilft das ja sich zu erinnern, denkt Sheriff Almendez zufrieden. Bei Veteranen mag das schon mal sein.
„Dann kamen wir zu einem Schloss in dem eine Königstochter krank war und Petrus ließ sie mich im Kessel kochen damit sie wieder lebendig wird. Der hat dann die Dreifaltigkeit angerufen und die Tochter war wieder lebendig. Dafür gab der König uns einen Rucksack voll mit Gold Mein ganzer Rucksack war voll! Wirklich! Petrus wollte dann ein Drittel, ich bekam ein Drittel und wer das Herz vom Lamm gefressen hat, sollte nochmal ein Drittel kriegen… da habe ich es zugegeben und bekam deshalb zwei Drittel. Genau so war es, und das habe ich dann alles verschenkt und versoffen“, nachdem er das zum dritten Mal erzählt hat, ändert sich immer noch nichts im Detail, dafür lächelt der Mann nun hart. Er wirkt ein wenig listiger, gar nicht mehr so lustig, so kommt es Gustavo vor. Unruhig legt er eine Hand an seinen Gummiknüppel und die andere unauffällig auf seine Maglite 300L LED 6D, die einzige Taschenlampe welche im Zweifel einen entrissenen Gummiknüppel aussticht. Mr. Doktor Professor Berg wirkt überhaupt nicht beunruhigt und öffnet zischend die zweite Dose Cola.
„Nun, und warum haben Sie dann denselben Trick probiert?“, fragt Mr. Berg freundlich. Der Veteran wirkt misstrauisch, aber scheint zu wissen, dass er reden muss oder Irrenanstalt riskiert.
„Ich hatte kein Geld mehr, ging zum nächsten König, doch die Tochter konnte ich nicht lebendig machen. Ich kochte sie, aber es brauchte Mr. Petrus damit es gelingt. Trotzdem… hören Sie mal, dann waren da 9 Teufel, die mich quälten und plagten, einen steckte ich einfach in meinen Rucksack und ging dann damit zum Höllentor um Unterkunft zu finden. Ehrlich, ich wiederhole einfach was ich erlebt habe! Der Teufel im Rucksack meinte ich passe nicht in die Hölle und wies mich ab, deshalb ging ich zum Himmel. Da war Petrus und er wollte mich nicht hinein lassen. Deshalb übergab ich ihm meinen Rucksack, durch die Torgitter hindurch, und wünschte mich in den Rucksack. So kam ich in den Himmel. Ich sage nur klar, was ich wahrgenommen habe“
Almendez hat endgültig genug, schnaubt verächtlich, der Mann ist einfach verrückt. Wütend reißt er die Lasche von seiner Dose, welche sich nun nicht mehr öffnen lässt. Das regt ihn noch mehr auf, weshalb zum Ventilator geht, den Stecker zieht und ihn so in die Dose rammt, dass er nun 2 kleine Öffnungen hat. Ein wenig zufriedener schlürft er nun die kühle Cola, während die beiden Männer ihn verwundert anblicken.
„Redet nur, redet!“, fordert er die beiden auf, „Für mich seid ihr verrückte Zeitverschwender!“
„Az-k-TEC!“, zischt Doktor Professor Berg plötzlich kühl, der Veteran erbleicht und schaut den alten Mann ängstlich an. Gustavo Almendez fragt sich, ob das Deutsch war oder schlimmer Akzent.
„Anz-a-CAT?“, zischt der alte Mann nun freundlich, als würde er eine Frage stellen.
„Oh nein! Bitte kein Rorschach-Englisch! Ich bin wirklich staatstreu… wer sind sie?“, stöhnt der Veteran, nervös blickt er hin und her. Kneift die Augen zusammen und fixiert Gustavo.
Gustavo zieht den Gummiknüppel, nur um sicher zu sein, schlürft aber als Friedensgeste weiterhin an seiner Dose Cola. Auch Mr. Berg trinkt einen Schluck, lacht dann entspannt.
„Mr. Almendez, rufen Sie besser da an, wo Krieg gegen die Drogen noch eine Mission ist. Der Mann ist Veteran und lieber gibt er Drogenhalluzinationen zu als seinen Staat zu belügen. Vermutlich war LSD oder eine ähnliche Substanz im Spiel, vielleicht hat man ihn auch getäuscht um ihn mit Gewissensbissen und Angst vor strafrechtlicher Verfolgung in eine Gang zu pressen. So oder so versucht dieser gute Mann trotz Indoktrinationsversuchen nur seinem Staat zu dienen. Ich verbürge mich für ihn, den Schlag kenne ich. Lassen Sie nicht zu, dass Feiglinge Gutachten schreiben, sonst landet er im Knast oder einer Anstalt. Mr. Lustig, Sie sind ein wahrer Patriot!“
Da lächelt der Obdachlose, steht auf und salutiert. Nervös blickt er zurück zu Gustavo.
„Als sie zeigten, was man mit Wasser machen kann, hatte ich was Bammel…“, gab der Mann zu, „...und noch jetzt habe ich Bammel, dass Sie mich veralbern. Sind Sie von einem Dienst?“
Wütend verlässt Gustavo den Raum, geht zum Telefon und klappert Stellen ab bis sich Army und Drogenfahndung streiten dürfen, wer dafür verantwortlich ist. Er hat keine Lust unter die Räder zu geraten, nur weil er aus Versehen den falschen Mann nicht informiert ist. Zur Sicherheit meldet er noch dem Büro des Gouverneurs was er erlebt hat, dann verriegelt er das kleine Haus, schnappt sich drei Schrotflinte, sämtliche Munition, die 5 Polizeirevolver und die einzige Automatikwaffe im Waffenschrank. Mühsam schleppt er alles in die am leichtesten zu verteidigende Zelle, kehrt dann in den Verhörraum zurück, legt dem Obdachlosen Handschellen an.
Bald sitzen sie in der Zelle, warten. Gustavo die Automatikwaffe im Anschlag auf einem Stativ, sämtliche anderen Waffen griffbereit neben sich. Nach einigem Zögern legt er auch dem alten Deutschen eine Waffe in Griffnähe. Still warten sie ab bis heulende Polizeisirenen näher kommen, dann eine verstärkte Stimme auffordert den Seargent Lustig entwaffnet und in Handschellen hinaus zu schicken. Gustavo verweigert dies mehrfach und fragt stattdessen über Polizeifunk nach ob die Streife sauber ist. Erst als er sich sicher ist, schickt er den Mann hinaus.
Wenig später entfernen sich heulende Polizeisirenen und er atmet auf.
„Sie sind ein good German“, flüstert er, und lächelt Mr. Berg zu. Dieser lächelt zurück.
„Haben sie noch eine Cola?“
- Achtung! Herr Berg ist auch eine zentrale Figur in meiner Prosa Eden, Babel, Engel, Plagen. Wer stattdessen lieber fluffige Märchen statt moderne Krimis mag, muss Anne de Denna lesen -
Gustavo James Almendez, Sheriff, ein stämmiger, braungebrannter Hispanic, fühlt sich wie in einem schlechten Actionfilm der 80-er. Neben ihm der uralte deutsche Haudegen welcher vorhin noch Witze über Kommunisten riss, vor ihm der abgehalfterte Veteran der eindeutig eine Schraube locker hat. Was dieser Mann erzählt hat, kann schon deshalb nicht stimmen, weil…
„...es keine Könige mehr gibt? Ich bin mir absolut sicher, dass es die gibt! Ich habe doch den heiligen Petrus gesehen, wie er zwei tote Königstöchter heilte!“, betont der Mann. Er sieht ein wenig aus als hätte ein Schwede eine Osmanin geheiratet und wäre dann mit dem Sohn nach Mexiko ausgewandert. Das gelockte blonde Haar, der hölzerne Hautton, die Narben und die wirren Tattoos an Armen und Beinen, der billig aussehende schwere Goldschmuck. Wenn nicht Ausweis, Silver Star am Mantel und Fingerabdrücke noch nach Überprüfung bestätigt hätten, dass dieser Mann Kristen Lustig heißt und tatsächlich mal bei irgendeinem Spezialkommando der U.S. Army gedient hatte, hätte er ihn einfach für ein Gangmitglied gehalten.
„Würden Sie sagen, dass Sie Petrus am Heiligenschein erkannten?“, fragt Doktor Professor Berg mit freundlicher Stimme und feinen Lächeln, der uralte, hagere Deutsche mit feinem, grauen Schnurrbart wirkt kaum wie ein Psychologe, so entspannt wie er da sitzt und bei jedem Satz des Mannes nur ungläubig gelacht hat egal wie oft dieser dann neu ansetzte um alles zu beschreiben. Gustavo fragt sich ob das eine Verhörtaktik ist oder schlicht ein altmodischer Stil. So oder so hatte er keinen anderen Irrenarzt zur Verfügung und dieser Mann hat tatsächlich einen amerikanischen Abschluss, der ihn seltsamerweise berechtigt bei Verhören teilzunehmen und Gutachten in sämtlichen Staaten außer New York, Kalifornien und Delaware auszustellen. Sein Hawaiihemd, die Lewisshorts und die weißen Baumwollstrümpfe in den Braunen Ledersandalen rauben seltsamerweise wenig von der Autorität die der Mann ausstrahlt.
Kristen Lustig schwitzt, wirkt verängstigt und nervös. Blickt unruhig hin und her, setzt neu an.
„Zuerst habe ich es nicht erkannt… ich bekam meinen Sold und verließ die Armee in Ehren“, fängt er erneut an, „dann begegnete ich dreimal einem Bettler und gab jedes Mal ein Viertel meines Lohns und dazu ein Viertel meines Vorrats ab. Danach versoff ich den Rest im nächsten Gasthaus und aß den Rest von meinem Brot. Dann zog ich weiter und wieder war da ein Bettler, nur konnte ich dem nichts geben, was ihn sauer machte, deshalb gingen wir zu einem armen Farmer ins Haus…“
„...und der war krank, weshalb ihr Petrus ihm irgendeine magische Salbe aufrieb, die ihn heilte. Dafür bekamen Sie ein Lamm und Petrus bestand darauf, dass Sie das Lamm tragen. Jaja! Oder habe ich mich falsch erinnert?“, setzt Gustavo unwirsch an. Der Mann ist einfach irre und ihn stört langsam, dass er sich seit einer Stunde wirre Geschichten anhören muss. Er hatte gedacht, dass dieser Mr. Berg nach 5 Minuten einen Schein ausstellt damit er den Veteran in das nächste Obdachlosenheim karren kann in dem man auf Drogenwirre spezialisiert ist. Mr. Berg blickt ihn unfreundlich an, lächelt dann dem Obdachlosen zu, der nun noch mehr schwitzt.
„Das ist schon richtig, und ich habe das Lamm in meinem Kessel gekocht und das Herz gegessen während Petrus fort war, nur wollte er das Herz essen. Ihm war das Herz unglaublich wichtig und deshalb habe ich behauptet, dass da kein Herz war, danach wurde alles noch verrückter, weil ich dann zu einem Fluss kam der ihm nur bis an die Knie ging während ich fast ertrank, ohne ihn wäre ich gestorben! Ehrlich, und dann wurde es noch verrückter!“, stammelt der Mann, totenbleich wird er bei der lebendigen Erinnerung. Gustavo seufzt genervt und steht auf, geht zur Tür hinaus, schnappt sich ein Sixpack eiskalter Cola, lässt Wasser in das Waschbecken laufen. Dann steckt er den Kopf hinein und schreit wütend, Luft entweicht blubbernd, er grinst zufrieden und kehrt zurück. Er gibt jedem zwei Coladosen, Mr. Doktor Professor Berg strahlt und trinkt sofort eine ganze Dose leer. Der Veteran zittert, ängstlich blickt er auf das nasse Gesicht, verfolgt unruhig Wassertropfen die auf den Tisch plätschern. Vielleicht hilft das ja sich zu erinnern, denkt Sheriff Almendez zufrieden. Bei Veteranen mag das schon mal sein.
„Dann kamen wir zu einem Schloss in dem eine Königstochter krank war und Petrus ließ sie mich im Kessel kochen damit sie wieder lebendig wird. Der hat dann die Dreifaltigkeit angerufen und die Tochter war wieder lebendig. Dafür gab der König uns einen Rucksack voll mit Gold Mein ganzer Rucksack war voll! Wirklich! Petrus wollte dann ein Drittel, ich bekam ein Drittel und wer das Herz vom Lamm gefressen hat, sollte nochmal ein Drittel kriegen… da habe ich es zugegeben und bekam deshalb zwei Drittel. Genau so war es, und das habe ich dann alles verschenkt und versoffen“, nachdem er das zum dritten Mal erzählt hat, ändert sich immer noch nichts im Detail, dafür lächelt der Mann nun hart. Er wirkt ein wenig listiger, gar nicht mehr so lustig, so kommt es Gustavo vor. Unruhig legt er eine Hand an seinen Gummiknüppel und die andere unauffällig auf seine Maglite 300L LED 6D, die einzige Taschenlampe welche im Zweifel einen entrissenen Gummiknüppel aussticht. Mr. Doktor Professor Berg wirkt überhaupt nicht beunruhigt und öffnet zischend die zweite Dose Cola.
„Nun, und warum haben Sie dann denselben Trick probiert?“, fragt Mr. Berg freundlich. Der Veteran wirkt misstrauisch, aber scheint zu wissen, dass er reden muss oder Irrenanstalt riskiert.
„Ich hatte kein Geld mehr, ging zum nächsten König, doch die Tochter konnte ich nicht lebendig machen. Ich kochte sie, aber es brauchte Mr. Petrus damit es gelingt. Trotzdem… hören Sie mal, dann waren da 9 Teufel, die mich quälten und plagten, einen steckte ich einfach in meinen Rucksack und ging dann damit zum Höllentor um Unterkunft zu finden. Ehrlich, ich wiederhole einfach was ich erlebt habe! Der Teufel im Rucksack meinte ich passe nicht in die Hölle und wies mich ab, deshalb ging ich zum Himmel. Da war Petrus und er wollte mich nicht hinein lassen. Deshalb übergab ich ihm meinen Rucksack, durch die Torgitter hindurch, und wünschte mich in den Rucksack. So kam ich in den Himmel. Ich sage nur klar, was ich wahrgenommen habe“
Almendez hat endgültig genug, schnaubt verächtlich, der Mann ist einfach verrückt. Wütend reißt er die Lasche von seiner Dose, welche sich nun nicht mehr öffnen lässt. Das regt ihn noch mehr auf, weshalb zum Ventilator geht, den Stecker zieht und ihn so in die Dose rammt, dass er nun 2 kleine Öffnungen hat. Ein wenig zufriedener schlürft er nun die kühle Cola, während die beiden Männer ihn verwundert anblicken.
„Redet nur, redet!“, fordert er die beiden auf, „Für mich seid ihr verrückte Zeitverschwender!“
„Az-k-TEC!“, zischt Doktor Professor Berg plötzlich kühl, der Veteran erbleicht und schaut den alten Mann ängstlich an. Gustavo Almendez fragt sich, ob das Deutsch war oder schlimmer Akzent.
„Anz-a-CAT?“, zischt der alte Mann nun freundlich, als würde er eine Frage stellen.
„Oh nein! Bitte kein Rorschach-Englisch! Ich bin wirklich staatstreu… wer sind sie?“, stöhnt der Veteran, nervös blickt er hin und her. Kneift die Augen zusammen und fixiert Gustavo.
Gustavo zieht den Gummiknüppel, nur um sicher zu sein, schlürft aber als Friedensgeste weiterhin an seiner Dose Cola. Auch Mr. Berg trinkt einen Schluck, lacht dann entspannt.
„Mr. Almendez, rufen Sie besser da an, wo Krieg gegen die Drogen noch eine Mission ist. Der Mann ist Veteran und lieber gibt er Drogenhalluzinationen zu als seinen Staat zu belügen. Vermutlich war LSD oder eine ähnliche Substanz im Spiel, vielleicht hat man ihn auch getäuscht um ihn mit Gewissensbissen und Angst vor strafrechtlicher Verfolgung in eine Gang zu pressen. So oder so versucht dieser gute Mann trotz Indoktrinationsversuchen nur seinem Staat zu dienen. Ich verbürge mich für ihn, den Schlag kenne ich. Lassen Sie nicht zu, dass Feiglinge Gutachten schreiben, sonst landet er im Knast oder einer Anstalt. Mr. Lustig, Sie sind ein wahrer Patriot!“
Da lächelt der Obdachlose, steht auf und salutiert. Nervös blickt er zurück zu Gustavo.
„Als sie zeigten, was man mit Wasser machen kann, hatte ich was Bammel…“, gab der Mann zu, „...und noch jetzt habe ich Bammel, dass Sie mich veralbern. Sind Sie von einem Dienst?“
Wütend verlässt Gustavo den Raum, geht zum Telefon und klappert Stellen ab bis sich Army und Drogenfahndung streiten dürfen, wer dafür verantwortlich ist. Er hat keine Lust unter die Räder zu geraten, nur weil er aus Versehen den falschen Mann nicht informiert ist. Zur Sicherheit meldet er noch dem Büro des Gouverneurs was er erlebt hat, dann verriegelt er das kleine Haus, schnappt sich drei Schrotflinte, sämtliche Munition, die 5 Polizeirevolver und die einzige Automatikwaffe im Waffenschrank. Mühsam schleppt er alles in die am leichtesten zu verteidigende Zelle, kehrt dann in den Verhörraum zurück, legt dem Obdachlosen Handschellen an.
Bald sitzen sie in der Zelle, warten. Gustavo die Automatikwaffe im Anschlag auf einem Stativ, sämtliche anderen Waffen griffbereit neben sich. Nach einigem Zögern legt er auch dem alten Deutschen eine Waffe in Griffnähe. Still warten sie ab bis heulende Polizeisirenen näher kommen, dann eine verstärkte Stimme auffordert den Seargent Lustig entwaffnet und in Handschellen hinaus zu schicken. Gustavo verweigert dies mehrfach und fragt stattdessen über Polizeifunk nach ob die Streife sauber ist. Erst als er sich sicher ist, schickt er den Mann hinaus.
Wenig später entfernen sich heulende Polizeisirenen und er atmet auf.
„Sie sind ein good German“, flüstert er, und lächelt Mr. Berg zu. Dieser lächelt zurück.
„Haben sie noch eine Cola?“
- Achtung! Herr Berg ist auch eine zentrale Figur in meiner Prosa Eden, Babel, Engel, Plagen. Wer stattdessen lieber fluffige Märchen statt moderne Krimis mag, muss Anne de Denna lesen -
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