What in the Mittelerdler vor unserer Haustür
Kurzbeschreibung
Der 11. Juli, ein Montag wie jeder andere. Naja, fast. Ida, Linda, Alexa und Alice kriegen nämlich Besuch. Und zwar nicht vom Ordnungsamt aufgrund von übermäßigem Chaos, sondern von sechs Cosplayern. Verdächtig realistischen Cosplayern… Spoiler: Es waren keine Cosplayer. Überraschung. Wenn Fili fast den Toaster ermordet, Thranduil Nirvana hört und Legolas in Crocs durch die Weltgeschichte läuft, dann könnt ihr euch sicher sein: Ich hab wieder literarischen Müll produziert und mich dazu entschlossen, ihn hier hochzuladen.
GeschichteHumor, Freundschaft / P12 / Gen
Bilbo Beutlin
Fili
Kili
Legolas
Thorin Eichenschild
Thranduil
21.01.2023
18.03.2023
10
36.696
6
18.03.2023
6.400
„Wo ist mein Wein?“, wurden wir natürlich freundlich wie immer von Thranduil begrüßt, der scheinbar direkt hinter der Tür auf uns gewartet und aufgemacht hatte, bevor wir überhaupt die Gelegenheit gehabt hatten, zu klingeln.
„Wir haben dich ja auch vermisst“, antwortete Alice missmutig, während sie Fili, Kili und Thorin, die immer noch unsere Tüten schleppten, durch den Flur lotste.
„In den Taschen“, gab ich dem sehr angepisst schauenden Elbenkönig zur Auskunft, bevor er auf die Idee kommen könnte, auszurasten.
„TRAUBEEEEN“, raste plötzlich ein dunkelblondes Etwas, von dem ich stark vermutete, dass es sich um Linda handelte, an uns vorbei. Alter, interessierte sich hier überhaupt jemand dafür, dass WIR wieder da waren? *heul*
Die Zwerge, die von Alice in die Küche geführt worden waren, hatten die drei riesigen Einkaufstaschen jetzt mal auf der Kücheninsel abgestellt und guckten uns unschlüssig an, während Linda wie Gollum höchstpersönlich zwischen uns hindurch wuselte und irgendwie versuchte, an die Einkäufe ranzukommen, um nach ihren heiß geliebten Trauben zu suchen.
Alexa, die mittlerweile auch in der Tür stand, facepalmte sich, in diesem Moment kam auch noch Bilbo um die Ecke geflitzt, der uns gehetzt anschaute.
„Habt ihr alles mitgebracht?“
Ich nickte lachend, während Thorin „Ja, das haben wir, mach dir mal keine Sorgen“ grinste. Wow, er konnte ja mal nicht aggressiv sein…
Erleichtert seufzte der Hobbit und lächelte zu dem Zwergenkönig hinauf, der neben ihm stand. „Auf euch ist Verlass.“
Thorin lief rot an und wirkte mit einem Mal ziemlich verlegen, was Alice, Alexa und mich dazu brachte, uns verschwörerische Blicke zuzuwerfen. Linda war ja leider immer noch damit beschäftigt, nach ihren Trauben zu suchen und konnte dementsprechend nicht an unseren shippingbedingten Blickwechseln teilhaben, doch aus dem Augenwinkel sah ich, wie auch Fili und Kili sich gegenseitig angrinsten.
Okay, also jeder hier shippte Bagginsshield (nur bei Thranduil war ich mir da nicht ganz sicher), aber die beiden waren immer noch zu blöd, gegenseitig zu kapieren, dass die sich mochten? Wow. Die waren ja gerade mal einen Tag hier und trotzdem war das offensichtlicher, als dass der gute Thrandy ein kleines Alkoholproblemchen hatte.
Auf jeden Fall kramte auch er wie ein Drogenspürhund nach seinen Weinflaschen und hielt tatsächlich wenig später sowohl diese, als auch die von uns eingekaufte Packung Trauben in der Hand.
„Hier, Kind“, sagte er zu Linda und hielt ihr die Dinger freundlicherweise hin, woraufhin sich meine Freundin mit einem lautstarken „MEINE TRAUBEN!!!“ auf eben diese stürzte. Eine Reihe Facepalms folgte, was ihr allerdings scheinbar egal war, dieses Kind pflückte sich nämlich glücklich einige der Trauben ab und begann, diese zu futtern.
„Du musst die erst waschen!“, rief ich entsetzt. Sorry, aber ungewaschenes Obst und Gemüse waren mein persönlicher Alptraum… Neben Spinnen natürlich. Adrian zeigte mir nur den Mittelfinger und futterte weiter UNGEWASCHENE Trauben, die anderen lachten mich aus.
„Deshalb wohl auch Waschbär“, grinste Kili, der neben mir stand.
„Sei bloß leise, du Tauriel-Fanatiker“, grummelte ich.
Prompt sahen alle Kili an, dieser war rot angelaufen.
„Wie bitte?“, donnerte Thranduil, der gerade damit beschäftigt gewesen war, einen Korkenzieher für seine Weinflaschen zu suchen.
„Kili, hast du mir irgendetwas zu sagen?“, fragte auch Thorin mit einem gefährlichen Unterton, woraufhin Bilbo ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm legte, da sonst wahrscheinlich wieder ein zwergischer Wutanfall à la Eichenschild gefolgt wäre.
„Das… ist eine Lüge“, stammelte Kili sehr kreativ.
„Bist du dir da sicher?“, fragte Alexa aus Richtung des Türrahmens.
„Es war ja nur ein harmloser Spruch!“, rechtfertigte sich der Zwerg.
„Harmlos?“, schaltete sich Alice ein. „Wohl eher hobbylos. Was ist „Ich könnte alles mögliche in der Hose haben“ denn bitte für eine Art und Weise, eine Frau anzusprechen?“
Sofort brachen Fili, Linda und Alexa in einen Lachflash aus. Thorin sah seinen Neffen unterdessen weiterhin drohend an, ebenso wie Legolas und Thranduil, denen es wohl gar nicht zu passen schien, dass gerade ein Zwerg aus der Linie Durins sich an die Anführerin der Elbengarde rangemacht hatte.
Bilbo wollte wohl nicht in das Kiliel-Drama involviert werden und schien auf einmal unsere Tapete sehr interessant zu finden; sofort kam mir dieser Raufasertapete-Spruch von Bernd das Brot in den Sinn. Bitte kennt das jemand…
„War das nicht diese Rothaarige?“, wollte Fili wissen. „Kämpfen kann sie ja, das muss man ihr lassen. Allein, wie sie dich vor den Spinnen gerettet hat, Bruder!“
Kilis Gesichtsfarbe hatte sich mittlerweile zu einem so dunklen Rot geändert, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn Thranduil auf einmal einen Crush auf ihn gehabt hätte, weil er ihn fälschlicherweise für eine Flasche Wein gehalten hatte.
Und weil mein armer Zimmerpartner noch nicht genug gemobbt worden war, beschloss ich, noch einen draufzusetzen, einfach, weil ich es konnte.
„Och, ich glaub, das hatte eigentlich gar nicht so viel mit ihren Kampffähigkeiten zu tun, Kili flirtet ja eigentlich alles an, was zwei Beine hat, siehe der eine Elb aus Bruchtal…“
Erneut kriegte vor allem Fili einen Lachflash. „Oh ja, daran erinnere ich mich; dein Gesicht, als Dwalin dir sagte, dass es sich nicht um ein Elbenmädchen handelte, war einfach zu genial!“
Böse schaute Kili mich an, da ich für die ganze Eskalation ja eigentlich verantwortlich war, ich streckte ihm nur die Zunge raus. Opfer.
Beleidigt suchte der Zwerg das Weite und verkrümelte sich aus der Küche, nach kurzer Zeit folgten ihm auch Thorin, sein Bruder und Thranduil, der tatsächlich einen Korkenzieher gefunden hatte, von dem ich gar nicht wusste, dass wir ihn besaßen und sich mit einer der Weinflaschen jetzt wahrscheinlich eine Auszeit auf unserer Terrasse genehmigen wollte.
Übrig blieben wir Mädchen, Legolas und Bilbo. Der Hobbit sah uns abwartend an.
„So, dann lasst mal sehen!“
„Am besten schaust du das Zeug durch, Bilbo, und gibst das dann direkt an uns weiter, damit wir das in Einem schonmal in die Schränke und so einräumen können“, schlug Alexa vor und wir nickten.
Also waren wir fünf Minuten später drauf und dran, unsere Einkäufe zu verstauen. Die Zwerge waren ja alle abgehauen und Legolas war als einziger der Mittelerdler, die mit einkaufen gewesen waren, in der Küche geblieben, um uns zu helfen.
Er schob dies zwar auf seine eigene Freundlichkeit, aber ich hatte den starken Verdacht, dass er eigentlich nur hier blieb, weil er die Unterhaltung mit Alice über verschiedene Salatsorten weiterführen wollte, denn offenbar waren die beiden ähnlich krasse Salat-Junkies. Da hatten sich ja zwei gesucht und gefunden…
Das Gleiche galt übrigens für Fili und Linda; da unsere Freundin eh nur in der Ecke gestanden und Trauben gefuttert hatte, hatten wir sie irgendwann aus der verhältnismäßig kleinen Küche verwiesen, da das Einräumen der Lebensmittel in die Schränke auf Dauer ganz schön anstrengend wurde, wenn sich so viele Leute hier drin befanden.
Jetzt hockte sie auf jeden Fall mit Fili auf dem Sofa und erklärte dem Zwerg das Prinzip von WhatsApp, oder zumindest hörte es sich so an.
Ich versteckte also die vorhin eingekauften sieben Nutellagläser hinter dem Müsli im Küchenschrank (wer Nutella in den Kühlschrank tut, gehört meiner Meinung nach eingesperrt), da ich ja nie sicher sein konnte, dass nicht Kili, der von dem Zeug wirklich angetan zu sein schien, auf einmal Hunger bekam, als plötzlich mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte.
Ich kramte das Gerät hervor und, Überraschung, es handelte sich um eine Nachricht von Linda. Beziehungsweise wahrscheinlich eher von Fili.
„Guten Tag, Ida.“
Ich verdrehte die Augen und beschloss, den Zwerg ein bisschen zu verarschen.
„Ihre Nachricht konnte leider nicht zugestellt werden, bitte versuchen Sie es erneut oder lassen Sie es einfach ganz bleiben“, schrieb ich zurück. Gleich darauf erklang ein verwirrtes „Hä?“ aus dem Wohnzimmer.
„Was ist denn…“, war Lindas Stimme zu hören, eine Sekunde später folgte ein angenervtes „Boah Idaaa“.
Während ich mich mal wieder sehr lustig fand und Bilbo das Obst, das er gerade begutachtet hatte, abnahm, um es zu waschen, bevor gewisse Menschen es so essen konnten, erklärte Linda Fili wohl gerade, dass seine Nachricht sehr wohl zugestellt worden war und ich ihn einfach nur verarscht hatte.
„Jetzt antworte ihm mal, sonst ist er traurig.“
Das war dann wohl an mich gerichtet gewesen. Ich seufzte, aber da ich so unfassbar gutmütig und selbstlos war, entsperrte ich mein Handy, ging auf Lindas Chat und schrieb ein „Hallo Fili“ in die Textzeile, bevor ich die Nachricht abschickte und das Gerät wieder ausschaltete.
Gleich darauf erklang ein erfreutes „Es hat funktioniert!“ aus dem Wohnzimmer. Ne, echt? Aber schon süß irgendwie.
Bilbo hatte unterdessen scheinbar alles, was wir eingekauft hatten, als genießbar eingestuft; auch, wenn er die Unmengen an Süßigkeiten, die ja auf meine Rechnung und die der Durinssöhne ging, etwas kritisch betrachtete, aber freundlicherweise nichts dazu sagte.
„Wenn es recht ist, würde ich heute Mittag gerne etwas kochen“, gab der Hobbit nach einiger Zeit zu hören.
Naja, wenn man dem Film und den Fressattacken der dreizehn Zwerge im ersten Teil Glauben schenken durfte, war Bilbo ja gar kein so schlechter Koch, weshalb wir auch keinen Grund sahen, ihm seine Bitte auszuschlagen.
Außerdem müssten wir uns dann die Arbeit nicht machen. An sich kochte ich ja gerne, aber jeden Tag war dann doch etwas anstrengend… Da es ja auch schon auf den frühen Nachmittag zuging, sah ich es als ganz sinnvoll an, mal rundzufragen, wer denn schon Hunger hatte.
Tatsächlich meldeten sich alle außer Thranduil, der mit seinem Wein scheinbar wunschlos glücklich war und mir erfreut mitteilte, dass die Sorte, die wir ihm mitgebracht hatten, ganz nach seinem Geschmack war und, ich zitiere, dem Aroma des Dorwinions erstaunlich nahe kam.
Aber da der Elbenkönig essenstechnisch eh überstimmt war, duftete es bereits eine halbe Stunde später in der gesamten unteren Etage nach dem Kartoffelgratin, den Bilbo in einem unserer zigtausend Kochbücher gefunden hatte. Alexa hatte sich bereiterklärt, bei ihm in der Küche zu bleiben und ihm bei der Bedienung der „neumodischen Geräte“, wie er sie genannt hatte, zu helfen.
Ich hatte unterdessen alle anderen im Wohnzimmer versammelt, außer natürlich Kili, der laut Fili nach oben gegangen war. Ich tippte darauf, dass er sich wieder in mein Bett gelegt hatte und am Pennen war, aber mir sollte es recht sein.
Auf jeden Fall hockten alle (außer wie gesagt unsere Meisterköche und Kili) um mich herum auf dem Teppich und sahen mich gespannt an und in diesem Moment fühlte ich mich wirklich wie eine Erzieherin im Kindergarten…
„Wir haben uns heute hier versammelt…“, kam es von Linda.
„…Um dir zu sagen, dass du leise sein sollst, Adrian“, vollendete ich ihren Satz, was sie natürlich wieder mit ihrem Mittelfinger quittierte.
„So, da wir ja noch den halben Tag Zeit haben, wollte ich mal fragen, ob es irgendwelche Vorschläge gibt, was wir machen könnten, weil das Wetter ehrlich gesagt zu schön ist, um drin zu sitzen“, eröffnete ich.
Legolas stimmte mir freundlicherweise nickend zu. Thranduil, der sich doch tatsächlich dazu herabgelassen hatte, die Terrasse zu verlassen und sich zu uns zu gesellen, wobei er sich allerdings auf dem Sessel, statt wie alle anderen auf dem Teppich geparkt hatte, schlug eine Weinverköstigung vor.
Überraschung, seine Idee fand verhältnismäßig wenig Unterstützung, woraufhin der König beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte.
„Ich würde gerne einmal ein wenig die Wälder in Deutschland auskundschaften“, gab Legolas bekannt. Daraufhin kam von Fili die absolut geistreiche Frage rein, ob es denn in Deutschland überhaupt Wälder gab. Linda erklärte ihm lachend, dass es hier natürlich Wälder gab, woraufhin der Zwerg etwas erleichtert schien.
„Mahal sei Dank, ich dachte schon, hier seien überall diese geteerten Straßen und hohen Gebäude“, gab er zu hören.
„Wir sind hier im letzten Kaff, Fili, wenn dir die Straßen und Gebäude hier schon zu viel sind, solltest du mal eine richtige Großstadt sehen“, kommentierte Alexa aus der Küche.
„Gibt es denn eine in der Nähe?“, wollte Thorin wissen.
„Eine was?“, kam es von Alice.
„Eine Großstadt natürlich.“
„Äh ja, Koblenz theoretisch…“
„Da könnten wir ja hinfahren!“, warf Linda ein, doch ich zeigte ihr einen Vogel.
„Draußen hats 30 Grad, als ob ich da durch Koblenz laufe…“
„Ich würde dieses Koblenz auch wirklich gerne einmal sehen, vielleicht sollten wir das allerdings an einem Tag machen, an dem es etwas weniger heiß draußen ist“, gab Bilbo aus der Küche seine Meinung dazu ab.
„Ist notiert“, antwortete ich.
„In Ordnung, und… wo ist das notiert?“
„In meinem Kopf.“
„In meinem Benz“, fingen Linda und Alice wie auf Kommando an zu singen, woraufhin zur Abwechslung mal ich ihnen den Mittelfinger zeigte.
Gott ey, es gab nicht viel, dass ich so sehr hasste wie minderwertig qualitativen Deutschrap, der eigentlich nur daraus bestand, dass der Sänger mir mit mehr Autotune als Gehirn erzählte, dass er eine Rolex besaß, ein teures Auto fuhr und was mit meiner Mutter hatte.
Taddls Musik bildete da eine Ausnahme, das war zwar zum Großteil auch Deutschrap, aber wenigstens welcher, der nicht darauf basierte, den Zuhörer zu beleidigen…
Ja, das wars mit dem Deutschrap-Exkurs. Musste aber mal gesagt werden.
„Ich hab ne Idee!“, warf Alice plötzlich ein.
„Lass hören.“
„Gibts hier nicht irgendwie drei Kilometer entfernt ein Waldbad oder so? Da könnten wir doch hin, da kann Legolas sich den Wald angucken und zu warm ist das auch nicht.“
„Das… ist ein durchaus sinnvoller Einfall, Lissy“, gab Linda ihren Kommentar dazu ab. Auch ich befand die Idee als gut und nach kurzem Erklären für die Mittelerdler, worum es sich bei einem Waldbad handelte, waren auch sie alle mehr oder minder einverstanden.
„Solange ich nicht gezwungen werde, wie ein kleines Kind im Wasser herumzuplanschen“, gab auch Thranduil schlussendlich seine Erlaubnis.
„Keine Sorge, wir nehmen eine Picknickdecke mit, da kannst du dann drauf sitzenbleiben, wenn du wirklich gar keine Lust auf Schwimmen hast“, beschwichtigte Alice den König. Dieser schien daraufhin besänftigt und haute dann einfach wieder nach draußen auf die Terrasse ab. Säufer.
„Essen ist fertig!“, kam Bilbo da auf einmal mit einer dampfenden Auflaufform aus der Küche und lächelte uns breit an. Alexa erschien hinter ihm, in der Hand hatte sie einen Teller mit den vorhin von Thorin gekauften blutigen Steaks, die Bilbo wohl extra für die Zwerge unter uns zubereitet hatte.
Naja, bei dem Anblick von letzterem drehte sich mir zwar gefühlt der Magen um, aber trotzdem süß von dem Hobbit, dass er irgendwie an die Essensvorlieben von allen gedacht hatte.
„Wer geht denn jetzt eigentlich Kili holen?“, fragte ich in die Runde, während langsam alle aufstanden, um sich an den Esstisch zu begeben. „Das Essen will der ja sicher nicht verpassen.“
„Immer der, der fragt“, grinste Fili, der mittlerweile angefangen hatte, den Tisch zu decken, frech.
Ich stöhnte auf; sollte Kili sich nämlich verzogen haben, weil er aufgrund des kollektiven Mobbings vorhin sauer war, dann war ich sicher die letzte Person, mit der er jetzt reden wollte.
Aber niemand hier sah so aus, als hätte er jetzt wirklich die Motivation, nach oben zu gehen, um den Zwerg zu holen. Die hatte ich zwar auch nicht, aber gut, da er mein Zimmerpartner war und es wahrscheinlich sonst niemand machen würde, gab ich mich geschlagen und gurkte nach oben.
Vor meiner geschlossenen Zimmertür angekommen, war ich mir erstmal nicht sicher, ob ich jetzt klopfen sollte oder nicht. Ich meine, es war zwar mein Zimmer, aber wer weiß, was der da drin machte… Gott, das klang falsch. Vergessen wir das.
Ich beschloss, einfach zu klopfen und nach ein paar Sekunden erklang ein gedämpftes „Hmpf“ von drin, was ich als Aufforderung interpretierte, reinzukommen.
Da das wie gesagt mein Zimmer war, wäre ich wahrscheinlich auch reingekommen, wenn er mich nicht dazu aufgefordert hätte, aber weil ich nett war, wollte ich ihn wenigstens vorwarnen.
Ich hatte recht behalten; der lag tatsächlich schon wieder auf meinem Bett, schien allerdings wach oder zumindest nur im Halbschlaf zu sein, denn als ich eintrat, blinzelte er mich träge an.
„Ist was?“
Freundlich wie immer, Kollege, sagte ich in Gedanken, aber da er ja wahrscheinlich eh schon sauer auf mich war, unterließ ich diesen Kommentar und beschränkte mich nur auf eine Erläuterung der aktuellen Situation. Wow, das klingt ja als könnte ich Hochdeutsch…
„Es gibt Essen und wir haben beschlossen, später ins Waldbad zu gehen, da kann man in so einem großen See im Wald schwimmen“, gab ich zur Auskunft.
Beim Stichwort Essen hatte dieser kleine Fresssack sich natürlich sofort aufgerichtet und guckte mich hellwach an. „Was gibt es denn?“
Alles klar, dann ignorier den Teil mit dem Waldbad halt komplett…
„Kartoffelgratin, das ist so ne Art Auflauf, und für dich und deine Verwandten zusätzlich noch das Fleisch, das Thorin vorhin gekauft hat.“
Sofort hellte sich seine Miene auf und er sprintete an mir vorbei auf den Flur und die Treppe runter. Dass er sich dabei nicht auf die Fresse legte, grenzte fast schon an ein Wunder. Ich folgte Kili in normaler Geschwindigkeit und wenig später saßen wir alle am Tisch und futterten Bilbos Mittagessen.
„Respekt, Bilbo, kochen kannst du“, gab Alexa mit vollem Mund bekannt. Fili und Kili auf dem Sofa sahen das wohl ähnlich.
„Nicht nur ein Meisterdieb, auch noch ein Meisterkoch!“
Selbst Thranduil ließ sich dazu herab, dem Hobbit ein Kompliment auszusprechen. „Das ist wirklich ausgesprochen delikat, vorzüglich, Bilbo.“
Prompt bekam der Hobbit zartrosa Ohrenspitzen und senkte verlegen den Blick. „Ach, das ist doch nicht der Rede wert…“
„Blödsinn“, widersprach ich. „An deine Kochkünste kann ich mich echt gewöhnen. Dagegen bin ich in der Küche eine absolute Niete.“
Gut, konnte vielleicht auch sein, dass ich Bilbo dazu bewegen wollte, öfter zu kochen, damit ich das nicht machen musste, aber das/der/keine Ahnung Kartoffelgratin war wirklich ziemlich lecker.
Nach dem Essen lag Kili in der Seesternpositon auf dem Wohnzimmerteppich und starrte die Decke an.
„Ich bin pappsatt, ich kann jetzt nicht mehr zum Waldbad laufen!“, gab er theatralisch bekannt.
„Ist ja auch kein Wunder, wenn du gleich vier Portionen von dem Kartoffelgrataahn isst“, kommentierte Thorin, der Linda und mir sozialerweise beim Abräumen half. Während ich die Teller in die Spülmaschine räumte, musste ich grinsen, Thorins französische Aussprache war ja mal echt… ausbaufähig…
„Was kann ich denn dafür, dass Bilbo so gut kocht?!“, rechtfertigte sich Kili. „Das hat sogar gut geschmeckt, obwohl da kein Fleisch drin war! Nicht einmal Bombur hätte das hinbekommen!“
Bilbo, der der Meinung gewesen war, trotz seiner Meisterleistung beim Kochen auch noch beim Aufräumen der Küche helfen zu müssen und aktuell neben mir per Hand die Pfanne spülte, lachte schon wieder verlegen. Dieser Hobbit war einfach viel zu süß…
Alice und Alexa waren mit Legolas und Fili nach oben gegangen, um in den alten Sachen meines Bruders vielleicht noch die ein oder andere Badehose für die Mittelerdler ausfindig zu machen, damit wir nicht mehr Geld als unbedingt nötig im Badeshop des Waldbads ausgeben mussten.
Thranduil war tatsächlich so freundlich, sich ebenfalls zu uns in die Küche zu gesellen und uns einen kleinen Fresskorb mit Snacks und Getränken zum Mitnehmen zu packen. Hoffentlich bestand der schlussendlich nicht nur aus Wein…
Etwa eine Dreiviertelstunde später waren alle soweit fertig. Wir standen also zu zehnt vor der Haustür und nachdem Alice abgeschlossen hatte, konnten wir los.
Drei Badehosen hatten wir tatsächlich noch gefunden und an sich auch etwas, das Bilbo sicher gepasst hätte, aber der Hobbit hatte sich leider geweigert, Alice’ neonorangen Bikini anzuziehen. Schade, der hätte ihm bestimmt gestanden…
Außerdem hatten wir mithilfe von Thorin und Legolas auch noch den Bollerwagen aus dem Keller geholt, der mal meinem Bruder und mir gehört hatte und seit Jahren da unten verstaubte. Eigentlich war der dazu da gewesen, damit wir den Fresskorb von Thranduil und unsere restlichen Sachen darin transportieren konnten.
Jetzt waren allerdings Alice und Linda so freundlich gewesen, sich darein zu hocken und sich von Fili, der überraschend viel Kraft aufwies, ziehen zu lassen. Und das bei 30 Grad, der arme… Obwohl es ihm nicht wirklich was auszumachen schien, er zog das Ding jetzt schon seit gut einem Kilometer und sah nicht so aus, als ob er großartig leiden würde.
Da unsere ursprüngliche Gepäck-Transportmöglichkeit leider voll war, waren Kili, Legolas und ich dazu verdonnert worden, die übrige Ausrüstung, wie Handtücher, die Picknickdecke, unsere Badekleidung, sowie die glücklicherweise noch gültige Jahreskarte für das Waldbad, die Alexa irgendwo gefunden hatte, zu schleppen.
Besagte Jahreskarte war zwar immer nur für maximal zehn Personen pro Eintritt gültig, aber da wir glücklicherweise genau zu zehnt waren (was ein Zufall), sollte uns das nicht aufhalten.
Bilbo lief mit Alexa ganz vorne und sang fröhlich Wanderlieder, Legolas und Thranduil unterhielten sich leise auf Elbisch, Thorin erging sich in Schweigen, Kili führte irgendwelche Konversationen mit Fili, und Lissy und Adrian im Bollerwagen regten sich über die Hitze auf, wobei die beiden ja noch gut Reden hatten, die mussten ja nicht mal selber laufen.
Ich war also lost und außerdem sehr damit beschäftigt, mit meinen Turnschuhen auf dem buckligen Feldweg nicht umzuknicken, was sich als schwieriger als gedacht herausstellte, da mein Orthopäde mir vor Jahren mal irgendwie mitgeteilt hatte, dass ich ungewöhnlich weiche Gelenke hatte.
Das war zwar der Grund dafür, dass ich relativ gelenkig war und mir das wöchentliche Training im Jugend-Leichtathletik-Verein, das ich bis vor einem Jahr noch besucht hatte, immer sehr leicht gefallen war, allerdings hatte das auch den Nachteil, dass ich wirklich in jeder Situation kompetent genug war, umzuknicken.
Ein paar Mal war ich sogar talentiert genug gewesen, das im Stehen zu schaffen, und das ist schon ziemlich schwer. Aber tatsächlich bekam ich den beschwerlichen Weg zum Waldbad hin, ohne umzuknicken; auch dann, als wir von dem viel zu warmen Feldweg runter waren und endlich den kühlen Wald betreten hatten.
Also standen wir jetzt vor dem Tickethäuschen oder wie das Ding hieß und Alexa zeigte unser tolles Jahresticket vor.
Der Verkäufer zählte uns alle einmal durch, um sicherzugehen, dass wir ihn nicht verarschten und wirklich nur zehn Leute waren, ehe wir das Ticket zurückkriegten und damit durch das Drehkreuz gingen, das sich im überdachten Eingangsbereich befand. Und das die Mittelerdler beinahe noch gruseliger fanden als die automatische Tür des Rewes, obwohl es nicht mal mit elektrischem Strom funktionierte…
Nachdem wir es alle durch dieses äußerst bedrohliche Durch geschafft hatten, fanden wir uns an der oberen Kuppe eines Hangs wieder. Nach links ging es zu den Umkleidekabinen und Duschen, etwas weiter rechts befand sich der kleine Laden, den Alice, die mittlerweile mal aus dem Bollerwagen ausgestiegen war, anvisierte.
Sie war nämlich diejenige mit dem Portmonee und ging, während wir anderen draußen warteten, in Begleitung von Legolas und dessen Vater da rein, um die fehlenden Badehosen zu besorgen.
Der Elbenkönig war zwar wahrscheinlich nur mitgekommen, weil er sich erhoffte, dass es da drin Wein zu kaufen gab, aber natürlich war dem nicht so, weswegen er nach zwei Minuten mit einem langen Gesicht wieder herauskam.
Alexa, Linda und ich verteilten unterdessen die Badehosen, die wir bereits hatten, unter den Jungs. Da Bilbo diese offensichtlich zu groß waren, Legolas ja noch in dem Laden war und Alice auf dem Weg gemeint hatte, dass sie ihm und seinem Vater zusammenpassende Badehosen kaufen wollte, gaben wir die drei Bermudashorts-Badehosen (falls das ein Wort ist) also einfach an die Zwerge, welche diese kritisch beäugten.
„Was soll ich mit einer Unterhose? Ich trage bereits eine! Auch, wenn diese aus einem anderen Stoff gefertigt ist“, gab Thorin zu hören.
Prompt bekamen wir einen Lachflash. Über die Beschaffenheit von Thorins aktueller Unterhose wollten wir eigentlich gar nicht so viel wissen, der einzige, den das vielleicht interessierte, war Bilbo…
„Das sind Badeshorts, Thorin“, kicherte Linda. „Die zieht man in Deutschland zum Schwimmen an.“
„Nur… die Badeschoats?“, fragte Kili skeptisch. Ich nickte und fragte mich schon, warum der jetzt so doof grinste, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel.
„Boah Kili, nein, wir Mädchen ziehen noch was obenrum an, du Perversling!“
Kili zog eine gespielt enttäuschte Schnute, kassierte daraufhin allerdings eine Nackenschelle von seinem Bruder.
„So geht man doch nicht mit Frauen um, du kannst sie doch nicht auf ihre… Oberweite reduzieren!“
„Das war doch nur ein Scherz, entspann dich“, ächzte der Jüngere, während er sich den Nacken rieb.
„Ja genau Fili, tschill mal!“, kam es auf einmal von Bilbo.
Sofort fingen wir wieder an, zu lachen, scheinbar hatte sich der Hobbit bereits mit unserem Vokabular angefreundet. Der blonde Zwerg sah ihn nur verwirrt an, beschloss aber scheinbar, den Meisterdieb der Unternehmung zu ignorieren, da in diesem Moment Alice und Legolas wieder aus dem Laden kamen.
„So, also Bilbo, für dich haben wir die hier“, Alice hielt dem armen Hobbit eine ganz epische rote Lightning McQueen-Badehose hin, die er kritisch beäugte, was meine Freundin jedoch ignorierte. „Und für Thranduil und Legolas haben wir diese gekauft.“
Damit offenbarte sie zwei olivgrüne Badehosen, die eigentlich relativ normal aussahen, bis sie sie umdrehte.
Joa, ich sags, wies is, auf dem Hintern der beiden Badehosen stand in silbernen Glitzerbuchstaben der Schriftzug „Sexy“. Oh mann, da hatte ja selbst Bilbo mit der Lightning McQueen-Shorts es besser getroffen…
Alice’ Auswahl hatte dann den bereits dritten Lachflash unsererseits innerhalb von fünf Minuten zur Folge; selbst die Zwerge und der Hobbit lachten mit, obwohl sie sicher keine Ahnung hatten, was „sexy“ bedeutete, während Thranduil rot anlief.
„Das trage ich nicht“, stammelte der Elbenkönig.
Leggy schien derweil unseren badehosenbedingten Lachflash überhaupt nicht nachvollziehen zu können, ebenso wenig wie den Protest seines Vaters.
„Aber wieso denn nicht, die sind doch sehr schön“, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit, die mich dazu brachte, vor lachen keine Luft mehr zu kriegen und mich auf Fili, der links von mir stand, abstützen zu müssen, da ich sonst tragischerweise umgefallen und gestorben wäre.
„Legolas, ich bitte dich! Diese schrecklichen Badeschoats werde ich nicht anziehen!“
„Aber Adar, schau dich doch mal um, hier sind kaum Leute!“
Tatsächlich waren wir neben einem herumknutschenden Paar, das ich gerade noch so auf der anderen Seite des Waldsees erkennen konnte und einer Mutter mit zwei kleinen Jungen die einzigen hier, was vermutlich dem Tag geschuldet war, den wir uns ausgesucht hatten.
Dienstags hatten die meisten Menschen im Gegensatz zu uns nämlich nicht frei und außerdem war das Waldbad auch relativ unbekannt hier in der Gegend.
Wenn man mal von unserem Dorf absah, da kannte das jeder, aber da dort nur knapp vierhundert Leute lebten, was für ein Dorf in dieser Gegend schon recht wenig war und außerdem gut die Hälfte dieser Menschen Rentner waren, war es nur logisch, dass nicht so viel los war.
Gut für uns, denn das minderte die Gefahr, dass die Mittelerdler erkannt wurden, natürlich erheblich.
„Ich will aber nicht, dass ein solcher Schriftzug, was immer dieser bedeuten soll, auf meiner… Kehrseite zu lesen ist!“, argumentierte der Elbenkönig weiterhin verzweifelt.
„Also Thrandy, ich will ja nicht dein Ego ankratzen oder so, aber von uns guckt dir hier eh keiner auf den Arsch und außerdem, wenn du auf der Decke bleibst oder im Wasser bist, kann man das ja sowieso nicht sehen. Und wir können uns ja eine Stelle aussuchen, wo sonst keiner ist, damit auch ja niemand deine absolut peinliche Badehose begutachten kann, wenn du mal in der Gegend rumläufst“, gab Alexa trocken zu hören.
Der Elb sah sie geschockt an. „Bitte? Wie redest du denn mit mir, du… du… Alexander!“
Oh oh. Scheinbar hatte er unsere Konversation heute Morgen mit seinen super Elbenohren belauscht und ging wohl jetzt davon aus, dass „Alexander“ eine in Deutschland sehr gängige Beleidigung war. Sorry an alle Alexanders da draußen. Wobei mich das daran erinnerte, dass wir unbedingt mit den Mittelerdlern Bibi und Tina gucken mussten…
Alexas dezente Aggressionsprobleme fanden die Frechheit seitens Thranduil, sie Alexander zu nennen, wohl allerdings nicht so toll. Das sah man daran, dass sie einmal tief ein und ausatmete.
Innerlich bereitete ich mich auf einen Schreianfall der Kategorie Wir werden aus dem Waldbad geschmissen vor und hielt mir schonmal vorsorglich die Ohren zu, doch zu meiner Überraschung blieb der Ton meiner Freundin ziemlich sachlich, im Gegensatz zu dem Inhalt der darauffolgenden Aussage.
„Hör mal gut zu, du Waldprinzessin. Mag ja sein, dass du bei dir zuhause der Allergeilste bist, so als König von Arschwald, aber wie Ida auch gestern so treffend zu Thorin gesagt hat: Hier nutzt dir dein toller Königstitel rein gar nichts, weil du abhängig bist von uns, und deshalb würdest du es glaube ich in deinem eigenen Interesse sehr begrüßen, mich nicht Alexander zu nennen, weil ich dich nämlich sonst in dem See da unten ertränke. Kapiesch?“
Perplex guckte Thranduil sie an und wirkte tatsächlich etwas eingeschüchtert, was allerdings auch an dem 1A-Killerblick liegen konnte, den meine Freundin aufgesetzt hatte.
„Äh ja, super… Sollen wir uns dann vielleicht mal umziehen?“, grätschte Linda, die wohl einen entweder von Thranduil oder Alexa ausgelösten Völkermord verhindern wollte, dazwischen. Ehe die Mittelerdler oder sonst jemand was dazu sagen konnte, stimmte ich zu.
„Das ist eine gute Idee, also, da hinten sind die Umkleiden. Jungs und äh, Männer, ihr müsste in die linke, da schließt sich dann jeder in einer dieser kleinen Kabinen ein und zieht sich dort die Badehosen an. Wir Mädchen gehen in das rechte Häuschen, da sind unsere Umkleiden. In fünf Minuten treffen wir uns wieder davor. Alles klar?“
Etwas überfordert nickten die Mittelerdler und mithilfe meiner Mitbewohnerinnen zerrten wir sie in Richtung der Umkleidehäuschen. Die sechs verschwanden also in dem linken und wir in dem rechten. Außer uns war zum Glück niemand da drin, weswegen wir uns ungestört untereinander unterhalten konnten, während jeder sich in seiner eigenen Kabine umzog.
„Jetzt bin ich aber mal gespannt auf Thrandy und Leggy mit ihren tollen Badehosen“, prustete Alice.
„Oh ja, ich auch“, pflichtete ich ihr bei, während ich mich meines T-Shirts und meiner Hose entledigte.
„Denkt ihr, die haben wirklich alle ein Sixpack, wie in den ganzen Fanfictions?“
„Boah Linda“, kam es einstimmig von allen anderen.
„Was denn?“
„Bestimmt haben die Sixpacks, die haben ja den lieben langen Tag nichts anderes zu tun als Orks abzuschlachten“, fachsimpelte Alexa trocken, gleich darauf war zu hören, wie sich die Tür ihrer Umkleidekabine öffnete und wieder schloss.
Auch ich hatte mittlerweile meinen dunkelgrünen Bikini an, sammelte mein Zeug zusammen und stand zehn Sekunden später im Vorraum dieses Umkleidehäuschens, wo Alexa in ihrem blauen Bikini bereits wartete.
Auch die restlichen beiden, die weiterhin über die Sixpacks der Mittelerdler am Philosophieren waren, waren nicht viel später fertig; Linda trug einen gelben Bikini, wobei sie gefühlt der einzige Mensch auf dieser Welt war, dem gelb wirklich gut stand und Alice hatte einen schwarzen Badeanzug mit Rückenausschnitt an. Nice.
Wir begaben uns also mit unseren Schuhen und Klamotten im Arm wieder nach draußen, wo nur Bilbo schon auf uns wartete. Und da soll noch einer sagen, Frauen bräuchten so lange zum Umziehen…
Der Hobbit stand ein bisschen verloren in der Gegend herum und sah in den Lightning McQueen-Badeshorts besser aus als jeder zehnjährige Junge. Als er uns jedoch aus dem Umkleidendings herauskommen sah, veränderte sich seine Gesichtsfarbe schlagartig zu dunkelrot und er drehte sich beschämt weg.
„Es tut mir leid, ich ähm… wollte nicht…“
„Alles gut, Bilbo“, lachte ich. „Das mag für euch wahrscheinlich erstmal befremdlich wirken, aber ich kann dir versichern, in Deutschland gehen die meisten Leute so leicht bekleidet schwimmen. Ist schon okay.“
Tatsächlich drehte der Hobbit sich wieder zu uns um und hatte zumindest nicht mehr dieselbe Farbe wie seine Badehose, aber einen leichten Anflug von Röte in seinem Gesicht konnte er dennoch nicht verbergen und schien großes Interesse an einem herumliegenden Stein zu finden, um uns ja nicht anschauen zu müssen.
Also entweder fand er uns hässlich, oder er wollte einfach respektvoll sein und uns nicht anstarren. Ich tippte eher auf das Zweite und könnte jetzt mal wieder ausrasten, wie weil Bilbo so süß war. Aber das erspare ich euch jetzt einfach mal.
Als nächstes kamen die Elben aus den Umkleiden, und während Thranduil keine Miene verzog und versuchte, in seiner Sexy-Badehose so würdevoll wie möglich auszusehen, kam Legolas dem Beispiel des Hobbits nach und wurde etwas rot im Gesicht, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob das an seiner wunderschönen Badehose oder an unserem Auftreten in Bikini und Badeanzug lag.
Auch Fili und Kili stießen kurze Zeit später zu uns und es war ziemlich offensichtlich, dass sie bemüht waren, uns nicht anzugaffen. Deshalb schlossen sie sich Bilbo an, den Stein auf dem Boden zu beobachten. Wow. Linda unterdessen gab sich im Gegensatz zu den Zwergenbrüdern überhaupt keine Mühe, nicht zu starren.
Wie vorhergesagt, hatten sowohl die Elben, als auch Fili und Kili jeweils einen Haufen Bauchmuskeln und wie ich in weiser Voraussicht bereits mehrmals in den letzten Kapiteln geweissagt habe, schien besonders der blonde Zwerg es meiner Freundin ziemlich angetan zu haben.
„Pass auf, dass du nicht sabberst“, grinste Alexa und Linda sah sie empört an. Fili und Kili grinsten sich an, Bilbo und Legolas sahen weiterhin so aus, als wollten sie im Erdboden versinken. Ich beschloss, zu versuchen, das Eis etwas zu brechen.
„Wo ist denn eigentlich Thorin?“
„Er war eigentlich in der… Umkleidekabine neben mir“, sagte Bilbo, gleich darauf wurde sein Gesichtsausdruck etwas panisch. „Was, wenn in seiner Kabine ein Tor zurück nach Mittelerde war und er nun weg ist?“
„Kann natürlich sein, bezweifle ich allerdings stark“, gab ich meine Meinung dazu ab und ging, ohne auf irgendwelche Regeln zu achten, einfach in dieses Umkleidehäuschen der Männer. So lange nicht auf einmal ein nackter Zwergenkönig vor mir stand, war mir das ziemlich egal.
„Jo Thorin, bist du noch da?“
„Hmm“, kam es aus der letzten Kabine.
Ich ging weiter nach hinten durch und blieb vor seiner Tür stehen. „Is alles gut da drin, oder passt die Badehose nicht oder sowas?“
„Das schon, ich trage sie bereits, aber…“ Der Rest seines Satzes endete in einem Nuscheln, das ich traurigerweise nicht verstand. „Was?“
„Ich krrrg dhhh Trrr nrchhht fff…“
„Könntest du das nochmal deutlich wiederholen?“
„Ich krieg die Tür nicht auf…“, murmelte der Oberzwerg und es war deutlich der peinlich berührte Unterton in seiner Stimme zu hören. Oh je, der Arme.
Bemüht, ihn nicht auszulachen, versuchte ich also, ihn aus der Umkleidekabine zu befreien.
„Siehst du dieses runde Ding an der Tür, das aussieht wie ein Türknauf?“
„Mhm.“
„Okay, an sich müsste die Tür aufgehen, wenn du das nach links drehst.“
„Ach so, ich hab immer nach rechts gedreht…“
Gleich darauf öffnete sich tatsächlich die Tür der Kabine und Thorin kam mit seinen Habseligkeiten und in Badeshorts daraus.
„Dankeschön“, nuschelte er in seinen Bart und war wohl viel zu peinlich berührt, damit er wie seine Kollegen vorher bei meinem Anblick im Bikini irgendwie rot werden konnte oder sowas. Oder es juckte ihn einfach nicht, mir auf jeden Fall egal.
„So, dann los, die warten schon alle auf uns.“
Damit hatte ich den ehrenwerten König unter dem Berge aus dem Häuschen-Dings gezogen und stand jetzt wieder draußen bei allen anderen.
„Was war los?“, wollte Alice wissen.
„Och, nur Probleme mit den deutschen Türen, das Schloss von Thorins Umkleide war irgendwie kaputt und ist nicht mehr aufgegangen und dann musste ich das von außen aufdingsen...“, erfand ich sozialerweise schnell irgendwas, um nicht Thorin zu demütigen, weil er zu doof gewesen war, die Tür aufzusperren. Was bin ich doch wieder nett.
Der Oberzwerg sah mich tatsächlich dankbar an, dass ich ihn nicht vor seinem Erzfeind Thranduil bloßgestellt hatte und ich grinste leicht zurück. Auf jeden Fall verfrachteten wir jetzt alle unsere Sachen in den Bollerwagen, den wir tatsächlich hatten mit rein nehmen dürfen, bevor wir uns auf den Weg den Hang runter zum Ufer machten, um uns einen geeigneten Platz für unsere Picknickdecke zu suchen.
„Ich will in den Schatten“, verkündete Kili, der vorauslief und den Bollerwagen zog. Fili bekräftigte die Aussage seines Bruders mit heftigem Nicken.
Aber irgendwie war den beiden Durinssöhnen keine der ewig vielen freien Stellen gut genug und wir mussten erstmal um den halben See herumlaufen, bevor sie endlich mal zufrieden waren und wir unsere Picknickdecke ausbreiten konnten.
Aber eigentlich war der Platz, den sie ausgesucht hatten, dann ja auch ganz schön; wir befanden uns unter einer ziemlich alten Trauerweide, deren Zweige fast bis auf den Boden hingen. Da das Geäst nicht vollständig dicht war, fielen vereinzelt einige Sonnenflecken hindurch und in den Bäumen um uns herum zwitscherten die Vögel.
„Es ist wirklich schön hier“, befand auch Legolas, der, wenn man den Schriftzug auf seinem… Hinterteil nicht sehen konnte, tatsächlich eine ziemlich gute Figur in seiner Badehose machte.
Sein Vater pflichtete ihm bei und ließ sich dann sofort auf der Picknickdecke nieder, von wo er sich den mitgebrachten Fresskorb aus dem Bollerwagen angelte, den wir neben unserem Liegeplatz geparkt hatten. Irgendwie hatte ich den starken Verdacht, dass er einen Teil seines neuen Weinvorrats mitgebracht hatte…
Aber ich wollte mal nicht so sein und ließ ihn; während der Elbenkönig also darauf bestand, noch etwas liegen zu bleiben und sich das mit dem Schwimmen gehen erst später vielleicht mal zu überlegen, rannten wir anderen alle aufgeregt die zehn Meter bis zum Ufer herunter.
Naja, also wir Mädchen und die Zwerge rannten, Legolas joggte locker hinterher, der arme Bilbo wurde von Fili und Kili mitgeschleift und Thorin folgte gemächlich in einigem Abstand.
Meine Freundinnen und ich waren bereits am Ufer angekommen und standen mit den Füßen im seichten Wasser.
„Brr, kalt“, machte Linda.
In diesem Moment fegten laut jubelnd und schreiend die Zwergenbrüder an uns vorbei, zwischen sich hatten sie Bilbo genommen, der mit seinen viel kürzeren Beinen kaum hinterher kam und sich ein paar mal fast hingelegt hätte, während er in Dauerschleife „Oh nein“ sagte.
Oh oh. Ein lautes Platschen ertönte, als die Zwergenbrüder mit dem armen Hobbit im Schlepptau in den See sprangen.
„FILI UND KILI, SÖHNE VON DÌS!“
Gleich darauf donnerte Thorin, der jetzt irgendwie beträchtlich an Tempo zugelegt hatte, ebenfalls an uns vorbei.
Mit offenen Mündern betrachteten wir also, wie der epische König unter dem Berge Thorin Eichenschild mit einer Arschbombe ins Wasser sprang, zu seinen Neffen schwamm und die beiden ordentlich zusammenschiss, wobei ich sehr stark vermutete, dass es darum ging, dass sie Bilbo einfach mit sich gezogen hatten.
Oh mein Gott. Legolas, der mittlerweile ebenfalls bei uns angekommen war, watete ohne die Spur eines Kälteempfindens einfach zügig ins Wasser, der Sexy-Schriftzug glitzerte in der Sonne. Nach einiger Zeit folgten auch Alice und Alexa ihm und Linda und ich, die beiden Weicheier, brauchten natürlich zehnmal länger.
„Eyo, Ida“, machte meine Mitbewohnerin auf einmal.
„Was ist?“, fragte ich und war gerade sehr damit beschäftigt, nicht bei jedem Schritt, den ich weiter ins kalte Wasser machte, „Au“ zu sagen, weil der Grund des Sees mit sehr vielen spitzen Steinen bedeckt war.
„Ich will ja nichts sagen… aber Kili guckt dir auf den Arsch…“
Och ne.
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Jaa, die Mittelerdler im Waldbad. Ob das was wird? Ich weiß, ich bin spät dran mit dem Upload, aber hey, wenigstens noch pünktlich. Man liest sich :)
„Wir haben dich ja auch vermisst“, antwortete Alice missmutig, während sie Fili, Kili und Thorin, die immer noch unsere Tüten schleppten, durch den Flur lotste.
„In den Taschen“, gab ich dem sehr angepisst schauenden Elbenkönig zur Auskunft, bevor er auf die Idee kommen könnte, auszurasten.
„TRAUBEEEEN“, raste plötzlich ein dunkelblondes Etwas, von dem ich stark vermutete, dass es sich um Linda handelte, an uns vorbei. Alter, interessierte sich hier überhaupt jemand dafür, dass WIR wieder da waren? *heul*
Die Zwerge, die von Alice in die Küche geführt worden waren, hatten die drei riesigen Einkaufstaschen jetzt mal auf der Kücheninsel abgestellt und guckten uns unschlüssig an, während Linda wie Gollum höchstpersönlich zwischen uns hindurch wuselte und irgendwie versuchte, an die Einkäufe ranzukommen, um nach ihren heiß geliebten Trauben zu suchen.
Alexa, die mittlerweile auch in der Tür stand, facepalmte sich, in diesem Moment kam auch noch Bilbo um die Ecke geflitzt, der uns gehetzt anschaute.
„Habt ihr alles mitgebracht?“
Ich nickte lachend, während Thorin „Ja, das haben wir, mach dir mal keine Sorgen“ grinste. Wow, er konnte ja mal nicht aggressiv sein…
Erleichtert seufzte der Hobbit und lächelte zu dem Zwergenkönig hinauf, der neben ihm stand. „Auf euch ist Verlass.“
Thorin lief rot an und wirkte mit einem Mal ziemlich verlegen, was Alice, Alexa und mich dazu brachte, uns verschwörerische Blicke zuzuwerfen. Linda war ja leider immer noch damit beschäftigt, nach ihren Trauben zu suchen und konnte dementsprechend nicht an unseren shippingbedingten Blickwechseln teilhaben, doch aus dem Augenwinkel sah ich, wie auch Fili und Kili sich gegenseitig angrinsten.
Okay, also jeder hier shippte Bagginsshield (nur bei Thranduil war ich mir da nicht ganz sicher), aber die beiden waren immer noch zu blöd, gegenseitig zu kapieren, dass die sich mochten? Wow. Die waren ja gerade mal einen Tag hier und trotzdem war das offensichtlicher, als dass der gute Thrandy ein kleines Alkoholproblemchen hatte.
Auf jeden Fall kramte auch er wie ein Drogenspürhund nach seinen Weinflaschen und hielt tatsächlich wenig später sowohl diese, als auch die von uns eingekaufte Packung Trauben in der Hand.
„Hier, Kind“, sagte er zu Linda und hielt ihr die Dinger freundlicherweise hin, woraufhin sich meine Freundin mit einem lautstarken „MEINE TRAUBEN!!!“ auf eben diese stürzte. Eine Reihe Facepalms folgte, was ihr allerdings scheinbar egal war, dieses Kind pflückte sich nämlich glücklich einige der Trauben ab und begann, diese zu futtern.
„Du musst die erst waschen!“, rief ich entsetzt. Sorry, aber ungewaschenes Obst und Gemüse waren mein persönlicher Alptraum… Neben Spinnen natürlich. Adrian zeigte mir nur den Mittelfinger und futterte weiter UNGEWASCHENE Trauben, die anderen lachten mich aus.
„Deshalb wohl auch Waschbär“, grinste Kili, der neben mir stand.
„Sei bloß leise, du Tauriel-Fanatiker“, grummelte ich.
Prompt sahen alle Kili an, dieser war rot angelaufen.
„Wie bitte?“, donnerte Thranduil, der gerade damit beschäftigt gewesen war, einen Korkenzieher für seine Weinflaschen zu suchen.
„Kili, hast du mir irgendetwas zu sagen?“, fragte auch Thorin mit einem gefährlichen Unterton, woraufhin Bilbo ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm legte, da sonst wahrscheinlich wieder ein zwergischer Wutanfall à la Eichenschild gefolgt wäre.
„Das… ist eine Lüge“, stammelte Kili sehr kreativ.
„Bist du dir da sicher?“, fragte Alexa aus Richtung des Türrahmens.
„Es war ja nur ein harmloser Spruch!“, rechtfertigte sich der Zwerg.
„Harmlos?“, schaltete sich Alice ein. „Wohl eher hobbylos. Was ist „Ich könnte alles mögliche in der Hose haben“ denn bitte für eine Art und Weise, eine Frau anzusprechen?“
Sofort brachen Fili, Linda und Alexa in einen Lachflash aus. Thorin sah seinen Neffen unterdessen weiterhin drohend an, ebenso wie Legolas und Thranduil, denen es wohl gar nicht zu passen schien, dass gerade ein Zwerg aus der Linie Durins sich an die Anführerin der Elbengarde rangemacht hatte.
Bilbo wollte wohl nicht in das Kiliel-Drama involviert werden und schien auf einmal unsere Tapete sehr interessant zu finden; sofort kam mir dieser Raufasertapete-Spruch von Bernd das Brot in den Sinn. Bitte kennt das jemand…
„War das nicht diese Rothaarige?“, wollte Fili wissen. „Kämpfen kann sie ja, das muss man ihr lassen. Allein, wie sie dich vor den Spinnen gerettet hat, Bruder!“
Kilis Gesichtsfarbe hatte sich mittlerweile zu einem so dunklen Rot geändert, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn Thranduil auf einmal einen Crush auf ihn gehabt hätte, weil er ihn fälschlicherweise für eine Flasche Wein gehalten hatte.
Und weil mein armer Zimmerpartner noch nicht genug gemobbt worden war, beschloss ich, noch einen draufzusetzen, einfach, weil ich es konnte.
„Och, ich glaub, das hatte eigentlich gar nicht so viel mit ihren Kampffähigkeiten zu tun, Kili flirtet ja eigentlich alles an, was zwei Beine hat, siehe der eine Elb aus Bruchtal…“
Erneut kriegte vor allem Fili einen Lachflash. „Oh ja, daran erinnere ich mich; dein Gesicht, als Dwalin dir sagte, dass es sich nicht um ein Elbenmädchen handelte, war einfach zu genial!“
Böse schaute Kili mich an, da ich für die ganze Eskalation ja eigentlich verantwortlich war, ich streckte ihm nur die Zunge raus. Opfer.
Beleidigt suchte der Zwerg das Weite und verkrümelte sich aus der Küche, nach kurzer Zeit folgten ihm auch Thorin, sein Bruder und Thranduil, der tatsächlich einen Korkenzieher gefunden hatte, von dem ich gar nicht wusste, dass wir ihn besaßen und sich mit einer der Weinflaschen jetzt wahrscheinlich eine Auszeit auf unserer Terrasse genehmigen wollte.
Übrig blieben wir Mädchen, Legolas und Bilbo. Der Hobbit sah uns abwartend an.
„So, dann lasst mal sehen!“
„Am besten schaust du das Zeug durch, Bilbo, und gibst das dann direkt an uns weiter, damit wir das in Einem schonmal in die Schränke und so einräumen können“, schlug Alexa vor und wir nickten.
Also waren wir fünf Minuten später drauf und dran, unsere Einkäufe zu verstauen. Die Zwerge waren ja alle abgehauen und Legolas war als einziger der Mittelerdler, die mit einkaufen gewesen waren, in der Küche geblieben, um uns zu helfen.
Er schob dies zwar auf seine eigene Freundlichkeit, aber ich hatte den starken Verdacht, dass er eigentlich nur hier blieb, weil er die Unterhaltung mit Alice über verschiedene Salatsorten weiterführen wollte, denn offenbar waren die beiden ähnlich krasse Salat-Junkies. Da hatten sich ja zwei gesucht und gefunden…
Das Gleiche galt übrigens für Fili und Linda; da unsere Freundin eh nur in der Ecke gestanden und Trauben gefuttert hatte, hatten wir sie irgendwann aus der verhältnismäßig kleinen Küche verwiesen, da das Einräumen der Lebensmittel in die Schränke auf Dauer ganz schön anstrengend wurde, wenn sich so viele Leute hier drin befanden.
Jetzt hockte sie auf jeden Fall mit Fili auf dem Sofa und erklärte dem Zwerg das Prinzip von WhatsApp, oder zumindest hörte es sich so an.
Ich versteckte also die vorhin eingekauften sieben Nutellagläser hinter dem Müsli im Küchenschrank (wer Nutella in den Kühlschrank tut, gehört meiner Meinung nach eingesperrt), da ich ja nie sicher sein konnte, dass nicht Kili, der von dem Zeug wirklich angetan zu sein schien, auf einmal Hunger bekam, als plötzlich mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte.
Ich kramte das Gerät hervor und, Überraschung, es handelte sich um eine Nachricht von Linda. Beziehungsweise wahrscheinlich eher von Fili.
„Guten Tag, Ida.“
Ich verdrehte die Augen und beschloss, den Zwerg ein bisschen zu verarschen.
„Ihre Nachricht konnte leider nicht zugestellt werden, bitte versuchen Sie es erneut oder lassen Sie es einfach ganz bleiben“, schrieb ich zurück. Gleich darauf erklang ein verwirrtes „Hä?“ aus dem Wohnzimmer.
„Was ist denn…“, war Lindas Stimme zu hören, eine Sekunde später folgte ein angenervtes „Boah Idaaa“.
Während ich mich mal wieder sehr lustig fand und Bilbo das Obst, das er gerade begutachtet hatte, abnahm, um es zu waschen, bevor gewisse Menschen es so essen konnten, erklärte Linda Fili wohl gerade, dass seine Nachricht sehr wohl zugestellt worden war und ich ihn einfach nur verarscht hatte.
„Jetzt antworte ihm mal, sonst ist er traurig.“
Das war dann wohl an mich gerichtet gewesen. Ich seufzte, aber da ich so unfassbar gutmütig und selbstlos war, entsperrte ich mein Handy, ging auf Lindas Chat und schrieb ein „Hallo Fili“ in die Textzeile, bevor ich die Nachricht abschickte und das Gerät wieder ausschaltete.
Gleich darauf erklang ein erfreutes „Es hat funktioniert!“ aus dem Wohnzimmer. Ne, echt? Aber schon süß irgendwie.
Bilbo hatte unterdessen scheinbar alles, was wir eingekauft hatten, als genießbar eingestuft; auch, wenn er die Unmengen an Süßigkeiten, die ja auf meine Rechnung und die der Durinssöhne ging, etwas kritisch betrachtete, aber freundlicherweise nichts dazu sagte.
„Wenn es recht ist, würde ich heute Mittag gerne etwas kochen“, gab der Hobbit nach einiger Zeit zu hören.
Naja, wenn man dem Film und den Fressattacken der dreizehn Zwerge im ersten Teil Glauben schenken durfte, war Bilbo ja gar kein so schlechter Koch, weshalb wir auch keinen Grund sahen, ihm seine Bitte auszuschlagen.
Außerdem müssten wir uns dann die Arbeit nicht machen. An sich kochte ich ja gerne, aber jeden Tag war dann doch etwas anstrengend… Da es ja auch schon auf den frühen Nachmittag zuging, sah ich es als ganz sinnvoll an, mal rundzufragen, wer denn schon Hunger hatte.
Tatsächlich meldeten sich alle außer Thranduil, der mit seinem Wein scheinbar wunschlos glücklich war und mir erfreut mitteilte, dass die Sorte, die wir ihm mitgebracht hatten, ganz nach seinem Geschmack war und, ich zitiere, dem Aroma des Dorwinions erstaunlich nahe kam.
Aber da der Elbenkönig essenstechnisch eh überstimmt war, duftete es bereits eine halbe Stunde später in der gesamten unteren Etage nach dem Kartoffelgratin, den Bilbo in einem unserer zigtausend Kochbücher gefunden hatte. Alexa hatte sich bereiterklärt, bei ihm in der Küche zu bleiben und ihm bei der Bedienung der „neumodischen Geräte“, wie er sie genannt hatte, zu helfen.
Ich hatte unterdessen alle anderen im Wohnzimmer versammelt, außer natürlich Kili, der laut Fili nach oben gegangen war. Ich tippte darauf, dass er sich wieder in mein Bett gelegt hatte und am Pennen war, aber mir sollte es recht sein.
Auf jeden Fall hockten alle (außer wie gesagt unsere Meisterköche und Kili) um mich herum auf dem Teppich und sahen mich gespannt an und in diesem Moment fühlte ich mich wirklich wie eine Erzieherin im Kindergarten…
„Wir haben uns heute hier versammelt…“, kam es von Linda.
„…Um dir zu sagen, dass du leise sein sollst, Adrian“, vollendete ich ihren Satz, was sie natürlich wieder mit ihrem Mittelfinger quittierte.
„So, da wir ja noch den halben Tag Zeit haben, wollte ich mal fragen, ob es irgendwelche Vorschläge gibt, was wir machen könnten, weil das Wetter ehrlich gesagt zu schön ist, um drin zu sitzen“, eröffnete ich.
Legolas stimmte mir freundlicherweise nickend zu. Thranduil, der sich doch tatsächlich dazu herabgelassen hatte, die Terrasse zu verlassen und sich zu uns zu gesellen, wobei er sich allerdings auf dem Sessel, statt wie alle anderen auf dem Teppich geparkt hatte, schlug eine Weinverköstigung vor.
Überraschung, seine Idee fand verhältnismäßig wenig Unterstützung, woraufhin der König beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte.
„Ich würde gerne einmal ein wenig die Wälder in Deutschland auskundschaften“, gab Legolas bekannt. Daraufhin kam von Fili die absolut geistreiche Frage rein, ob es denn in Deutschland überhaupt Wälder gab. Linda erklärte ihm lachend, dass es hier natürlich Wälder gab, woraufhin der Zwerg etwas erleichtert schien.
„Mahal sei Dank, ich dachte schon, hier seien überall diese geteerten Straßen und hohen Gebäude“, gab er zu hören.
„Wir sind hier im letzten Kaff, Fili, wenn dir die Straßen und Gebäude hier schon zu viel sind, solltest du mal eine richtige Großstadt sehen“, kommentierte Alexa aus der Küche.
„Gibt es denn eine in der Nähe?“, wollte Thorin wissen.
„Eine was?“, kam es von Alice.
„Eine Großstadt natürlich.“
„Äh ja, Koblenz theoretisch…“
„Da könnten wir ja hinfahren!“, warf Linda ein, doch ich zeigte ihr einen Vogel.
„Draußen hats 30 Grad, als ob ich da durch Koblenz laufe…“
„Ich würde dieses Koblenz auch wirklich gerne einmal sehen, vielleicht sollten wir das allerdings an einem Tag machen, an dem es etwas weniger heiß draußen ist“, gab Bilbo aus der Küche seine Meinung dazu ab.
„Ist notiert“, antwortete ich.
„In Ordnung, und… wo ist das notiert?“
„In meinem Kopf.“
„In meinem Benz“, fingen Linda und Alice wie auf Kommando an zu singen, woraufhin zur Abwechslung mal ich ihnen den Mittelfinger zeigte.
Gott ey, es gab nicht viel, dass ich so sehr hasste wie minderwertig qualitativen Deutschrap, der eigentlich nur daraus bestand, dass der Sänger mir mit mehr Autotune als Gehirn erzählte, dass er eine Rolex besaß, ein teures Auto fuhr und was mit meiner Mutter hatte.
Taddls Musik bildete da eine Ausnahme, das war zwar zum Großteil auch Deutschrap, aber wenigstens welcher, der nicht darauf basierte, den Zuhörer zu beleidigen…
Ja, das wars mit dem Deutschrap-Exkurs. Musste aber mal gesagt werden.
„Ich hab ne Idee!“, warf Alice plötzlich ein.
„Lass hören.“
„Gibts hier nicht irgendwie drei Kilometer entfernt ein Waldbad oder so? Da könnten wir doch hin, da kann Legolas sich den Wald angucken und zu warm ist das auch nicht.“
„Das… ist ein durchaus sinnvoller Einfall, Lissy“, gab Linda ihren Kommentar dazu ab. Auch ich befand die Idee als gut und nach kurzem Erklären für die Mittelerdler, worum es sich bei einem Waldbad handelte, waren auch sie alle mehr oder minder einverstanden.
„Solange ich nicht gezwungen werde, wie ein kleines Kind im Wasser herumzuplanschen“, gab auch Thranduil schlussendlich seine Erlaubnis.
„Keine Sorge, wir nehmen eine Picknickdecke mit, da kannst du dann drauf sitzenbleiben, wenn du wirklich gar keine Lust auf Schwimmen hast“, beschwichtigte Alice den König. Dieser schien daraufhin besänftigt und haute dann einfach wieder nach draußen auf die Terrasse ab. Säufer.
„Essen ist fertig!“, kam Bilbo da auf einmal mit einer dampfenden Auflaufform aus der Küche und lächelte uns breit an. Alexa erschien hinter ihm, in der Hand hatte sie einen Teller mit den vorhin von Thorin gekauften blutigen Steaks, die Bilbo wohl extra für die Zwerge unter uns zubereitet hatte.
Naja, bei dem Anblick von letzterem drehte sich mir zwar gefühlt der Magen um, aber trotzdem süß von dem Hobbit, dass er irgendwie an die Essensvorlieben von allen gedacht hatte.
„Wer geht denn jetzt eigentlich Kili holen?“, fragte ich in die Runde, während langsam alle aufstanden, um sich an den Esstisch zu begeben. „Das Essen will der ja sicher nicht verpassen.“
„Immer der, der fragt“, grinste Fili, der mittlerweile angefangen hatte, den Tisch zu decken, frech.
Ich stöhnte auf; sollte Kili sich nämlich verzogen haben, weil er aufgrund des kollektiven Mobbings vorhin sauer war, dann war ich sicher die letzte Person, mit der er jetzt reden wollte.
Aber niemand hier sah so aus, als hätte er jetzt wirklich die Motivation, nach oben zu gehen, um den Zwerg zu holen. Die hatte ich zwar auch nicht, aber gut, da er mein Zimmerpartner war und es wahrscheinlich sonst niemand machen würde, gab ich mich geschlagen und gurkte nach oben.
Vor meiner geschlossenen Zimmertür angekommen, war ich mir erstmal nicht sicher, ob ich jetzt klopfen sollte oder nicht. Ich meine, es war zwar mein Zimmer, aber wer weiß, was der da drin machte… Gott, das klang falsch. Vergessen wir das.
Ich beschloss, einfach zu klopfen und nach ein paar Sekunden erklang ein gedämpftes „Hmpf“ von drin, was ich als Aufforderung interpretierte, reinzukommen.
Da das wie gesagt mein Zimmer war, wäre ich wahrscheinlich auch reingekommen, wenn er mich nicht dazu aufgefordert hätte, aber weil ich nett war, wollte ich ihn wenigstens vorwarnen.
Ich hatte recht behalten; der lag tatsächlich schon wieder auf meinem Bett, schien allerdings wach oder zumindest nur im Halbschlaf zu sein, denn als ich eintrat, blinzelte er mich träge an.
„Ist was?“
Freundlich wie immer, Kollege, sagte ich in Gedanken, aber da er ja wahrscheinlich eh schon sauer auf mich war, unterließ ich diesen Kommentar und beschränkte mich nur auf eine Erläuterung der aktuellen Situation. Wow, das klingt ja als könnte ich Hochdeutsch…
„Es gibt Essen und wir haben beschlossen, später ins Waldbad zu gehen, da kann man in so einem großen See im Wald schwimmen“, gab ich zur Auskunft.
Beim Stichwort Essen hatte dieser kleine Fresssack sich natürlich sofort aufgerichtet und guckte mich hellwach an. „Was gibt es denn?“
Alles klar, dann ignorier den Teil mit dem Waldbad halt komplett…
„Kartoffelgratin, das ist so ne Art Auflauf, und für dich und deine Verwandten zusätzlich noch das Fleisch, das Thorin vorhin gekauft hat.“
Sofort hellte sich seine Miene auf und er sprintete an mir vorbei auf den Flur und die Treppe runter. Dass er sich dabei nicht auf die Fresse legte, grenzte fast schon an ein Wunder. Ich folgte Kili in normaler Geschwindigkeit und wenig später saßen wir alle am Tisch und futterten Bilbos Mittagessen.
„Respekt, Bilbo, kochen kannst du“, gab Alexa mit vollem Mund bekannt. Fili und Kili auf dem Sofa sahen das wohl ähnlich.
„Nicht nur ein Meisterdieb, auch noch ein Meisterkoch!“
Selbst Thranduil ließ sich dazu herab, dem Hobbit ein Kompliment auszusprechen. „Das ist wirklich ausgesprochen delikat, vorzüglich, Bilbo.“
Prompt bekam der Hobbit zartrosa Ohrenspitzen und senkte verlegen den Blick. „Ach, das ist doch nicht der Rede wert…“
„Blödsinn“, widersprach ich. „An deine Kochkünste kann ich mich echt gewöhnen. Dagegen bin ich in der Küche eine absolute Niete.“
Gut, konnte vielleicht auch sein, dass ich Bilbo dazu bewegen wollte, öfter zu kochen, damit ich das nicht machen musste, aber das/der/keine Ahnung Kartoffelgratin war wirklich ziemlich lecker.
Nach dem Essen lag Kili in der Seesternpositon auf dem Wohnzimmerteppich und starrte die Decke an.
„Ich bin pappsatt, ich kann jetzt nicht mehr zum Waldbad laufen!“, gab er theatralisch bekannt.
„Ist ja auch kein Wunder, wenn du gleich vier Portionen von dem Kartoffelgrataahn isst“, kommentierte Thorin, der Linda und mir sozialerweise beim Abräumen half. Während ich die Teller in die Spülmaschine räumte, musste ich grinsen, Thorins französische Aussprache war ja mal echt… ausbaufähig…
„Was kann ich denn dafür, dass Bilbo so gut kocht?!“, rechtfertigte sich Kili. „Das hat sogar gut geschmeckt, obwohl da kein Fleisch drin war! Nicht einmal Bombur hätte das hinbekommen!“
Bilbo, der der Meinung gewesen war, trotz seiner Meisterleistung beim Kochen auch noch beim Aufräumen der Küche helfen zu müssen und aktuell neben mir per Hand die Pfanne spülte, lachte schon wieder verlegen. Dieser Hobbit war einfach viel zu süß…
Alice und Alexa waren mit Legolas und Fili nach oben gegangen, um in den alten Sachen meines Bruders vielleicht noch die ein oder andere Badehose für die Mittelerdler ausfindig zu machen, damit wir nicht mehr Geld als unbedingt nötig im Badeshop des Waldbads ausgeben mussten.
Thranduil war tatsächlich so freundlich, sich ebenfalls zu uns in die Küche zu gesellen und uns einen kleinen Fresskorb mit Snacks und Getränken zum Mitnehmen zu packen. Hoffentlich bestand der schlussendlich nicht nur aus Wein…
Etwa eine Dreiviertelstunde später waren alle soweit fertig. Wir standen also zu zehnt vor der Haustür und nachdem Alice abgeschlossen hatte, konnten wir los.
Drei Badehosen hatten wir tatsächlich noch gefunden und an sich auch etwas, das Bilbo sicher gepasst hätte, aber der Hobbit hatte sich leider geweigert, Alice’ neonorangen Bikini anzuziehen. Schade, der hätte ihm bestimmt gestanden…
Außerdem hatten wir mithilfe von Thorin und Legolas auch noch den Bollerwagen aus dem Keller geholt, der mal meinem Bruder und mir gehört hatte und seit Jahren da unten verstaubte. Eigentlich war der dazu da gewesen, damit wir den Fresskorb von Thranduil und unsere restlichen Sachen darin transportieren konnten.
Jetzt waren allerdings Alice und Linda so freundlich gewesen, sich darein zu hocken und sich von Fili, der überraschend viel Kraft aufwies, ziehen zu lassen. Und das bei 30 Grad, der arme… Obwohl es ihm nicht wirklich was auszumachen schien, er zog das Ding jetzt schon seit gut einem Kilometer und sah nicht so aus, als ob er großartig leiden würde.
Da unsere ursprüngliche Gepäck-Transportmöglichkeit leider voll war, waren Kili, Legolas und ich dazu verdonnert worden, die übrige Ausrüstung, wie Handtücher, die Picknickdecke, unsere Badekleidung, sowie die glücklicherweise noch gültige Jahreskarte für das Waldbad, die Alexa irgendwo gefunden hatte, zu schleppen.
Besagte Jahreskarte war zwar immer nur für maximal zehn Personen pro Eintritt gültig, aber da wir glücklicherweise genau zu zehnt waren (was ein Zufall), sollte uns das nicht aufhalten.
Bilbo lief mit Alexa ganz vorne und sang fröhlich Wanderlieder, Legolas und Thranduil unterhielten sich leise auf Elbisch, Thorin erging sich in Schweigen, Kili führte irgendwelche Konversationen mit Fili, und Lissy und Adrian im Bollerwagen regten sich über die Hitze auf, wobei die beiden ja noch gut Reden hatten, die mussten ja nicht mal selber laufen.
Ich war also lost und außerdem sehr damit beschäftigt, mit meinen Turnschuhen auf dem buckligen Feldweg nicht umzuknicken, was sich als schwieriger als gedacht herausstellte, da mein Orthopäde mir vor Jahren mal irgendwie mitgeteilt hatte, dass ich ungewöhnlich weiche Gelenke hatte.
Das war zwar der Grund dafür, dass ich relativ gelenkig war und mir das wöchentliche Training im Jugend-Leichtathletik-Verein, das ich bis vor einem Jahr noch besucht hatte, immer sehr leicht gefallen war, allerdings hatte das auch den Nachteil, dass ich wirklich in jeder Situation kompetent genug war, umzuknicken.
Ein paar Mal war ich sogar talentiert genug gewesen, das im Stehen zu schaffen, und das ist schon ziemlich schwer. Aber tatsächlich bekam ich den beschwerlichen Weg zum Waldbad hin, ohne umzuknicken; auch dann, als wir von dem viel zu warmen Feldweg runter waren und endlich den kühlen Wald betreten hatten.
Also standen wir jetzt vor dem Tickethäuschen oder wie das Ding hieß und Alexa zeigte unser tolles Jahresticket vor.
Der Verkäufer zählte uns alle einmal durch, um sicherzugehen, dass wir ihn nicht verarschten und wirklich nur zehn Leute waren, ehe wir das Ticket zurückkriegten und damit durch das Drehkreuz gingen, das sich im überdachten Eingangsbereich befand. Und das die Mittelerdler beinahe noch gruseliger fanden als die automatische Tür des Rewes, obwohl es nicht mal mit elektrischem Strom funktionierte…
Nachdem wir es alle durch dieses äußerst bedrohliche Durch geschafft hatten, fanden wir uns an der oberen Kuppe eines Hangs wieder. Nach links ging es zu den Umkleidekabinen und Duschen, etwas weiter rechts befand sich der kleine Laden, den Alice, die mittlerweile mal aus dem Bollerwagen ausgestiegen war, anvisierte.
Sie war nämlich diejenige mit dem Portmonee und ging, während wir anderen draußen warteten, in Begleitung von Legolas und dessen Vater da rein, um die fehlenden Badehosen zu besorgen.
Der Elbenkönig war zwar wahrscheinlich nur mitgekommen, weil er sich erhoffte, dass es da drin Wein zu kaufen gab, aber natürlich war dem nicht so, weswegen er nach zwei Minuten mit einem langen Gesicht wieder herauskam.
Alexa, Linda und ich verteilten unterdessen die Badehosen, die wir bereits hatten, unter den Jungs. Da Bilbo diese offensichtlich zu groß waren, Legolas ja noch in dem Laden war und Alice auf dem Weg gemeint hatte, dass sie ihm und seinem Vater zusammenpassende Badehosen kaufen wollte, gaben wir die drei Bermudashorts-Badehosen (falls das ein Wort ist) also einfach an die Zwerge, welche diese kritisch beäugten.
„Was soll ich mit einer Unterhose? Ich trage bereits eine! Auch, wenn diese aus einem anderen Stoff gefertigt ist“, gab Thorin zu hören.
Prompt bekamen wir einen Lachflash. Über die Beschaffenheit von Thorins aktueller Unterhose wollten wir eigentlich gar nicht so viel wissen, der einzige, den das vielleicht interessierte, war Bilbo…
„Das sind Badeshorts, Thorin“, kicherte Linda. „Die zieht man in Deutschland zum Schwimmen an.“
„Nur… die Badeschoats?“, fragte Kili skeptisch. Ich nickte und fragte mich schon, warum der jetzt so doof grinste, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel.
„Boah Kili, nein, wir Mädchen ziehen noch was obenrum an, du Perversling!“
Kili zog eine gespielt enttäuschte Schnute, kassierte daraufhin allerdings eine Nackenschelle von seinem Bruder.
„So geht man doch nicht mit Frauen um, du kannst sie doch nicht auf ihre… Oberweite reduzieren!“
„Das war doch nur ein Scherz, entspann dich“, ächzte der Jüngere, während er sich den Nacken rieb.
„Ja genau Fili, tschill mal!“, kam es auf einmal von Bilbo.
Sofort fingen wir wieder an, zu lachen, scheinbar hatte sich der Hobbit bereits mit unserem Vokabular angefreundet. Der blonde Zwerg sah ihn nur verwirrt an, beschloss aber scheinbar, den Meisterdieb der Unternehmung zu ignorieren, da in diesem Moment Alice und Legolas wieder aus dem Laden kamen.
„So, also Bilbo, für dich haben wir die hier“, Alice hielt dem armen Hobbit eine ganz epische rote Lightning McQueen-Badehose hin, die er kritisch beäugte, was meine Freundin jedoch ignorierte. „Und für Thranduil und Legolas haben wir diese gekauft.“
Damit offenbarte sie zwei olivgrüne Badehosen, die eigentlich relativ normal aussahen, bis sie sie umdrehte.
Joa, ich sags, wies is, auf dem Hintern der beiden Badehosen stand in silbernen Glitzerbuchstaben der Schriftzug „Sexy“. Oh mann, da hatte ja selbst Bilbo mit der Lightning McQueen-Shorts es besser getroffen…
Alice’ Auswahl hatte dann den bereits dritten Lachflash unsererseits innerhalb von fünf Minuten zur Folge; selbst die Zwerge und der Hobbit lachten mit, obwohl sie sicher keine Ahnung hatten, was „sexy“ bedeutete, während Thranduil rot anlief.
„Das trage ich nicht“, stammelte der Elbenkönig.
Leggy schien derweil unseren badehosenbedingten Lachflash überhaupt nicht nachvollziehen zu können, ebenso wenig wie den Protest seines Vaters.
„Aber wieso denn nicht, die sind doch sehr schön“, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit, die mich dazu brachte, vor lachen keine Luft mehr zu kriegen und mich auf Fili, der links von mir stand, abstützen zu müssen, da ich sonst tragischerweise umgefallen und gestorben wäre.
„Legolas, ich bitte dich! Diese schrecklichen Badeschoats werde ich nicht anziehen!“
„Aber Adar, schau dich doch mal um, hier sind kaum Leute!“
Tatsächlich waren wir neben einem herumknutschenden Paar, das ich gerade noch so auf der anderen Seite des Waldsees erkennen konnte und einer Mutter mit zwei kleinen Jungen die einzigen hier, was vermutlich dem Tag geschuldet war, den wir uns ausgesucht hatten.
Dienstags hatten die meisten Menschen im Gegensatz zu uns nämlich nicht frei und außerdem war das Waldbad auch relativ unbekannt hier in der Gegend.
Wenn man mal von unserem Dorf absah, da kannte das jeder, aber da dort nur knapp vierhundert Leute lebten, was für ein Dorf in dieser Gegend schon recht wenig war und außerdem gut die Hälfte dieser Menschen Rentner waren, war es nur logisch, dass nicht so viel los war.
Gut für uns, denn das minderte die Gefahr, dass die Mittelerdler erkannt wurden, natürlich erheblich.
„Ich will aber nicht, dass ein solcher Schriftzug, was immer dieser bedeuten soll, auf meiner… Kehrseite zu lesen ist!“, argumentierte der Elbenkönig weiterhin verzweifelt.
„Also Thrandy, ich will ja nicht dein Ego ankratzen oder so, aber von uns guckt dir hier eh keiner auf den Arsch und außerdem, wenn du auf der Decke bleibst oder im Wasser bist, kann man das ja sowieso nicht sehen. Und wir können uns ja eine Stelle aussuchen, wo sonst keiner ist, damit auch ja niemand deine absolut peinliche Badehose begutachten kann, wenn du mal in der Gegend rumläufst“, gab Alexa trocken zu hören.
Der Elb sah sie geschockt an. „Bitte? Wie redest du denn mit mir, du… du… Alexander!“
Oh oh. Scheinbar hatte er unsere Konversation heute Morgen mit seinen super Elbenohren belauscht und ging wohl jetzt davon aus, dass „Alexander“ eine in Deutschland sehr gängige Beleidigung war. Sorry an alle Alexanders da draußen. Wobei mich das daran erinnerte, dass wir unbedingt mit den Mittelerdlern Bibi und Tina gucken mussten…
Alexas dezente Aggressionsprobleme fanden die Frechheit seitens Thranduil, sie Alexander zu nennen, wohl allerdings nicht so toll. Das sah man daran, dass sie einmal tief ein und ausatmete.
Innerlich bereitete ich mich auf einen Schreianfall der Kategorie Wir werden aus dem Waldbad geschmissen vor und hielt mir schonmal vorsorglich die Ohren zu, doch zu meiner Überraschung blieb der Ton meiner Freundin ziemlich sachlich, im Gegensatz zu dem Inhalt der darauffolgenden Aussage.
„Hör mal gut zu, du Waldprinzessin. Mag ja sein, dass du bei dir zuhause der Allergeilste bist, so als König von Arschwald, aber wie Ida auch gestern so treffend zu Thorin gesagt hat: Hier nutzt dir dein toller Königstitel rein gar nichts, weil du abhängig bist von uns, und deshalb würdest du es glaube ich in deinem eigenen Interesse sehr begrüßen, mich nicht Alexander zu nennen, weil ich dich nämlich sonst in dem See da unten ertränke. Kapiesch?“
Perplex guckte Thranduil sie an und wirkte tatsächlich etwas eingeschüchtert, was allerdings auch an dem 1A-Killerblick liegen konnte, den meine Freundin aufgesetzt hatte.
„Äh ja, super… Sollen wir uns dann vielleicht mal umziehen?“, grätschte Linda, die wohl einen entweder von Thranduil oder Alexa ausgelösten Völkermord verhindern wollte, dazwischen. Ehe die Mittelerdler oder sonst jemand was dazu sagen konnte, stimmte ich zu.
„Das ist eine gute Idee, also, da hinten sind die Umkleiden. Jungs und äh, Männer, ihr müsste in die linke, da schließt sich dann jeder in einer dieser kleinen Kabinen ein und zieht sich dort die Badehosen an. Wir Mädchen gehen in das rechte Häuschen, da sind unsere Umkleiden. In fünf Minuten treffen wir uns wieder davor. Alles klar?“
Etwas überfordert nickten die Mittelerdler und mithilfe meiner Mitbewohnerinnen zerrten wir sie in Richtung der Umkleidehäuschen. Die sechs verschwanden also in dem linken und wir in dem rechten. Außer uns war zum Glück niemand da drin, weswegen wir uns ungestört untereinander unterhalten konnten, während jeder sich in seiner eigenen Kabine umzog.
„Jetzt bin ich aber mal gespannt auf Thrandy und Leggy mit ihren tollen Badehosen“, prustete Alice.
„Oh ja, ich auch“, pflichtete ich ihr bei, während ich mich meines T-Shirts und meiner Hose entledigte.
„Denkt ihr, die haben wirklich alle ein Sixpack, wie in den ganzen Fanfictions?“
„Boah Linda“, kam es einstimmig von allen anderen.
„Was denn?“
„Bestimmt haben die Sixpacks, die haben ja den lieben langen Tag nichts anderes zu tun als Orks abzuschlachten“, fachsimpelte Alexa trocken, gleich darauf war zu hören, wie sich die Tür ihrer Umkleidekabine öffnete und wieder schloss.
Auch ich hatte mittlerweile meinen dunkelgrünen Bikini an, sammelte mein Zeug zusammen und stand zehn Sekunden später im Vorraum dieses Umkleidehäuschens, wo Alexa in ihrem blauen Bikini bereits wartete.
Auch die restlichen beiden, die weiterhin über die Sixpacks der Mittelerdler am Philosophieren waren, waren nicht viel später fertig; Linda trug einen gelben Bikini, wobei sie gefühlt der einzige Mensch auf dieser Welt war, dem gelb wirklich gut stand und Alice hatte einen schwarzen Badeanzug mit Rückenausschnitt an. Nice.
Wir begaben uns also mit unseren Schuhen und Klamotten im Arm wieder nach draußen, wo nur Bilbo schon auf uns wartete. Und da soll noch einer sagen, Frauen bräuchten so lange zum Umziehen…
Der Hobbit stand ein bisschen verloren in der Gegend herum und sah in den Lightning McQueen-Badeshorts besser aus als jeder zehnjährige Junge. Als er uns jedoch aus dem Umkleidendings herauskommen sah, veränderte sich seine Gesichtsfarbe schlagartig zu dunkelrot und er drehte sich beschämt weg.
„Es tut mir leid, ich ähm… wollte nicht…“
„Alles gut, Bilbo“, lachte ich. „Das mag für euch wahrscheinlich erstmal befremdlich wirken, aber ich kann dir versichern, in Deutschland gehen die meisten Leute so leicht bekleidet schwimmen. Ist schon okay.“
Tatsächlich drehte der Hobbit sich wieder zu uns um und hatte zumindest nicht mehr dieselbe Farbe wie seine Badehose, aber einen leichten Anflug von Röte in seinem Gesicht konnte er dennoch nicht verbergen und schien großes Interesse an einem herumliegenden Stein zu finden, um uns ja nicht anschauen zu müssen.
Also entweder fand er uns hässlich, oder er wollte einfach respektvoll sein und uns nicht anstarren. Ich tippte eher auf das Zweite und könnte jetzt mal wieder ausrasten, wie weil Bilbo so süß war. Aber das erspare ich euch jetzt einfach mal.
Als nächstes kamen die Elben aus den Umkleiden, und während Thranduil keine Miene verzog und versuchte, in seiner Sexy-Badehose so würdevoll wie möglich auszusehen, kam Legolas dem Beispiel des Hobbits nach und wurde etwas rot im Gesicht, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob das an seiner wunderschönen Badehose oder an unserem Auftreten in Bikini und Badeanzug lag.
Auch Fili und Kili stießen kurze Zeit später zu uns und es war ziemlich offensichtlich, dass sie bemüht waren, uns nicht anzugaffen. Deshalb schlossen sie sich Bilbo an, den Stein auf dem Boden zu beobachten. Wow. Linda unterdessen gab sich im Gegensatz zu den Zwergenbrüdern überhaupt keine Mühe, nicht zu starren.
Wie vorhergesagt, hatten sowohl die Elben, als auch Fili und Kili jeweils einen Haufen Bauchmuskeln und wie ich in weiser Voraussicht bereits mehrmals in den letzten Kapiteln geweissagt habe, schien besonders der blonde Zwerg es meiner Freundin ziemlich angetan zu haben.
„Pass auf, dass du nicht sabberst“, grinste Alexa und Linda sah sie empört an. Fili und Kili grinsten sich an, Bilbo und Legolas sahen weiterhin so aus, als wollten sie im Erdboden versinken. Ich beschloss, zu versuchen, das Eis etwas zu brechen.
„Wo ist denn eigentlich Thorin?“
„Er war eigentlich in der… Umkleidekabine neben mir“, sagte Bilbo, gleich darauf wurde sein Gesichtsausdruck etwas panisch. „Was, wenn in seiner Kabine ein Tor zurück nach Mittelerde war und er nun weg ist?“
„Kann natürlich sein, bezweifle ich allerdings stark“, gab ich meine Meinung dazu ab und ging, ohne auf irgendwelche Regeln zu achten, einfach in dieses Umkleidehäuschen der Männer. So lange nicht auf einmal ein nackter Zwergenkönig vor mir stand, war mir das ziemlich egal.
„Jo Thorin, bist du noch da?“
„Hmm“, kam es aus der letzten Kabine.
Ich ging weiter nach hinten durch und blieb vor seiner Tür stehen. „Is alles gut da drin, oder passt die Badehose nicht oder sowas?“
„Das schon, ich trage sie bereits, aber…“ Der Rest seines Satzes endete in einem Nuscheln, das ich traurigerweise nicht verstand. „Was?“
„Ich krrrg dhhh Trrr nrchhht fff…“
„Könntest du das nochmal deutlich wiederholen?“
„Ich krieg die Tür nicht auf…“, murmelte der Oberzwerg und es war deutlich der peinlich berührte Unterton in seiner Stimme zu hören. Oh je, der Arme.
Bemüht, ihn nicht auszulachen, versuchte ich also, ihn aus der Umkleidekabine zu befreien.
„Siehst du dieses runde Ding an der Tür, das aussieht wie ein Türknauf?“
„Mhm.“
„Okay, an sich müsste die Tür aufgehen, wenn du das nach links drehst.“
„Ach so, ich hab immer nach rechts gedreht…“
Gleich darauf öffnete sich tatsächlich die Tür der Kabine und Thorin kam mit seinen Habseligkeiten und in Badeshorts daraus.
„Dankeschön“, nuschelte er in seinen Bart und war wohl viel zu peinlich berührt, damit er wie seine Kollegen vorher bei meinem Anblick im Bikini irgendwie rot werden konnte oder sowas. Oder es juckte ihn einfach nicht, mir auf jeden Fall egal.
„So, dann los, die warten schon alle auf uns.“
Damit hatte ich den ehrenwerten König unter dem Berge aus dem Häuschen-Dings gezogen und stand jetzt wieder draußen bei allen anderen.
„Was war los?“, wollte Alice wissen.
„Och, nur Probleme mit den deutschen Türen, das Schloss von Thorins Umkleide war irgendwie kaputt und ist nicht mehr aufgegangen und dann musste ich das von außen aufdingsen...“, erfand ich sozialerweise schnell irgendwas, um nicht Thorin zu demütigen, weil er zu doof gewesen war, die Tür aufzusperren. Was bin ich doch wieder nett.
Der Oberzwerg sah mich tatsächlich dankbar an, dass ich ihn nicht vor seinem Erzfeind Thranduil bloßgestellt hatte und ich grinste leicht zurück. Auf jeden Fall verfrachteten wir jetzt alle unsere Sachen in den Bollerwagen, den wir tatsächlich hatten mit rein nehmen dürfen, bevor wir uns auf den Weg den Hang runter zum Ufer machten, um uns einen geeigneten Platz für unsere Picknickdecke zu suchen.
„Ich will in den Schatten“, verkündete Kili, der vorauslief und den Bollerwagen zog. Fili bekräftigte die Aussage seines Bruders mit heftigem Nicken.
Aber irgendwie war den beiden Durinssöhnen keine der ewig vielen freien Stellen gut genug und wir mussten erstmal um den halben See herumlaufen, bevor sie endlich mal zufrieden waren und wir unsere Picknickdecke ausbreiten konnten.
Aber eigentlich war der Platz, den sie ausgesucht hatten, dann ja auch ganz schön; wir befanden uns unter einer ziemlich alten Trauerweide, deren Zweige fast bis auf den Boden hingen. Da das Geäst nicht vollständig dicht war, fielen vereinzelt einige Sonnenflecken hindurch und in den Bäumen um uns herum zwitscherten die Vögel.
„Es ist wirklich schön hier“, befand auch Legolas, der, wenn man den Schriftzug auf seinem… Hinterteil nicht sehen konnte, tatsächlich eine ziemlich gute Figur in seiner Badehose machte.
Sein Vater pflichtete ihm bei und ließ sich dann sofort auf der Picknickdecke nieder, von wo er sich den mitgebrachten Fresskorb aus dem Bollerwagen angelte, den wir neben unserem Liegeplatz geparkt hatten. Irgendwie hatte ich den starken Verdacht, dass er einen Teil seines neuen Weinvorrats mitgebracht hatte…
Aber ich wollte mal nicht so sein und ließ ihn; während der Elbenkönig also darauf bestand, noch etwas liegen zu bleiben und sich das mit dem Schwimmen gehen erst später vielleicht mal zu überlegen, rannten wir anderen alle aufgeregt die zehn Meter bis zum Ufer herunter.
Naja, also wir Mädchen und die Zwerge rannten, Legolas joggte locker hinterher, der arme Bilbo wurde von Fili und Kili mitgeschleift und Thorin folgte gemächlich in einigem Abstand.
Meine Freundinnen und ich waren bereits am Ufer angekommen und standen mit den Füßen im seichten Wasser.
„Brr, kalt“, machte Linda.
In diesem Moment fegten laut jubelnd und schreiend die Zwergenbrüder an uns vorbei, zwischen sich hatten sie Bilbo genommen, der mit seinen viel kürzeren Beinen kaum hinterher kam und sich ein paar mal fast hingelegt hätte, während er in Dauerschleife „Oh nein“ sagte.
Oh oh. Ein lautes Platschen ertönte, als die Zwergenbrüder mit dem armen Hobbit im Schlepptau in den See sprangen.
„FILI UND KILI, SÖHNE VON DÌS!“
Gleich darauf donnerte Thorin, der jetzt irgendwie beträchtlich an Tempo zugelegt hatte, ebenfalls an uns vorbei.
Mit offenen Mündern betrachteten wir also, wie der epische König unter dem Berge Thorin Eichenschild mit einer Arschbombe ins Wasser sprang, zu seinen Neffen schwamm und die beiden ordentlich zusammenschiss, wobei ich sehr stark vermutete, dass es darum ging, dass sie Bilbo einfach mit sich gezogen hatten.
Oh mein Gott. Legolas, der mittlerweile ebenfalls bei uns angekommen war, watete ohne die Spur eines Kälteempfindens einfach zügig ins Wasser, der Sexy-Schriftzug glitzerte in der Sonne. Nach einiger Zeit folgten auch Alice und Alexa ihm und Linda und ich, die beiden Weicheier, brauchten natürlich zehnmal länger.
„Eyo, Ida“, machte meine Mitbewohnerin auf einmal.
„Was ist?“, fragte ich und war gerade sehr damit beschäftigt, nicht bei jedem Schritt, den ich weiter ins kalte Wasser machte, „Au“ zu sagen, weil der Grund des Sees mit sehr vielen spitzen Steinen bedeckt war.
„Ich will ja nichts sagen… aber Kili guckt dir auf den Arsch…“
Och ne.
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Jaa, die Mittelerdler im Waldbad. Ob das was wird? Ich weiß, ich bin spät dran mit dem Upload, aber hey, wenigstens noch pünktlich. Man liest sich :)