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The Attraction of Opposites

von xExelx
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Erotik / P18 / Het
Boruto Uzumaki Himawari Uzumaki Inojin Yamanaka Kawaki Mitsuki Sarada Uchiha
15.01.2023
31.05.2023
34
129.608
17
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Dieses Kapitel
4 Reviews
 
05.03.2023 3.297
 
Akt 1 #09 – Kiris Strände – Zwei Seiten einer Medaille


Ihre Augen klebten an ihm.
Nicht nur ihre, das musste man dazu sagen, doch Sarada war es beinahe unangenehm, dass sie wie die Jungs zuvor gaffte.
Doch wer würde es ihr verübeln?
Niemand, erst recht nicht die Mädchen um sie herum, die mit leichten Seufzen und verträumten Ausrufen den Mitschülern beim Surfen zusahen.
Die Aussagen neben ihr häuften sich von Schau dir diese Beine an über  Den schnapp ich mir bis hin zu sehr vulgären Ausschweifungen und Plänen, die die jungen Frauen um sie herum schmiedeten, im puren Bestreben diese Nacht definitiv nicht alleine auf ihrem Zimmer zu verbringen.
Sarada versuchte wirklich nicht hin zu hören, doch die geladene Stimmung auf beiden Seiten der Geschlechter war omnipräsent.
Am Ende waren sie doch nur die zwei Seiten derselben Medaille.

Frauen waren nicht besser – ganz im Gegenteil.
Frauen waren... subtiler
Manche waren süß mit ihren Schwärmereien, andere dagegen manisch, beinahe obsessiv.
So auch Eida, von der sie wusste, dass sie anstrengend werden würde.

Manisch und obsessiv waren praktisch ein Doppelname, den sich diese Frau als Zweitnamen zu eigen gemacht hatte.
Eida Manisch-Obsessiv.
Beinahe wie ein Adelstitel für die Beschreibung einer Verrückten, verrückt nach dem Adoptivbruder des Hokage, der in ihr nichts sah außer einer aufdringlichen Zicke.

Seufzend ließ Sarada ihren Blick wieder auf ihre Füße schwenken.
Nur ganz kurz, um sich zu sammeln.
Schneller als ihr lieb war fixierten sie sich aber wieder auf der blonden Plage, die gerade knietief im Wasser stand und mit Iwabee und den anderen Jungs einen Wasserball umher schlug.

Sarada war eine logische Frau.
Sie konnte seine oberflächliche Attraktivität nicht kleinreden.
Objektiv stimmten alle Aussagen ihrer Kolleginnen von A bis Z, sei es das gesamte Repertoire von attraktiv bis zuversichtlich oder nur einzelne zusammenhanglose Schwärmereien.
Seine von sich überzeugte Art war wohl für viele ihrer Freundinnen anziehend.

Sie selbst bemerkte hingegen wie ihre Augen immer wieder seine fanden, mit purer Erleichterung von ihrer Seite aus, dass er ihre Blicke nicht zu bemerken schien.

Schnaubend wand sie den Blick ab.
Seine blauen Augen hatten sie früher schon immer fasziniert.
Sein Blick, wenn er ihr sagte, dass sie aus sich herauskommen sollte und sich öffnen sollte.
Es waren diese blauen Augen gewesen, die ihr Mut gemacht hatten, wodurch sie so tolle Freunde wie Chocho gefunden hatte.
Immerhin war er damals ihr bester Freund.

Sie ließ sich rücklings auf ihr Handtuch sinken, während sie das Gelaber um sich herum versuchte zu ignorieren.
Seien es die aufgeregten Mädchen, die wie eine Hühnerscharr um sie herum schnatterten, oder die Jungs, die sich wie paarungswillige Gockel aufplusterten und ihren lächerlichen und lauten Balztanz abzogen, in der Hoffnung heute die Körperwärme eines anderen zu nutzen, um sich besser und bestätigt zu fühlen.
Ihre eigenen Augen schwangen über die anderen Männer.
Eventuell würde ihr eine Ablenkung ganz gut tun?
Sie vergrub ihr Gesicht unter einem Arm, blockierte das Sonnenlicht auf ihrem Gesicht und seufzte.
Diese Klassenfahrt würde ihr noch den letzten Nerv rauben.

Boruto eilte mit schnellen Schritten zur Strandbar, er war durstig, die Sonne knallte unaufhörlich auf sein Gesicht und er vermutete langsam, dass er sich Sonnencreme bei Mitsuki leihen müsste, denn dieser schien eine zu haben, die jegliche Einwirkung des brennenden Objekts über ihnen zunichte machte.
Dieser Typ schwitzte nicht, lächelte dauerhaft und war weiß wie der Blonde selbst, wenn er sich mindestens die gesamten Sommerferien in seinem Zimmer eingesperrt und gezockt hätte.
Ein Mysterium.

Sich selbst von den Mädchen um ihn herum abzulenken war überraschend einfach, auch wenn er ihre Kommentare sehr wohl hören konnte.
Fühlten sich so Frauen?
So unangenehm dabei?
Wie ein...Objekt?

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er eine weiche Hand auf seinem Unterarm spürte.
Er saß noch keine zwei Minuten auf dem Hocker an der Bar, ehe sich eine an ihn heranpirschte.
„Na Boruto“, schnurrte sie beinahe in sein Gesicht.
Zu nah.
Diese Schülerin war ihm viel zu nah.
Er zog seinen Arm ein Stück zurück, lockerte ihren Griff darum.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte er höflich und nahm sein bestelltes Getränk entgegen.
„Oh, also zuerst habe ich mich gefragt was ich für dich tun könnte, hm?“, fragte sie mit einem leichten Unterton, der normalerweise eine angenehme Wärme in ihm entfachen würde, doch heute fühlte er sich nicht danach.
Boruto fühlte sich da überhaupt nicht nach.

„Danke, aber nein danke“, erwiderte er sofort und führte das Glas an seinen Mund.
„Ach komm schon, willst du der einzige sein, der heute Nacht alleine ist?“, fragte sie nochmal deutlicher und presste ihren Oberkörper nah an seinen Arm.
Brüste waren etwas feines, dagegen würde der Blonde niemals etwas sagen.
Doch heute fühlte er nichts dabei, seine Gedanken hingen noch immer an Saradas und Kawakis Schauspiel, dieses Mysterium zu lösen erschien ihm an diesem Tag deutlich wichtiger als eine zufällige Schülerin flachzulegen.
„Ich vermute, dass das die Bedeutung von Einzelzimmer impliziert, findest du nicht?“, fragte er im Gegenzug und nahm Abstand zu ihr.
„Aber...“, fing sie erneut an und dem Blonden reichte es.
Wenn Frauen sich wirklich immer so fühlten, wenn sie unaufhörlich angegraben wurden, dann hatte er noch mehr Mitleid mit ihnen als ohnehin schon.
Es ging nicht darum, dass Frauen sich nicht selbst wehren könnten, doch man wurde schlichtweg müde sich ständig zu verteidigen.
„Ich habe nein gesagt.“
„Die anderen würden sich freuen, wenn ich...“
„Was die anderen tun, ist mir wirklich egal. Du bist einfach nicht mein Typ. Außerdem bist du auch überhaupt nicht interessant.“
„Bitte was?“, fragte sie nun scharf und ließ ihre Fassade fallen, sah ihn mit durchbohrenden Augen an.
Boruto machte eine abfällige Geste mit der Hand und startete seine Erklärung.
„Weißt du wenn etwas neues auf den Markt kommt dann wollen es alle haben, aber umso mehr es dann schlussendlich haben...macht es weniger erstrebenswert, weißt du?“
„Hast du mich gerade eine Schlampe genannt?“, schnitt sie nun herein und Boruto konnte die aufkeimende Wut nun hören.
„Das hast du interpretiert, nicht ich. Geh mit deinen lahmen Versuchen woanders hin“, grunzte er.
„Und ich dachte mit dir kann man ein bisschen Spaß haben“, zischte sie, warf sich demonstrativ die Haare über die Schulter und entfernte sich schnell von ihm.

Boruto seufzte und nippte wieder an seinem Glas.
Warum mussten ihm heute beide Geschlechter mit derselben Attitüde auf den Wecker gehen?
Sex war toll und an Sex war nichts falsches.
Trotzdem musste er ja nicht jede erste Gelegenheit dafür ergreifen.
Wenn er sich weniger auf seine Erfolge im Bett und mehr auf seine schulische Laufbahn konzentriert hätte, würde er sich jetzt nicht wie ein dummes Stück Scheiße fühlen.
Der Lernstoff frustrierte ihn.
Und...
….die Situation frustrierte ihn auch.

Mitsuki hatte ihn noch ein bisschen aufgezogen und etwas von Ist doch nichts schlimmes dran gemurmelt, ehe er sich wieder in den Schatten verzogen hatte und vor sich hindöste.
Doch Borutos Kopf fühlte sich wie eine Achterbahn an.
Er drehte den Kopf und verfolgte die junge Frau, die sich eben offensichtlich an ihn heran geworfen hatte.
Normal war er solchen Momenten sicherlich nicht abgeneigt, doch Mitsuki hatte seinen Kopf definitiv in die falsche Richtung gelenkt.

Aber...
….er und Sarada?

Diese Frau würde ihn bei erster Gelegenheit auslachen, wenn er auch nur versuchen würde sie in sein Bett zu bekommen.
Boruto grunzte belustigt und leerte sein Glas.
Außerdem waren das Gedanken, die er überhaupt nicht haben sollte.
Sarada hasste ihn und sie war eine unerträgliche Zicke!
Unabhängig davon, dass das genau die Umstände waren, die einen aufgeregten Puls auslösten, dass er sich eventuell für all die Male revanchieren konnte, die sie ihn fest auf eine Sportmatte gepinnt hatte, ein gehässiges Lächeln sowie einen schnippischen Kommentar über seine Niederlage auf den Lippen.

Es war nicht so, dass der Blonde das erste Mal solche Gedanken hatte.
Tatsächlich hatte er Anfang der Pubertät oft solche Gedanken über seine beste Freundin.
Zum Himmel sie waren jung und waren damals unzertrennlich gewesen.
Natürlich war sie damals die erste Frau, die ein Unwohlsein in ihm ausgelöst hatte, denn jeder Gedanke in eine versaute Richtung hatte sich schlicht falsch angefühlt.
Dieser Umstand schien sich geändert zu haben.


Mit einem lauten Knall haute er ein paar Stunden später sein Handtuch gegen die Kleiderhaken im Badezimmer seines Zimmers.
Er liebte Strände, das Meer und die Sonne und doch war die Kombination aus klamm nass und voller Sand einfach widerlich, sodass er mindestens zehn Minuten duschen benötigte, um noch das kleinste Fitzelchen Sand aus seiner Frisur zu bekommen.

Nur wenig später fand er sich in dem Gemeinschaftsraum wieder, in dem seine Freunde angestrengt diskutierten und bereits ein paar Becher zu viel gekippt hatten.
Mittendrin Sarada und Chocho, die lachten, während Iwabee eine Geschichte erzählte, mit ausladenden Bewegungen, sichtlich angetrunken und die beiden Schülerinnen strichen sich irgendwann die Tränen aus den Augen.
Entgegen seines Kommentars am Strand, schien Iwabee doch sehr human und nett mit den Frauen umzugehen.
Stumm setzte er sich auf die Couch, während die Mädchen und Iwabee vor ihm auf den Boden saßen.
„Boruto! Altes Haus!“, atmete ihm sein Kollege entgegen und reichte ihm sofort ein Bier.
„Ich hab dich mit der Kleinen gesehen, na? Naaaaaaaa? Heute schon was vor?“
Bei der Erinnerung würgte der Blonde innerlich und schüttelte dann den Kopf.
„Man muss ja nicht das erstbeste nehmen, das sich anbietet“, lachte er heiser und fing sich einen unverständlichen Blick ein.
„Naja, je weniger Aufwand desto besser, oder nicht?“, murmelte der Braunhaarige und nippte an seinem nächsten Bier.
„So denke ich vielleicht bei der Schule, aber doch nicht bei Frauen“, erwiderte er und begann ebenfalls zu trinken.
„Urgh also wirklich ein Gentleman, schockierend“, brumme Metal neben ihm und klopfte ihm auf die Schultern.

Chocho lachte hell vor ihnen und drehte ihr Glas nachdenklich in der Hand herum.
„Ihr seid echt Idioten“, grunzte sie und drehte dann den Kopf.
„Ich werde euch nach dem Schuljahr wirklich alle vermissen“, seufzte sie traurig und lächelte dann geschlagen.
„Aber erstmal das Jahr überleben.“

„Ich hab echt keine Lust mehr, dieser Hatake ist wirklich gut, doch mir raucht irgendwann der Kopf bei seinem Tempo“, jaulte Iwabee leise.
„Und dazu noch dieses Projekt und Clubaktivitäten. Meine Beine tun nur weh, wenn ich ans Training denke.“

„Wenn ihr euch letztes Jahr mehr angestrengt hättet, würdet ihr jetzt nicht so leiden müssen“, gab Sarada als Kommentar ab, die bisher eher ruhig gewesen war.
„Kann sich ja nicht jeder wie Boruto durch das Projekt tragen lassen“, murmelte Iwabee zurück.
„Dann hätte ich auch mehr Zeit für den Rest“, verteidigte er sich weiter.
„Ey! Ich tue auch etwas für dieses Projekt“, brachte der Blonde sofort in die Diskussion ein und verschränkte die Arme.
„Und wir sind alle extrem schockiert darüber“, murmelte Sarada belustigt und legte vor ihm ihren Kopf in eine Hand.
„Kann ja nicht jeder nur für seine Schulnoten leben, so wie du“, schmetterte er heraus und beugte sich ein Stück zu ihr vor.
„Ich habe genug andere Sachen zu tun“, erwiderte sie.
„Das nennt man Ehrgeiz“, ergänzte sie und stellte ihr leeres Glas ab.
Wütend biss er die Zähne aufeinander.
Er würde sich jetzt sicherlich nicht outen und zugeben, dass er sich mehr anstrengte als all die Jahre zuvor, am Ende hielt man ihn auch für so einen bescheuerten Streber.
„Das nennt man Arroganz.“
„Solang es mich an mein Ziel führt, kannst du es gerne nennen wie du möchtest. Vielleicht solltest du dir davon etwas aneignen.“

Die Diskussion war so ziemlich das erste Gespräch, das sie seit knapp einer Woche führten und natürlich war es mal wieder beinahe eine Eskalation.
Was hatte Boruto sich auch gedacht, dass es mal was anderes wäre als genau das

Sie kamen einfach nicht mehr miteinander aus.
Ihre Freundschaft war tot und so langsam sollte er das ja wohl akzeptieren.

„Ich weiß nicht mal warum du dich in allem so anstrengst! Gerade im Sport! Wie oft trainierst du bitte? Es ist ja nicht so als würden deine Eltern zum Zugucken kommen. Das haben sie noch nie getan, es war immer einfacher dich für ihre Reisen und Urlaube bei uns abzusetzen!“, rief er irgendwann wütend aus.
Gespannt wartete er auf ihr Comeback, doch ihre Reaktion war eine völlig andere als er erwartet hatte:

Langsam drehte sich Saradas Gesicht zu ihm herum, ein mehr als verletzter Ausdruck in ihrer Mimik.
Wenn er zunächst wütend und gereizt auf eine Antwort gewartet hatte, dann wartete er nun panisch auf diese.
Der Wandel kam schnell, wie in sein Gesicht geschlagen und er wusste:
Er war in das falsche Fettnäpfchen getreten.

Saradas Mund formten Worte, er sah dass sie überlegte ob und was sie sagen sollte.
Er hatte mit vielem gerechnet, doch nicht, dass ihr Gesicht neutral blieb, während aus einem Auge die Tränen anfingen zu rollen.
„Du bleibst ein blödes Arschloch“, wisperte sie und stand beinahe sofort auf, strich sich mit einer Hand die Tränen aus den Augen und sprintete aus dem Raum.
„S-Sarada!“, rief er hinterher und wurde danach wütend von Iwabee herumgewirbelt.
„Alter, was ist bitte in dich gefahren?“, motzte dieser sofort.
„W-Was? Ihre Eltern sind so! Ich kann nichts dafür, dass die Wahrheit wehtut!“, rief er ungläubig aus und stockte, als er die Ausdrücke der anderen sah.
Chocho senkte den Blick.
„Boruto... Saradas Eltern sind in einem Einsatz direkt an der Front. Auf der Grenze zum Erdreich.“
Die Aussage schlug ihm direkt in den Magen, das Zimmer drehte sich und er öffnete geschockt den Mund.

Saradas Eltern waren seit Jahren nicht im Einsatz gewesen.
Sie kümmerten sich um Veterane wie sie es selbst welche waren.
Sakura medizinisch und um deren Psychen und Sasuke setzte sich mittlerweile für Rückkehrer ein, die oftmals im Kampf ein Körperteil verloren hatten und nun auf Protesen angewiesen waren, so wie er selbst.

„Sie sind doch aus dem aktiven Dienst ausgeschieden“, brachte er gebrochen heraus, doch seine Freunde schüttelten den Kopf.
„Dein Vater, er wollte die Konflikte endlich beheben, also sind Saradas Eltern geschickt worden zu den Verhandlungen, du weißt dein Vater vertraut den Uchihas am meisten. Doch die Tsuchikage lässt sich einfach nicht auf Verhandlungen ein...der Kampf ist vor Monaten erneut ausgebrochen. Deswegen...“
Chocho atmete tief durch ehe sie zuende sprach.
„...deswegen sind die beiden bereits seit fast einem halben Jahr nicht mehr in Konoha gewesen.“

Ihm wurde schlecht.
„Ich sollte nach ihr sehen“, murmelte die Orangehaarige und war im Begriff aufzustehen, als Boruto sie wieder an den Schultern herunterdrückte.
„I-Ich muss mich erst entschuldigen“, brachte er heraus, ehe er sich herumdrehte und ebenfalls mit schnellen Schritten aus dem Raum lief.
„Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist...“, hörte er noch Chochos Bedenken, ehe er abwinkte und um die Ecke verschwand.

Sie kamen vielleicht nicht miteinander aus, doch das hieß nicht, dass er sie so bloßstellen musste.
Boruto wusste doch, dass das Verhältnis von Sarada zu ihren Eltern schwierig und distanziert war, gerade zu ihrem Vater, der in der Streitmacht schon gedient hatte, als die Uchiha ein kleines Mädchen war.
Dass die Situation nun noch bescheidener war, als er sich gedacht hatte, ließ ihn sich wirklich wie ein Arschloch fühlen.
Der Blonde hatte es nicht gewusst, das bedeutete jedoch nicht, dass man sich so verhalten musste.

Auf dem Flur zu ihren Zimmern sah er sie.
„S-Sarada!“, rief er den Korridor entlang und fing wieder an zu laufen.
„Lass mich in Ruhe“, keifte sie zurück ohne sich umzudrehen.
„Hör mir doch erst mal zu!“
„Ich bin es leid, dir zuzuhören. Dir zuzuhören war schon immer ein Fehler gewesen!“
„Jetzt komm schon...“, erwiderte er, ehe er eine Hand auf ihrer Schulter platzierte und sie aufgebracht zu sich herumdrehte.

Und das sollte heute sein zweiter Fehler gewesen sein.

Mit einer fließenden Abwehrreaktion packte sie seinen Arm und ließ ihr eigenes Gewicht nach hinten fallen, während er aus Überraschung die Balance verlor.
Er wusste wie das endete, sie hatten das im Training so oft gemacht und instinktiv rollte er ihr entgegen, ließ sich bereitwillig über sie werfen.
Er landete unsanft auf dem Rücken, was besser war als mit dem Kopf gegen den Boden zu krachen und nur einen Herzschlag später war Sarada mit einer Rückwärtsrolle, die ihr eigenes Momentum abfing, auf seinem Brustkorb, einen Unterarm fest gegen seine Kehle, ein wilder Ausdruck in ihrem Gesicht.

„Ich hab gesagt du sollst mich in Ruhe lassen“, wiederholte sie, deutlich ruhiger als ihre rot geschwollenen Augen vermuten ließen.
Sie war aufgebracht.
Und sie war verletzt.

Ihre Eltern waren ihr wunder Punkt, das wusste er doch eigentlich am Besten.

Kurz war es still zwischen ihnen, die Position in die sie sie beide – im wahrsten Sinne – katapultiert hatte wurde ihr schlagartig bewusst.
Sarada saß mit gespreizten Beinen auf seinem Brustkorb, den Unterarm noch immer quer über der Kehle und Schulter des Blonden.
Es war ein Kampfinstinkt gewesen, geschärft von der ankommenden Gefahr und der plötzlichen Berührung, die ihren Kopf blank gesetzt und ihren Körper beinahe automatisch bewegt hatte.

Sie hatte diese Bewegung die letzten Wochen so oft mit Kawaki trainiert und nie hatte es gleichzeitig dieses Unwohlsein gepaart mit einer Aufregung in ihr ausgelöst.
Der Zorn war noch präsent, blubberte von ihrem Magen aus und doch schlich sich ein anderes Gefühl in ihre Gliedmaßen.
Nur über dieses nachdenken wollte sie nicht.

„Gerade du...“, brachte sie gebrochen heraus.
Gerade er hatte solch einen Kommentar gemacht.
Ihr ehemaliger Freund, der sie immer getröstet hatte wenn ihre Eltern wieder für eine Dienstreise oder eine Veteranenkonferenz abgereist waren, oftmals mitten in der Schulzeit, die sie selbst dann bei den Uzumakis verbracht hatte.
Die Zeit hatte sich dadurch weniger schlimm angefühlt.
Ausgerechnet er war fähig gewesen solch eine Bemerkung fallen zu lassen.

„Es tut mir leid, okay?“, brachte er beinahe reflexartig heraus und ihr Ausdruck wurde automatisch sanfter.
Sie lockerte den Arm auf seinem Hals und schluckte selbst.
Sarada hörte, dass die Entschuldigung ernst war und das reichte für diesen Moment.
„Okay“, hörte sie sich selbst sagen und wollte sich aufsetzen, um sich von ihrem ehemaligen besten Freund zu lösen, doch seine Arme griffen reflexartig nach ihrer Hüfte, hielten sie in Position auf seinem Oberkörper und er sah sie ernst an.
Die Berührung jagte einen Schauer über ihr Rückgrat und sie atmete scharf ein.
„Red mit mir“, bat er leise und Saradas Körper verfiel in eine automatische Abwehrhaltung, verkrampfte sich und sie biss sich auf die Unterlippe.

Mit ihm reden?
Ausgerechnet mit ihm?

Sie waren die absoluten Gegensätze!
Sarada war stringent und zielstrebig, er war sprunghaft und orientierungslos.
Er mochte Ananas auf seiner Pizza, sie würde ihm dafür gerne den Kopf in eine Toilette stopfen.
Die Schwarzhaarige präferierte Tee, Boruto funktionierte ohne Kaffee in der Früh nicht.
Sie mochte Süßes, er mochte Scharfes.
Der Blonde war offen und gutherzig, sie selbst war verschlossen und unsicher.
Sie waren beides Menschen und doch so verschieden wie die beiden Seiten der gottverdammten selben Münze.

Die Liste würde unendlich so weitergehen.
Das waren unumgängliche Fakten.
Sie waren sich gegensätzlich, doch sie ergänzten sich nicht.

Unter den Umständen hatte keine Freundschaft mehr für sie funktioniert.
Seit dem Tag vor drei Jahren, war Sarada zu dem Schluss gekommen, dass sie loslassen sollte, das es keinen Sinn mehr machte in seiner Nähe zu sein.  
Ausgerechnet dem Menschen, dem sie am meisten vertraut hatte und der sie am besten kannte.
Sie war nicht bereit ihm wieder zu vertrauen.
Warum konnte ihre Anziehung nicht einen Bogen um diesen Mann machen, der sie eisern im Griff hielt, anscheinend nicht gewillt war loszulassen bevor er Antworten auf seine Fragen bekommen hatte, die sie unter allen Umständen nicht beantworten wollte?

Der rasende Zug an Gedanken wurde unterbrochen, als sie eine ruhige Stimme hinter sich vernahmen.

„Gibt es hier ein Problem?“, raunte Kakashi durch den Flur und reflexartig ließ Boruto sie los, woraufhin Sarada direkt kerzengerade stand.

„Nein, Sensei. Wir waren hier gerade fertig“, sagte Sarada und knallte mit einer heftigen Bewegung ihre Zimmertür auf und wieder zu, hinterließ einen Blonden, der verärgert seine Fäuste auf dem Boden ballte.
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