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Sommer in Walnut Grove

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P16 / Het
Mary Ingalls Kendall Nels Oleson Willie Oleson
14.01.2023
16.04.2023
32
31.507
3
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14.01.2023 503
 
I


Einmal nur war es Nels Oleson vergönnt, sich vor seinen Gemischtwarenhandel zu setzen, die langen Beine in die Sonne zu strecken und einfach nichts zu tun. Und dieses eine Mal wollte er nutzen, es in vollen Zügen genießen. Der Somme war gekommen, mit ihm die großen Ferien. Drei Monate würden sie andauern. Seine Frau war mit den Kindern aufs Land gefahren – in ihre neue Erwerbung, ein Haus am See. Er hatte nicht mitwollen und sich schließlich auch durchgesetzt, indem er den Laden vorschob. Schließlich müsse jemand im Geschäft bleiben. Selbst jetzt, im Sommer, wüsste man ja nie … Nun, so gern wie er seine Familie hatte, so sehr hasste er sie auch. Angefangen bei seiner Frau Harriet, die ihn stets herumkommandierte und ihn klein redete, über seine verzogene Tochter Nellie, die, ganz der Mutter nacheifernd, ihre Allüren auslebte, kurzum, sich für etwas Besseres hielt und das Näschen, stets hochgereckt, bis hinauf in die Wolken, trug. Harriet nannte es, sich standesgemäß verhalten, schließlich entstamme sie ja einem Adelsgeschlecht. Aus welchem, das hatte Nels bis heute nicht herausbekommen können. Aber es interessierte ihn auch nicht im Mindesten. Jedenfalls empfand er das Verhalten seiner Tochter als unangemessen hochmütig. Und er schämte sich bisweilen dafür, ihr Vater zu sein. Dann war da noch Willie, der, 5 Jahre jünger als Nellie, nur Streiche im Kopf hatte und seiner Schwester nacheiferte, zugleich jedoch jenes Fünkchen in sich trug, das ihn, Nels, daran erinnerte, wie gern er doch sein Vater war: Willie besaß Humor und konnte sogar über sich selbst lachen. Miss Beadle, die Lehrerin der beiden, hatte ihm einmal gesagt, dass Willie manchmal ganz ohne ihre Ermahnung in den Schmähwinkel ging, wenn er etwas angestellt hatte. Und einmal sogar hatte er Laura, die Tochter von Charles und Caroline Ingalls aus seiner Ecke vertrieben. Sie solle sich doch bitte eine andere in der Klasse suchen. Ja, so war Willie – aufgeweckt, aber eben auch faul, bisweilen sogar frech. Leider, so dauerte es Nels, stand er unter der Fuchtel von Mutter und Tochter, sodass auch er die Nase zu hochtrug. Doch wenn ihn Nels zur Seite nahm, in den wenigen Momenten, da seine Frau nicht zugegen war, dann ließ sich auch mit ihm reden.

Nun aber waren die drei erst einmal aufs Land gereist und würden dort diese drei langen, langen Sommermonate verleben und er konnte zum ersten Mal so richtig aufatmen. Freilich würde er sie das ein oder andere Mal besuchen (müssen), doch daran wollte er nicht denken. Nein, er würde sich jetzt eine Limonade genehmigen und derweil in die Sonne blinzeln. Vielleicht würde er nachher das Geschäft schließen und im nahegelegenen Creek angeln oder baden oder … Ach, das Leben fühlte sich plötzlich so wunderbar frisch an. Vielleicht würde er ein Buch zu lesen beginnen, oder …

Noch einmal holte er tief Luft und seufzte. Das einzige, was ihn jetzt nur störte, waren die Fliegen. Oh ja, die. Aber die ließen sich, anders als seine Frau und seine Kinder, einfach mit der Hand wegwedeln. Und die Hitze, na ja, die …
 
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